es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

SchaefchenClaudia
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es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Ich möchte mich einfach nur mal mitteilen, weil es mir gerade schon wieder so schlecht geht. Sitze in der Arbeit und versuche krampfhaft, meinen Schein zu wahren. Innerlich dagegen kämpfe ich mit den Tränen und gegen diese Dunkelheit, die mich wie ein Vorhang und völlig unvorbereitet trifft.
Ich habe mich immer noch nicht aufraffen können, einen Termin bei meinem Hausarzt zu machen. Habe Angst davor, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll und dass es einfach nur abgetan wird. Fühle mich minderwertig hilflos; weiß, dass ich Hilfe brauche, doch kann ich sie nicht anordern.
Yogibär
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von Yogibär »

Hey Schäfchen,

geh doch bitte zum Arzt, vielleicht besser direkt zu einem Therapeuten, nicht alle Hausärzte wissen was über psych. Störungen (ich kenne einen!). Ein guter Arzt/Therapeut wird Dir auf jeden Fall die richtigen Fragen stellen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass Du, so wie Du Dich schilderst, vielleicht sowieso in Tränen ausbrichst, sobald Du da bist. Das dürfte ihm/ihr klar machen, dass es Dir schlecht geht. Dann mußte erstmal auch keine "Geschichte" vorbereitet haben, die Du erzählen kannst. Vielleicht redet ihr erstmal darüber, wie so eine Therapie abläuft und so weiter. Versuch, Dich da nicht selbst unter Druck zu setzen, sondern geh einfach hin (ja, ich weiß, "einfach" ist es nicht) und sag nur, dass es Dir schlecht geht. Das sollte erstmal genug sein.

Aber bitte quäl Dich nicht solange rum, bis Du zusammenbrichst!

Eventuell kannst Du jemanden mitnehmen, der/die Dich zum Arzt bringt, das macht es etwas einfacher.

Viele Grüße
Yogibär
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Yogi,

lieben Dank für deine so schnelle Antwort. Ich weiß, du hast recht, ich MUSS wirklich zum Arzt, ich habe ja eingesehen, dass ich Hilfe brauche.
Natürlich habe ich jetzt gleich wieder so ein Glück gehabt, dass gleich mal keiner rangegangen ist bei meinem Hausarzt, ich hoffe ich schiebe es nicht wieder auf. Bin diesbezüglich auch relativ ängstlich, denn bisher habe ich es vor den Ärzten immer abgestritten, eine Depri zu haben, da ich mir dessen jahrelang nicht bewusst. Ich habe große Angst, dass es nicht ernst genommen wird. *seufz*
Meinen Partner kann ich leider nicht mitnehmen, da er mein Verhalten und meine Stimmungsschwankungen nicht versteht. Er sagt, ich würde mich schon wieder "normalisieren". Er kann es eben nicht verstehen, wie ich mich quäle.
Ansonsten habe ich leider keinen, den ich mitnehmen könnte, von daher werde ich wohl alleine durch müssen.
Yogibär
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von Yogibär »

Hallo Schäfchen,

ich habe auch oft das Problem, mich nicht ernst genommen zu fühlen. Was es außer Ärzten ja auch noch gibt, sind Beratungsstellen, die sich mit solchen Problemen auch auskennen und vielleicht verständnisvoller und sofort erreichbar sind. Z.B. so christliche Institutionen (Caritas) oder psychosoziale Beratung der Stadt/Gemeinde. Die haben Sprechzeiten, wo Du einfach vorbeigehen kannst.

Nur so als kleiner Tipp.

Liebe Grüße
Yoghurt
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Yogibär,

danke für deinen Hinweis, ich werde gleich einmal schauen, wo es bei mir eine solche Einrichtung gibt. Was kann ich darunter verstehen? Was tun die in so einer Einrichtung? Kann mir da leider nicht viel drunter vorstellen.
Nila2003
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von Nila2003 »

Liebes trauriges Schäfchen.Ich kenne diese "Dunstglocke" die besonders auch bei der Arbeit so schlimm ist.Es ist Freitag mittag, du darfst bald heim!!!!Mir hat Bewegung etwas geholfen, also von einer Abteilung zur anderen. Aufräumen/WEGWERFEN ist auch sehr gut! Und sonst-ja geh rasch zum Arzt/Beratungsstelle. Und bleib auch über WE mit den Leuten hier in Kontakt.(Ich bin wahrsch.erst Montag wieder hier).
Liebste Grüße von Nila.
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo nochmal,

ich habe nun einen Krisendienst in meiner Stadt gefunden. Ich hoffe sehr, ich kann mich dazu überwinden, diesen auch aufzusuchen. Da ich allein gehen "muss", wird dieser Gang für mich sehr schwer und ich wünsche mir, dass ich nicht kneife.

Da ich mich nicht gut öffnen kann und von mir sprechen, überlege ich mir, einige meiner Postings hier auszudrucken und mitzunehmen, haltet Ihr das für eine sinnvolle Idee?

Nila... ja in der Arbeit ist es fast am Schlimmsten, aber auch gleichzeitig ist man abgelenkt und man kann seiner Dunstglocke nicht so gut nachgeben. In einer solch konkreten Situation, wie gerade eben schon wieder, weiß ich überhaupt nicht mehr, wie ich damit umgehen soll.
Yogibär
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von Yogibär »

Hallo,

welche Beratungsstelle haste denn gefunden? Die sind wohl unterschiedlich. Ich kenne das so, dass sie dort eine Erstberatung machen und Dich dann halt an Psychologen/Arzte/etc. weiter verweisen. Wenn es eine psych. Beratungsstelle ist, dann kennen die sich (hoffentlich) aus und können Dich an den/die richtigen Fachmensch verweisen.

Das mit dem Ausdruck ist bestimmt gut, das haben hier auch schon andere so gemacht!

Ich drück Dir die Daumen!

Gruß
Yogibär
Nila2003
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von Nila2003 »

Ja, gute Idee!!!!!!Kann auch nicht "so aus dem Stand reden" und habe für die Therapiestunden jedesmal was schriftliches vorbereitet.
Und später geeeeeeeehhhhhhhhssssssstttttt Du. Du gehst einfach. fertig .
Nila.
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Yogibär,

Ich habe den ambulanten Krisendienst Mittelfranken gefunden (komme aus Nü). Da steht auf der HP:

Der Krisendienst bietet Hilfe für Menschen in seelischen Notlagen, z.B. bei Gefühlen von Angst, Unruhe, Panik; psychischen Erkrankungen, usw. Denke also schon, dass die sich da auskennen, oder?

Da steht auch, dass der Krisendienst persönlich aufgesucht werden kann. Muss ich da vorher anrufen?

Oh Mann, ich weiß wirklich nicht, ob ich das kann... aber so geht´s jedenfalls auch nicht weiter...
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Nila,

ich danke dir für den Zuspruch! Es tut sehr gut zu wissen, dass man nicht alleine ist, obwohl man zu Hause nicht verstanden wird.

Wenn ich nicht kneife, werde ich morgen nachmittag dort hingehen, da es heute zeitlich nicht hinhaut. Bin schon jetzt sehr nervös, weil ich nicht weiß, was da auf mich zukommt.
Yogibär
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von Yogibär »

Hi Schäfchen,

geh am besten gleich nach der Arbeit dorthin. Bericht dann, wie es war. Ich glaube nicht, dass Du extra vorher anrufen mußt, aber kannste zur Sicherheit natürlich auch machen.

Liebe Grüße
Yogibär
srb
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von srb »

Liebe Claudia,

das Gefühl, in der Arbeit zu sitzen und zu versuchen "den Schein zu wahren" kenne ich nur zu gut. Hoffen, daß einen bloß keiner anspricht, damit nur ja niemand was merkt. Diese Angst, jeden Moment in Tränen auszubrechen. Wieviele Stunden habe ich schon auf der Toilette verbracht, da das ein Ort war, an dem ich mich relativ sicher gefühlt habe vor "der Welt draußen", da konnte mich niemand erreichen.... Den Schein zu wahren hat viel damit zu tun, sich selbst schützen zu wollen - aber es ist auf Dauer auch wahnsinnig anstrengend. Ich bin tatsächlich schon auf der Arbeit vor dem Computer eingeschlafen, weil ich einfach so erschöpft war.

Genau wie Du habe ich mich lange dagegen gesträubt, zum Arzt zu gehen. Wollte es alleine schaffen, hatte Angst, daß man mir sagt: Was wollen Sie eigentlich hier? Reißen Sie sich mal zusammen! Tatsächlich gibt es solche Idioten von Ärzten - aber sie sind zum Glück selten !

Hast Du nicht jemanden, den Du bitten könntest, den Termin für Dich zu machen? Und der vielleicht auch mitkommen würde? Das hat mir immer sehr geholfen. Ich habe nämlich leider auch noch ziemliche Angst vorm Telefonieren und in sofern war der Widerstand, irgendwo telefonisch einen Termin abzumachen, noch größer. Bei mir war es so, daß mir auch schon ganz lange klar war, daß ich Hilfe brauche und zum Arzt gehen muß, aber wann immer mein Freund das Thema aufbrachte, habe ich mich mit Händen und Füßen gesträubt - ich hatte einfach zuviel Angst. Dabei hätte ich so gern Ja gesagt, ich konnte nur einfach dieses Wort nicht rausbringen. Hat mich ziemlich viel Überwindung gekostet! Und je näher der Termin dann rückte, desto mehr dachte ich: Ach, was will ich da eigentlich, was soll ich denn sagen, ich muß das doch nur mal ein bißchen entspannter sehen usw. Aber das ist einfach Teil der Krankheit, wenn Du hier im Forum Beiträge liest, gehen diese Gedanken ganz vielen durch den Kopf! Darum ist es GANZ WICHTIG, dann auch wirklich hinzugehen, egal, wie schwer es wird und wie blöd Du Dir vorkommst, Du stellst Dich nämlich nicht an, Du mußt nicht nur mal alles etwas entspannter sehen, sondern Du bist krank und an Deinem Zustand nicht selbst schuld!

Für mich war es immer ganz gut, möglichst gleich morgens einen Termin zu haben - hatte ich weniger Zeit zum Nachdenken. Brauchte bloß Aufstehen, hin zur Praxis und war meistens auch schnell dran, am schlimmsten finde ich, wenn ich lange warten muß, weil dann bin ich am Schluß sowieso überzeugt, daß das alles eine idiotische Idee ist (was natürlich nicht stimmt). Aber das ist sicher von Mensch zu Mensch verschieden. Ich habe mir vorher auch nie überlegt oder gar aufgeschrieben, was ich sagen wollte. Ging einfach nicht, bin sofort in Panik geraten und habe gedacht: Ich will da nicht hingehen. Habe den ganzen Arztbesuch verdrängt, so gut und solange es ging. Das Gespräch selber habe ich dann meist einfach mit "Mir gehts nicht gut" begonnen und dann hat es sich ganz von selbst entwickelt. Aber wie gesagt, vielleicht ist es für Dich besser, Dir vorher eine kleine Liste zu machen oder Du druckst Deinen Beitrag hier im Forum aus und nimmst den mit, wichtig ist doch nur, daß Du den Mut findest, zum Arzt hinzugehen!

Für mich war immer noch ganz wichtig, mir vorzunehmen, daß, egal was kommt, ich in diesem Gespräch ehrlich sein werde. Mein Problem ist: Solange die Gedanken nur in meinem Kopf sind, sind sie schrecklich, furchtbar, die Probleme unüberwindbar - aber sobald ich sie ausspreche, denke ich selber: Wie lächerlich klingt das denn? Mein Gott, wie peinlich... Folglich neige ich dann dazu, Sachen herunterzuspielen. Auf die Frage: Weinen Sie viel? z.B. würde ich vermutlich sagen: Naja, ab und zu, obwohl ich tatsächlich jeden morgen heulend am Frühstückstisch sitze, auf der Arbeit leicht in Tränen ausbreche usw. Darum habe ich auch häufig meinen Freund gebeten, mitzukommen, damit er da notfalls eingreifen kann. Naja, außerdem dachte ich auch noch, der Arzt wird das ernster nehmen, wenn noch jemand anderes sagt, mir geht es nicht gut, und nicht nur ich selbst.

Das wäre aber eigentlich nie nötig gewesen, ich habe mich immer ernst genommen gefühlt, im Gegenteil, meist haben die Ärzte mich und meine Probleme viel ernster genommen als ich selber. Und das tut gut!!!! Man fühlt sich nicht mehr ganz so als Versager....

Ich weiß, wie schwer es ist, sich aufzuraffen, wenn man mitten in der Depression steckt, aber versuch alle Kräfte, die Du noch hast, zu mobilisieren und zum Arzt zu gehen! Das ist ein gaaaanz wichtiger erster Schritt, alleine kannst Du es nicht schaffen - aber das ist Dir wahrscheinlich auch alles klar, nicht wahr? Wenn nur das Umsetzen nicht so schwer wäre...

Ich wünsche Dir auf alle Fälle viel Kraft!
Liebe Grüße,
Silke
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Silke,

hab ganz lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Ich kann dich sehr gut verstehen, denn vieles unserer "Geschichten" überschneidet sich.

Tatsächlich ist es für mich in der Arbeit am schlimmsten, denn hier muss ich mich ständig verstellen, was mir einerseits auch hilft, nicht so viel nachzudenken, andererseits mich nur noch mehr runterzieht. Wie gerne würde ich mir eine kleine Auszeit nehmen, doch traue ich es mich nicht. Du wirst sagen, die Gesundheit geht vor und ja, du hast RECHT damit, doch ich habe nur einen Zeitvertrag bis 12/03 und hoffe immer noch, weiter übernommen zu werden (was zugegeben unwahrscheinlich ist), und deshalb traue ich mich nicht, einfach mal krank zu sein, weil ich krank BIN. Am Mittwoch habe ich mir einen Tag freigenommen, ich war nicht krank, ich habe meine Überstunden abgefeiert, weil´s mir so schlecht ging und ich eine Weile raus musste.

Ich habe sehr große Angst davor, zum Arzt zu gehen, oder auch zu dieser Beratungsstelle. Denn immer komme ich mir blöd vor, wenn ich solche Gedanken habe, die mich runterziehen. Ich denke immer, das ist doch nicht so schlimm, manchmal denke ich, das ist nicht krank, es ist nur eine Phase. Nur begleitet mich diese Phase schon seit drei Jahren, ohne dass ich dies bemerkt habe.

Langsam weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. Ich wünschte mir, der erste Schritt wäre schon getan und ich müsste mich nicht erklären und man würde mir einfach helfen. Kindisch, oder?

Liebe Silke, wie geht es Dir zur Zeit? Nimmst Du Medi´s? Machst Du eine Therapie?
byte
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von byte »

liebe claudia,

es ist eine grosse überwindung hilfe zu suchen, wenn man in so einer phase steckt.
hab trotzdem den mut und tu es. dafür sind ärzte und beratungsstellen doch da. den ersten schritt musst du tun, dass kann kein anderer für dich tun. du spürst ja, dass du hilfe brauchst, also hole sie dir - du bist es wert und du hast ein recht darauf.
von alleine ändert sich nichts, im gegenteil, es wird immer schlimmer. glaub mir das, denn ich habe so lange meine probleme verdrängt und bin wie ein d-zug immer weiter ins verderben gedonnert, bis ich "ausgeflippt" bin und in meinem büro mit sachen um mich geworfen habe, als mir alles zu viel. davor war ich nicht in der lage, mir einzugestehen, dass ich hilfe brauchen könnte. mach diesen fehler nicht. du hast erkannt, dass du hilfe brauchst, und es gibt hilfe und einen weg aus diesem trostlosen dunkel, auch wenn du das im moment kaum glauben magst. also tu den ersten schritt auf diesem weg, du wirst sehen, es lohnt sich !

ich wünsche dir viel kraft und zuversicht, du wirst es schaffen !
bit
"Sehnsüchtig grüsst der,

der ich bin, den,

der ich sein könnte.

(Dostojewski)
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Bit,

danke für deine aufmunternden Worte.

Ich bin mir dessen durchaus bewusst, dass es die einzig sinnvolle Lösung, nein der einzig sinnvolle erste kleine Lösungsschritt, dass ich mich an jemanden wende, der sich auskennt. Und ich werde versuchen, all meine Kraft dafür aufzuwenden, morgen diese Beratungsstelle aufzusuchen. Es fällt mir so schwer, mich "zusammenzureißen", aber jeder erwartet es.
byte
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von byte »

liebe claudia,

vielleicht ist das eines unserer probleme - dass wir immer tun, was andere von uns erwarten. mich hat die auseinandersetzung mit meiner krankheit von diesem verhalten weggeführt. weg von der frage "was erwarten andere von mir" hin zu der frage "was erwarte ich von mir, was will ich wirklich, was ist mir wirklich wichtig".
du hast ein recht schwach zu sein, krank zu sein und hilfe zu brauchen. deswegen bist du nicht weniger wert. es kann nicht dein einziger lebenszweck sein, die erwartungen anderer zu erfüllen. wer dich wirklich mag, wird dich verstehen und auch mögen wenn du schwach bist.
jetzt ist es zeit an dich zu denken und für dich zu sorgen. morgen tust du den ersten schritt dazu und du wirst froh darüber sein - glaube ganz fest daran.
du schaffst es !

bit
"Sehnsüchtig grüsst der,

der ich bin, den,

der ich sein könnte.

(Dostojewski)
SchaefchenClaudia
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Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Hallo Bit,

ich weiß es, ich weiß es wirklich, dass ich ein RECHT darauf habe, krank zu sein. Aber ich habe auch so viele Ängste.
Angst, mich mitzuteilen.
Angst, wieder lange auszufallen.
Angst, meinen Arbeitsplatz zu verlieren.
Demgegenüber stehen die Ängste,
nichts wird sich ändern.
das nie los zu werden.
nicht verstanden zu werden.
Ich habe Angst davor zu sagen, "mir geht´s nicht gut". Das habe ich noch nie gekonnt und soweit ich mich erinnern kann, auch noch nie getan.
Doch allein das Verfolgen meiner Postings, die Art und Weise, und die Gefühle dazu, weist mich aber darauf hin, dass dringend etwas getan werden muss, ehe ich mich selbst verliere.
Wenn nur diese Angst (vor dem Neuen, Unbekannten) nicht wäre...
srb
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Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von srb »

Liebe Claudia,

da bin ich wohl nicht ganz die richtige, zu sagen, die Gesundheit geht vor - quäle mich eigentlich schon seit Jahren erst durch ne Doktorarbeit, jetzt durch den Job, und bisher habe ich mich auch nicht getraut, einfach mal zu sagen: Schluß, jetzt muß ich erstmal wieder gesund werden und dann sehen wir weiter. Naja, einmal wollte ich schon kündigen, aber da hat meine Hausärztin mich dann erstmal krank geschrieben ("Überstürzen Sie bloß nichts") und danach hat mein Chef mich überredet, weiterzumachen. Ich arbeite an der Uni und vermutlich könnte man meine Stelle momentan nicht wieder besetzen, war also nicht ganz uneigennützig. Er war echt nett (und was für eine Angst hatte ich vor dem Gespräch gehabt!), aber wirklich verstehen, was mit mir los ist, kann er auch nicht. Meint, ich müßte bloß mal schnell ein paar Selbstzweifel überwinden und dann geht das schon alles. Naja, auf jeden Fall wollte er ganz viel ändern, aber eigentlich ist alles beim alten geblieben und ich fühle mich genauso überfordert wie vorher....

Mich krankschreiben zu lassen habe ich ein schlechtes Gewissen, zu kündigen traue ich mich auch nicht, also gehe ich jeden Tag weiter hier hin, obwohl es mir überhaupt nicht gutgeht damit. Wurschtel mich halt so durch... Hab mir auch schon freigenommen, weil es mir zu schlecht ging. Idiotisch, oder?

Deine Angst vorm Arztbesuch kann ich gut verstehen, mir ging es da absolut genauso. Mußte ein bißchen lächeln, als ich Deinen Satz "Natürlich habe ich jetzt gleich wieder so ein Glück gehabt, dass gleich mal keiner rangegangen ist bei meinem Hausarzt" gelesen habe, das könnte wirklich ich sein. Werde dann immer richtig böse, da ringe ich mich schonmal durch und dann geht da einfach keiner ran...

Aber wie gesagt, überhaupt mal hingehen zum Arzt /oder auch so einer Beratungsstelle) ist wirklich der schlimmste Schritt, das Gespräch klappt dann schon. Die Leute wissen schon, welche Fragen sie stellen müssen - und dann mußt Du "nur noch" ehrlich antworten...

Meine Hausärztin hat mir nach unserem ersten Gespräch geraten, für 6 Wochen sozusagen zur Kur zu gehen in eine Klinik für Psychosomatik und psychotherapeutische Medizin - woraufhin mein erster Gedanke war: Na, soooo schlimm ist es nun auch nicht. Das meine ich mit: Sie hat mich ernster genommen als ich mich selbst - und das hat mir gutgetan. Da war jemand Kompetentes, der auch meinte, daß ich krank wäre und daß es "schlimm wäre".

Ich habe im April eine Therapie begonnen, Psychoanalyse auf Anraten mehrerer Therapeuten, ich fand - und finde auch noch -den Ansatz gut, nämlich nicht nur die aktuelle Situation zu verbessern, sondern auch noch zu erfahren, wo das Ganze herkommt, aber so richtig überzeugt bin ich bisher noch nicht. Irgendwie fehlt mir der rote Faden - und vielleicht auch die Geduld... Immer soll man Geduld haben, aber die Erde dreht sich doch weiter und irgendwie muß man mitkommen. Ich würde gerne die Zeit anhalten können, bis ich "wieder aufgeholt" habe - könnte man auch kindisch nennen, oder?

"Langsam weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. Ich wünschte mir, der erste Schritt wäre schon getan und ich müsste mich nicht erklären und man würde mir einfach helfen. Kindisch, oder?" Den Satz kann ich auch so gut verstehen! Fällt es Dir vielleicht auch schwer, Verantwortung zu übernehmen? Ich habe ganz lange versucht, Verantwortung abzuschieben, ich dachte, wenn es mir nur schlecht genug geht, dann muß das doch mal jemandem auffallen und dann wird mir geholfen. Ohne, daß ich den Mund aufmachen muß - funktioniert nicht... Man vertut nur wervolle Zeit damit und ruiniert seine Gesundheit! Du wirst nicht drumrum kommen, auszusprechen, daß es Dir schlecht geht, aber ich denke, Du wirst ganz andere Reaktionen bekommen als Du erwartest oder befürchtest!!!!

Mir ging es die letzten Wochen ziemlich schlecht, meine Therapeutin und meine Hausärztin sind 6 Wochen in Urlaub und ich hatte auf der Arbeit wieder soviel liegengelassen, daß ich ziemlich in Panik verfallen bin. Diesen Montag war ich dann nur noch am Heulen und Schreien, so daß mein Freund sofort mit mir zu einem anderen Arzt fahren wollte. Das wollte ich aber nicht, dachte, wie sieht denn das aus, als ob ich ein Notfall wäre, was denkt denn dann der Arzt - Du siehst schon, manche Gedankenmuster ändern sich nicht so schnell! Ich habe dann meinen Freund gebeten, einen Termin zu machen. Hat er auch - und prompt ging es mir prima; naja, auf jeden Fall viel besser als vorher. Donnerstagmorgen wollte ich dann überhaupt nicht mehr dahin und war total schlecht gelaunt. Wir sind dann aber trotzdem gegangen und das war auch ganz gut so. War ein Neurologe, hat sich viel Zeit genommen, Fragen gestellt und mir schließlich, parallel zur Psychtherapie, eine medikamentöse Behandlung vorgeschlagen. Er was ganz baff, daß das bisher noch keiner vorgeschlagen hatte. Aber das war auch sowas, ich habe immer gedacht, wenn meine Hausärztin oder Therapeutin das für notwendig halten würde, würde sie mir das vorschlagen. Wenn ich Grippe habe, sagt mir der Arzt doch auch: Nehmen Sie mal diese Tabletten. Wenn sie es nicht vorschlägt, ist es also nicht so schlimm und ich stell mich nur an. Da trau ich mich dann einfach nicht, nachzufragen, aus Angst vor einer Antwort in Richtung: Mein Gott, was denken Sie denn, wie schlecht es Ihnen geht! Nun nehmen Sie sich mal nicht so wichtig!

Ich bin erst durch dieses Forum darauf gekommen, daß die Behandlung ganz ohne Medikamente eher der ungewöhnliche Weg ist und es Sinn machen könnte, das zu probieren.
Tja, nun nehme ich seit heute Tabletten und hoffe, daß ich sie vertrage und sie die gewünschte Wirkung zeigen!

So, nun sollte ich das aber mal schnell abschicken, wer weiß, wielange Du heute überhaupt arbeitest! Kann mich leider immer schlecht kurz fassen und zu diesem Thema fällt mir auch soviel ein...

Versuch, zum Arzt zu gehen! Du weißt doch eigentlich schon, daß Du es sowieso tun mußt, also warum aufschieben? Mach es GLEICH, nicht denken, heute ist schlecht, aber Montag mache ich es ganz bestimmt - ist auch nur so eine Falle unseres Gehirns!

Ganz liebe Grüße,
Silke
SchaefchenClaudia
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Registriert: 31. Jul 2003, 19:29

Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Liebe Silke,

ich bin so dankbar, dieses Forum gefunden zu haben und Du schreibst mir auch so lieb - wie alle hier.

Wie gerne würde ich mich krank schreiben lassen... wie gerne! Aber dieses verdammte Pflichtgefühl, es lässt mich nicht los, und jeder Tag, den ich fehle, bringt mich meiner Kündigung ein Stückchen näher. Bei uns ist das leider so. Ich studiere nebenbei noch und kann es mir daher nicht leisten, meinen Job zu verlieren.

Ich könnte, so ich morgen wirklich zur Beratungsstelle gehe, danach zu meiner "alten" Neurologin gehen, da hätte ich zumindest keine Terminschwierigkeiten. Aber davor hab ich fast noch größere Angst. Wie ich in anderen Postings schon geschrieben habe, müsste ich dann zugeben, was sie schon vor Jahren gesagt hat, nämlich dass ich depressiv bin. Bei ihr fehlte einfach das Vertrauen und die Bereitschaft, darüber nachzudenken - heute habe ich diese Bereitschaft erreicht, ich weiß nicht wodurch und warum, es war das berühmte "Aha-Erlebnis".

Ich bin so durcheinander und glaube, gar nicht mehr klar denken zu können. Es ist wie ein Kreis der Gedanken.
srb
Beiträge: 508
Registriert: 11. Jun 2003, 11:59

Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von srb »

Liebe Claudia,

wenn Du nicht so gerne zu Deiner "alten" Neurologin gehen willst, dann geh woanders hin. Ich bin jetzt auch bewußt zu einem Neurologen gegangen, den ich nicht kannte, fand ich einfacher. Mit einem "Das habe ich Ihnen ja damals schon gesagt" ist Dir jetzt bestimmt auch nicht geholfen. Und ich habe das Gefühl, es ist momentan nicht so schwer, einen Termin zu kriegen. Bei mir hat es innerhalb von 2 Tagen geklappt.

Nur Mut (sagt sich so einfach, ich weiß...!)! Nicht soviel über wenns und abers nachdenken, das gibt nur eine Endlosschleife im Kopf!

Alles Liebe,
Silke
SchaefchenClaudia
Beiträge: 197
Registriert: 31. Jul 2003, 19:29

Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Innerhalb von zwei Tagen? Wirklich? Hast Du da gesagt, dass es dringend ist? Ach, das wäre schön, vielleicht sollte ich einfach mal durchtelefonieren. *überleg*

Du siehst, ich bin wirklich sehr durcheinander und unschlüssig in meiner weiteren Vorgehensweise, weiß einfach nicht, welcher der richtige Weg ist.
U-turn
Beiträge: 74
Registriert: 14. Jun 2003, 01:00

Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von U-turn »

Liebe Claudia!

Ich kann mich den Postings oben nur anschließen. Geh und such Dir Hilfe bei einem Arzt oder der Beratungsstelle!
Ich war vor ca. 1 1/2 Monaten ungefähr in der selben Situation wie Du jetzt, ich traute mich auch nicht zum Arzt und wußte nicht was ich sagen sollte. Mir hat es dann aber wirklich geholfen aufzuschreiben wie ich mich fühle. So hatte ich immer die Möglichkeit, wenn ich nicht reden kann leg ich das einfach auf den Tisch. Ich hab es zwar nicht gebraucht, aber es war gut zu wissen.
Bitte überwinde Dich dorthin zu gehen, auch wenn es Dir noch so schwer fällt!
Du kannst dabei nichts verlieren. Und Du wirst Dich anschließend bestimmt erleichtert fühlen.

Ich drück Dir ganz fest die Daumen!

Alles Gute,
Ulrike
SchaefchenClaudia
Beiträge: 197
Registriert: 31. Jul 2003, 19:29

Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von SchaefchenClaudia »

Liebe Ulrike,

lieben Dank für deine Antwort.

Ich wünschte wirklich, ich wäre schon einen Schritt weiter... aber davon laufen hilft ja auch nicht.
U-turn
Beiträge: 74
Registriert: 14. Jun 2003, 01:00

Re: es überfällt mich schon wieder - und immer wieder

Beitrag von U-turn »

Liebe Claudia!

Du schaffst das ganz bestimmt! Ich glaub an Dich!
Es wird Dir überhaupt nichts schlimmes passieren. Es wird Dir geholfen werden den nächsten Schritt zu tun.
Du hast ja schon erkannt, so wie es ist kann es nicht weitergehen. Was hast Du also zu verlieren? Du mußt Dich nicht schämen, weil es Dir so geht. Sei bei diesem Termin einfach Du - das ist doch vollkommen in Ordnung.
Du mußt wirklich keine Angst haben - das sind Leute deren Aufgabe es ist, solchen wie uns zu helfen. Die werden Dich ernst nehmen mit Deinen Problemen und Dir beistehen.

Ganz bestimmt!

Kannst Du vielleicht doch noch heute hingehen? Dann hättest Du diese Unsicherheit und Angst nicht mehr so lange auszuhalten.

Ich glaub ganz fest, daß Du es schaffst!
Ulrike
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