Nur noch ratlos?

Mourga
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Nur noch ratlos?

Beitrag von Mourga »

Liebe Forumsmitglieder

Ich habe vor langer Zeit bereits einmal geschrieben und gute Ideen und Gedanken von Euch erhalten. Meine Geschichte ist lang, aber ich versuche kurz gewisse Fakten aufzulisten.

Ich bin voellig ratlos wie ich die momentane Situation noch zum besseren veraendern kann???

Die mittlere Depression meines Mannes hat wohl im Jahr 2001 begonnen. Im Fruehling 2006 war es das erste Mal bei Psychiater. Nach einmaliger Sitzung Diagnose mittlere Depression - Fazit med. Behandlung mit Zoloft (wohnen im Ausland und die Psychotherapie ist Lichtjahre hinter der unseren).

Genau wie Tom (Willi) in einem seiner Beitraege geschrieben hat kann ich mich als Frau des Depressiven laut, leise, einfuehlsam, abweisend, unsichtbar, hilfsbereit verhalten - ich bin eine Provokation fuer ihn. Durch Zoloft ist mein Mann ruhiger geworden, hat nicht mehr so viele Wutanfaelle oder Ausbrueche von Aggressivitat. Da sind Welten vor und nach Zoloft.

Das Problem ist nur, dass ich nicht nur auf dem Zahnfleisch laufe, sondern bereits meine ersten Zaehne verloren habe (nicht woertlich gemeint). Ich bin am Anschlag. Wir haben fantastische Tage, da laeuft alles in Harmonie und dann kommt der Hammerschlag auf meinen Deckel und mein ist in einem absoluten tiefen Loch.

Ich habe ihn schon so oft gefragt wie ich reagieren soll. Soll ich auf ihn zukommen und ihm helfen seinen Alltag zu erleichtern? Soll ich fuer ihn etwas schoenes kochen oder ihn mit etwas aufmunter? ODER soll ich ihn alleine lassen, soll ich aus dem Haus gehen, damit er in Ruhe sein kann?

Einmal meint er das, dann das andere und egal wie ich mich verhalte es ist nie richtig!

Wenn es MIR gut geht, dann kann ich ihm helfen, aber wehe ich habe einen schlechten Tag, dann ist die Hoelle los. Von uns Angehoerigen wird immer erwartet Unterstuetzung zu bringen und alles verstehen zu muessen. Wenn ich einen lausigen Tag habe, dann mache ich alles nur noch schlimmer fuer ihn. Sorry sind wir nicht auch einfach nur Menschen. Duerfen wir nicht auch einmal mit dem falschen Fuss aufstehen? Wir wuenschten uns auch eine Schulter zum anlehnen, aber diese wendet sich ab wenn wir diese am meisten noetig haetten.

Wir koennen uns nicht fuehlen wie ein Depri und daher auch nicht vollstaendig verstehen wie das sein muss. Wir informieren uns, tun alles rund um den anderen, dass es ihm besser geht. Wir geben uns fast fuer den anderen auf und wenn uns bewusst wird, dass wir das nicht tun duerfen und jeder selbst fuer sein Glueck verantwortllich ist, dann ist das dem Depri auch wieder nicht recht. Wenn ich einen Tag lang alleine spazieren und fotografieren gehe, dann ist das auch nicht gut. Es ist so verzwickt, man kriegt sich SO ODER SO in die Haare.

Ich kann verstehen wie sich ein Angehoeriger trennen will von seinem Partner. Das hat nichts mit Liebe oder Unliebe zu tun, da geht es nur noch um Selbstschutz. Ich habe das Gefuehl, ich muss mich langsam aber sicher selbst schuetzen um nicht in seinen Sog mitgerissen zu werden. Ich habe alles was in meiner Kraft und Macht stand getan, aber MEHR habe ich nicht mehr.

Ich war genau wie Tom ein froehlicher Mensch, habe das Zusammensein mit Anderen geliebt, hatte einen optimistischen Blick fuer das Leben. Wo ist all das geblieben wenn man taeglich den Auswirkungen der Depression ausgesetzt ist? KEIN Depi hat auch nur die leiseste Ahnung wie es sein muss mit einem Depri eine Ehe zu fuehren. Was nicht heissen soll wir habe eine Ahnung wie das Leben als Depri sein muss, aber wir informieren uns.

Im ernst, wieviele der Depris haben sich je informiert wie ein solches Leben aus unser Sicht sein muss? Es kann die Hoelle sein.

Bitte entschuldigt meine vielleicht etwas zu offene Art zu schreiben. Ich hoffe es gibt andere Angehoerige die genau so fuehlen und mich das wissen lassen.

Mourga
briedi
Beiträge: 30
Registriert: 2. Jan 2008, 20:28

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von briedi »

Hallo Mourga,
ich kann Dich sehr gut verstehen und zum Teil auch nachempfinden, wie Du Dich fühlen musst. Ja, die Dinge sind an den schlechten Tagen sicherlich sehr schwer zu tragen.

Ich habe mich hier im Forum viel umgeschaut und von Betroffenen selbst so liebe Rückmeldungen bekommen, dass es Ihnen gut tut, dass wir da sind. Sie wissen schon zu schätzen, was wir als Angehörige bereit sind zu geben (wenn auch nicht gerade in der Phase der tiefsten Tiefe). Aber mir hat das unheimlich gut getan, zu wissen, warum ich das aushalten möchte. Dass das "Durchhalten" nicht vergebens ist...

Das hilft Dir vielleicht nicht unbedingt in diesem Moment weiter, wo Du Dich so ausgepauert und traurig fühlst. Aber es könnte vielleicht ein kleines Licht sein

In dem Buch "Schattendasein" wurde schon ganz gut darauf hin gewiesen, dass der Betroffene selbst sich ja oft in therapeutischer Behandlung befindet, aber die Anghörigen eben oft nicht diese Betreuung haben. Den Gedankengang fand ich sehr gut und ich habe mich jetzt bei meiner alten Therapeutin um einige Termine bemüht. Noch bin ich nicht so weit, dass ich "Zähne verloren habe", aber ich möchte, so gut es eben geht, mich davor schützen. Nicht allein darum, weil ich für meinen Freund da sein möchte! Ich möchte auch noch da sein, wenn die Sonne endlich wieder strahlt und die schönen Tage überwiegen

Leider kann ich nicht viel mehr für Dich tun, aber fühl Dich herzlich gedrückt. Ich hoffe Du findest einen Weg für Dich, wie Du am besten wieder zu Kräften kommst und es Dir wieder besser geht!!

Ganz liebe Grüße
Briedi
Meggi

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von Meggi »

Zehlendorf
Beiträge: 86
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Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von Zehlendorf »

Hallo Mourga,

ja, so sehe ich das auch: Was Angehörige empfinden, können weder die Kranken noch "Normalos" nachempfinden, die es selbst nicht erlebt haben. Das Zusammenleben mit einem psychisch Kranken beeinträchtigt die eigenen Empfindungen extrem. Das Miterleben empfinde ich wie eine bleierne Schwere, die sich auf das Gemüt und das eigene Leben legt. Wie soll man selbst fröhlich sein, eine Mahlzeit genießen, den eigenen Geschäften nachgehen, wenn man ständig konfrontiert ist mit einem verzweifelten Gesicht und dem Elend des anderen? Auch wenn der Kranke in "lichten Momenten" sagt, dass man ja gar nicht gemeint ist und man sich "einfach nicht um seine Miene kümmern soll", kann man das dann? Man setzt alles an Geduld, Kraft, Zeit und Rücksichtnahme ein, was man hat, aber es ist nie genug, kann es auch nicht sein, denn ändern muss es der Betreffende selbst. Dabei betrifft es das eigene Leben genauso, nicht nur emotional, sondern doch auch finanziell und ganz praktisch hängt man als Angehöriger am Leiden mit dran. Und die Umwelt geht ganz selbstverständlich davon aus, dass man bereit ist, alle eigenen Ressourcen einzusetzen.

Der Rat, Hilfe zu suchen für sich selbst, ist ganz wichtig und richtig. Deine Gedanken an Trennung kann ich gut nachvollziehen. Wenn es hilft, warum nicht. Aber in der Regel will oder kann man das ja gar nicht. Was mir ein Bisschen geholfen hat ist die Einsicht, selbst nicht allmächtig zu sein. Du kannst die Gefühle und das Befinden eines anderen Menschen nicht bestimmen, schon gar nicht, wenn er sehr krank ist. Niemand kann das. Man muss lernen, auch "egoistisch" zu sein und sein Leben ein Stück weit ohne den anderen zu genießen. Denn wenn man selbst zusammenbricht, hilft das dem anderen gar nicht, sondern macht alles nur noch schlimmer.


Und du hast ein Recht (!) auf ein zufriedenes, selbstbestimmtes Leben, auch wenn dein Mann krank ist! Das muss man dem Kranken selbst auch sagen. Meine Erfahrungen, als mein einer Sohn jahrelang sehr krank war, waren auch die, dass dieser zwar unter seiner Krankheit ganz entsetzlich litt, diese aber auch in gewisser Weise "ausnutzte" und die Familie terrorisierte. Auch wenn es dem Kranken sehr schlecht geht, muss er bestimmte Pflichten wahrnehmen und - im Rahmen seiner Möglichkeiten - Rücksicht auf die anderen nehmen. Der Kranke muss verstehen, dass man sein eigenes Leben lebt, Dinge ohne ihn tut und genießt (!) - letzten Endes profitiert er davon selbst. DU bist ja nicht krank, er ist es. Es ist nie gut, wenn man für einen anderen Menschen "alles" tut, sein Verhalten auf ihn und seine Bedürfnisse gänzlich einstellt. Damit macht man sich selbst kaputt, den anderen abhängig und erzeugt bei ihm letzten Endes auch noch Schuldgefühle.

Liebe Moursa, du gehst da einen sehr schweren Weg! Ich wünsche dir viel Kraft und gib die Hoffnung nicht auf! Es kann eigentlich alles nur besser werden!

Anna
feuerfisch
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Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Allerseits

na, da möchte ich mich auch mal wieder zu Worte melden, wenn ich darf.

Ich bin beides: Angehörige und Depri
Also habe ich in gewisser Weise Einblick in beide Seiten. Was ich aber auch gleich einschränken muss, denn genauso unterschiedlich wie Menschen sind, genauso unterschiedlich verhalten und fühlen sie auch in der Depression. Manche werden auch aggressiv
Gerade dann (aber nicht nur dann) kann ich sehr gut verstehen das der Partner das nicht mehr aushält und ich stimme mit euch überein dass es dann auch besser ist sich zu trennen, denn es ist wirklich so - der Selbstschutz geht einfach vor! Ist keine Besserung in Sicht, keine Krankheitseinsicht, kein Wille sich helfen zu lassen vorhanden, so kann der Partner eigentlich nur verlieren.
Unsere Partner sind nicht dazu da um uns zu therapieren, das gehört in die Hände von Fachleuten.

Und genau so handhaben mein Partner und ich unsere Beziehung. Wir nehmen Rücksicht aufeinander, achten jedoch auch darauf das es nicht Überhand nimmt. Wir beide haben unsere Aufgaben, die wir auch - mal mehr, mal weniger - erfüllen. Unterstützung - JA, Abnehmen der Aufgaben - NEIN. Sicher, auch das ist fliessend, wenn etwas mal gar nicht geht, dann springt der andere ein, aber umgedreht funkt das genauso.
Wir therapieren auch nicht aneinander rum, dann hätten wir keine Partnerschaft mehr. Es ist vielmehr ein liebevolles aufeinander achten - und auch den Partner achten. Wir wissen beide das manches manchmal nicht funktioniert, aber (das ist der Vorteil an unserer Beziehung) wir können leichter trennen zwischen Ablehnung und Depression.

Und trotzdem nehme ich auch die Unterschiede zwischen seiner und meiner Depri wahr; in manchen Bereichen verstehe ich ihn nicht und in anderen er mich nicht. Aber das können wir beide akzeptieren, ich MUSS ihn nicht bis ins kleinste Detail verstehen um zu sehen das er an manchen Punkten leidet.

Aber das Wichtigste für uns beide ist das Gespräch, das ehrliche und offene Gespräch. Eines bei dem man nicht hinterm Berg hält, bei dem es auch auch die Frage: "Wie geht es dir?" eine ehrliche Antwort gibt; selbst wenn sie so übel ausfällt das man sagt das man nicht mehr möchte. Nur so können wir miteinander umgehen.
Und trotzdem kann es auch mal für den Partner zuviel werden - als Fazit dessen sagte mir mein Partner mal das er nicht mehr kann, ich ihm zu riskant geworden bin .... und lieferte mich in die Geschlossene ein.

Hier im Angehörigenbereich lese ich hauptsächlich mit eben WEIL mir mein Partner nicht egal ist und meine Umwelt auch nicht. Und ich habe viel hier gelernt: wie weh manche Aussprüche tun, z.Bsp.
Seitdem lasse ich sie, oder formuliere sie anders. Zuvor war mir gar nicht bewußt das es so verletzend ist. Es kam halt aus meinem Gefühl heraus, das ich das sagte und ich sagte und meinte das auch nur von mir aus. Das diese `Sprüche´ aber auch ganz anders ankommen könnten habe ich erst hier gelernt. Und - natürlich auch von meinem Partner, denn er sagte mir hin und wieder einmal wie das bei ihm ankommt, was ich damit bei ihm auslöse damit.
Womit wir wieder bei der Kommunikation angelangt wären....

Mein Partner ist seit längerer Zeit stabil *freu*
Ich werde das wohl nie so richtig.
Wir kommen gut miteinander klar und trotzdem möchte ich mich manchmal von ihm trennen, möchte ihm die Last, die ich ja doch bin, abnehmen.

Ihr Angehörige seid uns nicht egal

Liebe Grüße

feuerfisch

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
CJ43
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Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Mourga!

Ich bin selber eine Depri-Betroffene, mit Mann und drei Kindern. Bei mir sind es nur Phasen, das heißt, zwischendurch geht es mir "normal", ich packe meinen Alltag und versuche meine Familie so wenig wie möglich zu belasten.
Das funktioniert so, dass ich mich selbst um Behandlung usw. kümmere, meine Tabletten nehme, Deprigeschichten hier im Forum verfolge, und zu hause nicht soviel darüber rede.
Im letzten Herbst ging es mir nicht gut, da habe ich mich ziemlich zurückgezogen, wenig gelacht (na, sagen wir eher: gar nicht) und war, still für mich, sehr verzweifelt.

Was ich wichtig finde: ich glaube nicht, dass meine Familie schuld an meinen Depressionen ist, und meine Leute glauben das auch nicht. Das halte ich für einen wesentlichen Punkt, dass man sich das klar macht. Und letzlich muss ich selber Fachmann sein für meine Erkrankung, oder eben die richtige Hilfe suchen.
Ich weiß, dass das Viele nicht mehr können, denen es zu schlecht geht. Aber: seinen Partner mit in den Abgrund zu reißen halte ich nicht für die richtige Methode!

Ich finde, jeder hat ein Recht auf sein Leben. Helfen kann man sowieso nur bis zu einem bestimmten Punkt, aber mit aller Liebe kann man einen Depressiven nicht heilen.
Oder anders gesagt: davon dass du fertig mit den Nerven bist, geht es deinem Mann nicht besser! Da hat es sehr viel mehr Sinn, wenn du was für dich tust und versuchst, einen inneren Abstand hinzubekommen.
Wie, da bin ich natürlich überfragt, aber ich finde, es ist dein gutes Recht!
In diesem Sinne wünsche ich dir gute Nerven und Zeit für dich.

Liebe Grüße!
Constanze
Meggi

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von Meggi »

BeAk

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von BeAk »

Liebe Mouraga,

reagiere so wie du es für richtig hälst.

Es gibt in der Depression kein richtig oder falsch. Die Depression Deines Partners ist föllig unabhängig von Dir, und somit auch seine agressiven Reaktionen.

Nebenbei bemerkt, Agressionen haben nicht viel mit der Depresssion zutun. Das hat meist andere Gründe.

Liebe Mouraga, Du bist nicht für das Verhalten Deines Mannes verantwortlich, ganz gleich was er tut.

Du solltest Deinen Tagesablauf so gestalten, das er Dir gut tut.
Dein Mann kann seinen Tagesablauf, auch Rückzug selber einrichten. Das ist allein seine Aufgabe.
Du bist nicht für Deinen Mann verantwortlich.

Liebe Mouraga, Du mußt Deinen Mann garnicht helfen. Du kannst ihm nicht helfen, das ist nicht möglich.
Er kann sich nur selber helfen oder von Fachleuten helfen lassen.
Du bist nicht dafür zuständig, das es Deinem Mann gut geht.
Dein Mann ist allein dafür zuständig für sich zu sorgen.

Liebe Mouraga, du sollst auch garnicht wie ein Depri fühlen. Du must Mouraga fühlen.
Es ist ganz gleich, was ein Depri dazu sagt, wenn Du für Dich sorgst.
Es ist Deine Aufgabe gut für Dich zu sorgen.
So wie es die Aufgabe Deines Mannes ist gut für sich zu sorgen.

Liebe Mouraga Du must alles in Deiner Macht und Kraft stehende tun, damit es Dir gut geht.

Für Deinen Partner gilt das selbe.

Du selber bist es die zuläßt, das Du keine Freude mehr am Leben hast.

Schau dir mal diese Seite an:

http://www.manfred-koschnick.de/coabhaengigkeit.htm

Es gibt viele Depris die sehr wohl Ahnung haben wie das leben mit einem Depri aussieht, wenn man nicht auf sich aufpasst.

Es gibt hier viele Menschen die sowohl Angehörige wie auch Betroffene sind. Ich gehöre auch dazu.
angelino
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Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von angelino »

angelino
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Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von angelino »

feuerfisch
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Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von feuerfisch »

Oh, Mann, Engelbert!

Wie bist du denn drauf?
Willst du da jemanden ein schlechtes Gewissen einreden?

Wenn sich ein Depri umbringt, dann tut er/sie das nicht deswegen weil der Partner weg ist, sondern weil er/sie keinen Ausweg sieht.

Das was dein Text hier andeutet ist das ich als Angehöriger verantwortlich sei für das Leben oder Sterben meines Partners. Dem ist aber nicht so. Jeder Mensch hat das Recht und auch die Pflicht für sich selbst zu sorgen - und das gilt für Depri-Leute genauso wie für ihre Angehörigen.

Ich schreibe so etwas nur selten (ich glaube, ich habe so etwas in dieser Form sogar noch nie geschrieben): Dein Beitrag ist ganz schöner Blödsinn und sogar schädlich!

feuerfisch

P.S.: Ich bin kein Streithammel, also erwarte bitte keine Antwort von mir auf irgendwelche Angriffe. Ich habe meine Meinung, du deine!
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
angelino
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Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von angelino »

Meggi

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von Meggi »

Meggi

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von Meggi »

Anne Blume
Moderator
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Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Engelbert,

einen Ihrer Beiträge habe ich editiert. Diese Aussage ging eindeutig zu weit.

Viele Grüße
Anne Blume
BeAk

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von BeAk »

Lieber Engelbert,

den Link werd ich hier jedesmal setzen, wenn ich es für angebracht halte.

Er zeigt auf, wie gesundes Verhalten aussieht!
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Mourga!

Ich möchte einfach noch einmal sagen, dass ich finde, man sollte sein eigenes Wohl von dem des Partners abgrenzen. Und zwar nicht erst, wenn man schon völlig auf dem Zahnfleisch geht. Dann ist Trennung eventuell wirklich der letzte Ausweg, aber weder du, noch die anderen Angehörigen hier klingen mir so, als ob ihr an diesem Punkt seid.
Die Idee mit der Reise nur für dich finde ich gut! Ich glaube du braucht dringend eine Möglichkeit Kräfte zu sammeln! Einfach mal entlastet zu sein und wieder Luft zu holen. Das kann dir niemand absprechen, denn, wie gesagt, sollst du selbst zusammen brechen?

Und, um auf die Beiträge weiter oben einzugehen: das Depressive nicht mehr leben wollen gehört zum Krankheitsbild. Das gilt auch für Menschen in guten Beziehungen.
So ein: man darf sich nicht trennen, weil sich der verlassenen depressive Partner sonst etwas antut, halte ich für sehr fragwürdig.
Wenn ein Partner an Depressionen erkrankt heißt das doch für den anderen nicht automatisch "Lebenslange Aufsichtspflicht"!

Und ich glaube nicht, dass einer der Angehörigen die hier schreiben, es sich leicht macht mit einer Trennung.
Also in diesem Sinne, lass dir kein schlechtes Gewissen machen und tu was für dich, wenns geht!

Liebe Grüße!
Constanze
angelino
Beiträge: 36
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Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von angelino »

BeAk

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von BeAk »

Lieber Engelbert,

Sinn einer Partnerschaft kann nicht sein, den Suizid des Depressiven nicht "erleben" zu müssen.

Tut mir leid.

Der Depressive ist für das was er tut selbst verantwortlich, genauso wie ein nicht Depressiver.
angelino
Beiträge: 36
Registriert: 7. Apr 2008, 19:41

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von angelino »

Mourga
Beiträge: 7
Registriert: 12. Okt 2006, 06:44
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Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von Mourga »

Herzlichen Dank fuer die vielen Meldungen!

Ich wollte Euch sagen, dass ich mich sehr gefreut habe Eure Erfahrungen als Angehoerige und/oder als Depressive hier zu lesen. Es tut so gut zu wissen, dass es anderen genau so geht wie mir und dass andere genau das Selbe mitmachen wie ich.

Auf der einen Seite waren Eure Beitraege ein Ansporn fuer mich, die Situation noch etwas auszuhalten um dann wie Ihr schreibt vielleicht doch einmal die Fruechte dieser Beziehung tragen zu duerfen.

Auf der anderen Seite fuehle ich mich einfach nur am Ende mit meinen Kraeften und es ist gut fuer mich zu wissen, dass ich nicht verpflichtet bin das ewig auszuhalten. Ich kann es bis zu einem Punkt aushalten, muss mich aber auch nicht schuldig oder verantwortlich fuer den anderen fuehlen.

Engelbert, was meinst Du warum halten wir Angehoerige schon Jahre diese Situation aus? Weil uns der andere etwas bedeutet und weil wir den anderen Lieben und ihn nicht aufgeben wollen. Wenn wir uns auch noch Gedanken machen muessen, was passiert wenn wir den Depri verlassen, dann sind wir selbst bald ganz tief in einer Depression.

Gerade gestern hat mir mein Mann gesagt, gute Nacht ich schau mich jetzt mal im Internet um, was fuer Suizidmoeglichkeiten es gibt. Da musste ich meinem Mann hart auf hart sagen, dass er mich damit erpresst, dass er mir damit immer wieder das Gefuehl gibt - ich muss fuer ihn da sein, egal was kommt. Er hat das verstanden und sich auch fuer den Bloedsinn entschuldigt und mir klar gemacht, dass er niemals den Mumm dazu haette, aber sich oft wuenschte er waere tot oder ein Unfall wuerde passieren.

In jeder Hinsicht hat Zoloft meinem Mann geholfen, durch Zoloft ist mein Mann wahnsinnig viel ruhiger, weniger laut gworden und hast fast keine Agressionen mehr. Dies soviel fuer die die nur teilweise mitlesen.

Es ist ein Fortschritt, das sehe ich ganz klar, aber wenn die Fortschritte in diesem Rythmus weitergehen, dann bin ich "abgestorben" bevor wir das Schoene geniessen duerfen. Wenn Ihr wisst was ich meine.

By the way BEA, das Link von der Coabhaengigkeit habe ich bereits einmal gesehen und ich fand das wirklich sehr interessant, weil es leider teilweise auf uns Angehoerige zutrifft.

Danke an alle fuer die lieben, kritischen Worte.

Mourga
BeAk

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von BeAk »

Lieber Engelbert,

ich sehe den Sinn einer Partnerschaft darin sich gegenseitig durch das Leben zu begleiten, zu beiderseitigem Wohl.

Der Partner ist für mich nicht dazu da, mich (längerfristig) zu stützen. Gehn muß ich schon alleine können, sonst ist es keine Partnerschaft sondern Abhängigkeit.

Abhängigkeit und Partnerschaft schießen sich gegenseitig aus.
BeAk

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von BeAk »

Liebe Mourga,

schau auf Dich, das es Dir gut geht, unabhängig von der Meinung oder Gesundheit deines Mannes.

Nur dann bist Du in der Lage, in einer Partnerschaft mit einem Depri zu leben.
angelino
Beiträge: 36
Registriert: 7. Apr 2008, 19:41

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von angelino »

Meggi

Re: Nur noch ratlos?

Beitrag von Meggi »

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