Krankschreibung: ja oder nein?

tupac

Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Hallo,

vielleicht hat mir jemand einen Rat. Ich arbeite seit Wochen vollzeit, obwohl ich eigentlich nicht mehr kann. Die verschiedenen körperlichen Symptome habe ich schon in einem anderen Thread beschrieben und will sie jetzt nicht noch mal alle wiederholen. Doch es wird ständig schlimmer.

Nun ist es so, daß ich eine Familie zu ernähren habe und bis Februar d.J. drei Monate in der Tagesklinik, also krankgeschrieben war. Seitdem denke ich, mein Kontingent ausgeschöpft zu haben, d.h. ich habe Angst, auf die Abschußliste zu kommen, wenn ich nochmal länger krank bin. Die materielle Existenzgrundlage ist aber die einzige Sicherheit, die ich zur Zeit noch habe, und ich weiß nicht, was passiert, wenn auch die noch wegbricht.

Dazu kommt, daß ich ein extrem schlechtes Gewissen meinen Kollegen gegenüber habe, weil ich weiß, daß sie mein Fehlen durch Mehrarbeit auszubaden haben. Die personelle Situation in meiner Firma ist seit einiger Zeit derart knapp kalkuliert, das das kaum aufzufangen ist.

Ich weiß natürlich, daß ich mir diesen Schuh eigentlich nicht anziehen muß, weil ich für die Personalplanung nicht zuständig bin. Trotzdem denke ich, daß ich mich dort nicht mehr blicken lassen kann, wenn ich jetzt wieder längere Zeit ausfalle.

Ich bin einfach völlig entscheidungsunfähig und zur Zeit auch nicht in einer Therapie, wo ich das besprechen könnte. So schleppe ich mich eben jeden Tag wieder hin, obwohl es mich langsam zerstört. Und für die intensive Suche nach einem Therapieplatz fehlt mir die Zeit und die Kraft.

Ist oder war jemand in einer ähnlichen Situation und wie seid ihr damit umgegangen?

Viele Grüße
Bahia
tato
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Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tato »

Mein Tipp: Denk zuerst an Dich! Ich weiß, wie sehr einem als Depressiver das Gewissen plagt (obwohl man ja eigentlich weiß, dass man kein schlechtes Gewissen haben muss, man simuliert ja nichts, dann wäre es was anderes). Stelle dir vor, du könntest mit jetzt zusätzlich Auszeit deine Gesundung wesentlich beschleunigen. Also mach es und sprich es am besten auch bei deinen Kollegen und Vorgesetzten an.
GRÜSSE AUS KÖLLE !!!
danideng
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Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von danideng »

Hallo Bahia,

mir gehts fast genauso wie dir. Ich war im Januar/Februar 9 Wochen krank wegen der Depression und hab mich jetzt von Tag zu Tag mehr reingeschleppt in die Arbeit, es fiel mir immer schwerer, mich zu konzentrieren, Angst zu versagen, schlechtes Gewissen dem Arbeitgeber gegenüber, absolute Entscheidungsunfähigkeit. Gestern nach der Arbeit machte es plopp. Ein Freund half mir, indem er sagte, du räumst jetzt deinen Schreibtisch und gehst zum Arzt. Das tat ich dann auch endlich und hab mich jetzt erstmal für diese und nächste Woche krank schreiben lassen. Das schlechte Gewissen ist noch da, aber ganz ehrlich, die unendliche Erleichterung, des Gefühl des Befreitseins überwiegen bei weitem!

Viele Grüße
Dani1112
AvantGarden
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Registriert: 11. Nov 2005, 17:11

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von AvantGarden »

Hallo Bahia,

ich bin seit Mitte März krankgeschrieben, nachdem ich in der Firma nen Nervenzusammenbruch hatte. Die Zustände dort haben mich krangemacht.
Ich bereue es nicht, ich denke nur noch an mich. Demnächst gehe ich 6 Wochen in die Reha - so lange bin ich auf jeden Fall noch krankgeschrieben. Wenn ich in die Firma überhaupt wieder gehe, dann sicherlich nicht, bevor ich wieder richtig gesund bin. Krank nütze ich der Firma sowieso nichts.

Und das rate ich Dir auch. Die Firma kann Dir nicht einfach so kündigen, weil Du krank bist!

Viel Kraft
** Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin) ""
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Hallo Torsten, hallo Dani,

Nun hat es bei mir auch schon plopp gemacht, bevor ich eure Mutmacher-Postings überhaupt gelesen habe. Ich denke, allein das Schreiben hier gestern abend hat schon einiges ausgelöst.

Heute morgen hatte ich dann in der Straßenbahn wieder einen dieser Schwäche-/Schwindel-/Benommenheitsanfälle, so daß ich sofort aussteigen mußte. Bin dann schnurstracks zu meinem Hausarzt, der nicht da war. Seine Vetreterin war aber so was von nett und hat sich viel Zeit für mich genommen. Auch sie hat mich bestärkt, eine Auszeit zu nehmen.

Bin jetzt erstmal bis einschließlich Montag krankgeschrieben und gehe morgen zum Psychiater. Die Erleichterung ist schon sehr groß, auch wenn die innere Stimme, die immer sagt: "das darfst du nicht!", im Moment ziemlich laut ist.

Naja, kündigen werden sie mir jetzt hoffentlich nicht wegen der einen Woche, aber die Kollegen... Muß halt versuchen, nicht dran zu denken.

Dani, würde mich auch interessieren, wie du damit umgehst, plötzlich Zeit zu haben. Denn ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht und hab auch ein bißchen Schiss davor, mich noch mehr um mich selbst zu drehen.

Habt vielen Dank für eure Antworten!

Liebe Grüße
Bahia
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Huch, jetzt war ich nen Moment verwirrt: Noch ne krankgeschriebene Dani

Das ist schön, daß ihr mich alle so bestärkt...

Ja, die Arbeit macht mich krank, natürlich nicht allein, aber doch maßgeblich. Aber meine Selbstdisziplin hat mir immer gesagt: Stell dich nicht so an, andere gehen auch nicht gern zur Arbeit. Ich wundere mich dann nur, daß sie so im Leben stehen und nicht leiden wie ich.

Da hab ich wohl noch einiges zu lernen...

LG
Bahia
danideng
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Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von danideng »

Tja, Bahia,

hier gibts 2 Danis Nun ja, du darfst dich mit den anderen vergleichen, die sind gesund und schaffen daher die Arbeit locker, wir sind es nicht.

Ich bin übrigens auch Alleinverdienerin als Alleinerziehende, also meine Sorge um den Arbeitsplatz ist genauso groß wie deine.

Was ich mit meiner Freizeit mache? Och, ich langweile mich nicht. Viel nachdenken, ein ganz kleines bisschen mehr im Haushalt schaffen, was mir sonst momentan zu stressig ist, schwimmen. Ja, endlich bin ich nach der Arbeit nicht so kaputt, dass ich mich nur noch ins Bett hau, sondern ich kann schwimmen. Das tut mir gut.

Wie gesagt, ich bin genauso entscheidungsunfreudig zur Zeit wie Du. Der gute Freund von mir nannte das "erschreckend" und ich werde es übermorgen mit meiner Thera besprechen. Jetzt hat er mir die Entscheidung abgenommen und eine Riesenlast ist im Moment von mir gefallen, ich fühle mich befreit, auch wenn ich weiß, dass sie in der Arbeit sicher nicht begeistert sein werden. Aber es ging nicht mehr. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, es strengte mich unglaublich an, es war nicht mehr möglich....

Viele Grüße
Dani, die Erste
Dani1112
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Hi Dani, die Erste,

ja, zu tun gibt's eigentlich genug, bin eben nur daran gewöhnt, keine Kraft zu nix zu haben. Ich fühlte mich in der letzten Zeit wie ein Getriebener, hab mir noch Arbeit mit nach Hause genommen, weil ich sie tagsüber nicht mehr bewältigen konnte. Das hat den Teufelskreis aus Überforderung, Erschöpfung und Schuldgefühlen natürlich noch verstärkt.

Na, jetzt bin ich erstmal raus, hab selbst einen Schritt getan, und das fühlt sich schon gut an. Werde jetzt erstmal die körperlichen Sachen abklären lassen, weil ich die fixe Idee habe, nicht "nur" psychisch krank zu sein. Der Psychiater wird mir ADs verschreiben, und dann muß ich mir einen Therapieplatz suchen.

Schwimmen ist übrigens eine gute Idee, das hat mir früher auch immer gut getan...

Viele Grüße
Bahia
danideng
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Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von danideng »

Hallo Bahia, der Einzige ,

"ja, zu tun gibt's eigentlich genug, bin eben nur daran gewöhnt, keine Kraft zu nix zu haben. Ich fühlte mich in der letzten Zeit wie ein Getriebener, hab mir noch Arbeit mit nach Hause genommen, weil ich sie tagsüber nicht mehr bewältigen konnte. Das hat den Teufelskreis aus Überforderung, Erschöpfung und Schuldgefühlen natürlich noch verstärkt."

Genau so gings mir auch, ich hatte mir auch schon Arbeit mit nach Hause genommen, hab trotzdem fast nix mehr geschafft.

Du wirst staunen, wie gut es dir tut, da raus zu kommen, ich merke es heute schon, es ist, als fiele sogar das Atmen leichter!

Und was das körperliche betrifft: Lass es abklären! Ich hatte zum Beispiel letztes Jahr einen Bandscheibenvorfall, der operiert werden musste. Jetzt aktuell habe ich ständig rausgesprungene Wirbel, bin ca. alle 2 Wochen beim Einrenken und total verspannt. Körperliche Erkrankungen können durchaus mit der Depression einhergehen!

Ja, das Schwimmen tut gut, immer wieder!

Viele Grüße

Dani I.
Dani1112
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Hallo ihr beiden Danis,

das paßt jetzt nicht so ganz hierher, doch bin ich gerade zufällig auf den Thread zum Schöntal-Treffen gestoßen und ziemlich hingerissen von den schönen Bildern. Da hat sich auch eine Dani angemeldet, das müßte doch eine von euch beiden sein? Ist das ein mehr oder weniger fester Kreis von Leuten oder kann da jeder kommen, der Lust hat?

Nicht daß ich mir im Moment wirklich vorstellen kann, ein Wochenende mit lauter Fremden zu verbringen, bin ja auch noch ziemlich neu im Forum. Da ich in Zukunft aber wohl in vielen Bereichen eingefahrene Bahnen verlassen will/muß und Backnang recht nahe liegt, würde ich zumindest mal drüber nachdenken...

Wäre schön, wenn die Betreffende mir ein wenig berichten könnte.

Viele Grüße
Bahia
Clown
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Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von Clown »

Hallo Bahia,

ich war an zwei Wintertreffen in Schöntal dabei (diesen Sommer kann ich leider nicht), und ich fand es spannend und erholsam zugleich.

Es ist natürlich kein fester Personenkreis, sondern alle Foris (und solche die es werden wollen) sind willkommen.

Du kannst auch nur für ein paar Stunden hinkommen, wenn du in der Nähe wohnst, wäre das ja kein Problem.

Jede/r macht dort das, wonach ihr gerade ist, gegessen wird gemeinsam (außer des Frühstücks, Schlafbedürfnissen wird ganz individuell nachgekommen ) und man redet, geht spazieren, singt ( Lioness ) trägt den Dackel spazieren ( Miss Marple ) oder macht Blödsinn....

Also trau dich, die Wahrscheinlichkeit, dass es dir guttut, ist hoch.

Grüße,
Clown

PS: Spezielles Grüßlein an Maruschka wieviel smilies hab ich jetzt eingesetzt?

(Kann mich mal jemand in den Norden beamen? *seufz*)
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Hallo Clown,

danke für die Infos. Das klingt gut und lustig.

Und ich hab jetzt was zum ernsthaft drüber nachdenken. Mal sehen...

Viele Grüße
Bahia

PS: Es waren 11, davon 4 in einer Zeile, alle Achtung
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Hallo Dani I.,

"Du wirst staunen, wie gut es dir tut, da raus zu kommen, ich merke es heute schon, es ist, als fiele sogar das Atmen leichter!"

Ach, wäre schön, wenn's bei mir auch so wäre. Übelkeit, Schwindel, alles noch da. Hab heute versucht, ein paar Dinge anzugehen, kann mich aber auf nichts richtig konzentrieren. Und die Stunden verrinnen... Ich weiß, ich bin zu ungeduldig.

Heute morgen der Termin beim Psychiater. Mußte mich in der Straßenbahn wieder quälen, durch die halbe Stadt. Und dann: Wurde wieder weggeschickt, sei erst morgen dran.

Dabei bin ich mir sicher, es mir richtig aufgeschrieben zu haben. Na, was soll's, dann eben morgen auf ein Neues.

Die körperlichen Geschichten machen mir wieder ziemlich Angst, Blut wird mir aber erst am Montag abgezapft, vorher ging es nicht. Dann noch ein paar Tage warten, bis das Ergebnis da ist. Also nochmal: Geduld, Geduld, Geduld...

Sorry, Dani, für das Depri-Zeugs, das ich hier schreibe.

Gruß
Bahia
danideng
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Registriert: 26. Feb 2006, 12:49

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von danideng »

Hallo Bahia,

du musst dich doch nicht entschuldigen. Dafür sind wir doch in einem Depri-Forum, dass wir auch "Depri-Zeugs" schreiben dürfen, nicht wahr?

Vorweg mal: Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, welche Dani jetzt angemeldet ist bei dem Forumstreffen und hab auch bereits nachgefragt, welche gemeint ist. (Bin mir nämlich gar nicht bewusst, mich verbindlich angemeldet zu haben), ich war noch nie dort, aber es soll sehr schön dort sein.

Nun zu deinem aktuellen Beitrag: Mir gehts heut auch schon wieder nicht so toll. Das böde schlechte Gewissen meinem Arbeitgeber gegenüber, können sie es verstehen? haben sie die Geduld? bin ich noch tragbar?, lauter Gedanken, die mich beschäftigen...

Nun, was die körperlichen Symptome angeht, wirst du warten müssen, bis die Ergebnisse da sind. Ich kann deine Sorge sehr gut nachvollziehen, Bahia. Viele körperlichen Symptome gehen mit einer Depression einher. Dennoch kann man nie ausschließen, eine körperliche Erkrankung auch zu haben. Mir tat heut beim Schwimmen auch das Kreuz wieder scheußlich weh.

Ich halt dir aber die Daumen, dass du zumindest dahingehend bald wieder beruhigt sein kannst. Kann übrigens gut verstehen, dass dich heute die vergebliche Fahrerei genervt hat. Ich hasse sowas und kann dann aus lauter Ärger auch mal laut werden...

Viele Grüße
Dani I.
Dani1112
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Hallo liebe Dani,

was Schöntal betrifft, bin ich hoffentlich nicht ins berühmte Näpfchen getappt, als ich das so rausposaunt hab. Stand halt eine Dani auf der Liste...

Ja, die Gedanken um die Arbeit, die beschreibst du genau richtig. Obwohl sie mir heute gar nicht mal richtig bewußt waren, irgendwo nagen sie doch an einem rum. Und dann denke ich auch schon wieder an den nächsten Dienstag, wie soll ich da bloß wieder hin???

Heute abend mußte ich die Kids alleine ins Bett bringen, selbst das ist inzwischen eine ungeheure Anstrengung. Aber das muß ich einer depressiven Alleinerziehenden wohl nicht erzählen...

Den Besuch beim Psychiater morgen sehne ich inzwischen richtig herbei, und das, nachdem ich mich monatelang darum gedrückt hab, zum Arzt zu gehen, schon komisch. Werde berichten, wie's war.

Dank dir für den Zuspruch,
bis dann
Bahia
danideng
Beiträge: 1538
Registriert: 26. Feb 2006, 12:49

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von danideng »

Ja, berichte, lieber Bahia, ich drück dir die Daumen.

Schöntal - nö da bist du nicht ins Fettnäpfchen getreten. Das frag ich mich schon, seit ich den Namen Dani dort entdeckte. Durch dich konnte ich mich nur heute aufraffen, mal nachzufragen

Heut hab ich der Vertrauensfrau in der Arbeit geschrieben, ob das klar geht bei der Abteilungsleiterin mit meiner Krankheit, und sie schrieb, ich solle mir keine Sorgen machen und gesund werden, es sei alles bestens organisiert. Das hat mir sehr sehr gut getan. Vielleicht hast du auch so jemand in der Arbeit?

Bis morgen!

Liebe Grüße
Dani
Dani1112
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Liebe Dani,

zunächst mal: Daß du so Anteil nimmst, das finde ich echt richtig nett. Mußte mal gesagt sein

Ja, nun war ich dort, und bin froh und erleichtert. Die Hinfahrt war noch schlimmer als gestern, in etwa so, als würde ich mich freiwillig zur Schlachtbank begeben. Dabei war Ärztephobie bisher eigentlich nicht mein Problem, wenn ich mal von Dentisten ( ) absehe. Vielleicht sah ich den Psychiater als letzten Strohhalm und hatte Angst, daß auch der mir entgleiten könnte.

Aber ich glaube, diesmal bin an den Richtigen geraten. Hat sich Zeit genommen und, was wohl das Beste ist, er ist gleichzeitig Neurologe, und das ist bei mir vielleicht genau die richtige Kombination (Ich hatte in den letzten Jahren mit allen erdenklichen Fachärzten zu tun, aber merkwürdigerweise nie mit einem Neurologen.). So hat er mir auch wider Erwarten erst mal keine ADs verordnet, sondern Insidon, ein Medikament, das das vegetative Nervensystem stabilisieren und Ängste reduzieren soll.

Er hat mir gezeigt, wie nahe der Solarplexus am Magen liegt und daß es nicht viel Sinn mache, mir noch einmal den Magen spiegeln zu lassen (wäre das fünfte mal in den letzten zehn Jahren). Übelkeit, Herzprobleme, Schwindel usw., sieht er alles im Zusammenhang mit dem vegetativen Nervensystem. Hat mir gleich für Dienstag wieder einen Termin gegeben und möchte mich dann auch nochmal krankschreiben

So, jetzt nehm ich das Zeug und glaube fest, es wird helfen. Es muß!

Was macht das schlechte Gewissen heute, und was der Rücken? Schwimmst du eigentlich jeden Tag?

Liebe Grüße
Bahia
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von Lioness »

Hallo Bahia,

Insidon IST ein AD = Antidepressivum, allerdings ein sehr niedrigpotent wirkendes!


Gruß
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Hallo Lioness,

Danke für den Hinweis. Dann hab ich das wohl falsch verstanden.
Andererseits: auch im Beipackzettel wird es nicht als AD bezeichnet

Wie auch immer, Hauptsache, es nützt was.

Gruß
Bahia
danideng
Beiträge: 1538
Registriert: 26. Feb 2006, 12:49

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von danideng »

Lieber Bahia,

du musst dich nicht bedanken. Ich freue mich, dass du das Gefühl hast, dass dieser Arzt dir helfen kann. Das wird dich weiter bringen, und ich hoffe und wünsche es dir, dass deine Hoffnung nicht enttäuscht wird.

Bei mir werden die 2 Wochen wohl auch nicht reichen, das ist schon jetzt relativ klar, und meine Thera bemüht sich, mir dahingehend das schlechte Gewissen zu nehmen.

Also nochmal, keine Ursache

Liebe Grüße
Dani
Dani1112
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Liebe Dani,

du hast ja Recht, ich entschuldige und bedanke mich ziemlich viel. Bin es halt nicht mehr gewohnt, daß mir jemand unbefangen zuhört und den ganzen Depri-Mist, der mein Leben in Besitz genommen hat, aus eigener Erfahrung kennt und deshalb versteht.

Das ist sicher entlastend, was du da von deiner Arbeit erfahren hast. Vertrauensfrau, ist das eine Betriebs- oder Personalrätin? Meines Wissens gibt es so was bei uns nicht, einen Betriebsrat schon, aber da ist leider keiner (mehr) dabei, dem ich vertrauen würde. Ich mache mir zu viele Gedanken darum, ich weiß, aber ich komme einfach nicht dagegen an. Es ist, als braute sich hinter meinem Rücken das Unheil zusammen, und diese Phantasie nimmt mich derart in Beschlag, daß ich bald nicht mehr unterscheiden kann zwischen realistischer Sorge und völlig irrealen Ängsten. Am Montag muß ich meiner Chefin Bescheid geben, daß ich wohl noch länger krank sein werde, ich hoffe, sie hat einen guten Tag...

Das Insidon macht mich unsäglich müde, aber dennoch bin ich im Moment ganz guter Dinge. Heute blieb ich von Übelkeit und Schwindel weitgehend verschont, und das ist doch mal was.

Das Wochenende bin ich mit meinem Jüngsten alleine und hab mir ziemlich viel vorgenommen. Hinter einem großen Haufen Sorge, ob die Kraft auch reichen wird, schaut schon ein bißchen Freude um die Ecke, er ist nämlich ein ganz ein Süßer

Dir geht es hoffentlich gut,
liebe Grüße
Bahia
danideng
Beiträge: 1538
Registriert: 26. Feb 2006, 12:49

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von danideng »

Lieber Bahia,

nö, allzu gut geht es mir momentan auch nicht, wie unter "Umgang mit der Krankheit"nachzulesen ist.

Ja, Vertrauensperson ist so was wie Betriebsrat. Da wir keinen Betriebsrat haben, hat jede Abteilung eine Vertrauensperson. Dieser Person in meiner Abteilung vertraute ich seinerzeit an, dass ich eine Depression habe, und oh Wunder, ihre Mutter hatte selbst eine schwere Depression und somit stieß ich auf vollstes Verständnis. Das weitere Gute ist, dass sie einen sehr guten Draht zur Abteilungsleiterin hat und ihr meine Krankheit also entsprechend rüberbringen konnte. Also da war auch viel Glück dabei. - Sie rechnen jetzt bei mir mit einem längeren Krankenstand und das tut mir sehr gut, weil der Druck von mir genommen wird...

Deine Müdigkeit kann zu anfänglichen Nebenwirkungen gehören, die wieder vergehen, also Kopf hoch!

Ich wünsch dir ein wunderschönes Wochenende mit deiner Tochter und dass du bei deiner Chefin einen guten Tag erwischt. Sag ihr einfach was Sache ist. Du bist krank, basta! (Mussten mir auch erst 1000 Leute erklären, bevor ich mein schlechtes Gewissen zur Seite schieben konnte - halbwegs...).

Liebe Grüße
Dani
Dani1112
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Liebe Dani,

du hast mich die ersten Tage meiner Krankschreibung so lieb begleitet, da wollte ich mich mal wieder aus der Versenkung melden.

Es ist viel passiert die letzten beiden Wochen, doch besser ist eigentlich nichts. Stattdessen habe ich jetzt noch eine veritable Ehekrise an der Backe, gestern kündigte ich meinen Auszug an. Ab Montag werde ich wieder arbeiten, komme mit meinen Schuldgefühlen, den Ansprüchen meiner Familie und der eigenen Nutzlosigkeit einfach nicht klar.

Das Insidon nehme ich erst seit gestern wieder, nachdem ich letzte Woche Herzprobleme hatte und nicht klar war, ob die mit dem Medikament zusammenhingen. Dadurch kam ich voll in die Ärztemühle: Langzeit-EKG, CT und Kernspin des Schädels (Thrombose-Verdacht), mußte mir täglich Blutverdünner in den Bauch spritzen und und und.

So weiß ich jetzt wenigstens, daß rein anatomisch alles in Ordnung ist mit meinem Kopf, den ganzen Mist da drin sieht man halt nicht. Schwindel, Benommenheit und Erschöpfungszustände machen mir nach wie vor zu schaffen.
So weit die wenig erfreulichen Neuigkeiten.

Dani, ich hoffe sehr, du konntest die letzten Wochen besser nutzen als ich,

liebe Grüße
Bahia
danideng
Beiträge: 1538
Registriert: 26. Feb 2006, 12:49

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von danideng »

Lieber Bahia,

es tut mir sehr leid, das von dir zu lesen.

Du schreibst "Ab Montag werde ich wieder arbeiten, komme mit meinen Schuldgefühlen, den Ansprüchen meiner Familie und der eigenen Nutzlosigkeit einfach nicht klar." Die Schuldgefühle, beziehen die sich auf die Arbeit, die Familie oder beides? Liegt deine Ehe im argen aufgrund deiner Schuldgefühle?

Du kannst also inwischen anatomische Erkrankungen ausschließen. Einerseits gut, denn du weißt jetzt, dass es an der Depri liegt. Was willst du weiter tun? Tschuldigung, wenn ich frag, bin zur Zeit etwas "schusselig", bist du in Therapie?

Wohin willst du ziehen, wenn du ausziehst, Bahia? Hast du ein Ausweichquartier? Ich hoffe, dass der Auszug nur vorübergehend und nicht von Dauer ist. Kommt deine Frau mit der Depri klar?

Ich bin nächste Woche auch noch krankgeschrieben, dann ist mein Psychiater auch wieder da und ich werde mit ihm besprechen, wie es weiter geht. In meiner Arbeit haben sie zum Glück viel Verständnis und halten mir den Rücken frei. Ansonsten leide ich sehr unter der zur Zeit unerträglichen Hitze!

Liebe Grüße
dani
Dani1112
tupac

Re: Krankschreibung: ja oder nein?

Beitrag von tupac »

Liebe Dani,

schön, von dir zu hören.

Das mit dem Auszug habe ich im Streit gesagt, einen konkreten Plan gibt es noch nicht. Ein Ausweichquartier habe ich nicht, allenfalls bei meinen Eltern, aber da käme ich vom Regen in die Traufe.

Meine Ehe ist schon seit Jahren in desolatem Zustand und ich glaube eigentlich nicht, daß sie eine Zukunft hat. Oder rede ich da jetzt weniger von meiner Ehe als von mir und meiner Krankheit? Ich kann das irgendwie nicht mehr auseinanderhalten. Ich BIN die Depression, und das hat alles infiziert, die Beziehung zu meiner Frau, zu meinen Kindern, zu allem.

Daher die Schuldgefühle, die ich allem und jedem gegenüber habe. Es ist die Schuld, nicht zu funktionieren, als Angestellter, als Vater, als Partner. Dabei bin ich mir darüber im klaren, daß das zu einem guten Teil nur meine eigenen Ansprüche sind, nicht die der anderen, aber ich komme trotzdem nicht dagegen an.

Gut übrigens, daß du mich an die positiven Aspekte erinnerst, die ich in meinem Posting natürlich wieder unterschlagen habe. Mein neuer Psychiater vermittelte mir ein Vorgespräch mit einer Verhaltenstherapeutin. Viel sagen kann ich noch nicht, aber das könnte was werden. Leider sind beide jetzt für ganze drei Wochen im Urlaub, und kurz darauf habe ich Urlaub

Und natürlich bin ich erleichtert, daß keine ernsthafte körperliche Erkrankung gefunden wurde. Denn ich hatte mir wieder mal Schlimmstes ausgemalt. Am Freitag, nach dem Befund des MRT, hätte ich die Welt umarmen können oder besser das reizende weibliche Wesen, das mit mir stundenlang im Wartezimmer gesessen hatte, dann aber leider verschwunden war

Doch am Samstag bin ich schon wieder tief gefallen. Ja, die Hitze spielt dabei auch eine Rolle, denn weißt du was? Bis vor ein paar Jahren war das MEIN Wetter und ich hab immer bedauert, daß die Sonne bei uns nur ein paar Tage im Jahr so herunterbrezelt. Und jetzt macht es mich auch nur noch fertig...

Liebe Grüße
Bahia
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