Beziehungsproblem oder Depression?

flubber
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Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Hallo zusammen,

ich im Augenblick ratlos und verzweifelt. Dieses Forum hat mich schon extrem weit gebracht und ich habe viel ueber Depression gelernt. Trotzdem habe ich das Gefuehl, ich komme aus der Schleife nicht mehr raus.

Zu meiner Situation:
Meine Frau und ich kennen und seit 6 Jahren und sind seit einem Jahr verheiratet. Vor gut 8 Wochen ist sie ins Krankenhaus gegangen. Wie sich herausgestellt hat, leidet sie bereits seit ihrer Kindheit an schwerer Depression. Fuer uns beide war das neu, erklaert moeglicherweise aber viele Dinge, die in unserer Beziehung schief gelaufen sind. Insbesondere in den letzten Jahren empfandt ich unsere Beziehung als sehr einseitig, ihr Verhalten als unterkuehlt und abweisend. Sie war unsicher und staendig auf der Suche nach Halt. Gleichzeitig hat sie mich gebraucht, da sie vor allen Pruefungen unter Versagensaengsten und mangelndem Selbstbewusstsein litt. Waehrend dieser Zeit habe ich mich immer weiter zurueckgezogen, da ich mich vernachlaessigt fuehlte und sie mit ihrem Arbeitspensum und Drang zur Perfektion kaum Zeit fuer meine Probleme hatte. Kurz nach unserer Hochzeit und dem Abschluss ihres Studiums im letzten Jahr sind wir beide in verschiedene Laender gereist: Sie fuer ein Praktikum, ich fuer ein Aufbaustudium. Waehrend dieser Zeit fuehlte ich mich auf seltsame Art und Weise von einem Druck befreit und gleichzeitig sehr traurig, da ich meine Frau sehr liebe und vermisste. Waehrend dieser Zeit hatten wir beide jeweils eine Affaere von ca einem Monat. Ihre Verhaeltnis ist im Dezember ans Licht gekommen, meines erst im April, nachdem sie schon drei Monate bei mir war. Wir beide haben uns monatelang angelogen und erst im April die komplette Wahrheit auf den Tisch gepackt. In der Zeit davor haben wir uns beide schlecht behandelt und keine Chance ausgelassen, dem anderen weh zu tun. Waehrend dieser Zeit habe ich mich gewundert, wieso meine Frau nicht auf mich zugehen kann, mir ihre Gefuehle nicht zeigt und ihr ohnehin schon ausgepraegtes Schlafbedurfnisse weiter angewachsen ist. Jetzt weiss ich, dass es wohl ihre staerker werdenden Depressionen waren. Dummerweise haben wir waehrend dieser Zeit beschlossen, fuer weitere drei Jahre im Ausland zu bleiben.

Seit September, wuerde ich sagen, hat sich der Zustand meiner Frau stetig verschlechtert. Im Dezember letzten Jahres sprach sie das erste Mal davon, sich in Behandlung begeben zu wollen. Allerdings dauerte es bis zum Juni, bis sie sich wirklich dazu durchgerungen hat. In der Zwischenzeit hat sie sich zweimal von mir getrennt. Nach der letzten Trennung bat sie mich, wieder nach Deutschland zu fliegen und sie bei ihrer Behandlung zu unterstuetzen. Daraufhin habe ich meine Wohnung ausgeraeumt und wollte den Sommer bei ihr verbringen. In Deutschland angekommen hat sie jeden Kontakt mir mir verweigert und nach drei Wochen die Beziehung telefonisch beendet und die Scheidung gefordert. Die Begruendung war lapidar: unsere Affaeren, meine Verhalten ihr gegenueber in der letzten Zeit und der Umstand, dass ich nicht sie geliebt haette, sondern jemanden, der sie versucht hat zu sein. Fuer mich ist eine Welt zusammengebrochen. Ich liebe sie immer noch. Auch hatten wir kurze Zeit spaeter unseren ersten Hochzeitstag. Jedenfalls bin ich dann eine Weile durch Deutschland gefahren und habe bei Freunden gewohnt; eine Wohnung besitzten wir hier nicht mehr. Jetzt befinde ich mich wieder im Ausland (auf Wohnungssuche) und versuche mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Das ist natuerlich schwierig, wenn man weder hueben noch drueben im Augenblick so richtig zu Hause ist und aus dem Koffer lebt.

Im Nachhinein stelle ich fest, dass ich so ziemlich alles falsch gemacht habe, was man bei Depression falsch machen kann. Ich weiss es ja erst seit ein paar Wochen. Ich frage mich auch, wieso ich nicht frueher festgestellt habe, dass meine Frau schon so lange krank ist. Jedenfalls glaube ich, dass die Krankheit und damit ihr Egoismus und ihre Gefuehlskaelte ausschlaggebend fuer meine Affaere waren. Nicht, dass ich es damit entschuldigen kann, aber vielleicht erklaert es den Widerspruch zwischen meiner Liebe zu ihr und meinem Handeln.

Seitdem sie ins Krankenhaus gegangen ist, habe ich so gut wie keine Information ueber sie, ihre Therapie oder ihre Krankheit erhalten. Ihr Therapeut hat mich mehr oder weniger rausgeschmissen. Heute haben wir seit mehr als 6 Wochen wieder miteinander telefoniert. Sie klang sehr aufgeraeumt und ich habe versucht, keinen Druck auf sie auszuueben. Ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe. Sie bleibt bei ihrer Entscheidung. Sie liebt mich nicht mehr. Sie will die Scheidung sofort. Meine Gefuehle wehren sich dagegen. Bisher habe ich geglaubt, dass ihre Reaktion zu einem guten Teil auf ihrer Depression beruht. Jetzt weiss ich garnichts mehr.

Ich weiss einfach nicht, ob ich noch hoffen soll oder nicht. Sie ist seit 6 Wochen in der Therapie und klang extrem aufgeraeumt und sicher am Telefon. Vor gut anderthalb Monaten hat sie mir noch gesagt, wie sehr sie mich liebt und das sie mich unbedingt an ihrer Seite braucht. Jetzt soll das alles schon nicht mehr stimmen? Was ist passiert? Werden diese Entscheidungen von ihren Therapeuten unterstuetzt? Ich bin so hin und hergerissen zwischen Hoffnung und Verzweifelung. Kann mir jemand erklaeren, was in der Therapie passiert? Was mit ihr passiert? Fuer mich macht das alles keinen Sinn. Sollte es das normale Ende einer Beziehung sein, die doch eigentlich immer unter dieser Krankheit gelitten hat, wie ich jetzt feststelle? Oder ist es ihre Depression? Was soll ich tun? Meine Stelle hier aufgeben? Das steht eigentlich nicht zur Debatte, ist es doch im Augenblick (von meinen vielen Freunden abgesehen) der einzige Halt und positive Ausblick in die Zukunft, den ich noch habe. Ich waere Euch dankbar fuer jeden kleine Funken, der ein wenig Licht ins Dunkel dieser Krankheit bringen koennte. Diese staendige Ungewissheit (oder ist es jetzt wirklich Gewissheit?) bringen mich an den Rand meiner psychischen Belastbarkeit.

Tausend Dank und liebe Gruesse
Flubber
Liber
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Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von Liber »

Hallo Flubber,

es ist nicht leicht, dir zu dem Verhalten deiner Frau etwas zu sagen, was mehr als reine Mutmaßung wäre. Zu sehr wechselhaft erscheint mir die Geschichte Eurer Beziehung. Die gegenseitigen Verletzungen, die vorgekommen sind, könnten meiner Meinung nach auch ohne Depression zu einer Krise führen.

Es wäre einerseits gut möglich, dass das wechselhafte Verhalten deiner Frau - erst um deine Hilfe bitten, weil sie sich haltlos fühlt, sich dann aber wieder abwenden, weil alles sie überfordert - Symptom ihrer Depression ist.


Umgekehrt könnte es aber auch sein, dass sie sich während ihrer Therapie jetzt allmählich darüber klar wird, dass sie sich eine Fortsetzung der Ehe nun doch nicht mehr vorstellen kann.

Was nun genau in ihr vorgeht, das kann man von außen nicht beurteilen.

Was das Verhalten des Therapeuten betrifft, kann ich auch nur rätselraten. Möglicherweise möchte deine Frau nicht, dass ihr Therapeut mit dir spricht, und er wird dann ihrem Wunsch nachkommen, um das Vertrauensverhältnis zu ihr nicht zu gefährden. Es könnten aber auch ganz andere Gründe vorliegen.


Es klingt nun wohl lapidar, aber ich kann dir eigentlich nur zu zwei Dingen raten. Zum einen ist das Geduld. Sechs Wochen Therapie sind noch keine lange Zeit, zumal die Depressionen deiner Frau anscheinend schon viele Jahre latent vorhanden sind. Bis sie sich über sich selbst und was sie wirklich will, klargeworden sein wird, das wird noch eine lange Weile dauern. Mit ungewissem Ausgang.

Es wäre die Frage, ob du diese Geduld aufbringen willst und kannst.

Und das andere ist der Rat, dich in dieser Zeit damit zu befassen, was du selbst brauchst, damit es dir gut geht, und was du für dich tun kannst, um dich zu stärken.

Die Arbeit zu behalten ist sicher ein wichtiges Standbein! Dazu Freundschaften pflegen, Interessen nachgehen, die dir gut tun - dein eigenes Leben aufbauen, unabhängig von der Entscheidung deiner Frau.


Alles Gute und viele Grüße

Brittka
flubber
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Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Danke Brittka,

dass Du Dir die Arbeit gemacht hast und Dich durch den zugegeben langen Text gearbeitet hast. Es tut einfach gut, ein Stimme von außen zu hören. Ich gebe Dir recht, in unserer Beziehung ist so viel vorgefallen, da wäre es nicht verwunderlich, wenn sich meine Frau auch ohne Depression gegen mich entscheidet. Weh tut es trotzdem. Ich habe schon viel darüber nachgedacht, wie weit meine Geduld reicht und ob es noch etwas zu retten gibt. Es ist einfach diese Ungewissheit, ob das jetzt wirklich ein Schlusspunkt ist und Liebe dann doch so schnell erlöschen kann oder ob diese teuflische Krankheit ihre Finger im Spiel hat. Ich werde versuchen, mich in Geduld zu üben, auch wenn ich nicht weiß, wie lange ich überhaupt noch durchhalte. Im Augenblick heule ich den halben Tag und schaffe so gut wie nichts für meine Job.
Ich weiß auch nicht, ob ich ihrem Wunsch nach der sofortigen Scheidung zustimmen soll. Wenn sie mich nicht mehr liebt, woran soll ich mich dann noch festhalten? Mein "Verweigern" wird mir teilweise schon als Trotz vorgehalten. Dabei liebe ich sie doch einfach nur.

Danke für Deine aufmunternden Worte.

Liebe Grüße
Flubber
BeAk

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von BeAk »

Lieber Flubber,

dann warte doch das Trennungsjahr ab. Während einer depressiven Episode sollten sowieso keine schwerwiegenden Entscheidungen getroffen werden.

Wenn es Dir so schlecht geht, das du Deine Arbeit und Dein Leben nicht mehr geregelt kriegst, kannst Du überlegen, ob Du Dir vielleicht professionelle Hilfe gönnen solltest.
Sie würde Dir gut tun.
Liber
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Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von Liber »

Lieber Flubber,

ich möchte dir wie Bea raten, dir jetzt in der schwersten Phase selbst professionelle Unterstützung zu holen.

Mit Hilfe von außen ist es einfach leichter, sich die eigenen Gefühle und Verletzungen und auch die Bindungen, die einen festhalten, mal anzuschauen.

Aufgefallen ist mir nämlich, dass du einerseits schreibst, dass du dich haltlos fühlst, wenn deine Frau dich nicht mehr liebt. Umgekehrt aber hast du auch geschrieben, dass du von ihr oft Liebe vermisst hast (Desinteresse an deinen Problemen, Gefühlskälte usw.).

Deshalb könnte es dir helfen, mal zu schauen, was dich eigentlich an deiner Beziehung zu deiner Frau so festhalten lässt - ganz bestimmt ist es ja nicht "Trotz".

Es könnte zum Beispiel das Bedürfnis sein, von ihr gebraucht zu werden - und sei es, ihr Halt zu geben. Und dies Gebrauchtwerden gab dir vielleicht wiederum Halt. Fällt dies jetzt weg, ja, was bleibt dann noch?

Hier mal hinzuschauen - das wäre wichtig und jetzt auch eine Chance auf Veränderung - für dich selbst.


Liebe Grüße

Brittka
flubber
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Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Liebe Brittka, liebe Beatrix,

vielen Dank fuer Eure Antworten. Euren Rat werde ich morgen in die Tat umsetzen und mir beim counselling service einen Termin besorgen. Bisher habe ich noch gezoegert (Angst und Sprachbarriere), aber gerade Deine Einwaende Brittka, habe mich ueberzeugt. Was laesst mich an dieser Beziehung so festhalten? Der Gedanke, den Du geaeussert hast koennte ein voellig neues Licht auf unsere Beziehung werfen. Grosse Angst habe ich trotzdem...

Es faellt es mir total schwer, geduldig zu sein. Wie seid Ihr damit umgegangen? Mit dieser Ungewissheit und Ohnmacht? Mich treibt das von einem Extrem ins andere. Gestern habe ich erst geheult wie ein Schlosshund um danach ziemlich aufgeraeumt mit Freunden zu grillen. Heute morgen war es dann wieder schwer und ich habe meiner Frau eine SMS geschrieben und sie ueber ihre Gefuehle ausgefragt. Natuerlich wollte sie diese SMS nicht beantworten. Hinterher habe ich mich ueber mich selbst geaergert.

Ich habe so viele Fragen. Was geht im Kopf meiner Frau vor? Was passiert mit ihr in der Therapie? Wie kommt es, dass sie mit vielen Freunden wieder Kontakt aufgenommen hat waehrend sie mich bis gestern ignoriert hat? Ist es normal, dass sie sehr ruhig und sachlich wirkt? Kann die Therapie Gefuehle veraendern? Warum geschieht das innerhalb von drei Wochen?

Gestern sagte sie mir auch, dass ihr Therapeut sie noch fuer weitere zwei Wochen in der Klinik behalten moechte, da sie am Anfang der Therapie mehr mit unserer Beziehung als mit sich beschaeftigt war. Heisst das, sie hat nur Schluss gemacht, um sich endlich auf sich konzentrieren zu koennen? Ich verbinde damit die Hoffnung, dass sie vielleicht irgendwann wieder zur mir zurueckfindet, wenn es auch ihr wieder besser geht. Oder lese ich da einfach zuviel rein?

Ich erwische mich auch dabei, viele Problem in unserer Beziehung auf Depression zurueckzufuehren: der ganze Stress durch das hohe Arbeitspensum und die hohen Ansprueche meiner Frau an sich selbst. Geht das ueberhaupt? Kann jemand so lange latent krank sein?

Wenn diese Gedanken nur manchmal aus meinem Kopf verschwinden wuerden...


Liebe Gruesse,
flubber
BeAk

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von BeAk »

Lieber Flubber,

all die Fragen kann Dir niemand beantworten. Außer das man tatsächlich jahrelang krank sein kann. Das hilft Dir aber auch nicht weiter.

Laß Deine Frau möglichst ihn Ruhe, sonst erreichst Du genau das Gegenteil von dem das Du möchtest.
Sie arbeitet mit Hilfe der Therapeutin an ihrer Gesundung. Das Endergebniss in Bezug auf Eure Ehe läßt sich nicht vorhersagen.

Kümmere Dich bitte nur noch um Deine Sachen, kümmere Dich um einen eigene Therapeuten, denn den brauchst Du. Und der kann mit Dir schaun, was hinter all den Fragen steckt, die Du hier reingestellt hast.
flubber
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Registriert: 28. Jul 2007, 01:51

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Liebe Beatrix,

ich habe mir gerade eben eine Termin beim counselling service besorgt. Deinen/Euren Anstoss habe ich gebraucht. Danke! Morgen nachmittag habe ich mein erstes Treffen. Ich weiss nicht, ob ich jetzt lachen oder weinen soll. Als ich eben im Vorzimmer stand, kamen mir fast von allein die Traenen. Irgendwas scheint wirklich nicht mehr zu stimmen. Ich bin so labil im Augenblick. Alles kommte irgendwie viel zu dicht an mich heran. Fuer kurze Zeit kann ich mich ablenken, aber schon bald sind alle Gedanken wieder da...

Soll ich meiner Frau eigentlich schreiben, dass ich an mir arbeite? Ich habe Angst sie zu bedraengen (wie gestern), andererseits fuehle ich, dass jeder Tag Abstand uns nur noch weiter auseinanderbringt. Ist es denn nicht notwendig zu kommunizieren, um Missverstaendnisse und Probleme auszuraeumen?

Du sagst, ich solle mich nur noch um meine Sachen kuemmern. Wo soll ich den Trennstrich ziehen? Mir geht es schlecht, wenn ich mich mit Dingen beschaeftigen soll, die uns gemeinsam betreffen. Andererseits moechte ich meiner Frau den Weg nicht verbauen ihre Angelegenheiten zu regeln, selbst wenn sie dabei auf meine Mithife angewiesen ist. Ich merke nur, dass mir das ueberhaupt nicht gut tut, wenn ich mich zum Beispiel an die Steuererklaerung setzen soll. Wie hast Du das denn gehandhabt?

Und wie kannst Du innerhalb kurzer Zeit umschalten? Soll ich meine Frau jetzt komplett ignorieren? Wie kann ich Ihr denn signalisieren, dass ich fuer sie da bin ohne sie zu bedraengen?

Sorry, dass das mit den Fragen nicht so ganz aufhoert. Ich liebe sie einfach sehr und habe mich mit der Vorstellung, dass das jetzt schon zuende sein soll noch nicht abgefunden.

Liebe Gruesse,
flubber
BeAk

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von BeAk »

Lieber Flubber,

ich habe nicht in kurzer Zeit umgeschaltet. Ich bin seit Dez 2005 in Psychotherapie und habe dadurch so einiges gelernt.

In Psychotherapie und Psychiatrischer Behandlung bin ich, da mich die Belastungen mit meinem depressiven Eheman selber in eine schwere depressive Episode geführt haben.

Und nun zu Dir. Tu Dir einen Gefallen und mach den Selbsttest auf der Startseite unter "für Betroffene" und Folge dem Hinweis.

Es sieht so aus, als ob sich Dein Weg ähnlich entwickelt, wie der von vielen Angehörigen die hier schon geschrieben haben und auch mir.
Dir geht es nicht gut, nimmt fachärtliche Hilfe an, suche einen Psychiater auf.
Ein Chouching allein wird Dir nicht helfen.
Liber
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Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von Liber »

Lieber Flubber,

ich bin selbst die Betroffene, und ich kann Dir aus meiner Erfahrung schildern, dass eine Therapie keine Gefühle "verändert".

Sie kann aber durchaus bewirken, dass man sich über die eigenen Gefühle klarer wird. Häufig ist es ja ein Knäuel aus widerstreitenden Gefühlen, das in Handlungsunfähigkeit und Lähmung führt.

Dies Knäuel auseinanderzusortieren und mal genau anzuschauen - das ist in einer Therapie möglich.

Aber es braucht wirklich viel Zeit. Anfangs wwechseln die Gefühle manchmal stündlich, wenn nicht noch öfter. In diesem Prozess bedrängt zu werden kann wirklich auslösen, sich erst mal abzuschotten.

Deine Frau wird noch viel Zeit für diesen Prozess und für sich brauchen.

Eine latente Depression (bzw. eine depressive Persönlichkeitsstruktur) kann wirklich über Jahre hinweg vorhanden sein und dann bei irgendeinem Anlass akut werden.

Wie jetzt bei deiner Frau geschehen. Die Depression kann Anlass sein, das eigene Leben vielleicht erstmals zu hinterfragen, alte Strukturen und Muster anzuschauen und sich zu fragen, ob sie noch sinnvoll sind.


Lieber Flubber, da du so unter den Veränderungen, die die Depression deiner Frau auslöst, leidest, ist es ganz wichtig, dich selbst "auf den Weg zu machen". Dass du nicht nur auf die Reaktionen deiner Frau lauerst bzw. wartest, sondern - mit therapeutischer Hilfe - schaust, was bei und mit dir selbst los ist.

Aus meiner Sicht als selbst Betroffene kann ich dir sagen, dass es für mich wichtig war, zu wissen, dass mein Mann da war und da blieb. Gleichzeitig wünschte ich mir aber auch, dass er für sich selbst sorgen könnte und nicht auf mich angewiesen war, damit es ihm gutging.

Wenn du deine Frau in einiger Zeit vielleicht in einem ruhigen Brief mitteilst, welche Schritte du unternimmst, um für dich selbst zu sorgen, könnte das so ein Zeichen sein.

Könntest du solche Belange wie Steuererklärung nicht noch etwas nach hinten schieben, bis du dich wieder ein bisschen gefangen hast, vielleicht schon ein paar Gesprächstermine gehabt hast?

Liebe Grüße

Brittka
flubber
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Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Liebe Beatrix,

tut mir leid, falls das irgendwie bloed ruebergekommen ist. Ich wollte Dir nicht unterstellen, dass Du einfach so umgestellt hast. Ich habe mich eben nur gefragt, wie Du es ueberhaupt gemacht hast. Wie ich lesen konnte, war und ist es ein langer Weg fuer Dich. Ich hoffe, Dir geht es heute wieder einigermassen gut.
Der Selbsttest und der Weg zur Beratung sind wohl nur die ersten kleine Schritt fuer mich.

Ich habe noch einmal auf der Website vom counselling service nachgeschaut und die scheinen ganz professionell zu sein. Sie sagen auch ganz offen, dass sie an geeignetere Stellen verweisen, falls ihre Kompetenzen überschritten sind. Jedenfalls habe ich morgen schon einen Termin und muss nicht ewig warten. Das waere das Letzte was ich im Augenblick noch koennte.


Liebe Brittka,

es tut gut von Dir eine Innenansicht und damit wenigstens ansatzweise eine Idee davon zu bekommen, was sich in den Gedanken meiner Frau abspielen könnte. Ich weiss, jeder Fall ist individuell und das macht es ja so schwierig, damit richtig umzugehen.

Mir gefaellt Dein Vorschlag mit dem Brief sehr gut. Ich schreibe schon seit einigen Monaten sehr viele Briefe, von denen ich allerdings keinen einzigen abgeschickt habe. Sie dienen mir als Mittel, meine Gedanken loszuwerden. Im Augenblick helfen aber selbst sie nicht mehr, um den Knoten im Kopf zu loesen.

Mit Deiner Formulierung, Brittka, dass ich auf eine Reaktion meiner Frau lauere, hast Du ins Schwarze getroffen, auch wenn es fuer mich natuerlich unangenehm ist, das zuzugeben. Ja, ich warte immer noch darauf, dass irgendwas auf ihrer Seite passiert. Wenn ich mir eine Wohnung suche, ueberlege ich immer, ob ich aus dem Mietvertrag auch rechtzeitig wieder rauskomme...

Ich bin noch weit weg von dem Zustand, den Du/Ihr beschreibt.

Vielen Dank und gute Nacht,
flubber
flubber
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Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Hallo,

eigentlich wollte ich heute nicht schreiben und den Termin beim counselling service abwarten. Dachte ich zumindest gestern Abend. Da ging es mir recht gut und ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.

Allerdings hatte ich noch ein kurzes Telefonat mit meinem Vater und das hat mich wieder ins Grübeln gebracht. Er hat mich schlicht für verrückt erklärt, an meiner Ehe noch länger festzuhalten. Die Aussage meiner Frau war doch eindeutig. Auch die Idee mit dem counselling fand er gar nicht gut. Nach seiner Auffassung dauert es eben lange bis Liebeskummer weicht. Konzentrations- und Leseprobleme verschwinden nicht nach ein paar Wochen. Ich solle einfach hart zu mir selbst sein. Bilde ich mir jetzt alles nur ein?

Auch ein Freund, mit dem ich letzte Nacht noch sprach, sagte mir, dass dies ganz gewöhnlich sei. Ich solle mich mit dem Gedanken abfinden, dass meine Frau Schluss gemacht hat und die Scheidung akzeptieren. Meine Reaktion wäre völlig normal und mit Liebeskummer zu erklären. Ich müsse jetzt einfach versuchen, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Irgendwann könne ich dann schon wieder normal lesen und denken.

Verstehen mich meine Freunde bzw. meine Eltern nicht oder steigere ich mich in etwas rein? Halte ich krampfhaft an etwas fest, dass es nicht mehr gibt? Wie seid ihr mit Reaktionen Eures Umfelds umgegangen? Gab es dort auch so viel „Widerstand“?

Liebe Grüße,
flubber
flubber
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Registriert: 28. Jul 2007, 01:51

Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Sunny7
Beiträge: 17
Registriert: 27. Jul 2007, 10:53

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von Sunny7 »

Hallo Flubber,
ich bin erst seit kurzer Zeit in diesem Forum und arbeite mich langsam durch die Beiträge.

Es erstaunt mich nicht, dass Dein Vater und auch Dein Freund Dir nicht unbedingt zu einem Counselling oder gar zu einer Therapie raten.

Ich habe den Eindruck, dass viele Leute es stigmatisierend finden, „so was“ zu machen.

Im Gegensatz zu Deinem Vater und Deinem Freund scheinen die Mitglieder in diesem Forum jedoch deutlich mehr im Stoff zu stehen.

Nur mal so ein Gedanke von mir.

Alles Gute
Jolie
BeAk

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von BeAk »

Lieber Flubber,

ja, Deine Eltern und Freunde verstehn seelische Störungen nicht und manch einer will auch nicht verstehn.

Es ist Dein Leben, Deine Ehe, Deine Liebe und Deine Gesundheit. Und niemnad darf Dir Entscheidungen abnehmen die Dich betreffen.
Du allein trägst für Deinen Bereich die Verantwortung.

Alles Gute Dir
flubber
Beiträge: 45
Registriert: 28. Jul 2007, 01:51

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Liebe Jolie, Liebe Beatrix,

es ist schön, dass Ihr mir so schnell geantwortet habt.

Ich habe noch nicht sehr viel Erfahrung im Umgang mit dieser Krankheit und den Reaktionen Dritter auf mein Verhalten bzw. das Verhalten meiner Frau. Daher lasse ich mich schnell verunsichern. Gerade Freunde und Familienmitglieder, die wenig oder nichts über die Krankheit wissen, legen mit großer Selbstsicherheit den "normalen" Maßstab an. Und schon denke ich wieder, ich bilde mir alles nur ein.

Ich muss erst einmal meinen Weg finden. Davon bin ich derzeit sehr, sehr weit entfernt. Umso leichter fällt es natürlich anderen, mich ins Wanken zu bringen. Ich weiß das zwar, dagegen tun kann ich im Augenblick noch nichts.

Danke fürs Aufmuntern und Bestärken.

Liebe Grüße,
ein ziemlich verunsicherter flubber
BeAk

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von BeAk »

Doch Flubber,

Du kannst schon was tun. Genau das was Du eigendlich wolltest. Dich von unabhängigen Fachleuten beraten lassen, die was davon verstehn. Das ganze auf Dich wirken lassen und dann Deinen Weg gehn. Ganz gleich was andere davon halten.

Du machst das schon, bist ja nicht auf den Kopf gefallen.
uschi100
Beiträge: 6
Registriert: 22. Jul 2007, 21:56

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von uschi100 »

Hallo Flubber,

was du schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Die Stimmungsschwankungen und vor allem abweisende Gefühle des Partners. Mein Mann ist seit 6 Jahren erkrankt. Er nimmt auch Antidepressiva. Die Probleme häufen sich aber. Manchmal denke ich nur, ist er krank, weil er mit mir zusammenlebt und mich nicht mehr liebt, wenn er so abweisend ist. Depressive sind schwer einzuschätzen und mir geht es genau so wie dir: Ist es eine Depression oder ist es eine Beziehungssache. Ich werde mich jetzt acuh auf Anraten von Forumsmitgliedern auf die Suche nach eeinem Therapeuten machen.
Wünsche dir alles Gute
Uschi
Yogi66
Beiträge: 1287
Registriert: 15. Feb 2011, 17:31

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von Yogi66 »

Hallo

Ich finde, hier trifft wirklich die Spruchweisheit zu:
"Manche Ehen werden nur deshalb geschieden, weil zwei nicht gelernt haben
wir - statt ich - zu sagen.

Dies ist schon darauf zurückzuführen:
Warum bist Du Fremd gegangen? (Ich Beziehung)
Warum ist Deine Frau Fremd gegangen? (Ich Beziehung)
Warum seit Ihr als verheiratetes Paar nicht zusammen gegangen? (Wir Beziehung)

Zu einer Partnerschaft gehören immer Zwei.

Mit freundliche Gruß, Yogi.
flubber
Beiträge: 45
Registriert: 28. Jul 2007, 01:51

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Liebe Beatrix,

danke fuer die Blumen. Ich hoffe auch, dass ich noch nicht auf den Kopf gefallen bin, mit dem verdiene ich ja mein Geld .

Ich war gestern beim counselling und habe dort eigentlich nur rumgeheult. Ich war wohl so "ueberzeugend" (entschuldigt den Ausdruck), dass ich jetzt schnellstmoeglich meine ersten sechs Sitzungstermine bekommen soll.

Ich fuehle mich gerade gut, habe aber Angst, dass das gleich wieder umschlaegt. Abends und nachts geht es mir ganz ordentlich, morgens und auch am Tage haenge ich total durch. Heute mittag haette ich alles heulend in die Ecke schmeissen koennen. Mitten im Einkaufszentrum.

Ist bei Dir/Euch die Stimmung auch jedesmal so schnell umgeschlagen? Gab/Gibt es bei Dir/Euch auch diese extremen Auf und Abs?
Ich denke an nichts boeses und auf einmal kommt dieser ganze Aerger wieder hoch und ich bin wieder drin in der Denkschleife mit den Wieso? und Warum? Fragen.

Bin ich jetzt hier noch richtig? Irgendwie scheint sich der Schwerpunkt dieses Threads von meiner "depressiven Beziehung" auf mich zu verlagern. Und bloggen wollte ich schon mit Ruecksicht auf die Moderatoren nicht.

Liebe Gruesse,
flubber
flubber
Beiträge: 45
Registriert: 28. Jul 2007, 01:51

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Liebe Uschi,

ich bewundere Deine Ausdauer. Sechs Jahre mit einem depressiven Partner ist ganz sicherlich nicht leicht. Ich verzweifel ja schon nach ein paar Wochen.

Wie bist Du denn bisher mit den Reaktionen Deines Mannes umgegangen? Entschuldige, dass ich so neugierig frage.

Manchmal denke ich auch, dass meine Frau mich schon lange nicht mehr geliebt hat, dafuer aber gebraucht. Und jetzt, wo die Unterstuetzung von meiner Seite weggefallen ist, faellt auch ihr "Gefuehl" weg. Dann sage ich mir wieder, dass es Quatsch ist. Aber kann man Depression, Beziehungskrise und Gefuehle ueberhaupt trennen?

Liebe Gruesse und auch Dir alles Gute,
flubber
flubber
Beiträge: 45
Registriert: 28. Jul 2007, 01:51

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von flubber »

Lieber Yogi,

Du wirfst Fragen auf, die ich mir auch schon gestellt habe und die immer wieder in meinem Kopf herumkreisen.

Ja, es gab vielleicht zu wenig "wir". Lag es an uns oder hatte die Krankheit ihre Finger im Spiel? Und wieder ist sie da, die Frage, ob Beziehungsprobleme oder Krankheit Ursache fuer die damaligen Ereignisse/den momentanen Zustand sind.

Liebe Gruesse,
flubber
BeAk

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von BeAk »

Lieber Flubber,

ich sehe das ein wenig anders als Yogi. Wenn die Depression im Spiel ist, wurde meist zuwenig an sich selber gedacht.

Und deshalb empfand ich Dein Posting an mich eigendlich als Fortschritt, weil Du den Fokus auf Dich gestellt hattest.

Wenn Du über Deinen Stimmungsverlauf was lernen willst, google mal depressives Morgentief.
Und das Gedankenkarussell kennt hier auch jeder Betroffene.

Alles Gute Dir
Sunny7
Beiträge: 17
Registriert: 27. Jul 2007, 10:53

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von Sunny7 »

Hallo Flubber,

schön, dass Du die Kraft gefunden hast zum Counselling zu gehen.

Wie Du sagst, warst Du "überzeugend" und bekommst jetzt die ersten Therapietermine.

Ich denke, die Experten im Counselling wissen Dinge einzuschätzen und lassen sich nicht so einfach durch "schauspielerisch Leistungen" überzeugen, um bei diesem Begriff zu bleiben.

Das sollte auch Dich weniger zweifeln lassen, ob Du Dir das alles nur einbildest.

Alles Gute
Jolie
Yogi66
Beiträge: 1287
Registriert: 15. Feb 2011, 17:31

Re: Beziehungsproblem oder Depression?

Beitrag von Yogi66 »

Hallo Flubber und Bea,
ich möchte hier wirklich keinen angreifen.
Aber meine Meinung zu dieser Thematik ist diese:
"Ich finde, wenn bereits im ersten Jahr der Ehe beide Partner fremdgehen.
Fehlt es in dieser Beziehung einfach an der Liebe zwischen Beiden. Was keine Grundlage für eine Ehe bildet.
Das ist so zwischen Beiden Menschen.
Man sollte diesen Gesichtspunkt nicht einfach damit begründen. Das ja die Depressionen dafür der Urheber sind.
Damit macht man es sich einfach zu leicht mit der Begründung.

Vorherrschend sind hier Beziehungprobleme, wie sie auch unter nicht depressiven zustande kommen.
Vielleicht solltet Ihr Mal, wenn Ihr Beide (Wir Beziehung) die Ehe noch retten wollt.
Eine Eheberatung aufsuchen."

Mit freundlichen Gruß, Jörg.
Antworten