Der Weg ist das Ziel

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Fina
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Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Fina »

Hallo,

nachdem mir nun mehrfach geraten wurde, einen eigenen Thread aufzumachen - hier ist er, hier bin ich.

Meine Situation habe ich ja schon erzählt. Nachdem, was mir dazu gesagt wurde, bin ich nun völlig durcheinander.
Ich hab gegoogelt unter Co-Abhängigkeit, weiß aber ehrlich gesagt nicht, worauf Ihr damit hinaus wolltet?

Ich soll darauf achten, dass ich nicht zu kurz komme, muss aber aufpassen, dass ich damit auf ihn keinen (indirekten) Druck ausübe, es bei ihm nicht als Vorwurf ankommt, ich keine Erwartungen an ihn richte, die er nicht erfüllen kann... Anderersetis habe ich eh keine Möglichkeiten, liegt sein Verhalten nicht an mir und kann ich auch nichts bewegen... Ich finde mich in diesem Durcheinander momentan immer weniger zurecht.

Fina
BeAk

Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von BeAk »

Liebe Fina,

dann versuche ich mal ein wenig Klarheit zu schaffen. Wenn Deine Stimmung von der Deines Freundes abhängt, rutschst Du mit ihm zusammen in die Depression. Willst Du das?
Oder ist es nicht sinnvoller, das Du vesuchst gesundzubleiben. Das geht aber nur, wenn Du ein erwachsener, eigenständiger Mensch bist.
Du hast nichts mit seinen Stimmungen zutun, Du kannst sie nicht ändern, sie sind Ausdruck seiner Krankheit. Nimm Dir nichts davon an, wenn er abweisend reagiert.

Du hast nur für Dich zu denken. Tu was Dir gut tut.

ER ist zur Zeit nicht in der Lage zu sagen, ob er mit Dir abgeschlossen hat. Du kannst ihn Tausend mal fragen und wirst keine Antwort bekommen, weil er keine geben kann. Also verlange von ihm nicht was er nicht kann.
Tasache ist, das nach einer Depressiven Episode die selben Gefühle vorherschen wie vor dieser. Die Gefühle waren sozusagen die ganze Zeit eingefroren und brauchen nur wieder aufzutauen.
Ich vermute mal Das dein Partner z.Z. gar keine Bedrüfnisse Dir gegenüber hat und auch keine Erwartungen.
Wenn jehmand 40° Fieber hat, sind seine Bedürnisse auch nur einer Tasse Tee ans Bett und ansonsten: "Laß mich bitte in Ruhe".
So geht es Deinem Freund auch, er ist schwerst krank.

Liebe Fina, kümmere Dich um Deine Sachen/Interessen, um Deine Freunde, geh ins Kino, reiten, joggen, lusiges Teffen mit Arbeitskollegen oder/und fange ein neues Hobby an. Tu was immer Dir Spaß macht.

Und laß Deinen Freund an seiner Krankheit arbeiten.
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Hina1 »

Liebe Fina,

schön, daß Du jetzt Deinen eigenen Thead hast. Hier können wir dann auch spezieller auf Deine Fragen und Sorgen eingehen.

Nach dem, was Du schreibst, scheint Dein Freund schon eine ziemlich lange Zeit in der Depression zu stecken. Er hat zwar die Diagnose, tut aber nichts gegen die Krankheit. Er sitzt sie schlicht und einfach aus. Das ist natürlich alles andere als eine gute Voraussetzung in absehbarer Zeit mal wieder aus der Depression rauszukommen und nicht anschließend genauso schnell wieder reinzugeraten.

Ich denke, Du solltest ein bißchen was zum Verständnis dieser Krankheit wissen, damit Du einiges von ihm auch einordnen kannst. Eine Depression ist eine Gehirnstoffwechselerkrankung. Mit "gutem Willen" oder "einem Ruck geben" ist da überhaupt nichts zu machen. Auch zusammenreißen funktioniert immer nur kurzzeitig, wenn überhaupt. Meist äußert sich die Depression in Niedergeschlagenheit, Antriebsschwäche, innere Unruhe, Unzufridenheit mit sich und anderen, starke Grübelneigung ohne wirklich zu effektiven Lösungen zu kommen, negative Sichtweisen auf viele Dinge, Freudlosigkeit, Schlafstörungen, Gefühlskälte usw. usf. Und, was noch ganz wichtig ist, diese Krankheit ist nicht logisch, also ist es müßig für alles logische Erklärungen erhalten zu wollen. Die Frage, was will er eigentlich, das wird er Dir sicher gar nicht beantworten können.

Ich versuche Dir mal etwas bildlich verständlich zu machen, wie die Gefühlslage in einer Depression etwa ist. Schließe mal die Augen und stelle Dir vor, Du hast ganz hohes Fieber. Du merkst vor allem, daß es Dir hundelend geht, Du richtig abgeschlafft bist. Dein Schlaf ist unruhig und gestört. Mal wachst Du auf, mal dämmerst Du dahin. Du kämpfst im Grunde fast mit Deiner Existenz. Eigentlich wärst Du froh, wenn es jemanden gibt, der bei Dir ist. Du möchtest es gerne aber wenn dann jemand da ist, wird es Dir fast im selben Augenblick schon wieder zuviel. Und weil Du siehst, daß dieser Jemand dann auch noch mitleidet, Dir Fragen stellt und Nähe möchte, kommst Du schon gar nicht mehr mit der Situation klar. Letztendlich vergraulst Du diesen Jemand, was Dir natürlich dann auch weider leid tut. Aber in Deinem Fieber bist Du total unzufrieden mit Dir, fühlst Dich selbst richtig launisch.

So und nun drehen wir die Sache mal um. Stelle Dir jetzt mal vor, Dein Freund hätte das ganz hohe Fieber. Du kannst Dir jetzt recht gut vorstellen, wie es ihm geht und was Du eigentlich mit ihm "anfangen" kannst. Im Grunde fast überhaupt nichts. Du bist evtl. für ihn da, damit er nicht einsam ist, mußt aber damit rechnen, daß es ihn schnell überfordert, auch wenn er gerne Deine Nähe wünscht. Aber mehr als daß er weiß, daß Du da bist, kannst Du von ihm in seinem Fieber nicht erwarten und würdest es auch nicht tun. Er muß erstmal wieder gesund werden. Du würdest in so einer Siutation weder auf die Idee kommen, Dir irgendwelche Gedanken über die Beziehung zu machen, noch Erwartungen an ihn haben, noch würdest Du sein nicht Lieben können anzweifen, denn Du weißt ja, daß er im Fieber Liebe gar nicht mehr spüren kann. Du würdest auch akzeptieren, daß er recht "launisch" in seinem Fieberwahn ist, Du würdest aber auch sicher nicht auf die kleinste Regung von ihm sofort "anspringen", immer zur Verfügugn stehen, denn Du hast auch noch Dein eigenes Leben. Aber vermutlich würdest Du auch vor allem dafür sorgen, daß Du Dich nicht ansteckst. Ich glaube auch kaum, daß Du in so einer Situation Liebeskummer und Orientierungslosigkeit haben würdest, denn Du weißt, er ist krank. Liebe Fina, ich bin mir sicher, wenn er dieses Fieber haben würde, dann würdest Du das alles "im Griff" haben. Warum kann es denn nicht auch gehen, wenn die Krankheit nur einen anderen Namen hat, in aller Regel länger dauert (Dein Freund würde mit Sicherheit ganz schnell etwas gegen das hohe Fieber tun), es sich aber auch nicht so extrem anders "anfühlt", die Gefühle ebenso "runtergefahren" sind?

Das mit dem darauf achten, daß Du nicht zu kurz kommst, war nicht in Bezug auf ihn gemeint. Bei ihm kommst Du definitiv zu kurz. Er hat sich von Dir getrennt und Dir bleibt nur ab und an das Gespräch. Mehr kannst Du im Moment nicht erreichen. Das habe ich Dir ja eben versucht etwas bildlich darzustellen, warum das so ist. Nein, es geht um Dich. Gibt es irgendwas, womit Du Deine traurigen Gefühle wieder etwas "aufmöbeln" kannst? Hast Du Freunde, unternimm etwas, was Dir Freude macht, ein bißchen Sport ist auch hilfreich, verschaffe Dir Erfolgserlebnisse und lenke Dich gut ab. Hast Du Hobbys? Gibt es etwas, was Dir immer Freude gemacht hat, aber in letzter Zeit einfach zu kurz gekommen ist?

Liebe Grüße
Hina


Liebe Bea,

wir beiden Nachteulen sind mal wieder auf dem Fiebertripp . Aber vielleicht wirklich am anschaulichsten. Hat sich wieder überschnitten.

Liebe Grüße
Hina
mitu
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von mitu »

Liebe Fina,

ich hoffe auch, wir bringen Dich nicht immer mehr durcheinander.
Es geht darum: Trenne Gefühl und Verstand.

Dein Gefühl sagt Dir, dass Du Nähe möchtest.

Dein Verstand sollte Dir sagen, dass ER das nicht kann, WEIL er KRANK ist.Versuche zu akzeptieren, dass es Krankheiten gibt, die Nähe unmöglich machen!
(Ja, ich weiss, man denkt: Aber wenns mir schlecht geht, will ich erst recht Nähe, dann muss es bei ihm auch so sein! IST ES ABER NICHT!)

Versuche nach deinem Verstand zu handeln und nicht nach deinem Gefühl.


Deine Fragen haben alle den gleichen Tenor:

Was kann ich tun, damit es meinem Freund besser geht, weil es erst dann mir besser gehen kann.

Das ist aber der falsche Ansatz.

Denk mal so rum:
Was kann ich tun, damit es mir besser geht, weil ich dadurch auch meinen Freund entlaste, der schon genug mit sich u kämpfen hat. Erst wenn es Dir gut geht, kannst Du deinem Freund helfen.


Die Co-abhängigkeit habe ich "ins Spiel gebracht", weil sie die krasseste Form der Selbstaufgabe wegen der Krankheit eines geliebten Menschen darstellt. Diese Selbstaufgabe passiert aus "Liebe" und hilft keinem.
Ich will Dir damit sagen, dass Du auf Dich aufpassen sollst!
tommi
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von tommi »

Liebe Fina,

ich denke, Bea und Hina haben dir sehr anschaulich aufgezeigt, wie es deinem Freund im Moment geht. Auch ist es richtig, dass die Gefühle nach der Tiefphase wieder wie vorher sind.

Du kannst nichts "richtig" oder "falsch" machen, weil es kein Richtig und kein Falsch gibt. Du kannst nicht mit normalen Maßstäben rechnen, weil die Krankheit keine Logig hat. Was du tun kannst ist, für ihn da zu sein, ohne ihn zu bedrängen und dein Leben ohne ihn einzurichten, weil er für dich nicht erreichbar ist.

Ich gebe Hina recht, wenn sie schreibt, dass du definitiv bei ihm zu kurz kommst. Deswegen ist es ja so wichtig, dass du dir dafür einen Ausgleich schaffst.

Wenn meine Frau in der Phase steckt, weiß ich, dass ich nichts richtig machen kann. Sie überhäuft mich mit Vorwürfe und jede Kleinigkeit wir von ihr zum Anlass genommen, mich zu kritisieren. Auch sind ihre Gefühle mir gegenüber nicht mehr als Liebe zu bezeichnen . Ich weiß, dass ich sie in Ruhe lassen und ihr Zeit geben muss, ihre Gedanken wieder zu ordnen. Erst wenn sie wieder "vernünftig" mit mir umgeht, ist ein Gespräch möglich. Wenn ich sie in der Phase fragen würde, ob wir überhaupt noch eine Beziehung hätten, ob sie mich noch liebt..., würde sie entweder "Nein" sagen oder nichts, weil sie es nicht fühlt.
Mir bleibt also nichts anderes übrig, als Geduld aufzubringen umd mich um meine Sachen zu kümmern und um die meiner Kinder. Natürlich fällt auch mir das nicht immer leicht, vor Allem, wenn die Phase länger andauert. Ich sehe aber, dass sie nicht anders kann und ich ihr auch nicht aus dem Tief helfen kann. Das kann nur ihre Thera.

Liebe Grüße
Tom
Fina
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Fina »

Hallo Bea, Hina, Hanna und Tom!

Vielen lieben Dank, dass Ihr Euch mit mir so viel Mühe gebt!!! Euer Fiebervergleich ist wirklich sehr hilfreich, um mich in ihn hineinzufühlen!
Wie lange hält denn ein Depressiver-Fieberschub, wenn er nicht zum Arzt geht? Ich hab den Eindruck, es geht ihm zwar manchmal ein wenig besser, dann schmiedet er Zukunftspläne und scheint über sich selbst hinauszuwachsen... Wenn ich beim Fiebervergleich bleibe - als hätte er die schlimmsten Tage überstanden und als fühle er sich schon wieder so, als könne er bald Bäume ausreißen, aber das scheint manchmal nur eine Sache von wenigen Tagen zu sein und als hätte er sich dann sofort übernommen, bevor er wieder richtig gesund ist, dann kippt er auch schnell wieder um und das Fieber bricht wieder aus.

Aber wie kann man jemanden motivieren zum Arzt zu gehen, der darin keinen Sinn sieht? Oder kann ich da auch nur abwarten, dass ihm irgendwann mal von alleine die Erleuchtung kommt, dass er an der falschen Stelle gräbt?

Fina
Fina
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Fina »

Ich bin beim Googeln zum Thema Co-Abhängigkeit übrigens auch auf die narzisstische Persönlichkeitsstörung getroffen und hab dann mit Schrecken etliche Parallelen gefunden. Nun frage ich mich, inwieweit das Verhalten meines Freundes wirklich "nur" depressiv ist. Woran lässt sich das denn erkennen und wie voneinander abgrenzen?
mitu
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von mitu »

Fina,

DAS kann nur ein Fachmann! Aber die letzte Aussage deines Freundes die du beschreibst zeigt in jedem Fall, dass er versucht seine Probleme auf dich abwälzen in dem er dir mit Absicht ein schlechtes Gewissen macht und dir Schuldgefühle einredet.

Schuldgefühle sind das effektivste Mittel, jemanden mit einer "Helferstruktur" auf ganz negative Weise an sich zu binden.
Lass Dir so eine Aussage nicht gefallen. Egal ob jemand krank ist oder nicht. Dein Freund kämpft gegen Dich, mit unfairen Mitteln.Und ich glaube nicht, dass das nur was mit Depressionen zu tun hat.
Setze klare Grenzen, sei dir das selber wert!

Sorry dass ich das so hart ausdrücke! Es liegt daran, dass ich so etwas auch schon mal vor einigen Jahren mitgemacht habe.
Und der Tipp, den ich Dir jetzt gebe klingt auch sehr hart: Geh auf Abstand! So weit Du kannst!
Fina
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Fina »

Ich möchte das jetzt auch nicht zu einseitig darstellen. Die meiste Zeit empfinde ich ihn schon als sehr fair. Wie gesagt, ich bin mir absolut nicht sicher, ob es bei ihm auch etwas mit einer Persönlichkeitsstörung zu tun hat. Ich würde das auch weniger von seinem Umgang mit mir, als vom Umgang mit sich selbst ableiten. Reagiert nicht jeder von uns mal so, dass er von sich selbst abelenkt, indem er versucht die Schuld bei anderen zu suchen?
Hina1
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Hina1 »

Liebe Fina,

ich freue mich, daß Du nun etwas mehr durchsiehst in der depressiven Gefühlswelt.

Ob er zur Depression auch noch eine Persönlichketsstörung hat, das kann ein Laie kaum festestellen. Etliche Verhaltensweisen sind in einer Depression eben auch total anders als im "Normalzustand". Aber Du kennst ihn ja schon länger und kannst eigentlich die Unterschiede zu früher erkennen, oder? Eine Persönlichkeitsstörung gehört dauerhaft zu der Persönlichkeit eines Menschen. Das heißt, der Mensch IST eben so, bei einer Depression ist das nicht der Fall. Deshalb hört man bei Depressiven auch so oft den Satz, das ist doch nicht er und ein Depressiver kann nach einer Episode in der Regel wieder so sein, wie früher.

Du fragst, wie lange so eine Depression anhalten kann. Das kann man absolut nicht sagen. Wenn Du Dich mal so im Betroffenenforum umsiehst, dann schreiben viele, daß sie wohl schon seit vielen Jahren depressiv waren, bis es ihnen klar wurde, daß sie zum Arzt gehen müssen. Eine Depression muß auch nicht immer gleich schwer sein. Es kann bessere und schlechtere Zeiten geben, es kann sein, daß es eine in sich abgeschlossene Episode ist, es kann genauso gut sein, daß auch noch eine Dysthymie (eine chronische Depression, die eher nicht so schwerwiegende Symptome hat), dauerhaft "darunter" liegen. Alles ist möglich. Einde depressive Episode kann einige Wochen bis viele Monate anhalten. Aber eines ist auch ziemlich sicher. Je länger man die Depression hat und nichts dagegen unternimmt, desto größer ist auch das Risiko immer wieder damit konfrontiert zu werden und um so länger dauert es auch, bis man wieder aus so einer Episode raus ist. Mein Freund leidet seit vielen Jahren unter Depressionen. Da er sich nicht professionel helfen läßt, dauern die Episode selten unter einem Jahr. Die Episoden werden immer Länger, die Zeiträume dazwischen immer kürzer.

Liebe Grüße
Hina
srcek
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von srcek »

Hallo zusammen!

Ich muss einfach kurz etwas in dieses Thread schreiben, auch wenn ich Fina nicht unbedingt einen Rat geben kann. Habe gerade die Antworten gelesen, also die Fieberbeschreibung, und war den Tränen nahe. Hina, das hat echt geholfen, sich in den Partner reinzuversetzen. Ich denke zwar, dass ich schon viel über die Depression weiss, aber ich merke immer wieder, das ich wieder etwas neues dazu lerne. Damit ich ihn und sein Verhalten verstehe. Das Geschriebene hat mir eben echt wieder geholfen, um das zu verstehen, dass er momentan keine Nähe haben kann.
Daher ein grosses Lob an alle hier im Forum. Toll dass es euch gibt!!
Daniela
Fina wrote:
> Hallo,
>
> nachdem mir nun mehrfach geraten wurde, einen eigenen Thread aufzumachen - hier ist er, hier bin ich.
>
> Meine Situation habe ich ja schon erzählt unter "Kontakt halten/Hinterherlaufen". Nachdem, was mir dazu gesagt wurde, bin ich nun völlig durcheinander.
> Ich hab gegoogelt unter Co-Abhängigkeit, weiß aber ehrlich gesagt nicht, worauf Ihr damit hinaus wolltet?
> Dass ich mich nur dann wohl fühle, wenn es meinem Freund gut geht, war vielleicht etwas undeutlich ausgedrückt. Wenn ich merke, dass ich ihm nicht gut tue, er auf mich negativ reagiert, dann geht es mir damit auch nicht gut. Wenn er sich in meiner Gegenwart wohl fühlt, geht es mir auch gleich viel besser. Umgekehrt läuft das sicher ähnlich. Ist das nicht normal bei zwischenmenschlichen Beziehungen? Und da er auf mich nun öfter mal abweisend reagiert, weiß ich eben nicht, wie stark ich mir davon etwas annehmen soll, was uns, was ihm - und natürlich denke ich auch an mich - was mir gut tut.
>
> Zum Stichwort Erwartungen: ich erwarte von ihm, dass er ehrlich und aufrichtig ist, mich überspitzt ausgedrückt nicht ins offene Messer laufen lässt. Wenn er innerlich mit mir abgeschlossen hat, dann möchte ich das wissen und mir keine falschen Hoffnungen mehr machen.
> Ihr sagt, er weiß es wahrscheinlich selbst nicht. Aber er wird doch auch jetzt irgendwelche Bedürfnisse haben, Erwartungen an mich. Wie soll ich mit ihm umgehen, so dass es uns beiden gerecht wird, wenn ich nicht weiß, was er will?
>
> Ich soll darauf achten, dass ich nicht zu kurz komme, muss aber aufpassen, dass ich damit auf ihn keinen (indirekten) Druck ausübe, es bei ihm nicht als Vorwurf ankommt, ich keine Erwartungen an ihn richte, die er nicht erfüllen kann... Anderersetis habe ich eh keine Möglichkeiten, liegt sein Verhalten nicht an mir und kann ich auch nichts bewegen... Ich finde mich in diesem Durcheinander momentan immer weniger zurecht. Ich hab das Gefühl, dass, egal was ich nun mache, alles zwangsläufig falsch ist!?
>
> Fina
Fina
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Fina »

Hina1
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Hina1 »

Liebe Fina,

das, was Du über seine Kindheit schreibst, legt natürlich schon die Vermutung nahe, daß dort auch schon die Grundlagen für die Depression gelegt wurden. Es ist ein krankmachendes Verhaltesmuster, wenn man es einem nie recht machen kann, die Wurst immer höher gehängt wird, man der Erfolgserlebnisse braubt wird. Wenn ein Mensch mit zu wenig Erfolgserlebnissen aufwächst, dafür immer höhrere Anforderungen an ihn gestellt werden, als er erfüllen kann, dann leidet natürlich das Selbstwertgefühl enorm und das prägt. Und die vermeindlich tollen Eigenschaften des Vaters, die so vorbildhaft schienen, entpuppten sich dann auch noch als Seifenblase. Woher soll dann ein Mensch, der in der Entwicklung steckt, seine Orientierung nehmen? Er muß sich auf die Suche nach neuen Werten begeben. Und das ist m.E. nicht gerade leicht für einen jungen Menschen. Woran soll er messen, welche Werte gut für die Entwicklung sind, welche nicht? Dazu kommt natürlich noch, daß nach diesen Erlebnissen durchaus nicht nur die Verunsicherung da ist sondern auch ein übersteigertes Mißtrauen. Der Weg in die Depression ist da durchaus gegeben, wenn man dann weiter orientierungslos im Raum schwebt. Im Grunde bedarf es nichtmal unbedingt einen Auslöser. Das Maß ist einfach irgendwann mal voll. Es kann gut sein, daß Dein Freund zwar weiß, warum es ihm schlecht geht, aber den Weg nach "draußen" nicht finden kann, weil er keine Orientierung hat. Um so wichtiger ist es für ihn, daß er sich professionelle Hilfe sucht, die ihn auf seinem Weg aus der Depression begleiten. Finden muß er ihn selbst aber er benötigt Unterstützung dabei und die sollte nicht durch den Laien, sondern durch den Profi erfolgen. Solange er aber seinen Zustand nicht als Krankheit annimmt und diese Hilfe nicht sucht, solange wird er in diesem "Zustand" verharren, mal mit mehr, mal mit weniger starken Symptomen.

Wenn Du die Absicht hast, an einer Beziehung mit ihm festzuhalten, dann sei Dir darüber bewußt, daß es nur für Euch eine befriedigende Partnerschaft werden kann, wenn er einsichtig wird und etwas tut.

Liebe Grüße
Hina
Fina
Beiträge: 56
Registriert: 30. Jan 2007, 19:05

Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Fina »

Hallo,

ich möchte Euch von einem Traum erzählen, den ich letzte Nacht hatte...

...wir sollten uns doch unbedingt näher kennen lernen - dann würde sie vielleicht auch endlich sein "drittes Auge" verstehen.

Fina
mitu
Beiträge: 77
Registriert: 12. Jan 2007, 16:57

Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von mitu »

Fina,
dazu kann ich nicht viel sagen, mir fällt nur ein ganz grosser Unterschied im Verhalten unserer EXFreunde auf:
Mein ExFreund war trotz seiner vermutlichen Depressionen NICHT EINMAL irgendwie fies zu mir und er hat NIE versucht, mir für irgendetwas ein schlechts Gewissen zu machen. Im Gegenteil, er hat immer für SEIN Verhalten entschuldigt.

Du kommst mit dem Verhalten deines Exfreundes nicht klar und suchst nach Entschuldigungen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, stellt er dich immer wieder vor "No-win" Situationen.
Nach dem Motto: "Geh nicht weg aber wehe Du kommst her!"
oder "Wir können uns treffen aber eigentlich will ich dich nicht sehen".
Du merkst, dass da was schief läuft, suchst nach einer Auflösung und findest keine.Das liegt aber nicht an Dir ! Sondern an der Struktur seines Verhaltens. Er sendet unterschiedliche Signale aus.

Such mal in Wikipedia unter double-bind bzw Doppelbindungstheorie.
Ist etwas kompliziert geschrieben, aber vielleicht erklärt es dir vielleicht, warum Du damit nicht klar kommen KANNST.

Lieben Gruß
Hanna
Hina1
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Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Hina1 »

Liebe Fina,

es wäre jetzt zu einfach zu sagen, Deine Freundin hat keine Ahnung, deshalb babbelt sie so ein blödes Zeug. Ich denke, daß sie eher das Problem hat, daß sie einfach nicht weiß, wie sie Dich als ihre Freundin irgendwie wieder auf "normale" Gedanken bringen kann. Insofern geht sie den radikalen Weg und versucht Dir den Mann zu vermiesen, egal, ob sie da auf dem Holzweg ist oder nicht. Sie will die Freundschaft mit Dir aber wenn Ihr zusammen seid, dann ist das problembeladen und sie kommt damit nicht zurecht. Allerdings frage ich mich auch, was Deine Freundin für ein Mensch ist, der nichtmal soviel Respekt vor anderer hat, daß sie es o.k. findet, sogar in deren Handys rumzuschnüffeln. Sie muß wohl schon ziemlich böse Enttäuschungen in Beziehungen erlebt haben, daß sie Dir derartige Vorschläge macht. Aber das ist ihr Problem, nicht Deines. Ich befürchte, wenn es mit Euch beiden, also mit Deiner Freundin und Dir, auf der Basis weiter geht, dann werdet Ihr auch noch ein heftiges Problem miteinander bekommen. Gespräche in ähnlicher Art und Weise hatte ich auch, als mein Freund in die Depression verfiel. Das war der Punkt, wo ich mich entschied, über ihn mit diesen Leuten gar nicht mehr zu reden. Wenn ich mein Herz ausschütten wollte, dann habe ich mich nur noch Leuten geöffnet, die mir einfach nur zuhörten, mich aber mit "guten Ratschlägen" verschont haben, die mich einfach nur mal in den Arm nahmen und trösteten, weil ich mich so verlassen fühlte, denn mehr will man doch ehrlich gesagt auch nicht, oder?

Liebe Grüße
Hina
Fina
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Fina »

Ein liebes Hallo an Euch alle!

@Hina: ich kann schon nachvollziehen, dass meine Freundin versucht, mich auf den "richtigen" Weg zu bringen. Sie geht dabei natürlich in erster Linie davon aus, wie sie selbst sich verhalten würde und was "normal" ist... aber letztendlich steckt sie nicht in meiner Haut und ist es ja auch völlig unerheblich, was "normal" ist. Ich möchte für mich selbst den richtigen Weg finden und da ist Vertrauen einfach ein ganz wichtiger Bestandteil. Eigentlich hält sie von Schnüffeleien selbst auch nichts, deswegen wundert es mich um so mehr, dass sie mir dazu geraten hat. Ich habe heute noch mal mit ihr gesprochen, dass ich mich ja gerne anderen Meinungen stelle und bereit bin auch mal eine andere Perspektive einzunehmen, aber ich mich wesentlich besser fühle, wenn ich Verständnis für ihn entwickele, als wenn ich unzufrieden auf ihm rumhacke.
Sie hat nun selbst vorgeschlagen, dass wir versuchen könnten, das Thema außen vor zu lassen, wenn ich mich von ihr zu sehr beeinflusst fühlen würde. Ich bin froh, dass dieser Vorschlag von ihr kam. Wie gesagt, ich stelle mich ja auch gerne jeder Kritik, aber manchmal wäre es wirklich sehr schön, jemanden zu haben, dem ich einfach nur mein Herz ausschütten könnte und der mich mal in den Arm nimmt!

Fina
Hina1
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Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Hina1 »

Liebe Fina,

es gibt ja den Spruch, wie man es macht, macht man es verkehrt. Trifft im Grunde im Umgang mit Depressiven immer wieder zu - aber eben nur aus der Sicht des Gesunden. Das Problem bist aber nicht Du, sondern seine depressive Gedankenwelt. Also ist es ganz wichtig, daß Du das alles nicht auf Dich beziehst. Wenn Du all diese Äußerungen von ihm vernimmst, versuche Dir immer wieder zu sagen, das ist nicht er, ich kenne ihn anders, das ist die Krankheit, die ihn so sein läßt. Anderenfalls bist Du selbst bald ein Grübelwrack. Was er Dir mit seinem Wochenendplan rüberbringen wollte war im Grunde ziemlich klar. Er will keine Nähe aber er ist innerlich mit Dir verbunden aber vor allem fühlt er sich überhaupt nicht wohl in seiner Haut, weiß selbst nicht, wohin bei ihm die "Reise" geht. Das kannst Du aber für ihn nicht lösen.

Als es mir in der Depression besonders schlecht ging, da habe ich mich zur Meisterin der "verplanten" Zeit gemacht. Aber im Grunde wollte ich anderen nur sagen, bitte laßt mich einfach mal ein bißchen in Ruhe, weil ich nicht gut drauf bin. Ich weiß nicht, warum ich das nicht einfach so gesagt habe. Stattdessen habe ich tausend Dinge aufgezählt, die zu erledigen wären, die ich dann aber gar nicht gemacht habe, weil ich mich überhaupt nicht dazu aufraffen konnte. Es ist einfach konfus.

Was ich aber im Umgang mit meinem depressiven Freund im Laufe der Zeit ganz gut gelernt habe ist, daß ich mir seine zeitweilige "Muffeligkeit" und unzufriedenen Äußerungen angehört habe aber nicht mehr darauf eingegangen bin. Ich habe einfach das Karussell von Reaktion und Gegenreaktion beendet. Bei jedem Anruf war mir klar, die Situation ist wieder eine andere, das Gespräch von gestern ist auch Schnee von gestern. Seit dem gibt es eine normale Basis im Umgang miteinander. Das A und O ist einfach, sich abzugewöhnen, einen Kranken wie einen Gesunden verstehen zu wollen. Man kann einfach nicht verstehen. Und diese Tatsache muß man akzeptieren oder es gibt immer wieder Situationen, wo man mit "runtergezogen" wird.

Liebe Grüße
Hina
Fina
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Fina »

Hallo Ihr Lieben,
ich wollte mich mal wieder melden.

Letzte Zeit hab ich die neuen Postings nur mitgelesen, hätte gerne etwas beigetragen, fühle mich aber oft noch zu unerfahren und selbst noch zu schwankend, als dass ich Ratschläge geben sollte. Aber komisch ist es schon, denn die Beiträge der anderen sind oft sehr ähnlich gelagert und dort scheint es mir ganz klar zu sein, warum es so abläuft. Da gelingt es mir meistens sehr gut, mich in eine depressive Denke hineinzuversetzen. Wenn es einen dann selbst betrifft, ist es schon nicht mehr ganz so leicht.

Fina
Hina1
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Hina1 »

Liebe Fina,

ja, es ist durchaus in einer Depression sehr schwer, nicht nur an sich zu denken. Es ist eben eine Krankheit und keine Unart. Das mußt Du Dir immer wieder sagen. Natürlich könntest Du versuchen, einen Depressiven zu "erziehen". Aber Du hast schon genug negative Erfahrungen diesbezüglich gemacht, indem er dann sauer wurde. Renn dem Frust nicht noch hinterher. Ich kann Dich absolut gut verstehen, was in Dir vorgeht und es wäre für Dich sicher sehr wichtig gewesen, wenn er Dir die Daumen gedrückt hätte, daß Du Deinen Tag gut überstehst aber er hat es nicht gemacht, er wollte damit nicht konfrontiert werden.

Es wird immer wieder gesagt, man sollte sich aber auch nicht alles gefallen lassen. Ja, es ist auf der einen Seite durchaus richtig. Auch ein Depressiver muß wissen, wo die Grenzen sind. Aber irgendwas von einem Depressiven zu erwarten, was man nicht deutlich anspricht, das kann man wohl getrost abschreiben. Wenn das Gegenteil eintrifft, dann sollte man sich einfach darüber freuen. Ich sage, erwarte nichts und Du bekommst viel. Verabschiede Dich einfach von der Illusion, daß in der Zeit einer depressiven Episode soetwas wie eine Halbwegs-Normalität in der Beziehung sein könnte. Diese Krankheit hat ihre eigenen Spielregeln.

Übrigens gings mir ja in der Episode auch so, daß ich einfach die Bedürfnisse anderer gar nicht wahrgenommen habe. Hatte ja meine eigenen nichtmal definieren können. Je mehr ich aus der Krankheit rauskam, desto mehr kam auch das Gespür für andere Menschen wieder.

Liebe Grüße
Hina
Fina
Beiträge: 56
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Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Fina »

Fina
Beiträge: 56
Registriert: 30. Jan 2007, 19:05

Re: Der Weg ist das Ziel

Beitrag von Fina »

Hallo Ihr Lieben,

die letzten Tage waren recht heftig...
Er hat sich mehrmals bei mir per Mail gemeldet, sich für die Funkstille davor entschuldigt. Er hätte sehr viel mit sich selbst zu tun, könne gar nicht mehr abschalten, würde sich auch körperlich immer schlechter fühlen. Er fühle sich bei der Arbeit gemobbt. (War wohl nur eine Frage der Zeit, wann es auch im Job Auswirkungen zeigen würde.) Er befände sich durch seine Situation und den Job wieder in einer Abhängigkeit und hätte Angst davor, könne das aber auch nicht erklären. Er bekäme auch wieder SM Gedanken. (Das war am Mittwoch) Er wolle versuchen, mich Donnerstag anzurufen. Ein Anruf blieb aber aus.

Da ich Freitag und gestern den ganzen Tag unterwegs war, schrieb ich ihm, ich würde hoffen, er hätte wieder ein Handy und könne notfalls jemanden verständigen, dass ich mein Handy mitnehmen würde und er mich jederzeit anrufen könne, wenn ihm danach sei.
Am Freitag kam zurück, er hätte noch kein eigenes neues Handy. (Also hat er wahrscheinlich ein geliehenes.) Die Situation sei relativ unverändert, aber er hätte seine Einstellung geändert, da er gar nicht mehr hätte abschalten oder an etwas anderes denken können. Wir sollten uns nächste Woche mal treffen, wann wolle er mir noch mitteilen, erst mal sehen, was noch passieren würde.

Kann das sein, dass ein so plötzlicher Sinneswandel erfolgt? Oder was verbirgt sich sonst dahinter? Wenn es so einfach für ihn wäre, die Einstellung zu ändern, dann hätte er sich doch bestimmt nicht vorher ewig lange damit herumgequält. Und ein besonderes Ereignis, was ihn zum Umdenken bewegt haben könnte, gab es ja offenbar auch nicht.

Fina
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