Was kommt danach ?

Antworten
Liberta
Beiträge: 7
Registriert: 12. Jan 2007, 20:04

Was kommt danach ?

Beitrag von Liberta »

Hallo alle miteinander!
Nach langer Zeit bin ich mal wieder im Forum. Ich war vor über 2 Jahren schon mal hier, seither hat sich eigentlich nicht viel verändert. Mein Mann hat zwar keine eindeutige Diagnose, dass er an Depressionen leidet. Vielleicht ist es ja auch "nur" eine schwere Midlife-Crises, aber ich glaube es steckt mehr dahinter. Wir leben nun schon 11 Jahre zusammen und wenn ich genau zurückdenke (was ich in letzter Zeit öfter tue), leben wir schon seit etwa 9 Jaren in einem ständigen auf und ab. Die Phasen, in denen es ihm gut geht, waren fürher sehr lang (einige Monate) die schlechten Phasen dauerten einige Wochen. Sie sind gekennzeichnet durch Lustlosigkeit, Angst den eigenen Ansprüchen nicht geügen zu können, und dadurch ständig unter Dampf stehen. Eine Kleinigkeit genügt (z.B. ein Radio im Garten des Nachbarn) und er explodiert. Vor zwei Jahren habe ich ihn dann zum Arzt geschleppt, wir hatten dort ein langes Gespräch. Danach sollte alles anders werden. Er wollte sich professionelle Hilfe holen. Die Betonung liegt auf wollte. Einige Tage später überrollte mich dann eine Welle der Wut seinerseits, wie ich dazu käme ihn für verrückt zu erklären. Komischerweise hatte er dann eine längere Phase in der es ihm gut ging, und ich hatte ein schlechtes Gewissen (wie konnt ich nur - es geht ihm doch gut). Nun sind es nur noch Tage, die die guten und schlechten Phasen voneinander trennen. Er ist der festen Überzeugung, dass unser Haus, die Nachbarn und die ganze Straße an seinem Seelenleid schuld sind. Ich bin da anderen Meinung, und kann ihm das auch erklären. Ich bin nicht der Meinung, dass ich (und auch unsere 2 Kinder) alles aufgeben müssen, um an einem anderen Ort zu wohnen. Dann wäre es nach kurzer Zeit wieder genauso (wir sind schon 2mal umgezogen, und immer war es das gleiche Spiel). Es findet sich eben immer ein Grund, der daran Schuld ist, dass es ihm schlecht geht. Ganz schlimm war es dann vor ein paar Wochen. Ich hatte einfach keine Lust mehr, mir dieses Theater ansehen zu müssen. Und ich konnte nicht mehr. Wir sprachen wieder darüber, dass er sich helfen lassen muss, das er der jenige ist, der die Situation für sich ändern kann. Er bat darum, dass ich ihn vor die Tür setze. Das ist aber nicht das was ich will und auch nicht das, was sein Problem löst.
Gestern ist er nun für ein paar Tage ausgezogen (auf eigenen Wunsch). Ich bin traurg darüber aber auch froh, dass sich nun endlich, endlich etwas bewegt. Meine Kinder sind ebenfalls traurig, verstehen aber, dass ihr Papa für ein paar Tage alleine sein möchte.
Was aber, wenn wir nun beide merken, wir kommen alleine besser zurecht? Dieses Gefühl sich keine Gedanken machen zu müssen, was es heute sein könnte, das ihn zum platzen bringt, ist sehr erleichertend! Was wenn er sich doch nicht helfen läßt? Die Absprache war, er besorgt sich einen Termin bei seiner Ärztin und läßt sich zum Therapeuten (oder wie auch immer) überweisen.
Was ihn übrigens immer am meisten in Rage versetzt, war oder ist, dass ich ihn ein wenig verstehen kann, das es ihm schlecht geht, das ich ihm nicht dafür böse bin, das er sich so fühlt, sondern allenfalls dafür, dass er nichts daran ändert. Meist bin ich immer recht hilflos mit der Situation, aber ich weiß bis heute nicht, wie man damit umgeht.
Ich habe ein wenig Angst vor dem was kommt.
Tut gut, sich auzukotzen. Vielleicht hat ja jemand einen guten Tipp.
Viele Grüße bis dahin
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Was kommt danach ?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Libera,

da Dein Mann leider wohl auch zu den uneinsichtigen gehört - komisch, meist sind das immer die Männer - ist es vielleicht ganz gut, daß Ihr erstmal Abstand zueinander findet. Du bist nicht Schuld an der Misere aber er lädt all das bei Dir ab. Du hast es längst erkannt, daß nicht die Nachbarn oder die "Umstände" an seiner Lage schuldig sind, sondern eine Krankheit, die behandelbar ist. Du bist wesentlich weiter als er aber Du und auch die Kinder, Ihr müßt am meisten unter seiner Sturheit, es auszusitzen, leiden. Sieh seinen Rückzug auch als eine Chance für Dich, erstmal wieder zu Dir selbst zu kommen. Ich schätze mal, daß bei Euch der Alltag immer durch ihn und seine depressiven Symptome geprägt war. Sowas schlaucht die Angenhörigen ungemein. Wenn Du dann feststellst, es geht Dir ohne ihn wesentlich besser, warum hast Du dann Angst davor? Daß es Dir besser gehen könnte? Solange er weiterhin uneinsichtig ist, wird sich Deine Lage nie verbessern können, denn er wird ewig mit der Depression zu tun haben. Du schreibst, die Abstände zwischen guter und schlechter Phase werden immer kürzer. Eines Tages wird es vielleicht kaum noch Unterschiede geben und es wird zu einem Dauerstreß ohne Basis für eine Beziehung. Laß ihn seinen Weg gehen, vielleicht ist er ja jetzt auch soweit, daß er endlich etwas für sich tut. Dann kann das auch evtl. wieder für Eure Beziehung eine Basis werden. Aber so, wie es jetzt ist, ist das kein Zustand und schon gar nicht, wenn nicht irgendwo ein Funken Hoffnung in Sicht ist. Er muß die Verantwortung für sich übernehmen. Du kannst das nicht, auch wenn es Dein Mann ist. Aber Du bist auch für Dich und Eure Kinder verantwortlich. Das sollte jetzt für Dich erstmal oberste Priorität haben. Sorge dafür, daß es Dir und den Kindern gut geht. Sie haben bestimmt auch unter diesen Umständen gelitten.

Liebe Grüße
Hina
Liberta
Beiträge: 7
Registriert: 12. Jan 2007, 20:04

Re: Was kommt danach ?

Beitrag von Liberta »

Liebe Hina,

du hst es genau getroffen. Unser Alltag ist geprägt durch seine depressvien Phasen. Diese ständige Angst, jetzt kommt wieder der Moment, jetzt ist es so weit. Ioh bin so wütend auf mich selber, dass ich das so viele Jahre klaglos mitgemacht habe.

Du fragst wovor ich Angst habe? Nun, ich wollte es immer besser machen, wollte nicht eingestehen müssen, dass auch meine Ehe einen Punkt erreichen kann, an dem es nicht mehr weitergeht. Wollte mir kein scheitern eingestehen und will auch nicht entscheiden müssen, ob unsere Ehe eine Zukunft hat.Aber du hast recht, es ist eine große Chance für uns beide. Nicht zu vergessen unsere Kinder. Auch sie leiden. Seit Monaten habe ich mir vorgenommen den Mut aufzubringen zu sagen, bis hier und nicht weiter. Für mich ist das ein großer Erfolg. Trotzdem tut es weh.

Danke für deine netten Worte.

Gruß
Libera
Antworten