Für die Arbeitswelt zu alt?

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Reni55
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Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von Reni55 »

ich habe gerade die Prozessur Verlängerung der BU-Rente hinter mir. Bin nun seit 2002 zu Hause. Nach 2 Jahren musste ich wieder hin und 2004 bekam ich dann die Verlängerung bis Sept. 2007. Im März habe ich dann den Antrag auf Verlängerung gestellt und dann im Mai war ich bei einem Psychiater für das Gutachten. Es war sehr unangenehm für mich, da er alles nur lächerlich machte. So unter dem Motto: Reißen Sie sich zusammen, Sie haben doch alles, etc. Die Krönung war dann, daß er sagte: Essstörungen? Essen sie doch einfach mehr, dann nehmen Sie auch nicht ab. Jedenfalls war ich hinterher ziemlich fertig. Nach 7 langen Wochen kam nun der Bescheid, dass ich nun bis zu meinem 65. Jahr arbeitsunfähig bin. Also unbefristet. Meine Ärztin sagte, dass die BU-Rente beim 3. mal und meinem Alter (bin 55) meistens unbefristet genehmigt wird. Ist schon ein komisches Gefühl zu wissen, dass man nicht mehr gebraucht wird. Ich bin immer gerne arbeiten gegangen.
Nun habe ich einen Arbeitsvertrag bei meinem Dienstgeber mit 2 mal 2 Stunden in der Woche. Ich mache die Buchführung und mache das gerne, obwohl ich wieder in meine alten Muster gefallen bin - Kontrollzwang, Angst, dass ich was falsche mache, bzw. dass ich zu langsam arbeite etc. Es ist schon ein komisches Gefühl zu wissen, dass ich nun doch zum alten Eisen gehöre. Der Rentenbetrag ist natürlich nicht allzu hoch, da ich wegen Kindererziehung 16 Jahre nicht gearbeitet hatte. Wenn ich nur mit dem Rentenbetrag auskommen müsste, hätte ich weniger als ein Harz IVer.
Warum schreibe das eigentlich alles? Weiß ich nicht so genau, vielleicht weil es mich zur Zeit sehr beschäftigt? Jedenfalls geht es mir zur Zeit nicht gut. Die ständigen Berg- und Talfahrten der Gefühle habe ich sooooo satt.
sonnenwurm
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Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Renate!

Kopf hoch - vielleicht werden sich deine Gefühlsachterbahnen jetzt - da die BU-Rente unbefristet genehmigt wurde - ein wenig beruhigen.

Du darfst nicht vergessen, dass du ja nicht ohne Grund diese Rente beantragt und auch genehmigt bekommen hast!!! Ich kann deine momentanen Gefühle schon nachvollziehen - plötzlich steht man da und ist gesellschaftlich gesehen aussortiert worden. Eine Fallnummer mit dem Stempel "Unbrauchbar". So wird leider mit den Menschen, die die angestrebte Leistung nicht erbringen können, umgegangen.

Versuche das nun hinter dir zu lassen. All die Termine bei Gutachtern, die Verletzungen, die Erniedrigungen - du hast es überlebt und kannst nun auch einmal aufatmen und dich mit der neuen - endgültigen - Situation auseinandersetzen.

Vielleicht ist es jetzt wichtig und gut, an einem sozialen Netz zu arbeiten, wo du geschätzt und gebraucht wirst.

Dass du noch einen kleinen Job hast, den du gern machst, ist auch gut. Das gibt dir Struktur und eine Aufgabe. Und dass du erkennst, in die alten Muster zu fallen ist insofern gut, dass du dann versuchen kannst, gegenzusteuern.

Alles Gute für dich,
Sonnenwurm
qq777
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Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von qq777 »

Den Thread verstehe wer will!!
Wo ist denn das Problem??
Wenn Du jetzt schon mit der BU- Rente auskommst, so ändert sich doch in der Zukunft finanziel nichts. Die höhere BU- Rente wird Dir doch für immer gezahlt, und ist höher als die normale Rente.

Und; nicht mehr gebraucht werden!?
Sei doch froh wenn Du nicht mehr diesem beruflichen Stress ausgesetzt bist, das Arbeitsleben endlich hinter Dir hast.
Was besseres kann es bei Deinen gesundheitlichen Problemen doch nicht geben.

Gruss, Adonis
Feelalone
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Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von Feelalone »

Hallo Renate!

Ich glaube, Dein Problem zu verstehen...
Da ist einerseits die Erleichterung -neben der Krh. an sich- auch nicht noch den immer stärker werdenden Druck der Berufswelt standhalten zu müssen.

Andererseits ist da jetzt eine Art "Endgültigkeit", weil die BU-Rente jetzt unbefristet ist und Du SCHEINBAR nicht mehr "dazugehörst"...

Ich habe zwar die BU-Rente befristet, aber als ich sie das erste Mal bewilligt bekam, fiel ich vorerst einmal in ein tiefes Loch.
Da war Erleichterung, andererseits kam ich mir vor, als wäre ich in eine Besenkammer abgestellt worden.
Aber letztendlich hat mein "Kopf" gesiegt - denn ich würde ja gern arbeiten, aber es ist - auch lt.Therap. u. Arzt - nicht sinnvoll, es derzeit wirklich durchzuziehen.

Ich glaube, es ist schlecht für einen arbeitenden Aussenstehenden nachzuvollziehen,
was es heisst, arbeiten zu wollen und nicht zu können.

Versuche, diesen "Mantel" langsam abzustreifen, sonst machst Du Dir selber damit das Leben unnötig schwer.

Übrigens - auch die Thematik mit den Gutachtern ist mir allzu vertraut!
Bei der letzten Verlängerung bin ich heulend raus, weil er einfach alles, was ich sagte, ins Lächerliche zog.
Das Komische ist nur, dass alles nicht lächerlich genug war, um meinen Antrag abzuweisen.
Gibt einen schon zu denken!
Aber auch manch einer der teilweise überheblichen Gutachter ist nicht gefeit davor,selber einmal seel. zu erkranken.

Alles Liebe;
Flamingo
"...der Horizont ist weit...

schenke mir die Flügel des Adlers...."
Reni55
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Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von Reni55 »

@Sonnenwurm (netter Name) - Danke für deine netten Worte, du hast vielleicht recht, dass ich mir nun ein soziales Netz aufbauen muss - aber das ist nicht so leicht. Habe schon das eine oder andere versucht, aber meistens werde ich abgelehnt. Und das tut weh!
@ Adonis, mag sein, dass ich mir viel zuviel Gedanken mache, aber ich habe immer gerne gearbeitet und jeder empfindet es anders. Außerdem habe ich Angst davor, dass bei den Überprüfungen irgendwann mal raus kommt, dass ich wieder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen muss. Und dann stehe ich da!

@Flamingo, das mit dem Mantel finde ich eine gute Idee. Vielleicht schaffe ich es irgend wann einmal darunter dann nicht zu frieren. Manche Gutachter meinen "Halbgötter in Weiß" zu sein. Frage mich manchmal, ob sie mit allen ihren Patienten so umgehen.
Für mich ist es schon ein Erfolg, dass ich mich hier traue meine Gedanken hin zu schreiben.

Gruß Renate
qq777
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Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von qq777 »

Hallo Renate,

letztendlich habe ich das gleiche Problem wie Du, auch ich zittere von einem Arzttermin zum nächsten das ich weiter AU- geschrieben werde.

Es ist sogar so schlimm dass ich täglich auf den Briefträger warte und froh bin wenn keine Post vom MDK (Medezinischer Dienst der Krankenkassen)dabei ist die mich erneut zu ihrem Vertrauensarzt schicken.

Aber auch hier gibt es Mittel und Wege wie man eine Wiedereingliederung umgehen kann.

Wenn Du näheres wissen möchtest kannst Du meinen Beitrag hier im Forum lesen unter:

Umgang mit der Krankheit

Thread:

Was sagt man beim Vertrauenarzt des MDK

(letzt. Beitrag 27.06.2007)


Gruss, Adonis
betina
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Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von betina »

Hallo Renate,

wir müsen uns damit abfinden, daß wir krank sind und auch deshalb es noch schwerer ist, in unserem Alter eine Arbeit zu finden. Ja, sei froh, daß Du BU-Rente bekommst, ich habe fat 45 Jahre gearbeitet, bekomme jetzt Erwerbsunfähigkeitsrente mit 10,8 % Abschlag, das ist bittr wenig.

Auch ich meinte, ich werde nicht gebraucht. Habe s versucht, mit ehrenamtlicher Hilfe. Heute ab 14 Uhr helfe ich beim DRK - Blutspende - Dort werden immr Helfer gebraucht, vor allem, wenn diese sich noch mit PC auskennen, davor haben die meisten - es sind ja oft ältere Helfer - Angst. Ich kenne mich damit aus und gehe heute dort zum 1. Mal helfen. Dann gehe ich dienstags je 2. oder 3 Woche in Altenheim, um dort in dem dortigen Cafge zu helfen. So von 14 - 17 Uhr. Ist auch ganz nett. Dann gibt es bei uns einen Infodienst für Senioren, da helfe ich freitags . Dort werden auch Ideen gebraucht, wir machen Seniorenfrühstück, bei Veranstaltungen im Ort mit usw.

Manchmal ist es richtig viel, so daß ich mich schon überfordert fühle. Aber es hat mir auch gut getan. Mein Therapeut hat mich immr wieder darauf hingewiesen, daß ich mich irgendwie betätigen soll. Da ich auch berufliche immer sehr agil war. Viel organisierte usw.

Vielleicht einmal eine kleine Anregung. Auch ich habe immer mal wieder ein Tief und versuche durch Ablenkung herauszukommen.

Liebe Grüße betina
Reni55
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Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von Reni55 »

Hallo Betina,
dass mit der ehrenamtlichen Arbeit ist eine gute Idee und hilft sicher bei einer Mutlosigkeit und "sich nicht gebraucht fühlen". Ich habe auch mehrmals versucht irgendwo meine Hilfe anzubieten, zumal ich schon früher viele ehrenamtliche Aufgaben übernommen hatte. Leider wurden diese mir genommen, als ich krank wurde. Als Begründung gab mir der Pfarrer an, dass ich erstmal gesund werden sollte. Ich habe lange braucht das zu akzeptieren, denn die Arbeit mit den Kindern hat mir immer viel Spaß gemacht.
Als ich in den letzten Jahren immer wieder versucht etwas zu machen, bekam ich immer wieder die gleiche Antwort. Ich bin nur froh, dass ich meine 4 stunden pro Woche in der KEB habe und täglich ins Altenheim gehen, um dort eine gute Bekannte zu betreuen. Aber ich würde lieber wieder mit Kindern arbeiten, aber irgendwie hat alles nicht geklappt. Weder beim Kinderschutzbund noch bei einer Stiftung befanden sie mich nicht als "gesund" genug. Ich denke, aber das kann ich selbst entscheiden, inwieweit ich mir ehrenamtliche Arbeit zutraue. Oder sehe ich da was falsch?
Liebe Grüße Renate
qq777
Beiträge: 115
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Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von qq777 »

Hallo Betina,

bist Du sicher dass von der EU- Rente noch 10,8% abgehen?

Das ist doch nur bei der normalen Rente so, wenn man diese 36 Monate vor dem eigentlichen Rentenbeginn in Anspruch nimmt!
Dann hat man 0,3% Abzüge p. Mon. lebenslang.

( 0,3 x 36 = 10,8 )

Die EU- Rente, welche auch höher als die Normale ist bekommst Du bis zum eigentlichen Rentenbeginn ohne Abzüge.

An die EU- Rente schließt sich nahtlos die normale Rente an und zwar in der selben Höhe wie vorher die EU- Rente.

Diese Auskunft hat mir die Bundesversicherungsanstalt Berlin gegeben!

Wörtlich: Die normale Rente darf nicht niedrieger sein als die vorher gezahlte EU- Rente. Und das für den Rest des Lebens.

Wenn dem nicht so ist, hatte die Sachbearbeiterin keine Ahnung.

Gruss, Adonis
betina
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Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von betina »

Hallo Adoni,

schön wars, keine Abzüge. Aber leider ist es doch so. Vielleicht kennt ihr die Berichte, die hir deswegen schon geschrieben wurden. Eine Rentnerin hatte vor dem Bundesozialgericht geklart, wegen der 10,8 % die abgezogen werden. Sie hat auch Recht bekommen und die Abzüge - welche bis zu 60 vorgenommen wurden - nachgezahlt bekommen. Dann wurde alle Erwerbsminderungs-Rentner aufgefordert, die BfA anzuschreiben und eine Prüfung der Rente in Bezug auf die Abzüge vorzunehmen. Zur Zeit giblt aber noch, daß dieses eine Einzelfallentscheidung ist und nicht auf die anderen Rentner angewandt wird.

Vor Jahren gab es auf die EW-rente keine Abschläge, daß ist aber vor Jahren geändert worden.

Mit der BfA habe ich auch so meine Probleme gehabt. Ich habe soviel falche Antworten bekommen, darüber könnte ich ein Buch schreiben. Aber es ist richtig, daß man die 10,8 % Abschläge bekommt. Man bekommt die rente - hochgerechnet bis 60 - mit den 10,8 % Abschlägen. Und es ist richtig, die Rente mit den Abschlägen bleibt immer bestehen. Ja, es ist nicht viel Rente, die man dann nach fast 45 Jahren bezahlt hat.

Grüße betina
Klecksi
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Registriert: 11. Aug 2007, 16:02

Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von Klecksi »

Hallo Renate,

leider ist bei mir genau das Gegenteil der Fall. Musste wegen meiner BU Rente schon zu drei Gutachtern, die mich nur belächelt haben und die Klage wegen Rente läuft, da mir sogar der Widerspruch abelehnt wurde. Falle jetzt in Harz IV und das ist wirklich kein Zuckerschlecken. Muss jetzt sogar innerhalb 6 Monaten aus meiner Wohnung raus, weil die Miete zu hoch ist. Also kommt zu meiner Krankheit auch noch der ganze Druck von der ARGE hinzu. Und da soll man gesund werden, ich jedenfalls nicht, mir geht es trotz Medikamente immer schlechter. Ach, ich möchte noch erwähnen, dass ich 51 Jahre alt bin und 36 Berufsjahre mit Vollzeit hinter mir habe.

Klecksi
betina
Beiträge: 198
Registriert: 20. Mär 2003, 17:39

Re: Für die Arbeitswelt zu alt?

Beitrag von betina »

Hallo Renate,

Du schreibst, Du würdest gern mit Kindern arbeiten. Bei uns gibt es ein Familienzentrum, dort gibt es Anlaufstellen für Senioren (wo ich z. Z. im Senioreninfodienst arbeite), dann gibt es Anlaufstellen für Familien, Kinder, Jugendliche. Kürzlich wurde ich dort angesprochen, ob ich bei Märchenerzählungen
aushelfen könne. Die Kinder werden 1x im Monat eingeladen (über Medien etc.) zu einer Märchenparty, evtl. im Schlafanzug von 19-21 Uhr, Kinder im Alter von 4-7 Jahren. Dann werden Märchen vorgelesen, gesungen usw. Ich habe Dornröschen vorgelesen, dann gab es auch ein passendes Lied mit Spiel dazu, habe den Raum schön mit meinen Rosen aus dem Garten geschmückt. Gibt es evtl. auch so etwas bei Euch?? Es werden bei uns viel Ehrenamtliche für so etwas gesucht. Mich fragt keiner nach Krankheit etc. Und woher sollen die wissen, daß ich starke Depris hatte. Wir hat mein Thera so etwas auch empfohlen. Nur so als Info für Dich. Alles Gute betina
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