Leidet mein Mann unter einer Depression?

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Mourga
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Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von Mourga »

Hallo Zusammen

Ich bin neu in diesem Forum und weiss ehrlich gesagt eigentlich gar nicht wo ich beginnen soll. Meine Geschichte lang und nicht ganz unkompliziert. Zum besseren Verständnis hier meine Kurzfassung:

Im Jahr 1999 habe ich meinen Mann als lebenslustigen, fröhlichen, optimistischen Menschen im Ausland kennengelernt. Wir brauchten nicht viel Zeit um zu realisieren, dass wir für einander geschaffen waren. Wir hatten einander so viel zu erzählen (die Kommunikation war einfach einmalig), wir hatten so viel zu lachen und es ging uns in den ersten 2 Jahren wunderbar. Wir haben den Sommer im Ausland bei ihm verbracht und den Winter bei mir.

Nach den ersten zwei Jahren haben wir uns dann entschlossen permanent in die Heimatstadt meines Mannes zu ziehen (Hauptstadt im Ausland. Vorübergehend haben wir bei seinen Eltern gewohnt, bis wir die passende Wohnung und die dazugehörigen Jobs gefunden hatten. So wie ich es in Erinnerung habe, hat „ES“ wohl damals begonnen. Obwohl es die Heimatstadt meines Mannes war, hatte er sichtlich Mühe sich wieder an das Chaos, den Schmutz, den Smog, den Lärm und den Verkehr zu gewöhnen (hat vorher 10 Jahre im Ausland gelebt). Nach der Arbeit ist mein Mann meistens völlig fertig nach Hause gekommen. Es war ihm einfach alles zu viel, das ganze Chaos, den Verkehr, die unfreundlichen Leute etc. An den Abenden oder am Wochenende wollte er nur in der Wohnung bleiben, damit der dem Djungel nicht ausgesetzt war, wollte niemanden treffen, wollte nirgendwohin, weil einfach alles zu kompliziert war. Z.B. mit dem Auto ins Kino zu fahren war schlicht unmöglich, da hätte mein Mann schon fast einen Anfall von dem ganzen Verkehr, dann bis ein Parkplatz gefunden wurde war die gute Laune in weiter Ferne. Mein Mann hatte absolut keine Geduld und rastete immer häufiger aus – er konnte infolge Kleinigkeiten (ein Glas fiel auf den Boden und zerbrach in 1000 Stücken) richtig aggressiv ausrasten.

Zuerst haben wir gedacht dass unsere Herkunft, unsere Sprachen und unsere Mentalität einfach nicht kompatibel zu sein scheinen und wir deswegen häufig Probleme hätten. Dann sind wir aber zum Schluss gekommen, dass es wohl am Wohnort in diese Stadt liegt. Wir haben uns dann entschieden aufs Land (Insel) zu ziehen wo das Leben weniger hektisch, weniger schmutzig und freundlicher zu und her geht. Anfangs war mein Mann richtig aufgeblüht und wir waren beide „Happy“ diesen Schritt gemacht zu haben. Nach einer gewissen Zeitspanne waren wir wieder im selben Fahrwasser. Mein Mann fand alles nur noch negativ, nichts war besser auf dem Land, alles war fremd, er war nervös, hatte Schlafprobleme, im Job lief auch nicht alles nach Wunsch etc. Nach einem weiteren Jahr haben wir uns endgültig entschieden in die Schweiz zu ziehen und somit das Chaos im Ausland und unsere Probleme hinter uns zu lassen.

Seit unserem Abstecher in die Schweiz ist alles nur noch schlimmer geworden. Mein Mann konnte zwar seine Wutausbrüche und Aggressionen in den Griff bekommen, ist ruhiger geworden, hat hart an sich gearbeitet um das zu verbessern, aber ansonsten..... Mein Mann konnte während zwei Jahren keinen Job finden, hat zwar die Sprache etwas gelernt (konnte aber in Schweizerdeutsch trotzdem niemanden verstehen), aber war mehr oder weniger immer einsam und alleine zu Hause und natürlich die Temperaturen und das Wetter haben ihn nur noch mehr runtergezogen. Meinem Mann war nach ca. einem Jahr bewusst, dass er NIEMALS in diesem Land leben könnte! Das konnte ich ihm ehrlich gesagt nicht einmal übel nehmen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer das Gefühl dass unsere Probleme entweder mit uns beiden und/oder mit unserem Standort zu tun hätten. Seit Mai dieses Jahres leben wir wieder auf einer größeren Insel im Ausland. Ich sollte eigentlich die sein die Probleme hat sich anzuklimatisieren, ich musste mich abmühen um eine fremde Sprache zu lernen und eine fremde Mentaliaht kennenzulernen. Für mich war das aber immer einfach, ich muss nur meinen geliebten Mann bei mir haben, dann kann ich irgendwo auf dieser Welt leben.

Seit wir hier sind ist alles noch viel schlimmer! Er sieht einfach alles nur noch schwarz. Er ist wie in einem Teufelskreis gefangen und kann sogar die positiven Sachen nur noch negativ sehen. Ich habe wohl alle üblichen Fehler gemacht mit „reiss Dich zusammen“, „sei doch nicht immer so negativ“, „andere Personen haben schlimmere Probleme“ (das ganze Programm).

Erst seit einigen Wochen kam mir der Gedanke einer möglichen Depression. Ich habe mich auf dem Netz etwas erkundigt und vieles was ich gelesen habe, kommt mir sehr vertraut vor. Zuerst in der Schweiz schlimme Schmerzen in den Schultern, die Ärzte konnte nichts finden (seine Gedanken: das musste natürlich ihn treffen, er ist sowieso vom Pech verfolgt (oder noch besser gesagt beinahe verflucht)), seit Monaten hat er Einschlaf und Durchschlafprobleme, er ist total hilflos, das Leben erscheint ihm sinnlos, ohne jegliche Perspektiven für die Zukunft. Er glaubt es ist sowieso zu spät für alles weil er mittlerweile 39 Jahre alt ist. Er glaubt er ist an seiner Misere selber schuld, weil er es in seinem Leben „zu nichts“ gebracht hat. Er fühlt sich als Versager weil seine Frau den Lebensunterhalt verdienen muss und er den Haushalt erledigen muss (weil er nichts besseres zu tun hat). Am Morgen ist es immer am schlimmsten und am Abend wird es in der Regel etwas besser. Den Abend will er so weit wie möglich hinauszögern, weil er nicht will dass es wieder Morgen wird. Ein weiterer hoffnungsloser, sinnloser Tag.

In letzter Zeit hat er immer wieder erwähnt, dass er am liebsten einen tödlichen Unfall hätte, damit das alles endlich ein Ende hätte (somit wäre nicht nur er, sondern auch seine Familie endlich erlöst). Am liebsten würde er sich ja selber umbringen, aber dazu habe er keinen Mumm. Das war bei mir Alarmstufe ROT!

Seit dann habe ich mehrmals den Versuch gemacht ihm zu erklären dass weder ich noch er sich selber helfen kann. Seine Reaktion darauf war „ersten sei er Psychopat oder so ähnlich und zweitens was soll schon ein Psychiater über seine Probleme wissen und helfen können“. Ich habe ihm dann erklärt dass das nur ein Teil einer Therapie sein und ebenfalls eine medikamentöse Behandlung gemacht werden müsse. Seine Reaktion darauf war „ich bin sicher dass ein paar Pillen mir bei der Jobsuche helfen können“ etc. Vorher hatte ich immer das Gefühl ich müsse ihm einhämmern, dass doch gar nicht alles so negativ ist (wie gesagt das ganze Programm eben), nun bin ich aber einfach nur noch hilflos und weiss ehrlich nicht wie ich vorgehen soll. Mittlerweile bin ich fast sicher, dass er eine Depression haben muss – er ist so tief in seinem Loch und hat sein Selbstvertrauen so gut wie verloren.

Wir waren schon häufiger an der Grenze und wollte die Beziehung beenden, weil es einfach zu anstrengend und sinnlos erschien. Ich habe die letzten Jahre auf alles oder fast alles was mir lieb war verzichtet, ich wollte einfach für ihn da sein und wollte ihm das Leben so leicht wie möglich machen. Wie es scheint hat es aber weder mit dem Standort zu tun, noch mit mir direkt – sondern damit wie er alles nur noch NEGATIV sehen kann.

Auf der einen Seite bin ich glücklich endlich herausgefunden zu haben woran es liegt (falls es tatsächlich eine Depression ist) und auf der anderen Seite weiss ich nun noch viel weniger wie ich ihn von einem Arztbesuch überzeugen kann und davon dass er Hilfe braucht die ich ihm nicht geben kann.

Wer hat eine ähnliche Situation erlebt? Kann mir jemand Ratschläge geben wie ich ihn auf das Thea vorbereiten kann? Gibt es eventuell Informationen in Englisch über Depressionen?

Ich bin dankbar über jede Hilfe. Gruss Mourga
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von tommi »

Liebe Mourga,

willkommen hier im Forum .

Den ersten Eindruck den ich von deiner Geschichte habe ist, dass er irgendwie auf der Flucht zu sein scheint. Diese häufigen Standortwechsel machen das ja auch naheliegend. Es war die Flucht aus den Problemen, wie es mir scheint. Auch aus euren Beziehungsproblemen.

Was du schilderst hört sich schon nach einer psychischen Erkrankung an. Das muss aber eben ein Facharzt diagnostizieren. Darin besteht aber das Problem, dass er sich darauf nicht untersuchen lassen will. Er hat Angst als verrückt dazustehen, weil er wohl die langläufigen Vorurteile teilt. Hier kann ich dir nur den Tipp geben, ihm Informationsmaterial zu beschaffen, damit er sich über die Krankheit selbst mal schlau macht. Leider kann ich dir keine Adresse geben, die diese Informationen auf englisch erläutert. Aber ich denke, dass man sich auch darüber an deinem Wohnort informieren kann.

Sein Selbstwertgefühl ist am Boden und paart sich mit Schuldgefühlen dir gegenüber, weil er der Meinung ist, dass er dich ernähren müsse und nicht umgekehrt. Das sind schon auch Anzeichen einer Depression. Du selbst wirst ihn nicht helfen können, das kann nur er tun, indem er sich erstmal eingesteht, dass mit ihm was nicht stimmt und er zum Facharzt geht. Dazu sind neben den Informationen Gespräche nötig. Vermeide aber irgendwelche Vorwürfe, die bewirken nur das Gegenteil.
Natürlich sucht ein Therapeut und bringen Medikamente keinen Job für ihn, aber darum geht es ja auch nicht, sondern dass es ihm nach und nach besser geht. Mit einer negativen Einstellung findet man noch schlechter einen Job.

Kannst du einen Grund erkennen, warum er sich so oft umziehen wollte? Hat das familiäre Gründe? Hatte er vor deiner Zeit auch schon spolche Gefühle?

Ich wünsche dir viel Kraft und vor Allem Geduld.

Lieben Gruß
Tom
Mourga
Beiträge: 7
Registriert: 12. Okt 2006, 06:44
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Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von Mourga »

Lieber Tom

Herzlichen Dank für Deine Antwort.

Ich habe mich in den letzten Wochen so intensiv wie es möglich war über Depressionen informiert. Wie mehr ich darüber lese, um so mehr habe ich das Gefühl, dass mein Mann sich bereits seit sehr langer Zeit (wohl fast 5 Jahre) SEHR tief in einer Depression befindet.

Bis anhin hatten wir beinahe täglich Auseinandersetzungen, weil er ALLES nur noch schwarz und pessimistisch sieht. Ich konnte nicht begreifen warum er seine Ansichten nicht revidieren konnte und warum er die letzten Jahre so ein Pessimist geworden ist. Wir konnten uns täglich streiten, wenn es um seine Ansichten ging. Ich hingegen wollte ihm einfach klar machen, dass seine Ansichten falsch sind und ihm regelrecht die Augen öffnen. Ich hatte einfach immer das Gefühl, dass es einfach nicht in seinen Schädel geht.

Deine Frau hat Depressionen. Fühlt oder fühlte sie sich ebenfalls ähnlich wie mein Mann? Er ist so traurig, er fühlt als hat er keine Zukunft vor sich, er fühlt sich als Versager, er ist immer gelangweilt, er hat Schuldgefühle mir gegenüber, er hat das Gefühl dass ihm etwas schlimmes passieren werde, er ist von sich selber enttäuscht, er sollte immer perfekt sein, seiner Familie würde es besser gehen, wenn er tot wäre, alles irritiert ihn, er hat das Interesse an anderen Menschen verloren und interessiert sich nicht für deren Wohlbefinden (könnten seiner Meinung nach alle tot sein), das EINZIGE was ihm noch Freude bereiten kann sind unsere drei Katzen (ohne diese hätte er sich schon lange umgebracht), er hat Mühe sich für etwas zu entscheiden etc.

Wie gehst du damit um wenn Deine Frau dir tagein und tagaus erzählt wie doch alles negativ und sinnlos ist. Ich bin ein guter Zuhörer – aber was in aller Welt soll ich darauf erwidern? Ich bin anderer Meinung, weil ich das eben nicht so sehe. Einfach NICHTS sagen?

Ich möchte ihn langsam darauf vorbereiten, dass ich ernsthaft glaube dass er unter Depressionen leidet und professionelle Hilfe braucht. Wie soll ich vorgehen um ihn nicht in die Ecke zu drängen und das Gegenteil zu bewirken? Ich glaube das wichtigste ist, dass ich ihm aufzeigen kann, dass DAS eine Krankheit ist und dass eine Krankheit Therapie und Medikament benötigt. Ich denke ich werde aus dem Internet aus verschiedenen Seiten (es muss fast wissenschaftlich bewiesen, dass er etwas glaubt) eine Zusammenfassung machen. Vorerst mit der Veränderung im Hirn und mit den Symptomen, so wird ihm vielleicht bewusst, dass er Hilfe braucht. In einem weiteren Schritt könnte ich ihm dann die Therapieformen und Medikamente (da rastet er wohl aus) aufzeigen. Hast du eine bessere Idee?

Ich habe wieder Hoffnung für unsere Beziehung, weil ich langsam verstehen kann, warum er so ist und sich so verhält. Vorher war es für mich einfach unverständlich und wir ritten immer und immer wieder auf den selben Themen herum. Das Leben ist so anstrengend und mühsam. Mit der neuen Erkenntnis scheint mir aber alles viel einfacher und viel verständlicher, weil ich ENDLICH verstehen kann, warum er seine Meinung nicht einfach wieder auf POSITIV stellen kann.

Freue mich auf jegliche Tipps.
Herzliche Grüße aus dem sonnigen Süden
Mourga
Leopard
Beiträge: 41
Registriert: 23. Mär 2006, 14:53

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von Leopard »

Also diagnosen darf hier niemand stellen. Aber wenn dein mann nicht an depressionen leidet, dann leidet niemand in diesem forum darunter. Typischere anzeichen als du beschrieben hast, gibt es auf jeden fall nicht mehr. Kommen noch die selbstmordgedanken dazu, was darauf hindeutet, dass die depri schon weiter vortgeschritten ist.

Also irgendwie muss dein arzt in psychiatrische behandlung. Alleine die medis könnten ja schon eine grosse hilfe sein.
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von tommi »

Liebe Mourga,

ich habe deinen Beitrag woh überlesen und sah deine Antwort in Dianas Thread.

Ich höre deine Verzweifelung und nehme an, dass sich noch nichts geändert hat.
Hast du ihm diese Informationen schon gegeben? Hast du ihn auf seinen Zustand angesprochen?

Auch ich dachte früher, dass meine Frau eine Pessimistin ist. Alles wurde schwart gesehen. Sie hatte/hat Ängste, die für mich irreal sind, für sie sind sie aber da. Deswegen nutzt es nichts, sie vom Gegenteil überzeugen zu wollen. Hier höre ich ihr zu, gebe keine Antwort, sondern stelle Ihr Fragen. Sie muss von alleine darauf kommen, dass diese Ängste unbegründet sind.

Du fragst, wie ich mit der Situation umgehe. Nun, ich denke es nutzt dir nichts, weil wir schon einige Schritte weiter sind Meine Frau ist in der Therapie, hat schon ein Klinikaufenthalt hinter sich und wir haben gelernt miteinander zu reden und uns zu öffnen.
Ich habe gerade Matthias in seinem Thread geschrieben, wie ich mich in den Phasen abgrenze.

Das wichtigste ist, dass dein Mann sich behandeln lässt und in Therapie geht. Er muss an sich arbeiten. Das ist die Arbeit, die er in eurer eziehung leisten muss, du kannst nur für ihn da sein, wenn er dich braucht. Das tust du jetzt schon zu genüge.

Meine Frau ist von selbst zum Arzt und zur Therapie gegangen, so dass ich damit keine Probleme hatte. Aber eins ist mir klar geworden. Ich glaube nicht, dass wir noch zusammen wären, wenn sie nicht alles gegen die Krankheit getan hätte oder tun würde. Ich kann sie Unterstützen, auffangen, aber ich kann nicht ihre Kindheit und Vergangenheit aufarbeiten. Das ist ihre Aufgabe und sie ist schon gute Schritte nach vorn gegangen .

Es geht nicht nur um unsere Partner, sondern auch um uns. Was Bea in den Thread von Diana geschrieben hat, kann ich nur unterstreichen. Bedürfnisse und wünsche unsererseits müssen auch Beachtung gewinnen, ansonsten vergessen wir uns vor lauter Aufopferung dabei und werden ebenfalls krank. Du bist das Wichtigste, was du hast .

Lieben Gruß
Tom
HansJuergen
Beiträge: 3
Registriert: 22. Nov 2006, 21:30

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von HansJuergen »

Hallo, ich bin auch neu hier, weiß daß mein Mann Depressionen hat und finde in Deinem Beitrag sehr viele Ähnlichkeiten mit meinen Problemen. Bei uns fing alles an, als er seinen Job verlor, wir nach 23 Jahren aus einer Kleinstadt weggezogen sind weil er den Fluglärm nicht ertragen konnte. In dem neuen Wohnort fand er auf einmal alles sehr schmutzig, statt Flugzeuglärm hatten wir jetzt Autolärm, er zog alles ins Negative und sich vollkommen zurück. Bei Autofahren regt er sich furchtbar auf, schreit den anderen Autofahrern Ausdrücke hinterher. Unser Leben wurde unerträglich, wir stritten nur noch und beschlossen nach 5 Jahren wieder umzuziehen. Diesmal in meine Heimatstadt. Wir kauften eine sehr schöne ruhige Wohnung in einer teuren Gegend direkt am Waldrand. Hier waren dann die Nachbarn zu vornehm, Schmutz gibt es auch und er kann sich jeden Tag aufregen z.B. dass er in der Tiefgarage den Doppelparker rauf und runter leiern muß. Aber unser Supergau kam dann nach 9 Monaten, ein brachliegendes Grundstück neben uns wird nun mit einem großen Klotz bebaut, daneben wurde ein kleines Haus abgerissen und ebenfalls ein neues Haus gebaut. Mit der Ruhe ist es vorbei, besser gesagt soviel Lärm und soviel Dreck hatten wir noch nie im Leben. Damit kommt er überhaupt nicht klar, dreht fast durch, will nicht mehr leben. Wenn die Wut zu groß wird, wirft er eine leere Flasche auf die Baustelle und schreit die Arbeiter an. Das einzige was ihm noch Spaß macht ist sein Hund, Das ist unser großes Glück. Mein Mann ist bei einem Psychiater in Behandlung, bekommt Tabletten, die aber z.Z. nicht richtig helfen. Eine Therapie könne man bei ihm nicht machen. Auch ich hoffe ein paar gute Tips zu bekommen und hoffe auch Dir wird geholfen.
BeAk

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von BeAk »

Liebe Anna,

wieso kann Dein Mann keine Therapie machen?
Mourga
Beiträge: 7
Registriert: 12. Okt 2006, 06:44
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Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von Mourga »

Liebe Anna

Herzlichen Dank fuer Dein Posting - dieses hat mir gezeigt, dass wir nicht die einzigen sind in dieser Situation. Alles was Du schreibst trifft so genau auf meinen Mann zu, beim Autofahren, die ganze Irritiertheit von wegen Laerm und Schmutz....

Ich wuerde mich von Herzen freuen, wenn Du mir noch ein bisschen detaillierter berichten wuerdest. Um das Forum nicht zu belasten auch per Email unter miggi@gmx.ch

Wie hast Du ihn zu einer Mediakmentoesen Behandlung gebracht, warum macht er keine Therapie, das Leben wurde durch das ewige Umziehen nur noch schlechter etc.

Freue mich auf Dein Email.

Mourga
HansJuergen
Beiträge: 3
Registriert: 22. Nov 2006, 21:30

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von HansJuergen »

Liebe Mourga, Liebe Bea,
vorab möchte ich die Frage beantworten, warum mein Mann keine Therapie machen kann. Es haben mir schon 2 Ärzte und eine Therapeutin gesagt, bei ihm würden nur Tabletten helfen, man könne nicht mit ihm reden. Richtig verstehe ich das auch nicht, ich dachte deshalb geht man zu einem Psychiater oder Therapeuten.

Das er überhaupt sich mit Tabletten behandeln läßt, das habe ich geschafft, weil ich einmal bei einem schlimmen Tief so mit ihm gestritten habe, dass wir Beide fertig waren und er mir Prügel angedroht hat. Daraufhin hab ich ihn vor die Wahl gestellt, entweder geht er zum Arzt oder ich ziehe aus. Wir waren dann bei seinem Hausarzt, dem ich dann alles erzählt habe und der sagte dann zu ihm "Junge Du hast Depressionen" und schickte ihn zum Psychiater. Er hat sich wegen mir gebeugt, obwohl er meinte nicht er gehöre dahin, sondern alle anderen.

Die Tabletten haben teilweise geholfen, zumindest konnte er gut schlafen, die Stimmung war ab und zu besser.

Aber jetzt ist die Stimmung fast immer schlecht und unerträglich.

Was ich auch nicht so recht verstehe, er jammert mir stundenlang vor, wie schlecht die Welt ist, füher war alles besser, heute gibt es nur noch Gesocks, ich habe keine Lust mehr zu leben, ich hasse alle Menschen, nur die Tiere sind wertvoll. Wenn wir aber auf der Straße netten Nachbarn begegnen oder anderen Leuten mit Hunden, dann ist er immer ganz charmant und nett. Keiner würde merken, dass er Depressionen hat. Dann denke ich immer es liegt vielleicht doch an mir.
Bis bald mehr Gruß Anna
BeAk

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von BeAk »

Liebe Anna,

mir fällt eigendlich nur ein einziger Grund ein, warum Ärzte und Therapeuten eine Psychotherapie keine Wirksamkeit bei deinem Mann einräumen.
Dein Mann hat warscheinlich eine Persöhnlichkeitsstörung. Mach Dich mal schlau, frage nach der genauen Diagnose oder dem Diagnoseschlüssel.

Google mal unter Persöhnlichkeitsstörungen.
Mourga
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Registriert: 12. Okt 2006, 06:44
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Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von Mourga »

Liebe Anna

Danke fuer Deine Antwort. Bei meinem Mann wurde noch keine Diagonse auf Depressionen gestellt. Ich bin dabei ihn auf das Thema vorzubereiten. Nach allem was ich aber bis jetzt gelesen habe, bin ich mir mittlerweile sooo sicher dass er seit langer, langer Zeit tief in einer drinn sein muss.

Bei meinem Mann ist es eher umgekehrt: er wuerde NIE ADs nehmen, weil er nur schlechtes darueber gehoert und gelesen habe. Vielleicht einen Therapeuten, aber auch das nur im aeussersten Notfall.

Ich habe aber noch nie "ausser in Deinem Posting" ueber so exakt identische Symptome gelesen. Er kann nicht mit seiner Umwelt umgehen. Er ist total irritiert. Der Laerm (speziell von Nachbarn) treibt ihn in den Wahnsinn, viele Leute an einem Ort (vorallem im Supermarkt) treiben ihn auf die Palme. Der Schmutz und wie die Gesellschaft mit der Welt umgeht fressen ihn auf. Er habe das Recht auf seine Ruhe und dass er mit all diesen Leuten nichts anfangen koenne sei ja nicht mehr als normal. Sein Tierliebe ist gigantisch! Es bricht ihm das Herz und die Seele ist schwarz, wenn er eines der leider vielen heimatlosen Tieren sieht (ich liebe Tiere auch ueber alles, aber in einem aushalbaren Mass). Seiner Meinung nach koennten 1000 Menschen sterben, wenn er damit ein Tierleben retten koennte.

Manchmal moechte ich ihm zuhoeren, aber ich kann das Gejammer nicht mehr hoeren. Ich versuche mein bestes auch einfach nur einmal zuzuhoeren, aber irgendwann werde ich von all dem Negativen fast erdrueckt und dann antworte ich......und dann endet es meistens in einem Streit. Soll ich nur dasitzen und einfach Nichts sagen? Ich kann mich doch nicht an einem Dialog beteiligen, wenn ich anderer Meinung bin oder? Vielleicht hat da jemand einen weiteren Rat?

Vor ca. zwei Monaten waren meine Eltern zu Besuch (lebe im Ausland). An gewissen Tagen wollten wir etwas zusammen unternehmen und nichts passte ihm - dennoch wollte er aber dabei sein. Meistens hat ihm am Ende der Ausflug aber gefallen. Meinen Eltern haben eigentlich nichts von seiner Depression mitbekommen, weil er eben genau wie Du sagst so nett, gespraechig und aufmerksam sein kann. Als ich meinen Ballast loswerden musste und meinen Eltern berichtete, sind die fast aus allen Wolken gefallen. So sehr er sich bei mir gehen laesst, so sehr versucht er eine "heile Welt" widerzuspiegeln. Ich bin nicht heilig, ich habe auch unzaehlige Fehler und Macken, aber ich kann mir nicht vorstellen dass es an uns liegt. Wir versuchen doch bereits alles Menschenmoegliche? Lassen ihn bei allem und jedem entscheiden, damit es stimmt fuer ihn und es moeglich ist. Kuchen backen, etwas schoenes Essen, ihm gewisse Sachen abnehmen, immer fuer ihn da sein - ich mein was sonst muessen wir noch machen? Haeufig ist es meine Schuld wenn es zum grossen Krach kommt, aber nur weil wir nicht mehr schlucken koennen und den Mund aufmachen! Wir muessen verstaendnisvoll sein und werden noch getadelt, wenn wir vielleicht auch einmal einen schlechten Tag haben. Was sonst noch???

Es wird nicht besser...wie bringe ich ihn dazu etwas dagegen zu tun? Bin froh um jeden Gedanken.

Mourga
BeAk

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von BeAk »

Liebe Miriam,

Deine Mann hat sich in der Krankheit eingerichtet. Es wird sich freiwillig nie auf den Weg machen was zu ändern. Es sind ja sowieso immer die anderen Schuld an der Situation, ist ja sein denken. Und du ziehst Dir seit Jahren diesen Schuh auch noch freiwillig an.

Wenn Du wirklich willst, das sich was ändert, wirst Du ihm die Pistole auf die Brust setzen müssen: "Entweder Du gehst zum Psychiater und machst auch noch zusätzlich eine Psychotherapie oder ich reiche die Scheidung ein".

Mein Mann war erst nach Zustellung meines Scheidungsantrages bereit, ärztliche Hilfe anzunehmen.
BeAk

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von BeAk »

Liebe Anna,

das Verhalten Deines Mannes ist nicht depressionstypisch. Hier einiges Infos über Diagnosen die besser passen, lies Dich mal ein.

http://www.psychosoziale-gesundheit.net ... hkeit.html

Liebe Miriam, möglicherweise ist der Link auch für Dich interessant.
HansJuergen
Beiträge: 3
Registriert: 22. Nov 2006, 21:30

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von HansJuergen »

Liebe Mourga,
ja es ist schon seltsam, wenn Du über Deinen Mann schreibst, könnte ich meinen Du schreibst von meinem. Doch die Anregung von Bea hat mich stutzig gemacht, ich werde mich jetzt mal im Internet weiter schlau machen. Und ich glaube auch das wir vielleicht zu gutmütig sind und zuviel durchgehen lassen. Das wurde mir auch schon mal gesagt.

Bea, ich werde Deinem Rat folgen, vielen Dank, Du scheinst viele Erfahrungen zu haben.

Machts gut Ihr Zwei bis bald.
BeAk

Re: Leidet mein Mann unter einer Depression?

Beitrag von BeAk »

Liebe Anna,

nein habe ich eigendlich nicht.
Mein Mann leidet nur seit Jahren an wiederkehrenden Depressionen und war vor 2 Jahren kurz davor uns zu ruinieren. Das ganze hat bei mir zu einer Anpassungsstörung geführt und sich 2005 zu einer schweren Episode ausgewachsen.
Und als es an die Ursachenforschung meiner eigen Depression ging, mußte ich feststellen, das es nicht meine erste Episode war, das wir in allen Teilen der Familien Depressionen vorliegen haben und das mein Vater warscheinlich eine Persöhnlichkeitsstörung hat. Das letztere hatte mein Psychiater und auch ein Therapeut, der mir sagte eine Psychotherapie bei mir sei wirkungslos, auch schon geäußert und dann aber wieder verworfen. Z.Z. hält mein Psychiater diese Diagnose aber wieder für möglich, jedenfalls behauptet er ich hätte eine neurotische Entwicklung und die Fragen die er stellt kommen aus dem Persöhnlichkeitsstörungsbereich emotional instabiel/Boderline.
Überzeugt bin ich aber davon nicht, kann mich in der Stöhrungsbeschreibung nicht wiederfinden.
Man wird sehn was daraus wird.

Nun, das sind meine gesammelten Erfahrungen.

Alles Gute für Dich
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