Trauer

Antworten
bienchen63
Beiträge: 8
Registriert: 28. Jan 2007, 15:33

Trauer

Beitrag von bienchen63 »

Hallo alle zusammen,ich bin das erste mal bei euch.Ich möchte wieder glücklich sein,nur wie soll ich das schaffen?Die Vergangenheit holt mich immer wieder ein.Mein Mann ist vor 8Monaten gestorben.Hat mich und unsere beiden Kinder von heute auf morgen allein gelassen.Wir haben uns noch nicht mal von ihm verabschieden können.Es kann doch nicht sein,daß ich mit 42 Jahren schon Witwe geworden bin.Dabei mußte ich sofort anfangen zu kämpfen.Auch um eine neue Arbeit mußte ich mich sofort bemühen.Mir fehlte eigentlich die Zeit zum Trauern,weil ich gleichzeitig nach vorne sehen mußte.Habe immer dafür gesorgt,daß ich viel Ablenkung habe,wenn mich mal wieder ein Tief überkam.Doch so langsam merke ich,daß ich dem Problem davon laufen wollte,es aber stärker ist als ich und mich wieder eingeholt hat.Denn seit letzter Woche geht es mir so saudreckig,daß ich jetzt nicht mehr weglaufen kann.Auch meine Herzrythmusstörungen treten vermehrt und für jede Kleinigkeit auf.Was kann ich tun,damit ich endlich aus diesem tiefen Loch rauskomme und wieder ein gutes Leben führen kann,ohne Angst vor dem nächsten Absturtz haben zu müssen?LG bienchen_63
Bärbel
Beiträge: 25
Registriert: 3. Nov 2005, 20:25

Re: Trauer

Beitrag von Bärbel »

Hallo Sabine
Als ich Dein Bericht las kamen mir sofort die Tränen.Ich weiß genau wie Du Dich fühlst.Ich habe im August 05 meinen Mann meine beiden Kinder und meine Eltern auf einen Schlag verloren.Ich war auch gerade 40 Jahre alt und es erging mir wie Dir.Du MUSST trauern sonst gehst Du kaputt.Nimm Dir die Zeit.Wenn Du die Trauer immer weiter rausschiebst dann holt sie Dich mit aller Macht wieder ein und es wird immer schlimmer.
Glaub mir ,ich weiß wovon ich rede.Ich nehm Dich mal gefühlt ganz lieb in den Arm und denk an Dich.
Barbara
bienchen63
Beiträge: 8
Registriert: 28. Jan 2007, 15:33

Re: Trauer

Beitrag von bienchen63 »

Hallo Barbara,

danke für dein Mitgefühl.Aber das was du durchgemacht hast ist ja noch viel schlimmer.Wenn du auch noch deine Kinder verloren hast.Da darf ich gar nicht dran denken.Durch meine beiden Jungs habe ich auch Unterstützung bekommen.Nur für die ist mittlerweile wieder der Alltag eingekehrt und ich bin dann am WE allein.Hast du denn schon alles verarbeiten können?Wie sieht dein Leben inzwischen aus?Bekamst du etwas gegen Depressionen?
Bei mir ist es jetzt soweit.Meine Ärztin hat mir am Freitag was verordnet.Ich bin eigentlich nur auf Wunsch meines Sohnes hingegangen,weil ich in dieser kurzen Zeit 13Kilo abgenommen habe.Meine Ärztin hörte sich alles an,fragte mich etwas aus(weil ich meine Tränen nicht zurückhalten konnte)und kam dann zu dem Entschluß,daß es wohl besser wäre wenn ich etwas nehmen würde.Zudem kommen auch noch regelmäßige Herzrythmusstörungen,die auch erst um Weihnachten rum so richtig zum Ausbruch kamen.Aber ich denke in meinem Inneren gibt es dafür einen ganz anderen Grund.Mein Mann ist seit dem 24.5.06 medizinisch tod,doch auf Grund einiger Tests ist er juristisch erst seit dem 30.5.06 tod.Das ist eine Sache mit der ich auch nicht so klar komme.Denn immer um den 20. herum überkommt mich ein Tief.Natürlich nicht so ein dickes,wie ich es diesmal habe.So denke ich einfach mal,daß mein Unterbewußtsein das ganz anders sieht.Auch wenn ich nicht selber daran denke.

LG SabineM
BeAk

Re: Trauer

Beitrag von BeAk »

Liebe Sabine,

was hat Dir deine Ärztin denn verordnet?

Ich habe so den Eindruck, das Du Unterstützung bei der Verarbeitung des Todes Deines Mannes gebrauchen könntest.
Zumal Du ja garnicht mit den 2 Todesdaten zurechtkommst und auch schon Psychotsomatische Herzbeschwerden entwickelt hast.
Wie wäre es denn wenn Du Dir einen Profi für diese Sachen suchen würdest, einen Psychotherapeuten. Ich denke, er/sie würde Dir helfen können, den Tod Deines Mannes zu verarbeiten und dann würden auch Deine Herzbeschwerden wieder nachlassen.
bienchen63
Beiträge: 8
Registriert: 28. Jan 2007, 15:33

Re: Trauer

Beitrag von bienchen63 »

Hallo Bea,

meine Ärztin hat mir erst mal ein pflanzliches Präparat verschrieben.Sie will sehen,wie ich damit klarkomme.Es heißt "LAIF 900".Jetzt im Moment fühle ich mich wieder besser.Werde die Sache aber diesmal mehr durchleuchten und vielleicht doch mal einen Spezialisten zu rate ziehen.Denn bevor ich zu euch gekommen bin,habe ich mir im Internet einiges über das Thema Trauer durchgelesen.Ich denke mal,wenn ich diesmal wieder nicht richtig abschließen kann,wird es mich wohl mein Leben lang verfolgen.Diese Stimmungsschwankungen kann ich nicht mehr ertragen.Das bin ich nicht.Außerdem ist dann immer die Angst mit dabei,wann überkommt es mich das nächste Mal.
Ich hätte nie gedacht,daß ich mal mit Depressionen zu kämpfen habe,weil mein Leben immer schön und unkompliziert war.Was mich aber auch ein bißchen beruhigt,ist die Tatsache,daß wir die letzte Zeit sehr harmonisch miteinander umgegangen sind.Es stand kein Streit im Raum,der noch hätte aufgearbeitet werden müssen.Das ist ein schönes Gefühl,aber gerade deshalb tut es auch doppelt so weh,daß ich jetzt alleine bin.

Liebe Grüße Sabine
BeAk

Re: Trauer

Beitrag von BeAk »

Liebe Sabine,

ja vielleicht reicht ja auch das Johanneskraut aus.
Das Du trauerst ist gut so und vollkommen normal. Deshalb solltest Du es zulassen, denn es ist wichtig zu trauern und auch den Schmerz zu spüren. Und weinen solltest Du auch, das gehört dazu.
Früher gab es mal ein Trauerjahr. Ein Jahr lang ging die Witwe in Schwarz. Und diese Zeit braucht ein Mensch auch, um so einen Verlust zu verarbeiten. Also laß Dir Zeit und die Trauer zu.

Was nicht normal ist, sind Angstzustände, Herzbeschwerden und Gedankenkreise wegen 2er Todesdaten.
Wenn diese Symptome nicht innerhalb 4 Wochen besser werden, solltest Du Dir Professionelle Hilfe suchen.
Wir stehn Dir hier gerne mit Rat und Zuspruch zurseite, wenn Du weitere Hilfe brauchst.
bienchen63
Beiträge: 8
Registriert: 28. Jan 2007, 15:33

Re: Trauer

Beitrag von bienchen63 »

Hallo Bea,

es tut gut hier zu sein.Da fühlt man sich doch verstanden.Ich werde zwar ab und zu von meinen Mitmenschen noch gefragt wie es mir geht.Doch im Grunde genommen,sind die dann doch genervt,wenn ich mein wirkliches Befinden immer äußern würde.Deshalb sage ich meistens nur noch,geht so da muß ich durch.Und damit hat sich die Sache für die anderen auch schon erledigt.
Was die schwarze Kleidung betrifft,die habe ich nach gut 1Woche schon nicht mehr angezogen.Die hat mich einfach nur noch mehr runtergezogen.Und mein Mann hätte es auch nicht gewollt.
Leider kann ich meine Trauer nicht so rauslassen wie ich gerne möchte.Ich möchte es nicht nach außen zeigen,doch dort überkommt es mich meistens.Vor allem auf der Arbeit.Dann versuche ich an etwas anderes zu denken und sage mir,jetzt nur nicht heulen,warte bis zu Hause.Doch wenn ich dann zu Hause bin,bin ich über den Punkt hinweg.
Als mein Sohn im November Geburtstag hatte,ging es mir auch ganz schön dreckig.Gott sei dank hatte ich mir diesen Tag frei genommen.Ich habe alles bis abends unterdrückt,doch dann ging gar nichts mehr.Ich habe nur noch geheult.Dementsprechend sah ich dann am anderen morgen dann auch aus.Die Reaktion meiner Kollegen war natürlich klar,da hast du ja gestern abend ganz schön gesoffen.Was soll man gegen soviel Unverständnis sagen,gar nichts.Dabei bin ich in der Firma meines Mannes nach seinem Tod angefangen.Er war dort 17 Jahre,deshalb fand ich diese Reaktion einfach nur geschmacklos.Vielleicht kannst du,liebe Bea,mich jetzt auch verstehen,warum ich es nicht nach außen zeigen möchte.Für die anderen ist doch schon alles vergessen.
Aber eins weiß ich ganz genau.Alle die so reagieren,werden diesen Punkt auch mal erreichen und dann werden die wohl auch anders denken.

LG Sabine
BeAk

Re: Trauer

Beitrag von BeAk »

Liebe Sabine,

da hast Du recht. Die anderen haben keine Ahnung von dem was Du erlebst und deshalb auch kein Verständnis.

Liebe Sabine, gebe nichts auf das Gerede der Leute. Du mußt Dein Leben leben, lebe es so wie es Dir passt, Du kannst nicht das Leben anderer Leben. Und es macht auch keinen Sinn, nach den Maßstäben andere sein Leben auszurichten. Kleide Dich so wie Du es für richtig hälst. Sei traurig wenn Du Dich so fühlst, den Schmerz herrunterschucken ist nicht gut, dann muß das Herz den ganzen Schmerz aushalten und fängt an zu stottern oder/und Du bekommst Angst.
Rossili
Beiträge: 6
Registriert: 15. Dez 2006, 07:55

Re: Trauer

Beitrag von Rossili »

Hallo Sabine,
erstmal "Respekt" für Deinen Mut, Dich hier zu öffnen.

Ich habe zwar so einen Schock bis dato noch nicht direkt am eigenen Leib erlebt, jedoch sind zwei meiner Tanten relativ früh Witwe geworden.

Der Mann meiner einen Tante war lange Zeit schwerst krank und es war letztendlich eine Erlösung, dass er gehen durfte. Sie fiel dann in ein tiefes Loch, weil erstens ihr Liebstes nicht mehr da war und zweitens, weil sie von Heute auf Morgen so viel freie Zeit hatte, da sie ihn gepflegt hatte. Diese Tante entschied sich dann für eine Selbsthilfegruppe.

Meine andere Tante wurde ganz plötzlich Witwe. Mein Onkel war eine Woche vor seinem Tod noch zum jährlich Check-Up, der bestens ausgefallen war. Eine Woche später geht er Fußballspielen und fällt einfach um. Und diese Tante hatte quasi "das volle" Programm durchgemacht: Trauer "aussitzen", Tabletteneinnahme, Zusammenbruch, Kur...nichts hat ihr wirklich geholfen. Aber nach einem Jahr beschloß sie, es einmal mit einem Trauerseminar zur versuchen. Dieses Trauerseminar wurde von einem großen örtlichen Bestatter durchgeführt und das hat ihr letzen Endes sehr geholfen. Seit zwei Monaten arbeitet sie wieder und sie sagt, dass es ihr mittlerweile relativ gut geht. Sie geht wieder aus, trifft Freunde und und und...

Sorry, dass es jetzt ein Roman war, aber ich wollte Dir nur ein paar Möglichkeiten aufzählen, was man auch mal versuchen könnte, um mit der Trauer besser umgehen zu können.

Ich bin mir sicher, dass auch Du irgendwann, wenn die Zeit reif ist, aus Deinem Tief herausfinden wirst!

Ich jedenfalls drücke Dir die Daumen und wünsche Dir alles erdenklich Gute.

LG von Tina
LG von Tina
bienchen63
Beiträge: 8
Registriert: 28. Jan 2007, 15:33

Re: Trauer

Beitrag von bienchen63 »

Hallo Tina,

du hast keinen Roman geschrieben.Wenn man etwas übermitteln will,möchte man ja auch das die andere Seite es versteht.Also muß man etwas weiter ausholen.Deine beiden Tanten haben totale Gegensätze erfahren müssen,was für beide nicht einfach gewesen ist.Gott sei dank habe ich im Alkohol oder in Tabletten keinen Trost gesucht.Aber ich mag das Zeug auch gar nicht.Was ich mir eher hätte vorstellen können,wäre das ich ohne Maßen essen würde.Aber dazu ist es auch nicht gekommen.Im Gegenteil,ich habe abgenommen.Was mich wundert ist,daß ich nach geraumer Zeit angefangen bin mehr auf mein Äußeres zu achten als vorher.Obwohl ich immer drauf geachtet habe.Aber seit dem Tod meines Mannes ist es intensiver.Ich weiß gar nicht warum ich das mache.Doch wenn ich mir ein neues Teil kaufe,dann freue ich mich richtig.Auch meine Haare lasse ich mir wachsen.Dabei wünschte ich,daß mein Mann mich so sehen könnte.Dann bekomme ich ein schlechtes Gewissen und überlege mir,warum ich das nicht schon zu seinen Zeiten gemacht habe.Vielleicht liegt es auch daran,daß er auch gar keinen Wert darauf gelegt hat.Weil ihm selber bequeme Kleidung am liebsten war.

LG Sabine
Rossili
Beiträge: 6
Registriert: 15. Dez 2006, 07:55

Re: Trauer

Beitrag von Rossili »

Hallo Sabine,
wenn ich mir Deine Antwort so durchlese, dann erinnerst Du mich sehr an die Tante, die ihren Mann durch die Krankheit verlor.

Auch sie hatte massiv abgenommen, ist irgendwann zum Friseur gegangen und hat sich vom Typ her ziemlich (zu ihrem absoluten Vorteil) gewandelt.

Ich weiß, das klingt jetzt blöd und ist eigentlich ein dämlicher Vergleich, aber oft ist es doch bei uns Frauen so, dass wenn man eine Beziehung beendet hat, man doch irgendwie eine Metamorphose durchlebt.

Du hast ja auch irgendwie eine Beziehung beenden müssen (wenn auch natürlich absolut ungewollt!) und dadurch einen neuen Lebensabschnitt beginnen müssen - vielleicht gibt es da doch Zusammenhänge...

Bei meiner Tante war es ja auch so, dass sie ihren Mann gepflegt hat bis zum Schluss und dadurch sich selber total vernachlässigen musste, weil es ihre ganze Kraft benötigt hat.

Klar kann ich verstehen, dass Du Dir "einen Kopf" machst bis hin zu Schuldgefühlen - aber ich bin ganz doll sicher, dass Dein Mann irgendwo da oben runterschaut und sich über seine "neue" Frau freut!!!!

Fühl Dich umarmt von Tina
LG von Tina
Antworten