Hilferuf II

Antworten
srcek
Beiträge: 62
Registriert: 8. Dez 2006, 20:55

Hilferuf II

Beitrag von srcek »

Hallo!

Nach langer Abstinenz muss ich mich wieder mal "ausheulen". Kann nicht mehr sagen, ob ich total verrückt bin oder einfach nur naiv.
Seit 9 Monaten haben mein Ex und ich keinen wirklichen Kontakt mehr, da er Angst hat, mich sogar nur anzurufen. Liegt es daran , dass er seinen Gefühlen mir gegenüber nicht traut? Er sagte mir beim letzten Mal, wo wir uns trafen, Sommer, dass er mich dann wieder sofort festhalten wolle. Daher schreibe ich ihm alle 1-2 Monate irgendetwas, nur damit er weiss, es gibt noch jemanden, der an ihn denkt. Es kommt auch immer eine Sms zurück. Nun hatte ich ihm einen Adventskalender geschickt, heute kam eine Sms. Lange Sms. Er schreibt, er war total überrascht und hat schon alle Päckchen aufgemacht, hat den Brief nicht sofort gelesen. Dann schreibt er noch, dass er halt lebt, zu seiner Therapie geht, und jeder Tag neu anfängt. Manchmal leichter, manchmal schwerer. Am Ende dann bedankt er sich nochmal und wünscht mir frohe Weihnachten.
Wisst ihr, was ich mich oft frage? Warum kann er mich nicht mehr nur anrufen? Seit 9 Monaten geht es ihm eigentlich zumindest nicht besser. Er ist ganz alleine, hat nur seine Familie, seine Arbeit und die Therapie. Fühlt man sich denn so nicht noch einsamer? Ich habe einfach nur die Angst, dass er nicht auf dem richtigen Weg ist. Nur Freunde sein, hatte ich ihm angeboten, nur dass er mich anrufen kann, wenn er einen Freund braucht. Aber er sagt ja selber, dass er mich nicht als Freundin sieht. Aber zu mehr ist er nicht in der Lage.
Weiss gar nicht, warum ich das alles hier schreibe, ich weiss ja, ich muss ihn in Ruhe lassen, und seine Entscheidung akzeptieren. Es tut aber weh, dass er immer noch nicht in der Lage ist, mich nur einfach mal anzurufen, nicht mehr. Die Angst wird bei ihm nicht kleiner, und dass macht mir Angst. Am liebsten würde ich ihm zurückschreiben, dass es weh tut, schon jetzt Frohe Weihnachten von ihm zu hören. Er kann mit fremden Leuten oder Nachbarn, Kunden, etc. reden, nur mir geht er so sehr aus dem Weg. Das tut weh, vor allem, weil wir uns so nah waren.
Hoffe, man versteht etwas aus diesem Kuddelmuddel.

Daniela
BeAk

Re: Hilferuf II

Beitrag von BeAk »

Liebe Daniela,

warum sollte es einsam sein? Er hat seine Arbeit, seine Familie und seine Therapie.

Ich kann mir vorstellen, das ihm das völlig ausreicht an sozialen Kontakten.

Ich habe ich nicht mehr und fühle mich pudelwohl.
srcek
Beiträge: 62
Registriert: 8. Dez 2006, 20:55

Re: Hilferuf II

Beitrag von srcek »

Hallo Bea,

warum? Weil er im Sommer tränen in den Augen hatte, als er mir gesagt hat, dass er sonst niemanden hat.

Daniela
BeAk

Re: Hilferuf II

Beitrag von BeAk »

Liebe Daniela,

warscheinlich ist es so, das er zu mehr nicht in der Lage ist.

Warum glaubst Du, ist er nicht auf dem richtigen Weg?
srcek
Beiträge: 62
Registriert: 8. Dez 2006, 20:55

Re: Hilferuf II

Beitrag von srcek »

Hallo Bea,

wahrscheinlich bin ich nach der heutigen Sms irgendwie, ach ich weiss nicht....
Vielleicht muss ich mir gegenüber einmal zugeben, dass ich vielleicht gedacht habe, dass er nach so langer Zeit wenigstens wieder einen telefonischen Kontakt aufbauen kann. Ich lese hier immer, dass sich die Depressiven eine ganze Zeit nicht melden können, aber bei ihm ist es nun schon extrem, aber wohl nur für mich. Ich will nicht egoistisch klingen, im Grunde weiss ich ja, dass er alles tut, sich auf seine Therapie konzentriert, was er ja ganz von Anfang nicht getan hat, da wir uns gerade da kennenlernten. Vermutlich habe ich manchmal Probleme damit zurechtzukommen, dass er mit anderen redet, nur nicht mehr mit mir. Er hat es ja versucht, und fast 1 1/2 Jahre immer wieder auf mich eingegangen, obwohl er weitaus größere Probleme mit sich hat. Und ich habe mich ja freiwillig dazu entschlossen, ihm "beizustehen", und merke ja auch an den Sms, dass er mich nicht verlieren möchte. Diese lange Zeit macht mir Angst, und er scheint immer noch in einer Phase zu sein, mit guten, aber auch immer wieder auftauchenden schlimmen Phasen.
Das "Problem" dabei, ich liebe ihn noch immer und ich möchte ihn nicht verlieren, obwohl das lächerlich klingt. Was habe ich schon von ihm? Zumindest kann ich ihm ab und zu zeigen, dass er nicht "nur" seine Familie und Therapie hat.
Bea, wahrscheinlich bin ich nur ein wenig mutlos nach dieser Zeit.

Daniela
BeAk

Re: Hilferuf II

Beitrag von BeAk »

Lieber Daniela,

ja es ist eine lange Zeit und man weiß nicht, wann sie vorrüber ist. Es kann Jahre dauern, wenn man Pech hat.

Bei meinem Mann bin ich sicher, das sich nichts mehr positiv verändern wird, da er therapieunwillig ist.

Dein Freund tut was er kann, also gibt es auch berechtigte Hoffnung, das es ihm mal bessern gehn wird. Nur weiß niemand, wann das sein wird.
depi
Beiträge: 20
Registriert: 1. Jan 2008, 18:49

Re: Hilferuf II

Beitrag von depi »

Anbei einige Anregungen und Fragen, die ich glaube, aus Deinem Posting herausgelesen zu haben.

Vielleicht können sie Dir helfen, vielleicht irre ich mich auch. Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt darauf antworten soll, denn ich hab auch schon Sätze gehört, wie: *Wer überall seinen Senf dazugibt, ist selber ein Würstchen.* Und ich habe (leider) einen sehr ausgeprägten helferdrang :o

Im *Umgang mit der Krankheit* unter Betreff:Was sagt Ihr dazu?
schrieb ich, dass ich einmal las:
>>>Viele trauen sich ein Glück nicht anzunehmen...weil sie dadurch die Sehnsucht aufgeben müßten.<<<

Könnte das vielleicht auf Deinen Freund zutreffen?
Oder dass er Angst hat, dass das Glück mit Dir nicht von Dauer sein wird und er es deshalb unbewußt von sich aus vorzeitig abbricht?
Hat er als Kind(Baby)vielleicht schon einmal etwas Liebgewonnenes verloren(hergeben müssen)?

Vielleicht kann ein Psychiater, der auch Rückerinnerungen macht, eine Lösung finden?

Wünsch Euch jedenfalls viel Glück und Liebe

-------------------------------------------
------------------------------

Nur Starke Menschen

erhalten schwer zu bewältigende Aufgaben
srcek
Beiträge: 62
Registriert: 8. Dez 2006, 20:55

Re: Hilferuf II

Beitrag von srcek »

Lieber Wolle!

Danke dir für deine Anregung. Nein, du bist kein Würstchen .
Es tut mir gut, ab und zu eine Antwort zu bekommen von Leuten, die diese Situation nachvollziehen können, da ich nur hier im Forum das Gefühl habe, verstanden zu werden.
Ich habe erst heute mal wieder ins Forum geschaut, da ich in Urlaub war, was mir sehr gut tat. Ich hatte Angst vor den Feiertagen, und habe daher meinen Vater in Deutschland besucht. Ich lebe nämlich in Slowenien.

Ja, die erste Freundin meines Freundes hat vor Jahren auf einmal Schluss gemacht, und es war für ihn die erste Liebe. Ich vermute schon länger, dass er vor seinen Gefühlen Angst hat, und nicht noch einmal so verletzt zu werden bzw. alleine gelassen werden möchte. Damals hatte er sich das erste mal für etwa 6 Monate total zurückgezogen. Denke, dass war der Auslöser für die Depri. Danach die Beziehung war niemals sehr tief und innig, er hatte sie nunmal. Bei mir war es anders, und das sagte er mir auch von Anfang an. Er hat mir ganz am Anfang mal gesagt, er fängt an so zu fühlen, wie es bei dieser besagten ersten Freundin war. Damals war sie ihm das Wichtigste. Aber immer wenn wir uns sehr nah gekommen sind, tja, da kam dann der Abbruch, weil er nicht mehr konnte. Von seinen Eltern bekam er nie zu hören, dass sie ihn lieben oder geschweige denn, ihn in den Arm nehmen, obwohl es liebe Menschen sind. Halt nur sehr altmodisch. Vermutlich braucht er vorerst diese Liebe seiner Eltern, um endlich seinen Gefühlen zu trauen und einer Beziehung, die Chance zu geben. Vertrauen fehlt ihm, dass weiss ich. Weil ich ihn immer noch liebe, versuche ich ihm, wenn mir auch zur Zeit die Worte fehlen, zu zeigen, dass ich ihn auch in einer solchen Situation nicht im Sich lasse.
Seit dieser Sms habe ich ihm nicht geantwortet, weder per sms noch einen Brief, obwohl ich am Heilig Abend das Bedürfnis hatte. Am ersten Weihnachtstag kam dann nach so langer Zeit endlich mal von ihm aus eine liebe sms. Auch wenn es "nur" ein Weihnachtsgruss, aber ein sehr lieber, war, es tat gut. Allerdings habe ich nichts zurückgeschrieben, da ich ihm in dem geschickten Adventskalender alles geschrieben hatte, ich wollte ihn in Ruhe lassen, aber auch ich brauche zur Zeit Zeit. An Silvester schickte ich ihm dann um Mitternacht eine sms, und auch von ihm kam sofort nach Mitternacht eine. Solche eigentlich unwichtigen Dinge bedeuten mir sehr viel. Vermutlich denken viele, oh mann ist die
Ich denke mir immer, wenn ich wegen ihn traurig bin, vielleicht helfe ich ihm ja ein wenig, zumindest in der Sicht, dass er ab und an das Gefühl vermittelt bekommt, es ist dort jemand, dem ich trotz dieser Depri etwas bedeute, auch wenn er es nicht verstehen kann.

Lieben Gruss,
Daniela
Antworten