Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Antworten
thesis
Beiträge: 35
Registriert: 7. Feb 2007, 10:32

Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Beitrag von thesis »

Hallo Ihr alle,

ich weiß nicht mehr........: Ist´s die Krankheit oder bin ich es?
Meine Frau ist depressionskrank. Seit langer Zeit. Erste Erscheinungen gehen zurück ins Jahr 1993. Therapie an Therapie in vielen langen Jahren danach. Mehrmonatiger Klinikaufenthalt in 2005.
Nach jeder Episode immer wieder Entspannung in der Beziehung. Neue einsetzende Episoden werden immer länger.
Die letzte geht seit drei, vier Wochen. Seit dieser Zeit ist wieder Ehemobbing angesagt. Ich mache nichts mehr richtig. "Die Ehe ist unter falschen Bedingungen zustande gekommen." (wir sind im 20. Ehejahr, haben 2 erwachsene Kinder männl. 18 und weibl. 23) Diese und andere Äußerungen der aggressiven Art muss ich mir wiederholt anhören. Meine Frau ist lt. eigener Aussage 20 Jahre lang "unter einer falschen Flagge gesegelt" und löst die Beziehung nun zum x-ten Male endgültig auf. Weil sie es nicht mehr aushält. Und ich trage einen Teil der Verantwortung für ihre Krankheit.
- Sie hat ein neues Buch: "Mach doch was Du willst" heißt der Titel. - Und sie macht, was sie will, behauptet aber, dass sie immer nur das gemacht hat, was ich wollte.
Ich bekomme Vorhaltungen der übelsten Art. Es wird sich diesbezüglich auf die Kinder bezogen, auf die Verwandschaft usw. Alles, was ich in dieser Beziehung gemacht, gelebt und geliebt habe, wird in den Dreck gezogen.

Hey....., Leute mit Depri-Erfahrung....., bin ich nun das wirklich Letzte oder habe ich eine Chance ungestraft in den Spiegel schauen zu können?
- kurze Einblendung aus dem Moment heraus.
Meine Frau kommt gerade an den PC und sieht, dass ich hier im Forum schreibe. Sie kommt mir zu nahe und ich frage: "Findest Du das lustig?" Die verhöhnende Antwort mit Blick auf den Monitor: "Ja, das finde ich lustig" Ende Einblendung -
Also......, wie darf ich solche Verhaltensweisen in einer Episode verstehen?
Ist das einfach nur Ehekrieg und die Depri hat da nichts mit zu tun oder ist dieses Verhalten nach Eurer Einschätzung wieder mal einer solchen Episode geschuldet? Denn immer dann, wenn Episoden das gemeinsame Leben aufs schlimmste Berühren, ist ist ein solches Verhalten von meiner Frau normal.
Es wird immer schlimmer. Von daher weiß ich nicht, was jetzt hier tonangebend ist. Die Depri oder wirklich eine absolute Unverträglichkeit in der Beziehung, die auf einen normalen Ehekrieg hindeutet. Wie ist Eure Erfahrung? Verhärtet sich ein solches Verhalten nach Jahren und verstärkt die Krankheit? Dann sollte ich schleunigst das Weite suchen. Nein...., nicht nur, dass ich mich nicht mehr geliebt fühle...., nein...., viel mehr..., ich fühle mich gehasst.
Und schon wieder steht heute eine neue Flasche harten Gebräus im Schrank. Verstärkt Alkohol Depriwirkungen solcher Art?
Ach so......, Sexualität ist ja auch ein Thema. Ist es dieser Krankheit gemein, in solchen Depriphasen nichts mehr damit zu tun haben zu wollen oder liegt das nun mal wieder an mir, dass meine Frau diesbezüglich nichts mehr mit mir zu tun haben möchte. Außerhalb dieser Episoden geht das dann schon ganz anders ab.
Ich glaube, ich habe keine Chance mehr, diese Episode mal beendet zu sehen ohne schon wieder Angst vor der nächsten zu haben.
Ich werde nun immer sicherer, wenn ich meine, dass ich lieber gehen solle. Meine Frau hat das jedenfalls vor. Mal sehen, wer zuerst geht.
Leute von heute, die Ihr hier dabei seid. Vielleicht gibt es ja noch mehr von diesen Erfahrungen und letztlich auch Antworten, wie am besten damit umzugehen ist.
Nicht dass ich verzweifele. Nein....., ich bin nur hilflos traurig und gerade mal wieder dabei, innerlich sauer und wütend zu werden.
Danke, dass Ihr mich anhört.
- kurzer Hinweis: Meine Frau war die letzte und ist diese Woche wegen ihrer Krankheit arbeitsunfähig geschrieben -

Beste Grüße
.... Ebbi
BeAk

Re: Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Beitrag von BeAk »

Lieber Ebbi,

kauf Dir mal ein gutes Buch für Angehörige,
z.B."Wenn der Mensch, den du liebst, depressiv ist".

Ja alles was Du beschreibst inklusive mangelnde libido ist depressionsbedingt.
Was sagt Dein Therapeut, wie kannst Du mit diesen Situationen umgehn?
thesis
Beiträge: 35
Registriert: 7. Feb 2007, 10:32

Re: Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Beitrag von thesis »

Hi Bea,

ich bin in solchen betroffenen Momenten wirklich am Zweifeln. Ich bekomme ja nichts anderes zu hören, als nur schlimmste Vorhaltungen. "Ja, Du bist deutlich daran beteiligt..., frage Dich mal, seit wann ich das habe" hat sie mir vorgeworfen. Gemeint war Ihre Krankheit. Und dann kamen nur noch und auch von Alkohol beeinflusst, erniedrigend gemeinte Kommentare. Dann geht es schon unter die Gürtellinie.
Und das bei einer Frau, die ansonsten immer, ich betone immer, die äußerliche Fassung behält. Alkoholeinfluss und Antidepressiva gehören eben nicht zusammen.
Ich will das jetzt nicht weiter ausführen, das führt zu nichts.
Aber wir hatten doch schon mal die Diskussion über die Probleme von Cyber, als es darum ging, ob es nicht besser sei, sich das Ganze von "außen" anzuschauen. Sozusagen mit dem notwendigen Abstand, um den Blick auf das Wesentlich nicht zu vernebeln. Denn Gefühlsattacken vernebeln den Blick ganz erheblich.
Aber Danke dafür, dass Du mir klar zeigst, dass im Wesentlichen alles als ein Symptom dieser Krankheit zu werten ist.
Deine Empfehlung mit dem guten Buch......, naja, ich halte es lieber mit dem persönlichen Austausch. Aber auch Danke für diese Empfehlung.

Gute Nacht Ebbi
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Beitrag von Clown »

Hallo Ebbi,

fragst du uns eigentlich, was du machen sollst? Ob du dich trennen sollst oder nicht? Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das (auch) eine Frage von dir ist.

Was du schilderst klingt für mich nach Ehehölle. Da wollte ich raus, wenn ich du wäre, egal aus welchem Grund die Hölle besteht.

Mal ehrlich, wenn du sozusagen schwarz auf weiß bewiesen bekämest, dass alles, was du gerade erlebst und dadurch fühlst, auf Depressionen zurückzuführen sei, wolltest du nicht trotzdem raus aus der Hölle?

Bea fragt nach dem Rat deines Therapeuten, hast du denn einen?

Grüße,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Beitrag von susan »

Hallo Ebbi,

ich verstehe dich in vielem, weil ich ähnliches erlebt habe und erlebe in meiner langjährigen Beziehung. Ich bin die mit der Deprikarriere und mein Mann ist der davon betroffene Angehörige. Ich weiß, wie schwer es zu trennen ist, was da reines Depriverhalten oder ein Nicht(mehr)funktionieren der Beziehung ist.

Wir sind verschiedene Wege gegangen, um das herauszufinden. In erster Linie half und hilft mir meine Therapie, vieles besser zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen. Mein Mann ist zu einigen Gesprächen, auch in die Kliniken, in denen ich war, mitgegangen. Er war - leider - nicht dazu bereit, sich persönlich Hilfe zu holen - z.B. in einer Angehörigengruppe.

Wir haben uns ein Buch über die Krankheit gekauft - es war einfach erklärt, was Depressionen sind, wie sie sich bemerkbar machen, wie man sich helfen kann u.v.m. So konnte er und auch ich die Symptome besser verstehen. Depressionen sind so vielschichtig, sie belasten in vielen Bereichen und es ist unsagbar schwer, mit ihnen ein "normales" Leben zu führen...aber wem erzähle ich das?

Was ich besonders wichtig fand, war die Tatsache, dass wir - wieder - ins Gespräch gekommen sind. Lange Zeit war nur Streit, jeder noch so kleine Funken Aggression entzündete sich und hinterher war kaum noch zu erkennen, wo die Ursache lag und welches die Auslöser waren.

Wir gerieten dann in eine Phase der Sprachlosigkeit, d.h. jeder versuchte, den Alltag so gut wie möglich hinzubekommen, aber ein Miteinander war nicht mehr möglich. Wir wußten allein keinen Ausweg, meine depressiven Phasen wurden immer schwieriger und meinem Mann ging es auch zusehends schlechter. Wenn wir redeten, dann nur, um dem anderen zu sagen, wie satt wir das Ganze haben und dass es wohl besser wäre sich zu trennen.

Dieser Gedanke machte mich krank, weil ich spürte, dass uns doch noch sehr viel verband und so schlug ich ihm vor, zur Paartherapie zu gehen. Niemals! lautete die Antwort und ich begann zu resignieren. Irgendwie haben wir es dann doch geschafft, diesen gemeinsamen Weg zu gehen.

Es hat uns geholfen, wieder eine gemeinsame Sprache zu finden, wir haben noch vorhandene Gemeinsamkeiten aufgespürt und sie gelebt. Das Ganze war ein zäher Prozess mit vielen Höhen und Tiefen. Mein Mann wollte dann irgendwann nicht mehr mitgehen, weil es ihm (scheinbar) nichts mehr brachte. Ich redete ihm nicht zu, weil es mir bewußt war, welch schwerer Schritt es für ihn war.

Ich habe immens viel gelernt durch diese Therapie und diese Erkenntnisse, von meinem Mann nicht so spürbar, haben uns geholfen, wieder einen gemeinsamen Weg zu gehen. Das alles war nur der Anfang und der Weg ist noch nicht zu Ende.

Für mich war im Rückblick wichtig, eigene Bedürfnisse zu leben, ohne den anderen aus den Augen zu verlieren. Sich selbst zu beobachten, erkennen, was macht mein Verhalten mit dem anderen, ist ein wichtiger Schritt. Das Fundament ist die Kommunikation - ohne sie geht nichts (auch kein Sex).

Sich sagen, wie man sich fühlt, den anderen aktzeptieren, so wie er ist, ihm zuhören, alles nicht einfach, wenn sich die Fronten verhärtet haben.

Ich hoffe, mein Beitrag ist hilfreich für dich und du/ihr findest einen Ausweg aus der jetztigen euch sehr belastenden Situation.

Liebe Grüße
Susan


Fina
Beiträge: 56
Registriert: 30. Jan 2007, 19:05

Re: Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Beitrag von Fina »

Hallo Ebbi,

Du schreibst, Du würdest den persönlichen Austausch einem Buch vorziehen und natürlich ist der persönliche Austausch sehr wichtig und nicht zu ersetzen, aber ich denke auch, dass Dir dieses Buch sehr viel Aufschluss geben kann und damit hilft, den persönlichen Austausch zu ebnen.
Du fragst Dich/uns, ob die Reaktionen Deiner Frau auf die Depression zurückzuführen sind - dieses Buch wird Dir zeigen, wie stark die Reaktionen Deiner Frau mit der Krankheit zusammenhängen. Und auch Deine eigenen Reaktionen! Denn es besteht eine starke Wechselwirkung, die wohl in erster Linie daher rührt, dass man als Angehöriger nicht zu unterscheiden vermag, ob es nicht vielleicht doch die Persönlichkeit des Partners ist, die einem zu schaffen macht und folglich, ob man diesen Menschen eigentlich wirklich noch liebt. Oder ob man sich lediglich daran klammert, dass es die Krankheit ist, in der Hoffnung, der ganze Spuk ist irgendwann wieder vorbei...

Möglicherweise ist die Krankheit aber nie wirklich vorüber - diese Angst hast Du ja auch ganz massiv. Selbst in guten Phasen begleitet Dich die Angst vorm nächsten Rückschlag.
Ich denke, der einzig sinnvolle Weg ist daher, nicht auf bessere Zeiten zu hoffen, sondern einen Weg zu finden, wie Du am besten mit der Situation - so wie sie ist - zurecht kommst... sei es, dass Du Dir eingestehst, ich kann so nicht weiter machen und schaffe es nur, selbst wieder glücklich zu werden, indem ich mich abwende und meinen Weg ohne meine Frau weiter gehe, oder indem Du einen Weg findest, den Du mit ihr gemeinsam weiter gehen kannst und auf dem Du die Liebe zu Deiner Frau neu entdeckst.

Ich glaube, dabei hilft dieses Buch sehr! Darin wird erklärt, wie es eigentlich kommt, dass wir uns selbst so schlecht fühlen und wie wir dann aus diesen Emotionen heraus wiederum mit dem Erkrankten umgehen und was unsere Reaktionen bei diesem auslösen, wie er bzw. sie sich daraufhin verhält...
Wenn wir die Zusammenhänge erkennen, was der Partner in uns auslöst und wordurch das geschieht, hilft das m.E. schon sehr. Denn eines der größten Probleme ist wohl, dass wir viele Reaktionen persönlich nehmen.
Was ja auch sehr menschlich ist, erstrecht, wenn wir persönlich angegriffen werden. So wie Deine Frau Dir nun die Schuld an ihren Depressionen aufbürdet.
Das ist ja kaum noch zu überbieten und ich nehme an, dass insbesondere Frauen oft zusätzlich auch sehr subtile Spitzen verteilen und Ihrem Partner dadurch tatsächlich das Leben zur Hölle machen können, während depressive Männer sich dann doch ehr einem Gespräch entziehen und die Frauen sich selbst überlassen... Wobei die Art und Weise, wie sich diese komplexe Krankheit letzendlich abzeichnet (weder die offensive noch die defensive ist für die Angehörigen einfach zu handhaben), sicher auch recht individuell ist und immer auch ein Stück weit durch die Persönlichkeit geprägt wird. Was es den Angehörigen besonders schwer macht, zu differenzieren, inwieweit die Persönlichkeit zu Tage tritt und wo die Krankheit beginnt, sowie Vergleiche mit anderen Betroffenen und deren Angehörige zu ziehen, die einem persönlich weiter helfen.

Inzwischen ist mir klar geworden, ich kann Persönlichkeit und Krankheit nicht deutlich voneinander trennen, sie bedingen sich gegenseitig und ich bekomme sie schließlich auch im Paket geliefert, also muss ich auch mit beiden Anteilen zurecht kommen, sofern ich mich nicht dazu entschließe, mich komplett herauszuziehen.
Ich habe die Liebe zu meinem Freund wiederentdeckt, obwohl sie nicht in der Form erwidert wird, wie ich es mir wünschen würde. Aber das kann ich ihm nicht zum Vorwurf machen - egal ob nun krankheitsbedingt oder nicht. Das ist sicher eine Frage der Ethik. Ich liebe nicht nur dann, wenn ich zurückgeliebt werde... Daher suche ich nach einem Weg, mit der Krankheit und mit ihm besser zurecht zu kommen.
Dabei ist es sehr wichtig, aber nicht einfach, die immer wieder propagierte persönliche Distanz herzustellen. Für mich persönlich funktioniert das weder, indem ich eine äußere Distanz aufbaue und den Kontakt meide, auch nicht, indem ich mir sage, dass das nicht mein Problem ist und quasi in Trotz verfalle, sondern mir gelingt es am besten, wenn ich verstehe und ihn innerlich begleite... Wenn ich verstehe, was da vor sich geht, und selbst dann, wenn ich mitfühle, was er durchmacht, geht es mir besser...
Das klingt bestimmt paradox - ich leide ein Stück weit mit ihm und dennoch hilft es mir, mich besser zu fühlen, ohne mich dabei an seinem Leid zu ergötzen, im Gegenteil...

Ich feue mich über den sonnigen Frühlingstag. Der fing schon gut an, denn ich hab gut geschlafen, fühle mich ausgeruht und empfand mich beim Blick in den Spiegel als hübsch, es machte Spaß, mich nett anzuziehen und zurecht zu machen. Ich hab mich aufs Büro gefreut und treffe mich anschließend noch mit einer Freundin in der City. Sicher gehen wir bei dem schönen Wetter draußen einen Kaffee trinken und plaudern nett, umgeben von lauter anderen gut gelaunten Menschen, bei denen die Frühlingsgefühle durchkommen...
Und ich weiß, dass mein Freund diese Freude nicht empfinden würde, sich wahrscheinlich schon beim Aufwachen unausgeruht gefühlt hat, sein Spiegelbild nicht mochte, "froh" ist, krank geschrieben zu sein, um sich nicht zur Arbeit quälen zu müssen, den Tag aber dennoch nicht genießen wird, sich dessen aber auch bewußt ist, dass ihm das nicht vergönnt ist, er sich in seiner Wohnung hinter ungeputzen Fenster verkriechen wird, weil ihn gut gelaunte Menschen nur noch mehr auf sich selbst zurückwerfen und seine Gleichgüligkeit dann wahrscheinlich noch in Wut und Aggressionen ausartet...

Wie schrecklich muss sich jemand fühlen, wenn er anderen - ausgerechnet den Menschen, die für ihn da sind und sich um ihn bemühen - die Schuld an seinem Leid gibt. Wie schrecklich muss es sein, gar keine oder nur noch negative Gefühle zu haben...
Wenn wir uns anstecken lassen, macht es uns das Nachvollziehen leichter... aber es zieht die Betroffenen meist auch noch mehr runter, weil sie dann nicht nur sich selbst sondern auch noch die Menschen kaputt machen, die ihnen trotz aller Gefühllosigkeit am Herzen liegen, sie sich nun auch noch für deren Leid verantwortlich fühlen - die Sehnsucht nach Ruhe und Sorglosigkeit wird größer, der Rückzug wird noch stiller, die Aggressionen noch lauter...
Die Spirale sollte sich aber besser nicht abwärts sondern aufwärts drehen!!!

Lieber Ebbi, ich sende Dir und allen anderen sonnige Grüße und hoffe, sie erreichen Euch!
Fina
Wycombe1
Beiträge: 278
Registriert: 7. Dez 2006, 15:22

Re: Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Beitrag von Wycombe1 »

Hallo Ebbi,

mich stimmt es sehr traurig zu lesen, was gerade in deiner ehe "los" ist und ich kann mir vorstellen wie du an deine grenzen kommst und was du fühlen musst und ja, wohl auch hilflos, wütend, traurig, enttäuscht, alles halt, bist.

wie ist denn der umgang deiner frau mit den kindern? leben sie noch zuhause oder schon auswärts? verstehst du dich gut mit deinen kindern? geben sie dir/du ihnen halt und kraft? es wäre sehr traurig, wenn aufgrund einer person die ganze familie auseinander gleiten würde....

mein ex-partner war nicht depressiv, aber er hat ein grosses alkohol-problem und war sehr emotionslos, ist über leichen gegangen; kein vergleich, das weiss ich, aber irgendwann stand ich vor der frage/entscheidung: willst du dein leben so weiterleben oder möchtest du irgendwann mal wieder glücklich leben? ich habe mir die entscheidung damals nicht leicht gemacht, denn ich habe 2 kinder (das erst nicht von ihm),aber die zweite und ich habe immer gedacht, ich muss das alles aufrecht erhalten wegen der kinder....

aber irgendwann ist mir bewusst geworden, in was für einer atmosphäre die kinder gross werden und das wollte ich nicht mehr. ich wollte für mich und die kinder ein gutes leben; also bin ich gegangen.....

das ganze ist im juli 2 jahre her und erst jetzt fang ich langsam an zu begreifen wie richtig die entscheidung für mich, für die kinder war....

ich wünsche dir, das du für dich das richtige findest, den weg den du einschlagen möchtest und ganz viel kraft dabei!

viele grüsse,
silke
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Beitrag von tommi »

Lieber Ebbi,

das was Susan schrieb, ist auch mein Erleben mit der Krankheit meiner Frau.

Der zentrale Punkt ist wieder einmal das Gespräch .

Was ist krankheitsbedingt, was ist Beziehungskriese. Das ist eine Aufteilung, aus der du keine Antwort erhälst. Ich habe mir eine Antwort gesucht und für mich eine gefunden. Ich frage mich einfach, wie meine Frau außerhalb der Phasen ist und relativiere so ihre Angriffe gegen mich. Was du erlebst, habe ich auch schon x-mal mitgemacht, alledings hat sie mir nie zum Vorwurf gemacht, ich würde Schuld an ihrer Krankheit sein . Das bist du auch nicht, weil der Grundstein einer Depression in der Kindheit gelegt wird.

Ich empfinde deine Beschreibung, als Hilferuf deiner Frau an dich. Ihre Vorwürfe sind Spiegelbild ihrer Unzufriedenheit, mit sich und mit ihrem Leben. Sie sieht kein fortkommen und greift dich an. Sie will eigentlich deine Nähe, erstmal nicht körperlich, sondern geitstig. Sie möchte dass sich was an der Beziehung ändert. Sie möchte mit dir mehr Zeit verbringen, sie möchte mit dir die guten Phasen genießen. Sie mochte deine Aufmerksamkeit, die im Alltag doch oftmals unter die Räder kommt . Sie möchte mit dir reden.
Das sind Sätze, die bei meiner Frau oftmals in den verbalen Angriffe als Nebensätze herauszuhören waren und nur von mir verstanden wurden, weil ich versucht habe, richtig hinzuhören.
Deine Frau mag sich nicht und will was ändern und ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich mit dir verändern will.

Susan schrieb:
>>>Wir sind verschiedene Wege gegangen...."".... Irgendwie haben wir es dann doch geschafft, diesen gemeinsamen Weg zu gehen.>>>
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass zwischen diesen beiden Sätzen sehr viel Arbeit liegt . Der Weg dorthin gelingt nur über das miteinander Reden.
Auch wir haben eine Eheberatung aufgesucht, um unsere Kommunikation neu zu erlernen. Denn geredet haben wir zwar, allerdings waren das eher Streitgespräche .

Ich hoffe, dass es euch gelingt, einen gemeinsamen Weg zu finden, denn das Ziel ist eine wesendlich innigere Beziehung, die auch nicht durch die Phasen meiner Frau grundlegend erschüttert wird.

Lieben Gruß
Tom
thesis
Beiträge: 35
Registriert: 7. Feb 2007, 10:32

Re: Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Beitrag von thesis »

Hallo Leute,

´s war ´nen langer Arbeitstag heute. Komme gerade nach Hause und lese Eure Beiträge. Allen erstmal mein wirklich herzliches Dankeschön.
Fange ich mal der Reihe nach an:
@Clown
Hallo...., das mit der Frage, ob ich mich trennen will..... ähhh, weiß nicht, ob ich da noch einen so großen Einfluss darauf habe. Meine Frau fühlt sich ja schon lange Zeit von mir getrennt und wiederholt das nun immer häufiger. Immer in Begleitung von Despektierlichkeiten der persönlichen Art. Ich kann das gar nicht wiedergeben, was und wie sie da alles formuliert. Das kann ich alles gar nicht behalten. Hasssss, Hasssss, Hasssss kommt da bei mir rüber.
Und da liegst Du richtig, wenn Du sagst, dass Du da raus wolltest. Das eben sind meine Anteile an meinem Wunsch, mich von meiner Frau zu lösen. Genau die sind es..., eben dass ich mir das nicht länger mehr antun möchte. Ich will raus aus dieser Hölle. Egal, aus welchem Grund. Stimmt genau.
Nächste Antwort: Neeee, ich habe (noch) keinen Therapeuten. Soweit zu Deiner Stellungnahme, Clown. Merci dafür.

@Susan
... na Du..,
das, was Du und wie Du mir schreibst ist mir sehr hilfreich. Danke, danke, danke. So sehr viel will ich auf Dein Posting nur gar nicht Stellung beziehen. Dieser Erfahrungsbericht, dieses Statement spricht für sich und hat für sich (und mich) schon Lehrbuchcharakter.
Hinsichtlich eine Paartherapie höre ich häufig, dass Männer da wohl eher kneifen oder nicht durchhalten und sie schon überhaupt nicht inszenieren. Also nicht dafür Sorge tragen, dass es eine solche Therapie geben kann.
Bei uns ist das ein wenig anders. Meine Frau ist wohl der Meinung, dass das ja sowieso keinen Sinn mehr hat. Ich habe eine solche Paartherapie schon mehrfach abgefordert. Sie hat dann auch eingelenkt und versucht, einen Termin dafür zu bekommen. Leider ist es hier im Raum wohl so, dass die Leute diesbezüglich wohl besonderen Therapiebedarf haben. So sind alle möglichen Termine erst in ein, zwei Jahren frei. Aber es ist richtig. Ob dies nun stimmt, müsste ich herausfinden. Ich werde Deinen Hinweis mal als Anlass für mich nehmen müssen, mich selbst drum zu kümmern.
Alle Hinweise von Dir sind für mich sehr nachdenkenswert. O.K. Wenn da nicht diese grundsätzliche Einschätzung meiner Frau wäre, dass Sie meint, sie wäre all die Jahre unter einer falschen Flagge gesegelt.
Jaaaa, das muss erklärt werden. Ich versuche mal meine Einschätzung rüberzubringen.
Die Ursache von Depressionen sollen ja bekanntlich in der Kindheit liegen. Und da liegt das Problem wohl auch bei meiner Frau. Es ist klar und von ihr mir gegenüber auch so
kommuniziert, dass sie in ihrer Kindheit Gewalterfahrungen machen musste. Ohne, dass ich hier näher darauf eingehen möchte:
Gewalterfahrungen mit Menschen, die man liebt und von denen man/frau nur e i n e n im Leben hat, spielen ganz gemeine Streiche im Leben der/des Betroffenen. Besonders dann, wenn sich im weiteren Kindheits- und Jungendleben aus diesen Menschen dann ein ganz besonderes Vorbild entwickelt. Etwa, weil dieser Mensch seine besondere Rolle im öffentlichen Leben hatte, Erfolge vorzuweisen hatte und auf der politischen wie wirtschaftlichen Bühne weit über die Grenzen des Heimatortes hinaus bekannt wurde. Also es ein Mensch war, dem man nachzustreben gewillt war. Und nun kommt einen als Frau noch so ein Mann in die Quere, von dem frau glaubt, er würde diesem Vorbild entsprechen können.
Worüber schreibe ich? Über eine Situation, in der eine Gewalterfahrung in früher Kindheit verdrängt oder besser abgespalten ist.
Und plötzlich im Alter von 35, 36 Jahren, kommt die "Erinnerung". Und nun. Was ist mit dem Vorbild nun?
Und was wird aus dem Partner, dessen Wahl sich auch aus dieser Tatsache eines Wunschbildes von Mann, der dem Vorbild nahe kommt, ableiten lässt?
Hier nun hat der Begriff der Depression eine besondere Dimension. Genau, wie die Wirkung der Depression auf den Partner nun eine sehr eigene Dynamik entwickelt.
Ja, Susan, und kann man/frau hier Vergleiche ziehen? Ich weiß nicht. Ich weiß auch nicht, was nun wirklich alles stimmig sein kann, könnte, sollte.
Es war eine ganz besondere Stellungnahme, die Du mir da gegeben hast. Danke.
..............................
Die Freude am Licht resultiert aus der Erfahrung der vorausgegangenen Dunkelheit

@fina
Liebe Fina, es ist schön, wie Du von "think positiv" erzählst. Von Abstand etc.
Ja...., ich denke, das kann ich auch. Das tue ich auch. Ich suche mir meine Inseln in diesem immer wieder auftobenden Meer von Ehestress. Aber auch da muss ich schauen, dass die Wogen nicht auf mich schwappen.
Und Deine Einlassung auf die Frage, was es denn nun ist, was einen da so fertig macht.., ist die Depression oder ist die Persönlichkeit des Erkrankten? Ich glaube beides gleicht sich im Laufe der Jahre an. Die Persönlichkeit passt sich an die krankheitsbedingten Erscheinungen an. Wie kann ein Mensch es denn sonst aushalten, immer wieder so gegensätzlich wahrzunehmen? Mal zu lieben, mal zu hassen, mal zu lieben, mal zu hassen. Mal zu wollen, mal nicht zu wollen. Irgendwann überwiegt die Depression. Irgendwann siegt die Depression. Episoden werden immer länger und länger. Länger als die übliche Zeit. Viel länger. Dann fällt das, was nicht mit der Episode zu erklären ist, einfach mal unter den Tisch. "Das habe ich nur gesagt, getan, gemacht, gemeint.... weil......" heißt es dann. Wann die Depression eine nachhaltige Persönlichkeitshaltung annimmt ist dann auch unwichtig.
Bei dieser Einschätzung setzte ich natürlich eine gewisse Unfähigkeit von Psychiatern und Psychotherapeuten voraus, genauso, wie ich voraussetzte, dass diese involviert sind. Heißt, sich aktiv mit der Person befassen und nicht viel bewirken.
Meine Frau hat nun schon seit 15 Jahren teilweise gleichzeitig mehrfache therapeutische Begleitung.
Dass sie sich noch nicht das Leben genommen hat......, ja...., das ist sicherlich auch den Therapeuten und vor allem den Therapeuten während des mehrmonatigen Klinikaufenthaltes zu verdanken.
O.K. ich höre ja schon auf.
Alsooooo, fina, ich schaue trotzdem mit Freude in die Zukunft. Ich gehe dieses Jahr so ungefähr in mein wohl letztes Lebensdrittel und werde diesen Teil meines Daseins besonders gestalten. Das hat mir die Erfahrung der letzten Jahre so geflüstert.
Ich habe mir zur Freude meines männlichen Fortbewegungstriebs schon mal ein schickes Zweirad vormerken lassen und werde meinen Vor-Ruhestand mit einer Reise durch Europa damit einläuten.
Was aus meiner Ehe wird........., ... wir werden sehen.
Vielleicht gibt ein solcher Abstand durch eine Reisetätigkeit ja die richtigen Impulse.
Genießen wir diesen Frühling und den kommenden Sommer ganz bewusst. Ich bin dabei.
Du hast mir mit Deiner Art, think positiv zu sagen, weiter geholfen. Danke auch dafür.

@wycombe1
hallo nun auch Dir. Jaaa, der Umgang meiner Frau mit meinen Kindern ist herzlich. Sehr herzlich. Wobei sie ihnen mit ihrer gelegentlich schrägen Motzerei auch voll auf die Nerven gehen kann. Besonders meinem Sohn, der ist 18 und lebt noch bei uns. Meine Tochter ist i h r Ein und Alles. Sie lebt nicht mehr hier, ist 23 und studiert in Freiburg. Sie kennt das Problem und steht in vielen Fällen auf meiner Seite ohne ihrer Mutter auch nur im Geringsten in den Rücken zu fallen. Sie hat eine sehr verbindende Funktion, was ihre Eltern anbetrifft. Sie merkt, wenn sie von der einen oder anderen Seite in Beschlag genommen wird. Ja, das kann schon mal vorkommen.
"Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.
Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden, wenn es besser werden soll."
(G. C. Lichtenberg) Hey wycombe1, Danke auch für diesen Spruch.

@tom
hi tom...., was Du da meinst, trifft vielleicht zu. Vielleicht. Meine Frau muss mich nicht überreden, mit ihr zu reden. Das tue ich von mir aus. Sie geht mir dann und wann viel lieber aus dem Weg.
Sie erklärt, sie bräuchte körperliche Nähe, lehnt sie aber von mir ab. In schlimmen Phasen habe ich das Gefühl, sie kann mich nicht ausstehen.
Also..., ich habe nicht das Gefühl, dass sie was will, was sie von mir nicht auch freiwillig bekommt. Sehrwohl möchte sie was von mir, was ich ihr nicht geben kann. Ich bin kein Politiker, der öffentliche Kontakte herstellt, der prominent auf der wirtschaftlichen Bühne steppt. Das mag jetzt sicherlich übertrieben sein. Aber so kommt es mir gelegentlich rüber, wenn ich sie reden höre von dem, was sie an mir vermisst. Sie fordert die intellektuelle Auseinandersetzung auf ihre Art. Sie wünscht sich, dass ich mich spirituell mehr einbringe. Mich mit einem sinnlich, spirituellem Geist bemerkbar mache, den ich aber nun mal nicht habe.
Pardon....., das ist nicht mein Ding...., davon war vor ihrer Problemzeit noch keine Rede.
Na klar. Da aber hast Du recht, wenn Du schreibst, dass ihre Vorwürfe ein Spiegelbild ihrer Unzufriedenheit seien.
Und Du hast ja so recht, wenn Du schreibst, dass sie will, dass sich was in unserer Beziehung ändert.
Sie will nicht mehr traurig sein, sie will, will, will. Jedes dritte Wort ist gelegentlich genau so: Ich will, dass....
Auch hier weiß ich, dass dies Ausdruck ihrer Unzufriedenheit ist.
Also tom, auch Dir gilt mein herzlicher Dank für Deine Schilderung und damit verbunden ist, dass ich weiß, dass ich nicht alleine bin, mit solchem Ungemach. Danke dafür.

@all together
....nun, jetzt will ich´s damit einfach belassen und werde mich dann in meiner Sache erst wieder melden, wenn es wirklich Neues und Interessantes zu berichten gibt. Oder ich bin mal wieder overkilled und brauche wieder Euer Ohr. Kann sein, dass das bald sein kann. Schön, dass es Euch gibt.

So long..... Ebbi
1957
Beiträge: 340
Registriert: 18. Aug 2005, 01:41

Re: Es geht jetzt wohl nichts mehr (Trennung als Lösung)

Beitrag von 1957 »

Hallo Ebbi,

ich kenne es ebenfalls, leider

Gruß manni,
der Dir einen schönen Tag wünscht.
Antworten