Spitritualität und Depression

Noknok
Beiträge: 20
Registriert: 11. Jul 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Noknok »

Hi Thomas,

ok, Du redest sehr differenziert über das, was Du Spiritualität nennst. Ich habe leider gerade nicht die Zeit, alles zu schreiben, was mir dazu einfällt. Hier einige Punkt:

Du schreibst: "Aber wie gesagt, das ist Mensch, der hier wirkt, nicht die Spiritualität." Da ist jetzt die Frage, ob es Spiritualität an sich existiert. Ich meine, ist es nicht der Mensch, durch den Spiritualität erst ensteht? Füllt er (oder sie) dieses Konzept nicht erst mit Leben? Kannst Du das so trennen?

Weiterhin denke ich, dass Du auch meinst (mit obigem Satz), dass die Spiritualität nichts dafür kann, dass sie von Skrupellosen oder Wahnsinnigen mißbraucht wird. Andererseits können auch Konzepte, Theorie, Ideologien schon gefährlich sein.

Daher denke ich, Spiritualität KANN gefährlich/schlecht/falsch sein, nur ist es so, dass dieser Begriff eigentlich viel zu weit gefaßt werden kann, als dass sich drüber vernünftig reden ließe. Ich zum Beispiel habe Dir glaube ich eine andere Auffassung dazu unterstellt, als die, die ich jetzt in den letzten Postings heraushören konnte. Von daher wäre es eigentlich praktisch, wenn Du versuchen würdest, mal Deine Auffassung davon etwas enger zu umreißen.

Gruß
Noknok
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von tomroerich »

Hallo Jörg,

nun weiß ich nicht, ob du mich gemeint hast, das Zitat war ja von mir aber du sprachst Ben an. Falls du Ben meintest, dann ist das hier eben zugegebener Senf.

Also will ich mal versuchen, meine Auffassung von Spiritualität zu umreißen. Ich nähere mich dem Ganzen mal von hinten und sage, warum ich eine wissenschaftliche Weltsicht für unbefriedigend halte.
Wir leben in einer Welt, in der es unglaublich komplexe Phänomene gibt. Phänomene des Lebendigen und der Organismen aber auch die zu Grunde liegenden Bausteine wie Moleküle und Atome sind an sich schon ein schier unlösbares Rätsel, vom Kosmos will ich erst gar nicht reden. Die Frage nach dem Ursprung all dieser Phänomene beantwortet die Wissenschaft nicht, sie spricht von Zufall. Und da muss man sich einen Moment klar machen, was hier behauptet wird. Hier geht es nicht um einen 6er im Lotto sondern darum, meherere Millionen mal hintereinander einen 6er zu haben. Ein anderes treffendes Bild: Wenn man einen Affen an ein Klavier setzt und ihm beliebig viel Zeit gibt, dann spielt der irgendwann auch einmal "Für Elise" weil irgendwann hat er alle möglichen Tonfolgen ja durch. So soll also diese Welt entstanden sein.
Nein, diese Welt als Zufall zu betrachten, halte ich für sehr unwissenschaftlich und als eine Zumutung für den gesunden Menschenverstand. Nicht eine Naturkonstante kann man ändern, ohne dass diese Welt verschwindet. Warum ist das so? Warum sind die Narurkonstanten genau so groß, wie sie sein müssen?

Wenn man sich aber traut, andere Denkweisen zuzulassen und einfach nur hinschaut, gibt es sehr viel befriedigendere Lösungen. Das Wesen der Welt scheint nicht materiell zu sein sondern ihr liegt INFORMATION zu Grunde, die sich manifestiert. Das Bibelwort 'Am Anfang war das Wort' beschreibt diese Auffassung. Ich wähle das Wort Information, um möglichst alle Gottesbilder rauszuhalten, die ohnehin nur projizierte menschliche Vorstellungen sind.
Information, das wissen wir, ist ihrem Wesen nach spirituell, weil sie zwar einen materiellen Träger benötigt um in Erscheinung zu treten, selbst aber davon unabhängig ist.

Wenn wir in einem Zimmer eine Kiste mit Legosteinen haben und am nächsten Morgen steht dort eine Legohaus, dann nehmen wir nicht an, ein Windstoß habe die Steine zufällig zurechtgerüttelt sondern wir sind uns sicher, dass eine schöpferische Kraft am Werke war. Nur in unserer eigenen Welt gestehen wir uns diesen Gedanken nicht zu, obwohl er sehr einfach ist. Ist das die Angst vor den Konsequenzen?

Also Fazit: Die uns umgebende Welt legt den Gedanken nahe, dass sich im Materiellen zwar eine Idee manifestiert, dass das Wesentliche aber nun mal die Idee ist, die Information. Das ist der Spiritus mit vorläufig unbekannten Eigenschaften und unbekannten Ursprungs. Er kann nicht beschrieben werden aber ich würde auch keinesfalls ausschließen, dass man weitere seiner Aspekte (ein Aspekt ist der materielle) verstehen und erforschen kann. Das weiß ich einfach nicht. Es mag so sein, dass wir erst einen winzigen Teil dieser komplexen Weltordnung erfassen, dass es Formen der Energie gibt, die man nicht einmal ahnt. Es ist ja nicht so, dass die Wissenschaft auch nur nahe dran ist, die Grenzen dieser Welt auszuloten. Immer neue Fragen tun sich auf, wenn man mal eine Antwort glaubt gefunden zu haben. Und immer größer wird die Frage, wie diese Welt zu Stande kommen konnte.

Und was bedeutet das für uns als Menschen? Ich glaube, wir haben mehr Zugang zum Spiritus als wir erahnen. In uns leben die schönsten dieser Ideen und wir haben Anteile am Spiritus, weil wir daraus hervorgegangen sind wie alles andere auch. Wir können diese Ideen in der Natur entdecken, vor allem aber auch in uns, wenn wir bereit sind, hinzuhören. Wir sind nicht isoliert davon, wir drücken uns nur davor, unseren Wahrnehmungen zu glauben und zu vertrauen.

Schönen heißen Tag wünscht

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Noknok
Beiträge: 20
Registriert: 11. Jul 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Noknok »

Hi Thomas,

sorry, natürlich meinte ich Dich (wie Du an dem Zitat erkennen kannst). Ist korrigiert.

Ansonsten muß ich erstmal über das nachdenken, was Du da geschrieben hast. Ich würde Dir da erstmal garnicht widersprechen. Hast schon recht. Übrigens kennst Du das Buch "Illuminati". Liegt gerade in Buchläden und so aus. Ist im wesentlichen ein spannender, aber etwas brutaler Thriller. Es geht aber um den Widerstreit des Weltbildes zwischen Kirche und Wissenschaft. Diese Teile darin sind sehr durchdacht und spannend. Würde Dir bestimmt gefallen, gerade in Hinblick auf Dein letztes Posting.

Darüber hinaus würde mich aber auch noch die Frage interessieren, an was Du denn dann glaubst. Höhere Mächte? Energie? Oder nichts von dem? Was meinst Du mit Spiritus?

Am Rande: die Aussage "wir haben mehr Zugang zum Spiritus als wir erahnen." finde ich sehr lustig. Da freut sich doch jeder Pyromane

LG
Noknok
wuschel
Beiträge: 314
Registriert: 9. Mai 2003, 10:56

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von wuschel »

34
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von tomroerich »

Hi Wuschel,

nein nein, die Wissenschaft ist nicht böse, wieso auch? Sie liefert aber nicht alle Erklärungen sondern nur für Teilaspekte des Lebens.

Spiritualität heißt Geistigkeit und ist nicht etwa ein besonders feines Wort für Alkoholismus . Tja, und dann hat sichs auch schon mit dem Übersetzen. Für mich persönlich bedeutet Spiritualität, dass die Welt ihrer Natur nach nicht materiell ist sondern (und das soll nur ein Vergleich sein) eher so etwas wie Information oder intelligente Energie.

Gruß

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Noknok
Beiträge: 20
Registriert: 11. Jul 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Noknok »

Sach ma, wat iss dann "intelligente Energie"?

LG
Noknok
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von tomroerich »

Ui ui, jetzt wird das schon kompliziert. Das ist eben leider das Schwierige bei diesen Dingen, dass einem die richtigen Begriffe fehlen. Also *grübel* ich spreche von Schöpfungskraft. Manchmal ist auch von Bildekräften die Rede, kommt ganz auf die Denkrichtung an. Gemeint ist die Ursache für das Phänomen der Schöpfung, das aus dem Chaos eine Ordnung macht, wie z.B. hochorganisiertes Leben. Ohne Bildekräfte verfällt alles in Chaos, weil dies der natürliche Zustand einer sich selbst überlassenen Materie ist. Die komplexe Ordnung kommt nicht von allein in die Materie hinein sondern wird von besagter intelligenter Energie verursacht, klaro? Kann man übrigens prima beim Verwesungsprozess beobachten. Bildekraft löst sich vom Körper und alles zerfällt.

Ja also mit dem Spiritus, dem wie alle näher sind als gedacht, ist mir in der Tat ein unfreiwillig komischer Satz gelungen *gg*. Werde mich jetzt schnellstens dem Spiritus im Weißbier nähern.

Ciao,

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
wuschel
Beiträge: 314
Registriert: 9. Mai 2003, 10:56

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von wuschel »

31
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Hallo Thomas,

ein dickes Kompliment für Deine Erklärungen - so denke ichs auch, aber so kann ichs nicht ausdrücken.

Spannend finde ich die Frage, warum wir zu bequem sind (oder zu ängstlich?), uns diesen Fragestellungen zu stellen. Bei mir ist es so, daß da ein Teil von mir sich von solchen Fragestellungen extrem bedroht fühlt, nämlich meine anerzogene, gemachte Fassade. Die denkt, alle Macht zu verlieren und kommt dann immer wieder mit "ja, aber"-Widersprüchen daher, um ihre Allmacht zu behalten. Beweisen kann man nicht, das es Spiritualität gibt, aber Erfahren - oder, wie Du es machst, sich selbst zu vergegenwärtigen, das die Erklärung der Wissenschaft viele Fragen unbeantwortet läßt (dabei hätte wir doch so gerne Beweise, gell) - Beweise lassen wir aber nur gelten, wenn etwas für uns logisch nachvollziehbar ist, und in eben dieser Logik steckt schon der Hemmschuh. Wenn wir uns nur auf unsere 5 Sinne verlassen, wirds schwierig - es gilt eher, eine Sensibilität außerhalb dieser Sinne zu entwickeln. Das funktioniert in vielen Bereichen (Liebe, Glaube, Vertrauen, Intuition ...) - da kommen wir auch mit unserer rationalistischen Herangehenweise nicht weiter. Interessant finde ich, daß nun (eigentlich schon sehr lange) auch die Physik an eine solche Grenze gestoßen ist und zugeben muß "da ist noch was am Werk, was wir nicht be-greifen können, da steckt noch was hinter all unseren Beobachtungen! Um uns nicht unnötig zu verunsichern geben wir ihm mal einen Namen (Quanten, Potentialität) und tun so, als wäre es dann durch uns fassbar" - ist es aber nicht - Ätsch.

Auch ich bin kein Wissenschaftsgegner - aber ich denke, es ist nur eine Seite der Herangehensweise. Wenn Du eine Oper nur siehst, und Dir dabei die Ohren zuhältst, und meinst, durch genaueres hinsehen, durch ein noch besseres Opernglas mehr über die Qualität aussagen zu können,nimmst du einfach einen wichtigen Teil nicht wahr.


Ben
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von tomroerich »

Hi Wuschel,

du stellst schon die richtigen Fragen. Ich denke da ganz ähnlich, vieles mag erlebbar sein aber nicht vermittelbar. Und Spiritualität mag eine Erfahrung sein, die einige haben und andere nicht. Das gilt ja auch für das Verliebtsein. Hier gibt es vielleicht so viele verschiedene Qualitäten, dass wir nur glauben, uns darüber verständigen zu können. Selbst für die Wahrnehmung der Farbe Rot gilt das. Wie DU Rot erlebst, werde ICH nie ergründen können. Weil ich nicht dein Bewusstsein haben kann. Spiritualität ist nicht beweisbar, aber was ist überhaupt beweisbar? Ich kann behaupten, der einzige Mensch zu sein, der existiert und DU bist nur ein Vorstellung von mir. Es gibt keinen Weg, das Gegenteil zu beweisen. Beweise sind immer nur innerhalb eines genau abgesteckten Rahmens möglich, in dem bestimmte Voraussetzungen gemacht werden müssen. Ob diese richtig sind, kann selbst nicht bewiesen werden.

Was bleibt uns als Gewissheit? Wir selbst sind unsere einzige Gewissheit. Was wir erleben, ist gewiss und alles, was in unser Bewusstsein tritt, existiert in diesem Sinne (cogito, ergo sum). Es ist nicht möglich und auch nicht nötig zu unterscheiden, was von diesem Erlebten "real" ist und was nicht. Dafür gibt es keine Maßstäbe und kann es auch nicht geben. Real ist alles, was wir erleben und was in unser Bewusstsein tritt. Aber wir filtern natürlich genau auf diese Weise, wir verteilen Realitätspunkte. Autos sind realer als Träume. Und Geld realer als Liebe. Eine bstimmte Idee wird verworfen, weil sie irreal scheint. Wir prüfen und bewerten, filtern und verwerfen, verdrängen und sortieren. Damit aufzuhören ist der Beginn spirituellen Lebens, in dem alles sein darf, wie es ist.

Schönen Abend dir,

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von tomroerich »

Hallo Nachttaube,

ich glaube wie du, dass Spirit. sehr viel damit zu tun, sich selbst ernst zu nehmen. Es ist ja geradezu der Hauptfehler christlicher Ethik, die Hauptsache ins Außen zu verlegen und einem äußeren Gott zu dienen. Alles ist nur in uns selbst zu finden. Das aber wird als Hybris verschrien und so mancher armer Mensch musste auf dem Scheiterhaufen dafür büßen, dass er Gott in sich selbst wirken sah.

weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Depri, der die Krankheit noch nicht überwunden hat, mit freien Willen Spirituell werden kann. Die Spirituelle Seite sollte kommen, wenn die Krankheit weitesgehens überwunden ist.
Ich finde sogar, man muss ausdrücklich davor warnen, Spirit. in der Depression zu suchen. Meditation z.B. kann Depr. vertiefen, weil man vielleicht zwangsläufig über negative Gedanken meditiert.

Herzliche Grüße,

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Caroline1 »

Mir fällt nichts mehr weiter ein, was es dazu noch zu sagen gäbe...lieber Ben, SO ist mein Schweigen diesbezüglich eher zu verstehen. Nicht dass ich nicht hinschauen wollte oder könnte, ganz im Gegenteil, aber die genauen Worte dafür zu finden, fällt mir zur Zeit schwer. Das können andere viel besser hier, und ich würde ja auch fast alles unterschreiben, was hier geäußert wurde. Besonders wichtig scheint mir eben auch zu sein, dass es ein verheerender Irrtum ist, einer Autorität von außen hörig zu sein. Ich selber bin streng katholisch erzogen worden, wie oft hab ich "spiritus sanctus" etc hören müssen....deshalb wohl mein Haaresträuben bei dem Wort Spiritus. Dass das alles ein ganz übles verlogenes System ist, hab ich ja schon sehr lange erkannt. Und wie gesagt, ich spreche eben nur über den konkreten Rahmen, nicht über den Inhalt der Religion im allgemeinen, und auch nicht über den des Christentums. Ich sehe da auch Ansätze, die für mich schon "wahr" sind, aber eben längst nicht alle. Zum Beispiel tue ich mich noch heute sehr sehr schwer mit dem Schuldbegriff, der mir solange eingetrichtert worden ist, und der einen immensen Schaden verursacht hat (ganz bestimmt nicht nur mir geht es so).

Hat man sich einmal von der einengenden religiösen Erziehung befreit, liegt es fast auf der Hand, ins andere Extrem zu verfallen, und Religion als solche eben zu verdammen oder komplett zu negieren. Das ist aber wiederum auch ein fataler Fehlschluß, denn wie gesagt, siehe oben.

Muß jetzt was gegen die Temperaturen unternehmen, einen schönen Restnachmittag euch allen

Caroline
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von tomroerich »

Hi Ben,

danke fürs Kompliment *verlegen grins*.

Ich habe erst einmal den Eindruck, dass manche Menschen nicht offen sind für spirituelle Gedanken und ich weiß nicht, warum das so ist. Irgendwie fehlt denen der Draht oder es ist einfach gerade nicht ihr Thema. Ich kann das schlecht beurteilen weil ich schon als Kind dafür offen war und gerne philosophiert habe, zum Befremden meiner Kameraden Vielleicht hängte es auch sehr damit zusammen, wie stark ein Mensch geerdet ist, von mir kann man das nicht unbedingt sagen, obwohl ich meine irdischen Angelegenheiten durchaus im Griff habe. Nur bedeuten tut mir das meist nicht viel, es ist eher ein Zugeständnis an die Umstände, die sich ja nicht ändern lassen. Vielleicht hänge ich mich jetzt zu weit aus dem Fenster aber ich habe den Eindruck, so geht das einigen Depris. Einen gewissen Tom Johanson, Heiler und Esoteriker, der vor Jahren mal um die Welt zog und Vorträge hielt, hörte ich bei einem Vortrag sagen 'Menschen mit Depr. finden in dieser Welt keine Heimat und eine neue haben sie noch nicht', womit er zweifellos eine spirituelle Heimat meinte.

Angst ist sicher dabei wenn es um Spirit. geht aber vor allem auch dieses Verhaftetsein. Spirit. Leben kann sich enorm beißen mit dem Alltag. Ich habe auch mal regelmäßig meditiert, aber allein schon das regelmäßig in den Tag einzubauen ist nicht leicht. Dann kommt die mangelnde Geduld dazu, mal will schließlich Ergebnisse sehen, was ein großer Fehler ist. Es geht ja um Hingabe und Demut und darum, kommen zu lassen, was da kommt, da darf man einfach keine Erwartungen haben. Für westliche Menschen ist das alles außerordentlich schwierig und selbst der Dalai Lama sagt ja, man solle lieber nicht seine Religion wechseln und versuchen, wie ein Buddhist zu sein, das sei zu schwierig für die meisten. Manchmal denke ich, das Beste was wir tun können ist, unserem Leben Qualitäten zu verleihen. Indem wir Respekt haben vor allem Lebendigen, uns bemühen freundlich zu sein und liebevoll (Achtung Depris: Auch zu euch selber !!) und unsere Leidenschaften im Auge behalten, ob das Geiz ist oder der Hang zu verletzenden Worten oder was auch immer.
Wenn man diese Qualität in sein Leben bringen kann, lebt man bereits spirit.

Kennst du den Film '7 jahre in Tibet'? da wird der schöne Satz gesagt 'Wir hier in Tibet ehren nicht den als Held, der andere besiegt sondern der sich selbst besiegt'. Das ist es wohl auch- eines der großen Ziele von Spirit. ist, sein Leben kontrollieren zu können, über das Kennenlernen des eigenen Wesens. Ob es Analyse ist oder Meditation, ob man über Krankheit dazu kommt oder aus eigenem Antrieb ist alles nicht so wichtig, solange man überhaupt mal mit sich in Kontakt tritt.

Noch einmal Wissenschaft: Die meisten spirit. aufgeschlossenen Wissenschaftler finden sich nach einer Untersuchung unter den Astronomen. Wobei ein Großteil von denen erst durch ihren Beruf dazu kam. Grund ist, dass sie dieses fantastische Kräftespiel des Universums nicht mehr als zufällige Erscheinung sehen konnten. Nichts kann man dort Weglassen oder verändern, ohne dass das Ganze verschwindet oder sich so verändert, dass Leben nicht mehr möglich wäre.
Das antrhropische Weltbild eben, in dem sich nicht zufällig der Mensch entwickelte sondern in dem die Bedingungen so sind, DASS er sich entwickeln konnte. Und das Weißbier natürlich.

WEIßBIIIIIER!!


Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Was ich dennoch interessant finde ist, daß sich viele Menschen mit solchem Gedankengut beschäftigen, aber dann irgendwo hängebleiben in dem Sinne, das das alles in der Theorie sehr gelobt wir, aber nur schwer in die Praxis umzusetzen ist bzw. das so scheint - ich aber für mich denke, daß es Alltag ohne Spiritualität nicht gibt, das das nicht 2 verschiedene Seiten sind, sondern das gerade das spannend und erfüllend ist, diese Sichtweise in den Alltag zu integrieren. Man hat den Eindruck, es gäbe hier eine "theoretische" Linie in diesem thread, den viele bejahen oder mit interesse verfolgen, und dann gäbe es das Leben "da draussen", das einfach so ist wie es ist und wo man mit solchen Gedanken nicht bestehen kann. Ich denke, das ist NICHT so! Wer einmal den Weg zum selbst gegangen ist, kann nicht mehr "zweigleisig" fahren - das funktioniert nicht - weil viele "Erfolge" in der "Außenwelt" (Geld, Status ...) als Täuschungen durchschaut werden. Ziel des Menschen ist es meiner Meinung nach, glücklich zu sein und in sich selbst Heimat zu finden, also Echt zu sein. Und das geht nicht ohne den "Kern" zu finden (der meiner Meinung nach auch etwas mit Gott zu tun hat, obwohl das nur ein Begriff ist) der in JEDEM Menschen ist - und dann zu erkennen, das mein Kern nichts anderes ist als der Kern des Nachbarn, des Kollegen, der Partner/in ...

Mit gehts wie allen anderen hier, die versuchen, Unkommunizierbares zu kommunizieren - ich hoffe dennoch, verstanden zu werden

Grüße an Euch alle

Ben
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von Caroline1 »

Für den, ders interessiert: es gibt grad im Zeitschriftenhandel ein Sonderheft von Psychologie Heute mit dem Titel "Glück, Glaube, Gott Was gibt dem Leben Sinn". Ich hab ein bisschen darin rumgeblättert, regt zum Nachdenken an.

Einen schönen Nachmittag

Caroline
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

ist "Alltag" und "Spiritualität" unvereinbar? Oder vielleicht das selbe? Die 2 Seiten der selben Münze?
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von maggy »

Hallo Ben,

ich lese zur Zeit nicht so oft im Forum und habe diesen Thread (mit meinem "Lieblingsthema") erst jetzt entdeckt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Alltag und Spiritualität nicht zwei Seiten der selben Münze sind sondern eine Seite der Münze. Die andere wäre dann: den Alltag nicht wahrnehmen können so wie er ist, oder so ähnlich.
Ich habe 15 Jahre lang meditiert, täglich zu Hause...und bei unterschiedlichsten MeditationslehrerInnen. Diese Zeit war für mich wichtig und ich konnte mich in meine Mitte bringen, oder zumindest mal spüren, wie das ist, wenn ich in meiner Mitte bin.
Heute sehe ich Meditation als "Zeitverschwendung", also die Zeit, die ich auf meinem Meditationkissen verbringen würde. Mein ganzes Leben ist zur Meditation geworden; denn es heißt für mich nichts anderes als im "Hier und Jetzt" (egal wie abgedroschen der Begriff klingt)zu sein und dem was ich tue und erlebe meine ganze Aufmerksamkeit zu widmen.
Alltag und Spiritualität ist für mich vereinbar.
Kennst Du das Buch von Dan Millman: "Erleuchteter Alltag. Die 12 Entwicklungsschritte des friedvollen Kriegers" ?
Hier die Kurzbeschreibung von Amazon:
Der Grundgedanke dieses Buch ist ebenso genial wie einfach: Wie es eine Gesetzmäßigkeit der biologischen Evolution gibt, so gibt es auch eine Gesetzmäßigkeit der spirituellen Evolution. Indem wir die "zwölf Tore der Erleuchtung" durchschreiten, entdecken und nutzen wir unsere menschlichen Ressourcen, so daß unser Alltag friedvoll und erleuchtet wird. Unser spiritueller Weg beginnt nicht auf dem Meditationskissen nach Feierabend. Nichts beflügelt uns mehr als die Aussicht, in harmonischen Beziehungen zu leben, liebevolle und geliebte Eltern zu sein und die Anforderungen des Berufs zu meistern.
Dan Millman gibt konkrete, wirksame Hilfe, um unser Leben auf allen Ebenen erfüllter zu gestalten. Die 12 Entwicklungsschritte des friedvollen Kriegers erfordern keine radikalen Einschnitte in unsere Lebensweise. Erleuchtung ist das Ziel, die Bühne der Alltag, bewußtes Handeln die Methode - und die richtige Zeit ist jetzt.


Alles Liebe
von
Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Hallo

Habe mir das Buch bestellt - klingt sehr interessant! Vielen Dank für den Tip - wenn ichs gelesen habe, melde ich mich wieder

Ben
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von tomroerich »

Ja gut Ben,

lies man schnell und sag deine Meinung dazu. Ich nehme es dann mit in den Urlaub, d.h. ...Moment.. äh.. bis 8.8. solltest du es durchhaben
Aber wenn Maggy es empfiehlt, kann man es glaube ich wirklich anschaffen.
Hallo Maggy!

Ich kann natürlich Maggy nur zustimmen. Spiritualität als isoliertes Element des Lebens, da stimmt dann was nicht. Das ist etwa so wie sonntags in die die Kirche zum Beten zu gehen und zu hoffen, damit dieses Thema abhaken zu können.
Mein ganzes Leben als Meditation zu sehen, wie du, Maggy, das traue ich mich noch nicht so recht. Aber als Ziel finde ich das schön. Es gibt noch zu viele Dinge in meinem Leben, die mich unnötigerweise in Anspruch nehmen und ich möchte meine Aufmerksamkeit lieber nicht allem und jedem widmen. Dazu ist in meinen Augen doch eine große innere Klarheit erforderlich die mir sagt, was in meinem Leben wichtig und lebenswert ist.
Aber, und das sagte ich weiter oben schon einmal, ich achte auf Qualität in meinem Leben.

Mein wichtigstes Buch ist "Auf der Suche nach dem Wunderbaren" von Ouspensky. Er berichtet da von seiner Begegnung mit dem russischen Mystiker Gurdijef und die anschließende Lehrzeit bei ihm. Aber vielleicht liegt die Wichtigkeit des Buches für mich darin, dass ich dort erstaunt das lesen konnte, was ich dachte. Gibts leider nur gebunden.

So, jetzt donnert das hier aber *duck*

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Ich werde mich mit dem Lesen beeilen - habs gestern bestellt.

Das Leben als Meditation zu sehen hat etwas bestechendes. Und auch bei mir gibt es Momente, wo mich der Alltagsstreß einzuholen scheint und wo ich dann für einen Moment in die "Beobachterperspektive" gehe, mir beim Handeln zusehe und mich besser kennenlerne - das sind sehr wertvolle Erfahrungen für mich.

Ich weis nicht, ob es einen übergeordneten Sinn oder übergeordnete Ziele im Leben gibt. Denn das hat etwas einschränkendes - ich sehe es lieber so, in jeder Situation im Kontakt mit meinem Selbst zu sein und ganzheitlich zu handeln - und da kann ich kein übergeordnetes Konzept "drüberstülpen". Ich denke, es ist eher so, das sich meiner Person anhand dieser Verfahren langsam entwickelt, ohne, das ich mir genau über das Zile klar sein muß - also nicht "werde so und so", sondern "werde, der Du bist". Das ist viel spannender und echter, authentischer.

Ben
monalisa
Beiträge: 200
Registriert: 22. Mär 2003, 09:00

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von monalisa »

..das empfinde ich genau-so...
Theoretisch !
Also - im Kopf...
Aber viele Sachen (oder manche) kann ich nicht wirklich umsetzen....
Und manchmal denke ich: DAS ist das Ziel...Fassade leben äh.. - oder in Echt.....

Und wo bleibt da die Sicherheit ?
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von tomroerich »

Sicherheit?

Ich sage dir, lebe wild und gefährlich!

Henry Miller, glaube ich
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
monalisa
Beiträge: 200
Registriert: 22. Mär 2003, 09:00

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von monalisa »

..ich weiß....

(theoretisch)
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von maggy »

...das Leben ist lebensgefährlich...sagt doch schon der Name !
Sicherheit bedeutet für mich Stillstand.

Ich habe mal einem Beamten (war glaube ich Richter irgendwo im Badischen), der so von seinem Job schwärmte gesagt: "Also, für mich wäre die Sicherheit des Beamtentums tödlich." Der Arme konnte 2 Nächte nicht mehr schlafen, weil er sich ausgemalt hat, was er durch diese Sicherheit alles in seinem Leben verpaßt hat. Er rief mich dann an und ich sagte: "Du hast glaube ich überhört, dass ich gesagt habe, dass das für MICH so wäre, für Dich ist Dein Leben doch so in Ordnung und Du hast was Du brauchst." Danach schlief er wieder in aller Ruhe weiter.
Ja, für den einen ist Sicherheit was wunderbares und für den anderen bedeutet sie Stillstand. Jeder bekommt das, was er/sie braucht.

Alles Liebe
von
Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Spitritualität und Depression

Beitrag von ben1 »

Ja, wo bleibt die Sicherheit???

Die Frage ist eher die, ob wir uns nicht durch ein GEdankenkonstrukt "Sicherheit" erst aufbauen, dieses Konstrukt dann verteidigen, ohne es weiter zu hinterfragen.

Das Leben bietet keine Sicherheit - jedenfalls keine Sicherheit, die man sich erkaufen, erwerben oder erlernen kann.

Die einzige Sicherheit, die ich habe, ist die, das ich Bewußtsein habe - alles andere sind Täuschungen meiner Fassade.

Berufliche Sicherheit - wer hat die heute noch oder je gehabt? Sicherheit in der Familie - vergiss es!

Alle Ängste, die ich habe oder hatte drehten sich im Endeffekt um die Sicherheit - und erst, wenn man das Leben so sieht, wie es ist und nicht, wie man es gerne haben möchte, kann man wieder gestalten - und wieder Leben!

Ben
Antworten