Arbeit wird immer unerträglicher

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HarryX
Beiträge: 11
Registriert: 19. Mär 2007, 18:56

Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von HarryX »

Hallo,

nach langem Überlegen und gedanklichem hin- und her will ich einfach mal meine Situation schildern und mir irgendwie eine Rückemldung holen. Ich schwanke ständig, ob ich nicht einfach die Zähne zusammenbeissen muss und froh über meinen Job sein sollte - andererseits laugt mich meine jetzige Situation immer mehr aus und führt mich manchmal zu sehr negativen Gedanken...

Ich bin 40 Jahre alt und arbeite als Ingenieur bei einem Zeitarbeitsunternehmen. Die Bezahlung ist für meinen Beruf nicht überragend, aber für meine Verhältnisse mehr als ausreichend. Man muss dazu sagen, dass ich quasi immer noch auf Studentenniveau lebe und dadurch auch recht wenig Geld benötige. Ausgeliehen bin ich in ein Unternehmen etwa 60km entfernt, zu dem ich jeden Tag mit der Bahn fahre - das dauert ca. 3h jeden Tag und so bin ich von morgens 6:30h bis Abends 18:30h unterwegs. Autofahren kommt für mich nicht in Frage, da dies für mich noch mehr Stress bedeutet -in der Bahn kann ich zumindest noch ein bischen schlafen oder Zeitung lesen. Die Tätigkeit selbst ist sehr frustrierend für mich - ich fühle mich als Ingenieur fachlich unterfordert, als Mensch wie der letzte Dreck behandelt. Mein Kollege, mit dem ich quasi jeden Tag zusammenarbeiten muss, ist ein sehr zynischer Mensch, der zudem noch über alles und jeden meckert - man kann also sagen, dass ich aus diesem Job absolut nichts positives ziehen kann. Eine fachliche Entwicklung dort ist auch nicht möglich und der Job wird immer um jeweils 6 Monate verlängert - man kann also auch nichts planen. Irgendwie zieht mich das immer mehr hinunter. In der Woche bin ich praktisch nur für den Job unterwegs, essen, schlafen ...das war's - am Wochenende bin ich meistens auch noch so fertig und müde, dass ich mich zu nichts mehr aufraffen kann. Soziale Kontakte sind praktisch total auf der Strecke geblieben. Manchmal überlege ich deshalb, diesen Job einfach zu kündigen - aber ich war eben auch mal längere Zeit arbeitslos und weiss, dass es nicht gut ist, der Arbeitsagentur ausgeliefert zu sein, die mich dann noch sonstwohin schicken kann (als Single hat man ja absolut mobil zu sein, aber ein Wohnortwechsel würde mir psychisch im Moment wohl den Rest geben). Ich mag auch nicht vom Staat abhängig sein. Hier in meiner Gegend gibt es zudem nur sehr wenige Jobs in meiner Fachrichtung. Es gibt also keine Alternative zu meiner jetzigen Situation - ich wünschte mir einen festen Job hier in meiner Stadt - er könnte ruhig geringer bezahlt sein, aber ich möchte einfach wieder frei atmen können, wieder mehr Zeit für mich haben, Zeit für Menschen, für private Kontakte, Zeit um z.B. mal einen Kurs an der Uni oder VHS zu machen,... aber als Ingenieur scheint es nur zwei Möglichkeiten in diesem Land zu geben: Entweder man arbeitet bis zum Umfallen oder man ist dem nicht gewachsen und ist arbeitslos. Teilzeitjobs? - Fehlanzeige.

Mich würden einfach mal ein paar Kommentare von euch interessieren. Bin ich zu sensibel und muss die (Arbeits-)Welt, so wie sie ist einfach hinnehmen? Ich weiss, dass es vielen so geht und viele kaum Zeit für ihre Familie haben, oftmals sogar hunderte von km von ihrem Wohnort entfernt arbeiten müssen - aber darf man diesen Maßstab auch an alle anlegen? Ich denke, dass nicht alle gleich belastbar sind - die Arbeitsagentur mit ihren starren Vorschriften behandelt da nur alle gleich... Ich überlege auch, mal zum Arzt zu gehen wegen dieser ganzen belastenden Situation - irgendwie habe ich keinerlei Freude mehr an meinem Leben, es gibt keine Hoffnung mehr, keine Ziele - so kann es doch nicht weiter gehen...

Gruß
Lonely Moon
gandy
Beiträge: 47
Registriert: 4. Jul 2005, 14:45

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von gandy »

Hallo,
was du schreibst, ist m.E. jetzt kein typischer Fall für eine psychiatrische Behandlung und entsprechende arbeitsmäßige Konsequenzen - leider - und es scheint ein echter Teufelskreis zu sein. Das einzige was ich mir vorstellen kann, um deine jetzige Situation zu ändern, wäre: Wenn du Urlaub hast, einfach mal zu Hause bleiben und in Ruhe, ohne Stress nach einer anderen Arbeit zu suchen und alle Freunde, Bekannten, Verwandten rebellisch zu machen, dass sie sich vielleicht umhören und einen anderen Job für dich finden nach dem Motto, dass jemand jemanden kennt, der jemanden kennt.
Vielleicht auch mal überlegen, ob du nicht eventuell eine ganz andere Arbeit machen könntest als Quereinsteiger (geht aber natürlich nur über Beziehungen, denn heute muss man für einen Job ja 25 Jahre alt sein und über 30 Jahre Berufserfahrung verfügen)
Wenn du richtig Risiko eingehen willst - aber das will sehr gut überlegt sein, gibt es noch folgende Alternative. Du lässt dich entweder von einem Psychiater oder Allgemeinarzt krank schreiben. Insgesamt stehen dir 78 Wochen zu. Wenn du gefeuert wirst, musst du sehen, dass du krankgeschrieben bleibst. Damit hat das Arbeitsamt keinen Zugriff auf dich. Erst wenn du wieder gesund geschrieben bist, beginnt ALG1 und deren Verfügungsgewalt über dich. Aber die Zwischenzeit könntest du nutzen, um vielleicht eine völlig neue Perspektive zu finden. Und was die Mobilität anbelangt, da ließe sich mit einem ärztlichen Attest schon etwas machen, ebenso was Überstunden etc. anbelangt. Also ganz ausgeliefert ist man nicht.
Viel Glück
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von DepriXX »

hallo

versuche es doch mal mit einer Psychotherapie,das kann helfen.

Unterstützung benötigst du damit du es schaffst, dir einen anderen Job zu suchen.

Rede auch mal mit einem Psychiater, du musst ja nicht erst ganz depressiv werden!
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Calzino
Beiträge: 215
Registriert: 12. Jan 2007, 13:34

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von Calzino »

hallo lonely moon,

erstmal willkommen in forum. was schreibst klingt schon etwas depressiv. rede mal mit einem psychiater. der ist der facharzt für sowas. der hausarzt hat erfahrungsgemäß wenig ahnung von depressionen.

und sehr wichtig: zähnezusammenbeißen führt zu gar nichts und macht dich nur richtig krank!

viele grüße

calzino
AvantGarden
Beiträge: 182
Registriert: 11. Nov 2005, 17:11

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von AvantGarden »

Hallo Lonely Moon,

ich war bis vor kurzem auch so, dass ich die Zähne zusammengebissen habe und mich immer wieder zur Arbeit gezwungen habe.
Bis ich dann Mitte März dort einen Zusammenbruch hatte und von ner Kollegin zu meiner Ärztin gebracht wurde, die mich dann davon überzeugt hat, mich endlich krankschreiben zu lassen. Ich wollte das vorher absolut nicht, u.a. weil ich Angst hatte, dass mich die Grübelei zu Hause nur noch mehr fertig macht. Aber was soll ich sagen? es tat und tut mir unheimlich gut, diese Auszeit. Ich bin aktuell noch bis zum 13.04. krankgeschrieben - das sind dann 4 1/2 Wochen -, aber ich denke, dass sich das damit noch nicht erledigt hat. Ich hab mich auch nach langen Gesprächen mit der Ärztin, meinen Eltern und Freunden dazu entschlossen, erst dann wieder zur Arbeit zu gehen, wenn ich wieder gesund bin und nicht vorher. Ich hatte das vor fast 3 Jahren schon mal und damals hab ich mich nur einige Tage krankschreiben lassen und das war ein Fehler. Meine Ärztin meint, dass ich mich seit damals nie richtig erholt habe. Ich habe jetzt eine Therapie angefangen und kümmere ich momentan nur um mich selbst. Die Firma ist zur Zeit ganz weit weg, ich denke auch kaum daran. Die ersten Tage waren schlimm, weil ich auch ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kollegen hatte, aber das ist mittlerweile echt vorbei. Ich bin mir selbst am Wichtigsten, das habe ich jetzt begriffen. Alles andere zählt jetzt nicht.

Wünsch Dir viel Kraft.
** Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin) ""
HarryX
Beiträge: 11
Registriert: 19. Mär 2007, 18:56

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von HarryX »

Hallo Ihr,

inzwischen ist klar, dass mein derzeitiges Projekt nicht verlängert wird. Eigentlich könnte ich darüber froh sein, nach all dem was ich dort erlebt habe und auch was die Belastung durch die Fahrerei jeden Tag angeht. Nur leider ist nun überhaupt nicht klar, wie es weiter geht - meine Firma wird mir jetzt wieder irgendwelche Projekte anbieten (bundesweit) und ich muss zu allem ja sagen, sonst bekomme ich die Kündigung. Wenn ich nur daran denke, dann kommt eine riesige Panik in mir hoch - ich habe Angst, nackte Angst. Ich will und kann nicht weg hier aus meiner Stadt, hier lebe ich seit fast 40 Jahren, hier ist meine Heimat, hier wohnen meine Eltern (die auch schon sehr alt sind, aber die ich als die einzigen Menschen ansehe, denen ich total vertrauen kann). Wenn ich daran denke, an einem anderen Ort zu arbeiten, dann sehe ich mich abends allein in einem möblierten Zimmer sitzen, allein. Es ist mir schon immer total schwer gefallen, soziale Kontakte herzustellen und aufrecht zu erhalten und selbst hier gibt es nur zwei oder drei Menschen, zu denen ich näheren Kontakt habe. Aber hier habe ich meine vertraute Umwelt, in einer anderen Stadt würde ich mir wie ein Fremdling vorkommen, einfach nicht dorthin gehörend, entwurzelt. Ich weiss, dass in den nächsten Wochen solche Jobangebote auf mich zukommen werden und ich weiss nicht, was ich tun soll: annehmen (und damit den totalen Kollaps provozieren) oder ablehnen (und damit die Kündigung provozieren). Egal, was ich tue, es wird die falsche Entscheidung sein - ich fühle mich im Moment einfach absolut lebensunfähig, nicht fähig, den Anforderungen, die an mich gestellt werden, gerecht zu werden - und ich habe keinerlei Hoffnung, da jemals heraus zu kommen. Ich wünschte mir Zeit, viel mehr Zeit für mich, für mein Leben - Zeit, um wieder soziale Kontakte zu knüpfen (z.B. für einen Sprachkurs), aber es geht einfach alles nicht - ich werde ausgepresst wie eine Zitrone, solange es irgendwie geht und wenn ich einen Piep sage oder nicht mehr funktioniere, dann fliege ich in den Mülleimer...ich mag nicht mehr - wenn ich damals gewusst hätte, dass mein Beruf so aussieht, ich hätte niemals ein Ingenieurstudium begonnen - niemals!

Nun stehe ich hier mit der großen Panik in meinem Kopf und weiss nicht mehr ein oder aus....

Gruß
Lonely Moon
Murmelina
Beiträge: 113
Registriert: 15. Mai 2006, 07:35

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von Murmelina »

Depollo_Null
Beiträge: 10
Registriert: 5. Mai 2007, 17:51

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von Depollo_Null »

Hallo Lonely Moon,

das sind leider Zustände, die Du da schilderst, die beginnen um sich zu greifen.
Das macht mich innerlich wütend, so etwas zu hören.

Im Grunde ein gesellschaftspolitisches Problem von Brisanz, das skandalös ist.

Es "versaut" buchstäblich das Lebensglück einer zunehmenden Anzahl von Menschen und
treibt sie in Isolation und Krankheit.

Eigentlich sollten die Damen und Herren Psychologen und Psychiater diesem System mal langsam Borderline-Eigenschaften attestieren.

Ich fürchte aber, dazu sind selbst sie zu angepaßt, wäre ja auch schlecht für's Geschäft.

Ich kann, wie Murmelina auch nur mitleiden mit Dir und finde es schlimm, wenn man quasi psychiatrisiert wird durch solche Zustände.

Wo da eine gesellschaftliche Effektivität noch zu entdecken sein soll, wenn irgendwann, in weiteren Jahren, vielleicht 1/3 oder gar mehr (kaum auszudenken) der Bevölkerung psychologisch behandlungsbedürftig werden sollte, entzieht sich meinem Verständnis?

Eine äußerst schädliche Umverteilung der Arbeit, nicht wahr ?

Leider kann ich Dir auch keinen besseren at geben, Dich dennoch psychologischer Hilfe zuzuwenden zu versuchen.
Auch wenn ich der Meinung bin, daß es längst überfällig wäre, andere Erkenntniswege zu beschreiten, die eine andere Normalität zur Folge haben sollten.

So daß persönliche Aspekte auch wieder unter den Menschen zum Tragen kommen können.

Das war schon einmal besser in dieser Gesellschat. Wir kommen da mehr und mehr auf den Hund, während in der Politik immer mehr Worthülsen gestrickt werden.

Zuwendung darf nicht eine Sache psychologischer Institutionen werden.

Das gehört in die Mitte und sollte den entscheidenden Lebensnerv einer Gesellschaft
ausmachen.
Die soziale Komponente einer Arbeit ist ihr ganzheitlicher Charakter, den sie haben könnte, wenn die Bedingungen wieder stimmen würden.

Wir dürfen uns trotz aller Zermürbung keinesfalls von Kritik an solchen Zuständen abhalten lassen.

Ich drücke Dir von ganzem Herzen die Daumen,
diese Krise einigermaßen gut hinter Dich bringen zu können.

Ich habe vorhin einen interessanten Beitrag hier zu Yoga gelesen, der mich neugierig gemacht hat.

Vielleicht wäre das ja eine Möglichkeit für Dich, an der Schraube Deiner besseren Wehrhaftigkeit zu drehen.

Mein Burn-Out-Syndrom erwischte mich erst mit 48/49. Natürlich ist es dem Umstand zu verdanken, daß die mittlerweile "unmenschlichen Entwicklungen" im Arbeitsleben noch in den Anfängen steckten.

Mach Dir keine Selbstvorwürfe, Du könntest zu schwach sein. Dieses System ist Scheiße, auf Deutsch gesagt!

Ich drücke Dir herzlichst die Daumen,
Dich irgendwie, evtl. mit psychologischer Hilfe - denke da ruhig an Dich - ein wenig aus dem Dilemma dieser massiven Problemumklammerung, befreien zu können.

Depollo
Äpfelchen
Beiträge: 59
Registriert: 6. Apr 2006, 12:05

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von Äpfelchen »

...
HarryX
Beiträge: 11
Registriert: 19. Mär 2007, 18:56

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von HarryX »

nun ist das Chaos perfekt: Mein Arbeitgeber hat mir heute mittag eine Mail geschrieben, dass ich morgen in Y ein Vorstellungsgespräch bei einem Kunden hätte. Keine Frage, ob ich denn dort hin möchte, keine näheren Infos, ich habe einfach zu erscheinen. Mein Chef weiss, dass ich nicht aus meinem Ort weg möchte, aber in meinem Arbeitsvertrag (Zeitarbeitsfirma) steht, dass ich das muss. Es heisst also: Friss Vogel oder stirb! In mir drin ist nur Chaos, heute Nachmittag konnte ich mich auf nichts mehr konzentrieren, ich weiss einfach nicht mehr, was ich tun soll...sage ich zu, wird mich dieser Job in der fremden Stadt psychisch endgültig fertig machen, sage ich nein, werde ich entlassen, evtl. sogar fristlos, weil ich mich nicht an den Arbeitsvertrag gehalten habe. Zu meiner Ärztin traue ich mich nicht zu gehen, ich glaube sie hat kein Verständnis dafür...und ich gestehe mir diese Schwäche ja selbst nicht zu, habe das Gefühl funktionieren zu müssen, weil die Zeiten einfach so sind heute und ich eben auch flexibel zu sein habe. Aber alles in mir bäumt sich auf, hier alles liegen zu lassen und ein Nomadenleben zu führen...ich weiss einfach nicht mehr weiter...die Panik steigt wieder ziemlich in mir hoch und in diesem Zustand bin ich einfach nicht fähig, Entscheidungen zu treffen...ich bin leider überhaupt nicht stressfest und verfalle da gleich in Panik...ich wünsche mir einfach nur Ruhe!

Gruß
Lonely Moon
zweifler
Beiträge: 629
Registriert: 14. Jun 2005, 16:07

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von zweifler »

hallo lonely moon!

deine geschichte macht micht sehr betroffen.
teilweise entdecke ich mich in ihr selbst.
also über eins mußt du dir im klaren sein,wenn dir die umstände deines broterwerbs mehr schaden als nutzen dann ist höchste zeit etwas zu verändern.
depris brauchen so meine ich (solange sie überhaupt noch arbeiten können)auf alle fälle gute konstante arbeitsbedingungen.gerade das arbeiten in einer zeitarbeitsfirma erfordert aber maximale flexibilität und anpassungsfähigkeit.beides ist aber meistens nicht vorhanden,schon eher das gegenteil.
daran wäre sinnvollerweise etwas zu verändern.
die frage ist:kannst du wirklich noch arbeiten? wollen alleine ist auf dauer zu wenig.
mir geht es zur zeit erträglich.zwar bin ich auch nicht sonderlich belastbar aber durch meine zeitrente bin ich erstmal der"tretmühle"entkommen.
es war für mich der einzige richtige weg sonst wäre ich nicht dort wo ich heute bin.
ein guter arzt könnte dir sicher eine entscheidungshilfe sein.er könnte dich auch länger krank schreiben und /oder auch mithelfen,dass du einen verträglicheren arbeitsplatz ohne nachteile vom arbeitsamt bei einer eventuellen kündigung bekommst.
leider sind solche tiefgreifenden entscheidungen nicht sehr leicht zu fällen.
ich wünsche dir aber viel kraft dafür!

liebe grüße herbert
Yogi66
Beiträge: 1287
Registriert: 15. Feb 2011, 17:31

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von Yogi66 »

Hallo Lonely Moon,
auch mir hat Deine Geschichte sehr aufgewühlt. Wie hat Sie denn nun geendet?
Warst Du bei dem Vorstellungsgespräch?
Mit freundlichem Gruß, Yogi.
HarryX
Beiträge: 11
Registriert: 19. Mär 2007, 18:56

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von HarryX »

ja, ich war dort und muss mich nun bis Montag entscheiden, ob ich das Angebot annehme. Es ist aber ein Angebot, das man nicht ohne Folgen (Kündigung) ablehnen kann. Insofern ist es auch keine freie Entscheidung, die ich zu treffen habe...
gandy
Beiträge: 47
Registriert: 4. Jul 2005, 14:45

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von gandy »

Hallo, Lonely Moon,

hatte meine Kennung vergessen und bin deshalb erst jetzt wieder im Forum. Mein Rat: versuche einen wirklich guten Arzt zu finden und lass dich erst mal krankschreiben. Ansonsten bleibt dir an irgendeiner Stelle keine Wahl mehr, da klappst du zusammen und kannst es nicht mehr steuern. Körper und Seele holen sich ihr Recht auch ohne unsere Kontrolle.
Alles Gute
Aragorn
HarryX
Beiträge: 11
Registriert: 19. Mär 2007, 18:56

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von HarryX »

Ja, vermutlich wäre es das Beste, sich erst einmal krank schreiben zu lassen. Heute Abend ging mir immer wieder der Gedanke durch den Kopf, dass mir der ganze Job zu viel ist - also 40h-Arbeit + 20h-Fahrerei jede Woche + unsicherer Arbeitsplatz (-Ort). Ich müsste eigentlich kapitulieren, mir eingestehen, daß ich für diesen Job (in meiner jetzigen Verfassung und in dieser Form) nicht geeignet bin. Aber dann denke ich, dass es vielen ja so geht, viele so ein Nomadenleben führen müssen und dann z.B. noch Familie haben. Arbeitslos will ich auch nicht werden, denn das Arbeitsamt ist ja nur der alternative Horror zur jetzigen Situation. Als Ledigen darf man mich ins ganze Bundesgebiet vermitteln und vermutlich wäre das dann nach Süddeutschland (dort gibt es halt die meisten Jobs)- und das AAmt nimmt auf die persönliche Situation seiner "Kunden" nun überhaupt keine Rücksicht. Am Liebsten würde ich einen Teilzeitjob z.B. als Programmierer hier vor Ort machen (also so etwa 32h/Woche), so daß mir einfach noch Luft zum Atmen bleibt. Aber so einen Job gibt es für einen Ingenieur nicht - als solcher hat man möglichst 40+x Stunden zu arbeiten - oder man bekommt überhaupt nichts. Ich weisss echt nicht mehr weiter, kann weder vor noch zurück... ich habe das Gefühl, überhaupt keine Einflussmöglichkeit mehr auf mein Leben zu haben - alles ist verbaut und voller Zwänge und Notwendigkeiten... - und leider steigen Angst und Panik immer mehr...

Lonely Moon
Anja79
Beiträge: 16
Registriert: 23. Jun 2007, 15:34

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von Anja79 »

Hm, ich kann Dir jetzt nicht wirklich bei Deinem Problem helfen, nur etwas von mir erzählen.
Ich selbst hatte schon in meiner Kindheit durch den Beruf meines Vaters einige Schulwechsel und Umzüge erlebt. Da ich aus einer Ecke Deutschlands komme, wo die Jobs nicht gerade auf der Straße liegen, bin ich dann aufgrund meines Berufes aus meiner Heimat weggezogen in die Großstadt.
Dass es hier sehr teuer ist und nicht mehr viel übrig bleibt vom Verdienst, macht mich teilweise sehr unglücklich. Mein Hauptziel war es immer, dass ich irgendwann wieder heimatnah arbeiten würde und endlich ein "normales" Leben im Umfeld meiner Bekannten leben könnte.
Tja, im Laufe von 7 Jahren bin ich nun gänzlichst durcheinander. - Bin ich in der Stadt, in welcher ich arbeite, dann denke ich mir oft, was ich mir alles leisten könnte, wenn ich nur auf dem Land wohnen würde. - Bin ich wieder in meiner alten Heimat, dann belächel ich nun großteils schon das Leben meiner Bekannten. Mein Gott, denke ich mir. Die leben doch alle das gleiche Leben, sie gehen alle in die gleichen Lokale und bei manchen glaube ich sogar, dass sie nur heiraten und Kinder bekommen, damit sich was tut in ihrer kleinen Welt.

Ich denke aber, dass Du noch nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen solltest. Klar, Du findest Deine berufliche Situation sehr belastend und auch der örtliche Wechsel wäre für Dich eine riesige Herausforderung. Aber versuch doch mal die positiven Aspekte zu sehen.

1. Vielleicht tut es Dir gut mal ein neues Umfeld zu haben. Man kann neue Leute kennenlernen, neue Kontakte knüpfen und sieht mal was anderes.

2. Wäre es nicht auch mal gut von den Eltern und den alten Freunden wegzukommen? - Kann es sein, dass gerade Deine Freunde alle nen Job in der Umgebung haben, ihre Frauen, ihre Kinder und deren Leben einfach so ist. - So hättest Du das vielleicht auch gerne. Aber so wie ich das verstanden habe, bist du Single. - Vielleicht wartet ja Dein passender Deckel in Süddeutschland

3. Könnte es vielleicht sogar sein, dass die Kollegialität in der neuen Firma besser wäre?

Informier Dich doch einfach mal über die Umgebung, in der Du Dich dann befinden würdest. Vielleicht könntest Dir dort auch ein neues Hobby suchen, das Du bisher noch nie gemacht hast.
thom
Beiträge: 371
Registriert: 25. Mai 2007, 01:53

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von thom »

Hallo LonelyMoon, Deine und die Geschichten der anderen, die hier schreiben könnte leider uach meine sein.
Leider bin ich in den letzten 2 Jahren weiter abgestiegen troz Psychotherapeutischer Unterstützung und Psychiatrischer Unterstützung und Medikamente.
Ich weiß im Grunde kann es mir in der heutigen Zeit nur dann besser gehen, wenn mir der berufliche Erfolg völlig egal ist, gleichgültig von der Tatsache, dass ich in Minimalzeit in 6 Jahren studiert habe, maximale Flexibilität und Einsatz gezeigt habe. Ständig Fortbildungen gemacht habe, umgezogen bin und in 2 Lädern mit anderen Sprachen gearbeitet habe.
Nun bin ich meist alleine.
Der Beruf und der Erfolg stellt für mich eine völlige Fehlinvestition da.
Ich bin nur ein Roboter, der Arbeitet ohne Sinn und Zweck.
Finde ich Sinn und Zweck, verliere ich sofort den Arbeitsplatz, denn es könnte sehr viel kosten.

Ich bin auch um die 40.
Da ist man in dieser Gesellschaft "Zu alt" und wertlos.

Der Grund weshalb ich so investierte war zum großen Teil der Einflus meiner Eltern.
Sie hatten zwar eine sehr soziale Einstellung.
Die Menschen hatten den gleichen Wert egal welcher Beruf und Erfolg.

Jedoch waren sie sehr glücklich und dankbar über ihren eigenen Erfolg.
Dadurch vermittelten sie die Botschaft: "Es lohnt sich sich zu bemühen,in jeder Hinsicht, dann macht nicht nur das Leben, sondern auch die Arbeit mehr Freude,durch mehr Bildung, mehr Einfluss auf die Arbeit.
Heute erlebe ich mich nur fremdgesteuert, immer wieder arbeitslos immer mehr auf dem absteigenden Ast.
Die Probleme liegen immer mehr wo anders, als bei den Menschen, die davon betroffen sind.
Die Möglichkeit der Einflußnahme ist minimal ein Gund, weshalb ich auch die 80 Stunden Psychotherapie als nicht hilfreich erlebt habe.
Dort sucht man oft den Fehler bei sich selber.
Ist er aber nicht dort, ist die Möglichkeit der Einflüssnahme die Möglichkeit des Erfolges minimal.

Da denke ich oft schon, die Welt könne untergehen, wie es manche Religionen in ihren Schriften im Detail schildern, wie der Anfang vom Ende beginnt, oder ich denke an die Bidermeier aus der Vergangenheit, die in der "bösen Welt leben", und "alles Böse aus ihrer guten Stube" fernhalten, in einer Illusion leben.

Wie man hier leben kann ohne sich nur in den vier Wänden zu vergraben oder verrückt oder weltfremd zu werden, ist mir leider schon seit langem ein Rätsel.
Racer
Beiträge: 1
Registriert: 25. Jun 2007, 19:25

Re: Arbeit wird immer unerträglicher

Beitrag von Racer »

Hallo, schön zu wissen das man mit seinen Problemen nicht alleine auf der Welt ist.
Mit ist es ähnlich ergangen bzw. es geht mir auch so. Bin jetzt schon über 2 Jahre aus dem Arbeitstrott raus und beziehe z.Zt.
eine befristete Erwerbsminderungsrente. Nach 2 Jahren träume ich fast noch jede Nacht von meiner Arbeitsstelle die mir noch immer die Galle hochkommen lässt. Auch ich hatte kein Privatleben mehr, es ging sich nur noch um die Arbeit und sonst nichts. Da auch ich Single bin war ich kaum noch in der Lage mein Privates zu regeln da ich die freie Zeit die mir noch blieb benötigte um mich zu regenerieren damit ich Montags wieder halbwegs fit war. Leider wurde meine Kraft immer weniger, ich habe nur noch gearbeitet und geschlafen und war trotzdem so müde das mir morgens trotz 8-9 Std. Schlaf im Auto die Augen zuvielen. Ich habe mich immer wahnsinnig für den Betrieb eingesetzt, ich habe alles gegeben, doch das war in den Augen von einigen noch nicht gut genung, nicht schnell genug (obwohl ich behaupten kann einer der schnellsten gewesen zu sein). Nur noch Druck,Druck, Demotivation, permanent in der Zwickmühle stehen um es allen (Kunden, Geschäftsleitung,Kollegen) gerecht zu machen und das ganze 23 Jahre lang. Und das hat sich tief in mein Gehirn eingebrannt. Meine Situation hat sich auch nicht gebessert ist eher schlechter geworden. Ich musste mein Haus verkaufen in dem ich 46 Jahre gewohnt habe (mein Elternhaus). Bin auch in eine andere Gegend gezogen was ich mir vor Jahren niemals geträumt hätte das ich das mal schaffe, das war für mich der einzige Erfolg das geschafft zu haben. Nun sitze ich hier in der Fremde, alleine, kenne so gut wie keinen ausser den nächsten Nachbarn. Ich weiss nicht wie es weitergehen soll da ich mittlerweile unter finanziellen Problemen noch leide. Na, dann geh doch arbeiten sagen viele, doch wie wenn man nicht kann, wenn man abends nicht weiss wie es einem morgens geht. Habe sehr oft, eigentlich fast jeden Tag Angstzustände, das Gefühl das einem der Kopf nicht mehr gehört, dauernde Erschöpfung,Müdigkeit, bin eigentlich zu nichts mehr fähig und wie soll ich da arbeiten gehen können mit 52 Jahren und dann über 2 Jahre aus dem Job raus. Und vor der heutigen Arbeitswelt graut es mir, diese Kälte, jeder ist sich selbst der Nächste. Da kommen natürlich die Kommentare, ja da müssen wir alle durch, Stress haben wir auch. Es begreift aber keiner wie es in einem drinnen aussieht, das es auch Menschen gibt die nicht so stark sind, aber die werden halt heute aussortiert, seht zu wo ihr bleibt. Am besten steckt man uns in eine Gaskammer, dann stören wir auch nicht und es gibt dann keine Sozialschmarotzer mehr. Ich weiss wie mittlerweile viele denken, die es aber nicht aussprechen, schau dir den an, zu faul, hat keine Lust, versteckt sich hinter seiner Krankhet - ist der überhaupt krank- .
Habe große Angst irgendwann auf der Straße zu stehen da ich nicht mehr fähig bin für mich selbst zu sorgen. Ich wünschte mir irgendwann mal morgens aufzuwachen und in einer anderen Welt zu sein.
Aber diese Gesellschaft -auch wenn es die meisten nicht war haben wollen - ist krank,
wieviele Depries will und kann sich diese Leistungsgesellschaft noch leisten. Nur ich darf erst garnicht darüber nachdenken, am besten morgens aufstehen, Gehirn abschalten und alles auf sich zu kommen lassen. Es wird wohl irgendwann der Tag kommen wo ich es entgültig abgeben darf......das Leben.
Ich wünsche aber allen Gleichgesinnten die diese Probleme mit sich herumschleppen, viel Kraft zum Kampf gegen diese Krankheit um nicht aufzugeben.
Racer
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