Mann an Depressionen erkrankt...?!

Antworten
Corie
Beiträge: 1
Registriert: 1. Aug 2008, 20:53

Mann an Depressionen erkrankt...?!

Beitrag von Corie »

Hallo alle zusammen,

bin auf der Suche nach Informationen auf dieses Forum gestoßen und würde nun auch gerne mal niederschreiben, was mich im Moment so bewegt.

Seit gut zwei Monaten ist irgendwie nichts mehr so, wie es mal war.
Ich bin mit meinem Mann gut 5 1/2 Jahre zusammen, vor einem halben Jahr haben wir standesamtlich geheirtat. Für August war eine Hochzeit in weiß geplant...

Vor gut zwei Monaten änderte sich an einem Tag jedoch alles. Mein Mann sagte mir an diesem Tag, es würde ihm sehr schlecht gehen. Er war in einer sehr schlechten Verfassung, sagte, er würde sich schon über gut zwei Monate so fühlen, hätte sich jedoch nicht getraut, mir davon zu erzählen.
Er sagte mir, er würde sich so einsam fühlen, alles wäre ihm zu viel. Er könne seit dieser ganzen Zeit nur noch sehr schlecht schlafen. Der Apetit war auch weg, essen wurde zur Qual. In kürzester Zeit hat er gut 8 Kg abgenommen.

Seit diesem Tag, an dem er quasi vor mir zusammengebrochen ist, ist zu keiner Zeit wieder Normalität eingetreten. Er sagte mir, er hätt ein sehr starkes Bedürfnis danach alleine zu sein, er könnte keine Gefühle mehr spüren. Ich habe gemerkt, dass er keine Ruhe mehr hatte, ständig war unterwegs.
Zu Hause dann konnt er kaum schlafen. Seine Gedanken kreisten immer nur um die Frage, warum er sich plötzlich so fühlt.
Ich hatte zu erst an burn out gedacht. Einfach ausgebrannt, alles zu viel geworden. Zu viel Verantwortung für andere Menschen in den letzten Jahren und zu wenig um sich selbst gekümmert. Zu wenig die eigenen Bedürfnisse geäußert.

Zuerst war er überhaupt nicht bereit irgendwelche Hilfe anzunehmen.
Für mich war es unerträglich nach der Arbeit nach Hause zu kommen und zu sehen, wie schlecht es ihm ging. Ich konnte zugucken, wie es schlechter wurde.
Irgendwann mochte er dann keine Berührungen mehr, konnte mich zum Schluss nicht mal mehr ansehen.

Er war dann beim Hausarzt, der sagte "Depression"! Auch eine psychiatrische Beratungsstelle bestätigte dies.
Mein Mann selbst lehnt dies aber ab.
Plötzlich hatte er eine andere Erklärung für dies alles gefunden: die Beziehung.
Plötzlich saß er vor mir, sagte er würde mich nicht mehr lieben und er möchte ausziehen. Dies war vor vier Wochen.
An diesem Tag verließ er auch unsere gemeinsame Wohnung und hat inzwischen eine eigene Wohnung gefunden.
Wir haben noch Kontakt, jedoch im Moment sehr unpersönlich. Es müssen ja noch einige Dinge geklärt werden, nur wenn so etwas anliegt gibt es im Moment Kontakt.
Die Hochzeit im August ist nun abgesagt.

Verheirtatet sind wird ja schon und ich bin im Moment auch sehr froh darüber. An Scheidung denkt er nicht.

Ich verstehe einfach die Welt nicht mehr. Können sich Gefühle wirklich so schnell ändern oder steckt da eine Depression hinter?Er selbst sagt ja immer wieder, er wäre nicht krank, ich solle mich nicht drauf versteifen.
Auf der anderen Seite hat er eine Psychotherapie vor gut zwei Wochen begonnen. Das zeigt zumindest, dass er sieht, dass es da Sachen gibt, die er aufarbeiten muss.

Ich selbst war diese Woche auch bei einer PSychologin, weil ich einfach mit der Situation nicht mehr klar komme. Ich habe ihr alles geschildert, was mir in dem Gespräch dann so einfiel. Sie sagte mir, für sie ist klar, dass mein Mann im Moment depressiv sei....ich solle Geduld haben, er würde bestimmt zurück kommen.

Das hoffe ich sehr!

Ich versuche ihm gegenüber sehr stark zu sein, nicht zu zeigen, wie verletzt und traurig ich mich zur Zeit fühle. Das würde ihn wohl eher noch mehr belasten.

Ich denke, er braucht im Moment das Gefühl frei zu sein, das Gefühl sich nur um sich kümmern zu müssen und für nichts und niemanden, außer für sich selbst verantwortlich zu sein.

Wenn er mir heute gegenübersteht, ist er ein Stück weit ein Fremder....seine Augen sehen für mich traurig und müde aus. Überhaupt ist er noch immer sehr müde. Auf der anderen Seite ist er sehr viel beschäftigt seine neue Wohnung einzurichten....so wirklich zur Ruhe kommt er noch nicht.

Und ich hänge irgendwie total in der Luft, völlig aus der Normalität gerissen, die es bis dahin gab. Er fehlt mir, aber ich muss ihn im Moment gehen lassen.

Einige Freunde sagen, es würde bestimmt eine andere Frau hinter dem ganzen Verhalten stecken. Aber dann müsste es ihm doch jetzt gut gehen....und danach sieht er nicht aus. Und warum sollten sich die Ärzte irren?
Eine andere Frau kann ich mir nicht vorstellen. Ich weiß, dass er mich immer sehr geliebt hat und unsere Hochzeit liegt gerade mal 6 Monate zurück. Man heirtatet doch nicht mal eben so...und das Eheversprechen bedeutete uns immer sehr viel.

Meine Gedanken gehen hin und her und ich weiß nicht so recht, woran ich bin.
So schlimm es auch ist, möchte ich lieber daran glauben, dass mein Mann erkrankt ist und dass ihm geholfen wird.
Und wenn er dann erstmnal wieder zu sich gefunden hat, werden doch sicher auch seine Gefühle zurück kommen....
Er sagte mir in letzter Zeit immer, er wüsste gar nicht mehr, wer er eigentlich ist.
Ich denke, ich muss ihm die Zeit geben, zu sich zu finden und wieder stark zu werden.

Ich fühle mich dennoch so unsicher, weil mir natürlich niemand sagen kann, was die Zukunft bringt.
Ich kann nur hoffen....hoffen, dass es ihm wieder besser geht und er zu mir zurück kommt.
Er fehlt mir so sehr und ich kann mich kaum auf etwas anderes konzentrieren. Aber ich gebe mein bestes.
Letztendlich werden wir beide gestärkt daraus hervorgehen. Hoffentlich gemeinsam! In dann wohl eine noch schönere Zukunft, wenn alles überstanden ist....

Was sagen eure Erfahrungen denn zu meiner Geschichte?
Sollte ich durcheinander oder unklar sein, dann fragt gerne nach.
BeAk

Re: Mann an Depression erkrankt...?!

Beitrag von BeAk »

Liebe Julia,

ich denke die Einschätzung deiner Psychotherapeutin ist richtig. Dein Mann ist depressiv.
Und Du wirst tatsächlich Geduld haben müssen.
Und Dein Mann wird zu Dir zurückkehren, wenn Eure Beziehung vor der Depression in Ordnung war.

Es ist supergut das Du Dich selber in Behandlung begeben hast. Dadurch wirst Du verstehen lernen, das Du keine Verantwortung für den Zustand Deines Mannen hast und Du diesen auch nicht verändern kannst.
Dadurch kann man lernen gelassen zu bleiben.
Kümmere Du Dich um Dich selbst, so das es Dir gut geht. Denn Du allein bist für Dich verantwortlich.
Sunjah
Beiträge: 9
Registriert: 1. Aug 2008, 11:28

Re: Mann an Depressionen erkrankt...?!

Beitrag von Sunjah »

Hallo Julia,

ich bin in dem Thema noch recht neu, hab aber in kürzester Zeit sehr viel dazu gelesen. Vielleicht hilft es Dir ja auch, Dich mal durchs Forum bzw. durchs Internet zu lesen?

Als Du schriebst, er hätte gesagt, er würde Dich nicht mehr lieben, kam mir der Gedanke:
Wenn er derzeit nichts fühlen kann, ist es doch verständlich, daß er die Liebe auch nicht fühlen kann, auch wenn sie da ist. Würde er Dich tatsächlich nicht mehr lieben, würde er sich doch scheiden lassen, oder?
Daß er ausgezogen ist, braucht er vermutlich, um wieder zu sich zu finden, das sehe ich genauso wie Du.
Doch wird es ihm sicherlich gut tun, wenn Du ihm hin und wieder vermittelst, daß Du ihn noch liebst. Sagst Du ihm das ab und zu?
Ich finds toll, wie Du weiter zu ihm stehst.

Ich sehe das auch so, daß Du Dich jetzt viel um Dich kümmern solltest, falls nötig Dich auch weiterhin von der Psychologin betreuen läßt, und machst, was Dir Spaß macht, usw. damit Du selbst nicht daran zerbrichst.

Irgendwann hat Dein Mann bestimmt seine Krankheit besiegt oder zumindest schon mal so weit im Griff, daß er zu Dir zurückkommt.

Ich wünsche Dir alles Gute für Euch beiden
07973
Beiträge: 3
Registriert: 18. Aug 2008, 17:40

Re: Mann an Depressionen erkrankt...?!

Beitrag von 07973 »

Liebe Julia,
als ich Deinen Beitrag las, dachte ich,
dass hättest fast du geschrieben haben können.
Mein Mann ist seit ca 10 Monaten an einer schweren Depression erkrankt. Es kam nicht
so plötzlich, eher schleichend, mit massiven
Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit, keine Lust
zu irgendwelchen Aktivitäten, Feiern, Freunde treffen usw. Anfangs wußten wir beide ja nicht was da los ist. Mir gegenüber wurde er auch immer verschlossener, keine Berührungen mehr, keine Gespräche usw. Anfang des Jahres ist er dann zum Hausarzt und bekam eine Überweisung zum Neurologen. Ohne Befund.
Dann zur Psychaterin, die ihm eine Depression diagnostizierte und auch gleich
Tabletten verschrieb. Er ist seit Januar
krankgeschrieben, die Tabletten haben bis
jetzt auch nichts gebracht. Seit 4 Monaten ist er auch bei einer Psychologin (Verhaltenstherapie) in Behandlung. Im Juni
ging er für 6 Wochen in eine psychosomatische Rehaklinik. Dort lernte er
einige Leute mit dem selben Problem kennen und fühlte sich wieder verstanden. Zu mir und unserem Kind wurde der Kontakt immer
spärlicher und abweisender. Am sogenannten
Belastungswochenende, teilte er mir mit,
nach der Reha würde er mich verlassen.
Unter mir tat sich der Boden auf, nach 21
Ehejahren wirst Du verlassen. Wo wollte er
hin? Durch die lange Krankheit hatten wir
auch nicht die Möglichkeit eine Wohnung
zu finanzieren. Es stellte sich heraus,dass
eine Frau, die er bei der Reha kennenlernte ihm, ihre Wohnung zur Verfügung stellt, da sie dort momentan nicht wohnt. Natürlich kamen mir daran Zweifel und ich bin total
ausgeflippt. Nach einigen Tagen kam er zurück, unseres Kindes zu Liebe. Für sie war
ich ein paar Tage nicht in der Lage ordentlich zu sorgen und hatte sie bei Verwandten untergebracht.
In unserem Bett schläft mein Mann immer noch nicht.Er hat sich im Garten einquartiert, um mich und unsere Tochter nicht zu belasten. Inzwischen habe ich gemerkt, dass es ihm wirklich nur darum ging,als er uns verließ. Der Schock darüber sitzt tief und ich habe ständig Angst, das
er wieder abhaut. Jetzt muß er nochmal in eine richtige Klinik. Ich hoffe inständig, dass ihm endlich jemand helfen. Es geht ihm so schlecht, wenn ich in seine Augen sehe, möchte ich immer losheulen. Da ist ein so
tiefer Schmerz zu sehen, das mir die Luft zum atmen wegbleibt. Leider herrscht über diese Krankheit immmer noch sehr viel Unverständnis. Wenn mein Mann dochmal in die
Stadt muß, würde er am liebsten eine Tanrkappe aufsetzen.Er hat auch jeden Kontakt zu Freunden und Verwandten abgebrochen. Im Moment sind ich und seine Bekannte aus der Rehaklinik, die einzigen, mit denen er kommuniziert.Die Psychologin nicht zu vergessen, ist im Moment im Urlaub. Was kann man als Frau nur tun um zu helfen. Ich habe immer das Gefühl genau das Falsche zu tun.
Agneta
Antworten