wie ehrlich sein?

Antworten
bela
Beiträge: 56
Registriert: 10. Jan 2005, 15:41

wie ehrlich sein?

Beitrag von bela »

Ich bin hie rnicht ganz neu im Forum und dennoch habe ich das gefühl so wenig über die Depression zu wissen und vor allem wie gehe ich damit um?
Mein Partner hat eine Depression seit ca. 2004 und vor ein paar Monaten eine sehr schwere Phase gehabt, in der unsere Bezieung sehr in Frage gestellt wurde.
Eines seiner großen Schwierigkeiten ist, dass er morgens oft sehr müde und energielos ist und dann wenn er aufstehen soll, noch haeufig die Augen zumacht und wieder einschläft. Das mag sich sehr speziell anhören, aber das sind dann die konkreten Dinge, die es mir schwer machen, ihn zu verstehen und Verständnis oder Geduld aufzubringen. Warum ist es z.B. so schwer, ganz bewusst, solche Situationen, die ihn energielos machen zu vermeiden, warum "lernt" er so langsam? Z.B., dass er sich eben nicht aufs Bett legt für 5 Minuten, weil er dann doch 2 h schläft und dann ist alles vorbei. Warum nicht morgens, wenn der Wecker klingelt, sofort hinsetzen und sich sagen, ich weiss, wenn ich liegenbleibe, schlafe ich ein und dann fühle ich mich noch schlechter. Es ist so schwer zu verstehen und dann möchte ich gerne wissen, wie kann ich damit umgehen, wenn ich traurig bin (eigentlich auch schon enttäuscht), dass er doch wieder bis in den Tag hineingeschlfen hat, oder das, was er sich vorgenommen hat, wieder nicht klappt, Dinge, die er schon so häufig gemacht hat, von denen er weiss, das sie ihn in sein Tief ziehen, doch wieder macht. Ist schon konfus.
Ich weiss nicht mehr, wieviel ich noch ich sein darf, in einer Beziehung und auch mal sagen kann, ich habe ANgst, dass Du, wenn wir zusammen wohnen, für mich sehr langweilig erscheinst, dass ich viel machen werde und eigentlich auch Hilfe von Dir haben möcht. Ich möchte ihn doch nicht immer mit Samthandschuhen anziehen, sondern ich möcht auch ehrlich sein können.
Danke, vielleicht versteht mich jemand.
RoadToNowhere
Beiträge: 192
Registriert: 8. Jan 2008, 00:58
Kontaktdaten:

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von RoadToNowhere »

tja...ein Stückchen zu deinem Puzzle kann ich vielleicht liefern.

Du fragst warum er nicht oder nur langsam lernt, Situationen die ihn energielos machen zu vermeiden.

Ich denke da gibts mehrere Gründe.

Zum einen habe ich immer noch Schwierigkeiten zu verstehen was mich energielos macht, was mich platt macht, wann es zu viel ist. Mir fehlt da völlig das Maß. Ich fange was an, manchmal auch angeschoben von jemandem der sagt "du mußt/sollst das jetzt machen" (letztlich weiß ich das selber daß es nötig ist) Habe ich damit Erfolg, mache ich weiter, nicht zuletzt weil ich den "Riesenberg" sehe, der sich durch meine schon länger andauernde totale Untätigkeit aufgetürmt hat und den ich gerne loswerden will. Dann tu ich einige Stunden was, bis ich merke ich bin völlig platt, sehe daß von dem Berg eigentlich nur winzigste Stückchen erledigt sind, die für mich so anstrengende Arbeit hat noch nicht mal einen für mich erkennbaren Erfolg. Ergebnis: Frust, Traurigkeit, Enttäuschung, Unzufriedenheit, Resignation, das Gefühl es sowieso nicht zu schaffen und ein Absturz für die nächsten Tage.

Das Maß und Gefühl für meine eigene Leistungsfähigkeit ist mir völlig abhanden gekommen, ich kann mich nicht einschätzen - also weiß ich gar nicht was für mich energieraubend ist. Es gibt Tage da bin ich vom Waschen einer Maschine Wäsche mit hinterher in den Trockner schmeißen und zusammenlegen und in den SChrank befördern k.o. An anderen Tagen schaffe ich es einen halben Tag zu putzen oder aufzuräumen, an wieder anderen surfe ich den ganzen Tag ziel- und planlos durchs Internet und es geht gar nichts und ich bin abends so platt wie nach einem 10stündigen Arbeitstag im Vollstress.

Ich kann mich auch nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten über das geleistete freuen. Eine Maschine Wäsche waschen und "verarbeiten" hab ich früher nebenher gemacht, in der Zwischenzeit noch Telefonate geführt, eingekauft, den Abwasch gemacht, trotzdem rechtzeitig im Keller von Waschmaschine in Trockner umgeschichtet, die nächste Ladung in die Waschmaschine gesteckt...heut ist das ein Akt neben dem gar nix anderes mehr läuft. Das ist frustrierend und ich wüte über mein Unvermögen - was noch wieder zusätzliche Kraft kostet.
BeAk

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von BeAk »

Liebe Bela,

wenn man Schwung und Kraft hat am Morgen, steht man auf. Wenn man todmüde ist, bleibt man liegen.
Das macht jeder Mensch so.

Die Müdigkeit und Erschöpfung sind ein Krankeitssymptom, nicht Faulheit.

Ich habe den Eindruck, Du machst die Probleme Deines Freundes zu Deinen.
Es ist sein Problem, wenn er nicht rechtzeitig aus dem Bett steigt, nicht Deines.
Es ist sein Problem, wenn er bestimmte Arbeiten nicht schafft.
Er weiß das es nötig ist, seine Sachen zu erledigen.
Wenn Du jetzt auch noch, sagst mach dies, und warum hast Du das noch nicht geschafft, wird es nicht besser für ihn. Du verschlimmerst dadurch seine Krankheit.

Du brauchst Deinen Freund garnicht mit Sammthandschuhen anfassen.
Nur wäre es sinnvoll, wenn Du Dich um Deine Sachen kümmerst und ihn seine Sachen selber allein und in seinem Rythmus erledigen läßt.

Du sorgst dafür, das Du alles hast, was Du braucht. Befriedigst Deine Bedürfnisse eigenverantwortlich.

Das selbe gestehst Du am besten auch Deinem Freund zu.

Solange ihr noch nicht zusammen wohnt, sollte das ja wohl möglich sein.

Das in einer gemeinsammen Wohnnung vielleicht mehr arbeit für Dich anfällt, mag schon sein.
Vorallem weil Du die Notwendigkeit der unmittelbaren Erledigung siehst.
Aber im Prinzip gilt eigendlich das selbe. Jeder macht seine Aufgaben selber.

Das das leben mit einem Depri nicht einfacher wird, ist wohl klar. Man muß halt bereit sein einen Menschen so zu nehmen, mit seinen Schwächen, wie er ist.

Wenn man einen perfekten Partner sucht, der einem die eigenen Bedürfnisse erfüllt, sollte man sich einen anderen Partner suchen.

Man kann allerdings auch die Frage stellen, ob man selber immer so perfekt ist und ob es wirklich perfekte Menschen gibt.
bela
Beiträge: 56
Registriert: 10. Jan 2005, 15:41

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von bela »

Hallo,
Danke schön für die Antworten.
Ich kann ihn seine DInge machen lassen, so wie er es möchte. Was ist aber dann, wenn es uns beide betrifft. Wenn wir zusammen weggehen und dann zu spät kommen, weil er es nicht schafft, sich zu organisieren. Ich habe ANgst davor, dass ich im praktischen Alltag die Hauptarbeit erledigen werde. Wir haben schon mal für ca. 1 Jahr zusammen gewohnt, dann mussten wir aber wegen beruflichen Gründen eine Fernbeziehung anfangen. Es war z.T. schwierig, ihn sehr häufig energielos zu sehen und erleben.
Dennoch ist meine Frage eher, was kann ich "fordern", wie kann ich ihm sagen, dass es mir mehr und mehr schwer fällt, auch Dinge für ihn mitzuerledigen, ohne, dass er sich noch schlechter fühlt. Ich finde es schwer ihn alles so zu machen, wie es gut für ihn ist (ihm leicht fällt), dann werden wir immer weniger gemeinsam machen. Ich möchte ihm auch sagen koennen, dass ich sauer bin, dass er den Abwasch noch immer nicht erledigt hat, obwohl er den ganzen Tag Zeit hatte, oder dass er sich wieder ins Bett legt, obwohl er weiss, dass er sofort einschlafen wird. Ich weiss nicht die Grenze zu ziehen und ich möchte ihn als gleichberechtigten Partner behandeln, der auch Kritik von mir empfangen wird.
BeAk

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von BeAk »

Liebe Bela,

würdest Du mit 40°C Fieber ihrgendwo hingehn z.B. um zu feiern.
Würest Du es schaffen mit 40°C Fieber die Küche wie geleckt aussehn zu lassen.

Besuche Du Deine Bekannten, geh auf Feste oder Veranstaltungen, auch wenn Dein Freund nicht mitgehn will oder sich nicht aufraffen kann.


Laß das schmutzige Geschirr Deines Freundes einfach stehn. Er wird es ihrgend wann spülen müssen, spätestens wenn der Schrank leer ist.
Es ist einfach nicht Deine Aufgabe.

Vertrau der Therapie Deine Freundes.
Es wird besser werden, wenn er konsequent an seiner Gesundheit arbeitet.

Es ist schwer eine Krankheit zu akzeptieren, auch als Angehöriger. Aber mit Ermahnungen und Vorwürfen verschwindet werder Energielosigkeit/Depression noch ein 40°C Körpertemperatur.
Du kannst an der Situation Deines Freundes nichts ändern, Du kannst ihn auch nicht helfen. Das ist auch garnicht Deine Aufgabe.

Du kannst Deinen Freund nur begleiten, in dem Du ihn so annimmst wie er z.Z. ist.
bela
Beiträge: 56
Registriert: 10. Jan 2005, 15:41

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von bela »

Hallo Bea,

aber ich möchte mit ihm was machen. es ist nicht nur so eine Phase, es dauert jetzt schon Jahre und sicherlich ist einiges an seiner Depression nicht nur Depression. Da er im Ausland wohnt, nimmt er momentan nur an einer Gesprächsgruppe teil und hatte einen "Befundungstermin", wo er dann so in einem halben Jahr endlich eine Therapie starten kann.
Hört sich jetzt bockig an, aber ich mag auch gar nicht mehr hören, was er alles wieder nicht geschafft hat, aber ich muss doch für ihn da sein. Kann ich ihm das sagen, oder soll ich es für mich behalten? Leider sehe ich ihn dann eher negativ, nicht mehr attraktiv für mich. Wie kann ich das überwinden?
BeAk

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von BeAk »

Liebe Bela,

Dein Freund klagt Dir, was er alles nicht geschafft hat?

Sind das einige wenige Sachen oder ein ganze Liste?

Macht er sich selber runter?

Erwartet er, das Du ihm die Aufgaben abnimmst?

Möchte er Mitleid?

Ist Dein Freund eigendlich in psychiatrischer Behandlung und nimmt ein Antidepressivum ein?
Lieschen
Beiträge: 11
Registriert: 20. Mai 2008, 22:47

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von Lieschen »

Hallo Bela ! Nun wird mir besonders deutlich klar,wie belastend die krankheit Depression für das Umfeld ist.
Es ist einerseits so,wie Du schreibst,wenn man kritisiert wird,ziehts einen noch mehr hinunter.Ich sehe es bei mir trotz alledem positiv,dass mein lieber Mann schwerbehindert ist.Ich konnte ihm bestimmte Dinge nicht aufhalsen,weil er sie wegen handycap garnicht erledigen kann.
Und so war und bin ich gezwungen,mich zumindest um die dringendsten Aufgaben zu kümmern wie zum Beispiel die Wäsche,putzen,Essen machen.Vielleicht bin ich darum nicht so tief abgerutscht.
Aber es ist eben leider ein auf und ab und das macht alles so schwer.Da ich festgestellt habe,es hilft mir´,es anderen gegenüber auszusprechen,bin ich froh,dass ich in diesem Forum gelandet bin.Alles in allem....ja,jeder muss sein Ding machen und geduldig auf gute zeiten warten...manchmal hilft ein bisschen Zärtlichkeit....Tschüss erstmal Lieschen
bela
Beiträge: 56
Registriert: 10. Jan 2005, 15:41

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von bela »

Hallo,
mein Freund befindet sich in eienr Gesprächhsgruppe, da er noch keinen Therapieplatz bekommen hat, er nimmt auch Medikamente (AD).
Nein, er klagt nicht und jammert nicht. Es ist eher so, dass viele "Misserfolge" da sind, dass wie beschrieben, immer die gleichen "Fehler" gemacht werden, auch wenn er es sich wieder und wieder vornimmt. Manchmal weiss ich schon im Voraus, dass es so wie er es plant, nicht klappen kann und dieser Gedankensgang von mir ist eigentlich sehr schlimm, da er doch indiziert, dass ich kein Vertrauen in ihn habe.
Aber genau dieses wiederholte Verhaltensmuster, dass häufig zu Misserfolgen führt, ist das, was ich nicht mehr hören kann bzw. erleben mag. Ich versuche, ihn seine Dinge so machen zu lassen, wie er es mag und kann, aber es fällt mir sehr schwer und ich kann doch auch nicht immer nur wegschauen. Wenn er mir z.B. seinen Plan für die kommende Woche zeigt, dann denke ich, dass es viel zu viel ist und ab und zu sage ich ihm das, aber ich weiss nicht ob es richtig ist, ob er die Erfahrung selber machen muss, wenn etwas nicht klappt. Möchte nicht seine Therapeutin sein und erst Recht nicht so eine "Mutti-Figur".
Wie kann ich es schaffen, positiv zu sein und an ihn zu glauben, dass es besser wird und kann ich im sagen, was ich denke und fühle, ohne ihn runter zu ziehen?
BeAk

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von BeAk »

Liebe Bela,

in dem Du sagst was Du denkst. Gib Deinem Freund ehrliche Rückmeldung.

Du könntest ihn auch fragen, warum er sich vornimmt so viel zu schaffen, obwohl er aus Erfahrung weis, das er das nicht schaffen kann.

Ich habe den Eindruck, Dein Freund plant seinen Mißerfolg.

Das ist tatsächlich ein sehr schweres Thema und von Dir nicht zu lösen.
Hier kann wirklich nur eine Verhaltenstherapie als Einzeltherapie helfen.
Lieschen
Beiträge: 11
Registriert: 20. Mai 2008, 22:47

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von Lieschen »

ich kenne das auch. Manchmal hat sich mein mann durchgesetzt und wir sind Fahrrad gefahren,obwohl ich mich nicht gut fühlte. Hinterher,war ich froh,dass er sich durchgesetzt hat.
Doch irgendwie konnte ich mir das nicht merken und blieb lieber sitzen,wenn es mir schlecht ging.....um jeder anstrengenden Konfrotation aus dem Wege zu gehen,zeiht sich dann mein Mann mehr oder weniger schweigend zurück.Mein verstand weiss,dass er eigentlich recht hat.Aber wenn meine Antriebsschwäche mal wieder "siegt",wirds eben nichts.Was macht Ihr dann ? Den Schweinehund um jeden Preis niederringen und Disziplin üben ?
Basak
Beiträge: 82
Registriert: 28. Mai 2008, 20:50

Re: wie ehrlich sein?

Beitrag von Basak »

Hallo bela,
durch dich sehe ich jetzt wieder wie es meinem mann so ergehn muss.
Ich komme auch einfach nicht in die gänge um die arbeiten (haushalt-papierkram) zu erledigen, früher habe ich alles fix und fertig erledigt und es machte mir auch spaß einfach hinterher den erfolg zu sehn, aber im moment ist es sooo schwer, jeder raum wartet auf mich mit irgend welchen aufgaben,
kinderzimmer; 2 Berge wäsche warten in die jeweiligen schränke gefaltet und gelegt zu werden, wohnzimmer, ein voller wäschekorb wartet gebügelt zu werden( muss noch dazu sagen, ich bügele nur das nötigste, Hose und Hemd...) sonst ab in den schrank, kinder können auch T-shirt ungebügelt anziehen. früher habe ich alle meine kinders sogar Bodys gebügelt gehabt. Schlafzimmer sind ca. 2 Ikea Tüten voll wäsche die ich gestern vom Dach geholt habe, die müssen ins schrank. Bei mir ist es halt immer so blöd das ich keine lust habe, und dann 8-10 Maschienen wäsche sofort hinterher in 2 Tagen dann andauernd wasche hänge, dann später bis ich dann irgend wann endlich lust zu habe es dann ins schrank zu sortieren. Früher hat sich mein Mann immer beklagt, mitlerweile ist er ruhig weil ich ihn dann immer wohl angeschnautzt habe, Ich habe es selbst nicht gemerkt er meinte es letztens daher weis ich es. Naja kurz gesagt die arbeit wartet auf mich, es ist nicht so das ich es nicht, das ist echt eine Last auf meinen Schultern aber ich habe echt kein bock drauf.

Dein Freund macht sich ne liste für die kommende woche, was er eh nicht schafft hast du gesagt. Das zeigt doch das er auch eigentlich was machen will, die aufgestapelten aufgaben erledigen will, und sich ein ziel setzt, auch wenn dieses ziel unmöglich zu erreichen ist, ermutige ihn doch dabei mit dem beisatz, wenn er paar sachen nicht geschafft hat dann setzt er die dann auf die nächste liste. Hauptsache ist das er sich positiv bestärkt fühlt, wer weis villeicht ist er dann so ernergie voll durch dein zuspruch das er es doch schafft... zumindest wünsche ich es euch, das ihr trotz all diese Sachen glücklich miteinander wird...

LG Basak
Antworten