Gesundheitsfragen beim Bewerbungsgespräch

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Hillxx
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Registriert: 10. Nov 2007, 17:19

Gesundheitsfragen beim Bewerbungsgespräch

Beitrag von Hillxx »

Hi,

ich leide an rezidivierenden Depressionen, d.h. in einer gesunden Phase (die kann mehrere Jahre andauern) bin ich voll belastbar und habe keine Symptome.

Nun hat mich in einer Krankheitsphase mein Arbeitgeber mal wieder gekündigt und darf mir nun wieder ein neuen Job suchen.

Nun zu meiner Frage:
Wie sieht es eigentlich mit Gesundheitsfragen bei der Bewerbung aus?

In dem AGG http://www.allgemeines-gleichbehandlungsgesetz.de/ ist ja nur von "Behinderung" die Rede, also nicht von Krankheit!!!

In einem BGH-Urteil von 1986 ist die Rede davon dass der AG ein "berechtigtes, billigenswertes und schutzwürdiges Interesse" haben muss um Gesundheitsfragen zu stellen.

Weiter heisst es:

Mögliche zulässige gesundheitliche Fragestellungen sind solche nach einer Beeinträchtigung oder Krankheit, durch die die vorgesehene Tätigkeit auf Dauer oder wiederkehrend eingeschränkt ist, nach ansteckenden Krankheiten, die Kunden oder Kollegen gefährden können, sowie krankheitsbedingte absehbare längere Arbeitsunfähigkeitszeiten, z.&nbs;B. durch Operation oder Kur.

Bei rezidivierenden Depressionen besteht ja auch die Chance dass eine Krankheitsphase nie wieder auftritt.

Hat sich hier schon mal jemand Gedanken dazu gemacht!?

Danke Gruß
Hill
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Verliere den ganzen Verstand, ein halber verwirrt nur.

C. F. Hill
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Gesundheitsfragen beim Bewerbungsgespräch

Beitrag von CJ43 »

Hallo!
Mir sind noch nie Gesundheitsfragen im Bewerbungsgespräch gestellt worden.
Aber nach meiner Meinung müsste ohnehin ein Bezug zur Stelle vorliegen, auf die man sich bewirbt. Also ein Koch darf keine Krätze haben, zum Beispiel. Und ein Maurer, der wegen eines Wirbelsäulenschadens nicht mehr schwer heben darf, seine Arbeit also gar nicht leisten kann, da ist es einzusehen, dass es ein Hinderungsgrund für eine Einstellung ist. Das wäre am ersten Arbeitstag offenbar. Und in der Probezeit ist man ohne Grund kündbar. Da wäre ein Verschweigen eh sinnlos.
Ich habe auch mal meine Arbeit genau in einer Depriphase gewechselt. (Ich musste, weil ich arbeitslos geworden war.) Mit Zittern und Zagen, kann ich nur sagen! Wollte nach dem ersten Tag alles hinschmeißen. Hatte noch nicht mal einen Arbeitsvertrag. Nachdem ich eine Nacht gegrübelt und finsterste Gedanken gewälzt habe, bin ich am nächsten Tag doch hingegangen - und siehe da, es wurde nach und nach besser. Auf der Stelle bin ich heute noch.
Auf eine gezielte Nachfrage im Bewerbungsgepräch würde ich nie zugeben, dass ich ab und zu depressive Phasen habe. Bei ca 50 Bewerbern auf eine Stelle könnte ich dann gleich Rente beantragen.
Solange ich gute Arbeit mache, ist doch alles ok. Wenn ich schlecht arbeite, oder ständig ausfalle, dann ist es egal, ob wegen Depressionen oder anderen Krankheiten. Und dann kann man sich immer noch erklären und schauen, ob der Arbeitgeber Verständnis hat.
Also, du merkst schon, ich bin der Meinung, dass es keinen etwas angeht, wie meine Psyche gestrickt ist. Dazu muss ich sagen, dass ich so gut wie nie wegen Depressionen gefehlt habe. Weder Kollegen noch Chefs mussten darunter leiden. Während ich schon wochenlang Kollegen mit Bänderrissen, Problemschwangerschaften, Operationen und Ähnlichem vertreten habe!
In diesem Sinne viele Grüße,
Constanze
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Gesundheitsfragen beim Bewerbungsgespräch

Beitrag von Bellasus »

Hallo und willkommen im Forum, Hill,

zuerst mal tut es mir natürlich leid für dich wegen der Kündigung. Hast du denn einen Beruf, in dem du ganz gut eine neue Stelle bekommst? Das scheint ja gerade dein kleineres Problem zu sein? Und willst du gleich suchen oder erst, wenn du aus der depressiven Phase herauskommst?

Ich bin auch auf Stellensuche, aber in einer gänzlich anderen Situation, nämlich nach einer beruflichen Rehabilitation. Da ist verschweigen kaum möglich mit 4 Jahren Lücke (AU und Reha) im Lebenslauf. Und ich gehe offen damit um, zumal ein zukünftiger Arbeitgeber auch einen Lohnkostenzuschuß bekommen kann wenn er mich einstellt. Und ich bin so viele Jahre mit Maske herumgelaufen, das kann und will ich nicht mehr. Ich trage bestimmt keine Details vor mir her, aber allein die Tatsache der Erkrankung möchte ich bekanntgeben - zumindest dem Chef gegenüber. Ob ich das nach den ersten Vorstellungsgesprächen immer noch so sehe, wird sich zeigen... Aber dazu muß ich ja erst mal eingeladen werden.

Wäre ich allerdings auch nie lange krankgeschrieben gewesen, müßte mich bewerben und fühlte mich stabil genug, dann würde ich auch nichts sagen. Wenn dann die Belastbarkeit mal geringer wird im neuen Job oder ich krank werde, muß man dann sehen wie man damit umgeht - je nach zwischenmenschlicher Atmosphäre im Betrieb.

Rein rechtlich hat Constanze ja schon gesagt wie es sich verhält, so kenne ich die Regelungen auch.

Viele Grüße
Annette




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Hillxx
Beiträge: 18
Registriert: 10. Nov 2007, 17:19

Re: Gesundheitsfragen beim Bewerbungsgespräch

Beitrag von Hillxx »

Hi,

Danke für eure Antworten

@Anette
Habe wie so viele BWL studiert und bin in der Softwarebranche im Vertrie tätig gewesen. Werde schon über kurz oder lang wieder was finden, fragt sich nur wo !?

Viele Grüße
Hill
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Verliere den ganzen Verstand, ein halber verwirrt nur.

C. F. Hill
Cookie
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Re: Gesundheitsfragen beim Bewerbungsgespräch

Beitrag von Cookie »

Hallo Hill,
bei mir läuft das ähnlich. Ich hab meinen Job auch immer nur solange, bis ich wieder eine Phase hab und dann werd ich rausgeschmissen und kann mir was neues suchen.
In meinem Beruf, ich bin Köchin, kann sich der Arbeitgeber gar nicht leisten, jemanden einzustellen, der evtl. wochen- oder monatelang krank sein könnte, also jedenfalls nicht, wenn das schon von vorneherein klar ist. Also würd ich es niemals im Bewerbungsgespräch sagen.
Es kann ja auch immer sein, dass ich nie wieder eine schlimme Phase kriege (hoff) und falls es dann doch so ist, flieg ich halt wieder raus.
Als Köchin ist es glücklicherweise nicht so schwierig, was zu finden, aber wie meine Zukunft aussieht weiß ich auch nicht. Ich glaub nicht, dass ich diese Schinderei bis zur Rente durchhalte. Und wie ich von der dann leben soll, weiß ich auch nicht....
Viele Grüße und viel Glück bei der Jobsuche
Luna
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