Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

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Engel5
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Registriert: 16. Sep 2005, 10:06

Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Engel5 »

Liebes Forum,
ich bin richtig gehend betroffen. In meinem Frauenforum wurde ich aufgrund meiner Aussage, dass ich während eines Wiedereingliederungsversuchs nun wieder meine Rente beantragen möchte, sehr hart angegriffen. Ich könne nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen, wäre faul, sollte kündigen, sollte kämpfen, würde einen Arbeitsplatz blockieren, in der heutigen Zeit würden mich Tausende um diesen Job beneiden, würde mal schnell auf die Tränendrüse drücken und auf psychisch machen. Das hat mich sehr gekränkt. Tatsache ist, dass ich motiviert war zu arbeiten und es gerne schaffen wollte. Doch ich habe bereits nach über drei Wochen mit täglichen vier Stunden feststellen müssen, dass ich Druck, Kontrolle und destruktiver Kritik nicht gewachsen bin, dass ich völlig erschöpft war, unfähig mich zu konzentrieren, dass der Ausdruck meiner Augen sich wieder veränderte, der Blick war leer und ging in die Ferne. Wenn die Vorgesetzte mit mir sprach, spürte ich, wie meine Gedanken abschweiften und nicht auf dieses Gespräch konzentriert waren, hätte nicht mal genau wiedergeben können, was sie genau sagte. Mein Körper und meine Seele rebellierten. Soll ich so weitermachen und kämpfen, ist es nicht besser, sich einzugestehen, es nicht mehr geschafft zu haben. Es wird mir schwerfallen, dies meinem Arbeitgeber mitzuteilen oder muss ich womöglich drei Monate aushalten und abwarten bis mein Arbeitgeber die Massnahme als gescheitert bekannt gibt. Die Vorgesetzte, die meine Arbeit kontrolliert, hat mir bereits in einem Gespräch mitgeteilt, dass sie keine Chance mehr für mich sieht. LG Dagmar
cooki3
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Re:

Beitrag von cooki3 »

freebird
Beiträge: 1137
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Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von freebird »

Hi,

im großen und ganzen kann ich Jochen da nur zustimmen.

Leider wird es für Menschen mit "Behinderungen" - im besonderen mit psychischen "Behinderungen" - immer schwerer in unserer Gesellschaft zu bestehen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich in sog. Internetforen, die nicht speziell auf das Thema "Depressionen" basieren, sehr sehr vorsichtig sein muss. Leider tummeln sich dort viele Menschen, die wenig oder gar keine soziale Kompetenzen haben. Diese Art Mensch kann sich nur noch in der Annonymität des Cyberspace bewegen. Meistens haben die nur dort eine große Klappe, wenn man sie persönlich treffen würde, wären die nur ne Lachnummer.

Nichts desto trotz, verletzen, beleidigen und defamieren sie andere sehr gerne aus ihrer Annonymität heraus.

Das Internet genieße ich nur noch mit Vorsicht.

Hab was vergessen . Selbst in speziellen Foren gibt es ja immer wieder besondere und spezielle Typen, die mal einen Grundkurs in sozialer Kompetenz brauchen. Das kann man hier ja immer wieder sehr gut beobachen.

Liebe Grüße
Freebird
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
bavo
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Registriert: 6. Nov 2006, 11:35

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von bavo »

weiss was du meinst und kann mich leider den Vorrednern eigentlich nur anschliessen.

Wie meinte mein eigener Vater gestern noch zu mir: Mädel, da biste doch einfach noch zu jung für, musst dich halt mal was zusammenreissen. (ging bei mir um Verlängerung der EU-REnte, bin 39 und er hat es sicher nicht böse gemeint)

Denke, dass viele es sich einfach nicht vorstellen können. Wir tragen halt keinen Verband um den Kopf...
Engel5
Beiträge: 109
Registriert: 16. Sep 2005, 10:06

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Engel5 »

Danke für Eure Antworten,
habe mich aus diesem besagten Forum verabschiedet, das will ich mir nicht antun.
Wir tragen keinen Verband um den Kopf, unsere Hochsensiblität wird als Schwäche ausgelegt. Ich bin an einem Punkt, an dem ich nicht mehr kämpfen kann und will. Ich muss die Dinge auf mich zukommen lassen, die Warnzeichen meines Körpers habe ich zur Kenntnis genommen, an diesem Arbeitsplatz werde ich nicht gesünder. Wer weiß, wofür es im Nachhinein gut war. LG Dagmar
bavo
Beiträge: 64
Registriert: 6. Nov 2006, 11:35

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von bavo »

Sehr gut!
Engel5
Beiträge: 109
Registriert: 16. Sep 2005, 10:06

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Engel5 »

Danke, ich kann wieder richtig lachen.
LG Dagmar
Twinkle
Beiträge: 179
Registriert: 28. Mär 2003, 15:55

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Twinkle »

hallo dagmar!

ich finde es schon wichtig zu berücksichtigen, dass es ein forum von nicht betroffenen ist.

es gibt leider genügend "gesunde" menschen, die wirklich keinen bock haben zu arbeiten und genauso begründen wie du. wie sollen denn da unbeteiligte den unterschied erkennen? kann die reaktion von denen schon verstehen.

nichts desto trotz, habe großen respekt vor dir, dass du das mit der wiedereingliederung probiert hast. steht mir nächstes jahr bevor und mir geht mächtig der hintern auf grundeis.

gruß
twinkle
Lisa23

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Dagmar, dass war richtig, dass Du Dich von diesem Frauen-Forum verabschiedet hast.

Mit Vorurteilen muss man bezüglich unserer Krankheit immer rechnen. Ich war fast 35 Jahre mit meinem alten Betrieb verheiratet und es ging mir auch jahrzehntelang sehr gut dort. Viele meiner ehemaligen Kolleginnen, sind heute noch mit mir befreundet. Es verbindet uns ja fast ein halbes Leben, unsere Kinder haben wir zusammen aufwachsen sehen usw.

Mit meiner Krankheit hatten anfangs alle sehr große Probleme. Ich hatte auch einen Arbeitsplatz, den man so einfach nicht aufgibt, fast wie im öffentlichen Dienst. Zudem hielten mich viele, für sehr stark und belastbar.

Aber ich konnte nicht mehr. Wegen Schließungen und Verlegungen verschiedener Betriebsteile, wurde ich umbesetzt. Dort war ich nicht sehr willkommen und wurde kollektiv gemobbt. Mein angeschlagenes Nervenkostüm (auch wegen privaten Verlusten, mein Mann verstarb 91)konnte das nicht mehr auffangen.

Ich bin seit diesem Jahr befristet berentet und wünsche mir, dass es zu einer weiteren
Verlängerung kommt.

Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass Leute, denen ich davon berichte, dass ich jetzt berentet bin, mir ihre Freude darüber und für mich, nur heucheln und ganz anders denken. Manche meinen es sicher auch ehrlich.

Wichtig ist, dass ich für mich, mit dieser Situation umgehen und leben kann. Dass ich anfange zu begreifen, dass es auch ein Leben nach dem Erwerbsleben gibt. Für den einen früher, für den anderen später.

Für mich ist es sehr beruhigend, dass ich für eine gewisse Zeit, von keinem Amt bedrängt werde, meine Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Ich müsste ja erst wieder gesund werden um leisten zu können.

Deshalb, liebe Dagmar, lass Dir Zeit. Ich glaube nicht, dass Du die 3 Monate durchhalten musst. Das wird sich jetzt in den nächsten Wochen alles regeln.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag, Lisa
Engel5
Beiträge: 109
Registriert: 16. Sep 2005, 10:06

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Engel5 »

Liebe Lisa,
Deine Art zu schreiben tut mir immer wieder gut, es wirkt wie Balsam für meine Seele, wenn mal eine Person schreibt, lass Dir Zeit. Ich fühlte mich gehetzt und leidete unter einem schlechten Gewissen, zumal meine Krankschreibung mir am Arbeitspaltz ohnehin zusätzliche Minuspunkte einbringt. Wenn ich zuhause bin und meinen normalen Alltag regele, so sehe ich gesund und frisch aus, zumindest nicht krank. Die Tage auf der Arbeit sah ich blass, zerstreut und fertig aus. Mein Nervenkostüm ist auch durch private Schicksalsschläge stark beinrächtigt. Mein Sohn hat im Jahre 2000 einen Suizidversuch hinter sich, den er überlebt hat, jedoch seitdem im Rollstuhl sitzt und im Betreuten Wohnen lebt. Von meinem Ehemann lebe ich getrennt, er hat zuviel getrunken und wurde aggressiv. Ich lebe nunmehr zwei Jahre alleine nach vielen Jahren der Belastungen. Meine Einschätzung, wieder arbeitsmäßig genügend belastbar zu sein, war wohl eine Fehleinschätzung. Dass mein Körper psychosomatisch reagierte, zeigte auf, dass ich doch noch nicht so weit bin und meine Zeit für mich weiterhin benötige. Damit im Einklang zu sein und es für sich ohne schlechtes Gewissen vertreten und annehmen zu können, das mag wohl die Schwierigkeit sein. Ich hoffe, mir wird es gelingen. LG Dagmar:bic:
Glühwürmchen
Beiträge: 213
Registriert: 21. Feb 2005, 17:16

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Glühwürmchen »

Hallo Dagmar,

ich schließe mich meinen "Vorrednern" an ... ich kenne die von Dir geschilderte Situation auch zur Genüge.

Hör nicht auf die anderen, bleib bei Dir und vor allem

... SORGE GUT FÜR DICH !!!


Liebe Grüße
und Kopf hoch!

Glühwürmchen
Engel5
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Registriert: 16. Sep 2005, 10:06

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Engel5 »

Danke Dir ganz herzlich.
Es ist an der Zeit, gut für mich zu sorgen.
LG Dagmar
Lisa23

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Lisa23 »

Danke Dagmar, dass Du Dich durch mich so aufgemuntert fühlst.

Du hast ja auch schon einiges einstecken müssen. Da ist es doch kein Wunder, wenn Du krank geworden bist.

Menschen, mit einer weniger belastenden Biografie, haben für uns kein Verständnis. Daran wird sich nie etwas ändern. Deshalb müssen wir selbst dafür sorgen, dass unsere Seele nicht noch mehr gemartert wird.

Ich bin für jeden Tag froh, an dem ich ein gewisses Pensum an alltäglichen Verrichtungen erledigt bekomme. Tage an denen mir nichts von der Hand geht, machen mir Angst. Wenn ich zur Arbeit gehen müsste, das wäre sterben auf Raten. So habe ich wenigstens die Chance, zu überleben.

Gebraucht werden wir trotzdem noch. Auch wenn wir nicht mehr so funktionieren. Was wir noch an Familienarbeit leisten, ist ein Beitrag für die Gesellschaft, der nicht zu unterschätzen ist. Leider wird er nicht anerkannt.

Ein Arzt hat mir mal gesagt, es ist wichtig bei einer so schweren Erkrankung immer den Kopf hochzutragen. (Damals ist mein Mann an Krebs operiert worden und es war eine ganz schlimme Zeit). Also Kopf hoch, egal was die anderen sagen, es ist noch nichts verloren.

Liebe Grüße, Lisa
Glühwürmchen
Beiträge: 213
Registriert: 21. Feb 2005, 17:16

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Glühwürmchen »

"Durch unsere Entscheidungen, definieren wir uns selbst.

Allein durch sie können wir unseren Worten und Träumen Leben und Bedeutung verleihen. Allein durch sie können wir aus dem, was wir sind, das machen, was wir sein wollen."

(aus: 'Der träumende Delphin' von Sergio Bambaren)



Hallo Dagmar,

wenn eine Situation aus dem Ruder lief oder unangemessene Äußerungen sich über mich ergingen, habe ich meine Kolleginnen und auch Bekannte schon öfters gefragt, ob "sie nicht mit mir tauschen wollen ... ich bin gesund und kann alles schaffen und ihr dürft dagegen meine Erkrankung haben".
Darauf war erst einmal Stille ... und das war gut so.

Sich bloß nicht alles gefallen lassen.

Liebe Grüße
Glühwürmchen
zweifler
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Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von zweifler »

hallo dagmar!


bei dir habe ich das gefühl,dass man dich eigentlich loshaben will.war bei mir bei einem versuch der eingliederug auch so.hätte ich diesen versuch wieder zu arbeiten geschafft ,dann hätte ein anderes mitglied der arbeitsgruppe selbige verlassen müssen da sonst eine person zuviel gewesen wäre.den rest sich zu denken ist nicht schwer.
ich sollte es gar nicht schaffen und dafür tat man einiges.
schade um dich aber möglicherweise ist ein weg in eine rente für dich der bessere.(im nachhinein)
mfg herbert
freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von freebird »

Hallo Dagmar,
Hallo Herbert,

auch ich habe vor Jahren die Erfahrung gemacht, dass es den sog. Qualifizierungsberatern, wie sie in unserem Bundesland heißen bei einer berufl. Reha, nach persönlicher Sympathie entscheiden.

Wen die leiden konnten, den habe die voll unterstütz und alles in den Arsch geblasen, egal wie kompetent die waren. Wer qualifiziert war, aber denen überhaupt nicht in den Kram passte, den liessen die am langen Arm verhungern.

Liebe Grüße
Freebird
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Engel5
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Registriert: 16. Sep 2005, 10:06

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Engel5 »

Ich möchte mich noch mal melden zum Stand der Sache. Meiner Meinung nach ist es nicht leicht, einen Menschen innerhalb einer Stunde zu begutachten. Während dieser Erkrankung gibt es so viele unterschiedliche Tage, bei mir kommt hinzu, dass ich auch noch gut rüberkomme im Gespräch, und wenn ich nicht außergewöhnlich belastet bin, folglich nicht sehr mitgenommen aussehe.
Ich habe nun über den SoVD den Antrag auf Rente, hifsweise auf Teilrente gestellt, folglich werde ich ein weiteres Mal begutachtet werden. Ab Montag erhalte ich Übergangsgeld vom Arbeitsamt.
Vorgestern, als Wetterwechsel war und noch nichts geklärt war, hatte ich wieder einen ganz schlechten Tag. Wieder diese Unwirklichkeitsgefühle und über Stunden ein Fremdkörpergefühl im Hals, so als ob ich dort etwas sitzt, was ich wegschlucken müsste, außerdem, als ob mir die Nahrung in der Speiseröhre stecken bliebe, es ging über Stunden und war sehr belastend. Ich fühle mich dann wie in Watte gehüllt, nicht in der Realität und habe einen völlig anderen Blick, die Augen sind getrübt. An solchen Tagen möchte ich mich verkriechen und bin zu nichts fähig. Aus diesen Gründen ist es auch schwer, mir etwas fest vorzunehmen, weil ich nie weiß, was für einen Tag ich habe.
LG Dagmar
Mutzel
Beiträge: 1
Registriert: 15. Dez 2006, 14:49
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Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Mutzel »

Hallo liebe Dagmar und auch Hallo an alle Anderen,

ich habe die Beiträge hier sehr aufmerksam und interessiert verfolgt.
Ich bin jetzt seit dem 05.09.06 krank geschrieben weil auch ich duch verschiedene Schicksalschläge (Scheidung, Rosenkrieg, wirtschaftliche Probleme etc...) krank geworden bin. Nun habe auch ich mich gefragt wie soll es mit meiner Zukunft weiter gehen?! Mein Arbeitgeber sitzt mir quasi auch im Nacken, will wissen wann ich meine Arbeit wieder aufnehme oder ob ich überhaupt zurück-kehre an meinen Arbeitsplatz usw...
Ich bin derzeit auch in Therapie und soll zum Anfang kommenden Jahres zu einer Kur. Da ich selbst nicht sicher bin wie sich der weitere Weg der Genesung gestalten wird, bleibt mir nur uns und auch allen Anderen - die sich in ähnlicher Situation befinden, zu wünschen, dass sich alles zum Besten wenden wird.

Ich wünsche dir daher, dass Du Kraft haben wirst deinen Weg zu meistern und mit den Vorurteilen der weniger sozial-kompetenten Leuten locker umgehen mögest.

Die besten Grüße an Dich und auch an unsere Mitstreiter - Sascha (Mutzel)
Sternenseele
Beiträge: 6
Registriert: 17. Dez 2006, 12:50

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Sternenseele »

Oh je, dass kommt mir recht bekannt vor.
Es ist auch "interessant" zu sehen, dass auch von Menschen, die offensichtlich ebenfalls psychische Probleme (z.B. Depressionen) ebenfalls so ausfällig werden können.
Mir ist aber aufgefallen, dass dies meistens diejenigen sind, die diese Krankheit bei sich nicht sehen wollen bzw. sie nicht annehmen wollen/können.

Mir geht es, wenn ich wirklich mal "unbarmherzig" ehrlich zu mir mir bin, verdammt schlecht...
Aber ich bin nicht in der Lage, mit irgendjemanden darüber zu sprechen...
Selbst mit meinem Freund nicht wirklich, der momentan selbst wegen Burn-out-Syndrom und Depressionen in Behandlung ist.

Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass ich wegen meiner Depressionen angegangen wurde... Und ich habe tierische Angst davor, dass dies wieder passiert, wenn ich offen und ehrlich das auch laut sage.

Ich bin noch nicht ganz 26 (hab Geburtstag im Januar) und habe wegen der Depressionen (meiner Ansicht) bereits drei Lehren abbrechen müssen.
Eine davon, weil ich so gemobbt wurde, dass ich einen völligen Nervenzusammenbruch hatte, da ich zwei Jahre an der Grenze meiner psychischen Kräfte gearbeitet habe...
Kommentar von meiner Familie: "Du darfst nie jemandem sagen, dass Du in Therapie gehst oder Therapie brauchst, Du bist dann als verrückt abgestempelt!"
Und der beste Spruch: "In Deinem Alter Depressionen?! (ich war damals 22) Das ist etwas für alte Menschen, stell Dich mal nicht so an!"

Ich bin dann 2003 auf Menschen gestoßen, die ich über das Internet kennenlernte...
Es entwickelte daraus auch eine Freundschaft...Allerdings zerbracht die, weil diese Menschen meinten, mich auf die übelste Weise psychisch manipulieren zu können/wollen und das sie jegliches Recht dazu hatten.
Zum großen Teil haben sie dazu auch NLP missbraucht.

Die nettesten Sprüche, die ich mir dort anhören durfte waren:
- Es ist alles eine Frage des Willens!-Wenn Du Deine Depressionen nicht ablegen kannst, dann willst Du einfach nicht!
- Hör auf rumzujammern und Dich wichtig zu machen! Es gibt genügend andere Menschen, denen es schlecht geht!
- Du willst nur Aufmerksamkeit heischen!
- Wenn Du wirklich wollen würdest, dann könntest Du die Depressione und Dein Verhalten von heute auf morgen verändern-Aber Du willst ja nicht, sonst hätte sich da bereits etwas getan.
- Halt einfach mal die Fresse, wenn man Dir sagt, dass Dein Verhalten so und so ist! Deine Depressionen sind nur eine Ausrede!
...


Das fatale an der gesamten Geschichte war, dass ich auf diese Menschen traf, während ich meine Ambulante Thera machte...
Sie haben es tatsächlich gebracht und stellten ihre Kompetenz über die der Psychologin.
Ausserdem versuchten sie, mir einzureden, dass mir die Thera nichts bringen wird, weil ich ja nicht will...

Ich hatte anfangs wirklich gedacht, in ihnen Menschen gefunden zu haben, die mich verstehen... Aber das es so "heftig" wird, war vorher nicht abzusehen...
Falsche Freunde halt.
Ich habe leider erst 2005 geschafft, einen Schlussstrich zu ziehen.
Und es auch erst im diesem Jahr geschafft, mich auch emotional wirklich komplett von ihnen zu lösen...

Zu meinen Depressionen kommt noch meine Co-Abhängigkeit hinzu, die wohl unter anderem der Auslöser dafür ist.
Co-Abhängigkeit wurde allerdings nie bei mir ärztlich "diagnostiziert"...
Nu ja, aber ich schweife ab...

Das Verständnis und die Akzeptanz von Depressionen ist in dieser Gesellschaft zum Teil gar nicht gegeben, diese Erfahrung habe ich auch machen müssen.
Und ich denke, daher ist es auch für viele schwer, die eigene Erkrankung anzunehmen und auch zu erkennen...


LG
Sternenseele
Engel5
Beiträge: 109
Registriert: 16. Sep 2005, 10:06

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Engel5 »

Lieber Sascha,
liebe Sternenseele


habt Dank für Eure Antworten.

Es sind die Menschen, die ungefiltert ihre Meinung über Andere nieder prasseln lassen ohne Fachkenntnisse. Davon gibt es Viele, die unwissend meinen, manipulieren zu können und das Recht haben zu sagen, was ein Anderer zu tun hat. Ein Wissender gibt niemals Rat(schläge), sondern überlässt dem Gegenüber seinen Weg der eigenen Erfahrung. Ich durfte erkennen, dass ich am Arbeitsplatz nicht am richtigen Ort war und bin gegangen. Für diese Entscheidung bin ich schon dankbar. Es ist ein Anfang.
Ich bin auch co.-abhängig, diese Erkrankung ist den wenigsten Therapeuten bekannt. Meine Kraft hole ich mir aus meiner Tanzgruppe (Betroffene und Angehörige), zusätzlich tausche ich mich in zwei Foren aus über Abhängigkeit und über Hochsensiblität, das sind wir Empfindsamen, dort ist nichts fremd, das gibt mir Kraft für meinen Weg.
Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute für Euren Weg.
Liebe Grüße Dagmar
freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von freebird »

Hallo Seelenstern

sind wir seelenverwandt . Deine geschilderten Erfahrungen habe ich auch gemacht.

Mitlerweile rede ich nur mit meiner Thera und meinem Mann über meine Depressionen und wenn es mir schlecht geht...alles andere führte leider ins absolute Nichts.

Gern würde ich bei einem Vorstellungsgespräch sagen, dass ich solange ohne Arbeit gewesen bin, weil ich an Depressionen erkrankt bin. Ich würde gern bei ihnen anfangen und brauche die und die und jene Bedingung, um stabil zu bleiben.

Wenn Depressionen genauso anerkannt wären wie Diabetis oder Krebs, dann wäre es wohl keine Problem.

Die meisten Menschen denken doch, entweder biste ein Serienmörder oder Du tickst anders nicht mehr richtig. Du bis ne Gefahr für die Allgemeinheit und gehörst weggesperrt.

Das krasseste habe ich gerade erlebt. Meine ehemalige Arbeitgeberin hat nur Behinderte beschäftigt und hat auch bewußt psychisch Behinderte genommen. Wow dachte ich, endlich mal ne Nische für mich, wo ich mich nicht ständig erklären muss.

Denkste !

1.) wollte sie durch die Lohnkostenzuschüsse nur nen Reibach machen und billige Arbeitskräfte bekommen

2.) Depressionen sind Einbildung!!!
Meine Kollegin leidete an eine schweren Psychose...die war natürlich wirklich krank.
Ich habe ja nur simuliert und solle mich mal nicht so anstellen.

Nun habe ich diesen Job aufgegeben...den Dezember habe ich zum Sortieren bebucht...
Mal sehen wie es ab Januar weiter geht. Arbeit ist erst mal nicht mehr drin...der letzte Zusammenbruch war wieder heftig und beinahe hätte er wieder in der Psychatrie geendet.

Liebe Grüße
Freebird
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Engel5
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Registriert: 16. Sep 2005, 10:06

Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von Engel5 »

Liebes Forum,

hier bin ich mal wieder nach längerer Zeit.

Nachdem im November 2006 mein Arbeitswiedereingliederungsversuch gescheitert ist, habe ich kurz darauf erneut den Rentenantrag gestellt. Vorerst habe ich Lohnfortzahlung erhalten für sechs Wochen, anschließend Krankengeld.

Nunmehr habe ich endlich die Bewilligung der Erwerbsunfähigkeitsrente erhalten, und zwar bis zum 30.04.09. Dann bin ich bereits 59 Jahre und hoffe, dass kein weiterer Eingliederungsversuch stattfindet.

Grüße Euch und wünsche ebenfalls guten Erfolg!

LG Dagmar
rofie07
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Re: Wie geht Ihr mit Meinungen über die Erkrankung um?

Beitrag von rofie07 »

Hallo Dagmar,
ich werde 2009 auch 59 und stehe "erst" am Anfang und bis zur Rente wird es wohl noch ein steiniger Weg.

Zur Zeit mache ich noch Nachsorge in einer Gruppentherapie und von dem Ergebniss hängt mein Rentenantrag ab.
Der Entbericht der Therapeutin ist für einen Rentenantrag entscheidend.(September)

Erst gehe ich erst noch einmal in eine Fachklinik und bin gepant was das bringt.

Jetzt bin ich schon seit genau einem Jahr krank und so langsam muß da etwas passieren.

Herzlichen Glückwunsch.

rofie
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