Warum trennen sich Depressive von ihrem Partner ?

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am15590
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Warum trennen sich Depressive von ihrem Partner ?

Beitrag von am15590 »

Hallo liebe Partner von depressiven Menschen,

ich haben einen für mich sehr interessanten Beitrag aus einem Forum über Erschöpfungsdepression (Burn Out Syndrom) gelesen.

http://burnout-infos.foren-city.de

Den möchte ich euch hier nicht vorenthalten. Er wurde von jemand geschrieben der selbst unter Burn Out litt und scheint mir daher sehr authentisch. In meinem Fall erklärt er sehr genau die Reaktionen meiner lieben Kätzin die ich die letzten Wochen erlebt habe.

Lest ihn mal und vielleicht findet sich der/die einer oder andere darin wieder. Mit hat er viel geholfen meine depressive Freundin zu verstehen.

Viele liebe Grüße an alle Betroffenen,

g-kater


Hier folgt der Beitrag:


In 2002 hatte ich auch das Gefühl, ausziehen zu wollen … nach 18 Jahren Ehe.
Einfach meine Ruhe haben.
Ich konnte es nicht erklären, dachte, die Beziehung sei erschöpft oder so.
Vielleicht hatte ich Glück im Unglück, denn bald kam eine Angststörung hinzu und brachte andere Themen nach vorn (PS: Bin immer noch glücklich verheiratet)
Heute sehe ich klarer und ich möchte versuchen, etwas davon weiterzugeben, denn nur, wenn man versteht. kommt man sich wieder näher.

Was ist BO

BO ist eine Persönlichkeitskrise, letztlich eine Beziehungskrise. Dies wird öfter auch in der Literatur genannt.

Mit Beziehung ist die Beziehung zu sich selbst wie auch zu allen Personen der Umwelt gemeint, somit auch zum Partner.

Wenn man BO hat, hat man sich verirrt. Man dachte, man könnt das oder das, doch der Körper und die Seele signalisieren ERROR oder STÖRSIGNALE.

Zunächst analysiert man, sucht, versucht zu verbessern, zu beheben.
Dies jedoch nur in kleinen Schritten. Verständlich, denn man spürt da auch, dass man etwas zu verlieren hat.
Jeder würde so reagieren, hat er sich doch etwas aufgebaut und glaubt, es passt zu ihm.
Im Gegensatz zum Herzinfarkt oder Diabetes gibt es zwar diffuse Probleme, doch keine klaren Werte, keine klare Situation, und über Monate schreitet dann ein Kämpfen, Rückschläge und Verunsicherung einher.

In diesem Board hier berichten Partner sehr oft, dass sie der Partner verlassen hat.
Ich vermute, dass auch das Ziehen dieses Hebels eine verzweifelte Maßnahme ist, seine Situation zu verbessern.
Welche Ehe ist schon immer ein Quell der inneren Stärke.
Es ist normal, dass es Probleme gibt. Dies wissen alle und es funktioniert ja auch NORMALERWEISE, eben, weil jeder in sich stabil ist, weil sein Leben läuft, und weil er Energien hat, die er in den anderen investieren kann und damit die Beziehung weiter trägt.

Doch wie o.g. ist man im BO instabil, man spürt, dass etwas falsch läuft, Werte in Gefahr sind und experimentiert drauf los, sucht nach Energiequellen. Deshalb vermute ich, berichten hier so viele von Partnern, die sie verlassen haben, eben weil sie nicht mehr die Energie haben, eine Beziehung zu führen oder gar in einen Kurzflirt flüchten.

Schaut man genauer hin, ist es aber kein Beziehungsproblem unter Ehepartnern, sondern eine tiefe Krise des Betroffenen, eine Beziehungskrise zu sich selbst eine Beziehungskrise mit der Umwelt.

Diese Krise ist jedoch für den Ehepartner nicht zugänglich, weil er sich in dieser Welt überhaupt nicht auskennt – so etwas absolut nicht nachfühlen kann.
Auch der Betroffene weiss es nur diffus, selbst wenn ihm ein Arzt die Diagnose BO oder depressives Erschöpfungssyndrom ausstellt, weil es Monate, ja ich glaube Jahre dauert, bist man begreift, was mit einem passiert ist.
In der Regel ist es so, dass man in eine Situation, oft beruflich, gerutscht ist, die nicht zu einem passt.
Hier nun die richtigen Änderungen zu finden, Wege zu finden usw ist ein langer Prozess und mit lang meine ich mehr als 1 Jahr.

Erst mit dem Sichwiederfinden – sehen, was ist, sehen, wer bin ich, sehen, was will ich, evtl. den Job wechseln oder aufgeben – usw., erst damit heilt diese Krise, wächst die Selbstsicherheit, die Freude und Liebe zu einem selbst. Obwohl trotz alledem oft Symptome ähnlich einer chronischen Erkrankung bleiben

Niemand, weder der Partner, noch sonstwas kann da den entscheidenden Impuls liefern, nein, es ist ein Selbstprozess.

Diesen Selbstprozess kann man mit Medikamenten stützen, durch Therapie verstärken und diesen kann auch eine gewachsene Beziehung stützen. Mehr kann sie jedoch nicht, weil dem Partner der Zugang fehlt, weil es ist, wie eine Sprache lernen - kann man auch nur selbst - und weil ein Partner eine bestimmte Rolle (Freund, Sexualpartner, den es zu gewinnen, zu umwerben gilt usw.) in der NATUR spielt.
Dieser letzte Punkt wird hier bei allen, die bislang in diesem Board posteten, vollkommen missverstanden.
Man glaubt, man könne in einer Art Freundschaft gemeinsam ein Floss bauen und damit den derzeit unüberwindbar erscheinenden Fluss überqueren. Insofern tritt der Partner als Gehilfe auf, als entscheidender Gehilfe usw., doch wie jedes Team Freude erzeugt, erzeugt es auch Belastung und Verpflichtung.

Ich glaube, fast jeder BO-Betroffene hat genau mit diesem Punkt – Verpflichtung, und sei es nur es auszuhalten, dass man für den anderen so unersetzbar sei, große Probleme. Warum?

Alle Geschichten, die im FO stehen, berichten von Menschen, die einmal sehr engagiert waren, die etwas bewegten, denen etwas gelang usw.
Doch plötzlich wurden sie von dem, was ihnen einmal so gut gelang, worauf sie stolz waren, was ihr Lebensplan war, krank.

Aufgaben fallen nicht vom Himmel, sie sind eine Interaktion zwischen Menschen.
O.g. Betroffene sind i.d.R nicht Durchschnitt, sondern Überdurchschnitt.
Es gelingt ihnen viel, viele Menschen wollen etwas von ihnen, loben sie, anerkennen sie.

Alles läuft super und dann das!

1. Nur wer brennt, brennt aus (brannte man einst so angenehm für eine Aufgabe, jeder Bundestrainer hätte seine Freude gehabt und nun...)
2. Inspiriert oder getrieben (Einst positiv inspiriert nun...)
3. 5e gerade sein lassen (War man der Exakte, der der etwas zu Ende brachte usw, anerkannt...und nun...soll auch diese Eigenschaft Mist sein )

Exemplarisch diese 3 Punkte, die das Kippen von pos. Eigenschafetn zu belastenden, beschreiben - Kippen des inneren Selbstbildes von vermeintlicher Stärke zu Schwäche.

INFOLGE
Verunsicherung, manche auch Agression, Werte stehen in Frage usw.
UNSICHERHEIT
Zum o.g. kommt es folgerichtig zu einer BEZIEHUNGKRISE, wie ich oben nannte, zum einen mit einem selbst, zum anderen, mit der Umwelt, mit dem Partner.

Oft äußert sich diese folgerichtig in einer MUSS-ALLERGIE, eben weil das Unbewusste alles abwirft, was mit MUSS zusammenhängt.
Wollte man vorher ganz viel, so wird nun selbst das Ertragen einer sozialen Situation zum MUSS - Ich muss da bleiben, muss zuhören, muss helfen usw.

Abwerfen was gerade geht, evtl auch den Partner, wenn er als Last oder als MUSS empfunden wird. So wenig MUSS wie möglich, eine vollkommen folgerichtige Reaktion.

Leider für dritte, eben auch für den Partner sehr schmerzhaft und absolut nicht nachvollziehbar.

Wenn ein Partner sagt:
Ich liebe dich, du bist mir ganz wichtig. Ohne dich kann ich mir mein Leben nicht vorstellen. Ich stelle keine Bedingungen Hauptsache ich verliere dich nicht,

dann ist das für den bereits hochsensibilisierten Bot´ler eine ALLERGIE-Salve.
Traumatisiert von verschiedenen Aufgaben, die er damals annahm und die ihm nun so geschadet haben reagiert er über, sieht darin eine Aufgabe, eine Belastung und Fallstricke und zwar zu Recht.

Aufgabe: Ich werde gebraucht.
Belastung: Wenn ich ja sage, ich liebe dich auch oder ähnliches, MUSS ich.
Fallstricke: Ich komme da so leicht nicht raus. Was ist, wenn es schwer wird. Kann ich dann ausgleichen wie früher usw…

Dies meine ich z.B mit Muss-Alergie bzgl. Beziehung.


WAS KANN EIN PARTNER TUN?

DA SEIN!

Im Grunde beschreiben obige Zeilen etwas die Situation und ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen ein klein wenig von dem geben, was er hier sucht, nämlich zu verstehen wie BO entsteht und was die Folgen sind.

BO ist eine berechtigte Beziehungskrise.
Es ist schwer, sie zu verstehen. Vielleicht konnte ich mit meinen Ausführungen etwas dazu beitragen.

Hg
Börnie
_________________
Viele Wege führen nach Rom
Fregel07
Beiträge: 62
Registriert: 18. Mär 2008, 12:21

Re: Warum trennen sich Depressive von ihrem Partner ?

Beitrag von Fregel07 »

Hallo G-Kater,
hab irgendwie etwas falsch gemacht,beim versenden meines Postings.
Könntest du vielleicht mal unter
Antworten und BO fregel07 im Forum nachsehen und mir antworten?
Grüße
fregel07
Fregel
Greteline1
Beiträge: 156
Registriert: 25. Jun 2007, 20:21

Re: Warum trennen sich Depressive von ihrem Partner ?

Beitrag von Greteline1 »

Hallo !

Interressant, das gleiche ist meiner Freundin und mir passiert.

Wir haben uns in der Klinik kennengerlernt.
Genau wie ich hat Sie die Beziehung beendet.

Warum weiß ich schon,aber zu der Zeit kam ja wohl einiges zusammen.

Werde mich diesbezüglich mal im Netz Informieren.

LG Alles Gute Greteline
am15590
Beiträge: 21
Registriert: 5. Apr 2008, 21:54

Re: Warum trennen sich Depressive von ihrem Partner ?

Beitrag von am15590 »

Hallo liebe Greteline,

das scheint bei Menschen mit BO/Depression die normale Reaktion zu sein, sich erst mal vom Partner zu trennen.

Wie ging es dein bei euch beiden weiter, wenn ich Fragen darf ? Habt ihr die Beziehung nach der Krankheit wieder aufgenommen oder nicht ?

Ich denke wenn die Beziehung vorher schon nicht tragfähig war, oder vielleicht sogar der Auslöser der Depression, dann kann ich mir meine Frage
selbst beantworten. Aber vielleicht war sie bei euch ja tragfähig eure Beziehung ?

Alles Liebe und Gute wünscht dir

g-kater
BeAk

Re: Warum trennen sich Depressive von ihrem Partner ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Kater,

wenn ein Depressiver um seine Erkrankung weis und auch der Angehörige mit der Situation umgehn kann, ist es nicht mehr normal, die Beziehung während einer Episode zu beenden.

Er weis dann aus Erfahrung, das seine Empfindungen/nicht empfinden von der Depression geprägt ist und sich alles wieder normalisiert.
am15590
Beiträge: 21
Registriert: 5. Apr 2008, 21:54

Re: Warum trennen sich Depressive von ihrem Partner ?

Beitrag von am15590 »

Liebe Bea

>wenn ein Depressiver um seine Erkrankung weis und
>auch der Angehörige mit der Situation umgehn kann, ist
>es nicht mehr normal, die Beziehung während einer
>Episode zu beenden.Er weis dann aus Erfahrung, das
>seine Empfindungen/nicht empfinden von der
>Depression geprägt ist und sich alles wieder
>normalisiert.

Ich gebe dir da völlig Recht. Wie du schreibst, ist es allerdings wichtig, das der Depressive zum einen
die Krankheit kennt und zum anderen Erfahrung damit hat.

Meine Freundin weiß zwar das sie unter BO/Depression leidet, aber das ist völlig neu für sie. Sie hat keine Erfahrung wie sich Depression anfühlt. Sie ist 44 Jahre alt, war immer Erfolgreich in Ihrem Beruf und nun muss sie sich erst mal selbst
wieder finden.

Darauf bezog ich meine Aussage, das Depressive häufig alle Belastungen von sich werfen, auch und gerade die Beziehung zu ihrem Partner, da sie eine Beziehung in der Krankheit nicht leben können. Vielleicht schämen sie sich auch vor ihrem Partner,
weil sie denken auf ganzer Linie versagt zu haben. Wer weiss ?

Ich hoffe du weisst was ich damit meine.

Viele liebe Grüße,

g-kater
BeAk

Re: Warum trennen sich Depressive von ihrem Partner ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Kater,

ja ich weiß was du meinst. Ich selber empfinde es so das die Beziehung belastet, wenn ich depressiv bin, ich möchte die Ehe beenden.
Aber ich tue es nicht. Ich gehe in beziehungstechnisch in Warteposition.

Und ist die Episode vorbei, frage ich mich warum ich so empfunden habe.

Das Verhalten was du beschreibst, ist nur typisch für die erste Episode und die meisten ziehn die Trennung nicht mal durch, weil ihnen die Kraft fehlt.

Es wird wieder anders, wenn die Beziehung vor der Episode gut war, darauf kannst Du wetten, Kater.
am15590
Beiträge: 21
Registriert: 5. Apr 2008, 21:54

Re: Warum trennen sich Depressive von ihrem Partner ?

Beitrag von am15590 »

Liebe Bea,

danke für deine Antwort.

>ja ich weiß was du meinst. Ich selber empfinde es so das >die Beziehung belastet, wenn ich depressiv bin, ich >möchte die Ehe beenden.
>Aber ich tue es nicht. Ich gehe in beziehungstechnisch >in Warteposition.

Ja genau das habe ich meiner Kätzin auch gesagt. Triff nicht jetzt in dieser traurigen Lage, solch eine endgültige Entscheidung wie eine Trennung.
Las uns unsere Beziehung erst einmal Ruhen lassen.
Ich konnte sie überzeugen, das dies erst mal besser ist.
Für sie ist die Depression ja leider etwas völlig Neues. Für mich leider auch

>Das Verhalten was du beschreibst, ist nur typisch für die >erste Episode und die meisten ziehn die Trennung nicht >mal durch, weil ihnen die Kraft fehlt.

Ja, das war für sie wohl auch so.

>Es wird wieder anders, wenn die Beziehung vor der >Episode gut war, darauf kannst Du wetten, Kater.

Danke dafür das du mir Mut machen willst. Den benötige ich Moment auch sehr. Unsere Beziehung war, bis auf die üblichen Probleme auch gut und tragfähig. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

In mir brennt ein Feuer, das Feuer unserer Liebe. Das gibt mir die Energie für sie einfach "Da zu sein" wenn sie mich
braucht. Ich weiss wie sie wahr, ich werde sie nicht aufgeben. Das hätte sie nicht verdient. Sie ist ein feiner Mensch. Wie ich schon hier irgendwo einmal sagte, falls sie mich nach ihrer Krankheit nicht mehr lieben sollte, so war das eben unser Schicksal. Ich werde ihr niemals böse sein.

Bis dahin lebe ich mein Leben ohne sie. Ich achte auf mich und lasse mich nicht in Traurigkeit versinken.

Alles liebe und Gute wünscht dir

g-kater
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