Ist mein Vater krank?

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tictac

Ist mein Vater krank?

Beitrag von tictac »

Ich dachte immer, eine normale Kindheit gehabt zu haben. Aber nach 2 Jahren weg von zu Hause, sehe ich nun gewisse Sachen aus einer andere Perspektive - Sachen die mich etwas beunruhigen.

Mein Vater war schon immer etwas streng. Als wir klein waren hat mein älterer Bruder mich immer ins Schlafzimmer unser Eltern geschickt statt selber zu gehen wenn sie noch geschlafen haben und er irgendwas wollte. Der Grund: Mein Vater hat den jenigen zusammengeschrien, der da reingegangen ist. Ich weiß noch dass ich mich böse fühlte wenn ich sie aufweckte, aber nachhinein finde ich es eher von meinem Vater unfair uns gegenüber. Wenn mein jüngerer Bruder zum Beispiel krank war, würde er eher in mein Zimmer kommen um Hilfe und Trost zu bekommen als nach unten zu gehen. Das war halt normal. Das ist auch nur so eine Kleinigkeit gewesen, aber es kommt einiges zusammen am ende. Ich frage mich ob er vllt ein Borderliner sein könnte...? Weitere Symptome (die ich glaube von aussen erkennen zu können):

-Unsicher sozial (und möglicherweise auch zur eigener identität!), wenige Freunde, hinter einer kalte Fassade versteckt (ich habe als kind schon gehört, dass die nachbarn ihn als arrogant bezeichnet haben)
-Wutausbrüche wegen Alles und Nichts. Er kann einem dermaßen niedermachen verbal wegen den kleinsten Sachen.
-Er wirkt manchmal etwas teilnahmelos am eigenen Leben, Nachmittags entweder schlecht gelaunt oder apathisch (Zeichen auf Depression?)
-Er braucht seine Ordnung und shcheint sich nicht wirklichfür die Bedürfnisse und Gefühle andereren zu interessieren: Er hat genaue Vorgaben wie man den Tisch deckt - und lässt auch kein anderer familienmitglied dies anders ausführen! Er schmeisst uns jederzeit weg, wenn wir gerade da sitzen wo er lust hat zu sitzen! Er legt sich mitten am Tag im Wohnzimmer schlafen und erwartet von uns anderen dann auch dass wir unser leben für 2 stdn einstellen. Wenn er uns seltenmal geweckt hat morgens, hat er dies gemacht in dem er die tür aufreisst (und die türen sind laut) und nahezu geschrien hat (in der gleiche stimme er benutzt, wenn wir irgendwas bösses getan haben) "STEH AUF!", ist dann wieder raus gerannt und könnte jede Sekunde wieder reinspringen und wieder schreien, falls nicht innerhalb von Sekunden gehandelt wurde (ich bekomme immer noch einen schreck und physisches unbehagen wenn mich jemand weckt. Ich muss sofort aufspringen und mir wird daher schwindelig und übel).
-Er öffnet sich eigentlich nur, wenn er betrunken ist. Dann wird er so offen und verständnisvoll und philosophisch dass es fast hysterisch wird (wie in einer religiöse sekte oder so). Sonst ist er fast immer leicht irritabel bis zur wütend. Man muss immer aufpassen nicht das falsche zu sagen, nicht zu laut zu sein usw.
-Er hat mich zum Glück nur einmal eine Ohrfeige gegeben. Das kann vllt jedem passieren ein mal, aber das was er dazu nachher gesagt hat stört mich eher. so etwas wie "tut mir leid das es so gekommen ist, aber du warst hysterisch und ich musste dich schlagen damit du wieder zu dir kommst. Das würde ich auch jeder Zeit wiedermachen." - um mir zu helfen dann?! HALLO?! Ich habe nur mit der Rest der Familie (Onkel, Cousine, Freund und Bruder waren auch da!) ein bisschen gelacht weil er so sauer war morgens als er aufgestanden ist (ich dachte es wäre safe ein bisschen zu scherzen wenn sogar onkel und cousine da waren) und habe ihm ein Klingelton vorgespielt der ein bisschen nervig war und dann auf einmal KLATSCH! Ich bin froh das ich da schon erwachsen war.

Ich könnte selten Besuch zu Hause haben, weil er so unfreundlich war irgendwie. Ausserdem wollte er nie dass meine Freunde ins WOhnzimmer kommen. Wir mussten immer auf dem Zimmer sein und am besten gar keinen Geräusch von uns geben (er sagte immer: "Ich halte aber kein Krach aus heute. Bleibt im Zimmer und seid ruhig!" immer sagte er es so als wäre es eine ausnahme, aber in wirklichkeit gab es bei uns nie die zeit für eine party oder für Freunde. Ab 12 jahren feierten wir keine geburtstage mehr.)


Was micht zur Zeit Sorgen macht ist mein jüngerer Bruder der noch zu Hause wohnt. Er ist jetzt zwar schon 17, aber trotzdem brauhct ein Mensch eine stabile Grundlage in Form von Menschen die man vertrauen kann.
Ich weiss dass er mit meine Eltern sich nicht weiter für ihn kümmern als ihn halt Essen zu geben und ein Dach übers Kopf zu geben. Wenn es um negative Sachen geht sind sie, und besonderes mein Vater, immer bereit zu kritisieren. Er würde es nicht gut genug machen in der Schule, er lebe in Unordnung, er solle sein Haare schneiden... Sie erwarten und erwarten und erwarten aber bieten selber emotional nicht ausreichend unterstützung an! Keiner hilft dem wenn er was in den Hausaufgaben nicht versteht, aber gute Noten soll er haben! Er bekommt sehr selten neue Anziehsachen und die Sachen sollen natürlich trotzdem niiie kaputt gehen!

Hm. Ich bekomme irgendwie nicht heraus, was genau mich an meinem Vater so stört. Hört sich jetzt irgendwie an wie Nichts, aber es wäre so lang geworden wenn ich alles erzählen würde. Was sicher ist, ist das mein jüngerer Bruder seit lange deutliche Zeichen auf Depression hat und dass er schon Merkmale des Benehmens meinem Vater übernommen hat! Das gleiche gilt auch für mich. Habe auch mit 15-16 mit der gleiche Karierre angefangen und hasse was ich in mir selbst sehe. Kann Borderline ansteckend sein? Und meint ihr, mein Vater könnte an so eine Störung leiden?
Zephirina
Beiträge: 26
Registriert: 23. Apr 2008, 12:32

Re: Ist mein Vater krank?

Beitrag von Zephirina »

@tictac:

Also, ob dein Vater an einer "Störung" leidet oder nicht, wird wohl kaum jemand aus der Ferne beurteilen können... *mal anmerken wollt*

Ich muss sogar ehrlich zugeben, dass ich ein derartiges Verhalten sowohl von meinem Vater als auch von vielen Vätern aus meinem (damaligen) Umfeld kenne. Das könnte womöglich einfach en Relikt der alten hierarchisch geprägten Pater-familias-Einstellung sein...
Wenn der Vater schläft, hat der Rest der Familie ruhig zu sein, ein Mann zeigt keine Gefühle (oder sie bahnen sich ihren Weg nur im alkoholisierten Zustand nach außen), die Kinder werden eher kritisiert als gelobt (nach dem Motto "Nicht getadelt, ist genug gelobt") und das Augenmerk liegt mehr auf der materiellen Grundversorgung (Kleidung, Essen, Dach übern Kopf etc.) als auf ein emotionales Eingehen auf die Kinder...
Auch die gelegentlichen cholerischen Anfälle kommen mir arg bekannt vor.

Wie gesagt: Vllt. habe ich da einen seltsamen Maßstab mitgekriegt, aber ich habe ein solches Verhalten bei so vielen Männern der Generation meines Vaters erlebt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die alle an einer psychischen Störung gelitten haben sollen... *Kopf kratz*

Will damit aber natürlich nicht sagen, dass ich ein solches Verhalten gut oder "normal" finde - ich bin sehr froh darüber, dass heutzutage viele junge Väter einen anderen Zugang zu ihrem Nachwuchs aufbauen wollen.

Aber naja, einen praktischen Tipp habe ich leider nicht für dich.
Vllt. muss man sich einfach gedanklich distanzieren à la "Er hat es nicht anders gelernt" und die ständigen Ermahnungen sind wohl seine Art, seine Kinder auf den "richtigen Weg" zu bringen... *spekulier*
Dass er, wenn er getrunken hat, ganz anders wird, würde ich vllt. als Zeichen dafür sehen, dass unter der harten Schale eben doch noch ein weicherer Kern vorhanden ist.


Hoffe, mein Geschreibsel konnte dir irgendwie weiterhelfen...
tictac

Re: Ist mein Vater krank?

Beitrag von tictac »

Hi Zephirina!
Bevor ich meinen Beitrag überhaupt zu Ende geschrrieben hatte, hatte ich auch fast die gleiche gedanken wie du. Danke für deinen Input =)

Würde übrigens meinem Freund aus der Tür schmeissen wenn er mit so einem "macho-verhalten" ankommen würde, aber die Zeiten verändern sich ja. Hoffe dass ich (bin ja auch eine frau, so...) und meine brüder es anders machen werden. =)
Schönene Tag noch

LG
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