es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Liebe Ulrike,

vielen Dank für deine aufmunternden Worte.

Ich muss sagen, ich fühle mich immer leerer. Ich sitz hier vor meinen Aufgaben und weiß gar nicht, wie ich die angehen soll.

Morgen werde ich zur Beratungsstelle gehen (heute geht es leider nicht), in der Hoffnung, dass mir dort Tipps gegeben werden, was als nächstes zu tun ist, welcher Doc usw.

Am liebsten würd ich jetzt schlafen, ich bin so müde.

Danke, dass du an mich glaubst, ich hoffe du hast auch soviel Kraft für dich!

Ganz liebe Grüße
gelberosen
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von gelberosen »

Liebe Claudia,
ich bin auch ziemlich neu hier und schreibe eher selten.
Als ich vor ca. 9 Jahren das erste mal richtig depressiv wurde, hatte ich zum Glück eine Freundin, die mich am Abend zum Arzt schickte. In der Firma hat sie mich am nächsten Morgen entschuldigt, ich sei krank, und das hat sie mir auch gesagt. Da war erstmal der Druck weg. Ich saß also bei einem Allgemeinarzt, der mich ganz ernst genommen hat und nicht meinte, es wäre doch nicht so schlimm und ich sollte mich zusammen nehmen. Er schickte rief also beim Neurologen an, und schon einige Stunden später saß ich als Notfall bei ihm. Dort bin ich - glaube ich - erstmal in Tränen ausgebrochen. Ich bekam erstmal Medikamente, wovon ich nicht so begeistert war. Nach einigen Wochen machte er mir den Vorschlag, eine Therapie zu machen und schlug mir eine Therapeutin vor, die auch promt die richtige war.
Medikamente haben mir immer wieder mal über das gröbste weg geholfen, aber durch die Therapie ging es mir nie wirklich besser.
Na ja, dann begann ich eine Umschulung. Und prompt passierte, was viele schon zu wissen meinten: Ich hab mich das erste mal in eine Frau verliebt (bin selber eine Frau). Die Umschulung hab ich dann abgebrochen (weil es mir zu viel wurde), das AD abgesetzt, habe dann einen wichtigen Teil meiner eigenen Person erkannt (nämlich daß ich lesbisch bin) und damit die wichtigste Ursache meiner Unsicherheit. Ich habe gleich nach der Umschulung, aber noch vor meinem coming out eine Therapie angefangen, aber der Therapeut konnte mit meinem coming out fast nichts anfangen. Also habe ich mir erstmal ein Bein gebrochen und dann eine Therapeutin gesucht, die mit meinem lesbisch sein besser umgehen kann. Momentan mache ich bei zweien noch Probestunden, habe mich noch nicht endgültig entschieden.
Ja, ich habe lange gebraucht und bin auch heute noch nicht aus der Depression raus. Aber mit jedem schwierigen Schritt, den ich gemacht habe, ging es nicht nur vorwärts, sondern auch das Selbstvertrauen ist ein Stück gewachsen. Und immer dann, wenn es mir am schlimmsten ging, hab ich irgendwann ganz laut Hilfe geschrien, und ich bekam sie auch.
Ich hoffe, daß dir so ein langer Weg erspart bleibt, daß du die richtige Hilfe bekommst und daß es dir bald besser geht. Mir geht es so einigermaßen gut.
Sei lieb gegrüßt von
der Besserung
srb
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von srb »

Liebe Claudia,

wie gesagt, ich hatte da Hilfe beim Terminabmachen. Wenn ich telefonieren muß, stehe ich wirklich neben mir, obwohl es einem da doch gerade erst recht egal sein sollte, was andere denken! Wenn sie mir gesagt hätten, sie hätten erst in 4 Wochen einen Termin, hätte ich wahrscheinlich gesagt: Kein Problem, so dringend ist es ja auch gar nicht usw. In mir drinnen hätte dabei alles geschrien: Laß das, natürlich ist es dringend, aber mein Mund sagt einfach was anderes...

Aber ich habe das Gespräch meines Freundes ja mitgehört und er hat einfach nur gesagt: Wäre schön, wenn es diese Woche noch ginge und das klappte dann auch - und das, obwohl Urlaubszeit ist und die Hälfte der Neurologen dieser Stadt in Urlaub zu sein scheinen....

Versuch doch "einfach" mal bei einem Neurologen oder Psychiater anzurufen, vielleicht hast Du ja Glück und bekommst gleich schon einen Termin! Und geh morgen auf alle Fälle zu dieser Beratungsstelle! Gar nicht lange überlegen, einfach aufstehen und hingehen - Du kannst doch nur gewinnen! Ganz bestimmt! Wirklich!

Liebe Grüße, Silke
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Silke, hallo "Besserung",

Ihr habt Recht, ich muss da unbedingt morgen hin. Um endlich wieder Land zu sehen, oder das berühmte Licht im Dunkel. Ich bin sehr froh, Euch hier gefunden zu haben und es hilft mir ein ganzes Stück weiter, dass ich hier meine Ängste los werden kann.

Ich werde gleich morgen nachmittag nach der Arbeit hingehen und sehen, was auf mich zukommt. Ich habe nur Angst, dass ich mich dann wieder zusammenreißen und mir keiner ansieht und glaubt, dass es mir wirklich schlecht geht. Theater spielen kann ich nämlich gut, auch unbewusst.

Silke, woher kommst Du denn?

Liebe Grüße und ein riesiges Danke!
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Ich bin´s nochmal,

gerade hat mir ein lieber Freund angeboten, dass er mich morgen zur Beratungsstelle begleitet. Ich denke, ich werde das annehmen, denn es könnte mir sicher viel meiner Angst nehmen. Auch wenn es mir irgendwie peinlich ist. Dennoch, ich bin dankbar für die Unterstützung und hoffe, dass sich ab morgen etwas bewegt.

Grüße voller Hoffnung
srb
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von srb »

Liebe Claudia,

das klingt doch gut!!! Auch, wenn ich Dir jetzt sage, das muß Dir nicht peinlich sein, wird es Dir wahrscheinlich trotzdem peinlich sein - war es mir auch - aber na und? Das übersteht man dann auch ... Ich würde das Angebot annehmen, man muß nicht immer alles alleine schaffen!

Vielleicht hilft die Anwesenheit Deines Freundes ja auch, daß Du gerade nicht wieder Theater spielst - können übrigens, glaube ich, die meisten hier ganz gut, was ja auch nicht weiter verwunderlich ist. Wenn ich bei meiner Therapeutin irgendwas erzähle, was mich wirklich verletzt hat oder mir wirklich nahe geht, mache ich das meist mit einem Lachen, das geht ganz automatisch. Nur niemandem zeigen, wie es wirklich in einem aussieht, das macht einen so verletzbar...

Wahrscheinlich wirst Du feststellen, daß der erste Satz Dir am schwersten fallen wird. Wenn Du einmal laut sagen kannst "Es geht mir nicht gut", wird der Rest viel leichter!

Ich werde morgen an Dich denken und Dir die Daumen drücken! Melde Dich danach mal - bin allerdings wahrscheinlich erst Sonntag wieder am Computer!

Liebe Grüße,
Silke
PS: Ach ja, ich komme ziemlich aus dem hohen Norden, genauer gesagt aus Kiel!
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Liebe Silke,

vielen vielen Dank! Du hast Recht damit, dass man nicht alles alleine schaffen muss und ich bin froh, dass jemand gefragt hat, ob er mitkommen soll? Mein Freund muss leider viel arbeiten und er versteht mich (noch) nicht so gut, deshalb bin ich froh, eine Begleitung zu haben, die mich vor dem Kneifen abhalten kann.

Ich werde gleich morgen nachmittag hier reinschreiben, wie es gewesen ist.

Ein großes dickes Danke schön, es hat mir soviel geholfen, hier zu schreiben, wenngleich ich mich jetzt total ausgebrannt fühle.

Du hast übrigens Recht, ich erzähle auch alles immer mit einem Lachen und rücke nie mit meinen wirklichen Gefühlen raus. Das haben schon einige an mir bemängelt, aber man kommt so schlecht aus seiner Haut raus.
byte
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von byte »

liebe claudia,

siehst du, das ist ein wahrer freund. das gute an der krankheit ist, dass du deine echten freunde kennen lernen wirst und ein engeres verhältnis zu ihnen bekommen wirst als bisher. die anderen sind eh kein weiteres wort wert.

und du wirst anfangen deine werte zu überdenken, das kommt automatisch....
wir sind so gefangen in blödsinnigen gesellschaftlichen normen und machen uns selber damit krank.
welchen grund hättest du dich zu schämen ?? hast du jemandem etwas angetan (ausser dir selbser vielleicht?), bist du absichtlich krank geworden ??
nein, oder ??
was also ist peinlich ??
dass ein freund dir zur seite steht, ist schön - sag danke zu ihm und dass du es zu schätzen weisst. wir haben vor lauter aufgesetztem gehabe die ehrlichkeit verlernt.

freue dich, das du morgen nicht allein den ersten schritt tun musst, einen freund an der seite zu haben ist ein echtes geschenk.
du siehst, dass hilfe kommt, sobald du bereit bist sie anzunehmen. und so wird es auch weiterhin sein, also kann es nur noch besser werden.
vertraue darauf und glaube daran, dass du eines tages froh sein wirst, dass du diesen schritt getan hast - denn das wirst du !

bewahre dir die hoffnung,
bit
"Sehnsüchtig grüsst der,

der ich bin, den,

der ich sein könnte.

(Dostojewski)
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Bit,

ja, ich bin in der Tat sehr dankbar, diesen für mich schwierigen Schritt in die (hoffentlich) richtige Richtung nicht alleine gehen zu müssen.
Ein wenig traurig bin ich darüber, dass ich mit meinem Partner nicht so offen sprechen kann. Aber man soll ja bekanntlich kleine Schrittchen gehen. Und morgen wird mein erster sein.
Ich habe aber Angst, dass es mir morgen besser geht und mir keiner glaubt, weil man es mir nicht ansieht und ich "normal" klinge. Das ist meine größte Angst.
byte
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von byte »

liebe claudia,

lass die maske zu hause und schildere einfach wie es dir geht, wie du dich fühlst.
du schaffst das und du bist nicht allein !

ich werde an dich denken,
bit
"Sehnsüchtig grüsst der,

der ich bin, den,

der ich sein könnte.

(Dostojewski)
gelberosen
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von gelberosen »

Hallo Claudia,
hier ist wieder die "Besserung". Kommt mir so bekannt vor, die Angst keine Hilfe zu erhalten, wenn es mir nicht so schlecht geht, daß ich schon überhaupt nicht mehr kann. Ich glaube, es fällt jedem schwer, sich Hilfe für die Psyche zu suchen, und auch jeder professionelle Helfer sollte das so sehen und entsprechend reagieren. Ich kann dich auch nur dazu ermuntern, zu sagen, wie es dir wirklich geht. Erst dann kannst du wirklich Hilfe erwarten. Das Grundwissen über Depris sollte jeder Professionelle schon haben, wobei die Nuancen bei jedem anders sind.
Auch ich habe mich geziert, das zweite mal eine Therapie anzufangen, und der Therapeutenwechsel ist mir noch schwerer gefallen. Bei den beiden Frauen, zwischen denen ich mich nocht nicht entschieden habe, bin ich bei beiden schon weinend dagesessen. Da haben wir halt über Dinge geredet, die sonst niemand außer den Psychos und den Beraterinnen der Lesbenberatung erfahren, weil ich denen vertraue (wenn auch mit meine Erfahrungen noch nicht so weit, wie es sein sollte, aber das macht nichts).
Soweit mal wieder von mir. Ich wünsch dir alles gute für morgen, laß dich ruhig begleiten.
Ich bin am Wochenende öfter am PC bei meinem neuen Internetanschluß
Gruß und viel Mut wünsch ich
die Besserung
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Bit,

ich danke dir, dass du mir Mut zusprichst.
Inzwischen bin ich wieder zu Hause und habe wieder meine Maske auf (passender Ausdruck) und versuche, niemanden dahinter blicken zu lassen. noch nicht einmal den Menschen, den ich am meisten liebe. Doch kaum bin ich in einem anderen Raum, sei es hier das Arbeitszimmer oder auch das Bad, kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und die ganze Verzweiflung überrollt mich wieder. Jeder Schritt fällt mir schwer und auf meinem Körper (meiner Seele) liegt ein riesengroßer dunkler Schatten, den ich gar nicht weiter benennen kann. Er ist einfach da und legt sich wie ein Stein auf mich. So schlimm wie in diesen Tagen habe ich noch nie unter meiner Depri gelitten und ich frage mich, was da noch so alles auf mich zukommt...

Liebe Grüße
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Besserung,

auch dir möchte ich nochmals danken, dass du mir wieder geantwortet hast. Es tut so gut zu wissen nicht allein zu sein.
Wie du sicher schon gelesen hast, geht es mir gerade wieder nicht so gut. Wenn ich jetzt allein wäre und mich nicht "zusammenreißen müsste", würde ich jetzt total flach liegen und nicht mehr ein noch aus wissen. So unterdrücke ich diese Gefühle und werde wahrscheinlich morgen von ihnen überrollt.
Wenn nur mein Freund mich verstehen würde... oder muss es so heißen: wenn meine Unfähigkeit zu reden nicht wäre... ich weiß es nicht, er sagte ja schon mal, es würde sich schon wieder "normalisieren". Ich fühle mich so unverstanden.
Mein "Schatten", der auf mir lastet, wartet beinahe schon sehnsüchtig darauf, Hilfe zu bekommen, und den gleichen Teil wie die Angst vor morgen, macht die Hoffnung aus.

Liebe Grüße
gelberosen
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von gelberosen »

Hallo du trauriges Schäfchen,
ja, daß es dir momentan nicht so gut geht, habe ich mitbekommen. Deshalb schreibe ich dir ja. Ich finde es gut, daß du dich morgen begleiten läßt. Und es ist nur menschlich, daß du Angst hast. Aber du schreibst auch von Hoffnung, und das finde ich ganz wichtig. Wo Hoffnung ist, findet der leidende Mensch seinen Weg, und auch du.
Übrigens glaube ich nicht, daß du unfähig bist zu reden. Wirst sehen, das wird schon morgen, wenn vielleicht auch unter Tränen.
Ich habe in den langen Jahren meiner Depris die Erfahrung machen müssen, daß es für Angehörige, Partner und Freunde immer schwer ist, eine Depression zu verstehen, denn es ist ja eine Krankheit, die das Denken und Fühlen stark beeinflußt. Und sie normalisiert sich nicht von allein, dazu braucht es nun mal meistens Medikamente und eine Therapie. Das kann ein gesunder schwer verstehen. Deshalb finde ich es gut, wenn der Partner mal mit zum Arzt oder Psychologen geht. Die können das besser erklären als wir selber und auch noch Tips für den Umgang miteinander geben.
Ich schreibe nachher noch einen Traum von mir auf (mache ich meistens, weil es meistens hilft) und schaue, daß ich nochwas esse. Falls du zeitig schlafen gehst, wünsche ich dir eine gute Nacht. Das wird schon klappen morgen. Ich schau nochmal vor dem Schlafengehen nach dir und auch morgen.
Versuch, nicht nur an die Angst zu denken und an das, was nicht klappt und was dir so schwer fällt, sondern auch an die Hoffnung, die auch in dir ist.
Bis bald
die Besserung
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Besserung,

lieben Dank für deine Worte. Inzwischen sitz ich auf der Arbeit und denke an kaum etwas anderes mehr. Lauter Fragen schwirren mir durch den Kopf: Werde ich den Mut haben? Werde ich ernst genommen? Was wird gesagt, wie geht es weiter? Und auch solche Gedanken wie, so schlimm ist es doch gar nicht, muss das wirklich sein?
Aber ich WEISS, es MUSS sein und ich zieh das durch und auch wenn meine Nervösität meine Dunkelheit überschattet, ist sie ja dennoch da und hält ihren bleiernen Gürtel um mich herum.
Sorry, ich werde jetzt aufhören, ich kann heute nicht gescheit schreiben - ich melde mich heute nachmittag wieder!

Alles Gute natürlich auch für dich, bis später.
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Übrigens, habe ich gestern abend versucht, mit meinem Freund darüber zu sprechen. Er hat sich wirklich Mühe gegeben, aber ich KONNTE einfach nicht über meine Gefühle reden. Immer wurde von mir bisher verlangt Du musst stark sein, ja nicht schwach, bloß keine Gefühle zeigen, sodass ich jetzt tatsächlich Schwierigkeiten habe, über meine Gefühle zu sprechen. Ich hätte in Tränen ausbrechen mögen, aber da war eine Hemmschwelle, diese Du-musst-ja-stark-sein-Schwelle, obwohl das natürlich Quatsch ist.
Mein Freund sagte dann zu mir etwas, was mich sehr nachdenklich gemacht hat, nämlich dass ich kein Urvertrauen zu den Menschen um mich herum hätte. So falsch liegt er damit gar nicht, glaube ich.
U-turn
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von U-turn »

Hallo Claudia!

Ich wollte Dir nur sagen, daß ich an Dich denke und Dir ganz fest die Daumen drücke!

Werde später nochmal schauen, wie es Dir ergangen ist.

Bis dahin alles Gute,
Ulrike.
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Liebe Ulrike und alle, die Ihr mir hier so lieb zur Seite steht,

ich komme gerade vom Krisendienst und es war wirklich nicht so schlimm. Wenngleich ich mir etwas anderes erwartet hätte, ohne zu wissen, was das ist. Die Frau war aber wirklich ausgesprochen nett und einfühlsam und ich fühlte mich bei ihr gut aufgehoben.

Meine Ausdrucke habe ich letztlich doch im Auto liegen gelassen und mein Kumpel hat mich ganz lieb unterstützt. Ich habe einfach angefangen, etwas zu erzählen. Anfangs ging das gut, doch mit der Zeit, je länger ich da saß, ging es immer weniger gut. Ich kann einfach so schlecht reden, und schon gar nicht über mich.

Sie hat gesagt, ich hätte eine echte Lebenskrise und ich habe mehrere Adressen bekommen von Psychotherapeuten und 24 Stunden Telefondiensten, wenn es mir wieder so schlecht geht. Ich hoffe, ich kann mich überwinden, auch zu meinem Hausarzt zu gehen, denn das ist unablässig, hat sie gesagt, weil bei mir unbedingt Medikamente nötig sind (AD).

Heute ist Samstag, es ist Wochenende, und ich habe schon wieder Angst davor, in der Arbeit meine bekannte Maske aufsetzen zu müssen. Und noch mehr Angst, diese nicht wahren zu können und womöglich noch total zusammenzubrechen. Aber noch mehr Angst habe ich davor, daheim zu bleiben und meinen Job zu riskieren. Ich weiß nicht, welcher Weg der bessere ist, aber vielleicht finde ich das ja noch raus.

Im Moment fühle ich mich etwas erleichtert, doch die Dunkelheit ist (natürlich) immer noch da - dabei scheint draußen die Sonne! Ich fürchte mich vor dem Abend, da ich dann auch immer besonders anfällig für, ich nenne sie mal Angstanfälle, bin.
U-turn
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von U-turn »

Liebe Claudia!

Auch wenn es Dir noch nicht so richtig gut geht, ich freu mich trotzdem für Dich. Und wenn ich das mal so sagen darf, ich bin stolz auf Dich! Du hast es geschafft den ersten Schritt zu tun. Super!
Das nächste was Du ansteuern solltest, ist ein Termin bei Deinem Hausarzt. Und auch das wirst Du unbedingt schaffen. Du mußt gar nicht so detailliert beschreiben was los ist.
Ich erzähle Dir mal, wie das bei mir abgelaufen ist. Noch mehr als ich kannst Du Dich eigentlich nicht anstellen.
Also, ich war bei meinem Hausarzt und wollte eigentlich über meine Angstattacken reden. Da ich mich nicht traute sprach ich aber nur von meinen Magenproblemen und er versuchte natürlich mir dabei zu helfen. Ich hatte vor ein paar Jahren ziemlich heftige Medikamente verschrieben bekommen und hatte Angst, daß ich die nun wieder nehmen müßte wenn ich meine Probleme anspreche. Da mein Arzt ein Oberbauchsono machen wollte, saß ich in dem Raum und wartete auf ihn. Und plötzlich fing ich an zu heulen und konnte nicht mehr aufhören. Er fragte mich, ob ich irgendwelche Probleme hätte und er könne auf dem Ultraschall nichts erkennen. Ich bekam fast keinen Ton mehr heraus und sagte nur, das kommt alles von meinem Kopf. Ich hätte keine Probleme und wisse auch nicht was los sei. Er war total lieb und führte mich in sein Zimmer zurück. Dort fragte er mich, ob denn in meiner Familie Depressionen aufgetreten sind und ich erzählte ihm, daß wir das fast alle haben. Aber ich wollte auf gar keinen Fall mehr die früheren Tabletten nehmen.
Er verschrieb mir neue AD´s die ich sehr gut vertrage und die mittlerweile auch gut helfen. Außerdem begann ich meine Therapiegespräche.
Mein Hausarzt bot mir sogar an, ich könne ihn jederzeit auch zu Hause anrufen wenn ich glaube nicht mehr weiter zu wissen.

Deine Angstzustände kenne ich sehr, sehr gut. Ich hatte auch sehr starke Probleme damit und traute mich teilweise gar nicht mehr aus dem Haus. Auch wenn ich ansonsten noch viele Schwierigkeiten habe, diese Panikattacken lassen mich nun in Ruhe. Trau mich das fast nicht zu schreiben, ich will den Teufel ja nicht an die Wand malen.
Aber vielleicht gibt Dir das Mut.

Zusammen mit meinem Therapeuten bemerkte ich, daß ich mal einen ganz bösen Denkfehler begangen habe. Irgendwann dachte ich mir, wenn ich mir nur das Schlimmste vorstelle das in einer Situation passieren kann, bin ich auf jede Reaktion vorbereitet. Das habe ich allerdings so in mich aufgenommen, daß ich irgendwann automatisch immer vom Schlimmsten ausging. Und daher kamen meine Panikzustände. Ich konnte z.B. nicht mehr aus dem Zug aussteigen als ich in die Arbeit fuhr, bzw. mußte mich ganz gewaltig dazu zwingen. Ich traute mich auch nicht mehr in mein Auto einzusteigen, weil ich Angst hatte einen Unfall zu bauen.
Nun bin ich dabei, dieses Denkschema wieder zu ändern und meine Medikamente helfen mir sicherlich auch sehr viel dabei.

Wie sagt mein Therapeut immer so schön: "Denken ist gefährlich".
Also grüble nicht groß über das Gespräch mit Deinem Hausarzt sondern vertraue ihm und geh hin.
Und keine Angst vor heute abend, Du kannst ja hier schreiben.

Alles Liebe,
Ulrike.
U-turn
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von U-turn »

Da Du von Dunkelheit und Nebel um Dich rum geschrieben hast, habe ich Dir hier noch etwas rausgesucht.

Gruß,
Ulrike
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Ulrike,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Es tut so gut!

Du hast natürlich recht, und ich weiß es ja auch, dass ich meinen Hausarzt aufsuchen muss. Leider ist er ein rechtig witziger Arzt und ich habe einfach Angst, dass er mein Problem nicht ernst nimmt. Blöd wahrscheinlich von mir, aber ich habe diese Angst eben und das einzige was sie mir nehmen kann ist der Besuch an sich. Meine Doc´s haben ja schon immer gesagt, dass ich Depri´s hätte, aber ich habe mich (im wahrsten Sinne des Wortes) mit Händen und Füßen dagegen wehrt - um jetzt festzustellen, hey die hatten ja tatsächlich recht! Eine sehr schmerzhafte Erkenntnis (zumindest für mich), denn da ich immer stark sein musste, trifft das natürlich besonders, dass man auch schwach ist.

Wenn heute Werktag wäre, würde ich auf der Stelle anrufen, denn ich glaube, ich wäre heute zu allem bereit, was mir nur irgendwie Hilfe verspricht. So gedulde ich mich noch bis Montag und hoffe, dass das Wochenende "friedlich" verläuft.

Die Frau heute hat mich gefragt, was der Auslöser für meine Erkenntnis gewesen ist. Witzigerweise gab es sogar einen: wie ich schon geschrieben habe, war ich mehrmals im KH, weil man immer dachte, ich hätte Krebs. Nun, meine ehemalige Freundin (jetzt nur noch Arbeitskollegin) hat diesen Weg ja mitbekommen und ein gemeinsamer Freund hat mir erzählt, dass sie meinen Weg für den ihren verkauft. D.h. sie erzählt meine Geschichte und gibt sie als ihren "Leidensweg" aus. Krass, oder? Das hat mich richtig umgehauen, ich hätte in der Arbeit heulen können!

Mag sein, dass es Quatsch ist, mich darüber so aufzuregen, es war auch mehr unterbewusst, dass es mich sehr getroffen hat - wir waren wirklich mal sehr gut befreundet. Aber leider - und das habe ich schon damals gemerkt - erkennt man an einer Krankheit (ganz egal welche) seine wahren Freunde! Von denen die meisten keine sind...
U-turn
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von U-turn »

Hallo Claudia!

Sei mir bitte nicht böse, aber mein PC bleibt immer wieder stehen.

Ich meld mich jetzt mal ab und versuch es später nochmal.
Schreib Dir aber ganz bestimmt zurück.

bis dahin,
Ulrike
gelberosen
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von gelberosen »

Hallo Claudia,
sorry daß ich mich jetzt erst wieder melde. Ich habe heute morgen sehr lange geschlafen, dann bin ich fast nicht mehr ins Internet gekommen. Es waren vielleicht zu viele Leute drin, jedenfalls hatte mein PC riesen Ladeprobleme und hat oft die Server nicht gefunden. Heute nachmittag mußte ich andere Dinge machen, und jetzt bin ich fertig. Eigentlich wollte ich mit einer Freundin und ihrem kleinen Sohn noch ins Freibad gehen, sie sind schon vor gegangen, aber jetzt wo ich fertig bin, lohnt es sich einfach nicht mehr.
Toll, daß das Gespräch bei dem Krisendienst so gut gelaufen ist. Die Frau hat wohl gemerkt, wie schlecht es dir geht. Deshalb ging wohl auch das Reden nicht so gut. Aber es war wohl ausreichend, was du gezeigt und gesagt hast. Nimm dieses Gespräch als Beispiel, so ähnlich könnte es wohl auch beim Arzt ablaufen. Er will natürlich noch genauer wissen, wie es dir geht, um die richtigen Medikamente herauszusuchen. Es ist nicht so schlimm, wie du meinst.
Und für das Wochenende gibt es ja noch das Forum hier und auch die Telefonnummern, die du ja jetzt hast.
Ich freue mich darüber, daß du heute diesen Schritt getan hast und bin mir sicher, daß dir die nächsten schon etwas leichter fallen werden.
Ich schau noch öfter im Internet nach dir. Bis dahin machs gut.
Die Besserung, der es nicht so toll geht, aber auch nicht sehr schlecht.
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Ulrike, hallo Besserung,

Besserung, es tut mir leid, dass es dir nicht so toll geht, wenn du möchtest, hab ich auch ein offenes Ohr für dich.

mich hat gerade eine wahnsinnige Angst überfallen, die ich nicht beschreiben kann. Meine Hände zittern und ich muss mich immerzu bewegen. Selbst hier beim Schreiben tippel ich hin und her. Mir schnürt das alles zu und ich hab mich auch schon übergeben deswegen. Weiß einfach nicht, wie ich das loswerden soll. Bin wieder sehr verzweifelt...
srb
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von srb »

Hallo Claudia,

ich hoffe, Deine Unruhe hat sich gestern abend noch ein bißchen gelegt und Du konntest einigermaßen schlafen! Dieses rastlose Hin- und Herrennen, ohne daß man weiß, wo man eigentlich ankommen will, kenne ich irgendwie auch....

Ich finde es ganz toll, daß Du gestern den ersten Schritt getan hast!!!! Und ich denke immer noch: wenn Du zu Deinem Hausarzt nicht genügend Vetrauen hast (was irgendwie durch Deine Worte durchklingt), dann geh woanders hin. Noch gibt es ja die freie Wahl und hier geht es um Dich!

Mein Freund behauptet übrigens immer, mir würde "Gottvetrauen" fehlen - schöne Übereinstimmung, oder? Und natürlich hat er irgendwo recht damit.

Sehr beeindruckt hat mich auch dein Beitrag, Ulrike. Die Gedankenfalle, sich immer das Schlimmste vorzustellen, um nicht enttäuscht zu werden. Ich glaube, das tue ich auch immer und ich hätte gedacht, daß mir das gut tut. Wenn ich da jetzt so drüber nachdenke, bin ich mir da aber nicht mehr so sicher....

Ich nehme jetzt seit 2 Tagen diese Medikamente und bin ganz froh, bisher keine der 1000 Nebenwirkungen beobachtet zu haben! Und bisher gelingt es mir auch noch ziemlich gut, zu verdrängen, daß morgen wieder Montag ist. Das müssen wir jetzt mal ausnutzen und werden noch ein bißchen an den Strand fahren.

Ich denk an Dich und hoffe, Dir geht es so gut wie es eben geht...

Liebe Grüße von Silke
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