Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

tommi
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Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von tommi »

Ihr lieben,

der erste Thread ist schon sehr voll, deswegen eröffne ich den 2. für alle mit analogem Anschluss.

Lieben Gruß
Tom

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1170678583 Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? I (von Cyber)

Letzte Beiträge von Cyber
erstellt am 21/02/2007 20:31
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Hallo liebe Freunde,
so schnell kann sich das ganze ändern: Habe am Rosenmontag meine ältestes Kind zurückgebracht und meine kleinste ist bei meinen Eltern geblieben um meine Frau zu entlasten.
Dann höre ich von meiner Frau alles mögliche, wie kümmer mich nicht um meine Kinder, sorge nicht für die Entlastung meiner FRau, tue nichts für meine Frau, lasse sie mit ihren Problemen alleine, einmal bei ihr anrufen ist zuwenig, usw, usw,
bin einfach enttäuscht was von ihr alles für ein Sche.. kommt. Bin einfach enttäuscht, weil ich mit der Reaktion in der Annäherungsphase nicht gerechnet habe, Ich weiß es ist wieder nur ein Anfall von meiner Frau!!!!

Mag den Beitrag auch jetzt schließen und werde wenn notwendig einen neuen eröffnen.

Danke an Alle für Eure Anmerkungen und viele habe mich zum Nachdenken angeregt und das war gut so.

Bis die Tage Euch allen einen lieben Gruß
und werde jetzt mal ein paar Tage Ruhe einlegen, ohne die Familie aus dem Blick zu verlieren.

Cyber
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von Bea
erstellt am 21/02/2007 22:34-
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Lieber Cyber,

warum ziehst Du Dir den Schuh an?

Sie hat einen weiteren Krankheitsschub und läd ihre schlechte Laune einfach bei Dir ab. Sie sucht sich ihrgend einen Anlaß, was ist egal. Es ist alles nur Ausdruck ihre Seelenzustandes. Du hast nichts mit ihren Vorwürfen zutun.

Du bist nicht Schuld an ihrer Situation. Du bist auch nicht Schuld an ihrer schlechten Laune. Zieh Dir einfach den Schuh nicht an.

Ich weiß das ist leichter, gesagt als getan.

Gruß Beatrix

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von Ebbi
erstellt am 22/02/2007 13:03
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Hey, Cyber,

.... es ist mal wieder so weit. Die paar Tage der "friedlichen Koexisten" mit Deiner Frau wurden jäh beendet.
Mir geht es auch immer wieder so, dass ich in solchen Phasen glaube, dass sie was geschnallt hat. Neeeee, is nich sooooo. Plötzlich und unerwartet hast Du "die Torte" dann wieder im Gesicht. Im Nullkommanichts. War es ein falschen Wort? War es ein richtiges Wort? War es kein Wort? Egal......., mache Dir darüber keine Gedanken. Du musst nur ausbaden, wofür Du nichts kannst. Ich fühle mich häufig wie der seelische Mülleimer meiner Frau, den sie mit übelstem Zankverhalten befüllt(rein intellektuell gespick - nicht und nie verbal daneben).
Zur Zeit ist sie gerade wieder sehr "schmusig", wie ich das nenne. Die Schlange im Kanninchenfell. Deshalb geht es mir auch wieder mal besser.
Sage mal...., ist´s bei Deiner Frau auch so, dass es immer dann, wenn´s auf die Regel zugeht und der diesbezügliche Stressfaktor hoch geht, eine signifikante Auffälligkeit für die Episoden gibt? Der Höhepunkt der Unerträglichkeit des Verhaltens einsetzt? Ich kann das bei meiner Frau bisher immer feststellen. Auch, seitdem sie scheinbar in die Menopause kommt und die Regel nun schon mal aussetzt. In der Zeit, in der sie eigentlich kommen müsste, ist dann alles wie immer unerträglich. Aber ich glaube, Deine Frau gehört noch in die jüngere Generation, die damit nichts zu tun hat. Aber das mit dem Stress bei einsetzender Regel kannst Du ja mal beobachten. Für mich war diese Zeit dann schon immer ein Warnsignal.
Nimm es gelassen. Du bist nicht alleine mit diesem bescheuerten Phänomen von psychischen Webfehlern. Diese Krankheit macht, dass der Mensch dann anders tickt und der dabei voll davon überzeugt ist, dass er richtig tickt. Das macht den Realitätsverlust aus, von dem er dann glaubt, nur der andere hat ihn.
Gruß Ebbi
cyber
Beiträge: 26
Registriert: 5. Feb 2007, 13:02

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von cyber »

Hallo Allerseits,

@tom: Danke für die Eröffnung des neuen Blocks!

@ebbi: Abhängig von der Regel: Keine Ahnung, wo sie da im Moment steht. Aber heute haben wir normal gesprochen, habe meine kleine Tochter mit Ihr telefonieren lassen, nachdem meine Frau mich nachts mehrfach angerufen hat, weil ich auf ihre Mail nicht geantwortet habe. Normales Gespräch wieder, so als wäre nichts gewesen.
Mein Problem ist, daß ich mich sofort angegriffen fühle, wenn meine Frau verbal sofort auf Frontalangriff geht. In der Tat muß ich lernen damit umzugehen. Wenigstens verliere ich nicht den Kontakt zu ihr.
Auf jeden Fall gut das man Freunde hat, mit denen man darüber sprechen kann bzw. Euch hat, die mich daran erinnern, daß dies "normales Depri"-Verhalten sein kann.
Ich bin lernfähig, auch wenn es ab einem bestimmten Alter schwieriger wird. Auf jeden Fall kann ich jetzt schneller damit umgehen und weiß dank Eurer aller Hilfe und Bemerkungen damit umzugehen.
Bringe am Samstag meine kleine zu Ihr und dann wollen wir nochmal ein Gespräch suchen. Gut für mich in dieser Situation, nicht ZUhause zu wohnen und dem Gefühl, ich kann in mein zweites Zuhause zurück.

So das wärs erstmal wieder, freue mich auf Eure Anregungen und Hinweis, bis demnächst einen schönen Abend Euch allen.
Cyber
thesis
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Registriert: 7. Feb 2007, 10:32

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von thesis »

Nun ja, Cyber,

es ist schon so, dass das plötzlich und i.d.R. immer unerwartete Auftreten einer solchen Depri-Episode alle Sinne fordert, die wir im Alltag gerade für solche Erlebnisse nicht aufschließen können. Schlicht nicht positiv aktivieren können, weil wir damit überfordert sind. Und angegriffen fühle ich mich dann auch immer. Verdammt....., ich bin doch auch gemeint, wenn mir gesagt, gezeigt oder sonst wie vermittelt wird, dass ich dies oder das falsch, nicht richtig etc. sehe, mache oder denke. Jaaaa, doch...., da bin ich mit gemeint und da scheint erstmal nichts vordergründig Sichbare eines Depri-Hintergrundes erkennbar zu sein. Wie soll man jemand nicht für ernst nehmen dürfen, der vor 5 Minuten noch den "gesunden Durchblick" hatte und ganz friedlich mit einem umging. Und plötzlich, wie Phönix aus der heißen Asche, soll man erkennen, dass da der Nebel der Depression den Reaktionshorizont in einer Sekunde aus dem Hintergrund nach vorne auf die Bühne des aktuellen Geschehens katpultiert hat? Das kann man doch nicht ablesen, wie die Temperatur auf einem Fieberthermometer oder die Geschwindigkeit auf einem Tochometer. Da zeigen sich doch keine Laborwerte. Da zeigen sich vielmehr verstrickte und vernebelte Emotionen, Meinungen, Haltungen und Reaktionen. Nichts ist noch so, wie vor einer Minute, Sekunde. Die Liebe ist wie weggefegt, aus A wird B und vom verantwortungsvoll gepriesenen Partner ist man ganz schnell zu einem der abscheulichsten Typen mutiert. Und das soll man nicht persönlich nehmen?
Neee, natürlich nicht......, ist aber nicht leicht, wenn Mann (wie in unserem Fall) so behandelt wird. Falsch, ich weiß, wir müssen ja nicht davon ausgehen, dass wir gemeint sind. Das ist ja immer nur die Situation, das Verhältnis, die Beziehung..... Gut so...... Und wir sollen uns das nicht "anziehen". Gut so. Aber wir sollen lernen, damit umzugehen. Mit dem, was wir uns da nicht "anziehen" sollen, mit dem, womit wir ja gar nicht gemeint sind.
Nimm´s einfach nicht persönlich, heißt´s schnell.
Ich soll nicht persönlich nehmen, dass ich ungerecht behandelt werde? Dass ich angemeckert werde? Dass mir Vorwürfe gemacht werden?
Ist ja schon gut...., ich höre ja schon auf damit. Ich bin ja gar nicht gemeint, soll lieber ruhig bleiben. Sonst heißt´s wieder, ich wäre sozial schwer zu ertragen.

Cyber....., kannst Du meine Gedankengänge irgendwie nachvollziehen? Ich finde das mitunter schon recht lustig, was von einem verlangt wird. In der Malerei gibt es für solche Phänomene den Thomas Escher. Der kriegt es fertig, Treppenhäuser zu malen, in denen man 6 Stockwerke hochhetzen kann um sich dann oben am Ende im tiefsten Keller wiederzufinden. Die Quadratur des Kreise hat eben viele Höhen, Tiefen und Seiten. Auch schwarze Löcher, in die man gelegentlich reintappt.
Jetzt höre ich ja schon auf.

Nimm´s nicht persönlich, Du bist gemeint.
Ich auch. Gruß Ebbi
BeAk

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von BeAk »

Lieber Ebby,

ich weiß wie das ist, ich kenne die Situation.
Seit ich das mit der Abgrenzung begriffen habe, reagiere ich entweder innerlich mit Gedanken wie, es (die Krankheit) geht schon wieder los.
Oder ich spreche es auch aus: "Du sagst das jetzt, weil Du wieder depressiv bist. Ich bin nicht Schuld an Deiner Depression."

Mitlerweile ist es schon so, wenn mein Mann mir gegenüber ungerechtfertigte Vorwürfe macht, das er dann selber anhängt: "...und Du sagst jetzt wieder, das ich depressiv bin".
Meine Antwort ist dann : "Ja, das stimmt."

Und so klappt das ganz gut zwischen uns.
Egon
Beiträge: 18
Registriert: 25. Feb 2007, 07:48

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von Egon »

@ alle hier im Thread,
an Betroffene und an Angehörige,
Ich bin seit 31 Jahren mit meiner Frau verheiratet. Wir haben drei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder.
Ich liebe meine Frau und deswegen habe ich sie auch geheiratet.
Ich liebe sie noch heute, auch wenn es manchmal sehr schmerzt und ich völlig verzweifelt bin.
Durch eine üble Laune der Natur geht nun ein Riß durch unsere Liebe und auch die Familie.
Mit dieser üblen Laune meine ich ein glitzekleine Verwirrung von Molekülen, die im Stoffwechsel eine der bösartigsten Krankheit auslöst, die man sich vorstellen kann. Depression.Meine Frau leidet darunter seit fast 30 Jahren.
So wie es viele Angehörige, aber auch Betroffene, beschrieben haben, eine totale Achterbahn im Leben.
Meine Frau hat jede Menge Therapien hinter sich. Mittlerweile wird sie als so therapie-erfahren eingeschätzt, dass ich meine, da hat sich eine regelrechte Resistenz gegen therapeutische Maßnahmen eingestellt.
Die Phasen zwischen ihre Erkrankungsschüben waren früher recht lang, kommen jetzt häufiger und sind m.M. weitgehender, tiefer, ja lebensbedrohlich.
Aussagen wie:„Ich fühle mich nicht zu Menschen zugehörig ! Ich befinde mich im Sterbeprozess ! Es ist alles ein Irrtum…! Ich fühle mich nicht lebendig !“ usw. machen mich tief betroffen.
In den vielen Jahren wurde ich weder von meiner Frau noch von ihren Ärzten über den jeweiligen Stand der Therapie bzw. den Verlauf Krankheit informiert. Ich lief immer wieder gegen Wände, weil ich nichts verstand. Ich war der Verzweiflung nahe.
Meine Frau entfesselte in ihren Phasen der Krankheit einen regelrechten Krieg gegen mich, sehr subtil vorgetragen, perfekt inszeniert, exzellent durchdacht und gezielt vorgetragen. Ehe-Mobbing vom Feinsten. Höhepunkt: „Du bist mein Peiniger“ !!!( Sowas soll auch ein Bestandteil der Krankheit sein, Feindseligkeit gegen Nächste !!??)
Allein diese Seite ihrer Krankheit, in den letzen Jahren von mir durchlebt, würden ein Buch füllen.
Verschärft wurde das ganze 1999/2000 durch eine Krebserkrankung und eine Teilnahme an einer Studie, in der „ Zoladex“(phonet. ) als Chemotherapie angewandt wurde.
Nebenwirkung : ,..Depression !!
Seither leidet meine Frau Höllenqualen, die ich als Außenstehender erst so langsam begriff.
Sie verschloß sich nämlich und berichtete nicht von den gravierenden Dingen der Depression, sprach immer nur von Kopfschmerzen, Hitzewallungen und Bluthochdruck etc.
Dann kamen die Phasen, tagelang kein Wort, Auszug aus dem Schlafzimmer.. eben das volle Programm des inneren Absturzes und der Abgrenzung. Bis ich d a s begriff !!!
Nach dem Krebs ging es so richtig los.
Sie griff nach jedem Strohhalm. Ich selbst bin sehr dem Leben zugewandt, liebe es zu leben, da zu sein und genieße jeden Tag, den ich hier habe, auch mit viel und einer psychisch sehr anstrengenden Arbeit, deshalb verstehe ich sehr gut, warum sie das alles machte.
Esotherik, Nahrungsergänzungsmittel, von „7-Tibeter“ über „Reiki“ bis zum „Heilströmen“.
Sie hat sich sehr in diesen Dingen belesen. Wir haben mittlerweile eine kleine Bibliothek davon zu hause.
Nach jahrelangen Kampf wurde sie erwerbsunfähig, kämpft gegen die Krankheit allein.
Fatal: Ihre Therapieerfahrungen und eine Hang zur Selbstmedikation, auch bei den Antidepressiva. Ihre Hausärztin frisst ihr förmlich aus der Hand und ich kann mir vorstellen, dass diese ältere Dame ihre Vorträge mit Andacht zu Theorien meiner Frau lauscht.
Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, völlig erledigt, schweigen wir beide uns an, sie geht früh schlafen.
Naja, die ganze Alltagsmühle. Ich merke nichts von den weiblichen Signalen, die sie mir vorwirft, die ich nicht gesehen, bemerkt oder wahrgenommen zu haben.
Jedenfalls kämpft sie in meinen Augen bewundernswert, tapfer und ausdauernd gegen die Krankheit. Allerdings mehr oder weniger allein. Ich weiß ja nichts, habe keine Ahnung und fühle mich völlig hilflos.
Im Sommer letzten Jahres wurde ich erstmalig in den 30 Jahren der Krankheit zu einem Therapiegespräch mit gebeten, anlässlich einer stationären Behandlung. Ich war richtig glücklich, voller Zuversicht, nun wird alles besser,.. aber dann die Enttäuschung.
Mir als Angehörigen wurde nichts erklärt, was mir wirklich helfen würde. Ich war und blieb mit dem Problem des Umganges mit dieser Krankheit allein, bis heute !!
Nach dem letzten Aufenthalt in der Klinik gab es gleich bei der Entlassung in meinen Augen eine Katastrophe. Ich war entsetzt und fassungslos als meine Frau nicht nach Hause kam, ja ich wusste nur durch Zufall von Ihrer Entlassung! Ich höre noch ihren Therapeuten wenige Tage vor der Entlassung sagen: „ .. wir können froh sein, wenn wir Ihre Frau stabilisiert können. Mehr ist derzeit nicht möglich!“ und dann verschwindet sie wenigen Tage nach diesem Gespräch aus der Klinik und flüchtet zu unserer jüngsten Tochter auf derenCouch.
Ich habe mich an den Therapeuten gewandt, der erklärte nur lapidar, er sei für die Entlassung nicht verantwortlich, das haben die Oberärztin und meine Frau ausgehandelt. Ich meine das meine Frau damals dem Tod näher als dem Leben war.
Anfang Januar wiedermal Auszug aus dem Schlafzimmer, dann Mitte Januar zieht sie nach Tagen des Ehekrieges wieder aus, wieder auf die Couch der jüngsten Tochter in der Nachbarstadt.
Da ist sie bis heute. Natürlich mit Ehekrieg. Jede Annäherung von mir wurde mit einer neuen Aggression, aber vom Feinsten, gegen mich beantwortet.
Nun war ich auch soweit das Handtuch zu werfen, zumal ich einen Job mache, der schon an sich heftig und psychische sehr problematisch anstrengend ist.
Eine zentrale Forderung meiner Frau war, das ich mich therapieren lassen soll.
Ich habe mittlerweile eine ganze Reihe Konsultationen bei Therapeuten hinter mir.
( Anmerkung: Da gibt es, wie überall auch Luschen, will sagen Dilettanten, d.h. man muß als Betroffener schon an den Richtigen geraten. ) Als ich meiner Frau von den Therpiekonsulationen durch mich berichtete, war ihr dies mit einem Male nciht mehr wichtig. Voher eine zentralle Forderung von ihr. Aber das nur am Rande. Ergebnis: Ich habe angefangen mich selbst schlau zu machen, habe mir ein kleines Lernprogramm zur Aneignung des Wissens über Depression angelegt, die Therapeuten teilweise mit eingespannt und nun mittlerweile hundert und mehr Seiten zu Depression, Symptomen, Medikamenten, guten Ratschlagen etc. selbst erarbeitet intus.
Heute fühle ich mich in der Lage mit meiner Frau und ihren Krankheitsschüben umzugehen, früher habe ich es nur ausgehalten, erlitten und drohte selbst in den Abgrund zustürzen.
Ich sagte ihr letzte Woche, das sie auf mich zählen könnte, unter Tränen.
Sie meinte mit schneidend Stimme: „So schnell geht das nicht!“ und wollte wohl sagen, dass sie mir nicht glaubt, das ich es geschafft habe, mir selbst die Augen über ihre Krankheit und unsere Lebenssituation zu öffnen. Sie steht auf dem Standpunkt, ich brauche noch ein paar Jahre Therapie oder so ähnlich. Vielleicht sah sie ihre eigenen jahrelangen Therapieerfahrungen. Bei mir haben die Gespräche in der Beratung, das eigenständige Lernen, was Depression ist und der damit verbundene Zugewinn an Selbsterkenntnis, verstärkt durch eine sehr intensive und zeitaufwendige gedankliche Auseinandersetzung mit dem Problem weitergeholfen.Das war alles sehr schwer und schmerzlich für mich.
Ich kann jedem Betroffenen nur raten sich selber schlau zu machen, natürlich auch über die aufgehobene Schweigepflicht sich vom Therapeuten mit einbeziehen zu lassen. Geduld muß man schon haben, wohl auch ein gerütteltes Maß an eigener Leidensfähigkeit, wenn man einem Bertoffen auf seinem schweren Weg beleiten und sein Partner sein und bleiben will.
Jeder muß es für sich entscheiden, ob er wegläuft oder bleibt. Allerdings kann ich gut verstehen, wenn der eine oder andere Angehörige wegläuft. Es ist ein Leidensweg für beide Seien. Ich habe mich für das Bleiben entscheiden. Wobei ich wegen der Leiden nicht masochistisch veranlagt bin.
Aber das absolute verrückte ist, dass meine Frau eine Hospizbefähigung in dieser Situation gemacht hat und derzeit als aktive Sterbebegleiterin tätig ist.
Dazu, zu solchen Tun, würde ich aus dem Forum gern eine Reflektion, besonders von Betroffen, bekommen.
Heute hat meine jüngste Tochter Geburtstag. Ich fragte vorgestern sie per SMS, ob wir Essen gehen könnten. SMS kurz und knapp, nein, habe alles schon verplant.
Nun weiß ich aber, da es eine kleine Kaffeetafel der Kinder, der Enkelkinder mit meiner Frau beim Geburtstagskind geben wird.
Ich gehe da natürlich auch hin. Übrigens ist meine älteste Tochter Meinung dass wir, meine Frau und ich, nicht zusammenpassen würde. Sie weiß offenbar nur wenig über Depression.
Ich habe für alle Blumen gekauft, eine Karte geschriebnen und werde mich heute Nachmittag auf den Weg machen und gratulieren.
Meine Frau beklagte in der Vergangenheit immer die Heuchelei in meiner Familie.
Ich werde heute der Heuchelei um ihre Krankheit einfühlsam und mit fundierten Wissen in unserer Familie ein Ende machen und sie bitten, wenn sie andere Menschen im Sterben begleitet mich doch im Leben zu begleiten.
Ich werde ihr auch meine Liebe eingestehen und ihr sagen, dass mich ihre Krankheit nicht mehr verschreckt. Ich bin für sie da, aber nur wenn sie es wünscht und aushält.
Ich halte zu ihr in guten wie nun auch in sehr schlechten Zeiten.
Sie darf den zeitpunkt ihrer Abgrenzung gern allein aufheben.

Danke Euch alle hier im Form. Jeder von mir gelesene Beitrag war ein Stück Erkenntnis und Hilfe. Ich danke Euch sehr dafür.

Grüße an alle Betroffenen und deren Angehörigen
Egon
Fina
Beiträge: 56
Registriert: 30. Jan 2007, 19:05

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von Fina »

Lieber Egon,

Dein Posting bewegt mich sehr! Offenbar hast Du all die Jahre durchgestanden, ohne dabei auch nur ein einziges Mal das Gefühl gehabt zu haben, dass Dich jemand versteht und Dir hilft... nicht Deine Frau, nicht ihre und auch nicht Deine Therapeuten, nicht die Familie, und Freunde, von denen Du Unterstützung hättest erhalten können, gab es offenbar auch nicht!?
Daher möchte ich Dich an dieser Stelle (wenn auch nur virtuell) mal ganz lieb in den Arm nehmen!!!

Du schreibst, dass Dir Deine Recherche nun endlich die Augen geöffnet hätte. Dein Posting klingt einerseits so, als sei nun eine Last von Dir abgefallen und als würdest Du nun leichter mit der Krankheit und folglich mit Deiner Frau umgehen können. Das wünsche ich Dir wirklich von Herzen! Gleichzeitig kommt es bei mir allerdings so an, als wäre das doch (noch) nicht wirklich der Fall... Ich hoffe, dass mich dieses Gefühl trügt - und wenn es mich nicht trügt, dass wir hier im Forum dazu beitragen können!

Mein Gefühl sagt mir noch etwas... dass die Geburtstagsfeier Eurer Tochter kein angemessener Rahmen ist, nun vor versammelter Mannschaft Aufklärung über die Depressionen Deiner Frau zu betreiben. Ich bin mir sicher, Du meinst es gut, aber die Frage ist, ob Du damit erreichst, was Du Dir wünschst.

Fina
cyber
Beiträge: 26
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Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von cyber »

Hallo Egon,
ich muß ehrlich gestehen, ich schaue einmal täglich hier in das Formum, um zu lesen was es neues gibt und auch um zuerzählen, was es bei mir neues gibt. Einfach um es weiterzugeben und die Meinung von beiden Seiten zuhören.

Aber was ich bei Dir lesen, da muß ich gestehen, das haut mich um, einen Weg über so einen langen Zeitraum zulesen.

Was ich aber hier aus den letzen 2 Wochen mitnehmen und das hat mir geholfen:
Abstand (räumlich oder innerlich) und sich klar werden was man selber will. Das auch klar nach außen formulieren. Ich gestehe ein nach so langer Zeit ist es schwer Abstand zu gewinnen (bei Dir 30, bei mir 8J), daß fällt mir sicherlich "leichter". Aber auch ich sehe, das zu schreiben ist einfacher als in der Praxis um zusetzen. Weil den Menschen liebt man immer noch.
Dazu stelle ich es mir sehr schwer vor, wenn die Kinder Partei ergreifen und da haben wir es als Männer einfacher schwerer, weil die Bindung Mutter/Kinder einfach stärker ist.
Mein Tip, eine Selbsthilfegruppe in der Stadt oder Freunden die Situation besprechen. Oder eine Therapie machen, mit dem Selbstkritischen Blick welche Person mir gegenüber sitzt. Ich denke den Blick müssen wir uns bewahren und ganz wichtig seinen Gefühlen folgen.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute für den schweren Weg und solltest Du das Gefühl haben auf dem Geburtstag unerwünscht zu sein. Gehe einfach nach Hause, wenn es unerträglich wird - ich habe mir keinen Gefallen getan und mich nachher geärgert, nur den Schein zu wahren. Das haben wir einfach nicht mehr nötig und vergiftet auch nur die Atmosphäre.

LG Cyber

P.S. Bei mir sieht es im Moment wieder sehr "gut" aus, ich habe eine Phase erwischt, wo wir uns über die Zukunft der nächsten Monate unterhalten. Ach ist das schön
cyber
Beiträge: 26
Registriert: 5. Feb 2007, 13:02

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von cyber »

Hallo ebbi,

ich habe den Eindruck Deine Worte könnten auch die meinen sein. Ja all das kenn ich nur zu genüge. Irgendwann muß eine gewisse Abgrenzung her und die habe ich durch meinen Auszug geschaffen.
Aber bei alle dem habe ich auch die starke Sehnsucht schnell wieder nach Hause zukommen, aber es gibt doch noch einen Freund der mich immer wieder auf den Boden der Realität holt und mahnende Worte spricht. Die entscheidung muß ich alleine treffen und auch umsetzen, bin aber dankbar für das Gespräch.
Ja und jetzt muß ich auchmal jammer, wir haben es als Angehörige nicht immer einfach und verdammt noch mal, daß muß ich auch mal sagen können ohnen immer zuhören, ich bin krank, da mußt Du Rücksicht nehmen! Manchmal sage ich sche... was drauf, es geht auch um mich, also Egoismus pur und dann kann es knallen, wie halt in jeder Familie auch!

LG Cyber

P.S Sorry wenn Du erst als zweites die Antwort bekommst.
feuerfisch
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Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von feuerfisch »

Hai Cyber

ich hoffe du nimmst es mir nicht krumm wenn ich mich in deinem Thread an Fischer wende - bei dir kann ich nicht viel schreiben, dein thread berührt mich an eigenartigen Stellen, die ich nicht so genau zu definieren weiß...


Hai Fischer

ich habe eine Bitte an dich - mache doch mit deiner Geschichte einen eigenen Thread auf und kopiere diesen Beitrag von dir hinein!
Er enthält viel Wahres, kann Mut machen und zeigt andererseits auch Schwierigkeiten auf.
Wenn ich schreibe das er einen eigenen Thread verdient, so meine ich das so, ich fände es schade wenn er in einem anderen Thread untergeht.

Liebe Grüße

feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Egon
Beiträge: 18
Registriert: 25. Feb 2007, 07:48

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von Egon »

Hei feuerfisch,
danke für Deine Anregung einen eigenen Thread aufzumachen.
Ich habe wirklich noch Klärungsbedarf und hoffe hier im Forum auf den einen oder anderen Gedanken der mir weiterhilft.
Egon
Beiträge: 18
Registriert: 25. Feb 2007, 07:48

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von Egon »

Liebe Fina,

eigentlich geht es mir jetzt für einen Moment richtig mies, nach Deinen Zeilen. Danke für Deine menschliche Zuwendung, denn das es soetwas gibt, daran hatte ich schon den Glauben im Verlaufe der vielen Jahre verloren. Aufrichtig Danke.
Was die Geburtstagsfeier angeht war das auch nur mit dem AHA-Effekt verbunden.
Dienstag habe ich wieder die Gelegenheit mich "fachlich" korrekt beraten zu lassen.
Ich habe die Anregung von feuerfisch aufgeriffen und mir vorgenommen einen neuen Thread zu eröffnen, zumal ich mitbekommen habe, daß man hier sehr offen und mit Respekt untereinander in diesen heiklen persönlichen Fragen umgeht.
Danke für Deine warmherzig Art.
Egon
sunshine_do
Beiträge: 91
Registriert: 16. Mai 2006, 14:35

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von sunshine_do »

Hallo alle Angehörigen, die hier ihre Erfahrungen schildern !

ich bin ganz schön geschockt, wie schwer es Euch getroffen hat und wie lange Ihr das so durchhaltet. Viele andere wären sicherlich schon weggelaufen.

Es ist wirklich toll, wieviel Verständnis ihr zeigt, und das Ihr für Eure Partner da seit. Allerdings müsst Ihr auch an Euch selber denken. Euer eigenes Leben darf dabei nicht völlig vernachlässigt werden, sonst seid Ihr die nächsten Patienten. Hilfe ist gut und soll sein, aber alles im richtigen Maß.

Von daher ist es richtig Euch in gewisser Weise abzugrenzen um Euch selber zu schützen. Ausserdem ... die Depression ist eine Krankheit, und ihr dürft nicht jedes Wort, das da gesprochen wird, auf die Goldwaage legen, müsst Euch aber auch nicht alles anhören. Zeigt auch hier ruhig Eure Grenzen auf.

Wichtig ist, immer zu zeigen: 'ich bin für Dich da wenn Du mich brauchst' .. aber gleichzeitig ruhig zeigen.. 'bis hierhin und nicht weiter' ... es hilft einem depressiven Menschen nicht, wenn der andere sich alles gefallen läßt.

Respekt vor Eurer Leistung

Sunshine
thesis
Beiträge: 35
Registriert: 7. Feb 2007, 10:32

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von thesis »

Hallo Cyber,

es ist hier an dieser Stelle viel Ruhe um Deine Sorgen eingekehrt, nachdem dieser Pfad durch Egons beeindruckende Schilderung seiner Problematik hier viel "Platz" eingenommen hat. Und das finde ich auch verständlich.
Wie geht es Dir heute? Gibt es für Dich Erleichterungen zu spüren? Oder hast Du Dich einfach nur mal zurückgezogen?
Mir geht es derzeit mit meiner Frau deutlich besser. Nach der letzten Episode hat sie sich auf eine neue Medikation eingelassen und siehe da....., ich habe den Eindruck, dass sich etwas mehr in die richtige Richtung getan hat. Wie lange das so gehen wird, weiß nur der Wind. Dennoch möchte ich nicht euphorisch reagieren, um dann, wie so häufig, wieder in die sich plötzlich und unerwartet aufkommende Deprifalle zu tapsen.
Inzwischen hat sie sich auch auf dieser Plattform hier umgetan und sieht, was Angehörige und Selbstbetroffene hier zu berichten haben. Ich weiß aber nicht, ob sie sich angemeldet hat.
Cyber, solltest Du Dich nicht mehr melden, hier noch mal mein wirklicher Wunsch für Euch, dass es Dir und Deiner Frau auch wieder besser gehen soll.
Gruß Ebbi
cyber
Beiträge: 26
Registriert: 5. Feb 2007, 13:02

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von cyber »

Hallo Ebbi,
ja bei mir ist ein bißchen Ruhe eingekehrt. Dafür bin ich dankbar und ähnlich wie bei Euch / Dir erlebe ich im Moment eine Phase der Ruhe und ein aufeinander zugehen.
Meine Frau wird jetzt mit Imap behandelt und ihr geht es jetzt merklich besser. Damit geht einher, daß wir uns besser verstehen und auch über unseren gemeinsamen Probleme unterhalten können. Aber ich sehe jetzt auch wie schwer meine Frau kämpfen mußte mit sich selber. Für mich als Normalo, der ein bißchen Einblick erhält, bin einfach überrascht, wenn meine Frau aus ihren Phasen berichtet. Unglaublich was da abgeht.
Aber nachdem ich eben noch mit ihr telefoniert habe, merke ich wie es ihr im Moment besser geht und das macht mich glücklich.
Also Ebbi Du siehst, im Moment werden wir die positiven Signale genießen und ich bin ein bißchen zuversichtlich, daß es langsam besser wird.
Das tollste, ich kann mich endlich mal mit meiner Frau unterhalten, um etwas von ihr und ein bißchen von mir zuerfahren.
JA und der Chat Fischer war schon schlimm genug.
Also einen schönen Abend Ebbi und allen anderen stillen Lesern und Schreibenden
Cyber
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von tommi »

Lieber Cyber,

ich freue mich, dass ihr miteinander reden könnt . Ich sehe auch, dass du dich dadurch auch besser in die Lage deiner Frau einfühlst und nicht alles auf dich beziehst, was sie äußert und wie sie handelt.
Ihr seid auf dem richtigen Weg und finde es toll, wie sich deine Frau dir gegenüber öffnet.

Ich hoffe, dass ihr es schafft, diesen Weg weiter zu gehen.

Lieben Gruß
Tom
cyber
Beiträge: 26
Registriert: 5. Feb 2007, 13:02

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von cyber »

Hallo Ihr Lieben,
kurzer Zwischenstand und die Bitte um Euren Rat, Empfindungen, Empfehlungen, usw..

ICh hatte ja gesagt, daß ich mittlerweile mit meiner Frau wieder mehr und mehr zussammenkomme, obwohl wir weiterhin räumlich getrennt sind, sehen wir uns häufiger und ich unternehme mehr mit den Kindern. Die Kinder werden von Ihrer Mutter ebenfalls häufiger betreut. D.h. meine Frau hat mehr Zeit für sich. Leider haben sich die Spritzen als nicht sehr effektiv gezeigt, diese wirken einfach nicht mehr. Allein darüber zusprechen, sehe ich als riesigen Fortschritt, zudem meine Frau erst am Donnerstag einen Termin hat. Hier geht es ein Medikament für Ihre Depressionen zufinden. Soweit so gut, ich merke Ihr an, daß Sie das alles belastet, sie bekommt von allen Stellen Unterstützung.

Hört sich alles sehr gut an, nur hatte ich ganz zu Anfang erwähnt, daß meine Frau ein Internetspiel als Ablenkung nutzt, wenn sie mal wieder ihre schwierge Phase hat.
An zwei Beispielen meine Ratlosigkeit:
1.) Meine Frau geht es nicht gut, Schläft wenig, allerdings hat Sie einen Rhytmus gefunden, der wie folgt aussieht, bis Mittags schlafen, tagsüber nicht mehr das allermeiste bewältigen können, aber abends spielen bis in die tiefe Nacht, das bereitet ihr kein Problem.
2.) Mit in den gemeinsamen Urlaub mit den Kindern fahren, will sie nicht, aber auf ein Treffen mit ihren Internetspielfreunden, das will sie unbedingt machen, dafür reist Sie für drei Tage bei ihren Freuden in Deutschland an. Begründung: Sie möchte mal ein paar Tage ruhe vor den Kindern haben, deshalb will sie nicht in den Urlaub mit uns fahren, die Spielfreunde sehen, möchet sie nach über einem Jahr endlich die Leute kennenlernen, mit denen Sie im Moment in der NAcht spielt.

Dazu sah der Tag wie folgt aus: Morgens habe ich die Kinder geholt, schwimmen gewesen, war mit meiner Frau einkaufen, weil es ihr nicht so gut geht und eben sehe ich sie lachend vor dem PC sitzen und vergnügt sich mit ihren Spielfreunden, bis ihr vor Lachen die Tränen kommen.

Das ist was mich wundert!!! Den ganzen Tag betrübte Stimmungen und abends geht der Spaß los, das verstehe ich nicht so richtig. Es ist nicht mehr die Rede davon, das Spielen aufzuhören, wenn ich zurückkomme. Letzes Jahr noch angeboten!!! Auf einmal dient das Spielen der Ablenkung von ihren tiefen Phasen und das möchte ich ihr jetzt verbieten. Ganz im Gegenteil, für mich hat sie eine Spielsucht, die sie täglich mit 4- 8Stunden befriedigt, aufhören kann sie nicht!

So und mit diesem ganzen habe ich ein Problem, weil sie möchte unbedingt, daß ich nach Hause komme, sie unterstütze, entlaste, usw. aber mir kommt es so vor, als ob sie nur ungestört weiterspielen möchte! Und genau darauf habe ich keine Lust, wobei sie mir vorhält, ich will ja gar nicht zurückkommen und ich will ihr nur ihre letzte Freude nehmen!
Bin nun auf Eure Postings gespannt, denn ich weiß nicht was ich von der ganzen Sache halten soll und deshalb mußte ich das jetzt loswerden.
LG Cyber
BeAk

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von BeAk »

Lieber Cyber,

google mal "Depression Morgentief".

Tja, und Internetsüchtige gibt es unter den Depressiven häufiger.
thesis
Beiträge: 35
Registriert: 7. Feb 2007, 10:32

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von thesis »

Mensch, Cyber,

Problem an Problem....., wie soll man damit nur umgehen?
Mein erster Gedanke: Lass Dich ja nicht darauf ein, wieder zu Deiner Frau zu gehen. Auch, wenn es Euch, ich meine Euch beide,rein äußerlich ganz gut geht. Deine Frau hat es gelernt, Ihre Interessen zu verteidigen und das zu machen, was sie sich in den Kopf gesetzt hat. Sie wird keine Einsicht bekommen, das Spielen aufzugeben, nur, weil Du es wünschst.
Es geht ihr beim Spielen doch gut. Chats, Internetreffpunkte, Kontaktforen etc. sind immer ein gute Plattform für Gaukler und Fantasten. Dort wird sich eben immer eine virtuelle Welt aufgebaut, die man/frau abschalten kann, wenn man/frau will. Man/Frau kann dort sein, wie man/frau sich vorstellt, sein zu wollen oder wirken zu können. The show must go on, heißt der Spruch.
Und da ist es dann natürlich sehr angenehm, wenn man seinen persönlichen "Trottel" hat, der auf die Kinder aufpasst.
Auch hier sehe ich das so, dass Deine Frau das Internet braucht, wie der Alkoholiker seinen Alk. Und wenn Du dem Alki keinen Alk mehr gibts, dann sucht er sich eben einen anderen, von dem er sich welchen zu bekommen erhofft.
Lass Deine Frau auf das Treffen fahren. Lass sie Ihre Erfahrungen machen. Du wirst es ihr wohl kaum noch ausreden können. Sie braucht das für "ihr Glück", für ihr "neues Leben", so scheint es, dass sie jetzt beginnen möchte.
Nochmal: Lass sie fahren, machen usw. Hilf ihr aber nicht dabei. Das wäre so, als wenn Du einem Alki noch eine Flasche öffnen würdest.
Was Deine Kinder anbetrifft: Kümmere Dich um sie und lass sie nicht darunter leiden, dass ihre Mutter nicht auf so´n blödes Treffen fahren kann. Hier widerspreche ich mir wohl, wenn ich sage, dass Du ihr nicht helfen sollst, aber doch die Kinder nehmen sollst und sie machen lassen sollst, was sie will. Mag sein. Da würde ich gerne "Trottel" sein.
Lass Deine Frau fahren und nimm die Kinder und nutze es, mit Deinen Kindern zusammen zu sein.
Es ist sehr wahrscheinlich, ja höchst wahrscheinlich, dass Deine Frau zurückkommt und nur entsetzt ist, von dem, was sie da, mit ihren virtuellen Mitspielern nun ganz real für Erfahrungen gemacht hat.
Das kann auch eine wirklich heilende Wirkung haben.
Und vielleicht lässt sie sich dann nicht mehr so schnell was vorgaukeln. Vielleicht versucht sie dann, die Welt mal ein wenig authentischer zu sehen.
Nun denn........., "Reisende" soll man ziehen lassen. Mach Dich einfach mal noch rarer und lass dann Deine Frau kommen. Schau Dir alles von außen an und verfalle nicht wieder im Glauben darauf, dass alles besser wird, auf Verbindlichkeiten zu Deiner Frau, die Dir in letzter Zeit wahrscheinlich nie erwidert wurden und so schnell dann auch nicht erwidert werden. Weil sie krank ist und es nicht kann, solange sie nicht als geheilt angesehen werden kann.
So, Cyber...., das kann ich alles so locker schreiben..., ich bin ja nicht in Deiner Lage..., vielleicht würde ich´s ja auch nicht machen/packen/schaffen/raffen, mich in dieser Lage von meiner Frau auf solche Art zu distanzieren. Vielleicht nicht. Aber vielleicht schaffst Du es. Ich wünsche es Dir.

Lieben Gruß Ebbi
BeAk

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von BeAk »

Lieber Cyber,

ich möchte ganz klar Ebbi wiedersprechen.

Ich hoffe das Du Informationen über das Morgentief gefunden hast.
Es ist für einen Depressiven enorm wichtig Kontakte zu realen Menschen zu haben, damit meine ich nicht nur Familienangehörige. Also ist dieses Treffen positiv zu bewerten.

Das sich Deine Frau beim Spiel entspannen kann liegt daran, das dort niehmand Anforderungen an sie stellt, im Gegensatz zur Haushaltsführung, Kinder und Mann.
Das ist krankheitsbedingtes Verhalten.

Womit Du allerdings Recht hast, ist das Ausmaß des PC-spielens.

Aber wie Ebbi, schreibt, das sich Deine Frau von Dir verabschiedet und nichts mehr mit Dir zutun haben will, kann ich nicht feststellen.
Ich denke das sich bei Euch in letzter Zeit durch das gegenseitige Verstehn, vieles zum Positiven verändert hat. Daran solltet ihr weiter arbeiten, meine ich.
cyber
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Registriert: 5. Feb 2007, 13:02

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von cyber »

Guten Morgen Ebbi & Bea,
vielen Dank für Eure Antworten. Mit beiden Antworten kann ich mich anfreunden, mehr mit Ebbi, aber der Hinweis von Bea war auch hilfreich.
Da meine Frau und ich ja getrennt leben, möchte meine Frau unbedingt, daß ich nach Hause komme, damit ich sie dort unterstützen kann. Damit tue ich mich immer wieder schwer, vor allen Dingen mit dem Argument der Unterstützung, die sie jetzt braucht und nicht irgendwann später. Das kann ich nachvollziehen, aber was meint ihr dazu. Für mich ist gut aus der Distanz das Leben zu betrachten, jedoch das Argument der Unterstützung kann ich auch aus ihrer Sicht nachvollziehen.
Also manchmal sehen die Standpunkte nachvollziehbar aus, für mich in der Praxis umzusetzen, jedoch nicht!

Euch einen schönen Tag
LG Cyber
thesis
Beiträge: 35
Registriert: 7. Feb 2007, 10:32

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von thesis »

Liebe Bea,

> Aber wie Ebbi, schreibt, das sich Deine Frau von Dir verabschiedet und nichts mehr mit Dir zutun haben will, kann ich nicht feststellen.<
ähhhh...., kann ich auch nicht feststellen, dass ich das geschrieben habe.
Ich schrieb sinngemäß von Distanz und Abstand halten. Cyber wäre schlecht beraten, sich darauf einzulassen, momentan wieder zu seiner Frau zu ziehen. Die ausgeprägte Internet-Spielerei seiner Frau und die damit verbundene Ausrichtung ihres Alltags lässt mich vermuten, dass hier auch ein gewisser Realitätsverlust Raum greift. Es darf nicht sein, dass sie in dieser Situation noch Unterstützung von jemanden bekommt, den sie zum Teil ihres Problems macht. Ich sage nicht, dass sich diese Frau von ihrem Mann wirklich und ganz realistisch lossagen will. Ich glaube aber schon, dass ein solches Verhalten seiner Frau zur Festigung dieses Ehekriegs führen wird und Cyber jetzt gut beraten ist, sich weiterhin alles mit der notwendigen Distanz anzusehen.
Warten wir es doch mal ab, mit welchen Erfahrungen seine Frau wieder zurück kommt.
So, liebe Bea...., ich denke, da hast Du beim meinem Posting etwas falsch interpretiert. Deshalb hier meine Erwiderung.

Liebe Grüße Ebbi
BeAk

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von BeAk »

Lieber Cyber,

meiner Meinung nach sollte die Abgrenzung zum kranken Partner innerlich erfolgen. Also sich nicht für das Wohlergehn/Krankheit/Stimmungen des anderen verantwortlich zu fühlen. Wenn man das beherrscht, ist eigendlich eine räumliche Trennung nicht erforderlich, aber das ist nur meine Meinung.

Auch bin ich der Meinung, solange ein Depressiver nicht vollkommen bewegungsunfähig ist, sollte man ihm möglichst wenig Aufgaben abnehmen. Man sollte dem Kranken seine Aufgaben aber nach den Möglichkeiten des Kranken erledigen lassen oder sie bleiben liegen, das sollte dann auch ok sein. Perfektion kann nicht erwartet werden.

Deine Kinder sind aber keine Aufgabe, sie sind Menschen und müssen bestmöglichst versorgt werden. Ihnen muß jehmand zu hören und sich auf sie gefühlsmäßig einlassen, das ist ganz wichtig. Ein Depressiver ist oftmals nicht dazu in der Lage. Deshalb ist hier Hilfe nötig, zum Wohle Deiner Kinder.

Die Entscheidung mußt Du selber treffen, ich kann Dir nur aus meiner Sicht als Angehörige und Betroffene raten.
cyber
Beiträge: 26
Registriert: 5. Feb 2007, 13:02

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von cyber »

Hallo Bea,
hallo Ebbi,

nochmals danke für Eure Erklärungen, aber eine weitere Info, die ich vielleicht schon gemacht habe oder auch nicht, deshalb sei sie hier erwähnt: Meine Schwiegermutter wohnt direkt neben meiner Frau, so dass die Kinder unter zustätzlicher Aussicht stehen. Dazu kommt, daß Ihre Mutter die Kinder in den vergangenen Tagen mehrfach betreut hat. Dazu kommt, dass die Kinder in eine Tagesschule gehen werden und damit meine Frau noch weniger Betreuungsaufwand betreiben muß. Nichtsdesto weniger betont meine Frau immer wieder, ich möge nach Hause kommen und mich noch intensiver um die Kinder kümmern und sie dabei unterstützen.
Nur hier kommen meine großen Fragezeichen: Wieso zockt meine Frau so viele Stunden? Ihr Argument, so lange ich nicht hier bin, kann sie spielen, so lange sie möchte. Nichts ist mehr davon zuhören, wenn ich zurückkomme, hört sie sofort auf, wie im Dezember angeboten. Für mich hat das Spielen einfach einen negativen Touch und ich verbinde unter anderem das Spiel mit dem Scheitern unserer Ehe.
Was mich belastet ist schlicht Ihr Druck den sie immer wieder ausübt, ich müsse ihr jetzt Unterstützung anbieten, weil sie die Hilfe jetzt benötigt und das kann ich am besten wenn ich Zuhause bin.
Mir fehlt das Gegenargument an dieser Stelle, vielleicht habt Ihr einen Hinweis, den ich gaben kann, warum ich noch nicht zurückkomme.

Euch allen einen schönen Abend und hoffe vielen anderen gehts besser und nur einigen wenigen geht es schlechter. Denen drücke ich ganz besonders die Daumen.
LG Cyber
Clown
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Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von Clown »

«Mir fehlt das Gegenargument an dieser Stelle...»

Lieber Cyber,

ich bin etwas erschüttert, dass du von Gegenargument redest. Was ist mit deinen Gefühlen? Fühlst du dich geliebt von deiner Frau, so dass du gerne wieder mit ihr zusammenleben möchtest? Zieht es dich zu ihr?

Ich würde dich gerne ermutigen, deine Gefühle gelten zu lassen und sie deiner Frau auch mitzuteilen.
Wenn ich einen spielsüchtigen Partner hätte, würde ich mich dann noch geliebt fühlen von ihm? Ich glaube nicht.

Magst du dir nicht zu diesem Problemfeld (Internetsucht/Depression) eine professionelle Beratung/Begleitung suchen? Ich würde es dir wünschen, schließlich hast du es nicht leicht und du machst es dir auch nicht leicht, was dich ja ehrt!

Viele Grüße,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
BeAk

Re: Meine Frau ist depressiv und wie soll ich mich verhalten? II (von Cyber)

Beitrag von BeAk »

Lieber Cyber,

ich sehe hier nur die Frage, willst Du die Ehe fortsetzen?
Oder sagt Dein Gefühl nein.

Das PC-Spiel könnte ein Flucht aus der Einsamkeit für Deine Frau sein, frage sie danach.
Und das Du nach Hause kommen sollst, mit der Begründung Dich um die Kinder zu kümmern, könnte daran liegen, das sie glaubt, Du würdest ihretwegen nicht nach Hause zurückkommen.
Ich finde aber, das sollte der einzige Grund sein, weshalb Du nach Hause zurückkehrst. Das Du mit Deiner Frau zusammen leben möchtest.
Genau darüber solltest Du Dir klar werden.
Und wenn Die Antwort positiv ausfällt, solltest du genau darüber auch mit Deiner Frau sprechen, ob sie ein männliches Kindermädchen braucht, oder ob sie Dich als ihren Mann wiederhaben will.
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