der eigene Weg aus der Krise

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mitu
Beiträge: 77
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der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von mitu »

Es geht in vielen Beiträgen um unsere Interaktion mit unseren depressiven (Ex)Partnern. Ich hab gestern versucht, mir Gedanken um MICH zu machen. Ich kam innerlich nicht zur Ruhe, weil ich meinen Weg für mich in dieser Situation nicht so recht sehen konnte. Jetzt ist er -zumindets theoretisch- wieder in mir aufgetaucht. Ich hab Euch meine Gedankengänge dazu aufgeschrieben, vielleicht geht es Euch ähnlich:

Ich möchte anfangen bzw. damit weitermachen, meinen Weg für mich zu suchen/ zu finden. Mein Leben zu strukturieren und so einzurichten, dass es MIR damit gut geht.
Trotzdem möchte ich versuchen, einen kleinen Platz für meinen Freund zu lassen. Aber die Betonung liegt auf klein. Ich kann mein Leben nicht um ihn herumwinden! Ich baue mein Leben nach meinen Massstäben weiter. Einen kleinen Platz für ihn halte ich frei. Um den muss er nicht kämpfen. Dieser Platz ist da, für ihn, den nur noch guten Freund, der unter Depressionen leidet, der deswegen keine Beziehung führen kann, der nicht mal nach diesem Platz fragt, vielleicht, weil er es nicht kann.

Ich werde mir keine Gedanken mehr machen, ob ich damit richtig handle. Es gibt diese innere Stimme in mir, die mir vorhält: DU MUSST alles richtig machen, sonst bist DU selber Schuld, wenn die Beziehung nach der Depression nicht weitergeht. Diese Stimme ist destruktiv und wenn ich auf sie hören würde, bewerte ich mich selber danach, ob er sich mir irgendwann wieder zuwendet oder nicht. Woher die Stimme kommt, ist mir nicht klar. Aber sie hat Unrecht. Denn ich kann mich selber durch ganz andere Dinge bewerten. Ich glaube wieder, dass gutes im Leben passiert und das alles seinen Sinn hat. Ich kann nicht das Leben anderer Menschen regeln. Aber ich kann mein Leben regeln. Und ich fange wieder an mich selber zu lieben.
tommi
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Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von tommi »

Liebe Hanna,

ja es hat alles einen Sinn. Du hast ihn gefunden, den "Stein der Weisen". Die Erkenntnis, sich nicht auf den Partner reduzieren, für dich die Verantwortung zu übernehmen und die Verantwortung für sein Handeln nicht zu übernehmen.

Du hast erkannt, dass du die Krankheit akzeptieren musst, dich aber ihr nicht unterordnen darfst. Nur er kann sich helfen lassen, du kannst ihn dabei nur gut zureden.

Dein Leben ist wichtig und du bist dir der wichtigste Mensch. Schaue weiter auf dich und das es dir gut geht. Alles andere wird die Zeit bringen. Diese Geduld wird sich auszahlen. Wenn er aus dem Loch wieder heraus ist, ist es dann auch an der Zeit, diese Phase mit ihm aufzuarbeiten. Hier müssen dann Absprachen getroffen werden, damit die nächsten Phasen durch Sicherheit geprägt sind.

Ich hoffe, es gelingt euch.

Lieben Gruß
Tom
fiverly
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Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von fiverly »

Mein Problem sozusagen ist, dass ich mich gerne in etwas hineinsteigere. Als ich nicht wusste, was ich mit meinem Freund anstellen sollte, habe ich erst mal Bücher zu allen möglichen Theman gewälzt (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, Hyperaktivität, Borderline, Depression, dissoziative Persönlichkeitsstörungen usw.) weil ich ihm helfen wollte.
Irgendwie habe ich mich eine Zeit lang mehr mir ihm als mit mir beschäftigt und als mir dann klar wurde, dass das nicht meine Job war, sondern der des PBS-Therapeuten (nachdem ich meinen Freund dazu überreden konnte da hin zu gehen) bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Mit meinem Sport und Freunden konnte ich mich schon wieder aufrappeln und mir hat es gut getan, mit anderen über meine Gedanken zu reden.
Mittlerweile sind wir wieder an einem Punkt, an dem ich mir zuviele Gedanken mache und meinen Freund überfordere...
Es ist für Angehörige finde ich total schwer, den richtigen Weg und die richtige Intensität zu finden, Meines Erachtens ist es wichtig, seinen eigenen Wünsche nicht im Wege zu stehen. Und das meiste aus dem Bauch heraus zu machen. Aber mit einem kleinen Ohr immer noch schauen, wie es dem anderen geht. Als mal einen kleinen Schubs geben oder so. Aber die eigenen Ziele im Leben nicht aus dem Auge verlieren.

Ich hoffe, du kannst was mit meinem Post anfangen... ist wohl doch ein wenig vom Thema abgekommen.

Lg, Mel
mitu
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Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von mitu »

ja, so geht/ging es mir auch: Bücher durchforsten, das Internet durchforsten, immer Gedanken um ihn machen. Diesmal Depression, früher mal Borderline...
Zeifellos lernt mal viel durch die Krankheit seines Partners
Aber der Preis wird zu hoch, wenn man sein eigenes Leben zu sehr in den Hintergrund stellt.
Und mir fällt auf, dass ich das umso mehr tue, wenn ich grad eigene "Baustellen" hab, die sich durch die Probleme des Partners so wunderbar verdrängen lassen.
fiverly
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Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von fiverly »

Oh ja!! Verdrängen kenn ich gut

Das ist echt toll, weil ich tu ja was für den anderen indem ich lese und recherchiere, gell... LOL

Mensch, ich hab mir eine To Do-Liste gemacht mit Sachen, die bis zum 1. Februar erledigt sein müssen... Bin gut dabei und darf mir deswegen ein bisschen Internet posten leisten

Also, dir noch viel Glück beim nicht-verdrängen sondern anpacken!! Das tut sogar im Endeffekt gut, wenn du merkst, was du alles erledigt hast.

Liebe Grüße,
Mel
mitu
Beiträge: 77
Registriert: 12. Jan 2007, 16:57

Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von mitu »

YEPP!!
BeAk

Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

im Betroffenforum hat eine Schreiberin von ihrer Therapeutin die Frage gestellt bekommen: "Wer ist der wichtigste Mensch in ihrem Leben." Sie wuste darauf keine Antwort.

Ich denke viele Angehörige würden sagen: "Mein (depressiver) Partner".

Und das ist genau die falsche Antwort.

Der wichtigste Mensch im eigenen Leben muß man immer selber sein.

"Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben."

Nur mit dieser Einstellung läßt sich eine gesunde Leben und eine gesunde Patnerschaft führen, auch mit einem kranken Partner.
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von Hina1 »

Ihr Lieben,

ja, ich glaube auch, genau das ist es. Ich habe ganz schön lange dazu gebraucht, meinen Freund nicht mehr zum Mittelpunkt meiner Gedanken zu machen. Komisch, bei seiner letzten Phase klappte das viel besser. Ihn gabs für mich AUCH aber nicht ausschließlich. Diesmal war es ganz anders aber sowohl meine Freundin/Ärztin als auch andere sagten mir immer wieder, ich würde damit eigentlich nur meine eigenen Probleme "zudecken", es ginge nicht um ihn, das würde ich nur "vorschieben". Und genau das war es auch. Wenn ich mich mit ihm beschäftige, brauche ich mich nicht mit mir zu beschäftigen. Man kann sich ja schließlich nicht zweiteilen. Nunja, die "Erleuchtung" kam dann, je mehr ich nicht mehr vor mir verleugnen konnte, daß ich selbst längst eine Depression habe. Aber ich sehe meine Depression nicht als grausames Schicksal (was will das Leben mir denn nun noch alles aufbürden), sondern als Chance, endlich mal mit mir selbst ins Reine zu kommen, mich selbst wahrzunehmen und endlich mal meine eigenen Bedürfnisse finden. Manchmal muß es wohl dann doch der "Holzhammer" sein. Da diese Krankheit auch nicht mal von einem auf den anderen Tag abgelegt werden kann, ist sie mir immer Mahnung, nicht wieder vom Wege abzukommen und je gezielter ich den Weg gehe, desto besser gehts mir auch. Tja, nun habe ich in meiner Welt ganz viel Platz und meinen (Ex)freund, den gibt es eben NUR noch - wie Hanna es so schön gesagt hat - als einen Freund, der auch ne Depri hat. Und was ich dabei noch ganz nett finde, diese Krankheit ist eigentlich bei uns kein Gesprächsthema mehr oder wird nur mal ganz kurz mit zwei Sätzen angeschnitten und seit dem ziehen wir uns auch nicht mehr gegenseitig bei den Gesprächen runter und können recht locker miteinander umgehen. Wenn ich genau darüber nachdenke, gehts der "Freundschaft" ganz gut, seit wir nicht mehr über Beziehung und Krankheit sprechen, sondern über unsere Wünsche und Ziele. Nur unsere Wege sind grund verschieden.

Liebe Grüße
Hina
Fina
Beiträge: 56
Registriert: 30. Jan 2007, 19:05

Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von Fina »

Hallo,

wie stellt Ihr das bloß an, dass Ihr Euch entliebt und Euer Freund dann nur noch eine Randerscheinung ist? Ich hab zwar auch andere Sachen, mit denen ich mich beschäftige und die mich bechäftigen, aber deswegen wird er mir doch nicht egal und wirkt sich seine Reaktion auf mich trotzdem noch auf mein Befinden aus.

Fina
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von Hina1 »

Liebe Fina,

es geht ja nicht ums entlieben und nicht ums egal sein und auch nicht darum, den Freund zur "Randerscheinung" zu machen. Dann gäbe es überhaupt keinen Sinn, den Kontakt aufrecht zu halten und auch vielleicht etwas Hoffnung zu haben. Es geht darum, sich nicht psychisch von der Krankheit des Partners abhängig zu machen. Wenn man das nicht alleine schafft, dann gibt es auch für einen selbst die Möglichkeit, zu einem Psychologen zu gehen.

Liebe Grüße
Hina
mitu
Beiträge: 77
Registriert: 12. Jan 2007, 16:57

Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von mitu »

Fina,
Ich formuliere hier jetzt mal sehr drastisch:

nein, es ist nicht entlieben.
Es ist der schmerzhafte Weg zu lernen, dass Liebe nicht zur emotionalen Abhängigkeit werden darf. Liebe darf nicht Selbstaufgabe sein.

Liebe selbst stellt keine Erwartungen an einen anderen Menschen, sie IST einfach nur da.
Stimmst Du zu? Ich glaube die meisten von uns stimmen da zu, ich auch.

Aber dann kommt die nächste Frage:
Hast Du Erwartungen in deiner Beziehung? Auch dem würden wohl fast alle hier Zustimmen.Ich auch.

Also vermischt sich Liebe mit Erwartung an den anderen.
Je höher die Erwartung, desto grösser ist die eigene Abhängigkeit von der Beziehung und auch der Druck auf den anderen.

In normalem Mass ist das alles völlig ok. Aber es kann zuweit gehen. Google mal unter Co-Abhängikeit...

was ich damit sagen will: Mache deine Gefühle nicht zu sehr vom anderen abhängig. Dann erwartest Du zwangsläufig, dass er dafür sorgt, dass es Dir wieder besser geht(Genau das tust du nämlich gerade) und übst Druck aus!
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: der eigene Weg aus der Krise

Beitrag von tommi »

Liebe Fine,

ich kann dich verstehen. Du liebst ihn! Daran soll sich auch nichts ändern.

Fakt ist doch, dass du mit ihm im Moment keine Beziehung führen kannst. So sehr du es dir auch wünschst. Im Gegenteil, dir tun die Treffen mit ihm nicht gut. Ich bin der Meinung, dass du Abstand brauchst, um dich zu finden. Denn ich finde es schon sehr bedenklich, dass es dir nur gut geht, wenn es ihm gut geht.
An seinem Zustand kannst du nichts ändern, das kann nur er, indem er sich behandeln lässt. Dafür ist er verantwortlich und du bist für dich verantwortlich!
Was du nur tun kannst ist, dass du ihn dabei unterstützt, dass er zum Arzt geht und eine Therapie macht, denn es ist fast unmöglich, selbst aus der Depression heraus zu finden. Auch kann er m.E. dort nur lernen, mit seiner Krankheit umzugehen und somit auch in der Beziehung.

Es bringt nichts, wenn du die Fehler bei dir suchst. Da liegen sie nämlich nicht. Sein Verhalten resultiert aus der Krankheit heraus und hat wirklich nichts mit dir zu tun. Je mehr du versuchst ihm gerecht zu werden, je mehr verbiegst du dich und bist dadurch nicht mehr die Frau, die er lieben gelernt hat. Diese Liebe "ruht" im Moment, er fühlt sie nicht. Er hat Angst vor der Nähe, auch wenn sie für dich nicht real ist, für ihn ist sie das. Nimm seine Ängst ernst, sie sind für ihn da.

Das meinen wir, wenn wir sagen, du musst dich auf dich konzentrieren und ihn nicht in den Mittelpunkt stellen. Er kann deine Bedürfnisse nicht erfüllen. Das musst du akzeptieren. Nur so findest du den Abstand von der Krankheit, nicht vor ihn.

Mit deinen Fragen drängst du ihn in eine Ecke, aus der er nicht herauskommt, weil er diesen nicht gewachsen ist. Er weiß keine konkrete Antwort und zieht sich deswegen von dir zurück. Es setzt ihn unter Druck. Nimm ihn den Druck und lass das Thema Beziehung ruhen, bis es ihm wieder besser geht.

Wenn meine Frau in einem Tief steckt, komme ich auch nicht an sie heran. Gefühle? Was ist das ? Ich kann nur zusehen, dass es mir und meinen Kindern in der Phase gut geht und darauf warten, dass sie von sich aus wieder einen Schritt auf mich zugeht und wieder mit mir reden kann. Auch die Vorwürfe, beziehe ich nicht auf meine Person, sie sind ein Teil ihrer Gedankenwelt, die mit der Realität oft nichts zu tun haben. Das musste ich auch akzeptieren.

Also versuche dein Leben ohne ihn einzurichten, damit du aus dem Strudel heraus kommst. Wenn du es alleine nicht schaffst, scheue dich nicht davor, dir professiionelle Hilfe zu holen.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld.

Lieben Gruß
Tom
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