Wieviel Krankheit kann ein Partner ertragen

[skippie]

Hallo zusammen,

das oben ist mir eine wichtige Frage, da ich merke wie mein Partner mit mir leidet.
Es geht über chronische Leiden, ran an Depris und Selbstzweifel bis hin zur realistischen Angst vor weiteren Krankheiten.

Es ist nicht so, dass ich mir irgendwas einbilde, sondern es ist alles von Ärzten diagnostiziert.
Mein Mann steht mir bei allem unheimlich bei und gerade haben wir wieder eine schwere unsichere Warterei auf weitere Diagnose hinter uns.

Nun bekam ich letzte Tage plötzlich Fieber mit grippalem Infekt und merkte irgendwie, dass mein Immunsystem, sowie auch mein Mann nicht mehr wollen.

Er hat es zwar so nicht gesagt, aber wenn man so lange verheiratet ist, merkt man sowas sofort.

Da kamen mir direkt die Gedanken, dass er ohne mich ein viel angenehmeres Leben haben könnte. Und das ist nicht das erste mal, dass ich einfach denke, am besten ist es aus seinem Leben zu verschwinden.Doch bisher harperte es daran, dass ich nichtmals wüsste wohin ich gehen sollte.

Habe auch schon mit ihm darüber geredet und immer wieder sagt er mir, dass ich an seine Seite gehöre.

Ich fühle mich so verdammt schlecht und frage mich wirklich wie viel er noch ertragen kann / muss.
Mache ich ihn nicht stückchenweise mit kaputt?

skippie

[deralte50]

Hallo skippie,
ich glaube, wenn dein Mann sagt, dass er zu dir hält, meint er das auch so. Ich glaube auch, dass ein lange vertrauter Mensch die beste Hilfe in solcher Lebenssituation ist. Warum? Weil ich es gerade durchgemacht habe und ich habe es versaut. Ich habe meine Frau im Stich gelassen-sicher, weil ich damals nicht wußte, dass es eine Krankheit ist.

Also, bleibt zusammen! Ihr beide könnt es am besten! Ich wünsche euch dafür viel Glück.
Nordmann.

[laloba]

hallo skippie,
ich kann die antwort von nordmann nur bestärken...
ich finde es sehr sehr gut, dass du deinem partner gegenüber äußerst, dass du denkst, ihm würde es ohne dich besser gehen. doch dann finde ich es auch wichtig, seine reaktion ernst zu nehmen...
klar, es ist sicher oft nicht einfach, man stößt oft an seine grenzen. meine freundin hat auch schon oft zu mir gesagt, dass sie denkt ich wäre ohne sie glücklicher, dass sie doch nur eine riesige belastung für mich ist. aber ich kann zu 100% sagen, dass ich sie aus meinem leben nicht mehr wegdenken kann und allein der gedanke, dass sie mich verlassen würde, weil sie denkt sie wäre eine belastung für mich, macht mich todunglücklich.
vielleicht redest du einfach nocheinmal mit deinem partner, und teilst ihm deine unsicherheit mit. auch dass du das gefühl hast, dass er irgendwas auf dem herz hat. lass ihm zeit...
wünsche dir alles gute,
~vagabunda~

[Martin2009]

Hallo skippie, bin neu hier und habe Deinen Beitrag gerade erst gelesen. Meine Frau, wir kennen uns schon sehr! lange, leidet seit einiger Zeit an Depresssionen und äußert mir gegenüber des Öfteren, daß es mir ohne sie besser ginge, ich mir eine Jüngere suchen solle etc. Ich habe diese Absicht absolut nicht, aber das sind wohl die Gedanken, die sich einschleichen, wenn frau krank ist und unterstützt werden muß. Ich denke auch, besonders Frauen, die im allgemeinen Fürsorglicheren, neigen dazu, Hilfe nur schwer anzunehmen. Darum: glaube Deinem Mann, wenn er Dir sagt, daß ihr zusammengehört. Sage ihm, daß Du ihn liebst und seine Fürsorge gerne annimmst (Wie war das doch: "in guten und in schlechten Zeiten!"). Aber interpretiere nicht etwas hinein in Worte, die er nicht gesagt hat. Sicher leidet er mit Dir, aber deswegen wird er nicht die Segel streichen.
Ich wünsch Dir viel Glück und past auf euch auf!
Coyote

[Martin2009]

Hallo skippie, ich bin's nochmal.
Reden hilft eigentlich immer, dabei die Ruhe bewaren, nicht interpretieren und zuhören!!
Ein guter Freund, Engländer, hat einmal zu mir gesagt und mich damit beschämt: "...., you hear, but you don't listen!"
Coyote.
(Du hörst, aber Du hörst nicht zu!)

[kartoffelsalat]

Manchmal hilft es ja auch, wenn beim miteinander reden jemand zuhört.
Du sagst, dass du Sorge hast, das du ihm nicht gut tust. Nun bist du ja auch krank. Irgendetwas tut auch dir nicht gut. Kenne euch nicht, aber manchmal lebt man ja obwohl man sich liebt nach Mustern, die einem nicht gut tun. Was man dann aus Liebe verleugnet. Habt ihr schon mal über eine gemeinsame Therapie nachgedacht.

Viele Grüße Kartoffelsalat

[S.P.]

Hallo,
ich muss Kartoffelsalat und den anderen Recht geben. Dein Mann liebt dich und will dir beistehen, nimm die Hilfe an aber sprich mit ihm über alles, was dich bedrückt. Gerade bei einer Depression ist das Reden das Wichtigste. Eine Eingliederung des Partners in die Therapie finde ich sehr wichtig, damit der Partner auch lernt, die Krankheit zu verstehen und damit umzugehen. Meistens müssen alte Verhaltensmuster verändert oder abgelegt werden, auch da ist der Partner wichtig.

Alles Liebe und Gute

Sibylle

[Azrael79]

Hallo,

als Angehöriger möchte ich dir nur sagen, dass ist quatsch! Ich liebe meine Freundin über alles und auch wenn es mich viel Kraft kostet werde ich immer zu Ihr stehen. Manchmal tut es nur sehr weh oder der akku ist leer. Doch der Gedanke wie es ohne Sie wäre ist einfach unerträglich! Und wenn man jemanden liebt tut man es auch gerne!

[1268]

Hallo an alle!
Auch ich kann mir ein Leben ohne meinen Partner (trotz der Depressionen und der Kraft die man braucht, um dies als Angehöriger durchzustehen )nicht vorstellen.
Auch mein Partner sagt mir immer wieder, dass er denkt, dass ich ohne ihn besser dran wäre und zweifelt sogar daran,dass unsere Beziehung wirklich Zukunft hat-obwohl wir schon einige Depressive Phasen zusammen (soweit man das als NUR Angehöriger sagen kann) durchgestanden haben.
Nun meine umgekehrte Frage:
Gibt es einen Weg meinem Partner zu zeigen, dass ich zu ihm stehe und nicht beim nächsten `Tief´ weg bin?????

[sabine007]

Hallo Zusammen,

ich bin neu in diesem Forum. Meine Partnerin hat 2 schwere Depressionen hinter sich und steckt jetzt seit 6 Monaten in der Dritten. Ursache erst waren es Probleme am Arbeitsplatz,dann ist sie wieder eingestiegen und hat dann Ende letzten Jahres die Kündigung bekommen. Das hat sie völlig geflasht, Tagesklinik, AD etc etc., wir kennen uns seit 3 Jahren und davon war sie 1,5 Jahre krank.

Die Krankheit hat sie seit sie mich kennt, wir haben eine super Beziehung gehabt, haben eine gemeinsame Wohnung gekauft und wollten jetzt heiraten, wegen der Krankheit natürlich abgesagt.

Ich habe meine Partnerin bisher voll unterstützt und tue es auch weiterhin, frage mich aber immer öfter ob ein völliger Neustart ggf positiv für sie wäre.

Für unsere Beziehung ist die Krankheit eine massive Belastung

Ich habe mir im letzten Jahr bei der zweiten Depri Unterstützung einer Therapeutin geholt, damit man bestimmte Verhaltensweisen einfach besser versteht.

Die meinte wenn ich es nicht aushalte und es für richtig finde solle ich mich trennen.

Ein ziemlich verzweifelter Angehöriger.




skippie schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> das oben ist mir eine wichtige Frage, da ich merke wie mein Partner mit mir leidet.
> Es geht über chronische Leiden, ran an Depris und Selbstzweifel bis hin zur realistischen Angst vor weiteren Krankheiten.
>
> Es ist nicht so, dass ich mir irgendwas einbilde, sondern es ist alles von Ärzten diagnostiziert.
> Mein Mann steht mir bei allem unheimlich bei und gerade haben wir wieder eine schwere unsichere Warterei auf weitere Diagnose hinter uns.
>
> Nun bekam ich letzte Tage plötzlich Fieber mit grippalem Infekt und merkte irgendwie, dass mein Immunsystem, sowie auch mein Mann nicht mehr wollen.
>
> Er hat es zwar so nicht gesagt, aber wenn man so lange verheiratet ist, merkt man sowas sofort.
>
> Da kamen mir direkt die Gedanken, dass er ohne mich ein viel angenehmeres Leben haben könnte. Und das ist nicht das erste mal, dass ich einfach denke, am besten ist es aus seinem Leben zu verschwinden.Doch bisher harperte es daran, dass ich nichtmals wüsste wohin ich gehen sollte.
>
> Habe auch schon mit ihm darüber geredet und immer wieder sagt er mir, dass ich an seine Seite gehöre.
>
> Ich fühle mich so verdammt schlecht und frage mich wirklich wie viel er noch ertragen kann / muss.
> Mache ich ihn nicht stückchenweise mit kaputt?
>
> skippie

[xam]

Hallo Jürgen

ich kann dich so gut verstehen.
Meine Geschichte ist sehr ähnlich: von ca 4 gemeinsamen Jahren ca 2,5 mit der Depression.
2 sehr heftige Phasen, eine davon mit wochenlangem Aufenthalt in einer Klinik.
Zur Zeit auf dem Weg in die 3. - oder schon mitten drin.
Habe seit Tagen nichts mehr von meinem Freund gehört, keine Reaktion auf Telefon, SMS, Mail. Einfach nur Schweigen... (wir leben nicht zusammen)

Ich sitze hier mit meinen Gedanken - irgendwie hilflos.

Ich weiß, ich kann dir nicht weiterhelfen.
Ich frage mich ja selbst, wie es weitergehen wird.
Manchmal hilft der Gedanke, daß man nicht alleine mit diesen Problemen ist...

Ich wünsche dir viel Kraft
Xam

[sabine007]

Liebe Xam,

es hilft mir sehr mich zu vernetzen, dieses Forum ist ein guter Beitrag noch besser ist ein Angehörigenkreis depressiv Erkrankter.

Trotzdem bleibt es eine sehr individuelle Entscheidung wieviel Krankheit eine Partnerschaft aushalten kann.

Danke für Dein Statement.

Juergen

[1summer]

Hallo Jürgen,

ja das ist echt ein schieriges und komplexes Thema.
Meine Freundin und ich haben uns jetzt getrennt, es war immer ein auf und ab mit sehr sehr schönen Zeiten und dann eben auch
anderen nicht so schönen Zeiten. Ich habe sehr viel Kraft und Energie reingesteckt, bin teilweise an meine Reserven gegangen.
Manchmal wurde es belohnt und manchmal auch nicht. Es gab keine klare Linien, kein Schema. Ich würde Dir so gerne einen Tipp geben, aber ich
weiß es nicht. Nun jeder Schritt sollte gut überlegt sein. Ich wünsche Dir alles Gute und das alles gut wird.

@xam: Ja kenne ich, das man keine Nachrichten bekommt und tagelang nichts hört. Ein wirklich unerträglicher Zustand, wenn man
nicht weiß wie es ist. Ich hoffe es klärt sich alles bei Dir.

Grüße

Summer

[Meggi]

@Juergen Schmitz

>Die meinte wenn ich es nicht aushalte und es für richtig finde solle ich mich trennen.<

Ratschläge dieser Qualität kann man auch in jeder Eckkneipe bei einen Glas Bier in Massen haben.

Es ist meines Erachtenes der reinste "Zynismus" wenn eine Therapeutin einen verzweifelten Angehörigen mit dieser Art von Hilfe aufwartet.
Die Werte-Vorstellung dieser Person scheint wohl so zu sein dass der Partner nur solange von Interessse ist solange er funktioniert, wenn nicht, weil erkrankt,
stellt man ihn einfach auf die Straße wie eine kaputte Waschmaschine.
Was für Ziele verfolgt man damit ? das Verlassen des erkrankten Partners reisst mit ziemlicher Sicherheit beide Seiten nur noch tiefer runter.
Das es Dir so direkt gesagt wurde hatte für Dich vielleicht den Vorteil gleich zu erkennen dass da was schief läuft.
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1228942301


Gruß
Meggi

[BeAk]

>>>> >Die meinte wenn ich es nicht aushalte und es für richtig finde solle ich mich trennen.<
Ratschläge dieser Qualität kann man auch in jeder Eckkneipe bei einen Glas Bier in Massen haben.
Es ist meines Erachtenes der reinste "Zynismus" wenn eine Therapeutin einen verzweifelten Angehörigen mit dieser Art von Hilfe aufwartet. <<<<

Liebe Meggi, es kann auch eine Aufforderung sein über Selbstschutz nachzudenken.

Mal eine Frage an Dich Meggi: Wer ist der wichtigste Mensch in Deinem Leben?

[Meggi]

>Mal eine Frage an Dich Meggi: Wer ist der wichtigste Mensch in Deinem Leben?<

Liebe Bea, diese Frage an Dich selbst gestellt. Deine Antwort würde sicher lauten: "ich"
Meine lautet ohne wenn und aber "Mein Mann"
ganz einfach deswegen weil auch er für mich immer da ist wenn ich ihn brauche. Nein nein es gibt auch eine ganze Menge andere Probleme (auch Gesundheitliche)im Leben die es zu bewältigen gilt und nicht nur die der Psyche. Wenn man niemand mehr hat der einen zur Seite steht wenns mal wieder brennt, weil man ihn in die Wüste geschickt hat, ist dann wohl die Psyche an der Reihe und darauf kann ich wahrlich gut verzichten, auch wenn nicht mehr ganz modern ist.

Gruß
Meggi

[BeAk]

Liebe Meggi,

ich dachte mir schon, das Du Deinen Mann an erster Stelle setzte.

Ist Dir schon mal aufgefallen, das jemand der sich nicht liebt, der nicht an erster Stelle für sich sorgt auch nicht in der Lage ist, andere zu lieben oder für andere zu sorgen.

Ein ganz altmodischer Satz lautet,
"Liebe deinen nächsten, wie Dich selbst."


https://www.robert-betz.de/joomla/content/view/397/447/

[Joy]

Gelöscht: doppelt

[Joy]

>Ist Dir schon mal aufgefallen, das jemand der sich nicht liebt, der nicht an erster Stelle für sich sorgt auch nicht in der Lage ist, andere zu lieben oder für andere zu sorgen.<

Ich schon. Und nun ?

[BeAk]

Liebe Joy,

liebst Du Dich denn und sorgst an erster Stelle für Dich?

[Joy]

Hallo Bea,

nein und ja. Ich liebe mich nicht immer und sorge nicht immer an erster Stelle für mich.
Trotzdem bin ich in der Lage andere zu lieben und für andere zu sorgen. Eben weil ich diese Menschen liebe und weil sie mir wichtig sind.
Und wenn ich mich selber dabei vernachlässigt habe, bekomme ich von diesen Menschen ganz viel zurück, so dass ich wieder da bin, wo ich sein sollte.

Viele Grüsse
Joy

[xam]

Hallo

Ich denke jeder muß für sich selbst entscheiden, wie hoch seine Belastungsgrenze ist und was er aushalten kann - ohne Gefahr zu laufen selbst abzurutschen.
Diese Entscheidung kann mir niemand abnehmen.
Ich verstehe auch den Satz der Therapeutin so.

Und niemand kann für mich entscheiden ob ich oder der Partner an erster Stelle stehe.
Wobei dies - je nach Situation - ja auch durchaus wechseln kann...

Gruß Xam

[Meggi]

@ Bea,

>es kann auch eine Aufforderung sein über Selbstschutz nachzudenken.<

und welchen "Selbstschutz" gibt es denn gegenüber der Folgen einer Trennung, raffgierige Anwälte, wirtschaflicher Ruin bis zum Existenzminium, Verlust der meisten Freunde meist auch der Familien-Mitglieder usw. da hat schon mancher erst hinterher gemerkt, er sich dann ein wirkliches Problem geschaffen hat, und lieber das Rad wieder zurückdrehen würde

Meggi

[BeAk]

Liebe Meggi,

aus wirtschaftlichen Gründen lieber in einer zerrütteten Beziehung bleiben und dann auf die Therapeuten schimpfen. Das ist wirklich eine saubere Leistung.

[sabine007]

Liebe Meggi,

wie heißt es so schön "die beste beratung und Ratschläge sollten nicht das eigene Denken abschalten". Leider aber sehr traurig wie schnell sich selbst "Fachärzte" unqualifiziert äußern.

Diese Krankheit hat ja so viel Facetten und leider eine die ich in letzter Zeit kennengelernt habe ist dass Therapeuten eben oft nicht genau wissen was sie tun sollen.

Bei meiner Partnerin redet die behandelnde Ärztin seit Dezember "es würde schon bald besser", gestern war sie beim Gutachter der Krankenkasse, der sagte ihr knallhart sorry aber das dauert noch mindestens 4-5 Monate.

Da bekommt man als Partner eine unheimliche Wut, denn die traurige Realität ist, die Krankheit ist eben noch recht unerforscht.

Meiner Partnerin ging es jedenfalls nach dem Gutachtertermin besser denn "wenigstens mal eine klare Aussage".

Natürlich suchen wir jetzt alternative Optionen.

Juergen