Wieder arbeiten gehen?

[Layla_Nikita]

Hallo, ich bin seit einigen Monaten krankgeschrieben wegen einem depressivem Sydrom. Ich macher gerade eine Verhaltenstherapie. Heute hat mir mein Therapeut gesagt, daß ich so langsam mal wieder darüber nachdenken muß, ob ich nicht wieder arbeiten gehen will oder ob ich mich nochmal krankschreiben lasse.
Das Problem ist, daß meine Probleme auch durchaus durch meine Arbeit gekommen sind, weil die Arbeit, die ich mache, total langweilig und öde ist. Außerdem ist sie körperlich sehr anstrengend, so daß ich regelmäßig große Probleme mit dem Rücken habe. Durch Rationalisierungsmaßnahmen sind auch ganz viele Leute entlassen worden, so daß mir kaum ein Mensch geblieben ist, mit dem ich reden kann. Sprich das ganze Umfeld stimmt nicht mehr.
Schon allein der Gedanke an diesen Laden ist grausam. Ich bin zwar auch dabei mich anderweitig umzuschauen. Aber heutzutage ist das ja auch nicht so einfach. Und da ich ja auch immernoch ein Problem mit meinem Selbstbewußtsein habe....
Ich glaube nicht, daß ich im Moment in der Lage bin gleich wieder 8 oder 9 Stunden am Tag im Schichtsystem zu arbeiten. Mein Therapeut sagte mir, daß es die Möglichkeit der Wiedereingliederung gibt. Daß ich quasi erst mal nur halbe Tage arbeite, oder so.
Dazu meine Fragen:
Wie läuft sowas ab? Wie lange kann man denn verkürzte Arbeitszeiten in Anspruch nehmen?
Ich denke, daß ich 4 Stunden am Tag schon aushalten würde. Ich würde es halt versuchen.
Ich hab mir auch schon überlegt selbst zu kündigen(ist aber schlecht wg. Alg 1 Sperre) oder mir kündigen zu lassen(wenn der AG da mitmacht). Über beides wäre mein Umfeld nicht gerade begeistert, weil lieber ein Scheiß Job, als gar keinen Job.
Ich bin im Moment schon etwas ratlos. Was soll ich blos tun??

[DepriXX]

warum beantragst du nicht erst mal eine reha?

[sonnenwurm]

Hallo Layla!

Wie so eine Wiedereingliederung genau läuft, weiß ich nicht. Bei einer Arbeitskollegin war es mal so, dass sie für eine bestimmte Zeit 3x pro Woche halbtags, dann eine Zeit 5x pro Woche halbtags und dann irgendwann wieder voll dabei war. Also langsam Schritt für Schritt die Leistungsanforderung steigern.

Du schreibst, dass die Arbeit durchaus Mitauslöser für dein Gesundheitszustand ist. Ich denke, du solltest an dem Punkt sehr auf dich achten. Was nutzt es, wenn man sich wieder in diesen Strudel begibt und die Verschlechterung des Gesundheitszustand ist vorprogrammiert?

Na klar, du hast recht: die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist nicht einfach. Da begibt man sich nicht so einfach in die Arbeitslosigkeit.

Besser ein Scheißjob als keinen - das habe ich auch lange so gesehen. Nun bin ich auch schon seit 6 Monaten krankgeschriebn und quäle mich mit den Sorgen herum, wie es weitergeht.

Jedoch steht mein Arzt hinter mir. Bei einer von mir ausgesprochenen Kündigung muss ich die Sperre nicht fürchten, denn mein Arzt wird mir dann attestieren, dass ich aus gesundheitlichen Gründen gekündigt habe.
Kannst du mit deinem Arzt nicht über so eine Möglichkeit sprechen?

Dass dein Umfeld von einer Kündigung etc. nicht erbaut wäre, kann ich mir denken.

Aber es geht um dich - du musst für dich sorgen, dass es dir besser geht.

Wenn du die Wiedereingliederung probierst, wünsche ich dir viel Glück auf dem Weg, hoffentlich klappt es!

Viele Grüsse, Sonnenwurm

[susan]

Hallo Layla,

hier findest einiges was die stufenweise Wiedereingliederung angeht.

http://sozialberatung.desy.de/e66/e83/index_ger.html

Wie Sonnenwurm denke auch aber auch, dass damit nicht dein Problem gelöst ist. Gibt es in deiner Firma evtl die Möglichkeit, dass man dich woanders einsetzt im Tagesdienst oder auf eine Teilzeitstelle (wenn das finanziell für dich machbar ist)? Wenn du nur mit Widerwillen deinen Job ausübst, wird es dir auf weite Sicht nicht besser gehen. Du könntest dich beim Sozialen Dienst (wenn es bei euch gibt, beraten lassen)

Alles Gute bei der Suche nach einer für dich annehmbaren Lösung!

Susan

[Layla_Nikita]

Vielen Dank für Eure Antworten.
@DepriXX: Danke für den Tipp. Ich werde mal drüber nachdenken. Das würde wohl bedeuten, daß ich von zu Hause weg muß, oder? Ich glaube, da habe ich ein Problem mit.

@sonnenwurm: Genau davor habe ich Angst, daß ich wieder in meine schlechten Verhaltensmuster zurück falle und/oder dem Streß nicht gewachsen bin. Und dann war alles umsonst. Ich habe gerade das Gefühl, daß es etwas aufwärts geht. Aber seit gestern denke ich wieder nur noch über das nach, was mein Psychologe gesagt hat und ich merke, daß sich meine Gedanken nur noch darum kreisen.

@Susan: Vielen Dank für den Link.
Das Problem ist, daß ich, wenn ich in eine andere Abteilung wechseln würde, ich vom Regen in die Traufe käme, da alle Jobs dort mehr oder weniger körperlich belastend und eintönig sind. Vom Prinzip her mache ich da schon das, was eigentlich noch am meisten "Spaß" macht.
Über Teilzeit habe ich auch schon nachgedacht, aber weißt Du, ich verdiene ja mit Vollzeit schon sehr wenig, da noch Teilzeit....? Das würde glaube ich nicht reichen.

[sonnenwurm]

Nabend, Layla!!!

Ist das Thema Arbeit denn auch Thema in der Therapie? Wenn ich es richtig verstanden habe, dann hat dein Thera angeregt, über die weitere Vorgehensweise nachzudenken (wieder arbeiten oder weiter krank).
Mach doch bei der nächsten Sitzung deine kreisenden Gedanken und die damit verbundenen Ängste zum Thema.

Ich habe selber im Schichtdienst gearbeitet und weiß, wie sehr das auf die Psyche geht. Und wenn deine Arbeit dann noch körperlich so anstrengend ist...

Da gibt es ganz schön viel zu bedenken. Ist es denn die Arbeit an sich, die dir zusetzt oder dein Umgang damit? (du schreibst von alten Verhaltensmustern...).

Schönen Abend noch, der Sonnenwurm

[Layla_Nikita]

Hi Sonnenwurm,
naja wir haben schon auch über meine Arbeit gesprochen. Mein Therapeut meint halt nur, daß je länger ich krankgeschrieben bin, desto größer wird der Druck wieder arbeiten gehen zu müssen. Ich soll einfach mal darüber nachdenken.
Mir setzt die Arbeit sowohl körperlich(viel heben, die ganze Zeit auf den Beinen, Streß) als auch geistig zu(ist ne sehr eintönige Arbeit, ich komme mir vor wie ein Hamster im Hamsterrad). Die Arbeit hat auch gar nichts mit meinem erlernten Beruf zu tun, bin eher ein schöngeistiger Mensch, wenn du verstehst, was ich meine. Diese Stumpfsinnigkeit macht mich wahnsinnig.
Und dann sind da auch die hohen Ansprüche, die ich an mich selbst stelle. Ich setzte mich selbst so unter Druck. Ich genüge nie meinen Ansprüchen, und diesen Job sehe ich als Symbol für mein persönliches Scheitern. Daran muß ich wohl noch arbeiten.
Wenn ich am Arbeiten bin, dann kann ich nicht mal nen Gang zurückschalten, so wie es meine Kollegen tun. Ich schufte mich praktisch tot. Und über Fehler ärgere ich mich immer maßlos, obwohl mir solche ja nur ganz selten unterlaufen.
Ich werde Deinen Tipp beherzigen, und das in der nächsten Sitzung nochmal ansprechen.