Warum ertragt ihr das?

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feuerfisch
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Warum ertragt ihr das?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Allerseits

So, ich hab lange überlegt, aber jetzt trau ich mich mal auf dieses dünne Eis....

Wie manche von euch wissen lese ich hier im Angehörigenforum mit, zum Teil weil ich auch Angehörige bin, aber zum größeren Teil weil mir hier so eine Art Spiegel vorgehalten wird.

Aber mehr und mehr taucht bei mir die Frage auf und wird immer drängender:
Warum macht ihr das mit?

Eine These die sich bei mir immer mehr verfestigt ist die, dass auch die ANGEHÖRIGEN schon VOR ihrer jeweiligen Beziehung an einer seelischen Erkrankung leiden.

Wenn ich lese was ihr so alles ertragt und mitmacht - kann ich nur den Kopf schütteln. Ich kann mir einfach nicht vorstellen das das gesundes Verhalten sein soll.

Ja, manche, vielleicht sogar die meisten von euch, haben ihren Partner in einer guten Phase kennen gelernt. Wenn diese Bindung lange angedauert hat kann ich es auch nachvollziehen das man dann die Ehe/Partnerschaft nicht so leichtfertig aufgibt, aber es muss doch irgendwo eine Grenze geben!

Eine Grenze, von der ich denke dass ein `Gesunder´ in der Lage ist sie zu erkennen und auch zu beherzigen.

Drum diese meine Frage an euch:

Warum tut ihr euch das an?

Liebe Grüße - und bitte diesen Beitrag nicht übel nehmen

feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Regenbogen16

Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von Regenbogen16 »

feuerfisch
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Fridolina

Zu meiner Motivation:
zum Einen meinte ich die Angehörigen.
Auslöser sind solche Threads wie "Ich finde keinen Zugang mehr zu ihm" - von Irina. Da berichten einige Anghörige über doch recht krasse Sachen, die sie mit `ihren´ Depris erlebt haben.

Und auch von mir selbst ausgehend. Durch meinen Kontakt zu einigen seelische Erkrankten und auch durch das Lesen hier im Angehörigenforum, habe ich erkannt wie verletzend oder hilflosmachend manche meiner eigener Verhaltensweisen oder `Sprüche´ sind.
Es hilft mir eben diese abzustellen, oder zumindest einzugrenzen.

Aber ich für mich lese auch aus den Beiträgen hier heraus das es den Angehörigen (um es mal so ganz pauschalisiert zu sagen) es eindeutig daran fehlt ihre Grenzen aufzuzeigen. Bei manchen geht es bis zur Selbstaufgabe.

Von daher sollte dieser Thread auch dazu dienen das die Angehörigen BEI SICH SELBST mal schauen, ob sie überhaupt in der Lage sind für sich selbst zu sorgen.

Wie immer ist es allerdings so dass man eine solche Frage nur als eine Art Verallgemeinerung stellen kann - was es aber nicht sein soll.
Den Schuh braucht sich nicht jeder anzuziehen.

Aber dennoch finde ich es eine wichtige Frage: Warum ertragt ihr das?
Vielleich sollte noch hinzu gefügt werden: Was tut ihr um euch zu schützen?

Freundliche Grüße

feuerfisch

.
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von Regenbogen16 »

feuerfisch
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von feuerfisch »

Öhm, Fridolina....

Hab ich dich beleidigt?
Oder warum löscht du?
Das Letzte konnt ich noch nicht einmal lesen.....

*verwirrt bin*

feuerfisch

.
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tommi
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von tommi »

Liebe Feuerfisch,

das ist eine berechtigte Frage!!!! Und wer in sich geht, kann das nicht beleidigend aufnehmen .

Die Beweggründe liegen wohl erstmal in der Liebe. Wie oft werden hier Sätze geschrieben wie: "Wir hatten am Anfang eine sehr schöne, intensive und innige Beziehung.... ." Dann kam die Tiefphase. Alles wurde dadurch in Frage gestellt, man kann es nicht begreifen. Und hier setzt das Verlangen des Verstehens ein. Man informiert sich und erkennt einige "Fehler", allerdings nur bei sich. Man kommt ins Grübeln und schlägt sich mit Schuldgefühlen herum und kommt zu dem Schluss, dass man es wieder gutmachen will. Man liebt schließlich. Wie kommt man an ihn heran? Bedrängt man zu sehr? Wie bringt man ihn/sie dazu, sich behandeln zu lassen? Wird man noch geliebt?.... Diese Fragen stürzen einen in die totale Unsicherheit. Man nimmt sich zurück, bis zu deiner besagten Selbstaufgabe. Man hatte doch so eine intensive Beziehung vorher. Alles wird interpretiert und auch oft auf die Krankheit geschoben. Man hat irgendwann sehr viel invstiert und kann dadurch nicht mehr loslassen. Man liebt ja schließlich. Man versucht es weiter und merkt irgenwann nicht mehr die Einseitigkeit. Die Folge ist, dass man selbst erkrankt. Und warum???

Man vergisst in diesen Momenten, meines Erachtens, dass eine Partnerschaft aus geben UND nehmen besteht. Wenn also der Betroffene sich strikt weigert, an sich (z.B. durch Behandlung) und der Beziehung zu arbeiten (soweit es ihm möglich ist), ist es keine Beziehung mehr. Das zu sehen ist schmerzlich, aber der Zeitpunkt, sich vom Partner zu lösen.

Ich denke auch, dass du mit deiner These nicht falsch liegst, dass bei manchen Angehörigen seelisch einiges vorher im Argen war.

Warum tut man sich das also an? Sind es die schönen Erinnerungen vom Anfang? Ist es das Wunschdenken? Sind es anerzogene Verhaltensmuster? Ist es die grenzenlose Liebe?

Ich habe mir diese Frage vor der Diagnose auch gestellt. Warum tue ich mir das an? Meine Antwort war und ist: Weil ich sie liebe! Weil ich sie auch anders kannte und sie zwischendurch immer so war, wie ich sie lieben gelernt habe. Nach der Diagnose waren wir regelrecht erleichtert und wir konnten das Problem an der Wurzel packen. Aber auch nur, weil SIE ihren Teil der Verantwortung übernommen hat .

Lieben Gruß
Tom
feuerfisch
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Tom

Ja, ich denke ihr seid ein recht gutes Beispiel dafür das eine Beziehung auch mit einem Depri funktionieren kann!

Aber ich glaube doch sehr dass es bei euch auch und gerade deswegen funktioniert weil du auch deine EIGENEN Bedürfnisse achtest. Zudem habt ihr einen Weg gefunden miteinander zu kommunizieren.

Ich finde gerade deine Beiträge hier sehr wertvoll. Du zeigst vielen einen Weg auf.

Schön das du noch immer hier schreibst!

Alles Liebe auch weiterhin!

feuerfisch


Naja, ein P.S. kann ich mir ja doch nicht so ganz verkneifen:
Findest du es nicht auch manchmal ein wenig krass was Angehörige bereit sind zu ertragen? Es geht doch hin bis zu ausgelebten Aggressionen.....

.
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tommi
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von tommi »

Liebe Feuerfisch,

ja, da hast du recht. Es ist oft sehr krass und auch nicht mehr richtig nachvollziehbar. Man sucht einen Weg und findet ihn nicht... bis zur Selbsterkrankung.... .

Deswegen ist es auch oftmals sehr schwierig, hier einen Rat zu geben. Mache ich mit meinen Aussagen ungerechte Hoffnungen? Ermutige ich zu viel? Zerstöre ich zu schnell die Hoffnungen? Schließe ich zu sehr von mir auf andere? Es können nur Anregungen sein und bleiben und jeder muss sich selbst hinterfragen, wie weit er gehen will und kann. Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass viele, viele Gespräche nötig sind, die NICHT einseitig geführt werden .

Lieben Gruß
Tom
BeAk

Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von BeAk »

Hallo liebes Feuerfischchen,

Ja, ja und ich predige hier immer die Abgenzung, wie Du ja weißt. Dafür habe ich auch schon Prügel bezogen, von einigen Betroffenen.
Aber das ist halt meine Art mit der Erkrankung meines Partners umzugehn.
Und es ist eine notwendige Abgrenzung für sehr viele (weibliche?)Angehörige.

Ich habe nämlich den Eindruck, das sich gerade Frauen aufopfern bis zur Selbstaufgabe.

Männer scheinen eher dazu zu neigen, die Erkrankung ihrer Patnerin zu ignorieren bis es nicht mehr geht. Und dann sind Toms Ratschläge genau das richtige.
Regenbogen16

Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von Regenbogen16 »

Hallo Feuerfisch!

Bin nicht(!) beleidigt;
habe aber für mich bemerkt, dass mir dieses Thema nicht gut tut, weil ich zu wenig emotionalen Abstand dazu habe.
Ich hatte einen kurzen Anfall von " ich bin stinkesauer!" (warum bin ich überhaupt bei diesem Thema eingestiegen?!)
aber ich habe mir die Freiheit genommen (nicht ironisch gemeint); "NEIN" zu sagen - ich brauche meine Reserven für andere Themen in meinem Leben; wie z. B. das "Los-lassen"...

In diesem Sinne
"Leben und leben lassen..."
Fridolina
feuerfisch
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von feuerfisch »

Hai

@ Tom

ein schlichtes und einfaches "eben"

*wink*


@ Bea

Ja, ich weiß das du immer wieder darauf hinweist das man Grenzen setzen muss, sonst WIRD man krank.
Meine Frage bezieht sich aber eher darauf ob nicht schon VORHER etwas im Argen liegt, denn sonst könnte man sich doch abgrenzen.

Von daher gesehen sind deine Hinweise auf eine rechtzeitige Annahme von Hilfe für den Angehörigen auch recht wichtig. Aber du weißt ja selbst dass es für viele doch recht schwer ist sich selbst einzugestehen das man seelisch einen Knacks weg haben könnte...

Liebe Grüße


@ Fridolina

OK, NEIN zu sagen ist ein guter Grund.
Mich irritiert es nur immer wenn jemand dann auch das zuvor geschriebene so einfach löscht, zumal der Text den andere dazu geschrieben haben dann keinen Sinn mehr haben.
Man könnte es ja auch einfach stehen lassen....

Auch dir einen Gruß


feuerfisch

.
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BeAk

Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von BeAk »

Liebes Feuerfischchen,

du triffst den Nagel auf dem Kopf.
Und bei mir war es ja auch so. Erst durch die Depression meines Mannes und ihre Auswirkungen auf mich, habe ich meine eigene Störung erkennen müssen.

Gleich zu gleich gesellt sich gern, heißt ein altes Sprichwort.
fiverly
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von fiverly »

Ich weiß inzwischen, dass die Depression meines Freundes nicht das Hauptproblem ist. Sein Therapeut und er haben sich in der Therapie einige Dinge herausgearbeitet, die sozusagen eine depressive Verstimmung rechtfertigen.

Aber seine Heilung dauert schon relativ lange und ist für mich teilweise ziemlich anstrengend.

Jetzt mit der neuen Wohnung (ab Mai) hat er zwar die Möglichkeit sich abzulenken aber dennoch äußern sich seine Ängste und Unsicherheiten.

Warum tu ich mir das an? Warum bleibe ich bei ihm?
Die ersten paar Termine war ich mit in der Therapie. Am Ende gings mehr über mich und mein Helfer-Syndrom Jaja, ich hab das schon ein bisschen. Dann holte ich mir ein Buch aus der Bibliothek und kriegte nen rießigen Schreck... Nein, ganz so schlimm ist es doch nicht, da erkannte ich mich kaum wieder.

Also, was ich sagen möchte:

Jeder, der einer Person aus einer Krise helfen möchte und jemanden sozusagen aus einem Loch herauszieht hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit selbst ein wenn auch noch kleines Problem. Wer ist schon normal heutzutage?
Und wie jemand vorher schon sagte: "Gleich ung gleich gesellt sich gerne". Genau.

Bei mir und meinem Freund habe ich schon fest gestellt, dass unsere Stimmungen sich oft austauschen, ist er gut drauf, bin ich eher traurig und umgekehrt. Wobei er vor allem momentan wieder in einem Loch sitzt und sich zu seinem Alltagsgeschäft aufraffen muss.

Aber nochmal, wieso bleibe ich bei ihm? Naja, wir kennen uns erst seit Mitte/Ende 2005. Ich habe ihn ganz anders kennengelernt und erst mit der Zeit festegestellt, dass er Dinge gerne überspielt und ziemlich verwundet ist. Dann hab ich ihn bearbeitet und einen schwachen Moment ausgesucht um ihn zu einer Therapie zu überreden. Hat er dann auch gemacht und ist mittlerweile froh darum.

Ich möchte den Menschen den ich liebe nicht so verletzt und leidend sehen. Ich möchte mit ihm mein Leben verbringen. Ich liebe ihn und glaube, dass er es schafft. Ausserdem glaube ich an uns. Von daher tu ich mir das gerne an. Auch wenn es manchmal anstrengend ist ;D

Mel
Ronny
Beiträge: 74
Registriert: 11. Dez 2006, 16:39

Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von Ronny »

Warum ertrage ich das?

Anfangs wußte ich nichtmal was mit meinem Mann ist,er wachte morgens auf und war über Nacht verändert,wußte nichtmal,wo er war.Vorausgegangen sind 4 Jahre Ehe und eine schöne Beziehung.
Als er anfing "so" zu werden,krank zu werden,spürte er das anscheint schon,denn er sagte zu mir: "was auch immer passiert,denk dran,ich liebe dich.Ich spüre,daß irgendwas mit mir passiert und ich weiß nicht was,aber ich liebe dich!"

Es folgten fast 2 Monate,wo ich ihn nicht mehr wieder erkannte.Im Dezember wurde es für fast 3 Wochen ein wenig besser und er war annähernd der Alte,bis er Ende Dezember ganz heftig manisch wurde,sogar psychotisch war er dabei und sehr aggressiv.Auch das muß er wohl gespürt haben,denn es mußte unbedingt eine Trennwand zwischen uns,er hatte Angst,daß es eskaliert und wir uns hinterher hassen.

Vor kurzem war er wieder manisch,aber diesesmal nicht so heftig.Danach war er total down und war der Meinung,er hätte ein Burnout.Verdammt,ich liebe diesen kerl immer noch,auch wenn er mir nichts zurückgeben kann momentan (oder nur ganz selten) und ich weiß,er würde genauso mir weiterhin zur Seite stehn,wenn die Situation ander herum wäre und ich krank wäre und er gesund.

Anfangs dachte ich,ich werde auch depressiv,
aber das bin ich nun nicht geworden.Ich behalte mir auch vor,wenns bei mir hier nicht mehr weitergeht und mir das zuviel wird,daß ich mit den Kids woanders hinziehe,aber anscheint ist meine Schmerzgrenze noch nicht erreicht.Er gehört zu meinem Leben immer noch dazu,aber ich habe nicht die Verantwortung für ihn.

LG Teddy
Wycombe1
Beiträge: 278
Registriert: 7. Dez 2006, 15:22

Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von Wycombe1 »

Hallo,

die frage, die du gestellt hast, hab ich mir oft selbst schon gestellt, keine ahnung wie oft. nicht über die threads hier im forum, sondern über meine eigene geschichte/erfahrung.

mein ex-partner war nicht offensichtlich depressiv, er hatte grosse alkohol-probleme, die ich aber nicht gesehen habe.

mein ex-partner hat aus seiner eigenen vergangenheit einen grossen sack probleme mit sich zu tragen, an denen er selbst schuld ist; das weiss er tief im inneren auch, aber er war nie bereit etwas dagegen zu tun. wurde es zuviel für ihn, das ihn teile seiner vergangenheit einholten, griff er zum alkohol.

ich habe immer und immer wieder versucht ihm zu helfen, hab ihm eine therapie vorgeschlagen - abgelehnt. hab ihm paartherapie vorgeschlagen - abgelehnt.

irgendwann wars nur noch ein drehen im kreis und ich, mit meinem grossen helfer-syndrom hab mich von ihm total abhängig gemacht. gings ihm gut, gings mir gut, gings ihm schlecht, gings mir schlecht. ich habe meinen freundeskreis vernachlässigt, für ihn gelogen, hab selbst die kinder an zweiter stelle gestellt usw. usf. ich habe signale meines körpers ignoriert (2x hörsturz,schwere gastritis), ich habe wirklich alles für diesen mann gemacht.

er hat aber nichts getan, er hat weiter getrunken, sich im kreis gedreht, kam nicht raus, hat die wohnung demoliert vor lauter wut, irgendwie gings dann von der wohnung auf mich über, ich habe so viel schläge einstecken müssen, aber ich habe nicht losgelassen, bin bei ihm geblieben, weil ich ihn mit jeder faser meines herzens geliebt habe....

irgendwann gings aber nicht mehr, die situation ist so eskaliert, das er kurz davor war mich umzubringen; da hab ich meine kinder geschnappt und bin ins frauenhaus..... dann zum anwalt, dann zu gericht, dann neue wohnung gesucht, 300 km weg gezogen usw.... und das war das schwerste in meinem leben; denn ich habe ihn wirklich geliebt.

heute weiss ich, das ich so etwas nie wieder mit mir machen lasse, nie wieder!!! gleichzeitig weiss/merk ich aber auch, wie traumatisiert ich von der ganzen geschichte noch bin (ist 2 jahre her die trennung), es tut mir nicht gut an ihn zu denken, an ihn erinnert zu werden usw. - ich habe regelrecht angst vor diesem mann....

soweit ich weiss hat er sich immer noch nicht helfen lassen, lebt mit einer anderen frau zusammen; es klingt gemein, zynisch, bitter, aber wenn er jetzt sie verprügelt und sie meint (so wie ich früher), nur sie kann ihn retten etc. - dann hat sies auch nicht anders verdient....

das ist leider meine traurige geschichte! und ja, ich verstehs bis heute nicht warum ich mir das angetan habe... vielleicht weil ich meine familie nicht verlieren wollte? mir nicht eingestehen konnte/wollte das es mit ihm nicht klappt, das ich "versagt" habe? viele offene fragen....

liebe grüsse,
silke
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von tommi »

Liebe Silke,

es tut mir leid, was du erleiden musstest .

Ich sehe schon einige Parallelen zu deinen Erlebnisen als Angehörige eines Alkoholikers und den Angehörigen eines Depressiven.
Es ist die Co- Abhängigkeit.

Das Verhalten gegenüber des Partners wird so sehr an die Krankheit angepasst, dass man tatsächlich glaubt, die Verletzungen durch den Partner verdient zu haben, weil man nicht richtig reagiert oder gehandelt hat. Man ist ja selbst schuld.

Ich habe schnell herausgefunden, dass ich in den Phasen meiner Frau, ihr nichts recht machen kann und es nicht in erster Linie an mir liegt, sondern an der krankheit. Hier ist es auch wichtig zu erwähnen, dass ich alles damit entschuldige.

Es ist sehr schwierig selbst zu erkennen, ob es tatsächlich Liebe ist, die einen nicht loslassen lässt, oder Abhängigkeit. Abhängig von einer Wunschvorstellung, vom Finanziellen, vom gesellschaftlichen Ansehen, von der Angst alleine zu leben, wieder von Vorne anzufangen, Angst vor der Zukunft... .

Deswegen ist es wichtig, dass einer mal von Außen draufschaut, ob Therapeut, oder guter Freund.

Dir wünsche ich alles Gute und hoffe, dass du deine Erlebnisse gut aufarbeiten kannst.

Lieben Gruß
Tom
Ronny
Beiträge: 74
Registriert: 11. Dez 2006, 16:39

Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von Ronny »

Da muß ich widersprechen,was das mit dem Gefühl,Schuldzuhaben betrifft.
Ja,anfangs hab ich auch gedacht,ich hätte was verkehrt gemacht und das wäre seine Reaktion darauf.Aber mittlerweile weiß ich,daß ich nun absolut nichts damit zu tun habe,sondern daß er eben krank ist,genausowenig hätte ich mit einem Beinbruch,einem Herzinfarkt,Krebs o.a. zu tun,wenn er daran erkranken würde (was er hoffentlich nicht auch noch wird, *KlopfaufHolz*).
Anfangs habe ich auch meiner Schwiegermutter viel Schuld zugeschoben,weil sie ihm nie Mutterliebe gegeben hat hat und bei ihm nicht nur ein Trauma,sondern gleich mehrere verursacht hat.
Auch seiner Ex hab ich Schuld zu geschoben,weil sie ihn nach Strich und Faden verarscht und abgezockt hat.
Aber hauptsächlich ist ein Hormonungleichgewicht im Gehirn schuld daran,wodurch der nun verusacht wurde,das kann keiner wissen.Laut Ärztin sind bei ihm gleich 2 Hormone betroffen,daher ist er auch bipolar.
Ob er da je rausfindet und den Schritt macht,sich behandeln zu lassen,das weiß ich nicht.Ob ich das so weitermachen werde,mit ihm Tür an Tür,das weiß ich auch nicht.Aber ich möchte heute und im Jetzt leben und meinen Tag genießen und nicht denken "vielleicht irgendwann",denn was irgendwann mal sein wird,das weiß ich jetzt noch gar nicht.Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht,daß mein Mann ein halbes Jahr später erkranken wird und mal alle Pläne für "vielleicht irgendwann" hinfällig werden.
So werd ich mir HEUTE mit meinen Kids nen schönen Tag machen in der Sonne,auf dem Spielplatz,kleines Picknick einpacken und es genießen.
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von tommi »

Liebe Teddybärin,

ich sehe nicht, dass du widersprochen hast .

Du hast dich abgegrenzt, räumlich und auch ein Stück weit emotinal. Du hast auch geschrieben, dass du am Anfang meintest, dass er deswegen so reagiert, weil du falsch reagiert hättest. Dieses hast du eben abgelegt. Das war ein großer Schritt der Abgrenzung.

Wo ist also der Widerspruch zu dem, was ich schrieb?

Lieben Gruß
Tom
Hina1
Beiträge: 761
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Feuerfisch,

ich möchte Dir auch auf Deine Frage antworten. Warum ertragen wir das?

Sicher, die eigentliche Antwort ist wohl recht einfach, weil wir den Menschen lieben.

Interessanter wirds wohl, wenn man darüber nachdenkt, WIE ertragen wir das. Und da finde ich auch, daß das Thema Abgrenzung eine sehr wichtige Rolle spielt. Ich selbst war psychisch selbst sehr angeschlagen, was mich ebenfalls in eine Depression brachte aber ich gehörte zu denjenigen, die um jeden Preis, SEINE Krankheit mitlebte. Jetzt wo es mir wieder richtig gut geht, weiß ich, das war das falscheste, was ich tun konnte. Leider machen den Fehler fast alle Angehörigen. Eigenartigerweise habe ich es in seiner ersten miterlebten depressiven Phase nicht gemacht und habe das sehr gut überstanden. Insofern denke ich, um so mitzuleiden, muß man wohl selbst schon einen "Knacks" weghaben. Kann mich da aber auch irren.

Jetzt, wo ich wieder stabil bin und um mich rum die Sonne scheint, gehe ich einfach nicht mehr auf jede Kleinigkeit ein, wäge nicht mehr ständig ab, ist das depressiv oder sonstwas, mache nicht mehr aus allem eine Diskussion und gebe keinerlei gute Ratschläge mehr. Und wie das so ist, seitdem können wir sehr gut miteinander umgehen. Der nötige Abstand ist geblieben und es ist nicht mehr mein Thema, daß er seine Depression einfach nur aussitzt. Es ist SEIN Leben, das er damit versaut, ich muß meines leben. Also, ich halte nicht mehr um jeden Preis an dem Mann fest, sondern sorge um jeden Preis dafür, daß es MIR gut geht, dann klappt auch der Umgang mit einem Depressiven wesentlich besser. Und ehrlich gesagt, kann der Meinige mich so auch wesentlich besser ertragen, als wenn ich immer die besorgte Übermutter abgebe . Und auf der Basis haben wir das ja schonmal recht gut überstanden.

Liebe Grüße
Hina
feuerfisch
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Allerseits

Mann! Habt ihr eine Menge geschrieben! Mal schauen ob ich das alles noch heute (Nacht) beantworten kann

Als Erstes mal grundsätzlich an alle:

Ja, ist mir klar das man aus Liebe/Zuneigung schon einiges tut und auch erträgt, vor allem wenn der/die Partner/in zu Beginn der Beziehung ein gänzlich anderes und normales Verhalten zeigt. Zumal, wenn sich die Beziehung zuvor schon festigen konnte.

Und doch ist es für Liebe nicht nötig dass sich jemand selbst aufgibt, oder auch nur verkrümmt. Meines Erachtens nach wäre solch ein Verhalten sogar schädlich für eine Beziehung (Übrigens, das ist genau das worüber viele Depris klagen: das sie sich verbogen haben um zu einem Partner zu passen, zu einem Job zu passen, zu der Umgebung zu passen....)

Das Helfersyndrom wurde schon angesprochen...
Ist es denn nicht so das wir Menschen bei der Suche nach Partnern nicht ein gewisses `Beuteschema´ aufzeigen? Sprich, das sich jemand mit einem Helfersyndrom instinktiv immer jemand sucht der Hilfe benötigt?
Und kann das nicht auch unterschwellig gespürt/erspürt werden?
Das Ganze kann beliebig erweitert werden: Der Starke sucht den Schwachen, der Schwache den Starken, man sucht Bestätigung, Sicherheit, ect....


@ Bea

Ja, lach, du hast es mit:

>>> Gleich zu gleich gesellt sich gern, heißt ein altes Sprichwort.<<<

ausgedrückt, ich habs nur etwas verändert: Gegensätze ziehen sich an? Nein, wohl doch eher:
Ergänzungen ziehen sich an.


@ Irina

>>> Liebe ignoriert manchmal auch eigenen Bedürfnisse.<<<

Ja, so fühle ich auch öfters: die Bedürfnisse meines Partners gehen vor meine eigenen. Weißt du was mir mein Partner sagt, wenn er etwas in der Richtung mitbekommt?
"Mir gehts gut wenn es meinem Schatz gut geht"

Und damit sind wir wieder beim Ursprünglichen...
Wenn die Liebe, oder Zuneigung ihren idealistischen Wert behalten soll, ist es denn dann nicht so, dass ich/wir für uns selbst gut sorgen müssen, damit es unseren Lebensgefährten/Partnern gut geht? Das heißt nicht das wir unsere Belange über die des Partners stellen sollten, sondern das sie gleichrangig nebeneinander existieren sollten. Dazu gehört natürlich auch dass wenn es einem Partner schlecht geht, der andere `für ihn einspringt´.

Ist es aber dafür nötig sich selbst aufzugeben? Oder auch nur sich selbst zu verbiegen?

Da bist du - und da bin ich!
Lass uns gemeinsam auch schwere Wege gehen!
Aber ich KANN nicht dein Leben für dich leben!


2. Teil folgt (bevor ich über die zugelassene Zeilenanzahl komme )
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
feuerfisch
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von feuerfisch »

2. Teil:

@ Mel

du hast für mich die schönste Begründung gebracht, eine die zeigt das du dich sehr wohl auch schon zuvor mit dem Thema auseinander gesetzt hast:

>>> Ausserdem glaube ich an uns.<<<

Für mich ist das Beeindruckenste daran das "uns". Nicht die Hoffnung ds alles besser wird wenn es ihm gut geht, sondern der Glaube daran das man es gemeinsam schaffen kann und dass da zwei Individuen sind die BEIDE etwas zu tun haben.


@ Teddybärin

Tja, du vermittelst mir den Einduck als hättest du vielleicht gerade noch rechtzeitig die Notbremse gezogen - also für mich ein `gesundes´ Verhalten. Du sorgst dich um ihn, versuchst dich zu kümmern, aber nicht mehr um jeden Preis.
Wer weiß? Vielleicht war der Auszug genau der Tropfen der das Fass bei dir zum Überlaufen gebracht hat, vielleicht `schützen´ dich auch deine Kindern - die Verantwortung für weitaus Schwächere.
Ich wünsche dir viel Mut weiterhin!


@ Wycombe

Du hast viel erlebt...
Ich darf das sagen, denn auch ich hatte auch so einen Mann.
Da gibt es nicht viel was ich schreiben könnte, denn ich kenne die Gedanken und Hoffnungen die man sich in so einer Situation macht.

Aber genau darum dreht es sich - ich hatte eine Vorgeschichte (also vor meinem Mann) die mich dafür prädestinierte mich genau auf so einen Mann einzulassen.
Wäre ich nicht schon zuvor krank gewesen, so wäre mir das sicherlich nie passiert.

2 Jahre ist deine Trennung her....
meine 23 Jahre...
Heute noch trage ich Narben davon.

Und auch wenn es nicht in diesen Thread hinein gehört - darf ich dir ein wenig Zuspruch geben?

Zu Anfang habe ich ihn entschuldigt, mit allem Möglichen. Ich habe auch mir einen Teil Schuld gegeben.
Doch so ist es nicht, es ist wirklich so das wir auf ein anerzogenes `Beuteschema´ regiert haben. Wohlgemerkt! Auf ein anerzogenes, also eines das von aussen kommt.
Es fällt schwer dies zu durchbrechen, auch wenn man es durchschaut hat. Sicher ist bei dir das du dich nie wieder auf jemand Gewalttätigen einlassen wirst. Aber es gibt auch andere Formen.....leider.
Doch eines: die Ängste werden nachlassen, alleine schon dadurch das du auf leichte Anzeichen achten wirst. Die Träume werden sich verändern.Das Leben WIRD wieder normaler werden!

Nachsatz: ich habe 500 km zwischen ihn und uns gelegt - auch der räumliche Abstand gibt Sicherheit.

Wenn du magst, dann mail mich an.


@ Hina

Kern erkannt!


Und noch einmal an Alle

Danke für eure Antworten und Beschäftigen mit dem Thema!

Eine gute Nacht und süße Träume!

*wink*

feuerfisch

.
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feuerfisch
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von feuerfisch »

@ All

Mir ist gerade noch etwas eingefallen:

Warum eigentlich nicht einen Thread im `Umgang mit der Krankheit´ eröffnen, mit dem Titel:
"Was wünscht ihr euch von euren Angehörigen?"

Nur mal so als Idee......

Bonne Nuit!

feuerfisch

.
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fiverly
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Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von fiverly »

@ feuerfisch und alle anderen, die es intessiert

Naja, eine Beziehung besteht ja nunmal zwischen zwei Personen, die etwas für einander empfinden. Und funktioniert eigentlich nur, wenn beide auch was dafür tun.
Und Arbeit an sich ist auch Arbeit an der Beziehung selbst.

Zwar ist es momentan schon so, wie auch vor einem 3/4-Jahr, dass die Energieverteilung in unserer Beziehung mit etwa 7:3 von 10 Punkten eher auf meiner Seite ist, aber ich kann ja auch daran arbeiten. Muss sogar. Ich muss schauen, dass ich weniger mache, damit mein Freund überhaupt merkt, dass ER mehr machen muss.

Bei mir läuft alles schneller, einfacher, hab mehr Energie und Kaft und mein Freund halt nicht. Für ihn ist es anstrengend, zu spülen, Wäsche zu machen und dann arbeiten zu gehen.
Deswegen arbeiten wir an uns. Ich halte mich zurück, warte ab, bis er es schafft zu spülen oder erninnere ihn an Dinge, wenn er es wieder vergessen hat.

Ich komm mir manchmal vor, wie ne Mama, oder wie in der Schule. Dort habe ich 7 geistig behinderte Kinder, zuhause einen Mann mit psychischen Problemen. Tja.

Nun ja, für mich ist eine Beziehung das Zusammenspiel von zwei Menschen, die sich lieben und für einander da sein wollen. Auch wenn ein Partner depressiv ist, muss er noch irgendwo zeigen, dass ihm der andere wichtig ist. Und wenn er seinem Partner zuliebe mit einer Therapie anfängt ist das schon etwas. Auch wenn er diese natürlich sich selbst zuliebe machen sollte. Wird am Anfang aber schwer sein, könnte ich mir vorstellen.

Aber man könnte sagen, dass ich es ziemlich gut hab. Meiner schlägt mich nicht, säuft nicht und nimmt keine Drogen. Er will, dass es ihm besser geht und arbeitet daran. Außerdem ist die Depri bei ihm eher von kürzerer und nicht so intensiver Natur. Das Hauptproblem liegt wo anders begraben...

Naja, meine 2 Cents mal wieder

Liebe sonnige Grüße,

Mel
Fina
Beiträge: 56
Registriert: 30. Jan 2007, 19:05

Re: Warum ertragt ihr das?

Beitrag von Fina »

Hallo Ihr Lieben,

ich glaube, gefährlich wird es genau dann, wenn man das Gefühl hat, es nur noch zu ertragen. Und dann sollte man sich wohl wirklich fragen, was eigentlich dahinter steckt, ob man das wirklich noch aus Liebe macht - und eben auch, wie man für sich selbst eigentlich Liebe definiert.

Bei mir ist es so, dass ich meinen Freund als einen ganz besonderen Menschen schätze, der er wahrscheinlich auch durch diese Krankheit ist... oder weil er so ist, ist er krank - die berühmte Henne-oder-Ei-Frage. Das bedingt sich wohl gegenseitig.

Und natürlich würde nicht jeder mit ihm klar kommen, das ist schon davon abhängig, was man selbst für ein Typ ist.
Aber ob ich deswegen krank bin...??
Ich habe festgestellt, dass es bei mir auch stark mit meinen Wertvorstellungen zusammenhängt, dass ich ihm nicht den Rücken kehre - die sich übrigens mit seinen decken. Ich finde es sehr traurig, wie der größte Teil unserer Wegwerfgesellschaft mit Menschen und Beziehungen (jeglicher Art) umgeht. Wie schnell sind Mitarbeiter und Freunde ausgetauscht. Da macht sich kaum noch jemand die Mühe, jemanden nicht nur nach Äußerlichkeiten zu beurteilen, nur danach ob er funktioniert oder nicht, ob er in seinem Leben viel erreicht hat oder nicht... Viele Menschen geben sehr schnell auf und suchen sich lieber neue Kontakte, statt sich um die bestehenden zu bemühen. Die Gesellschaft und auch viele Partner verlangen, dass man sich verbiegt, um anerkannt und gemocht zu werden. Mein Freund hat das auch hinter sich und hatte das Gefühl, dass er nur dann geliebt wird, wenn er gar nicht mehr er selbst ist. Das muss ja krank machen.

Ich selbst mache zwar viel aus Rücksicht auf ihn und weil ich mir wünsche, dass es ihm gut geht, ich ihn dabei unterstützen möchte... aber damit betreibe ich keine Selbstaufgabe. Würde ich das nicht tun, obwohl mir ja eigentlich danach ist, genau dann würde ich mich verbiegen. Aber man sollte natürlich schon in sich hineinhören, ob man hinter diesem Menschen steht, weil man es wirklich (immer noch) möchte. Wenn man das macht, dann stellt man nicht die Bedürfnisse des anderen in den Vordergrund, sondern eben doch seine eigenen.
Denn natürlich kann es nicht funktionieren, wenn man wider seine Natur handelt, wenn man dem Erkrankten zu liebe auf etwas verzichtet oder etwas für ihn macht und dabei innerlich unzufrieden ist. Damit ist keinem von beiden wirklich geholfen.
Und eine funktionierende Beziehung wird es wohl dann, wenn sich beider Bedürfnisse miteinander vereinbaren lassen.


Fina
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