loch im lebenslauf vertreten - wiedereinstieg, alte kontakte

[kormoran]

liebe foristInnen,

[edit]

kormoranin

[leolamm]

Guten Morgen liebe Kormoranin,

ich habe Deinen langen Thread gelesen und hoffe, daß ich Dir ein paar Tips geben kann.
Dazu bräuchte ich aber noch ein paar Infos, die Du mir hoffentlich geben kannst:
1. Wie lange warst Du bei der Exfirma beschäftigt?
2. Was steht im Schlusszeugnis über Dein Ausscheiden?
3. Ist der neue Job völlig "artfremd" gegenüber dem Exjob?

Je nachdem, wie lange Du dort beschäftigt warst, könnte man argumentieren, daß es doch nicht das war, was Du Dir vorgestellt hast und Du wolltest die Auszeit nutzen, um Dir über darüber klar zu werden, was Du zukünftig machen willst.

Warst Du aber längere Zeit dort, könnte man sagen, dass es sich nicht in die Richtung entwickelt hat, die Du Dir erhofft hattest (goldene Regel: rede nie schlecht über die Exfirma).

Deine Zeilen klingen so, daß Du in der Exfirma überhaupt keine Unterstützung hattest, oder? Das ist extrem bitter.

Zu Deiner Angst: Nehme Sie ernst, da sie auch ein gutes Frühwarnsystem sein kann. Gerade am Beginn einer neuen Arbeit würde ich auch sehr auf Distanz gehen, einfach um Zeit zu haben, mir einen Schutzpanzer aufzubauen.

Zum Burnout (auch mein Thema): es kann nur jemand ausbrennen, der auch für den Job gebrannt hat. Versuche das, als positiv zu verkaufen (vor Dir selbst und anderen).

So, das sind so meine ersten Gedanken. Ich melde mich später wieder und wünsche Dir bis dahin viel Mut.

Liebe Grüße
Leo

[kormoran]

hallo leo,

danke für deine tipps. bloß, wie erwähnt: gegenüber neuen kontakten kann ich für meine auszeit schon einigermaßen geradestehen, auch für das ausscheiden aus der alten firma, da ich dort auch sonst keine entwicklungsperspektive mehr hatte.

aber den leuten aus der alten firma gegenüber, bzw. kunden und kontakten aus der zeit gegenüber habe ich angst, dass da geredet wird ... weil normalerweise steigen leute, die eine firma verlassen, direkt um in einen besseren job, das kommt immer gut

ich weiß nicht ob ich mich verständlich mache...
kormoranin

[leolamm]

Hallo kormoranin,

ich glaube schon (bzw. hoffe es), daß ich Dich verstanden habe. Du hast Angst, daß Du wieder reduziert wirst auf die alten Sachen, daß die Kunden nicht sehen, daß Du Dich weiterentwickelt hast. Evtl. auch Angst, daß das, was Du Dir in der neuen Firma aufgebaut hast, durch Exkollegen und Kunden kaputt gemacht wird. Kommt das hin?

Was die lieben Ex-Kollegen betrifft: "Was kümmert es den Baum, wenn sich der Hund daran scheuert?" Hake sie ab, es sind arme Schweine. Ich weiß, leichter gesagt als getan, aber tue es. Nur so kannst Du das nötige Selbstvertrauen aufbauen.

Natürlich sollte man bei einem Umstieg in einen neuen Job sich verbessern, aber ist es nicht auch für Dich eine Verbesserung, wenn Du besser arbeiten kannst, weil Deine Leistung anerkannt wird.

Ist denn der neue Job so viel schlechter als der alte? Was ändert sich da, daß Du befürchtest, daß geredet wird?

Zum Thema Gerede ein Liedtext, der mir gerade in den Sinn gekommen ist:
"Jeder hat es ja gewusst
jeder hat es ja geahnt
dass mit dir etwas nicht stimmt
lass sie nur reden
Wenn du etwas anders bist
als der ganze lahme Rest
wird die Stadt langsam nervös - egal
lass sie nur reden
Lass sie reden
und wir leben dafür laut
denn gerade weil du anders bist
weil du ein wenig seltsam bist
lieb ich dich noch mehr
lieb ich dich so sehr
ich halt dich fest
mir geht es wie dir..."

Noch etwas: Du hast nicht kapituliert, als Du gegangen bist. Du hast das einzig Richtige getan. Andere an Deiner Stelle hätten sich vielleicht noch länger dieser Situation ausgesetzt.

Vielleicht noch eine Idee: hast Du irgendjemanden in Deiner sehr nahen Umgebung, der Dich bei den ersten Schritten in der neuen Firma unterstützen kann? Dem Du auch von der Unsicherheit erzählen kannst, ohne Angst haben zu müssen, daß man sofort wieder auf Dich herabsieht?

Ich freue mich auf Deine nächsten Gedanken.

Liebe Grüße
Leo

[Kosmos]

kormoranin schrieb:
> was mir aber zusätzlich sorgen bereitet und manche wege fast verschließt, ist die angst, menschen, die mich gemobbt haben bzw. auf mich herab blicken weil ich kapituliert habe und gegangen bin

Zu dem Thema Kapitulation kann ich dir auch noch eine Aussage meiner Therapeutin mitgeben:
Du hast nicht kapituliert, du hast deine Seele vor grösserem Schaden bewahrt!!!

[leolamm]

@Makro: Danke für den Satz. Das ist genau das, was ich ausdrücken wollte. Ich freue mich, daß Dein Termin bei der KK so gut gelaufen ist.

@Kormoranin: Du hast es übrigens geschafft, daß ich heute über mich lächeln konnte . Ich hatte die ganze Zeit beim Lesen Deines Nicks diesen falsch betont. Erst heute bin ich dahinter gestiegen (so hoffe ich zumindest), was es damit auf sicht haben könnte.

Gruß
Leo

[kormoran]

hallo leo, hallo makro,

ich stimme euch ja vollinhaltlich zu. ich weiß für mich ganz gut dass es gescheit war zu gehen und mir zeit zu nehmen wieder auf die beine zu kommen. andere kriegen eine körperliche krankheit, ich den stillstand und rückzug.

warum geredet wird: weil ich immer gehört habe (auch als schülerin) dass ich alles kann und schaffe und es zu etwas bringen werde (ohne drauf zu schauen wo eigentlich meine interessen und stärken sind..). und nun kann ich es wohl nicht ertragen, wenn die anderen schulterzuckend beim kaffee sagen: na, die xy, die hat's nicht geschafft. weißte wo die jetzt arbeitet? und was hat die groß gemacht in ihrem sabbatical, weltreise oder mba war's keiner. die hat ja nix durchblickt, die hat wohl 'nen dachschaden ...

danke für euren zuspruch. ich bin wohl total neurotisch und komme zurecht mit meinen befürchtungen nicht durch.

lg
kormoranin
(sie ist ein fischfressender vogel.
also keine angst, leo lamm, kein/e lämmergeier/in!)

[Kosmos]

Ja, das ist der Fehler, den so viele von uns machen (auch ich) -- immer hören, was andere von uns sagen, Angst zu haben, sie könnten uns nicht respektieren.
Leider weiß ich auch noch nicht die Patentlösung dafür, aber das ist mein Ziel!!

Ich werde jetzt auch mal meine "Geschichte" hier rein stellen.

[leolamm]

Hallo Kormoranin,

aahh, also doch richtig die Bedeutung Deines Nicks verstanden .

Ja, ja, die Erwartungen der anderen an uns selbst bzw. was glauben wir, was sie von uns erwarten? Das Thema ist mir leider nur zu gut vertraut. In guten Momenten kann ich mich von den Erwartungen lösen, in schlechten... Aber ich lerne es langsam, weil es mich zu lange eingeschränkt hat.

Ich denke, es hat auch nichts mit neurotisch zu sein. Es sind Deine Erfahrungen, die Dich da geprägt haben und Dich jetzt am Neuanfang hindern.

Wenn aus meinen Antworten zu viel herauslesbar ist, was Du in Deinem Usprungspost gelöscht hast, dann sag mir bitte Bescheid. Dann ändere ich meine Beiträge auch ab.

Gruß
Leo

[kormoran]

danke, leo, passt schon.

ich gehe nochmal auf dein obiges posting ein:

Zu Deiner Angst: Nehme Sie ernst, da sie auch ein gutes Frühwarnsystem sein kann. Gerade am Beginn einer neuen Arbeit würde ich auch sehr auf Distanz gehen, einfach um Zeit zu haben, mir einen Schutzpanzer aufzubauen.

da hast du ganz recht, was die generalisierte angst betrifft. ich lasse mich ja leicht überrumpeln, bin freundlich und schon biete ich wieder angriffsfläche. und wenn ich überall angriff und herabsetzung sehe, sollte ich nicht panisch reagieren sondern mir ruhig ansehen, was wirklich sache ist, und jeweils erst einmal davon ausgehen dass ich ok bin.

die ganz konkrete angst betrifft aber ganz konkrete personen und befürchtete handlungen. ich merke nun, dass ich nur zeitlichen und räumlichen abstand habe, aber die ereignisse nicht eigentlich verarbeitet... kürzlich hat mir jemand grüße ausgerichtet von einem der leute die dort gearbeitet hatten. mein körper hat unmittelbar die alte stressreaktion gestartet und mir war danach zum heulen.

Zum Burnout (auch mein Thema): es kann nur jemand ausbrennen, der auch für den Job gebrannt hat. Versuche das, als positiv zu verkaufen (vor Dir selbst und anderen).

vor den anderen: verkaufst du es?? will sagen: outest du dich??

ich würde das nicht riskieren. klar habe ich verdammt viel verantwortung getragen und ist auch im privaten viel zusammen gekommen. aber letztlich wird von der gesellschaft, bzw. ggf. dem personalmenschen eines unternehmens, nur gesehen: die ist nicht stabil, kann keine grenzen setzen, die hat keine familie oder sonstiges stützendes umfeld im rücken, die übernimmt sich, also nehmen wir sie besser nicht.

wir brauchen das für uns, dass wir zu uns selbst stehen, aber machen wir uns nichts vor, da draußen gibt es kein verständnis. es sind doch da draußen dieselbe sorte von menschen zugange wie ich sie in meiner alten firma hatte, die einen menschen bewusst treten wenn er schon am boden liegt, weil das spass macht.

frustrierte grüße
kormoranin

[leolamm]

Guten Morgen Kormoranin,

irgendwie entdecke ich immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen uns. Ist mir bei früheren Beiträgen von Dir auch schon aufgefallen.

Aus Deinem ersten Absatz lese ich ganz viel missbrauchtes Vertrauen raus. Kann das sein? Ich gehöre auch zu den sehr gutmütigen und musste schon oft erfahren, dass ich da schamlos ausgenutzt wurde. Eine Patentlösung, wie ich das vermeiden kann, habe ich auch noch nicht gefunden. Übrigens solltest Du nicht nur davon ausgehen, dass Du ok bist. Du bist es .
Die Stressreaktion kenne ich leider auch. Ich erinnere mich an die Konfrontation mit einem Exkollegen, auf deren Höhepunkt ich nicht in der Lage war, den Anrufbeantworter abzuhören. Mein Mann hat das dann erledigt.

Zum Outing des Burn-Outs: ja, meine Kollegen und der Chef wissen es. Ich habe aber auch das Riesenglück, dass es da sehr viel Verständnis gibt. Kein Nachtreten, kein Schlechtmachen. Du siehst also, es kann auch anders gehen. Vielleicht gibt Dir das Mut. Bei der neuen Stelle, die ich bald antreten werde, werde ich es aber nicht erzählen, weil ich da Angst habe vor den von Dir geschilderten Reaktionen.
Im privaten Umfeld habe ich es z.T. auch erzählt, da die meisten nach meinen Erfahrungen leichter mit einem Burn-Out als mit einer Depression umgehen können.

Ich wünsche Dir, dass Du bei einer neuen Stelle auf Verständnis triffst und Du da wieder etwas Vertrauen aufbauen kannst. Es ist zwar leider so, dass die Ellenbogenmentalität immer mehr zunimmt, aber es gibt zum Glück auch oft genug noch Ausnahmen. Das gibt mir dann wieder ein Stück verlorenes Vertrauen zurück.

Ach ja, noch einen kleinen Mutmacher: Du hast es bis zum Vorstellungsgespräch geschafft, also hast Du etwas, was andere brauchen können. Du bist also was wert.

Lädierte Grüße (bin heute morgen gegen eine geschlossene Glastür gelaufen)
Leo

[kormoran]

hallo leo,

danke für deine rückmeldung. ja, vertrauensbrüche haben v.a. die letzten meter im alten job gepflastert... das härteste war für mich dass jemand der mir hundertprozentig vertrauen konnte (auch ein grund fürs ausbrennen und vermutlich auch fürs gemobbt werden) eiskalt und gedankenlos mehrfach mein vertrauen bricht das ich ihm entgegen gebracht habe.

bist du denn an den arbeitsplatz zurückgekehrt in dem du auch gemobbt wurdest??

ich stelle es mir schon extrem schwer vor so viel selbstsicherheit zu haben, zu einem burnout bzw depression zu stehen und darauf zu vertrauen, dass die normalen kollegen deshalb nicht auf mich herabsehen. wenn das aber in einem umfeld ist wo ja viele mitgemacht haben bei der hetz/e ...?

ich wünsch dir jedenfalls alles gute für deine neue stelle!

ich muss jetzt einfach dran arbeiten dass ich zu mir stehen kann, mich an meine ressourcen erinnern, an vieles was ich schon gut gemacht habe. vielleicht kann ich dann, falls es wirklich zu bedrohlichen begegnungen oder anspielungen kommt, das etwas besser kontern bzw. abschütteln. so lange ich mich selbst aus diesen abwertenden augen sehe und antizipiere was man gegen mich anstellen könnte, bin ich zwar irgendwo nicht blauäugig (was auch wichtig ist, um nicht total überrascht zu werden) aber auch alles andere als stark.

werde also morgen den tag wieder mit yoga beginnen und weiter üben, bei mir und bei der sache zu bleiben ...

gute besserung (aua! hast du eine beule davon getragen?)

liebe grüße
kormoranin

[leolamm]

Hallo Kormoranin,

das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Dich dieser Vertrauensbruch schwer getroffen hat. Das tut dann doppelt bis dreifach weh, weil man es gerade aus der Richtung nicht erwartet hat.

Ja, ich konnte zurückkehren in die Firma nach dem Mobbing, da der Kollege mit seiner Meinung allein auf weiter Flur stand und die anderen Kollegen es ihn erstens spüren ließen und mich zweitens sehr unterstützt haben.
Hätte ich nicht in meiner Noch-Firma so eine sichere und stabile Position gehabt, hätte ich mich vermutlich auch nicht geoutet. Da kam aber immer sehr viel Zuspruch zum Glück.
Ansonsten wäre es viel schwerer geworden, weil ich in den sehr schwierigen Phasen auch sehr an mir gezweifelt habe.

Zumindest, was den Job betrifft, besitze ich eine gewisse Selbstsicherheit. Über den Rest decke ich mal lieber den Mantel des Schweigens. Da bin ich sehr oft hilflos wie ein kleines Kind. Da fällt mir noch ein Erlebnis ein. Bei einem Zeitmanagement-Seminar sollte man sich aus einer Liste aussuchen, was einem schwer fällt. Ich nahm mir "Ich kann mich nicht richtig entspannen." Die anderen Teilnehmer sollten dann kurz dazu etwas schreiben. Einer notierte "auch mal nach 'Hinten' schauen, was geleistet worden ist. Das beruhigt + motiviert." Ohne daß er mich kannte, hatte er den Nagel sowas von voll auf den Kopf getroffen, daß ich sprachlos war. Das Annehmen der eigenen Erfolge ist immer noch so schwer, aber ich mache kleine Fortschritte.

Danke für die Wünsche. Ja, bin zur Zeit kein Lamm, sondern ein Einhorn

Ich wünsche Dir viel Erfolg und Ruhe mit Dir selbst.

Liebe Grüße
Leo