Lebensgefährte wegen Depression in Klinik

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Julchen04
Beiträge: 2
Registriert: 22. Mai 2007, 19:45

Lebensgefährte wegen Depression in Klinik

Beitrag von Julchen04 »

Hallo,

ich muss mich mich einfach mal anderen mitteilen, vielleicht ist jemand unter euch der mir ein wenig Trost oder Hilfe geben kann.

Mein Lebensgefährte ist vor einer guten Woche wegen sehr starker Depressionen in die Klinik gekommen. Er ist dort nach einer Medikamentenumstellung (er hat bipolare Störungen) noch depressiver geworden. So habe ich ihn noch nie erlebt. Mir tut es weh so hilflos zu sein.
Er schafft es noch nicht mal die Zähne zu putzen geschweige denn zu duschen. Wenn ich ihn mir nicht mal geschnappt hätte und unter die Dusche gestellt wäre er noch immer ungewaschen. Aufstehen tut er nur mal zum essen. In der vergangenen Woche hatte er noch einige ergotherapeutische Termine und auch Gespräche in der Depressionsgruppe aber für die kommende Woche wurde alles gestrichen weil er es nicht schafft.
Wenn ich ihn mittags besuchen komme muss ich ihn jedesmal aus dem Bett holen. Wenn er dann mal auf ist kann ich auch mit ihm mal einen kleinen Spaziergang machen.
Ich nehme jeden Tag eine 90 minütige Busfahrt auf mich um ihn zu besuchen. Mir wird es jedesmal sehr schwer wenn ich mich wieder verabschieden muss und er bleibt dann wieder alleine.
In zwei Wochen haben wir nun auch noch einen Umzug in eine neue Wohnung. Alles hängt jetzt an mir. Ich weiss nicht mehr wo mir noch der Kopf steht. Ich selbst schlafe im Moment auch sehr schlecht ein, weil ich einfach nicht mehr abschalten kann. Mir schwirrt alles nur noch im Kopf rum. Ich weiss nicht wo ich jetzt die Prioritäten setzen soll. Ich fühle mich einerseits verpflichtet ihn zu besuchen aber auf der anderen Seite wird es mir im Moment fast schon zu viel. Die Kartons packen sich ja auch nicht von alleine.
Normalerweise wäre ich auch noch 6 Stunden am Tag berufstätig, bin aber momentan krank geschrieben wegen eines sehr schmerzhaften Fersenbeins wegen dessen ich eine Strahlentherapie erhalte.

Kann mir jemand vielleicht ein paar Tipps geben wie ich mich verhalten soll oder was ich in meiner Prioritätenliste nach oben setzen soll??

Liebe Grüsse
Schmetterling Crying or Very sad
BeAk

Re: Lebensgefährte wegen Depression in Klinik

Beitrag von BeAk »

Liebes Julchen,

Deine Prioritäten müssen grundsätzlich immer bei Dir liegen.
Betty_Blue
Beiträge: 27
Registriert: 27. Apr 2007, 10:09

Re: Lebensgefährte wegen Depression in Klinik

Beitrag von Betty_Blue »

Hallo Julchen,

da lastet ja eine unglaubliche Menge an Schwierigkeiten auf dir.

Spontan fällt mir dazu folgendes ein:

1. Mit Rücksicht auf deinen angeschlagenen Gesundheitszustand vielleicht nur jeden 2. Tag in die Klinik zu fahren.

2. Dort das Gespräch mit einem Arzt suchen, damit dort dafür gesorgt wird, dass dein Lebensgefährte aufsteht, sich duscht und anzieht. Es kann doch nicht sein, dass ein Patient in solch einer Situation so völlig "vernachlässigt" wird.

3. Gibt es Freunde, Bekannte oder Verwandschaft, die dir hinsichtlich des Umzuges helfen können?

4. Zumindest einmal am Tag etwas machen, an dem du Freude hast.

Da ich bis auf deinen Text kein weiteres Hintergrundwissen habe, möchte ich mich nicht weiter einlassen.

Tja und wenn du zufällig im Raum 45... wohnst, dann sag Bescheid ... im Umzugskartons packen bin ich unschlagbar...lächel.

Alles Gute für dich

Ein Gruß von

Betty_Blue
Julchen04
Beiträge: 2
Registriert: 22. Mai 2007, 19:45

Re: Lebensgefährte wegen Depression in Klinik

Beitrag von Julchen04 »

Vielen Dank für deine Hilfe Betty Blue.

Ich werde wahrscheinlich die nächsten 2 Wochen bis zum Umzug noch seltener wie jeden 2. Tag in die Klinik fahren können. Das wäre dann schon geklärt.
Deinen 2. Ratschlag habe ich mir für heute mittag vorgenommen. Mal sehen ob ich einen Arzt erwischen kann.
Helfer für den Umzug habe ich schon geordert, meinen Bruder mit Frau, meinen Sohn mit Frau, Schwager und Schwiegermutter mit Freund, das dürfte eigentlich reichen.
Das 4., etwas machen was mir Spass macht, das tue ich schon, ich spiele jeden Abend noch ein wenig am Computer. Da kann ich schon ein wenig dabei abschalten.
Wohnen tue ich in Witten. Ist also nicht ganz so weit vom Raum 45 entfernt.
Nochmal danke, ich war total gerührt von so viel anteilnahme.
Gruss Julchen
feuerfisch
Beiträge: 1118
Registriert: 15. Jan 2005, 01:45
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Re: Lebensgefährte wegen Depression in Klinik

Beitrag von feuerfisch »

Hai Betty Blue
Hai Julchen

Nicht böse sein, aber...
Was sollen denn die Ärzte in der Klinik tun damit er sich wäscht? Zwangswaschen?
Das treibt ihn doch nur umso tiefer rein....

"Eine Depri braucht lange um zu Entstehen - sie braucht auch lange um wieder zu gehen"

Julchen, ich beneide dich wirklich nicht um deine Situation, die ist ziemlich anstrengend.
Aber versuche es mal von der positiven Seite her zu sehen: immerhin ist er aus dem Weg und du musst dich nicht auch noch um ihn kümmern. Und was noch viel wichtiger ist - es wird ihm dort geholfen! Nur halt nicht auf die Hauruck-Tour, sondern in einem Tempo das er auch verkraften kann.

Die Denkprozesse sind verlangsamt, Gedankenkreiseln ist oft da, das überwältigt! Zielgerechtes Denken alleine ist oft unmöglich, geschweige denn etwas in Handlungen umzusetzen.

Mein Rat für deine Situation ist recht mickrig: geh zu ihm ins KH, rede mit ihm. Mach ihm klar dass du sehr viel zu tun hast (aber bitte nicht klagen oder gar Vorwürfe machen) und darum jetzt viel Zeit für andere Dinge benötigst. Mach mit ihm Termine aus wann du kommst und halte dich daran. Feste Termine sind für ihn einfacher und ich bin mir recht sicher dass er Verständnis dafür hat.
So brauchst du dir nicht die Zeit zu `stehlen´ und er weiß Bescheid dass es nicht mit ihm zu tun hat wenn du selten kommst.

Ich wünsch dir alles gute - und lass den Kopf nicht hängen, es kommen auch wieder andere Zeiten!

feuerfisch

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Betty_Blue
Beiträge: 27
Registriert: 27. Apr 2007, 10:09

Re: Lebensgefährte wegen Depression in Klinik

Beitrag von Betty_Blue »

Hallo Feuerfisch,


"Was sollen denn die Ärzte in der Klinik tun damit er sich wäscht? Zwangswaschen?
Das treibt ihn doch nur umso tiefer rein...."

Sorry, aber so eine absurde Idee wäre mir nie in den Sinn gekommen.

Ich weiß nicht, was du für Erfahrungen gemacht hast. Meines Wissens nach werden Menschen, die sich im Krankenhaus befinden und nicht in der Lage sind, für sich zu sorgen (sich zu waschen, oder alleine zu essen etc.) von Seiten der Schwestern oder Pfleger darin unterstützt.

Das ist für mich kein Zwang, sondern eine notwendige Hilfestellung.

Wenn jemand aufgrund einer körperlichen Erkrankung diesbezüglich nicht fähig ist für sich zu sorgen, wird er ja auch von einer Schwester oder einem Pfleger darin unterstützt. Ich habe noch nie erlebt, dass dann auf die Angehörigen gewartet wird, damit sie das übernehmen (außer vielleicht, wenn der Patient dies ausdrücklich wünscht).

Ich weiß nicht, warum bei dir die Assoziation einer "Zwangswaschung" entstanden ist. Ist aber sicher eine interessante Frage.

Ein Gruß von

Betty_Blue
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