Leben ohne Arbeitgeber...

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sonnenwurm
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Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Ich kann mir ein Leben ohne Arbeitgeber gar nicht vorstellen....aber ich versuche es ab dem 1.5. einfach mal!!!!

Vor ca. 9 Monaten habe ich das ertse mal hier gepostet, dass ich aus meinem Job raus will, weil er immer wieder Auslöser von Depressionen war. Habe mittlerweile eine med. Reha hinter mir und bin durch sämtliche bürokratischen Mühlen, weil ich auf eine Umschulung gehofft hatte.

Keiner fühlte sich zuständig - die einen befanden mich für zu gesund, die anderen für zu krank...

Nachdem ich mich nun von allen Stellen im Stich gelassen fühle, kümmere ich mich mal selbst um meine Probleme und habe heute einen ganz großen Klotz abgeladen. Habe bei meinem Arbeitgeber angerufen und um ein Gespräch gebeten, um einen Auflösungsvertrag auszuhandeln.

Ein Gespräch sei nicht nötig, sagte man mir. Ein formloses Schreiben und das wars!!!

Ich fühle mich....LEICHT!
Habe zwar noch keinen blassen Schimmer, wie es jetzt weitergeht - aber ich geniesse einfach mal den Moment. Das wollte ich gerne loswerden!!

Sonnenwurm
DepriXX
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von DepriXX »

warum ein auflösungsvertrag? bekommst du da nicht nachteile beim arbeitsamt?
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



sonnenwurm
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo DepriXXX!

Bekomme ein Attest vom Doc und der Therapeutin, dass ich aus gesundheitlichen Gründen die Stelle aufgebe - somit rechne ich nicht mit Problemen bei der AA.
Sonnenwurm
zweifler
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von zweifler »

hallo

wenn man irgendwo mit seinem arbeitsplatz nicht mehr zurechtkommt ist oft eine einvernehmliche lösung das beste.
ich habe erlebt wie altgediente hochqualifizierte mitarbeiter zu "putzlappen"degradiert wurden weil sie den angebotenen auflösevertrag nicht unterschreiben wollten.wer noch nicht krank ist, der wird es dadurch.
da sollte man nicht versuchen gegen windmühlen zu kämpfen.
mfg herbert
Sara32
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von Sara32 »

Hi Sonnenwurm!
Eine mutige, konsequente Entscheidung! Wow.
Vielleicht werde ich diese auch irgendwann treffen - wenn sich auch bei mir keiner zuständig fühlt. Zurzeit habe ich zu große existentielle Ängste und Arbeitslosigkeit.
Warst Du denn lange krank geschrieben?

Wünsch Dir noch lange dieses angenehme, erleichternde Gefühl!!!
Yogi66
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von Yogi66 »

Hallo Sonnenwurm,
wünsche Dir einfach nur viel Glück.
mit freundlichen Gruß, Yogi.
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Sara!

Danke für deine guten Wünsche! Ja, ich bin jetzt schon seit Juli 2006 krank geschrieben. Mir war vom ersten Tag an klar, dass ich nicht zu meiner Arbeit zurückkehren werde.

Ich habe auch Angst wie es jetzt weitergehen soll. Zum Glück lebe ich nicht allein, so dass das ALG dann reicht.
Ich hatte es einfach satt überall zu betteln und rechtfertigen und erklären zu müssen.

Also, noch hält das Gefühl,
Dir auch alles Gute, Sonnenwurm
sonnenwurm
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Danke Yogi!!!
Namier
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Registriert: 26. Feb 2007, 11:09

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von Namier »

Namier
Beiträge: 4
Registriert: 26. Feb 2007, 11:09

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von Namier »

Hallo Sonnenwurm,

herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung, um die ich Dich beneide.
Auch ich bin seit Juli 2006 krankgeschrieben und weiß seit langem, dass ich nicht mehr in dieses Büro kann und will. Bereits zum wiederholten Male ist die Arbeit der Auslöser für Depression, Angst, völligen sozialen Rückzug. So trage ich eine ähnliche Entscheidung vor mir her....

Lässt Du Dich jetzt zum 1.5. selbst gesundschreiben oder bist Du auch danach noch im AU-Status? Und was sagt Deine Krankenkasse zu all dem?
Es wäre schön, von Dir zu lesen, vielleicht hilft es mir weiter.

Viel Kraft und Mut wünsche ich Dir, herzlichst Namier
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Namier!!!

Vielen Dank für dein posting! Ich habe meine Entscheidung noch nicht bereut und dieses leichte, entlastende Gefühl überwiegt eindeutig die Ängste, die ich bzgl. der Zukunft natürlich auch habe.

Ja, ich werde zum 1.5. gesund geschrieben und muss mich dann arbeitslos melden. Die Krankenkasse hat sich bis jetzt noch überhaupt nicht bei mir gemeldet. Ich hatte ganz zu Anfang (nach 6 Wochen AU) einmal einen Fragebogen bekommen. Da sollte ich meine genauen Beschwerden auflisten mit der Begründung, dass nach der bestmöglichen Behandlungsmöglichkeiten für mich geschaut wird. Naja...

Mein Arzt meinte, er könnte mich auch weiterhin AU schreiben, ich bin ja auch in psychotherapeutischer Behandlung. Ich stabilisiere mich jedoch so gaaaanz langsam und habe den Wunsch, mich NICHT NUR über meine Krankheit zu definieren. Also lasse ich mich gesund schreiben, melde mich arbeitslos und schaue mal, welche Türen sich für mich öffnen lassen.

Du schreibst, dass du schon lange weißt, dass du nicht zurück ins Büro willst.Heißt das, nicht zurück zur alten Arbeitsstelle oder nicht zurück in deinen Beruf? Darf ich fragen, was du machst?

Bei mir ist es so, dass ich meinen erlernten Beruf gar nicht mehr ausüben möchte und das macht es natürlich für eine Weitervermittlung schwer. Ich werde mich nach einer ganz anderen Möglichkeit umschauen.

Viele Grüsse vom Sonnenwurm
chrisma0212
Beiträge: 4
Registriert: 26. Feb 2007, 08:20

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von chrisma0212 »

Hallo sonnenwurm!
Bin Neuling in diesem Forum und habe mit sehr großem Interesse dein letztes Posting gelesen.
Auch ich bin seit vielen Jahren in psych. Behandlung, vor allem wegen der Arbeit. Es ist so anstrengend, täglich gegen diesen enormen Leistungsdruck anzukämpfen. Es fällt mir auch immer schwerer, je älter ich werde. Ein Jobwechsel mit 44 ist ja kaum noch möglich (Zitat des AA:"Mit meiner Ausbildung und der Berufserfahrung kann ich heute gar nix mehr anfangen"). Meine privaten Fortbildungen sind seinerzeit kläglich im Sande verlaufen. Bei meiner Familie stoße ich auf völliges Unverständnis ("du hast doch einen guten Job, was ich denn sonst noch wolle"). Wer sagt denn, dass mein Job gut ist?
Ich bewundere dich für deine Entscheidung, den Beruf der Gesundheit zuliebe aufzugeben. Ich kann es mir aus finanziellen Gründen z. Zt. leider nicht erlauben, solange mein Mann und ich am Bauen sind. Aber ich denke bereits über eine Alternative wie deine nach, und das gibt mir Hoffnung, dass es einen Weg aus diesem Tunnel gibt.
Toi, toi, toi für deine Zukunft wünscht Christine
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Christine, guten Morgen!!

Ich kann mir gut vorstellen wie quälend es ist, wenn man die Arbeitssituation kaum noch erträgt und das Umfeld einem nur Unverständnis entgegenbringt.

Bei mir war es mein Partner der vor knapp einem Jahr sagte, ich soll kündigen! Da habe ich noch gedacht, ich bin doch nicht bescheuert und gehe freiwillig in die Arbeitslosigkeit! Hatte mich also zunächst krankschreiben lassen und brav all das gemacht und über mich ergehen lassen, was Ärzte, Krankenkasse und Rententräger für richtig hielten.
Mit dem Ergebnis dass die Situation sich nicht geändert hat.

Also bin ich jetzt doch so bescheuert und gehe in die Arbeitslosigkeit. Für mich ist es wichtig diesen Schritt (und Schnitt) zu machen, um mich erst einmal von der Vergangenheit zu befreien. Den Kopf frei zu bekommen. Und nun suche ich mir eine Lücke, die ich mir einrichten kann!

Dass man mit 44 Jahren sowas von abgeschrieben wird ist eine Frechheit! Wer sich auf Ämter verlässt, der ist verlassen (naja, in vielen Fällen). Immerhin hat man da noch 20 Arbeitsjahre vor der Brust!!! Es kann doch nicht richtig sein, dass man sich mit Antidepressive vollpumpt und zur Therapie rennt, nur um vor dem Arbeitgeber stramm zu stehen!!!

Ich kann dir noch ein bisschen Mut machen: eine ehemalige Arbeitskollegin von mir ist 46J., sie hat auch gekündigt und sich privat weitergebildet. Sie hat sich Anfang des Jahres selbständig gemacht!

Wünsche dir auch ganz viel Kraft und Mut - lass mal von dir lesen, wie es weitergeht!!!

Schönen Tag, Sonnenwurm
Namier
Beiträge: 4
Registriert: 26. Feb 2007, 11:09

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von Namier »

Hallo Sonnenwurm,

vielen Dank für Deine Antwort.
Ich bin angestellt im öffentlichen Dienst und weiß nicht, wie ich jemals in diese Verwaltung zurückkehren soll, aber gleichzeitig auch nicht, wie ich überhaupt wieder arbeiten kann.

Ich bin nach wie vor total kaputt und kann "einfach" nicht mehr. Mein Problem ist u.a., dass Arbeits- und Wohnort der gleiche ist und ich mich hier überhaupt nicht bewegen kann. Ich will nur weg und niemanden sehen.

Da taten mir 6 Wochen Klinik gut und brachten mich auch kleine Schritte voran, aber jetzt bin ich wieder hier und alles ist wie vorher. Das bespreche ich in der Therapie, aber wir stehen erst am Anfang. Muss ich "einfach" noch Geduld haben?

Gruß Namier
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Namier!

Geduld haben - das ist ja meist genau das, was vielen fehlt! Aber ich fürchte, das ist es.
Dass du in der Klinik warst und auch in Therapie bist, ist gut. Ich bin mir sicher, dass du auch an den Punkt kommst, an dem du Entscheidungen für dich und deine Zukunft treffen kannst.
Wenn du dich noch immer völlig erschöpft fühlst, dann ist der Zeitpunkt eben noch nicht da. Hast du denn für dich irgendeine Idee oder einen Wunsch, wie es bestenfalls für dich weitergehen könnte?

Ich merke bei mir, dass ich mich psychisch stabilisiere, aber körperlich bin ich auch noch ganz schnell platt und muss viele Pausen einlegen.

Hm, wenn Arbeits- und Wohnort der gleiche sind, das ist doof. Kann ich gut verstehen, dass du dich da kaum frei bewegen kannst. Hast du denn die Möglichkeit dich einfach ins Auto zu setzen und mal "raus zu fahren"?
Es ist ja auch wichtig, mal was anderes zu sehen...

Viele Grüsse, Sonnenwurm
wasserfloh
Beiträge: 8
Registriert: 28. Feb 2007, 23:28

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von wasserfloh »

Servus Sonnenwurm,
ich bewundere Deinen Mut zu diesem Schritt, möchte Dir aber zu bedenken geben, dass das Arbeitslosengeld nur 60 %, bzw 63 % (bei Kindern) Deine letzten Nettogehaltes beträgt. Das Krankengeld aber immerhin ca. 90 % des letzten Nettogehaltes betragen. Du kannst Dich ja trotzdem als arbeitssuchend bei der AA registrieren lassen und auch selbst weitersuchen. Diese Variante habe ich gewählt. Solange meine Ärzte mitspielen versuche ich Krankengeld zu bekommen, da ich ansonsten von 660 € ALG leben müsste. Verzichte nicht voreilig auf das was Dir zusteht, denke auch daran, dass das ALG normalerweise nach 12 Monaten abläuft, außer Du bist schon über 50 J. alt. Danach gibt's ALG II spricht Harz IV - bitte überlege nocheinmal genau!
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo Nixe!

Vielen Dank, dass du mir noch ein paar Aspekte aufzeigst, die es zu bedenken gibt! Ich bin mir der Konsequenzen bewusst...meinen Arbeitgeber "im Nacken" zu haben war eine so große Belastung für mich - ich musste diesen Weg gehen. Und es geht mir gut damit. Finanziell werde ich zum Glück aufgefangen, sonst wäre das auch nicht so einfach für mich möglich!

Wünsche dir alles Gute! Sonnenwurm
Namier
Beiträge: 4
Registriert: 26. Feb 2007, 11:09

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von Namier »

Hallo Sonnenwurm,

noch sitzt mein Arbeitgeber mir nicht im Nacken, ich denke aber sehr bald die Krankenkasse. Z.Zt. habe ich noch eine AU wg. einer OP und meine Gynäkologin hat mir heute gesagt, dass sie im zweiwöchigen Abstand Anfragen von meiner Kasse erhält, wann ich denn wieder arbeitsfähig sei. Sie antwortet dann ebenso regelmäßig ´nicht absehbar´.
Mit dem Neurologen, bei dem ich Behandlung bin ist besprochen, dass er die AU dann weiter fortschreibt. Von der OP her bin ich wahrscheinlich in in 2-4 Wochen wieder richtig gesund. Was dann passiert, muss ich wohl abwarten.

Da ich in der Therapie noch am Anfang stehe, geht es um Ziele. Die Therap. meinte - ebenfalls heute - entweder mein Ziel ist, wieder arbeiten zu gehen oder an anderen Wegen zu arbeiten (Beurlaubung, Kündigung)Das kann ich im Moment noch gar nicht klar bekommen. Eine Beurlaubung würde natürlich ohne Bezüge erfolgen. Ich bin so ratlos, hilflos. Es fällt mir schwer, mich abzulenken, ich grübele ständig, was wohl typisch ist und Du sicher kennst. Eigentlich muß eine Entscheidung her, aber ich hab auch so Angst.

Einen schönen Tag Namier
Sara32
Beiträge: 160
Registriert: 17. Apr 2006, 00:10

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von Sara32 »

Hallo Sonnenwurm, ich nochmal...
Hallo natürlich auch an die Mitposter!

Verfolge den Thread mit und wollte auch nochmal mein Leid klagen

Stecke in einer Wiedereingliederungsmaßnahme, habe u. a. deshalb voll Streß mit meinem Chef und befürchte, dass ich bald wieder nicht mehr kann - d. h. in meinem Job/Beruf nicht mehr ausreichend leistungsfähig bin und kränker werde. Habe gerade 7 wochen Klinik hinter mir. Hätte danach vielleicht gleich aussteigen sollen. Aber mir fällt das so schwer - ohne eine konkrete Alternative. Das Arbeitsamt will jetzt prüfen, ob ich sozusagen berufsunfähig bin (habe ich selbst in Gang gebracht). Das dauert und dauert. Zwischendurch bewerbe ich mich auch für andere Stellen. Da ich mich aber nach wie vor nicht so gut fühle, fällt es mir natürlich schwer, mir vorzustellen, mit voller Power neu anzufangen. Zwischendurch frage ich mich, ob es nicht besser wäre, mich doch auf Dauer krank schreiben zu lassen, damit die Kraftreserven nicht wieder voll durch die Arbeit/Streß mit Chef aufgebraucht werden.
Dieser scheiß Leistungsdruck macht mir das Leben schwer. Hätte ich eine "sichtbare" Erkrankung, also ein rein organisches Leiden, würde ich mich wohl nicht so unter Druck setzen. So ein Mist...
Ich habe auf etwas hingearbeitet, studiert und berufliche Erfahrung.... Es ist so schwer, sich selbst einzugestehen, dass es nicht mehr geht. Zumal ich depressionsbedingt meinen Selbstwert auch stark vom Beruf abhängig mache...

Sonnenwurm, wie hast Du's geschafft, da "umzuschalten"???
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Nabend zusammen!!

@Namier: oh ja, das Grübeln und Verzweifeln ist mir bestens bekannt. Mir ging es so in den ersten Monaten, in denen ich krank geschrieben war. Alle in meinem Umfeld haben ständig gefragt "Was willst du denn jetzt machen? Du musst doch wissen, was du willst!"
Nein, ich wusste es nicht. Ich konnte keine Entscheidung treffen. Zum Glück hält mein Arzt mir bis heute den Rücken frei - es braucht seine Zeit.

@ Sara:
Wie ich es geschafft habe, "umzuschalten"?

Ich habe es mir nicht einfach gemacht. Ich bin Erzieherin und Heilpädagogin und habe meine Arbeit mit den Menschen geliebt. Ich hatte eine Vorstellung, wie ich in diesem beruf arbeiten möchte, was ich verwirklichen will.
Ich habe menschenverachtende Dinge miterlebt, fühlte mich den Geschehnissen hilflos ausgeliefert. Jahrelang gegen den Strom geschwommen, selber Opfer geworden.

Letztes Jahr Juli, an meinem letzten Arbeitstag, wusste ich, dass es mein letzter Tag da war. Ich habe meine Sachen abgearbeitet, mich im Stillen von manchen Bewohnern verabschiedet und mich am nächsten Tag krankgemeldet.
Dann habe ich monatelang um meinen Beruf getrauert, an mir und meinen Fähigkeiten gezweifelt, überlegt, ob das alles doch nicht so schlimm war, ob ich zu irgendetwas fähig bin.
Oh ja, es tut sauweh, wenn man einsehen muss dass ein Traum platzt.

Irgendwann war der Tag da, an dem ich es akzeptiert habe. Das war letzte Woche. Ich habe gekündigt. Ich weiß noch nicht genau, was ich in Zukunft will, aber ich weiß, was ich NICHT mehr will.

Das ist immerhin ein Anfang!!!

Deine derzeitige Situation ist ja schrecklich. Zu merken, dass die Kräfte schwinden und dem nichts entgegensetzen können. Ich wünsche dir alles Gute, dass es für dich gut ausgeht.
Sonnenwurm
Sara32
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von Sara32 »

Liebe Sonnenwurm!

Danke für Deine Mail!
Hilft mir, zu hören, dass es irgendwie weitergeht.
Ich bin im Übrigen Sozialpädagogin. Das Helfen hat bei 'uns Depressiven' schon einen gewissen Reiz...

Es überkam mich vorhin mal wieder, und ich mußte heftigst weinen. Ist eigentlich nicht so meine Art. Aber Du hast es gut erfaßt, habe auch das Gefühl, trauern zu müssen - weil ein Traum zerplatzt. Da ich Alleinstehend bin, ist die Leere dann besonders groß.
Mein Arzt, bei dem ich gerade war, hält mir auch den Rücken frei und befürwortet eine Umschulung. Aber er ist immer so kurz angebunden. Bin alle 2 Wochen für 5-10 Minuten da. Ich hätte mit ihm schon gern etwas länger geredet, in Bezug auf die Wiedereingliederung. Aber kriege es nicht hin, das durchzusetzen - zumal es was richtig Dringendes nicht zu besprechen gibt. Immer wieder die gleichen Themen...
Wer will das schon ständig hören...?
Wenn ich meinen Therapeuten nicht hätte, würde ich durchdrehen. Bin schon wieder so erschöpft.

Danke nochmal für's Lesen und Schreiben!
sonnenwurm
Beiträge: 275
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Huhu Sara!!

Das ist ja irgendwie witzig, dass du auch aus dem sozialen Bereich kommst...in welchem Bereich arbeitest du denn? Und bist du zufällig auch 32 Jahre alt???

Wie wäre das denn mit einer Umschulung? Du schreibst, dein Arzt befürwortet das. Hättest du denn eine Idee, in welche Richtung es gehen könnte? Und hast du was in die Wege geleitet diesbezüglich?
Bei mir ist der Antrag nun von zwei Stellen abgelehnt worden...

Wünsche dir noch einen erholsamen Abend!
Sonnenwurm
Sara32
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von Sara32 »

Hallo Sonnenwurm!
Ja, bin auch 32. Witzig.
Ich bin gesetzliche Betreuerin, kümmere mich im Auftrag des Vormundschaftsgerichts um die rechtlichen Belange von behinderten und/oder Menschen. Bin bei einem christlich/(heuchlerischen) Verband angestellt.

Habe keine Ahnung, in welche berufliche Richtung es gehe könnte. Habe mich über die Berufe, die man bei nem Berufsförderungswerk lernen kann, informiert. Ist aber nix Interessantes dabei.
Ich war vor einigen Wochen beim Arbeitsamt und habe mein Problem geschildert. Die Sachbearbeiterin hat das gleich eingesehen und die Akte an den ärztlichen Dienst weitergegeben. Habe aber noch nix gehört.

Wieso wurde es bei dir denn abgelehnt?
Dann steh ich auf'm Schlauch....

Dir auch nen schönen Abend!!!
sonnenwurm
Beiträge: 275
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von sonnenwurm »

Sara!!

Na, als gBet hast du ja sicherlich Einblick in Wohnheime für Behinderte. Da habe ich die letzten 6 Jahre zugebracht - ein paar Monate länger und ich hätte selber ein Zimmer gebraucht.... war umgeben von machtausübenden Kollegen und einem verlogenen, heuchlerischen Arbeitgeber. Naja, ist vorbei...

Zur Umschulung: ich habe eine 6wöchige Reha hinter mir, wo über eine Umschulung entschieden werden sollte. Im Abschlussbericht stand dann aber, dass ich mit Psychotherapie meine Probleme in den Griff kriege und "sonstige Maßnahmen nicht erforderlich sind". Der Rententräger hat also abgelehnt und die AA aufgrund des Berichts auch.

Mir ging/geht es ähnlich: von all den angebotenen Umschulungsmaßnahmen wäre auch nichts dabei gewesen, was ich mir für mich hätte vorstellen können.

Ich wünsche dir das allerbeste, lass mal von dir lesen - interessiert mich, wie es bei dir weitergeht!
Sonnenwurm
Sara32
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Re: Leben ohne Arbeitgeber...

Beitrag von Sara32 »

Liebe Sonnenwurm!
Hab ich mir fast gedacht, dass die Ämter eine Reha "vorschreiben" und das Ergebnis von einer Bewilligung abhängig machen!
Ich habe vor 2 Jahren auch eine Reha gemacht - auf eigenen Wunsch. Da war es kein Thema, dass ich umschulen soll. Mittlerweile hat sich die Depression trotz Therapie und Klinik aber leider verschlimmert

Ich sag dir gern bescheid - wenn ich was Näheres weiß.

Kann mir in der Tat gut vorstellen, wie heftig die Arbeit im Wohnheim ist - und wenn dann auch noch andere Schwierigkeiten dazu kommen...
Einige Betreute sind auch geistig behindert, und find's bei Besuchen immer sehr anstrengend, weil man sich so stark distanzieren muß (auch körperlich).

Bis denn!
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