Werden wir das schaffen?

tommi
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Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von tommi »

Liebe Blue,


ich habe das Gefühl, dass du das Verstehen erzwingen willst. Habe mit dir und deinem Freund Geduld. Es ist eine Krankheit, die kann man nicht von Heute auf morgen besiegen und auch nicht verstehen. Es sind Gespräche nötig, aber sie müssen sich auch entwickeln können und können auch nicht erzwungen werden. Das setzt ihn dann unter druck.

Er weiß selbst nicht, warum er so denkt und handelt, diese Erkenntnisse muss er durch die Therapie erst einmal erlangen. Wie soll er dir also was erklären?

Ich gebe Bea vollkommen Recht, deine Freundin hat keine Ahnung! Ich verstehe, dass er sich von ihr zurückzieht. Versuche das positive herauszusehen. Er meldet sich und möchte weiter mit dir zusammen sein. Wenn er dich "erziehen" will, höre dir das an und frage dich, ob es aus der Krankheit kommt. Höre in dich hinein.
Du schreibst, er ist lammfromm, wenn du dich daran hälst. Du meinst aber, dass er in einem Tief aber auch trotzdem down sein müsste. Wenn man es positiv sieht, sieht er, dass du auf seine Wünsche, die er durch die Krankheit äußert eingehst und somit auch positiv gestimmt ist.

Ich finde es gut, dass du dich informierst und ich finde es auch gut, dass du dir Hife holst.

Diese Krankheit ist nicht logisch und somit nicht so einfach zu durchschauen. Pass auf dich gut auf.

Lieben Gruß
Tom
Blue007
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Registriert: 19. Okt 2006, 17:58

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Blue007 »

Hallo!

Wie ich "Sturschädel" halt so bin, ist die Aussage von Tom richtig, daß ich das Verständnis für diese Krankheit erzwingen will. Natürlich aus dem Grund, den Streitereien und Konflikten besser entgegen treten zu können. Es ist sehr schwierig!

Ich habe angefangen, daß Buch zu lesen. Es gibt viele Informationen, die auch bei uns zu treffen. Irgendwie scheint es, immer der gleiche Ablauf zu sein. Wie der Kranke den gesunden Partner nicht versteht, so ist es auch anders herum. Ich fühle mich da wie im Kreis gehend. Vielleicht bringt mein Gespräch mit der Psychologin mich weiter? Da haben wir es schon wieder! Ich kann´s nicht abwarten! Das ist ein großes Übel, daß ich noch lernen muß!

Gestern hatte ich ihn um ein Treffen gebeten und er kam auch. Zuerst war eine große Barriere zwischen uns, auch, weil er sehr stur reagierte. Ich kam aber schließlich doch an ihn ran, wir gingen spazieren und redeten über uns, die Situation, über ihn, über belanglose Dinge!
Ich merkte, daß er mich sehr liebt, aber Angst davor hat, daß ihm ständig von mir weh getan wird! Alles andere sei nicht so tragisch, auch seine Depression in Griff zu bekommen nicht, aber wenn wir dauernd Partnerkonflikte hätten, würde ihn das meilenweit zurück werfen! Er beschrieb mir seine Situation wie folgt: Ich solle mir ein randvolles Glas Wasser vorstellen, das sei seine Belastungsgrenze und seine Schmerzen. Und dann käme ich daher und schütte noch mehr Wasser drauf, aber das Glas ist voll und es ginge nicht mehr rein!
Ich habe das verstanden! Jetzt frage ich mich natürlich, ob ich wirklich zum größten Teil die Schuld trage, daß er so wenig Fortschritte macht. Er meinte, seine Therapeuten seien der selben Meinung, nur wenn sein Umfeld (also sprich ICH) ihn nicht stressen würden, käme er besser voran und die Schmerzen würden zurück gehen. Das war ein Schlag ins Gesicht! Die kennen mich NICHT und hören ja nur seine Version der Geschichte! Wie können sie dann dieser Meinung sein????? Er sagte noch, ich solle mal mit denen sprechen. Meine Chance! Ich antwortete, wenn du das willst, mache ich das! Sein Kommentar: Eigentlich ist es ja meine Sache! Thema wurde beendet!
Alles in allem war es meinem Gefühl nach aber ein gutes Zusammentreffen und ein positives Gespräch.
Ich weiß, daß es, je nach seinem Zustand, mal gut und mal schlecht laufen wird. Wenn´s dann mal wieder schlecht läuft, dann beziehe ich das sofort auch micht und bin total enttäuscht und verletzt! Ihr sagt mir, das dürfe ich nicht, aber auch das muß ich erst lernen!
Ich habe mir nun folgendes vorgenommen: Ich werde auch an mir arbeiten, werde mich ablenken, werde mir Hilfe holen und mir bewußt machen, daß dieser Weg mit ihm sehr "steinig" wird! Ich werde ihm immer wieder seine Ruhe lassen, ohne jedoch mal wieder was von mir hören zu lassen.
Ich hoffe, das ist der richtige Weg? Wobei, wer kann das schon sagen! Ich versuche auf mein Gefühl zu vertrauen!
Danke für Euer Zuhören, ich wünsch Euch ein schönes Wochenende!
LG Blue
Blue007
Beiträge: 36
Registriert: 19. Okt 2006, 17:58

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Blue007 »

Hallo!

Nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder! Es läuft so mehr schlecht als recht. Mein Freund wurde aus seiner Therapie entlassen und alles deutet darauf hin, daß dies aus Platzmangel in der Klinik geschah. Er war sehr enttäuscht und sitzt jetzt nur herum, schluckt seine Tabletten und nicht wenig und hat einen Antrag auf REHA eingereicht, den man jetzt abwartet.
Ich versuche weiterhin das Ganze irgendwie durchzustehen, was mir mal besser, aber meistens nicht so gut gelingt. Es zehrt an mir, ich habe abgenommen und meine Gedanken kreisen meistens um ihn. Mein Gespräch mit der psych. Beratungsstelle hat mir so auch nichts gebracht. Sie sagte mir die gleichen Dinge, die ihr mir hier schon mitgeteilt habt.
Wir haben uns einigermaßen zusammen gerauft, nach vielen Streitereien und viel Streß. Er beteuert immer wieder, daß er mich liebt, egal was gerade ist oder passiert! Wir können allerdings nicht gut miteinander reden. Ich weiß nicht, wie ich was und wann sagen darf und er reagiert oft so eigenartig, ich weiß meistens nicht, was er mir sagen will. Ich frage nach, aber eine eindeutige Aussage kommt nicht zustande. Ich möchte ihm meine Gefühle mitteilen, aber er blockt ziemlich schnell ab! Aber, was ich hier erzähle, haben die meisten von Euch ja selber erlebt oder erleben es gerade!
Viele Leute sprechen mich und meine Familie an, was mit mir los sei? Ich habe mich verändert und sähe nicht so gut aus! Ist doch klar! Das nagt doch an einem!!!!
Ich habe nochmals einpaar Fragen an Euch und hoffe, ihr könnt mir diese beantworten!

1) Gestern hatte er - wie schon öfters - enorme Stimmungsschwankungen. Er redet dann nichts mehr und starrt so durch die Gegend. Ich weiß dann echt nicht was ich machen soll? Kann mir das vielleicht ein Betroffener erklären, was in diesem Moment dann passiert?

2) Kommunikationsprobleme! Wir können nicht gut miteiander reden! Er versteht mich nicht und ich ihn nicht! Er kann es mir aber auch nicht erklären und es bleiben so viele Fragen offen. Er wirft mir dann auch wieder vor, ich verstehe es einfach nicht und solle mir doch endlich mal Gedanken machen. Worüber denn? Ich weiß nicht was!
Was kann ich tun, um ihn besser zu verstehen oder besser mit ihm zu reden?

3) Wie gesagt, ist er momentan nicht mehr in Therapie. Ist es denn gut einfach so in den Tag hinein zu leben? Was kann er für sich tun? Er schluckt Tabletten, hat keine Regelmaßigkeit beim Schlaf und will auch nicht darüber reden oder gar was von mir hören.

4) Die Reha ist beantragt. Was genau muß ich unter Reha verstehen? Er sagte, es sein KEINE Kur, es sei mehr eine Therapie mit intensiven Gesprächen mit einem Psychologen.
Kennt ihr sowas?

5) Er war immer zuversichtlich, daß er es schafft und hat mir dies sogar vor 4 Tagen in einem SMS mitgeteilt. Gestern plötzlich meinte er, vielleicht bleibt das auch immer so. Muß ich das ernst nehmen?

6) Er nimmt über Wochen hinweg unter anderem AD`s. Sollte sich nicht mal eine Wirkung zeigen? Welche Wirkung sollte sich zeigen? Ich merke nämlich gar nichts davon.

7) Er kann oft "Nähe" mit mir nicht ertragen. Er kann sich z.B. abends nicht lange mit mir vor den TV legen und einfach so da liegen. Er muß dann aufstehen und sich hinsetzen oder irgendwas machen. Ist das auch normal für einen Depressiven?

8) Die "Liebesbeweise" mit denen er mich früher überhäufte, bleiben jetzt fast komplett aus! Auch ein "ich liebe dich" höre ich nur noch selten! Wie muß ich das verstehen?

9) er nimmt sich was vor und tut es dann doch nicht. Vergißt er es oder was geht da in ihm vor?

10) 3 Monate bald ist es nun her, daß er krankgeschrieben wurde. Seit ca. 7 Wochen ist es sehr schlimm mit ihm, als er in seine Therapie kam und die Diagnose Depressionen gestellt wurde. Kann jemand was zu diesem Zeitraum sagen? Warum war es anfangs nicht so schlimm und wurde jetzt schlimmer?

11) Kann man von ihm eine gewisse Regelmaßigkeit verlangen oder ihn darum bitten? Ich meine, kann man sagen, wir treffen uns z.B. Dienstag, Donnerstag und am Wochenende. Das würde MIR sehr helfen. Ich weiß aber nicht, ob ich das ansprechen kann? Wir hatten schon so vielen ausgemacht und es ist dann durch seine Art ins Wasser gefallen! Ich kann mich halt nicht auf ihn verlassen!?

Viele Fragen, ich weiß! Aber ihr würdet mir sehr helfen, wenn ihr mir einpaar Antworten oder Erklärungen oder Erfahrungen mitteilen könntet!

Ich danke Euch schon mal von ganzem Herzen!

Gruß Blue
BeAk

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von BeAk »

Liebe Blue,

zu 1. Er fühle sich besonders schlecht und möchte nicht reden.

zu 2. Mach Dich über Depressionen schlau. Mehr kannst Du nicht tun. Depression hat nicht mit logischem Denken zu tun. Du kannst seine Gedanken nicht nachvollziehn, ganz gleich was er sagt.

zu 3. Es wäre sinnvoll wenn er einen regelmäßigen Tagesablauf einhalten würde, aber ein Depressiver läßt sich oft nichts sagen. Also laß ihn tun was er will.

zu 4. Ja, das hat Dein Freund richtig beschrieben. Aber die Psychotherapie muß zuhause weitergeführt werden. Er muß sich, am besten schon jetzt, einen Therapeuten suchen. Die Wartezeiten sind lang.

zu 5. Nein mußt Du nicht.

zu 6. Dann sollte er sich von seinem Psychiater ein anderes Antidepressiva verschreiben lassen. Nicht jedes AD wirkt bei jedem Patienten. Oft muß ausprobiert werden, bis das passende AD gefunden ist.

zu 7. Ja, das ist normal. Depressive ertragen oft keine Nähe, oft nicht mal die Anwesenheit anderer Menschen oder Tiere.

Und sie verspüren oft eine innere Unruhe,
die sie zu Bewegung zwingt.

zu 8. Er kann keine Gefühle mehr verspühren, also auch nicht die Liebe zu Dir. Würde er dir einen Liebesbeweis bringen, wäre das gelogen.

zu 9. Das kann sein, das er es vergisst.

zu 10. Die Krankheit verschlimmert sich, da keine Psychotherapie stattfindet und Medikamente nicht anschlagen.

zu 11. Nein, von jedem schwer Kranken (gleich welche Krankheit) ist die Einhaltung von Absprachen zuviel verlangt.

Liebe Blue, ich entnehme Deinem Schreiben das Du völlig überfordert bist und gerade selber auf eine Depression zusteuerst. Ich rate Dir dringend, Dir einen Psychotherapeuten zu suchen und mit diesem Deine Gefühlslage und Enttäuschungen zu besprechen. Wenn Du das nicht tust, gebe ich Dir eine Garantie, wirst Du auch depressiv werden.
Adressen von Psychotherapeuten bekommst Du bei Deiner Krankenkasse.
Dunja67
Beiträge: 17
Registriert: 23. Aug 2006, 09:15

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Dunja67 »

Hallo Blue,

es tut mir sehr leid, dass es dir nicht gut geht. Ich möchte mich Bea anschließen und dir Mut machen. Zunächst kannst du nur dein Leben gestalten, lernen dich abzugrenzen und möglichst viel an Wissen über die Krankheit zu erwerben. Den Kranken kannst du nicht verändern, du kannst nur begleiten, zuhören, ermutigen. Das Gefühl unbedingt etwas für ihn tun zu wollen, die Verzweiflung über das Verhalten und die nicht erfüllten Erwartungen, wenn man verliebt ist, bringen dich selber an den Rand der Depression.

Bei einigen Fragen kann ich mich nur Beas Antworten anschließen, bei einigen anderen kann ich meinen "Senf" dazugeben (mit der Einschränkung, dass meine Erlebnisse subjektiv gefärbt sind, aber ich sie in diesem Forum und in der Literatur ebensooft gelesen habe.)

2)
Kommunikationsprobleme sind typisch für eine Depression. Du hast Erwartungen an ihn? Werden sie im Moment erfüllt? Viele Menschen nehmen eine Vorwurfshaltung ein. Ich z.B. habe Druck gemacht, versucht zu provozieren(wahrscheinlich) unbewußt, man verändert die Tonlage, redet zu schnell und zu viel. Dem kann der Depressive nicht folgen (als Gesunder hätte man wohl auch irgendwann die Nase voll), es ist ohnehin alles zu viel.
Dazu habe ich mir den Ratschlag aus einem Buch vermerkt: Sprich langsam und halte keine Monologe!
Du kannst Fragen stellen, klar, aber er wird nicht alle beantworten können. Er ist noch am Anfang der Behandlung. Vielleicht ist sein Wissensstand sogar geringer als deiner, weil es ihn zu viel Kraft kostet auch noch Bücher über Depression zu lesen.
Du fragst, was du tun kannst, um besser zu reden? Wenn er reden möchte-zuhören, eigene Gefühle beschreiben und ggf. Fragen stellen!

3) Ich habe gute Erfahrungen mit langen Spaziergängen gemacht (da kam dann übrigens auch das Reden von ganz alleine in Gang) Ansonsten s. Bea, du bist nicht für seinen Tagesablauf zuständig.

6) Welche Wirkung erwartest du denn? Es dämpft je nach Wirkung einige Symptome der Depression weg, Stimmungsaufhellung, Ängste oder Antrieb, je nach Präparat.
Es macht therapiefähig und läßt eine Episode evtl. schneller abklingen.

9) Konzentrationsmangel scheint ein häufiges Symptom der Depression zu sein.

10) Wenn ich mir das im Forum so durchlese, kann es Tage bis Jahre dauern, es läßt sich nichts verallgemeinern! Mein Freund begann im März zu vermuten, dass er eine Depression haben könnte, im Juni dann beim Arzt diagnostiziert, im Sommer ging es schlecht, im Oktober AD Dosis Erhöhung, weil noch schlechter, momentan kein Land in Sicht, das etwas besser wird. Der Antrieb ist durch das AD besser, er kann 12h/ Tag arbeiten, vor allem seit der Dosiserhöhung, aber alles andere ist extrem negativ, weder Selbstwert, noch Zukunftsangst, die negativen Gedanken alles wie gehabt.
Aussage von ihm, das muss ich schon seiner Ärztin überlassen-richtig, hab ich nicht studiert! Therapie erst am Anfang, momentan dank Arbeitsbelastung keine Zeit dafür. Haat wohl auch große angst davor, was ihn erwartet. Wie schon im Forum von anderen gehört, kann man sich in der Krankheit auch einrichten.

11) Nein, das kannst du nicht verlangen. Mit 40° Fieber würdest du auch keinen Termin anstreben. Wenn er einen guten Tag hat, wird er auch Spass an einem Treffen haben. Versuche keine Termine zu erzwingen.

Liebe Blue, ich weiß, wie schwer das alles ist und wie ernüchternd, das alles auszuhalten. Grenze dich ab, geh mit Freunden weg, ins Kino und zum Sport.
Nimm dir mit ihm nicht zu viel vor, erwarte einfach erstmal nichts. Es geht bei ihm nicht. Und er will damit nicht dich treffen. Aber wenn du dich den Enttäuschungen aussetzt, wirst du es selber nicht schaffen.
Als ich im Sommer wegen der Krankheit meines Sohnes einen großen seelischen Hänger hatte und mir wegen meines Freundes noch permanent Gedanken gemacht habe, bin ich aus der Grübelkette fast nicht mehr rausgekommen. Ich habe mich mit Hilfe meiner Mutter und einer Freundin, die auch Psychologin ist, wieder rausgezogen. Aber ich habe schon an dem Ast gesägt auf dem ich sitze. Und es geht verdammt schnell und man merkt es meistens nicht oder erst wenn es zu spät. Auf einer Website habe ich gelesen, dass nur Angehörige eine Chance haben, die es gelernt haben, sich abzugrenzen und nicht durch eine Partnerschaft völlig auf den anderen fixiert und damit in gewisser Weise abhängig sind. Das soll nicht heißen, dass du nicht kümmern und ihn lieben sollst. Aber du solltest darauf achten, dass das was du für ihn aus Liebe inverstieren würdest, du auch in dich und für deine Gesundheit investierst.

Liebe Grüße
Dunja
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Tine »

Hallo blue,

ich bin sowohl Angehörige als auch Betroffene. Ich habe nicht en detail alle Beiträge aus deinem thread gelesen. Dennoch der Versuch einer Antwort:

Klar ist es so, dass Kommunikation wichtig ist, aber es gibt zu manchen Zeiten auch ein
Zuviel an Kommunikation. Wenn man in einer Depression steckt, kann und will man nicht immer über sich und seine Situation sprechen, manchmal verstummt man völlig, weil man den Eindruck hat, dass man nur unzureichend wiedergeben kann, was einen bewegt. Wie soll man einem anderen klar machen, was man oft selbst nicht versteht?

Es mag sein, dass mein Eindruck falsch ist, aber mir kam es stellenweise so vor, als würdet ihr vor lauter Kommunikation vergessen zu leben. Manchmal tut einfach nur Ablenkung gut. Seichtes Gespräch über dies und das, aber um Himmels willen nichts, was in Anstrengung ausarten könnte.
Du für dich weißt doch schon sehr viel. Er leidet unter Depressionen, er ist gewillt etwas dagegen zu tun, es geht ihm zeitweise total schlecht, er liebt dich.
Du hast dich daneben über die Erkrankung selbst kundig gemacht.
Dieses Wissen muss einfach auch einmal genügen, eine kommunikationsfreie Zeit durchzustehen. Während der Depression tut die Seele weh. Jedes Wort kann schmerzhaft und anstrengend sein, vor allem, wenn man sich Anforderungen und Erwartungen ausgesetzt sieht. Also verstummt man.
Als Partner mit genügend Grundwissen, kann man auch diese Zeit überstehen, wenn man ein wenig für sich selbst sorgt. Man hilft damit sich und entlastet auch den Partner.
In Zeiten meiner schweren Depression, war ich einfach nur froh, wenn mal jemand mit mir durch den Wald spazierte, etwas erzählte, mich am Leben teilhaben ließ. Gleiche Erfahrungen habe ich auch mit meinem Partner gemacht.

Liebe Grüße
Tine
Blue007
Beiträge: 36
Registriert: 19. Okt 2006, 17:58

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Blue007 »

Hallo,

erstmal DANKE für die Beantwortung meiner Fragen.

Jetzt möchte ich Euch noch eine Situation erzählen, die gestern passiert ist und die ich mir überhaupt nicht erklären kann:

Wir sind gestern zusammen weg auf ein Fußballspiel (er ist totaler Fan), er holte mich ab und war sehr schlecht drauf! Wir redeten nur kurz, da wir noch Freunde abholten. Er saß nicht zusammen mit uns beim Fußball und war auf beiden Fahrten (Hin- und Rück) sehr schweigsam. Das fiel auch den Freunden auf. Wir standen dann vor meiner Wohnung und ich fragte, ob er mitgehe oder zu sich heim fahre. Er drehte den Zündschlüssel um und meinte: "wenn ich so frage, dann fahre er jetzt zu sich!" ich fragte einmal nach und ließ ihn dann fahren, hatte eh keinen Sinn mehr! Ich ging gleich zu Bett und morgens waren 3 SMS von ihm auf dem Handy:
1) Er frägt, ob ich seine SMS bekommen hätte (habe ich nicht) und warum ich nicht geantwortet hätte?
2) Er schreibt kurz drauf: ich merke schon, du willst nicht, damit wird es auch nicht besser. danke für dein verhalten! als freund habe ich das wohl verdient.
3) mitten in der Nacht dann: Danke für alles! so machst du alles kaputt, mach weiter so, aber du bist schuld! weil den Schuh ziehe ich mir nicht an.

Paff!!!! Ich weiß überhaupt nicht, was ich getan oder gesagt oder nicht getan oder nicht gesagt habe????? Und sowas passiert ständig! Ich verstehe ihn einfach nicht!

Könnt ihr mir das vielleicht irgendwie erklären?

Danke und schönen Abend!

Gruß Blue
JeKo
Beiträge: 118
Registriert: 7. Mär 2006, 14:02

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von JeKo »

Hallo Blue!

Das was Beatrix Dir geantwortet hat kann ich auch so beantworten.
Mein Mann ist seit ca. 4 Jahren depressiv. Es gab sehr schlechte Zeiten, aber auch bessere. Und die besseren dann, wenn er in Therapie ist und AD nimmt. So wie jetzt seit ca. 7-8 Monaten. Diese Kombination ist das einzige was hilft. Natürlich mit Geduld. Aber wenn man das richtige AD hat, hilft das schon eine riesen Menge. U.a. das er überhaupt bereit ist zu Therapie etc.
Die Situation die gestern erlebt hast kenne ich auch so ähnlich. Und - es kann Dir keiner erklären. Das sind alles Resultate seines kranken Denkens (mal krass gesagt), welches er teilweise nicht mehr steuern kann. Vielleicht kann er sich später noch nicht mal erinnern und ist super entsetzt über sich. Was auch wieder dazu beiträgt sich im Kreis zu drehen.

Ich kann Dir auch nur empfehlen auf Dich zu achten und ihn sein Leben selbst führen zu lassen. Es muß Dir gut gehen, weil wenn Du erkrankst hilfst Du ihm bestimmt nicht besser weiter. Mir hilft z.B. eine Selbsthilfegruppe für Angehörige. Auch kann ich Dir den Sozialpsychiatrischen Dienst nur wärmstens empfehlen! Der kann Dir mit Vielem weiter helfen.

Gruß Jes
BeAk

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von BeAk »

Liebe Blue,

Er hat vermutlich mehrere SMS geschrieben und an Dich versannt. Ihm wird dabei ein Fehler unterlaufen sein (er hat Konzentrationsstörungen), so das diese Dich nicht erreichten. Er geht jetzt davon aus das Du absichtlich nicht geantwortet hast.
Depressive haben leider die Angewohnheit, alles mögliche auf sich zu beziehn.

Teile ihm mit, das Du seine sms nicht erhalten hast und Du nach wievor zu ihm stehst.
Blue007
Beiträge: 36
Registriert: 19. Okt 2006, 17:58

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Blue007 »

Hallo!

Ich will Euch mal wieder erzählen, was so alles passiert ist. Vielleicht hat jemand eine Meinung dazu oder ich kann evtl. dadurch jemanden helfen.

Die Sache mit dem SMS habe ich bis heute nicht verstanden, habe es aber auch nicht mehr angesprochen, weil auch viele Dinge passiert sind.

Ich hatte vorletzte Woche eine total schlimme Woche, dachte: so, jetzt hat´s dich auch erwischt! Ich konnte nicht mehr aufhören über uns nachzudenken, heulte mir die Seele aus dem Laib, es war furchtbar. Meine engsten Freunde konnten es nicht mehr mit an sehen und redeten auf mich ein, ich solle endlich diese Beziehung beenden, denn ich würde daran zugrunde gehen. Natürlich tat ich das nicht! Ich zwang mich, wegzugehen und mich abzulenken. Das Wochenende kam, ich hatte was ausgemacht und mein Liebster wollte sich mit mir eine schönes Wochenende machen. Ich sagte ihm, daß ich bereits verplant sei, er könne mit gehen oder wir könnten uns den Tag darauf treffen. Dann flippte er aus, ich würde meine Zeit nur mit anderen verbringen, er sei doch schließlich mein Freund, ich würde ein Spiel mit ihm spielen, er habe so den Verdacht, daß ich ihn betrüge und belüge, ach, ich weiß gar nicht mehr was noch alles!Da war die Sache für mich am überkochen! Ich bat ihn um ein Gespräch, am Sonntag vergangener Woche und war festen Willens, wenn er nicht irgendwie Verständnis zeigt oder irgendwas zeigt, dann würde ich mich von ihm zurück ziehen! Er kam, ich redeten normal mit ihm, sagte ihm wirklich alles! Zuerst wollte er sich wieder "raus reden", erhob teilweise auch die Stimme. Doch schließlich konnten wir ganz normal über uns reden. Er gab zu, daß er sich soviel von mir gewünscht hätte, ich hätte aber immer mit einem "Sicherheitsabstand" gepuffert. Jetzt habe er Angst, nochmal soviel zu investieren um dann wieder von mir enttäuscht zu werden. Wir seien beide sehr stur, keiner will nachgeben und mit seiner Krankheit schieße er mit allen Mitteln zurück! Ich bin sehr froh, daß ich dieses Gespräch geführt habe, denn seitdem ist einiges anders. Er zeigt wieder Nähe, kann mir wieder sagen, daß er mich liebt und vermisst, meldet sich sofort, wenn ein SMS von mir kommt oder wenn ihm was dazwischen kommt. Wir reden mittlerweilen viel über uns, die Vergangenheit, die Zukunft und alles wird ganz normal besprochen. Es läuft gut, nicht so wie es einmal war, aber gut!
Er sagt, sobald er gesund ist, wird wieder alles wie früher.
Seine Krankheit ist ihm z.Z. das Wichtigste und das ist ja auch richtig so. Er will so schnell wie möglich gesund werden, wieder arbeiten gehen und mit mir und seinem Sohn eine schöne Zeit verleben. Ich empfinde das als sehr positiv. Nach wie vor hat er einige Sympthome der Depression. Er zappelt oftmals umher, kann sich nicht ruhig hinlegen, ist unkonzentriert und braucht auch seine Ruhe. Ich kann damit aber besser umgehen, wenn es zwischen uns beiden gut läuft! Das mag egostisch klingen, aber jeder weiß, das es nun mal so ist!
Seine Reha wurde beim Amt zur Kenntnis genommen, aber es gibt noch keinen Bescheid!
Ich meine, er hat schon diese Krankheit, aber er ist auch so wie er ist. Ich weiß nicht, ob ihr mich versteht? Nicht alles ist immer auf die Krankheit zu schieben, zumindest nicht bei meinem Liebsten.
Nun, wir werden sehen, wie alles weitergeht!
Ich habe mir mal vorsichtshalber im Januar Termine beim Psychologen geholt. Solche Tage, wie vorletzte Woche möchte ich nicht nochmal mitmachen, ich war kurz davor!
Vielleicht hat jemand was dazu zu sagen? Ansonsten hat es mir wieder mal gut getan, hier alles nieder zu schreiben!
Danke und schönen Abend.
Gruß Blue
Arena
Beiträge: 23
Registriert: 28. Aug 2006, 21:27

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Arena »

Hallo Tom,
Ich habe gerade deinen Beitrag an Blue gelesen.Ich bin deiner Meinung dass Vorwürfe für den Kranken total falsch sind aber wenn ich mal überlege ich habe diese Situation schon 16 Monate hinter mir und mein Mann redet mit mir über Nichts im Bezug auf seine Krankheit! Wir waren fast 20 Jahre ein Super Paar jeder hat uns beneidet !! Wir haben und stehen auch heute noch trotz seiner Depris zueinander,deshalb ist es auch für mich schwer nach zu vollziehen was heute in Ihm vorgeht.Wir konnten immer über ALLES reden aber jetzt wo es für Uns wichtig wäre da schweigt er.Manchmal denke ich er hat Angst mit mir darüber zu sprechen weil er kennt mich zu gut und wüßte eventuell wie ich reagieren würde.Diese Krankheit zu Verstehen ist so schwer ich lese viel und trotzdem kann ich oft nicht umsetzen wie es richtig wäre!!Alles was ich tue und rede egal was es ist immer das falsche sagte der Paarpsychologe zu mir.Es kostet viel Kraft. Gruss Heidi
Blue007 schrieb:
> Hier ist mein erster Beitrag (den ich bei Pauline eingestellt hatte), damit Ihr auch die Geschichte ganz lesen könnt:
>
> Hallo!
> Ich bin neu hier und auch zum ersten mal mit Depressionen konfrontiert. Ich habe mir diesen Thread mal durchgelesen und mußte feststellen, daß ich nicht das ärmste Sch....auf dieser Welt bin, obwohl ich das bis jetzt dachte!
> Ich werde jetzt einfach mal meine Geschichte erzählen und Ihr könnt gerne Eure Meinung oder eine Kommentar dazu abgeben. Wäre sogar dankbar dafür!
> Also: Ich bin nun seit 1/2 Jahr mit meinem Freund zusammen. Wir kennen uns seit 5 Jahren aus der Arbeit und diese Jahr wurde eben Liebe daraus. Ich muß allerdings hinzufügen, er ist noch verheiratet, lebt momentan im Trennungsjahr und hat einen 3-jährigen Sohn. Seine Ehe war schon vorher kaputt, trotzdem war und ist es natürlich nicht die beste Situation. Wir haben lange überlegt, aber unsere Liebe hat nun mal gesiegt. Wir waren und sind sehr glücklich, trotz der komplizierten Umstände. Er hat selten von selbst über seiner Ehefrau und Ehe gesprochen, immer mußte ich nachfragen und dann kamen auch nur zögerliche Antworten. Seiner Aussage nach war alles geklärt, er mache, was er wolle und sie könne das auch. Da die beiden noch mehr oder weniger unter einem Dach (aber in getrennten Stockwerken) wohnen, wurde der Schein gegenüber dem Sohn gewahrt.
>
> Dann kam seine große Unzufriedenheit im Job dazu, er kam mit seinem Vorgesetzten nicht mehr so klar und streßte sich völlig in diese Unzufriedenheit hinein.
>
> Desweiteren wurde ein Bandscheibenvorfall, Athrose im Huftgelenk und ein gutartiger Tumor im Oberschenkel bei ihm festgestellt.
>
> Eines Tages verschwand dann noch seine Ehefrau für 3 Tage spurlos, sie wollte ihm wohl einen Denkzettel verpassen, da er zu 99 % bei mir war und sich - meiner Meinung nach - auch zuwenig um den Sohn kümmerte.
> Er war mit dem Kind und der Situation total überfordert. Er stieß mich einige Tage von sich ab, wir telefonierten nur. Seine Schmerzen in Arm und Bein gegannen. Unsere Beziehung renkte sich wieder ein, er war der "Alte", aber die Schmerzen wurden nicht besser. Seine Unzufriedenheit im Job nahm enorme Ausmaße an und dann starb noch überraschend ein naher Verwandter. Er ging nun zum Arzt und dieser überwies ihn ins Krankenhaus. Dort stellte man keine organischen Schäden fest, er solle sich in Therapie begeben. Da ist er nun teilstationär seit letzten Dienstag.
> Ich empfinde ihn als leicht verändert, evtl. auch durch die Einnahme der AP und Schlaftabletten und Schmerztabletten, aber wir können miteinander reden und er zeigt auch seine Gefühle für mich und gegebenüber mir.
> Anfangs habe ich mich - entgegengesetzt aller Richtlinien - total falsch verhalten. Erst jetzt, als ich mich näher mit diesem Thema beschäftige, ist mir das klar geworden. Trotzdem ist es schwer, richtig zu reagieren.
> Er erzählt von seinem Tagesablauf, blubbert mir bis nachts die ohren voll (soll nicht negativ rüber kommen). Ich bin froh, daß er redet. Er war nie der große "Redner" und hat lieber mal alles verdrängt. Er sagt, sein größtes Problem wäre der Job, wenn er einen anderen bekommen würde, ging es ihm besser.
> Ich denke allerdings, daß er sich da was vor macht. Das ist auch öfters mal ein Streitpunkt. Ich bin der Meinung, daß natürlich alles zusammengespielt hat und er seine doch schwierige Situation mit Trennung, Scheidung und Kind unterschätzt.
> Ich habe natürlich irgendwie Angst, daß ihm das noch irgendwann zusätzlich belasten wird, wenn´s ihm erstmal klar sein wird.
> Er hat vor einer Woche gesagt, er wolle gerne bei mir einziehen. Es wäre dann das Leben unter einem Dach mit seiner Ehefrau aufgehoben, aber ich glaube, ich bin noch nicht soweit. Es ihm zu sagen, das traue ich mich ehrlich gesagt nicht. Er faßt es zuletzt noch als Abweisung auf.
> Ich weiß momentan nicht recht, wie ich mich verhalten soll, was ich reden und nicht reden soll. Manchmal denke ich, daß wird schon vorüber gehen, zusammen schaffen wir das schon und dann wird alles gut. Manchmal falle ich aber auch selbst in ein tiefes Loch und weiß nicht weiter.
> Ich danke Euch für´s Zuhören, das tut echt gut!
> LG Blue
Arena
Beiträge: 23
Registriert: 28. Aug 2006, 21:27

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Arena »

Hallo Blue , habe deinen Beitrag gelesen!! Ich kann dich verstehen jedoch habe auch Ich diese Fehler gemacht. Böse SMS geschr. usw. aber damit verkriecht er sich noch mehr in sein Schneckenhaus.Glaub mir ich weiß wovon ich rede habe das alles hinter mir. Mein Mann hat danach auch immer sein Händy aus gemacht und war nicht erreichbar nur wenn er wollte.Ich habe mich dann belesen und im Internet geforscht und gesucht um zu Verstehen warum er das macht. Wenn du keine Antworten bekommst dann lass ihn ruf nmicht an und schick keinen bösen sms mehr mach dein Handy einfach aus dann kommst du nicht in Versuchung. Gruss Heidi
Blue007
Beiträge: 36
Registriert: 19. Okt 2006, 17:58

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Blue007 »

Hallo!

Ich habe mal eine Frage an Euch!

Ich habe letzte Woche die Beziehung mit meinem Fraund beendet. Er war völlig fertig und hat um mich gekämpft wie ein Stier! Wir haben uns dann geeinigt, daß wir es nochmals versuchen, er sich an gewisse Spielregeln halten muß, wie z.B. mich nicht ignorieren, sondern kurz bescheid geben, die räumliche Trennung von seiner Noch-Frau klären, feste Regeln bzgl. unserer Treffen, usw. Er erklärte sich vollkommen bereit dazu. Es hat bisher gut funktioniert, sogar die endgültige Aussprache (wurde natürlich ein riesen Streit draus) mit seiner Noch-Frau hat er durchgezogen.

Gut, jetzt frage ich mich? Ein Depressiver ist doch gar nicht fähig, so rational zu denken und danach zu handeln. Mit dieser Krankheit seiner Noch-Frau zu sagen, daß sie baldmöglichst auszuziehen hat, ist doch auch nicht normal.

Ist er vielleicht gar nicht sooo schwer von Depressionen betroffen und kann sich doch ganz gut im Griff haben? Dann hätte er in der Vergangenheit doch bewußt gehandelt und dies wäre dann sein Charakter?

Könnt ihr mir dazu irgendwie was sagen?

Mir kommt das langsam etwas komisch vor. Ich möchte ihm die Krankheit nicht komplett absprechen, er hat schon einige Symptome. Mein Problem ist es, heraus zu finden, kommt alles von der Krankheit oder ist er eben so. Denn dann kann ich die Beziehung nicht weiterführen, so werde ich niemals glücklich!

LG Blue
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Blue,

was wolltest Du eigentlich mit den für einen Depressiven auf Dauer nicht durchzuhaltenen Forderungen erreichen, daß Du Dich nun auch noch wunderst, daß er das letzte bißchen Kraft gebündelt hat und Deinen Forderungen nachkommt? Ihm beweisen, daß er ein Simulant ist, wenn er das erfüllen kann? Ihn über seine Grenzen bringen, damit er ganz zusammenbricht? Ihm Hoffnungen machen, daß wieder alles in Ordnung ist, obwohl Du selbst nicht mehr kannst? Das ergibt doch irgendwie überhaupt keinen Sinn. Daß Du Dich trennen wolltest, weil Du am Limit bist, das ist absolut legitim, denn kein Mensch muß sich wegen der Krankheit eines anderen soweit aufopfern, daß er selbst über seine Grenzen geht, weil damit niemandem geholfen ist. Aber ich habe immer den Eindruck bei Dir, daß Du alles mit Gewalt erzwingen willst. Du bist furchtbar frustriert über diese Krankheit. Das sind wir alle aber Du versuchst aus einem Kranken einen Gesunden zu erzwingen und das kann, wenns ganz schlimm kommt, über kurz oder lang in einer Katastrophe enden. Es mag sein, daß es ihm im Moment tatsächlich besser geht, immerhin nimmt er ja schon eine Weile seine ADs und macht ja wohl auch Therapie aber der Weg in die Gesundheit geht nicht über Überfoderung. Du schreibst, er hat um Dich gekämpft, wie ein Löwe. Ja, deshalb tut er ja jetzt auch alles, was Du von ihm forderst, damit Du ihn nicht verläßt aber was machst Du, wenn er daran zusammenbricht, dann gehst Du ja trotzdem, weil dann wieder der alte Zustand da ist, hinterläßt aber einen Menschen, der ganz am Ende ist. Liebe Blue, vielleicht ist ja auch meine Wahrnehmung diesbezüglich nicht so ganz o.k. aber ich finde es nicht gut, was da bei Euch läuft.

Liebe Grüße
Hina
JeKo
Beiträge: 118
Registriert: 7. Mär 2006, 14:02

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von JeKo »

Das kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen.
Es ist so wie Hina sagt, zumindest habe ich es auch sehr ähnlich erlebt. Ich bin frustriert über diese Krankheit, aber es geht mir ja um meinen Mann. Es gibt Zeiten, da hasse ich diese Depressionen auch, aber deshalb nicht meinen Mann. Ich kann nicht verlangen, daß er so lebt wie ich es will, selbst wenn er gesund wäre. Es kann nur um Kompromisse gehen. Er geht zur Therapie, nimmt die AD und wir machen zusammen eine Beratung. Das ist sein Teil gesund zu werden und meiner ihn zu unterstützen. Alles andere versuche ich abzustimmen. Z.B. das er mir sagt, wenns nicht gut geht und er ne Auszeit braucht. Dann kann ich damit umgehen und er muß sich nicht unter Druck setzen. Das es alles schwer ist versteht sich. Aber ich habe ihn ja geheiratet weil ich ihn liebe und möchte ja selber auch nicht abgeschrieben werden, wenn mir etwas passiert und ich nicht ganz kann wie ich will...

LG Jes
Blue007
Beiträge: 36
Registriert: 19. Okt 2006, 17:58

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Blue007 »

Liebe Hina,

ich muß ganz ehrlich zugeben, daß ich schon der Typ bin, der alles mit Gewalt erzwingen will! Das ist nicht richtig, ich mache diesen Fehler immer wieder!

Ich will eigentlich nur herausfinden, ob alles mit dieser Krankheit zu rechtfertigen ist oder ob er charakterlich so ein Mensch ist?

Ich bin noch nicht so lange mit ihm zusammen, als daß ich ihn in- und auswendig kenne. Deswegen habe ich immer wieder die Gedanken, daß er teilweise wirklich so ist wie er sich manchmal gibt und daß das nichts mit seiner Krankheit zu tun hat. Dann muß ich aber doch sagen, daß eine Beziehung nicht in Frage kommt, weil ich so nicht glücklich werden kann.

Ich hoffe, Du verstehst mich einwenig?! Ich gehe diesen Weg mit ihm, ich liebe ihn und ich werde mit ihm den Weg weitergehen, wenn ich mir sicher bin, daß vieles seiner Krankheit zu zuschreiben ist. Wenn er jedoch wieder gesund ist und wir nach wie vor diese Probleme haben, kann er doch nicht der Richtige sein!
Das will und muß ich für mich heraus finden, denn dieser Weg gerade mit ihm, zehrt sehr an meinen Kräften!
LG Blue
Hina1
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Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Blue,

Deine Gedanken dazu kann ich ja nachvollziehen. Wer will denn nicht wissen, was für eine Persönlichkeit hinter der Krankheit zu finden ist. Aber seine Krankheit gehört nunmal leider zu ihm. Und vor allem, wie willst Du das als Laie herausbekommen, was seinem Charakter zuzuordnen ist? Eine Depression ist auch nicht bei allen gleich, weder die Symthome noch die Dauer, noch ist es gesagt, daß es eine einmalige Episode ist, ganz zu schweigen davon, daß sie vielleicht sogar chronisch ist. Seit Du ihn kennst, befindet er sich in einem Ausnahmezustand. Selbst seine Trennung mit seiner Frau kann Ursache in seiner Depression haben. Wer weiß das schon so genau? Auch da kann sich das Blatt evtl. nochmal wenden. Du hast ja mal geschrieben, daß es möglich ist, daß er schon länger depressiv ist. Ich denke, Du machst Dir da ganz gewaltig etwas vor, wenn Du annimmst, Du kannst auf diesem Wege irgendetwas herausfinden oder erreichen. Dir bleibt eigentlich nur übrig, ihn entweder so anzunehmen, wie er ist, was natürlich, wo wie Du ihn beschreibst nicht gerade leicht ist oder wenn das nicht geht, dann mache einen Schnitt, um Dich selbst zu schützen. Aber mit Gewalt geht da überhaupt gar nichts. Eine Depression ist nicht durch guten Willen beeinflußbar. Das ist harte Arbeit, aus dem Loch wieder rauszukommen und kann ganz schön lange dauern, selbst wenn es auch zwischendurch mal ganz gute Tage gibt.

Haben sich die Ärzte denn nun eigentlich bei der Diagnose bei Deinem Freund festgelegt?

Liebe Grüße
Hina
Blue007
Beiträge: 36
Registriert: 19. Okt 2006, 17:58

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Blue007 »

Liebe Hina,

"Haben sich die Ärzte denn nun eigentlich bei der Diagnose bei Deinem Freund festgelegt?"
Soviel er mir erzählt hat, konnten sich die Ärzte nicht so ganz festlegen. Depression, Somatisierungsstörung, Burn-Out-Syndrom? Er wurde ja schon lange entlassen und seiner Aussage nach aufgrund von Platzmangel in der Tagesklinik. Kann denn sowas sein?

Er wird nun immer wieder krankgeschrieben, bekommt allerlei Tabletten (mit der Dosis jongliert er selbst, je nach Streß und Schmerzen) und wartet auf den Bescheid zur Genehmigung einer Reha. Er selbst sagt, er will nur noch diese Reha. Weit weg von allem, keinen Streß und Streit und er rechnet mit 4-6 Wochen. Der Bescheid steht leider immer noch aus!


Ich bzw. wir drehen uns momentan ständig im Kreis! Wir reden, wahrscheinlich will ich auch viel zu viel von ihm wissen. Er ist der Typ, der nicht immer alles und vollständig erzählt und irgendwann später mal damit heraus rückt. Ich denke mir immer, wenn er mir mehr erzählen würde, könnte ich auch besser damit umgehen.
ICH WEISS NICHT, WAS ICH MACHEN SOLL???? Ich kann nicht genügend Abstand von ihm nehmen, das schaffe ich nur kurzzeitig, dann verfalle ich wieder in ein Gedankenkarusell und will von ihm Aussagen, damit ich selbst wieder beruhigter bin!

Gestern haben wir geredet. Er erzählte, daß er nun eine Regelung mit seiner Noch-Frau hat, welche Tage er und welche für sie sind. Sie soll so schnell wie möglich ausziehen, der Sohn (3 Jahre) bleibt bei ihm im Haus. Ich solle irgendwann in der Zukunft dann zu den beiden ziehen. Zuerst muß er natürlich gesund werden, die Reha machen und wieder sich selbst finden. Er habe Angst, daß ich den Druck nicht standhalten kann (alle sind gegen unsere Beziehung und lassen uns das auch spüren) und irgendwann die Beziehung beende. Das könne bei ihm aber auch der Fall sein, meinte ich!
Die wenige Zeit, die momentan geregelt ist (3 Abende und der Sonntag) ist mir zu wenig!
Ich kann das aber nicht ändern, das weiß ich. Er muß sich ja auch um seinen Sohn kümmern, da er diesen monatelang wegen mir vernachlässigt hatte. Trotzdem setze ich erst mich damit unter Druck, ich will ja soviel wie möglich mit ihm reden und ihn bei mir haben und dadurch setze ich ihn auch unter Druck! Dann denke ich wieder, des war alles mal so schön, er konnte mir soviel geben, war immer da für mich und wir hatten so tolle Zukunftspläne! Warum kann des jetzt nicht so sein?
Ich habe kaum Geduld, ich habe Angst vor den nächsten Wochen und Monaten, ich will alles gleich und jetzt! Bin ich denn blöde?
Ich bin echt verzweifelt, weiß nicht, wie ich mich ändern kann oder was ich ändern kann! Niemand kann mir einen Rat geben!
Wieso kann ich es nicht nehmen, wie es ist?
Er tut doch eigentlich alles, was ich will!

Des erscheint Dir jetzt vielleicht alles etwas wirr! Ich bin gerade irgendwie total frustriert, ausgelaugt, traurig, sehe keinen Ausweg und sitze in diesem sch.... Loch, habe keine Kraft rauszukommen!

Ich liebe ihn wirklich, aber reicht das in unserer Lage noch aus? Er meinte gestern selber, irgendwann wird unsere Liebe nicht mehr ausreichen, es wird mehr dazu gehören, die Beziehung weiter zu führen.

Ich habe zuviele Ängste in mir und das macht mir und somit auch sein Leben so schwer! Das gebe ich nicht gerne zu, aber so ist es!

Hab das Gefühl, daß ich kurz vor´m Durchknallen bin!!!

LG Blue
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Blue,

Du schreibst, daß Deine Zeilen vielleicht etwas wirr sind aber sie sind es nicht, denn sie sind nachvollziehbar. Du bist restlos am Ende Deiner Kraft. Wenn Du mich fragst, Du hast längst Deine Grenze überschritten. Deshalb ist es Dir auch nicht möglich, die notwendige Geduld aufzubringen. Die ganze Sache überfordert Dich einfach und belastet Dich viel zu sehr. Nur diese elende Geduld ist nunmal die grundlegende Voraussetzung, überhaupt mit einem depressiven Menschen umgehen zu können. Wenn die nicht da ist, schaukelt sich die Situation immer wieder hoch, es gibt nie ein befriedigendes Ergebnis, mit dem alle leben können. Du fragst, was Du machen kannst. Du kannst jetzt nur eins machen, Dich selbst erstmal wieder stabilisieren, damit überhaupt wieder Kraft da ist, die Beziehung mit Deinem Freund aushalten zu können. Du kannst diese Kraft finden, indem Du Dich so gut es geht erstmal lernst, abzugrenzen. Das sind alles seine Baustellen, auf denen er da rumturnt, mit seiner Frau und seinem Kind. Es sind nicht Deine. Das Problem muß er selbst lösen, die Verantwortung für das Kind muß er übernehmen usw. Du hängst Dich definitiv viel zu sehr da rein. Dir reichen 3 Abende und der Sonntag nicht. Es muß aber reichen, denn Du hast ihn definitiv nicht alleine. Er ist krank und er hat ein Kind. Wenn Du einen Mann nur für Dich willst, dann bist Du bei ihm an den falschen geraten. Du hast Dich total auf ihn fixiert und deshalb macht es Dich so verrückt, was da mit ihm läuft. Versuche wieder den Fokus so gut es geht auf Dich auf Dein Leben auch ohne ihn (ich spreche nicht von Trennung sondern von Inhalten) zu richten. Wenn Du das nicht alleine schaffst, was sicher sehr schwer ist, dann scheue auch Du Dich nicht und suche Dir Hilfe. Ich würde Dir sowieso raten, mal zum Arzt zu gehen. Dein Seelenzustand gleicht ganz schön einem Trümmerhaufen und das nicht erst sein ein paar Tagen. Dagegen kannst Du etwas tun. Suche Dir vielleicht auch eine Beratungsstelle oder einen Thrapeuten und sprich dort mal mit kompetenten Leuten. Auf Dich reden zig Leute ein, die jeder eine andre Meinung haben. Wenn Du auf alle hören würdest, würdest Du Dich wie ein Brummkreisel drehen und keinen Schritt weiterkommen. Suche Dir also professionelle Hilfe, damit der Weg nach vorne führt.

Liebe Grüße
Hina
Blue007
Beiträge: 36
Registriert: 19. Okt 2006, 17:58

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Blue007 »

Hallo!

Ja, ich bin total auf ihn fixiert und zu nichts anderem mehr fähig!
Er kann doch nicht der "Nabel der Welt" für mich sein! Und wenn ich ehrlich bin, dann ist es aber gerade so!
Ich habe im Januar Termine bei der psych. Beratungsstelle und bei Psychologen. Ich war ja bereits bei einer Therapeutin, die sagte mir aber nichts, was mir helfen konnte! Vielleicht ist mir auch gar nicht zu helfen? Vielleicht will ich ja meine Leben und meine Gesundheit kaputt machen?
Ich MUSS jetzt endlich einen Weg finden!
Das neue Jahr MUSS besser werden als das alte Jahr aufgehört hat!
LG und einen guten Rutsch an alle.
Blue
Marla
Beiträge: 30
Registriert: 22. Jan 2004, 08:44

XXX

Beitrag von Marla »

Blue007
Beiträge: 36
Registriert: 19. Okt 2006, 17:58

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Blue007 »

Hallo!

Nachdem das alte Jahr so besch.... war, habe ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen, mich nicht sooo sehr in die ganze Sache reinzustreßen.

Silvester wollte ich schon auf eine Party gehen. Ich hatte aber zuvor mit meinem Freund ausgemacht, daß wir diesen Tag zusammen verbringen würden. Ich glaubte nur zu 75 % daran, daß er es auch durchziehen würde und ließ bis zum Ende alles offen. Er kam mittags und ich fragte ihn schließlich, wie er sich nun den oder die Tage vorstelle. Für ihn war klar, wir verbringen Silvester und Neujahr zusammen (er hatte das zu Hause bereits abgeklärt). Nachdem kurz vor Mitternacht noch ein Problem auftauchte (seine Noch-Frau trinke zuviel Alkohol, er habe somit Angst um den Sohn und fuhr kurz zu ihm um zu schauen, ob alles klar sei - es war alles klar), war er schließlich doch gelöster und ganz gut drauf. Wir quatschten bis morgens um 4 Uhr. Neujahr war etwas anstrengender, weil er sich wieder Sorgen machte und nicht ganz so gelöst war. Am 03.01. fuhr ich mit Freundinnen auf Wellness, es tat ganz gut, ich erhielt regelmäßig SMS von ihm (sogar sehr liebevolle), doch richtig abschalten konnte ich auch nicht. Das muß ich wohl erst noch lernen! Freitag kam ich zurück und schrieb ihm meine Ankunft und fragte noch, ob er sich denn auf mich freue. Er ging dieser Frage 3 mal gekonnt aus dem Wege, das ist so typisch für ihn! Samstagnacht kam er nach einem Kartentunier zu mir. Den Sonntag verbrachten wir relativ gelöst und schön zusammen. Abends gab es dann noch ein Streitgespräch, weil ich wissen wollte, warum er momentan so zurückhaltend zu mir sei. Den wahren Grund wollte er mir in diesem Moment nicht sagen, dies käme aber noch! Ich sagte ihm ganz offen, was ich fühle und daß es für mich ein ständiger Kampf sei. Er meinte, es gäbe keinen Grund zu kämpfen. Er liebt mich, ich liebe ihn und alles wird gut werden! Ich solle aushalten und mir nicht so viele Gedanken und Sorgen machen! Der hat gut reden! Er ist belastet mit allerlei Problemen und seiner Krankheit, da kann er sich nicht noch Gedanken um mich/uns machen. Das ist mir schon klar! Trotzdem kann ich NICHT so recht mit dieser Situation umgehen und ich frage mich wirklich, warum ich das nicht kann???? Er ist verändert, klar, doch ist er doch einige Zeit in der Woche bei mir, wir schreiben uns SMS und wenn ich cool drauf bin (hört sich jetzt komisch an, ist aber so), dann ist er auch normaler!
Ich möchte mal wissen, was mein Problem ist??????
Danke für´s Zuhören und LG an alle!
Gruß Blue
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Blue,

was Dein Problem ist, kann man so wohl nicht sagen aber ich würde drauf tippen, daß Du total überfodert mit der ganzen Sache bist. Seit Ihr Euch kennt, ist im Grunde nie Ruhe in Eurer Beziehung gewesen und eigentlich gings doch auch nur um ihn, um seine Belange, seine Familie, seine Krankheit, seine Sorgen, stimmts? Du fühlst Dich nicht nur wie das fünfte Rad am Wagen, Du bist es auch. Seit Ihr zusammen seit, mußt Du Dich ständig auf ihn einstellen aber Deine Bedürfnisse stehen hinten an. Ich kann Dir ganz klar sagen, wohin das führt, denn genauso geht es mir seit vielen Jahren. Das führt geradewegs selbst in die Depression und wer weiß, wie weit Du nicht doch schon mit drinsteckst. Wenn Du Dich schon nicht mehr wirklich entspannen kannst, wenn Du mit Deinen Freundinnen zum Wellnes fährst, dann ist das doch höchstes Alarmzeichen, daß auch mit Dir was nicht mehr stimmt. Du bist total auf den Mann fixiert, kannst nicht mehr abschalten. Du weißt, daß Du das nicht mehr lange so durchhalten kannst. Ich hatte Dir schon anfangs mal geschrieben, es ist bei Dir 5 vor 12 aber ich denke 12 ist es schon längst bei Dir vorbei. Ob es nun ein totaler Erschöpfungszustand, eine Depri, Burn-out oder sonstwas ist, kann Dir hier keiner sagen. Ich kann Dir nur raten, warte nicht solange, bis Du wie ich total zusammenbrichst und Du es vom Holzammer erklärt bekommst, was mit Dir abgeht. Deinem Freund kannst Du nicht helfen aber jetzt mußt Du Dir helfen und da das alleine nicht mehr funktioniert, suche Dir dringend professionelle Hilfe. Vielleicht wird ja dann auch Dein Freund etwas gescheiter und tut auch endlich mal was für sich.

Liebe Grüße
Hina
Blue007
Beiträge: 36
Registriert: 19. Okt 2006, 17:58

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Blue007 »

Hallo!

@Hina: Ich war nun nochmal bei der psych. Beratung der Caritas. Die Therapeutin sagt mir direkt ins Gesicht, daß ich mit ihm nicht zusammenbleiben werde. Es sei zuviel passiert, das hinterläßt Narben und irgendwann hätte ich die "Schnauze" voll! Seine Reha sei nur eine Flucht und wenn er nicht bald seinen Schalter umlegt, wird es nichts mehr werden. Ich solle nun einfach mal weiter schauen und ich würde schon rechtzeitig merken, wenn mein Körper reagiert und ich einen Riegel vorschieben muß!

Die "Schnauze" hatte ich vergangenen Donnerstag voll! Es gab wieder Zank und irgendwann meldete er sich einfach nicht mehr. Da habe ich seine Sachen zusammen gepackt und hab sie ihm vor die Haustüre gestellt mit einer SMS, er solle die Sachen reinholen, es sei vorbei, ich kann nicht mehr! Er ist fast Amok gelaufen. Er fuhr mitten in der Nacht zu mir und ließ das Telefon heiß klingeln. Ích ging nicht ran, ich wollte nur noch meine Ruhe. Mein Handy hatte ich nachts aus und morgens waren endlos viele SMS drauf! Nach ewigen Bitten ließ ich mich auf ein Gespräch am Freitag ein. Ich war festen Willens, nicht mehr nachzugeben. Er versuchte wirklich alles, die Beziehung noch zu retten. Ich wolle ein Gespräch mit einer Therapeutin, sagte ich ihm. Er ist einverstanden. Bis zu diesem Termin wolle ich ihn nicht sehen, sagte ich. Er war total geschockt und bettelte fast, das könne ich nicht machen. Und ich bin so dumm und gebe wieder nach. Wir haben uns gestern bei mir getroffen, wir haben geredet und diskutiert (sind wie immer auf keinen richtigen Nenner gekommen) und dann wurde es tatsächlich noch ein schöner Abend mit viel Gefühl und Liebe. Ich kann das alles nicht nachvollziehen. Weder von ihm (warum kämpft er immer wieder um diese Beziehung?)noch von mir (warum beende ich nicht alles endgültig?)! Heute schrieb er mir in die Arbeit, ob ich schon den Termin vereinbart hätte. Morgen will ich das tun, heute war keiner mehr da.
Jetzt würde ich gerne aus eurer Erfahrung wissen, ist es besser zu dieser Therapeutin von Caritas zu gehen? Sie hat schon einwenig Einblick in unser Problem. Hat aber auch schon ihre Meinung dazu gebildet!
Oder, soll ich lieber zu einem Psychologen gehen? Morgen habe ich einen Termin für mich bei einem Psychologen. Diesen werde ich auch mal fragen.
Es ist sicherlich schön zu sehen, daß jemand so um diese Beziehung kämpft. Aber, es kommt auch bald wieder der Tag, an dem er mir wieder einen vor den Latz knallt und davor habe ich Angst. Ich weiß nicht, was ich tun soll? Nachdem ich gestern wieder viel zu viel Gefühl zugelassen habe, stecke ich doch schon wieder mitten drin. Er versichert mir, daß er nur noch gesund werden will und dann alles wird wie früher. Aber ehrlich gesagt: kann ich daran noch glauben und hoffen, daß in ferner Zukunft alles wieder gut ist????
LG Blue
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Werden wir das schaffen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Blue,

tja, warum läßt Du Dich weiterhin auf ihn ein. Diese Frage kannst nur Du Dir beantworten. Im Grunde ist seine Depression auch nur ein Teil der ganzen unstimmigen Situation. Vermutlich sagst Du Dir, Du liebst ihn doch. Die frage ist, liebst Du ihn wirklich oder hoffst Du, irgendwann mal, wenn bei ihm alles o.k. ist, die Liebe zu finden, die Du Dir erträumst. Wann das sein wird, das kann Dir niemand sagen.

Tja, zu welchem Therapeuten? Also, ehrlich gesagt, ich würde tatsächlich erstmal zur Beratungsstelle gehen. Und da kann dann überlegt werden, wie es weiter gehen soll. Sie kennt schon die Dinge aus Deinen Schilderungen, jetzt kann sie ihn dann auch noch kennenlernen und seine Sicht sehen. Ehrlich gesagt, ein anderer Therapeut hätte Dir wohl auch nicht viel anderes gesagt. Es liegt an Dir, wie lange Du das ganze aushältst. Aber es liegt eben an ihm, an seiner Situation etwas zu ändern.

Liebe Grüße
Hina
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