Therapie für Angehörige?

laloba
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Therapie für Angehörige?

Beitrag von laloba »

Hallo zusammen,

Hätte da mal eine Frage, die mir schon seit längerem im Kopf herumschwebt... Meine Freundin leidet u.a. unter Depressionen und ist nun für ein paar Wochen in einer psychiatrischen Klinik. Anfangs hat mich das ganze sehr stark belastet, ich habe u.a. Foren und andere Ratgeber in Form von Büchern aufgesucht. Auch mit ihrem behandelnden Arzt hatte ich schon ein -wenn auch nur kurzes- Gespräch. Nur... irgendwie, ist da Bedürfnis nach 'mehr'. Auch wenn ich selbst noch nicht so weit bin, dass ich wirklich ernsthaft psychisch unter der Situation leide und auch unsre Beziehung das Ganze bis jetzt einigermaßen wegsteckt, so gibt es doch immer wieder Punkte, an denen ich das Gefühl habe, ich schaff das alles alleine nicht, ich brauche auch professionelle Hilfe.
Ist das möglich? Ich meine, sich einen Therapeut zu suchen, einfach weil man wirklich Rede-Bedarf hat und einem Treffen mit Selbsthilfegruppen oder einmalige Gespräche von Beratungs-Hotlines einfach nicht ausreichen?? Vermutlich nicht, oder? Und wenn, dann wahrscheinlich nur auf eigene Kosten.... und das scheidet bei mir schon mal gleich aus...
Bin für jede Antwort dankbar!
Einen schönen Abend euch noch,
~vagabunda~
SP2
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von SP2 »

Hallo Vagabund

Wenn du eine Lösung hast, gib mir bitte Bescheid - ich glaube mein Mann braucht das auch so langsam. Er wird mir der Situation kaum noch fertig, seine Nerven liegen blank
______________________________

"Der Gesunde hat tausend Wünsche. Der Kranke nur einen einzigen: ..wieder gesund zu werden."
chrigu
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von chrigu »

Hallo Vagabunda,

ob es eine spezielle Therapie für Partner gibt weiß ich nicht, ich glaube aber eher nicht.

Aber wenn Du psychisch leidest, dann kannst Du auf jeden Fall versuchen, einen Therapieplatz zu bekommen. Der erste Weg sollte jetzt zum Psychiater führen, damit Du mit ihm darüber sprechen kannst und die Therapie anleiern kannst.

Es geht ja nicht um normalen Redebedarf, der durch Freunde oder Selbsthilfegruppen gedeckt werden kann. Da scheint mehr zu sein und da hast Du auf jeden Fall das Recht, es mit einer Therapie zu versuchen.

Viel Erfolg!
Chrigu
Himmel2
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Himmel2 »

Hallo !

Natürlich ist es möglich. Ich bin damals einfach zu meiner Hausärztin gegangen und habe mit ihr über meine Situation geredet.Da Hausärzte viel mit depressiven Patienten zu tuen haben, hat man da ein offenes Ohr.Auf Anfrage einer Überweisung für eine Psychotherapie,folgte sofort ein JA.Bei mir war es damals auch 5 vor 12 .Ich bekam eine Überweisung und diese wurde dann für 25 Behandlungen von der Kasse genehmigt.Natürlich sind auch Paartherapien sehr hilfreich. Gerade was die Kommunikation betrifft, ist das sehr gut.Es kommt aber darauf an ,wie stabil Deine Freundin ist.

Also , nur Mut u. gehe zum Hausarzt ! Versuche es einfach !
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Liebe Vagabunda,

selbstverständlich kannst Du direkt, ohne Umwege über den Hausarzt, einen Psychotherapeuten aufsuchen.
Du wirst eine Psychotherapie von Deiner gesetzlichen Krankenkasse bezahlt bekommen.

Ohne Überweisung musst du lediglich die 10,- € Praxisgebühr bezahlen.

Liebe Goldstück, das gilt auch für Deinen Mann.
laloba
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von laloba »

Hallo zusammen und danke für die zahlreichen und aufbauenden Antworten!
Ich merke immer wieder, wie tief in mir die Überzeugung sitzt, dass das, was ich (mit-)erlebe doch alles nur halb so schlimm ist wie das, was meine Freundin durchmacht. Und doch bin ich ein wahnsinnig empathischer Mensch und ja... leide mit.
Hmm.. das einzige, was mir jetzt noch im Weg steht ist eine gewisse Hemmschwelle, eine Therapie zu machen, und zwar aus beruflichen Gründen.
Ich werde Lehrerin und vorm Referendariat muss jeder zum Amtsarzt und da wird man auf Herz und Nieren geprüft. Auch alle psychischen Leiden etc. müssen angegeben werden. Man ist verpflichtet einfach alle seine "Wehwehchen" aufzuzählen. Und ich glaube -weiß es allerdings nicht- dass man evtl. schlechte Karten hat, wenn man in psychologischer Behandlung ist... man muss schließlich belastbar sein...
Ich weiß ja nicht, inwieweit da auch differenziert wird zwischen 'eigenen' psychischen Problemen und.. ja...ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich das beschreiben würde, warum ich zum Therapeut gehe. Beziehungsprobleme sind es ja nicht, nicht die Beziehung an sich ist gestört oder so. Es ist einfach eine belastende Situation, ich hänge einfach gefühlsmäßig sehr mit drin und würde mir ein bisschen Unterstützung wünschen... *seufz*...
Wie sind eure Erfahrungen in der Arbeitswelt? Kommt jemand von euch vielleicht sogar aus der Lehrer-Welt? Würde mir unheimlich helfen, ne Rückmeldung zu bekommen.
So... nu sag ich aber gute Nacht
bis morgen
~vagabunda~
bela
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von bela »

Hallo Vagabunda,
ich möchte Dir Mut zusprechen, eine Therapie zu beginnen,w enn Du das Gefühl hast, dass DU es benötigst.
Ich habe auch einige Hemmungen gehabt, einen Therapeuten zu suchen und dann musste ich sogar meinem Arbeitgeber Bescheid geben, da dei therapiestunde während der Arbeitszeit liegt.
Ich hatte eine Heidenangst davor, abgestempelt zu werden. Ich habe auch nicht gesagt, aus welchen Gründen ich zur Therapie gehe, nur, dass es wichtig für mich ist. Und ich war sehr positiv überrascht von der Unterstützung, die ich erhalte. Ich denke, Ehrlichkeit ist immer noch der beste Weg. Das zeigt ja auch ein gewisses vertrauen gegenüber dem AG. Nunist es vielleicht doch annonymer bei einem Amstarzt. Ich weiss auch nicht, wenn Du es verschweigen würdest, ob das irgendwann rauskäme und welche Konsequenzen das haben könnte. Auf der anderen Seite, ist eine psychiotherapeutische Behandlung gleichwertig einer anderen medizinischen Behandlung. Vielleicht kannst Du die Situation mit Deiner Partnerin nur grob andeuten und sagen,d ass Du dir dafür eben professionelle Unterstützung benötigst. Ein Mediziner muss das verstehen und erkennen und nicht als mangelende Belastbarkeit sehen.
Nur Mut, es wird Dir helfen.
flocke
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von flocke »

Also ich finde Therapie vielleicht etwas übertrieben... die ist für Leute die krank sind, nicht für die, die KURZZEITIG Probleme haben... da dann doch bitte lieber eine Beratungsstelle aufsuchen...

Flocke
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Clown
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Clown »

Hallo Vagabunda,

ich bin anderer Meinung als Flocke,

ob du Therapie brauchst oder ob dir Gespräche in einer Beratungsstelle ausreichend helfen, entscheidest du allein -
und ich denke, da wirst du sicher von jedem/r Therapeuten/in bei der Klärung dieser Frage unterstützt.

Alles Gute, und magst du hier berichten, was du für dich unternommen hast? Würde mich interessieren.

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
flocke
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von flocke »

Ohne rumstreiten zu wollen und auf die Gefahr hin zu sehr zu vereinfachen... DAS, was Beratung von Therapie grundlegend unterscheidet ist, dass sobald die Probleme ihre Ursache in einer psychischen Störung haben (BEIM KLIENTEN!) ein Berater an einen Therapeuten verweisen muss.

Warum also bitte pathologisieren und jemand gleich in Therapie schicken?!


Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Clown
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Clown »

Hallo Flocke,

«...jemand gleich in Therapie schicken»

ich habe einen ganz anderen Blickwinkel als du, nämlich, aus meiner Sicht wird hier niemand irgendwohin geschickt, sondern eine Angehörige sucht ihren, ihr ganz eigenen Weg, und fragt, ob für sie, als Angehörige, die Möglichkeit einer Therapie offensteht.

Und darauf ist meine Antwort ja - und die deine?

Sowieso wird Vagabunda tun, was sie für richtig hält.
Du und ich haben unsere Sichtweise der Dinge geschildert und nicht eine absolute Wahrheit verkündet, oder siehst du das anders?

Grüße,
Clown
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flocke
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von flocke »

Klar hast du damit recht.... meiner Meinung nach wäre aber erstmal Beratung besser... aus verschiedensten Gründen...


Es ist niederschwelliger, die KK muss nicht zahlen (immerhin ist Betroffenheit an sich keine Krankheit) usw. und ja, man nimmt auch einem Kranken (der eben nicht die Wahl hat Beratung ODER Therapie) keinen Platz weg (nicht so böse gemeint wie es vielleicht klingt)


Damit will ich ja niemandem was böses... oder auch etwas ausreden... entscheiden wird das klar, jeder für sich...



Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Liebe Vagabunda,

es gibt einen weiteren Vorteil der Beratung.

Deine Krankenkasse wird nicht informiert.
Es wird keine Diagnose gestellt.

Somit kannst Du mit gutem Gewissen sagen, nie psychisch krank gewesen zu sein und nie eine Psychotherapie gemacht zu haben.

Denn die Diagnose einer Störung/Krankheit (z.B. mit der Krankheit des Partners u. denn Auswirkungen nicht klar zu kommen, ist eine Anpassungsstörung) ist Vorraussetzung für eine Krankenkassen finanzierte Psychotherapie.
Clown
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Clown »

Hallo Flocke und Bea,

Platz weg nimmt eh niemand jemandem, mit gar nie nix, das ist nur Depri-Denken, finde ich.

Ein Vorteil der Beratungsstelle wäre wahrscheinlich auch, dass man schneller einen Termin bekommt als bei einer/m Thera.

Auf alle Fälle ist dies auch eine Möglichkeit, Unterstützung, Stärkung zu finden. Angehörige halten manchmal schon eine Menge aus...

Grüße,
Clown
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gfb
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von gfb »

Hai Clown,

ein kurzer "Off topic"-Einwurf:

>nimmt eh niemand jemandem, mit gar nie nix

...die multiple Verneinung hat's dir irgendwie angetan, wie mir scheint.

Der Klassiker dazu lautet im Original so:

"Do herunt hod no nia ned koana koa Bier ned drunga..." - womit wir bei der fünffachen Verneinung wären.

Grüßle (bin dann auch schon wieder weg)

Friedrich
------------

"Warum sind wir so kalt?

Warum? Das tut doch weh!"



Erika Mann, "Die Pfeffermühle"
flocke
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von flocke »

Nun, ich finde schon dass jemand der keine psychische Störung hat, demjenigen der eine hat den Theraplatz wegnimmt, zumindest schon mal die Probatorischen Sitzungen... Viele hausärzte geben einem bei sowas direkt ne Überweisung weil sie damit nix anfangen können.. sprich man kommt ohne Diagnose... dmit die KK zahlt kommt es dann zu einer. Na bitte, wer gern psychisch krank sein will auf dem Papier...von mir aus.


Ich kenne Beratung und ich kenne Therapie... ersteres lerne ich unter anderem zur Zeit.... und ich kann sagen dass es sich wirklich so gut wie garnicht unterscheidet... der einzig große Unterscheidungspunkt ist eben der den ich schon genannt habe...

Mit einer schwierigen Situation nicht auf Anhieb zurecht zu kommen ist normal und nicht gleich krankhaft. Damit will ich ja die Belastung von Angehörigen nicht bagatellisieren, wirklich nicht, nur halte ich Therapie da für ein wenig hochgegriffen.

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
cosmo
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von cosmo »

...
BeAk

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von BeAk »

Lieber cosmo,

dann mach Dich mal auf die Psychotherapeutensuche.
luecke
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Registriert: 27. Apr 2009, 23:30

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von luecke »

Hallo an alle, ich muss zugeben, dass mich Eure Diskussion ein bisschen befremdet. Von wegen Therapieplatz wegnehmen, Krankenkasse muss zahlen, als krank abgestempelt werden. Es ist doch fehl am Platz, hier eine moralische Diskussion vom Zaun zu brechen. Vagabunda braucht Unterstützung und die Frage ist, ob eine Therapie dafür das richtige wäre und wenn ja, ob sie es bezahlt bekäme. Sie interessiert sich schließlich nicht aus Langeweile für eine Therapie. Letzteres ist beantwortet, die Kosten würden übernommen. Ob eine Therapie richtig wäre, kannst Du, liebe Vagabunda, tatsächlich nur selbst beantworten. Denn keiner außer Dir weiß, wie es Dir geht und was Du vielleicht an eigenen Problemen mit Dir rumträgst, die jetzt hochkommen. Mein Mann kämpft sich seit zwei Jahren aus seiner Depression raus. Ich persönlich würde keine Therapie machen, weil ich merke, dass ich zwar oft nicht weiß, ob ich mich ihm gegenüber richtig verhalte, aber mit mir selbst geht es mir gut. Klar, liegen manchmal (wohl eher oft...) die Nerven blank. Deswegen gehen wir jetzt den Weg, regelmäßig ganze Sitzungen bei seinem Therapeuten zusammen zu machen. Der hat mir auch direkt gesagt, mein Mann wäre ja nicht herzkrank und ich müsste kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mal was für mich tue. Das hat mir unheimlich geholfen, und ich glaube, wenn mir das ein Therapeut gesagt hätte, den ich mir selbst gesucht hätte, hätte ich es gar nicht annehmen können. Dann hätte ich gedacht, er kennt ja meinen Mann nicht und weiß nicht, wie schlecht es ihm manchmal geht. Verstehst Du, was ich meine? Die Frage ist, hast Du Probleme, die wirklich isoliert von den Depressionen Deiner Freundin sind? Vielleicht wären regelmäßige gemeinsame Sitzungen ja auch eine gute Lösung für Dich? Ansonsten würde ich es an Deiner Stelle erstmal mit einer Beratung versuchen. Wichtig ist, dass Du immer dieselbe Bezugsperson hast, die dann Eure Geschichte kennt und Entwicklungen einzuschätzen weiß. Was den Arbeitgeber betrifft: Ich kann das nicht einschätzen, es kommt sicherlich sehr auf Dein Gegenüber an, aber ich kenne Lehrer, die schon während des Studiums eine Therapie gemacht haben. Jeder trägt doch sein Päckchen mit sich rum, bei dem einen ist es halt größer als bei dem anderen. Ich glaube, das wird heute nicht mehr so dramatisch gesehen. Ich kenne mittlerweile kaum noch jemanden, der keine Therapie gemacht hat...
Liebe Grüße
Dubidu
flora80
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von flora80 »

Hallo Vagabunda,

nur ganz kurz, weil ich zur Arbeit muss:

Vor dem Referendariat gibt es keine Amtsärztliche Untersuchung, die kommt erst nach dem Ref ins Spiel, wenn es um einer weitere Verbeamtung geht. Das heißt, im Ref weiß eh niemand was. Und in der Schule weiß auch hinterher niemand was, denn die kriegen ja nichts vom Amtsarzt mitgeteilt. Was die Belastbarkeit angeht: Also, ich denke, dass jeder, der ein Ref. erfolgreich hinter sich gebracht hat, mehr als unter Beweis gestellt hat, belastbar zu sein... believe me, I'm doing it.

Es gibt allerdings bei Psychotherapie in der Vorgeschichte fast immer Schwierigkeiten mit der Verbeamtung, aber mittlerweile wird vielen Widersprüchen dann stattgegeben.

Grüße, Flora
Regenwolke
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo ihr,

@Flocke, aus meiner Sicht unterscheidet sich Beratung und Therapie schon, nämlich formal in dem Punkt, den Du selber genannt hast: Eine Therapie ist eine Behandlung von Störungen mit Krankheitswert und setzt damit eine Diagnose voraus. Davon abgesehen umfasst Beratung oft nur wenige Stunden, während eine Psychotherapie, falls erforderlich, auch relativ lang sein kann. Auch die Ziele sind unterschiedlich, Beratung zielt auf die Bewältigung von Krisen und Alltagsproblemen, Psychotherapie beansprucht eine tiefergehende Veränderung von Verhalten und Erleben eines Menschen.

@Vagabunda, wie gesagt ist die Voraussetzung für eine kassenfinanzierte Psychotherapie, dass Du eine "Störung mit Krankheitswert" hast, die behandlungsbedürftig ist. Ob diese vorliegt, entscheidet der Therapeut in den sogenannten "probatorischen Sitzungen", das sind fünf Vorgespräche, die Dir zustehen. Dein Leiden unter der Depression Deiner Freundin kann aber durchaus groß genug sein, um es als "krankheitswürdig" einzustufen und eine Diagnose dafür zu vergeben.

Wie das sich auf Deine berufliche Laufbahn als angehende Lehrerin auswirkt, weiß ich leider nicht, aber Flora hat ja schon etwas dazu geschrieben. Es gab hier auch schon Diskussionen zu diesem Thema, ich habe sie aber leider über die Suchfunktion nicht mehr gefunden.

Die Möglichkeit, Beratung in Anspruch zu nehmen, gibt es natürlich auch, in den meisten Städten gibt es z. B. Beratungsstellen der Kirchen, wo Du nicht nur einmalig, sondern auch über mehrere Stunden hinweg begleitet werden kannst. Dort könnte auch geklärt werden, ob doch eine Therapie notwendig ist. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit der Angehörigenberatung über den sozial-psychiatrischen Dienst Deiner Stadt.

Liebe Grüße,
Wolke
Kroki
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.

Beitrag von Kroki »

flora80
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Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von flora80 »

Hallo Kroki,

ah, ok. Also in NRW musste ich nicht hin. Wahrscheinlich liegt es daran, dass der Lehrermangel so extrem ist...

Lieber Gruß, Flora
Meggi

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Meggi »

@Flocke.

>Nun, ich finde schon dass jemand der keine psychische Störung hat, demjenigen der eine hat den Theraplatz wegnimmt, zumindest schon mal die Probatorischen Sitzungen... Viele hausärzte geben einem bei sowas direkt ne Überweisung weil sie damit nix anfangen können.. sprich man kommt ohne Diagnose... dmit die KK zahlt kommt es dann zu einer. Na bitte, wer gern psychisch krank sein will auf dem Papier...von mir aus.<

dies kann ich bestätigen da wird zwangsläufig eine Diagnose fällig, denn ohne sie keine Bezahlung der "Beratung" durch die KK. Dieser Umstand führt dazu dass in der Statistik und den Kosten es viel mehr psychisch Erkrankte gibt als es in Wirklichkeit sind. Leider ist auch mir erst spät (fast viel zu spät) bewusst geworden das ich als Angehörige zum psychischen "Papiertiger" gemacht wurde und somit ungerechtfertigt das Gesundheitssystem ausgenutzt habe.
Erinnere mich noch all zu gut daran wo ich den Thera in der ersten Probatorischen Sitzung fragte wie das mit der Finanzierung der, nennen wir es mal, Therapie vonstatten ginge, Antwort: "Da machen sie sich mal keine Sorgen, das sind für mich nur ein paar Federstriche", so einfach geht das wohl. Bei mir war es sehr bald so dass der Thera die Behandlung der Probleme des Angehörigen als wichtiger betrachtete (ist sicherlich angenehmer) als die des wirklich psychisch Erkrankten und die Wartelisten zu Ungunsten derer werden länger und länger.

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1243202631


grüße
meggi
Susanne.S
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Registriert: 23. Mai 2009, 01:22

Re: Therapie für Angehörige?

Beitrag von Susanne.S »

Vielen Dank Flocke und Meggi für diese Einblicke. Die Arbeitsweise der Therapeuten muss man erst mal durchblicken. Sehe die Sache jetzt aus einem anderen Blickwinkel.

@ Flocke

> Mit einer schwierigen Situation nicht auf Anhieb zurecht zu kommen ist normal und nicht gleich krankhaft. Damit will ich ja die Belastung von Angehörigen nicht bagatellisieren, wirklich nicht, nur halte ich Therapie da für ein wenig hochgegriffen.<

Ist zwar schon ne Weile her, dass du das geschrieben hast, ich habe es aber grade erst gelesen und ich muss sagen, das bringt es einfach sehr gut auf den Punkt!

Viele Grüße
Susanne
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