Kann mir jemand einen guten Rat geben?

[seestern1]

Hallo zusammen,
Ich bin seit ca. einem Monat mit meinem Freund zusammen und ich liebe ihn und war lange nicht mehr so glücklich wie in dieser Zeit. Allerdings war ich auch lange nicht mehr so besorgt und traurig wegen jemandem.

Er hat mir schon bevor wir zusammen kamen von seiner Depression erzählt, aber ich hatte keine Ahnung, wie schlimm die wirklich ist. Ich dachte, er hat halt schonmal einen schlechten Tag, wo er lieber alleine sein will und damit wäre es gut.
Leider ist es aber viel schlimmer.

Letzte Woche hat er mir wieder spontan abgesagt, weil es ihm "nicht gut ginge". Ich hab auch versucht, ihn in Ruhe zulassen, hab ihm aber dann abends noch eine Email geschrieben, in der stand, dass ich für ihn da wäre, und dass ich ihn liebe.
Am nächsten Tag ging es ihm immernoch nicht besser, aber er meinte wir müssten uns mal unterhalten.

Er ist dann zu mir gekommen und hat mir von seiner ganzen Krankheitsgeschichte erzählt. Er ist auch schon seit 6 Jahren in Behandlung und es ist wohl auch schon besser geworden.

Aber er meinte halt zu mir, dass er meine Gefühle so nicht erwiedern könnte, dass er niemanden lieben könnte, dass er einfach keine Gefühle in sich hätte. Bzw. dass es zumindest meistens so wäre, manchmal wäre er schon sehr glücklich mit mir, wie er es auch bis jetzt selten gewesen wär. Aber trotzdem will er mir das mit sich nicht antun, ich hätte was besseres verdient. Und dann meinte er, dass er überlegt, ob es nicht besser wäre, wenn wir Schluss machen und ich mir jemanden suchen würde, mit dem ich wirklich glücklich werden könnte.

Ich hab ihn aber überzeugt bekommen, dass wir es zumindest noch versuchen wollen. Nach dem Gespräch haben wir uns einfach noch eine ganze Zeit in den Armen gelegen und uns geküsst. Und danach ging es ihm dann auch wieder besser.
Ich versteh einfach nicht, wie er mich einfach so aufgeben will, obwohl er doch oft glücklich war. Und wie es scheint, macht er sich ja auch richtig Gedanken um mich und er macht sich auch immer ganz schlimme Vorwürfe, wenn er es einfach mal wieder nicht schafft, aus dem Haus zu gehen und mich so versetzt.

Ich möchte es so gerne schaffen, eine Beziehung mit ihm aufzubauen. Aber ich weiß nicht, wie ich mich richig verhalte. Soll ich ihn lieber in Ruhe lassen, wenn es ihm wieder schlecht geht, oder soll ich dann einfach zu ihm gehen und ihm Kraft geben, indem ich einfach für ihn da bin.

Es wär super, wenn mir jemand ein paar Tipps geben könnte. Wie schafft ihr das?
Ich hab ja gelesen, dass es noch mehr Leuten so geht wie uns...

Danke schonmal!
Viele Grüße
seestern

[BeAk]

Lieber Seestern,

beides ist richtig.

Ihn in ganz Ruhe zu lassen oder auch in seiner Nähe sein, aber eine gewisse körperliche Distanz waren, da Nähe oft nicht ertragen wird.
Das heißt konkret, sich still irgendwo hinsetzen.

[seestern1]

Liebe Bea,

Danke für den Hinweis.

Ich würd mich ja sehr gerne einfach zu ihm setzten, aber er lässt mich an so Tagen einfach gar zu sich.

Als er mir eben für heute abgesagt hat, meinte er auch wieder, dass das nicht ok von ihm wär. Obwohl ich direkt meinte, es wäre in Ordnung. Und eigentlich wollte er sich heut Abend auch nochmal bei mir melden, aber er hat es nicht gemacht.
Und dann kann ich mich auch nicht einfach zu ihm setzten, auch wenn ich das echt gern machen würde.
Ich würde ihm ja so gern helfen, aber ich weiß nicht wie.

Viele Grüße
seestern

[BeAk]

Lieber Seestern,

wenn Dein Freund in Ruhe gelassen werden möchte, wirst Du das akzeptieren müssen. Akzeptanz ist dann Deine Hilfe.

Stell Dir vor Du hättest 40°C Fieber, dann wolltest du bestimmt auch nur in Ruhe gelassen werden.

[xam]

Hallo Seestern

ich denke es ist ganz wichtig, daß du dich über Depression sehr gut informierst. Erst dann kann man das Verhalten des Partners auch nur halbwegs verstehen.

Auch mein Freund zieht sich immer wieder zurück wenn es ihm nicht gut geht. Er möchte dann absolut nicht, daß ich zu ihm komme, reagiert auch zeitweise nicht auf SMS oder E-mails, geht manchmal nicht ans Telefon.
Ich kam damit anfangs überhaupt nicht zurecht, nahm es sehr persönlich. Suchte den Grund in unserer Beziehung und bei mir, sah auch schon das Ende der Beziehung kommen.
Heute kann ich es besser akzeptieren, weiß daß es nichts mit mir zu tun hat. Auch wenn es manchmal doch schwer fällt, wenn man sich auf ein gemeinsames Wochenende freut - und dann wird abgesagt, da er allein sein möchte. Wir können aber zeitweise darüber reden.

Ich versuche dann, es mir alleine gut gehen zu lassen, unternehme etwas das mir Spaß macht. Treffe mich alleine mit Freunden usw usw

Aber es gibt dann schon auch mal den Moment, daß ich mich ziemlich alleine fühle......

Ich wünsche dir alles Gute
Xam

[anandam]

Hallo,
es ist schon schwierig, als Angehörige die Balance zwischen Nähe und Distanz herauszufinden.
Mir geht es ähnlich: Mache ich nichts, geschieht gar nichts, mache ich etwas, ist das auch falsch.
Ich glaube in der Zwischenzeit, dass es nur darum geht, sich kundig zu machen und die Hoffnung nicht zu verlieren, dass Besserung eintritt.Und das dem Kranken immer wieder zu sagen.
Und mir selbst Hilfe zu holen, denn ich spüre, dass der Depressive mich "herunterzieht", bzw. meine depressiven Anteile verstärkt.
Mut und Geduld für dich
liebe Grüsse
R.Dittus