Brauche Euren Rat

Juke
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Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo,

seit geraumer Zeit lese ich hier im Forum und habe mich entschlossen mich hier jetzt anzumelden.

Mein Lebensgefährte leidet seit 2 Jahren an Burnout und Depressionen. In dieser Zeit habe ich viel Negatives erlebt. Seit Anfang August ist er in einer Klinik. Ich hatte am Anfang den Eindruck dass es bergauf mit ihm geht. Er rief jeden Tag zu Hause an. So auch am Mittwoch. Auf jeden Fall suchte er die Diskussion mit mir und machte mir Vorwürfe, dass ich an vielen Dingen selbst schuld wäre und jeder für sich selbstverantwortlich ist. Zum Schluss sagte er mir, dass es besser wäre eine Woche nicht mehr miteinander zu telefonieren, denn in der Klinik hätten sie gesagt, wir würden sowieso zu viel telefonieren. Also nahm ich Rücksprache mit seinem Arzt hier zu Hause. Er meinte in der Klinik würde man auch die Beziehung umkrempeln und ihn sozusagen testen, wie lange er es aushält keinen Kontakt nach Hause zu haben bzw. zu sehen ob es ihm besser oder schlechter damit geht. Hat Jemand damit Erfahrungen ähnlicher Art gemacht? Kann es kritisch werden? Auf jeden Fall möchte ich auch nicht anrufen. Ich warte einfach bis er sich wieder meldet.
Jutta
BeAk

Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von BeAk »

Liebe Jutta,

die einstellung ist richtig. Warte bis er sich selber meldet.
Was Du machen könntest ist, ihm bei alle 2 Wochen eine Karte oder SMS zuzusenden, sozusagen als Lebenszeichen, "mich gibts noch und ich denke an Dich", in dem Sinn.
Edeltraud
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Jutta,

ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Abstand ist manchmal vonnöten um klarer zu sehen. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr oder auch umgekehrt
Akzeptiere die 1 Woche "Funkstille" einfach und nutze auch du diese für dich.

Ich war ja nicht dabei bei dem Telefonat , aaber war das wirklich ein Vorwurf oder doch vielmehr eine Erkenntnis, Feststellung von ihm. Vorwurf klingt so hart.

Bestenfalls provitiert euere Beziehung von "dem Ganzen".

Mir stellt sich noch die Frage wieso immer er bei dir anruft und nicht auch mal umgekehrt.

Viele Grüße,
Edeltraud
Juke
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo Bea,

das Durchhaltevermögen fällt mir sehr schwer im Moment. Das mit den Nachrichten zukommen lasse ist eine gut Idee.

Hallo Edeltraud

am Anfang habe ich immer angerufen, aber meistens war er nicht in seinem Zimmer, da er Therapien hatte und abends sind dann die Gruppen losgezogen. Im Nachhinhein hätten wir eine Uhrzeit ausmachen können. Das werde ich mal versuchen vorzuschlagen, sofern er sich meldet.
Jutta
Juke
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo Edeltraud,

mit dem Vorwurf hast Du eigentlich recht wenn ich das im Nachhinein so betrachte. Es klingt zu hart. Vieles kommt auch meistens falsch bei einem an oder der andere versteht es nicht.
Jutta
uschi100
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von uschi100 »

Hsllo Jutta,
hast du eigentlich schon versucht Kontakt mit der Klinik aufzunehmen und dort einen Rat eingeholt. Die können dir bestimmt auch sagen, wie du dich verhalten sollst.
uschi
Juke
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo Uschi,

in der Klinik habe ich nicht angerufen. Im Moment bin ich auch in Therapie, ich dachte mal so was brauchste im Leben nicht, aber seit mein Lebensgefährte in der Klinik ist, ging es mir nicht so gut, es kam alles so in mir hoch nach all den Jahren die mein Lebensgefährte mit Depressionen verbrachte. Mein Arzt riet mir nicht bei ihm anzurufen sondern zu warten bis er sich meldet. Natürlich nur wenn ich es aushalte. Ja das ist genau das was mir sehr schwer fällt.
Juke schrieb:
Jutta
KristinaB
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von KristinaB »

Juke
Beiträge: 27
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo Kristina,

der Kontakt nach Hause soll deshalb unterbunden werden um alles negative Abzuhalten, damit der Patient sich völlig auf sich konzentriert. So habe ich es in diversen Erfahrungsberichten im Internet gelesen.

Ich stelle mir die Frage, was ist wenn er nicht anruft?! Soll ich dann anrufen? Im Moment weiss ich es selbst nicht so recht.
Jutta
KristinaB
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von KristinaB »

Juke
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo Kristina,

ja Recht hast Du ja, aber ich bin so verunsichert, dass ich nicht weiss ob es gut ist wenn ich dann anrufe. Ich weiss ja auch nicht was in den Therapien so gesprochen wird. Er meinte ja am Telefon zu mir ich wäre neidisch, eifersüchtig und würde ihm es nicht gönnen das es ihm gut geht. Von Neid und Eifersucht kann man nicht sprechen, denn er ist ja in einer Klinik und wer geht schon freiwillig dort hin?! Ich habe so den Eindruck dass er mit seinem Inneren noch nicht im Reinen ist
Jutta
BeAk

Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von BeAk »

Liebe Jutta,

gib Deinem Freund, wenn er Dir nur etwas bedeutet, Zeit gesund zu werden. Erzwinge jetzt keinen Kontakt/Nähe die er Dir z.Z. nicht geben kann. Damit erreichst Du das Gegenteil von dem was Du möchtest, Dein Freund wird sich noch mehr zurückziehn.

Er brauch all seine Kraft um sich zu sammeln und die Depression zu verarbeiten.

Wenn Du Probleme hast Deinen Tag sinnvoll zu verbringen ohne Deinen Freund, so ist das Dein Problem, das DU lösen mußt. Aber nicht Dein Freund.
Juke
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo Bea,

ich wünsche mir so sehr, dass er wieder gesund wird und dass er die Depression besiegt. Wir Angehörige haben einen schweren Stand und müssen aufpassen das wir nicht selbst in die Depression verfallen.

Ich unternehme alleine auch etwas aber mit mehreren Leuten macht es einfach mehr Spass.
Jutta
bigfish
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von bigfish »

Hallo Jutta,

ich sehe das wie Bea: Gib deinem Freund den Freiraum, selber zu entscheiden, wann er sich meldet. Der Sinn und Zweck eines Klinikaufenthaltes besteht ja u.a. darin, dass er sich mal intensiv mit sich selber auseinandersetzt. Dazu braucht es einen gewissen Abstand zu dir, sonst verhaken sich deine Probleme mit seinen. Nutze die Zeit, um dich auch intensiv um dich zu kümmern. Wenn du keine Lust hast, alleine was zu unternehmen (was verständlich ist), dann ist das vielleicht eine gute Gelegenheit, dich mal um deine Beziehungen außerhalb deiner Partnerschaft zu kümmern. Dein Partner sollte nicht deine einzige Bezugsperson sein, eine gewisse Unabhängigkeit kann einer Partnerschaft nur gut tun.
Ich würde ihn ganz klar nicht anrufen. Lass ihm Zeit, sag ihm, dass du da bist und dich freust, wenn er anruft. Aber vermittle ihm nicht das Gefühl, dass er jetzt für dich dasein muss. Die Erwartungen der Angehörigen können für einen Depressiven eine enorme zusätzliche Belastung darstellen.
Alles Gute für dich!
Alexx
Juke
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo Bea, hallo Alex,

vielen Dank für Euren Beistand. Den kann ich jetzt sehr gut gebrauchen.

Ja ich werde auch meine Bekanntschaften ausserhalb der Beziehungen mehr zu pflegen. Seit mein Freund depressiv ist hat sich der Bekanntenkreis verändert. Viele haben dafür kein Verständnis. Auf diese Freundschaften kann ich auch verzichten, denn es sind keine wahren Freunde. Ich habe angefangen die Freundschaften auszumisten.
Jutta
bigfish
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von bigfish »

Liebe Jutta,

das ist ein guter Schritt, denke ich.
Mein Freundeskreis ist vor vielen Jahren durch die Depression auch erst mal radikal geschrumpft, aber die, die jetzt noch da sind, sind mir umso wertvoller. Letztendlich hat es mich von oberflächlichen Kontakten befreit, auf die ich wirklich verzichten kann.
lG
Alexx
P.S. Sorry an die andere Alex, werde mich demnächst mal umbenennen, falls das geht.
thesis
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von thesis »

Mensch....., Jutta,

Du erlebst zum ersten Mal, wie es ist, wenn der geliebte Mensch plötzlich so weit weg von Dir ist. Und dann noch in einer Klinik. Und jetzt möchte er so gut wie keinen Kontakt zu Dir. Ist auch kaum anzutreffen, wenn Du ihn anrufst, weil er gerade nicht im Zimmer ist. Das frustriert Dich alles sehr, wie ich denke. Das kann Dich schier zur Verzweifelung bringen.
Aaaaber: Lass Dich erst mal umarmen und Dich trösten. Ich kenne das nun schon genauer und gehe gelassen mit diesem Umstand um. Das musst Du auch. Meine Frau ist das zweite Mal in der Klinik. Diesmal habe ich den Kontakt von mir aus auf NULL gesetzt. Ich hatte einfach keine Lust, ewig das Freizeichen zu hören, mich vom AB auf dem handy meiner Frau zum x-ten Mal am Tag volltexten zu lassen oder gar nur lästig "weggedrückt" zu werden. Ich musste schon beim ersten Klinikaufenthalt meiner Frau lernern, Unabänderliches zu akzeptieren.
Das Klinikleben hat für Depressionskranke seine eigene Systematik. Sie leben in einer Ausnahmewelt mit Menschen, denen sie sonst nie begegnet wären. Machen Gruppentherapien, mit denen wir nichts zu tun haben und kommunizieren ihr eigenes Selbst in diesem Umfeld von Therapeuten und Mitpatienten einzig zum Zwecke einer Heilung von dieser tückischen Krankheit. Dazu gehört die Distanz zu allem, was auch nur in die Nähe des krankmachenden Problems gehört. Leider werden Beziehungen gerne als Teil des Problems dieser Erkrankung erkannt. Und nur eine deutliche Distanz kann diese These widerlegen. (oder bestätigen)
Also sieh den momentanen Rückzug positiv. Er dient der Gesundung Deines Partners. Lass ihm diese "Ruhe" und gönne ihm das geborgene Leben abseits des täglich spröden Allerleis und die Situation fernab eines Überlebenskampfes in dieser realen Welt. Denn als solcher kann sein Leben wohl auch bezeichnet werden, wenn wir uns die Krankheit mal näher ansehen. Aber das tun ja schon die Therapeuten.
Eins aber tue bitte nie: Nimm nichts persönlich, was auch nur im Entferntesten dieser Krankheit entspringt und Dich peinigt. Das hat nichts mit Dir zu tun. Und wenn, dann nur periphär. Lass Deinen Partner für die Zeit des Aufenthaltes in der Klinik einfach mal ganz los. Es sei denn, er wünscht dies nach einiger Zeit dann anders. Die Zeit wird kommen. Wenn es denn auch noch einige Wochen dauern kann.
Meine Frau war beim ersten Mal (vor 2 Jahren) glatte 3 Monate in der Klinik. Jetzt sind es schon wieder gut 6 Wochen. Und wir reden seit drei Tagen wieder miteinander. Nicht ich habe den Kontakt hergestellt. Nein....., das hat sie getan. Ich bin jetzt für sie da. Mal sehen, was der Heilungsprozess so alles bringt.
Also......, fühle Dich umarmt. Ich kann Dich gut verstehen. Du brauchst viel Kraft und ganz viel "Zeit im Kopf". Ich weiß. Aber es klappt. Nimm die Ratschläge meiner "Vorredner/-schreiber" und kümmere Dich um andere Menschen.
Mach es gut....., Du bist mit diesem Problem nicht alleine.

Liebe Grüße Ebbi
Juke
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo Ebbi,

vielen Dank für Deine schönen Worte. In so einer Zeit tut das einem sehr gut. In dem was Du schreibst hast Du Recht, aber manchmal kann ich mich nicht so richtig damit abfinden. Aber ich arbeite daran.

Darf ich fragen in welcher Klinik Deine Frau ist?
Jutta
thesis
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von thesis »

Liebe Jutta,

klar darfst Du fragen, wo meine Frau mit therapeutischer Hilfe ihre Seelenleben wieder ins Gleichgewicht bringen lässt. Nee...., das ist keine Beautyfarm oder soooo. Manchmal denke ich, dass es ein 4+ Sterne-Hotel ist, in dem die Patienten gelegentlich auch im Genuss eines Einzelzimmers fernab von jeglicher Belastung des Alltags ihre Seele massieren lassen können/müssen/sollen/dürfen. Jaaaaa, wie ich zuweilen hörte, nicht nur diese. Und wenn ich weiß, dass nur therapeutische Termine und die nächtliche Anwesenheitspflicht sowie die MahlZeiten ans Haus binden, kann ich neidisch werden auf soviel Lebens-Komfort. Auch das Shopping in nahe-, wie ferngelegenen Fußgängerzonen mit ihren vielen Boutiquen gehört wohl auch zur therapeutischen Umgebung. Dto. Weinfeste. Zumindest kann ich das an meinen Kontoauzügen ablesen. Jaaa, in diesem Zusammenhang sollten wir wissen, dass für derartige Klinikunterbringungen nicht nur die PKV (Private Krankenversicherung) sondern auch die GKV (Gesetzliche Krankenversicherung) die Kostenträger sind. Ich hoffe, dass die Betroffenen auch wissen, dass sie auf Kosten der Versichertengemeinschaft in dieses Netz der sozialen Sicherung eingebunden sind. Sie müssen wissen, dass sie selbst ein großes Stück weit Verantwortung dafür zu tragen haben, wieder gesund zu werden. Dafür müssen sie alle ihre Kraft einsetzen. Man sollte annehmen, dass das auch Jede/r tut. Man sollte.
Gut...., liebe Jutta...., das bis hierhin. Es fiel mir nur einfach auf Deine Frage hin ein und beschäftigt mich, wie Du sehen kannst. Und nun zur direkten Beantwortung dessen, was Du von mir wissen wolltest: Meine Frau verbringt Ihren stationären Genesungs-Aufenthalt im Baden-Württembergischen Bad Krozingen. Dort gibt es eine Psychosomatische Klinik, die sich auf die Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Auffälligkeiten spezialisiert hat.
Ich hoffe, dass Dein Partner in ähnlich guter Atmosphäre ganz auf sich und seine Heilung konzentriert untergebracht ist. Das ist das Wichtigste. Die Depressionskrankheit ist eine schwere Krankheit, bei deren Heilungsprozess gelegentlich unorthodoxe Wege beschritten werden müssen. Ich denke, dass die Medizin hier noch lange nicht am Ende der Weisheit angelangt ist. Sie hat gerade erst mal begonnen, sich um dieses Krankheit-Phänomen von gesamtgesellschaftlicher Tragweite zu kümmern. Nicht nur als Angehörigen, nein..., auch als Mitglieder der Versichertengemeinschaft im Bereich der Krankenversicherung sind wir gefordert, den Heilungsprozess nicht negativ zu beeinflussen. Deswegen lasse ich meine Frau in Ruhe, solange sie diese Ruhe braucht. Dennoch möchte ich ein kritischer Betrachter dieses Geschehens um den Klinikaufenthalt bleiben. Und dazu gehört meine deutliche Kritik an alle Therapeuten, die das Problem ihrer Patienten fast ausschließlich an deren Wahrnehmungen und dessen Äußerungen und Haltungen anpacken. Sie "quirlen also nur in der Suppe" rum und "testen nur nach ihrem Geschmack", ohne Menschen zu hören, die mit dieser Krankheit ggf. seit vielen, vielen Jahren ihre eigene beziehungsprofessionellen Wahrnehmungen gemacht haben.
Und hier sind wir als Angehörige einfach alleine gelassen. Es sei denn, man/frau macht es wie Du. Hast Deine eigene Therapie, wenn ich das richtig gelesen habe. Und damit ist die Krankheit Deines Partners irgendwie zu Deiner eigenen geworden.
Ich stelle hier die provozierende Frage, ob es so viele Trennungen von Beziehungen mit Depri-Kranken geben würde, wenn der langjährige Partner oder die langjährige Partnerin vom behandelnden Therapeuten angehört würde.
Ok...., ok..., ich höre ja schon auf. Hierfür müsste ein neuer Thread aufgemacht werden. Das wäre ein Thema für sich. Und was für eins. Da scheiden sich die Geister und fangen sicherlich an, sich heftig zu streiten.
Mach es gut.

Liebe Grüße Ebbi
KristinaB
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von KristinaB »

Hallo Jutta,

ich kann mich nur anschliessen: Nehme es bloss nicht persönlich, was er jetzt sagt. In der Depression sieht man oft nur negative Seiten von Beziehungen.

Ist die Depression weg, sind meist auch die negativen Gedanken verschwunden.

Viele Grüße

Kristina
Juke
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo Ebbi,

was Du schreibst trifft voll und ganz zu. Du kannst es sehr schön beschreiben wie es einem so ergeht.

Mein Mann ist in einer Klinik am Chiemsee. Wunderschön ist es dort und ich hoffe er kommt gesund wieder. Die Bedenken liegen bei mir was ist wenn der Alltag wieder einkehrt?!

Deiner Frau wünsche ich auch alles Gute.

Ja ich tue bereits was für mich. Ich gehe in Therapie und hoffe das ich dort einiges lernen kann.

Hallo Kristina,
das mit dem persönlich nehmen ist nicht immer einfach, denn die letzten Jahre habe ich oft Dinge an den Kopf geworfen bekommen (wörtlich) die nicht sehr schön waren.
Jutta
thesis
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von thesis »

Liebe Jutta, liebe Christina,

ich lese Eure Meinungen und Statementes und mache mir Gedanken. Auch zu meinem bisher Gesagtem.
"Nimm bloß nichts persönlich" steht da so einfach im Raum. Und damit tun wir uns alle sehr schwer. Leicht gesagt oder geschrieben....., aber ist´s denn auch leicht, diesen Rat umzusetzen? Nein...., sage ich..., das ist es nicht.
Ich nehme und habe die Äußerungen meiner Frau stets ernst genommen. Und wenn sie mich so schubweise, wie ihre Depri-Episode über sie herfiel, mit ihren Worten und ihrer Haltung getroffen, gedemütigt und verletzt hat, dann habe ich gar nicht anders gekonnt, als alles persönlich zu nehmen. Ich war im Rechtfertigungsdruck, musste mich verteidigen, mich wehren und Paroli bieten. Das ging bis zum Ausflippen. (emotional verbal) Bis ich dann mal verstanden hatte, dass da mal wieder ein depressionsbedingter Schub oder eine Depri-Episode dahintersteckt, bis dahin konnte ich einfach nicht anders, als alles persönlich zu nehmen. Jaaaa, was soll man/frau denn auch anders tun, wenn die übelsten Angriffe verbaler Art für einen höchstpersönlich bestimmt sind? Wenn wir ganz persönlich angesprochen oder angeschrien, angejammert und angepöbelt werden? Wer ist denn sonst gemeint, außer wir selbst? Der Schrank oder die Wand hinter uns sicherlich nicht.
Aaaaber: Wir beruhigen uns ja auch wieder. Und dann können wir versuchen, uns Vorsätze zu schmieden. Für das nächste Mal. Immer und immer wieder wird das sicherlich schief gehen. Aber es wird dann vielleicht immer und immer wieder ein bisschen weniger schief gehen. Und wenn es dann vielleicht irgendwann soweit ist, dass wir uns auf einen gedachten Berg setzen können, wenn es wieder zu solchen Depri-Attacken gekommen ist, dann haben wir die Chance, uns das Ganze Gefecht von oben aus anzusehen. Wir müssen es probieren. Ich will nicht sagen, dass ich es geschafft hätte. Nein...., aber es funktioniert immer besser.
Das meine ich, wenn ich davon rede, dass wir den Depri-Terror bloß nicht persönlich nehmen dürfen. Und ich weiß, dass Ihr es auch so seht. Vielleicht kann das Bild von dem Berg, auf den ich mich dann in solchen Situationen gerne setze, ein wenig dazu beitragen, mehr innere Ruhe zu gewinnen.
Selbst wenn es Stimmen geben sollte, die uns dann Aroganz oder Überheblichkeit vorwerfen, hilft´s uns doch ganz persönlich weiter, nicht alles so perönlich zu nehmen.
Alsooooo, liebe Jutta....., nimm nicht alles gleich soooo persönlich.... ähhhh..., ... oder doch? Dann aber mit Abstand und Blick von oben...., .....vom Berg der Ruhe.

Liebe Grüße Ebbi
thesis
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von thesis »

@ Kristina

Pardon......,

ich nehme das Ch..... zurück und ersetze es mit einem K. K wie Kristina

Ebbi
Juke
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von Juke »

Hallo Ebbi,

ja hin und wieder fühlte ich mich sehr angegriffen, so dass ich mich oft frage, was passiert mit den Gefühlen für den Depressiven?! Werden Sie weniger?! Manchmal schon?! Und dann wieder fällt man selbst in das grosse Loch. Deshalb gehe ich mittlerweile zu einem Therapeuten, dennn ich fühlte mich so alleine gelassen mit all den alltäglichen Dingen im Leben. Ich würde gerne mit meinem Freund darüber reden welche unangenehme Dinge er schon gesagt hat. Aber bringt das was?! Würde er es erkennen können?!
Jutta
thesis
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Re: Brauche Euren Rat

Beitrag von thesis »

Liebe Jutta,

... du kannst Fragen stellen ..., die einen mehr als nur beschäftigen. Sie bewegen, weil sie ein authentisches Gefühl spiegeln. Ich kenne das. Es gibt nur wenig Schlimmeres auf dieser Welt, als Ungerechtigkeit ertragen zu müssen. Denn ungerecht sind die meisten Attacken, die in einer Depri-Episode mitunter aggressiv, ja hasserfüllt daherkommen (können). Das muss wohl eine Ventillösung des oder der Depri-Erkrankten sein, der oder die meint, dass der engste Vertraute, Partner etc. für ihn/sie die leichteste und am wenigsten folgenreichste Angriffsfläche bietet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass derartige Entladungen zur Gewohnheit werden können. Ja, dass sie zur Selbstbestätigung herangezogen werden und immer wieder benutzt werden, um alles erklären zu können, was da nicht rund läuft. Und wenn dann mal eine Sekunde oder Minute außerhalb der Depri-Episode so etwas wie eine "Reuephase" resp. Einsichtsphase erfolgt, dann ist damit nicht viel anzufangen, weil das Dementi in der nächsten Episode auf dem Fuße folgen kann. So Argumente, wie: "Das habe ich ja nur gesagt, um es Dir recht zu machen" oder: "weil...., aber....., und ich wollte..." bla, bla, bla. Nach solchen erlebten Attacken wird sich auch der Erkrankte irgendwann die Frage stellen (müssen), wieso er/sie das so oder so gesagt hat. Und da kann es dann ja nicht sein, dass er/sie sich selbst gegenüber unglaubhaft erscheint. Meine Frau hat es sich dann schon abgewöhnt, Einsichten zu zeigen, nur um glaubhaft zu bleiben. Ich denke ganz bestimmt, sich selber gegenüber glaubhaft zu bleiben. Das endete dann schlichtweg darin, dass sie in mir ihren Peiniger "entdeckte", der mit dafür verantwortlich war, was sie erleiden musste. Frei nach dem Motto: Du bist auch Schuld an meiner Krankheit. Ist schon ätzend, diese Krankheit. Es gibt Probleme in früher Kindheit von heute depressiv erkrankten Menschen, die einfach zur Seite geschoben werden sollen, weil sie nicht wahrgehabt werden wollen. Und da erklärt sich die Krankheit dann eben so auf einfache Weise. Kann so sein....., muss aber nicht so sein.
Und nun zur direkten Antwort auf Deine Frage: Solange die Depression nicht in den Griff bekommen wird, soll heißen, diese nicht mit Erfolgt therapiert wird und der oder die Erkrankte nicht erfolgreich medikativ (mit Psychopharmaka)eingestellt ist, wird es in einer Episode schwer bis unmöglich sein, Einsichten zu wecken. Möglicherweise schier aussichtlos bleiben. Und aus den oben beschriebenen Gründen auch außerhalb einer Episode fast aussichtlich sein.
Meine Frau ist soweit gegangen, sich von mir zu trennen, nur weil sie nicht ans "Eingemachte" gehen wollte, wozu ich ihr immer wieder geraten habe, ja förmlich gedrängt habe. Das war sicherlich auch nicht richtig. Oder doch? Es war einfach mein Versuch oder mein Appell an sie, sich helfen zu lassen.
Aber es kommt bei dieser Krankheit immer, wie es kommen muss. Es ging nicht mehr und der nächste Klinikaufenthalt wurde wieder unumgänglich. Wie schon berichtet. Inzwischen ist sie dort wieder in der siebten Woche. Es werden noch mehr. Vor einigen Tagen hat sie sich von sich aus bei mir gemeldet. Auch das habe ich berichtet. Nun scheint sie gesprächsbereit. Sie möchte das von sich aus. Ich habe mich voll aus jedweder Anspruchshaltung ihr gegenüber herausgenommen. Und das schon vor ihrem Klinikaufenthalt. Erst recht seit dem Klinikaufenthalt. Ich habe vollends losgelassen. Nicht geschrieben, angerufen oder ge-smst. Ich wollte auch keinen Kontakt. Und nun? Ja, liebe Jutta, es kann so oder so kommen. Während der Klinikphase wirst Du und solltest Du keinen Einfluss nehmen wollen, wenn das nicht gewünscht ist. In welcher Verfassung und mit welcher Haltung Dein Freund irgendwann aus der Klinik kommt......., Du wirst es erleben. Das Wichtigste ist seine Genesung. Und wenn er sein Leben dann neu aufstellen möchte, ist das seine Entscheidung. Nicht Deine. Noch eins: Diese Krankheit, so sie denn ärztlich fundiert als Depressionskrankheit diagnostiziert ist, ist der geltenden Meinung nach nicht oder fast nicht heilbar. Die Patienten werden ihr Leben lang medikativ eingestellt leben. Es ist halt eine Krankheit, bei der das Gehirn mit irritierten Botenstoffen zu kämpfen hat. Also der Stoffwechsel nicht so funktioniert, wie er soll. Man kann einen Gleichstrommotor nicht mit ein wenig Wechselstrom betreiben, dem man Gleichstrom hinzufügt. Oder einem Süßwasseraquarium Salzwasser hinzufügen und davon ausgehen, dass es den Fischen darin gut gehen kann. Und ein Fisch kann mit Wechselstrom nun auch nichts anfangen. Naja, da kann man/frau sicherlich trefflich drüber diskutieren. Es war ja nur mein Versuch, den Vorgang selber zu verstehen.
Warte ab......, es wird die Zeit kommen...., da weißt Du mehr.
Bis dann....., Du wirst sicherlich nichts falsch machen. Und wenn ja, dann liegt es nicht an Dir.
Lieben Gruß Ebbi
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