Ich weiß nicht mehr weiter

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Pine
Beiträge: 12
Registriert: 20. Apr 2008, 12:38

Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Pine »

Hallo Zusammen,

ich bin ab heute neu hier und habe mich zu diesem Schritt entschlossen, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Mein Mann hat Depressionen. Es wurde zwar noch von keinem Arzt amtlich bestätigt, aber da ich mich medizinisch etwas auskenne, sind die Symptome und sein Verhalten für mich eindeutig. Wir sind seit 5 Jahren verheiratet und ich wußte schon vor der Hochzeit davon, eher gesagt die "Zustände" in die er gerät kommen in regelmäßigen Abständen. Wir haben jetzt 2 kleine Kinder und ich hatte immer die Hoffnung es würde etwas ändern, natürlich Schwachsinn.

Es geht ihm nicht immer schlecht. Manchmal ist er ganz "normal". Dann kann ich auch mit ihm darüber reden, aber er will nichts von einem Arzt oder einer Therapie hören. Ich soll ihn mit dem Psychogequatsche in Ruhe lassen. Ich wöllte ihm da nur etwas einreden. Wenn in unserem Leben alles in Ordnung ist und er Erfolg hat, geht es ihm gut. Wenn er Ärger hat oder der Erfolg nicht immer regelmäßig da ist, dann fällt er in dieses schwarze Loch. Dort ist er dann für mich und die Außenwelt nicht mehr erreichbar. Ich habe es im ruhigen versucht, ich habe es mit toben versucht keine Chance. Aber das werdet ihr ja kennen.
Was für mich sehr schlimm ist, ich lasse mich immer von ihm mit runterziehen. Ich lasse mich so sehr davon beeinflussen. Ich bin dann auch immer wie gelähmt und total passiv. Die Familie oder auch Freunde wenden sich immer mehr von uns ab, weil mein Mann keinen Kontakt möchte oder oft so muffelig und schlecht gelaunt ist. Ich lebe immer in der Angst, dass er sich einmal etwas antun könnte. Ich habe Angst um meine Kinder, weil so eine traurige Stimmung bei uns herrscht. Ich habe soviele Ängste. Ich habe sogar manchmal Angst, wenn ich ihn alleine mit den Kindern lasse, er könnte ihnen was antun. Ich weiß das hört sich jetzt grausam an, aber ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich möchte stark sein, eigentlich bin ich auch stark, aber trotzdem schafft er es immer wieder mit runterzuziehen. Ich weiß auch nicht wie ich ihm helfen kann, einen Arzt aufzusuchen. Vielleicht kennt einer meine Gedanken ein bißchen und vielleicht schaffe ich es besser damit umzugehen, wenn ich mit jemandem drüber sprechen kann.
Sabine
Zehlendorf
Beiträge: 86
Registriert: 6. Feb 2008, 18:22

Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Zehlendorf »

Liebe Sabine,

ganz herzlich willkommen hier im Forum!

Du hast es da ganz schwer und musst nicht nur für dich, sondern auch für deine Kinder stark sein! Und die Atmosphäre zu Hause zieht dich selbst mit herunter! Jeder, der in deiner Lage war, kann mit Sicherheit von sich Ähnliches berichten! Auch dass man sich oft selbst wie "gelähmt" fühlt.

Dein Mann ist bisher nicht einsichtig und will keine Hilfe annehmen. Da kannst du vielleicht zurzeit nicht viel machen, denn das ist eine Entscheidung, die er für sich selbst fällen muss.

Aber ganz bestimmt benötigst du Hilfe für dich und für deine Kinder, denn für die bist du verantwortlich und für deine eigene Gesundheit auch.

Du schreibst voller Sorge, dass die Krankheit deines Mannes auch dich mit isoliert, weil sich Familie und Freunde zurückziehen. Das ist sehr gefährlich! Kannst du das Problem nicht in der Familie und bei deinen Freunden ansprechen, damit die Leute dort mehr Verständnis für deine Situation haben? Man kann sich doch auch außerhalb treffen oder wenn dein Mann nicht dabei ist? Ich könnte mir vorstellen, dass du auch andere, nämlich "fachliche" Hilfe benötigst. Gibt es Selbsthilfegruppen oder andere Anlaufstellen, z.B. von Kirchen oder staatliche Behörden in deiner Nähe? Da kannst du dich auch beraten lassen, wenn dein Mann nicht einsichtig ist!
Wenn das Problem so ist, wie du es schilderst, wird dein Mann über kurz oder lang Hilfe annehmen müssen und du solltest in ansprechbaren Phasen mit ihm darüber reden. Aber wie gesagt, zwingen kannst du ihn nicht.

Ich weiß nicht, wie konkret deine Befürchtungen sind, dass dein Mann sich etwas "antun" könnte. Wenn du da echte Sorgen haben musst, solltest du auf jeden Fall fachliche Hilfe suchen. Habt ihr als (allererste Hilfe) einen vernünftigen Hausarzt, der deinen Mann kennt, oder eine andere Vertrauensperson? Bei einer konkreten Selbstmordgefahr müsstest du auf jeden Fall aktiv werden!

Ich wünsch dir alles Gutes!

Anne
JeKo
Beiträge: 118
Registriert: 7. Mär 2006, 14:02

Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von JeKo »

Hallo!

Mein Mann hat auch Depressionen und wir haben auch 3 (kleine) Kinder. Ich kann Dich ganz gut verstehen.
Mir hat der Sozialpsychiatrische Dienst sehr geholfen! Dem gibt es in fast jeder Stadt. Dort gibt es Ärzte, Psychologen und Sozialpäd. Man kann sich dort beraten lassen und auch Gesprächstermine vereinbaren. Sie helfen einen bei vielen Dingen. Auch können sie Dir sagen was Du in bestimmten Situationen tun kannst, z.B. wenn er konkrete Suizidgedanken äußert etc. Geh dort hin und spreche über Deine Situation! Mir hat es sehr geholfen! Dann fällst Du nicht immer mit in das Loch und hast Kräfte für Deine Kinder frei.
Auch eine Selbsthilfegruppe kann ich nur empfehlen. Werde Dir klar was Du brauchst und wo Deine Grenzen sind. DAs ist wichtig für Euch alle.

LG Jes
BeAk

Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von BeAk »

Liebe Sabi,

Im wesendlichen möchte ich mich den beiden obrigen Postings anschließen.

Ich kenne Dein Problem. Mir geht es genau so. Du mußt, wie ich, lernen Dich abzugrenzen.

Zu diesem Zecke beginne ich jetzt eine Verhaltensstherapie (so mir die Therapeutin zusagt).
Pine
Beiträge: 12
Registriert: 20. Apr 2008, 12:38

Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Pine »

Vielen Dank für Eure Antworten. Es tut gut zu hören, dass es Menschen gibt, die mich verstehen. In der Familie habe ich es schon angesprochen, aber da er noch nicht beim Arzt war und eigentlich keiner letztendlich gesagt hat, er hat Depressionen weiß ich nicht ob die anderen es so sehen oder ob sie sagen der ist ein schlechtgelaunter abweisender Kerl. Versteht ihr. Ich habe halt Angst, das ich mich von allen zu weit entferne, wenn ich in seinen Sog gezogen werde.

Ich denke ich muß einmal nach Hilfe suchen. Wenn ich so Eure Zeilen lese, dann kommt bei mir der erste Gedanke, fühlt mein Mann sich dann vielleicht verraten, wenn ich mir zu seiner Krankheit Hilfe hole. Kann ich dann überhaupt mit ihm darüber reden, dass ich das mache. Wie ist da so Eure Erfahrung.
Aber ich weiß genau, so geht es nicht mehr weiter. Ich halte das einfach nicht aus. Ich möchte nicht so ein trauriges Leben führen. Denn eigentlich bin ich ein positiver Mensch und jetzt bin ich nicht mehr richtig lustig. Wenn ich versuche mit den Kindern unbedarft zu sein, dann wirkt das so extrem gegenüber meinem Mann. Und dann denke ich, er fühlt sich dann noch ausgegrenzter.
Vielleicht habt Ihr Mütter Interesse Euch weiter mit mir auszutauschen.
Sabi schrieb:
> Hallo Zusammen,
>
> ich bin ab heute neu hier und habe mich zu diesem Schritt entschlossen, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Mein Mann hat Depressionen. Es wurde zwar noch von keinem Arzt amtlich bestätigt, aber da ich mich medizinisch etwas auskenne, sind die Symptome und sein Verhalten für mich eindeutig. Wir sind seit 5 Jahren verheiratet und ich wußte schon vor der Hochzeit davon, eher gesagt die "Zustände" in die er gerät kommen in regelmäßigen Abständen. Wir haben jetzt 2 kleine Kinder und ich hatte immer die Hoffnung es würde etwas ändern, natürlich Schwachsinn.
>
> Es geht ihm nicht immer schlecht. Manchmal ist er ganz "normal". Dann kann ich auch mit ihm darüber reden, aber er will nichts von einem Arzt oder einer Therapie hören. Ich soll ihn mit dem Psychogequatsche in Ruhe lassen. Ich wöllte ihm da nur etwas einreden. Wenn in unserem Leben alles in Ordnung ist und er Erfolg hat, geht es ihm gut. Wenn er Ärger hat oder der Erfolg nicht immer regelmäßig da ist, dann fällt er in dieses schwarze Loch. Dort ist er dann für mich und die Außenwelt nicht mehr erreichbar. Ich habe es im ruhigen versucht, ich habe es mit toben versucht keine Chance. Aber das werdet ihr ja kennen.
> Was für mich sehr schlimm ist, ich lasse mich immer von ihm mit runterziehen. Ich lasse mich so sehr davon beeinflussen. Ich bin dann auch immer wie gelähmt und total passiv. Die Familie oder auch Freunde wenden sich immer mehr von uns ab, weil mein Mann keinen Kontakt möchte oder oft so muffelig und schlecht gelaunt ist. Ich lebe immer in der Angst, dass er sich einmal etwas antun könnte. Ich habe Angst um meine Kinder, weil so eine traurige Stimmung bei uns herrscht. Ich habe soviele Ängste. Ich habe sogar manchmal Angst, wenn ich ihn alleine mit den Kindern lasse, er könnte ihnen was antun. Ich weiß das hört sich jetzt grausam an, aber ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich möchte stark sein, eigentlich bin ich auch stark, aber trotzdem schafft er es immer wieder mit runterzuziehen. Ich weiß auch nicht wie ich ihm helfen kann, einen Arzt aufzusuchen. Vielleicht kennt einer meine Gedanken ein bißchen und vielleicht schaffe ich es besser damit umzugehen, wenn ich mit jemandem drüber sprechen kann.
Sabine
BeAk

Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von BeAk »

Liebe Sabine,

Du bist für das Wohlergehn Deiner Kinder verantwortlich und auch für Deines.

Du bist verpflichtet dafür zusorgen das es des den Kindern und Dir gut geht.
Du MUST unbedarft sein und mit ihnen rumtoben. Ganz gleich wie es deinem Mann geht.

Das hat nichts mit Deinem Mann zutun.

Wenn der Lärm Deinem Mann zuviel wird, soll er sich zurückziehn.

Das Leben mit einem Depressiven ist nur möglich, wenn das Leben für alle anderen Familienmitgleider ganz normal abläuft.

Die Krankheit darf nicht das Leben der Familienmitglieder bestimmen.
JeKo
Beiträge: 118
Registriert: 7. Mär 2006, 14:02

Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von JeKo »

Ich pflichte Bea bei.
Du brauchst nur ein schlechtes Gewissen haben, wenn Du nicht für das Wohlergehen von Dir und Deinen Kindern sorgst. Du mußt das tun was für Dich und die Kinder wichtig ist. Dein Mann kann einen Arzt aufsuchen, eine Therapie machen, ev. Medis nehmen. Das ist sein Teil. Du mußt für Dich und die Kinder sorgen und da darfst Du kein schlechtes Gewissen haben. Er hat ja die Wahl etwas zu tun und sich besser zu fühlen, genauso wie Du. Da ist nichts ungerechtes dran. Sorge gut für Dich und die Kinder, unabhängig von Deinem Mann. Es sind seine und nicht Deine Depressionen.

LG Jes
Himmel
Beiträge: 10
Registriert: 10. Apr 2008, 12:31

Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von Himmel »

Hallo Sabi
Ich schreibe hier heute das 1.mal,lese aber schon 2Jahre in diesem Forum mit. Habe so eine ähnliche Geschichte wie sie Rogger66 am 13.3. in seinen Beitrag geschrieben hat vor 2Jahren erlebt. Mein Mann leidet unter Depressionen u.ist dazu noch ADS-ler.Trotz allen Schwierigkeiten in dieser Zeit sind wir irgendwie ,wenn es denn die Dame in Schwarz zulässt , glücklich verheiratet.Ganz wichtig ist das jeder seine Grenzen erkennt ob Angehöriger oder Depresiver und dies durch viel Reden u. Absprachen und auch durch Kompromisse in manchen Situationen einhält . Oft muß der Impuls dazu der Angehörige leisten ,weil in der Depression einfach nicht die Energie dafür aufgebracht werden kann . Das führt dazu das man als Angehöriger viel geben muß und dies natürlich auch sehr viel Energie wieder zieht ,da man oft nichts vom Partner zurück bekommt. Woher auch ,dem Depressiven ist die Energie verloren gegangen , es geht einfach oft nicht . Deshalb sollte man oft auf seine besonders negativen Gefühle aufpassen,sie hinterfragen ,die Situation analysieren und überlegen was kann ich tuen damit ich mich wieder besser fühle.Also meide bitte nicht Deine sozialen Kontakte . Gute Freuned ,Verwande und Bekannte können Dir auch viel Energie wieder zurück geben und Dich unterstützen wenn Du Hilfe brauchst . Das ist besonders auch wichtig wenn man in so einer Situation Kinder hat.Meine Freundin hilft mir viel,indem sie ,wenn ich durch meiner Arbeit auf meiner Tochter nicht aufpassen kann ,sie den Part übernimmt.Mein Mann würde es natürlich auch tun , aber leider ist es momentan nicht möglich .Ich selber habe mir vor einem Jahr eine Psychotherapeutin gesucht ,mein Akku war einfach runter .Ich habe viel dazu gelernt .Zum Beispiel auch mit der Erkrankung meines Mannes besser umzugehen.Was mir auch fehlt ist der Austausch mit betroffenen Müttern und Vätern ,denn an den Kindern geht dies natürlich nicht spurlos vorbei.Ich selber habe eine 9jährige Tochter und einen 19jährigen Sohn .

Also Sabi , tue Dir mal was Gutes , denn Du brauchst auch Deine Energie nicht nur für Deinen Mann(er ist Erwachsen) ,sondern auch für Dich und Deine Kids .
Liebe Grüße Heide !
BeAk

Re: Ich weiß nicht mehr weiter

Beitrag von BeAk »

Liebe Sabine,

triff dich mit Freunden, besuche eine Selbsthilfegruppe, Tu was immer Dir gut tut. Das bist Du Dir schuldig.
Dein Man ist nicht dafür verantwortlich wie es Dir geht. Es ist allein Deine Aufgabe für Dich zu sorgen, inklusive Kinder.

Ein Mann ist es sich schuldig für sich zu sorgen. Er tut es nicht, das ist sein Problem, nicht Deins.
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