Erpresst durch Selbstmorddrohungen...

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Sommersonne
Beiträge: 2
Registriert: 23. Sep 2007, 15:50

Erpresst durch Selbstmorddrohungen...

Beitrag von Sommersonne »

Hallo ihr Lieben,
wo soll ich anfangen...
Also, es geht um meine Schwiegermutter. Sie ist knappe 60 und leidet seit mindestens 10 Jahren unter Depressionen, wahrscheinlich schon deutlich länger, aber länger kenn ich sie eben noch nicht. Ihr erster Selbstmordversuch ist ziemlich genau 10 Jahre her und sie ist damals nur knapp mit dem Leben davon gekommen.

Seither haben wir ein ständiges auf und ab, wobei "ab" der vorherrschende Gefühlszustand ist.
Seit 10 Jahren (oder wohl schon länger) erlebe ich auch mit, wie sie alle ihre Angehörigen (v.a. ihre beiden Söhne) terrorisiert. Wenn es ihr schlecht geht - sind wir schuld. Wenn irgendetwas nicht nach ihrem Willen geht - sind wir schuld. Nach und nach hat sie sowohl ihren Lebensgefährten als auch alle ihre Freunde vergrätzt und inzwischen lebt sie alleine mit einer Katze in einer kleinen Wohnung.

Wann immer man mit ihr redet, dreht sich alles nur um sie, sie weiß alles besser, sie hat es ja so schwer, man will ihr ja nur böses blablabla.

Zwischenrein gab's noch zwei weitere Suizidversuche (die mir aber eher so aussahen, als ob es nicht ihre Absicht war, tatsächlich zu sterben. Mir scheint, sie wollte gefunden werden).
Zwar ist sie immer wieder mal in psychotherapeutischer Behandlung, die bricht sie aber immer wieder ab, sobald es ans "eingemachte" geht. Medis hat sie auch, die nimmt sie aber auch nur sporadisch bis nicht.
Inzwischen sind unzählige Dinge vorgefallen, die uns immer wieder an unsere Grenzen bringen. Sie versucht systematisch, uns vier (also meinen Mann und ich vs. meinen Schwager/Schwägerin) auszuspielen, gott sei dank sind wir schon länger dahinter gekommen und es gelingt ihr immer seltener. Seither versucht sie, Zwist zwischen den beiden Brüdern zu säen.
Sie war weder auf unserer Hochzeit noch auf der meines Schwagers/Schwägerin, auch ihr Enkelkind kennt sie bis heute nicht. Und sie fordert, fordert, fordert, fordert. Inzwischen versuchen wir, uns so gut wir können von ihr fern zu halten und uns von ihr nicht mehr beeinflussen zu lassen. Das gelingt mal besser, mal schlechter...
Vor zwei Wochen ist sie freiwillig in die Klinik gegangen und wir hatten wirklich Hoffnung, dass jetzt etwas passieren könnte. Als wir zum Katze füttern in die Wohnung gekommen sind, hat uns fast der Schlag getroffen. Die Wohnung war komplett vermüllt und verdreckt, es krabbelte an allen Ecken und die verzweifelte Katze hatte in alle Ecken gesch..., weil sie nicht wusste wohin (das Katzenklo kam uns fast schon entgegengelaufen). Da wir so ein Szenario vor zwei Jahren schon mal hatten (damals haben wir die komplette Wohnung entseucht und geputzt, als Dank durften wir uns anbrüllen lassen was uns eigefallen sei, ihre Sofakissen wegzuschmeißen)haben wir dieses mal nur die Lebensmittel weggemacht und der Katze ein sauberes Klo und Futter verschafft.

Dieses Mal ist es allerdings gelaufen wie immer: sobald es in der Klinik ans Eingemachte ging (so nach eineinhalb Wochen) ist sie gegen den dringenden Rat der Ärzte wieder nach Hause gegangen, und jetzt haust sie also wieder in ihrem Dreck.

Da wir dummerweise nicht mehr nach ihrer Pfeife tanzen, ist sie auf eine ganz fiese Masche verfallen: Sie ruft an und fordert, wir sollten ihr dies oder das tun, und wenn wir ihr sagen, dass wir dazu nicht bereit wären, droht sie mehr oder weniger offen: "wenn Du nicht tust, was ich will, bringe ich mich halt um". Uns ist ziemlich klar, dass das blanke Erpressung ist, und doch...
Mein Mann ist letzthin mitten in der Nacht doch noch gefahren. Natürlich glauben wir mit 99,9%iger Sicherheit, dass sie blufft, aber was wenn nicht? Mein Mann zumindest hat noch nicht die Kaltschnäuzigkeit zu ihr zu sagen, wenn sie das wolle, solle sie es doch tun (was ich ihr am liebsten sagen würde). Er fährt weil er weiß, dass er ewig Schuldgefühle hätte, wenn sie es doch einmal tun würde. Aber wie kommen wir aus der Zwickmühle raus?

Meine Schwägerin und ich hatten jetzt die Idee, wir könnten ja beim nächsten mal evtl. den Notarzt verständigen und ihm berichten, dass meine SchwiMu gesagt hätte, sie wolle sich umbringen.
Am liebsten wäre mir (schimpft mich nicht, aber ich bin echt mit den Nerven am Limit!), er würde sie dann zwangsweise in die Psychatrie verfrachten, damit sie eben nicht wieder kneifen kann, sobald etwas nicht nach ihrem Kopf geht.
Aber auch wenn sie durch diese Aktion nur lernt "wenn ich mit Selbstmord drohe, kommt ab sofort nicht mehr mein Sohn, sondern der Notarzt" würde uns das ja evtl. aus dieser Zwickmühle manövrieren, oder?
Wie seht ihr das? Welche Tipps habt ihr evtl. noch für uns?

Es geht uns nicht darum, dass wir ihr nicht helfen wollten. Es geht uns darum, uns zu schützen (sonst landen wir nämlich früher oder später in der Psychatrie!).
Außerdem glaube ich, dass wir ihr eh nicht mehr helfen können, und das was sie von uns als "Hilfe" erwartet, ist für sie nicht hilfreich.

Danke für Euer Mitdenken!
Sommersonne
cool
Beiträge: 2797
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Erpresst durch Selbstmorddrohungen...

Beitrag von cool »

Hallo Sommersonne,

schaltet doch den sozialpsychiatrischen Dienst ein. Den gibt es in jeder Stadt/Gemeinde.
Ich bin Betroffene und keine Angehörige.

Von den Angehörigen hier bekommst du sicher hilfreiche Antworten.

Grüße Cool
caddymuc
Beiträge: 25
Registriert: 16. Mai 2006, 15:29

Re: Erpresst durch Selbstmorddrohungen...

Beitrag von caddymuc »

Hallo Sommersonne

Das mit dem Notruf ist eine sehr gute Idee. Denn es zeigt ihr, dass ihr nicht kommt. Aus Erfahrungen weiß ich auch, dass es dann meist auch zu einer Einweisung kommt. Denn der Notarzt wird die Wohnung betreten und dann die drohende Verwahrlosung sehen und hoffentlich auch handeln. Wenn nicht der Erste, dann der zweite... Das deine Schwiegermutter Hilfe braucht ist klar. Vielleicht ist das dann irgendwann der Startpunkt für einen Weg. Vielleicht ist sie auch nur sehr einsam und kann es nur so derbe äußern. Dann wäre anzudenken, ob eine Einrichtung speziell für psych. Erkrankungen im Alter eine Option ist.
Dieser Weg ist kein leichter und deine Familie wird sehr viel Kraft dafür brauchen... aber ich wünsche sie Euch von ganzen Herzen...

LG

Caddy
BeAk

Re: Erpresst durch Selbstmorddrohungen...

Beitrag von BeAk »

Liebe Sommersonne,

ich sehe es genauso. Wenn Deine Schwiegermutter mit Selbstmord droht, rufe umgehend den Notarzt und sage denen Bescheid das sich sich umbrigen will. Du mußt allerdings rüberbringen, das Du wirklich davon ausgehst dasa sie es tut.
Dann hat die keinen Möglichkeit mehr Euch damit zu erpressen.

Und eine Kontaktaufnahme mit dem sozialpsychiatrischen Dienst, zu finden beim Gesundheitsamt, ist sicher auch sinnvoll. Dieser Dienst unterstützt auch Angehörige.
Und er kann Euch beraten, wie es in Zukunft weiter gehn soll, z.B. bei der Unterbringung Eurer Mutter in einer Wohnanlage für psychisch Kranke (betreutes Wohnen).

Es ist absolut richtig, das Ihr Euch schützt.

Viel Kraft wünsche ich Euch
Ruby
Beiträge: 12
Registriert: 16. Okt 2006, 14:19

Re: Erpresst durch Selbstmorddrohungen...

Beitrag von Ruby »

Hallo,

ich wurde über Wochen von meinem Ex-Mann mit Selbstmord erpresst.

Ich habe mich ausführlich bei der Telefonseelsorge beraten lassen. Und anschließend beim sozial psychiatrischen Dienst (SPD).

Mir wurde zu folgendem geraten: Vorher ankündigen was ich im Fall einer erneuten Selbstmord Drohung tun werde. Auf gar keinen Fall mehr auf diese Drohungen mit Zuwendung reagieren (also auf keinen Fall hinfahren, auf Anrufe antworten, sich in Gespräche verwickeln lassen ect.), sondern in dem Fall die zuständige Bearbeiterin des sozial psychiatrischen Dienst anrufen. Nachts und am Wochenende die Polizei informieren!

Als ich angekündigt habe, dass ich nicht mehr selbst reagieren werde, sondern mich immer an offizielle Stellen wenden werde, wurde es schon besser. Es kam dann aber doch zu einer weiteren Drohung und ich habe den SPD eingeschaltet. Die haben sich mit meinem Ex in Verbindung gesetzt. Das alleine hat ausgereicht um solche Drohungen ganz abzustellen. Allerdings ist der Kontakt auch seither ganz abgebrochen.

LG, Ruby
Sommersonne
Beiträge: 2
Registriert: 23. Sep 2007, 15:50

Re: Erpresst durch Selbstmorddrohungen...

Beitrag von Sommersonne »

Lieben Dank für Eure Postings.
Ab sofort kommt also bei solchen Telefonanrufen der Sani...
Nun aber mal weiter gedacht...
Ihr schreibt von Einweisung und evtl. betreutem Wohnen. An dem Punkt waren wir schon mal, als sie das letzte mal in der Klinik war. DA hat der Psychatrische Dienst der Klinik gemeint, er würde sowohl einen Betreuer als auch betreutes Wohnen befürworten. Meine SchwiMu hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, und als sie sich dann letzte Woche selbst "entlassen" hat, ist die Sache erst mal im Sande verlaufen. Daher meine Frage:
Ist es sinnvoll, so etwas evtl. auch gegen ihren Willen in die Wege zu leiten? Vielleicht könnt ihr den Widerstreit in mir nachvollziehen. Die eine Seite sagt: soll sie doch in ihrem Dreck hausen, wenn sie das will, hauptsache sie bleibt uns fern. Die andere sagt aber: das kann doch so auf Dauer nicht weiter gehen. Sie verwahrlost zusehends!
Also, wie schätzt ihr das ein? Kann und sollte man sowas notfalls auch gegen ihren Willen machen oder lieber nicht?
Danke schonmal für Euren Input
Sommersonne
Ruby
Beiträge: 12
Registriert: 16. Okt 2006, 14:19

Re: Erpresst durch Selbstmorddrohungen...

Beitrag von Ruby »

Auch zu dieser Frage kann Dich bzw. Dein Mann am allerbsten der SPD beraten.
Betreuung gibt es in verschiedenen Bereichen. Es muß vermutlich nicht gleich eine Betreuung auf allen Gebieten sein. Die Betreuten wehren sich in vielen Fällen gegen eine Betreuung, der SPD wird mit dieser Situation sehr vertraut sein.

LG, Ruby
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