Ich und mein Problem

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Mantikor
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Registriert: 19. Jul 2008, 18:00

Ich und mein Problem

Beitrag von Mantikor »

Ich weiß zwar nicht so richtig wie ich anfangen soll, aber ich versuche es einfach mal,
vielleicht geht es ja jemandem ähnlich.

Generell befinde mich in einer depressiven Phase, wo ich nicht mehr weiß was ich will und eigentlich auch nicht weiß welchen Sinn es überhaupt hat, sowohl im Beruf als auch privat.

Der eventuelle, unmittelbare Auslöser:

Seit März diesen Jahres ergab sich in meinem Arbeitsleben eine „personelle Umstrukturierung“. Erst war ich als Betriebsassistent für dies und jenes verantwortlich und dann berufen zum Produktionsleiter/-planer und bin mit einem 12-14h Stundenarbeitstag eingestiegen um das Ganze zu verstehen -> Es gab kaum Einweisung, sondern einfach ins Wasser geworfen und mach doch mal!!
Da meine Freundin sowieso die ganze Woche nicht da ist, dachte ich mir, was willst du zu Hause, bist dann ja eh allein…

Mein Leben:

Ich habe studiert und sowohl Praktikum als auch eine Diplomarbeit beim jetzigen Arbeitgeber erstellt. Vor einem Jahr hab ich mich mit meiner Freundin zusammen entschieden, uns eine gemeinsame Wohnung(100qm) zu suchen, 20 Sekunden Arbeitsweg für mich und immer der gleiche Anblick. Familiäre Probleme meinerseits waren auch ein Grund für eine eigene Wohnung.
Die Freundin arbeitet auswärts und ist nur am Wochenende zu Hause.

-Der Weg in die Depression
--------Arbeit
Nach meinen 12-14h Arbeitstagen hatte ich immer wieder starke Bauchschmerzen und bin daraufhin zum Arzt gegangen jedoch ohne Ergebnisse.
Irgendwann vor 2 Monaten stellte ich für mich fest, dass mir irgendwie alles aus dem Ruder läuft und ich meinen Aufgaben nicht gerecht werde und Panik + Angst habe die Firma zu ruinieren oder ich gekündigt werde und noch weniger Geld(->Arbeitslosengeld) bekomme als ich so schon verdiene.
Daraufhin bin ich wieder zum Arzt gegangen dort gab es dann Anti-Depressiva und erstmal eine Woche krank. Aber irgendwie ging es mir allein zu Haus auch nicht besser, nicht so richtig was gegessen und eigentlich nur auf der Couch gesessen, Bier getrunken und geraucht. In Richtung ersten Arbeitstag war ich dann auch Stunden bevor der Wecker klingelte wach und irgendwie schon Schweißausbrüche und Panik gehabt wieder arbeiten zu gehen.
Habe dann irgendwie eine halbe Woche durchgehalten und dann wieder 2 Wochen krank.

Anfang Juli hatte ich dann zusammen mit meiner Freundin und noch paar Freunden zusammen Urlaub, die letzte Arbeitswoche vorher hab ich „irgendwie versucht“ durchzuhalten und es hat „irgendwie“ geklappt.
Im Urlaub selbst hatte ich auch nicht so richtig Spaß gehabt (im Hinterkopf immer wieder Arbeit, Geld, Leben). Ich hatte dort keine eigene Meinung und habe alles mitgemacht, was die Gruppe so beschlossen hat.
Seit einer Woche arbeite ich wieder und versuche nur noch die Sache zu dirigieren, obwohl ich gar nicht so richtig weiß, was ich überhaupt machen soll. Versuche eingehende Telefonate und E-Mails weiterzugeben, Hauptsache nicht verantwortlich sein. Seitdem kann ich alles etwas lockerer sehen und gehe verhältnismäßig pünktlich nach Hause, aber bin mir sicher nicht alles erledigt zu haben.

--------Privat
Meine Hobbys und Sport habe ich komplett aufgegeben, wenn ich jetzt darüber nachdenke, habe ich auch keine Lust etwas davon wieder zu tun.
Je mehr ich mir den Kopf freischaufle von bedrückenden Arbeitsthemen, stelle ich fest, dass ich mit unserer Wohnung auch nicht klar komme und im Prinzip nicht weiß, wofür ich überhaupt arbeite. -> Wo/Wer bin ich in 10 Jahren?
Ich weiß nicht was ich zu Hause tun muss. 1 Jahr mehr oder weniger allein gewohnt, aber es geht nicht so richtig voran, bzw. in welche Richtung überhaupt???
Ich stelle fest, ich bin allein und weiß eigentlich gar nicht was in einem Haushalt zu tun ist?
Keine Eltern sagen mir, du musst aufräumen, jetzt gibt es Abendessen, „diese Versicherung“ ist nicht notwendig, usw…
Woher weiß ich was richtig ist?
Die Woche hat nur sieben Tage, wann passt dann überhaupt mal ein Kind rein, wann soll man heiraten?
Ich hab das Gefühl, mein Kopf ist komplett leer und ich hab von gar nichts mehr eine Ahnung, wie hab ich geschafft eine Wohnung zu
renovieren, wie hab ich mein Studium geschafft.

Therapiebeginn
Letzte Woche hatte ich meinen ersten Psychologentermin.
Ich hatte eine hohe Erwartung, dass er mir sofort helfen kann, aber irgendwie war mir auch klar, dass es so nicht sein wird.
Kurzes Kennen lernen und 45 min. von mir erzählen.
Feststellung vom Psychologen: Erstmal für positive Gedanken im Privatbereich sorgen, offensichtlich ist das mein größeres depressives Problem. Aber irgendwie hat das nicht geklappt, ich habe einige Sachen erledigt, welche mich störten, jedoch fühlte ich mich danach nicht besser.


So ich denke das reicht erstmal. Wem geht es ebenso?
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kormoran
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Re: Ich und mein Problem

Beitrag von kormoran »

hallo mantikor,

willkommen im forum!

du bist noch recht jung, oder? studium fertig und erster job, und erster eigener haushalt?

es klingt nach überforderung - und zwar gleich auf mehreren fronten gleichzeitig! und jetzt, wo du darauf mit depression reagiert hast (und gleich sofort etwas richtig gemacht hast für das so manch anderer monate bis jahre braucht, nämlich: hilfe annehmen! *lob* ) hast du noch eine baustelle dazu: du gewöhnst dich an das antidepressivum, stellst dich darauf ein, an dir zu arbeiten und die ursachen der krise zu suchen, gleichzeitig lebst du aber fast normal weiter.

ich japse da schon fast vom schreiben nach luft!

ich gratuliere dir dazu, dass es dir bereits gelingt, bei der arbeit gelassener zu sein. vielleicht überdenkst du die arbeitssituation nochmal oder besprichst das mit jemand vertrautem: gibt es da die möglichkeit einer - temporären - entlastung? besser verantwortung klar abgegeben als fehler gemacht, oder?

was die therapie und das stärken des privaten betrifft: es geht einfach nicht im handumdrehen. aus meiner therapieerfahrung kann ich dir sagen, dass manche dinge im hinterkopf herumliegen und oft erst viel später erst verständlich oder umsetzbar werden.

klar gibt es so wie bei dir konkrete dinge wo du eigentlich sofort ansetzen kannst. aber erlaube dir trotzdem auch zeit und muße, darüber zu sinnieren, träumen, reden, was dir fehlt, was dich ängstigt, was dir gut täte. es sind ja bereits eine menge ansätze da (klarkommen mit eigenen entscheidungen, fernbeziehung, etc.)

ich wünsche dir geduld,
und dass du bald kleine verbesserungen siehst, die dich weiter motivieren.
kormoranin
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Heidi1972
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Re: Ich und mein Problem

Beitrag von Heidi1972 »

Hallo Mantikor,

es tut mir leid für Dich, dass es Dir derzeit nicht gut geht. Ich finde es aber beachtlich (!!), dass Du "trotz Deines Zustandes" es geschafft hast, Dir Hilfe zu holen! Weiter so!
Doof ist natürlich, dass Du Dir für Deine Depression Zeit nehmen musst, hören, was sie Dir zu sagen hat und es bearbeiten. Ebenso benötigen die Medikamente ein wenig Zeit um zu wirken. Aber ich drücke Dir die Daumen und hoffe, es geht Dir bald wieder besser.
Wie sieht es denn mit Deiner Freundin aus? Hast Du dich ihr anvertraut, ist sie dir wenn sie am Wochenende da ist eine Unterstützung?

Herzliche Grüße


Heidi
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Mantikor
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Re: Ich und mein Problem

Beitrag von Mantikor »

Ich hab auch schon länger mit Freundin darüber gesprochen. Sie versteht mich und treibt mich auch an etwas zu tun. So dass ich erst mal ein Rhythmus in meinen Tag bringe.
Jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehen und erst mal überhaupt Fühstück zu machen.

Jedoch stelle ich fest, abends hab ich noch viel Antrieb etwas zu tun und morgens komme ich überhaupt nicht aus dem Bett, ist das immer so?
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kormoran
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Re: Ich und mein Problem

Beitrag von kormoran »

hallo mantikor,

dass der antrieb am abend auftaucht und in der früh wieder verschwunden ist, kennen glaube ich viele. mir ging es auch oft so.

es ist super dass deine freundin dich dabei unterstützt, dass dein tag struktur bekommt.

wie geht es denn nun hinsichtlich therapie weiter? du hattest ein gespräch - war das ein vorgespräch für eine therapie, gehst du noch zu anderen therapeuten zu vorgesprächen?

liebe grüße
kormoranin
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Mantikor
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Re: Ich und mein Problem

Beitrag von Mantikor »

Ich hatte eigentlich nicht vor, den Therapeuten zu wechseln.
--> es war der einzige, der "kurzfristig" einen termin unter 12 Wochen hatte.

Sollte man den wechseln, bzw. mehrere ausprobieren?
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kormoran
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Re: Ich und mein Problem

Beitrag von kormoran »

hallo mantikor!

meist läuft es schon so ab dass mensch vorgespräche mit mehreren therapeuten/innen hat und sich dann für eine/n entscheidet.

aber erstens kann man sichs nicht immer aussuchen (wartezeiten etc) und manchmal passt es ohnehin.

ich musste mich so "zwingen" endlich was zu tun, dass ich einen termin ausgemacht habe, hingegangen bin, und zugesagt habe ohne weitere versuche anderswo; einfach weil ich es mir nicht zugetraut habe, diese suche usw. und es hat gepasst.

die therapeutische beziehung ist ein ganz wichtiger faktor in der therapie. wenn es also so wäre, dass du den eindruck hast, naja du musst den halt nehmen, weil er gerade einen platz hat, aber du fühlst dich nicht ernstgenommen, oder er ist dir unsympathisch, die chemie stimmt nicht, was immer - wenn du nicht vertrauen kannst und dich nicht wohlfühlst, dann solltest du weitersuchen.

viel erfolg!
kormoranin
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Mantikor
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Re: Ich und mein Problem

Beitrag von Mantikor »

Wie sieht es eigentlich mit einer Kur aus, hat hier jemand Erfahrungen?

Hilft das bei meinem Problem?
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