Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

peru
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von peru »

Hallo Nene,

der Beitrag war an Virginia gerichtet und ich hoffe, sie antwortet dir besser und umfassender als ich.

Ich möchte nur ganz kurz einfügen:
Beruflich hatte ich damit keine Probleme, es waren andere Zeiten, aber im privaten Umfeld.

Als ich vor Jahren meiner Verhaltenstherapeutin davon berichtete, meinte sie:

-"Was erwarten sie denn, wenn sie sich nicht äußern, woher sollen die anderen wissen, was sie wollen, wenn sie so zögerlich und ruhig sind, immer hilfsbereit, einsichtig, rücksichtsvoll sind.
Sind Sie sich nicht wichtig oder sind Ihnen alle anderen wichtiger?
Woher sollen die anderen wissen, dass sie Hilfe brauchen?

Die anderen haben sich schon an ihre Art gewöhnt, wissen, dass sie nicht klagen und viel Verständnis den anderen entgegenbringen?

Wenn Sie das so anbieten, nehmen die anderen das gern an."-

Langsam habe ich umgedacht und komme damit besser zurecht.

Nene, ich glaube, dein Denkansatz steht dir im Wege, ist aber durch Therapie veränderbar.
Dass du mit dem Geld der anderen und mit deinem sorgsam umgehst, ist ja durchaus lobenswert.

Es gibt aber auch Dinge, die für alle kostenlos da sind und die wir genießen können.

Einen sonnigen Tag

rajo
triste
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von triste »

Liebe Nene,

der Unterschied ist vermutlich, dass es mir inzwischen wieder einigermassen gut geht und meine Selbstbehauptung wieder zumindest aktiver ist, als noch vor 2,3 Jahren. Und - ich habe ganz viel gelernt.

Du dagegen steckst offenbar ziemlich in einer Episode fest und da ist es VÖLLIG, aber sowas von absolut normal, dass Du diese ganzen von Dir beschriebenen Selbstwert-Probleme hast. Dieses Forum ist voll von Depris, die genau diese Probleme haben und im Alltag ständig dadurch in (innere) Konflikte geraten, die ihnen alle Energie absaugt. Es macht also überhaupt keinen Sinn, wenn Du Dich jetzt, als Folge auf meine postings, selber `runtermachst und die Fehler bei Dir suchst. Als es mir noch schlecht ging, habe ich sehr oft nach dem Besuch bei meiner katastrophalen Ärztin heulend im Auto gesessen, habe resigniert, habe (fast) ganz aufgegeben. Deshalb zog sich meine Krankschreibung auch über 2,5 Jahre hin! Ich weiß also, wovon ich hier schreibe.
2 Dinge dazu: Erstens sind ein zerstörtes Selbstbewußtsein und Unsicherheit übliche Symptome der Depression. Es kann aber auch ein gewachsenes Merkmal Deiner Persönlichkeit sein, dass Du dieses eher selbstwertschwache Auftreten hast, wie Du es oben beschreibst. Gegen das Depri-Symptom kann man was weisses Rundes einwerfen und gegen die unsichere Persönlichkeit kann man, sollte man, mit therapeutischer Hilfe arbeiten!

Gerade weil ich gelernt habe (durch diese Erkrankung), dass man sich im Leben durchsetzen muss, dass man kämpfen muss, dass man auch aggressiv sein muss, bin ich heute ein solche Verfechterin davon. Mir ist natürlich klar, dass nicht jeder so strukturiert ist, wie ich. Aber es ist doch trotzdem möglich, daran zu arbeiten!
Und wenn mir eines klar geworden ist: Resignation ist in dieser Krankheit zwar verständlich (ich habe sie selber durchlitten), aber sie bringt NICHTS - ausser Verzweiflung. Das ist nunmal Fakt. Und wenn man sich irgendwann darüber klar wird, dass man weiterleben will, dass man endlich eine Veränderung will...wirklich will, dann muss man eben dafür kämpfen. Auch, wenn man andere damit vor den Kopf stösst, sich Feinde macht, unbequem wird und Ängste überwinden muss.

Du interpretierst die Ablehnung Deines Wunsches nach einer Weiterbildung damit, dass Dein Arbeitgeber Dich nicht wert genug für diese finanzielle Ausgabe findet.
Ich würde eher zu der Interpretation neigen, dass er denkt: Die Nene schluckt ja sowieso meine Ablehnung, also kann ich hier die Kosten leicht einsparen.
Verstehst? Depressive beziehen Ablehnung oft sofort auf ihre vermeintlichen Mängel, dabei gibt es oft ganz langweilige Gründe, die mit uns nicht mal etwas zu tun haben. Aber selbst wenn Dein Chef finden sollte, dass sich die Investition Weiterbildung in Dich nicht "lohnt", hättest Du immer noch die Möglichkeit, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, stimmts?
Natürlich kannst Du das im Moment, krank, wie Du bist, nicht. Aber wenn es Dir wieder besser geht, könntest du versuchen, daran zu arbeiten, dass du irgendwann in der Lage bist zu sagen:
Halt! Ich bin Nene und ich bin es wert und ich will es unbedingt und ich werde Sie überzeugen!

Der casus knaxus ist , dass Du Dich - tief in Dir, wo die Vernunft nicht mehr hinkommt - nicht wertvoll findest.
Daran kann man aber arbeiten. Und um das zu erreichen, muss man einen guten Arzt suchen, einen guten Therapeuten, evtl. eine gute Klinik. Das ist hart und kann dauern, aber wenn man es nicht angeht, wird man immer in der gleichen beschissenen Situation bleiben und niemand wird an der Haustür klingeln und die Lösung liefern.

Also, Nene, es liegt an Dir. Und wenn Du im Moment keine Kraft hast, dann geh´dorthin, wo Du wieder Kraft tanken kannst, um die Veränderungen, die Deine Seele braucht, in Angriff nehmen zu können.

Ist jetzt ein bisschen emotional geworden...weil ich das selber alles so schmerzlich erfahren musste...mir hat es auch keiner gesagt und es war eine wirklich harte Zeit.

Ich wünsche Dir die Kraft, weiterzumachen, denn es lohnt sich, wenn man die Dinge, die einen krank machen, für sich regeln kann!

Alles Liebe,
Virginia
heute
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von heute »

Ja, liebe rajo, du hast Recht: Die Sonne scheint ganz kostenlos. Mein Mann hat mich schon vor einer Stunde darauf aufmerksam gemacht... und mir vorgeschlagen, eine kleine Radtour zu machen. Jaaa, den Vorschlag sollte ich endlich aufgreifen...!

(Obwohl da gleich der innere Einwand kommt: "Radtour? Das ist doch nicht nützlich!" Jaaa, tock tock tock...)

"Langsam habe ich umgedacht und komme damit besser zurecht." Prima! Ich wünsche dir, dass es dir immer besser gelingt, gut für dich zu sorgen.

Schöne Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
heute
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von heute »

Liebe Virginia,

auch wenn (oder vielleicht gerade weil) dein Beitrag "emotional" war, fühle ich mich sehr verstanden und danke dir dafür!


"Der casus knaxus ist , dass Du Dich - tief in Dir, wo die Vernunft nicht mehr hinkommt - nicht wertvoll findest." Genau.

"und ich will es unbedingt"... da muss ich mal drüber nachgrübeln. Ich weiß gar nicht, ob ich zurzeit irgendwas "unbedingt" will.

Ja, KRAFT habe ich momentan wahrlich nicht viel. Vorhin war eine entfernte Bekannte da (wir sehen uns vielleicht zweimal im Jahr... und da auch nur für ein paar Minuten... also keine engere Bindung), um was vorbeizubringen.

Dabei sprach sie ein Projekt von mir an, von dem sie zufällig wusste. Und sie textete mich gleich zu damit, was ich alles tun müsse, dass ich da und dorthin gehen müsste, mit diesem und jenem sprechen müsste usw. usf. Sicher gut gemeint, aber ich konnte nur skeptisch lächeln. Doch je skeptischer ich schaute, umso mehr kam die Frau in Fahrt...

Tja, weder konnte ich sie bremsen ("Du, keine Sorge, ich weiß schon, was getan werden muss...") noch konnte ich freundlich und voller Engagement erwidern: "Hey, tolle Vorschläge. Ja, das werde ich gleich nächste Woche angehen!"

Noch konnte ich ihr die EHRLICHE Antwort geben: "Mag alles vernünftig sein. Aber ich habe zurzeit einfach nicht die KRAFT." Ich stammelte stattdessen was von "naja", "mal sehen","ja, muss ich wohl mal..." und fühlte mich unbehaglich und überfordert.

Und hinterher dachte (denke) ich mir auch noch: Ok, jetzt kann die gute Frau daheim (oder im Bekanntenkreis) erzählen: "Na, mit dem Projekt von Nene kann das wohl nichts werden, denn die will anscheinend gar nichts dafür tun."

Aber, um das zu bewerkstelligen, was die Bekannte aufzählte, müsste ich mich WOHL in meiner Haut fühlen und von mir und meinen Aktivitäten (zumindest kurzfristig) ÜBERZEUGT sein, oder zumindest fähig sein, den anderen das vorgaukeln zu können. Aber Letzteres fällt mir immer schwerer.

Es ist gut, dass du aus deiner Erfahrung berichtet hast! Das macht mir Mut! DANKE! Bewundernswert, dass du so ein großes Stück weitergekommen bist und dich zu einem selbstbewussten Leben hin entwickeln konntest!

So, und jetzt muss ich doch mal an die Sonne. Und gegessen und getrunken hab ich heute auch noch nichts... sollte ich mir vielleicht mal "zugestehen".

(Ja, es ist Schwachsinn, sogar daran zu zweifeln, ob man überhaupt das Recht hat, was zu essen. Aber, wie du schreibst... "wo die Vernunft nicht mehr hinkommt")

Liebe Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
triste
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von triste »

Hallo Nene,
was würde passieren, wenn Du der Bekannten gesagt hättest:
"Momentan kann ich gar nichts machen, da ich an Depressionen erkrankt bin und froh, wenn ich den Tag halbwegs schaffe."

Schlimmstenfalls hätte Sie komisch geguckt und es danach allen erzählt, die es wissen wollen. Und dann?
Die, die ok sind, hätten verstanden, dass Du sehr mutig bist....

Jetzt mußt Du natürlich nicht auch noch eine Heldin sein - mutig und furchtlos,
Aber warum machst du Dich nun wieder vor Dir selbst fertig, dass Du nicht auf die Vorschläge der Bekannten eingehen kannst? Warum kannst Du nicht wenigstens VOR DIR annehmen und zulassen, dass Du momentan krank bist?

So - jetzt gehe ich schlafen.
Gute Nacht!
peru
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von peru »

Hallo Nene,

alles nicht so einfach.
Eine Zeit lang, hatte ich keine Probleme über meine "Krankheit" und Probleme zu sprechen.
Aber ich vermeide es jetzt auch. Ich habe wirklich schlimme Erfahrungen gemacht, ich hatte ganz beträchtliche Nachteile.
Viele Leute wissen es und haben sich von mir abgewandt. Darunter leide ich noch heute. Es geht dabei nicht nur um die Krankheit, sondern man unterstellte mir etwas auf Grund der Krankheit. Ich wurde tatsächlich nicht mehr ernst genommen. Das ist auch ein Grund, der Auslöser dafür, dass es einen Rückfall gab und ich in die Klinik fahren will.
Oh, ich bekomme wahrscheinlich eine Rüge, wenn ich das so offen schreibe und Nene darauf aufmerksam mache.
Nene, es muss ja nicht immer so sein. Aber, wenn du solche Projekte machst, kennst du einige Leute und viele kennen dich. Es gibt Menschen die von psychischen Krankheiten keine Ahnung und Horrorvorstellungen haben.
Jeder hat die Wahl frei zu entscheiden, was er offenbart.

Und auch nichts für ungut, was die Bekannte dir für Ideen nahebrachte.
Aus Erfahrung weiß ich selber, dass manche Ideen sogar meine eigenen Ideen nicht umsetzbar sind, weil erstens meine eigene Kapazität nicht reicht, andere zu wenig Unterstützung geben, kein Geld da ist und die ganze Sache eventuell nicht schlüssig ist. Wir, nicht nur ich, hatten Ideen, meinten es müsste so gehen, wurden aber dann eines besseren belehrt. Ich höre mir auch alles an, sage ja gute Idee, kann man versuchen und prüfe dann, ob es machbar und sinnvoll ist.
Ein Außenstehender sieht das ganz anders und ich habe oft solche tollen Ideen gehört, die aber im Moment gar nicht das Wesentliche an der Sache waren.
Nene, ich wünsche dir, dass du zu dir findest, du Kraft findest, das Projekt gelingt.
Aber überlege bitte gründlich und beizeiten, ob ein anderer Weg, wenn auch ein Umweg, dich freudiger und gelassener zu deinen Zielen führen kann.

Einen schönen Sonntag

rajo
schatzi
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von schatzi »

Habe nur mal quer mitgelesen und kann vielleicht mal einige Tips hinzufügen.
Warum in die Ferne schweifen, wennn das Gute liegt so nahe liegen kann?
Habe 2004 von meinem damaligen Therapeuten den Hinweis bekommen, daß einige Kliniken für Psychiatrie reine Psychotherapiestationen eingerichtet haben. Dort findet alles statt, was man braucht und ist nicht hunderte km von zu Hause entfernt. Auf solchen Stationen wird den ganzen nur therapiert. Psychotherapie, Einzel und Gruppe, Sport, Entspannung, Qi Gong, Kunsttherapie, Imagination, etc.
Essen, Bochum, Dinslaken, Düsseldorf, Münster etc., haben mittlerweile reine Psychotherapieabteilungen eingerichtet, wo man sich ca. 9-12 Wochen aufhält, am Wochenende nach Hause kann um das Erlernte nicht nur in einer Art Vakuum auszuleben. Ja geradezu lebenswichtig ist es ja auch, die Anwendbarkeit neuer Verhaltensweisen in der eigenen Lebensumgebung einzuüben.
Vom Diplomingenieur mit Tunnel- und Brückenangst oder Manager mit Herzneurose und Alpträumen waren alle Schichten der Gesellschaft vertreten. Ich habe geheilte Borderliner, Essgestörte und Besserung bei vielen Depressiven Menschen erfreulicherweise kennengelernt. Es handelt sich meistens um kognitive Verhaltenstherapie nach Ellis oder Beck, diese versucht an den Kognitionen anzusetzen.
Dort wurde ein sog. Störungsmodell erarbeitet welches hinterher vor einem Therapeuten Gremium vom Patienten eigens erklärt wird.
Dort habe ich meine Weichen gestellt um aus den frühen Tälern wieder herauszufinden.

Nur mal so als Anregung gedacht, es geht auch anders, wie ganz weit weit weg und die ganze Sache läuft ohne ätzendes Genehmigungsverfahren sondern lediglich über eine Überweisung des behandelnden Facharztes.

Liebe Grüße
bohneberger

________________________________
Denke lieber was du willst. Seneca
peru
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von peru »

Hallo bohneberger,

danke vielmals für deine Hinweise.
Ich bin therapieerfahren in VT nach Beck. Diese hat mir sehr geholfen und ich profitiere auch heutenoch davon.

Es gibt kein Problem mit der Genehmigung, es ist alles geregelt.

Die Frage war nur, soweit weg? Ich habe hier ein Vakuum. Ja, es wäre schon gut, übers WE nach Hause einiges zu regeln und versuchen das Vakuum zu füllen und allmählich auch zu Hause aktiv zu werden.
So bin ich weit weg, kann sicher über das WE einiges unternehmen, soziale Kontakte "üben", möglich, dass ich mich langweile und an Dinge denke, die ich zu Hause tun könnte.
Ich habe mich entschieden. Es hat alles Vor - und Nachteile.

rajo
schatzi
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von schatzi »

Hi rajo,

ja richtig, wenn Dir VT nach Beck oder Ellis bekannt ist, kennst Du sicherlich auch das Vierfelderschema:

kurzfristige Nachteile
langfristige Nachteile

kurzfristige Vorteile
langfristige Vorteile

Bei der Aufschlüsselung bestimmter Situationen fällt plötzlich genau auf, wie schnell aus bestimmten kurzfristigen Nachteilen, langfristige Vorteile entstehen können und werden. Jetzt nicht am PC oder Klavier zu spielen ist vielleicht zur Zeit ein kurzfristiger Nachteil, aber sehr wahrscheinlich ohne sich langfristig negativ auszuwirken.

Klassisch ist ganz einfach die langfristigen Vorteile z.B. beim Rauchen herausarbeiten zu wollen!

Grüße vom flachen Niederrhein

bohneberger

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Warum soll ich mich um das Leben sorgen, ich überlebe es ja doch nicht.
Red Skelton (amerk. Schauspieler)
heute
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von heute »

Hallo Virginia, hallo rajo,

ja, gell, die Frage... steh ich offen dazu, erzähle ich frank und frei...

Ich hatte dazu schon mal einen Thread begonnen... hmm, mit dem Titel "Auf die Krankheit reduziert" oder so ähnlich.

Insofern, liebe rajo, hast du mich mit deinen Äußerungen nicht erschreckt. Kenne ich doch selber. Man erzählt die Sache ein einziges Mal... und prompt nehmen einen die Leute nur noch als "die mit den Depressionen" wahr. Schwierig, schwierig... und ich persönlich glaube sicher an Nachteile, wenn man eben als "die mit den Depressionen" bekannt ist. Eben auch in dem Sinne "nicht mehr ernst genommen werden" oder beruflich nicht mehr für leistungsfähig gehalten zu werden. (Natürlich dauerhaft.) Ist vielleicht in Großstädten / Ballungszentren einfacher als in der "Provinz".

Deshalb, bohneberger, würde ich (nach dem von dir genannten Schema) den Vorteil der Wohnortnähe nur als "kurzfristigen Vorteil" einstufen, der aber von "langfristigen Nachteilen" (Krankheit spricht sich sofort rum... somit drastische Verschlechterung der beruflichen Chancen...)begleitet wird.

Ach, liebe Virginia, mir selbst zugestehen, "krank" zu sein? Wie das zu bewerkstelligen ist, weiß ich gar nicht. Ich MUSS (geradezu zwanghaft) immerzu über neue Perspektiven nachdenken und neue Wege PLANEN (besonders wenn ich in einer Sackgasse stecke... aber auch sonst) und dann muss ich ja nicht nur für mich allein planen, irgendwie muss ich immer für die Familie mitdenken (nein, nicht dass die Familie das jetzt tatsächlich von mir erwartet... aber ich war halt immer die, die die Ideen geliefert hat, die überhaupt die Familie die ganzen Jahre in Bewegung gebracht hat und in verfahrenen Situationen nach ausgiebigen Informationen und Lösungsmöglichkeiten gesucht und gegrübelt hat...) Ich kann gar nicht von einem Tag auf den anderen leben. Ich muss planen, planen, planen... sonst holen mich Vergänglichkeit, Tod, Einsamkeit und Verzweiflung ein.

Da ist es doof, wenn aktuell die Pläne immer wieder durchkreuzt werden von der Frage: "Schaffst du das momentan überhaupt? Hast du überhaupt genügend Kraft?" Schon lächerliche, einzelne Termine werden unsicher und fragwürdig. Da wird das Planen umso schwerer.

Sorry, wenn das wirr und widersprüchlich klingt. Ist wahrscheinlich alles wirr und widersprüchlich - weiß ich ja selber.

Schöne Grüße

Nene

PS: Übrigens, Virgina, war mein Beispiel aus dem Berufsleben eins, das mir früher so passiert ist und das mir (meiner Einschätzung nach) jederzeit wieder so passieren könnte. DERZEIT bin ich aber freiberuflich tätig... und kann/darf/muss mir meine Weiterbildungen SELBER genehmigen Leider bin ich aber auch nicht unbedingt großzügiger als mein damaliger Chef... sondern mache mir wochen- oder gar monatelang einen Riesenkopf was sinnvoll, finanziell angemessen, notwendig, nützlich ist...
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
peru
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von peru »

Hallo Nene,

es klingt wieder mal "anders".
Bist du eine Perfektionistin, eine Workholikerin, die sich nichts gönnt?

Hattest du dieses Jahr schon Urlaub?
Wie hast du dich da gefühlt?

Radfahren ist nicht unnütz. Je nach Befindlichkeit kann man sich beim Langsamfahren erholen und entspannen, beim flotten Fahren Herz und Kreislauf trainieren.
Und am Nachmittag noch nichts getrunken? Trinken ist so wichtig für das Funktionieren der physiologischen Vorgänge in unserem Körper und wird auch Depressiven wärmstens empfohlen.

Nene, vielleicht bist du mit solchen etwas übertriebenen Wertvorstellungen und Verhaltensweisen aufgewachsen? Ich glaube, da wirst du nicht die Einzige sein. Auch bei mir ist da etwas haften geblieben.
Es ist nichts gegen Zielstrebigkeit, Fleiß und eine in Grenzen gehaltene Selbstlosigkeit einzuwenden. Doch auch an dich selbst musst du denken. Du brauchst auch Erholungspausen. Und wenn du so "verkrampft" deine Ziele ansteuerst und dabei wenig Freude hast, dir alles zuviel wird, manches unnütz ist, dann ist es höchste Zeit, einmal gründlich nachzudenken und etwas zu verändern.

Einen guten Tag wünscht dir

rajo
heute
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von heute »

Hallo rajo,

bitte versteh mich nicht falsch.

Bei allem Planen kriege ich doch zurzeit ganz wenig umgesetzt. (Also nix mit Workaholic...) Aber ich muss zumindest Pläne haben, was ich tun KÖNNTE!

Andererseits bin ich mittlerweile ganz getrieben, weil ich mich immerzu entscheiden muss.

Einfaches Beispiel: Nächstes Wochenende. Ich möchte einen Plan dafür haben, sonst fühle ich mich unwohl und sowieso unnütz. Also werde ich alle Programme und Veranstaltungskalender von Bildungs- und Kultureinrichtungen, die mir schriftlich oder online verfügbar sind, "abklappern", handschriftlich oder auch in Excel eine Liste anlegen mit den verschiedenen Möglichkeiten und Angeboten, Uhrzeiten, Dauer, Anmeldemodalitäten, Preis, Ort usw. NATÜRLICH werde ich dabei gleich auch noch die Angebote berücksichtigen, die vielleicht für das eine oder andere Familienmitglied besonders interessant sein könnten, damit ich die anderen darauf hinweisen kann. Vielleicht lese ich dann auch noch was in der Zeitung oder höre einen aktuellen Hinweis im Radio. Das muss ich dann auch noch checken. Dann muss ich die ganze Woche grübeln, was ich denn nun zu tun gedenke, was am sinnvollsten und nützlichsten ist, nicht zu anstrengend ist, nicht zu teuer und gut erreichbar ist, woran auch mein Mann Spaß haben könnte (so dass das Ganze auch für die BEZIEHUNG gut ist... ja, Voraussetzung für die Teilnahme ist für mich schon immer, dass das Angebot mehrere positive Aspekte beinhaltet). Ja, und dann muss ich bei den Angeboten mit Anmeldung natürlich immer im Auge behalten, ob überhaupt noch Plätze frei sind, eine Anmeldung (auf den allerletzten Drücker) noch möglich ist etc.

(Frag jetzt aber nicht, was ich am vergangenen Wochenende Spannendes außer Haus gemacht habe... NICHTS... und zu Hause? Fast nur vorm PC... planen und recherchieren für "irgendeine" Zukunft... hatte zwar Hunger, aber nichts gekocht...)

Sorry, wenn ich meine getriebene "Planerei" so ausführlich dargestellt habe. Aber SO läuft das in mir seit einigen Wochen ab... Und das ist jetzt nur das Beispiel für das Wochenende, also FREIZEIT. Was meinst du, was ich mir für einen Kopf mache wegen des BERUFLICHEN Bereichs.

Da kann ich mir ruhig sagen: "Schluss! Stopp! Sei einfach locker. Lass die Dinge auf dich zukommen!" Eine andere Stimme in mir protestiert dann ganz laut und energisch: "Nein, aber genau das passiert ja nicht. Die Dinge kommen nicht auf dich zu. Es passiert NICHTS, wenn man nicht plant. Man MUSS einen Plan in der Hinterhand haben. IMMER."

Ja, im Urlaub war ich dieses Jahr schon... ja, zwei Kurzurlaube. "Natürlich" mit vorheriger Planung und dann lauter Tagesplanungen.

Im einen Urlaub (eine Woche) hatte ich einige Durchhänger, war mir oft was zuviel, aber wenn ich nichts machte, mich aus gemeinsamen Planungen (auch mit anderen Urlaubsgästen) ausklinkte, ging's mir auch nicht gut.

Beim anderen Urlaub habe ich es geschafft, die drei, vier Tage schon von daheim über Internetrecherchen durchzuplanen. (Gut, durch meine langwierigen, zeitraubenden Planungen konnten wir erst ein, zwei Tage später als gedacht, losfahren. Aber das hatte ja auch sein Gutes: Wir brauchten dadurch weniger Übernachtungen und somit war der Urlaub preiswerter.) Hab mir dann eine schöne Liste mitgenommen, was wann wo um welche Uhrzeit los ist. Waren dann wirklich auch ganz interessante Angebote, die mir noch gut im Gedächtnis sind. Hätten wir wahrscheinlich vor Ort nicht gefunden. Ein bisschen in Bedrängnis kam ich doch, weil sich nicht ALLES so umsetzen ließ... (mehrere Überschneidungen, so dass man sich entscheiden musste...) irgendwie die Zeit fehlte usw.

Wahrscheinlich kann man darüber den Kopf schütteln. Aber genau SO läuft es. Wahrscheinlich habe ich schon immer ganz gern geplant - zurzeit aber ist das Ganze etwas extrem. Tja...

Andererseits sind mir Menschen ein Rätsel, die schon Monate vorher ihren Urlaub buchen oder gar schon im Herbst wissen, wo sie im nächsten Sommer hinfahren. Wir wissen eigentlich immer erst am Abreisetag ganz sicher, dass wir tatsächlich verreisen und wohin...(denn wenn ich Urlaub PLANE, mache ich natürlich Aktivitäten-Listen für UNTERSCHIEDLICHE Urlaubsorte... damit man sich für das Beste entscheiden kann)

Aber jetzt muss ich aufhören hier zu tippen, um den heutigen Tag weiterzuplanen (und wenn's gut geht, schaffe ich dann kochen, duschen und EINEN Termin... und den hoffentlich einigermaßen pünktlich) *plemplem* "Planst du noch oder lebst du schon?" pfff...

Und dir, liebe rajo, wünsche ich, dass du deinen Klinikaufenthalt in Ruhe auf dich zukommen lässt - und das, was nötig ist, umsichtig und gelassen planst...

Schöne Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
peru
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von peru »

Hallo, liebe Nene,

bin ein bißchen ratlos und könnte vielleicht jetzt auch wie meine Thera sprechen ( dabei schmunzle ich freundlich fragend):

"Nene, verstehen Sie, ich hatte heute schon einen langen Tag, bin nicht mehr so konzentriert und kann das nicht mehr zusammenhängend aufnehmen, was sie mir erzählen. So kommen wir nicht weiter. Was ändert sich, wenn wir immer wieder über die alten Sachen sprechen? Ich sehe, wie Sie darunter und in Ihrer gegenwärtigen Situation leiden. Oder geht es Ihnen gut? Möchten Sie, dass es Ihnen besser geht? Was glauben Sie, wer Ihnen dabei helfen kann?.. usw.
Wenn Sie so viel Zeit mit dem Planen verbringen, ist ja verständlich, dass Sie dann gar nicht mehr munter sind, wenn es wirklich los geht und die Zeit wird auch vertan beim Planen.
Sind Sie denn dann zufrieden, wenn alles nach Plan abläuft?
Bekommen sie höchstmöglichen Dank und Küßchen von Ihrer Familie?
Wenn alles nach Plan bei Ihnen geht, können ja keine Überraschungen mehr auftreten. Eigentlich schade.

Und wie wäre es mit einem Waldspaziergang/Radtour in der Nähe mit Ihrem Mann am Abend so ganz spontan? Es gibt manches zu entdecken und es kann sehr beruhigend wirken. Anschließend noch irgendwo ein Glas Wein trinken?
Alles unnütz? Aber, nein....
Ach, Ihre Kinder haben keine Lust? Das ist auch wirklich bedauerlich.
Vielleicht bitten Sie ein Kind und unternehmen mit diesen etwas? Sind Sie vielleicht zu zögerlich oder zu nachsichtig?

Allein können Sie auch gehen und Sie werden merken, dass das durchaus interessant sein kann. Auch ganz allein, kann man sich gut fühlen und genießen.
In eine Jugendherberge wollen Sie fahren? Eine gute Idee? Wann geht es los?
Ach, es geht jetzt nicht. Ja, so ist das immer. Gut dann müssen Sie es verschieben. Arbeiten Sie an Ihrem Projekt, planen Sie alles, aber bitte planen Sie die Ausszeit in der Jugendherberge, den Weinabend mit Ihren Mann, das Eisessen( oder etwas anderes) mit Ihren Kindern ein und planen Sie auch Ihren Alltag. Dabei sollte mindestens 2 Stunden Entspannung für Sie sein, eine Stunde Sport und mindestens mehr als 5 Stunden, wo Sie nicht planen.........
Wir werden das so probieren. Oder? Was halten Sie eigentlich von einem Klinikaufenthalt, Nene? Ach, Sie meinen andere haben das nötiger? Woher wollen Sie das wissen?
Ja, das kostet viel Geld, aber dazu leben wir ja in einer Solidargemeinschaft und für solche Fälle ist die Kranknnkasse doch da.
Sie möchten noch etwas warten und sich das nochmals überlegen. Gut, dann überlegen Sie sich das bitte bis zum nächsten Mal. Vielleicht schreiben Sie die Für und Wider auf. Wir werden uns das anschauen und besprechen, ja?"


Ach, Nene, was sagt denn deine Thera wirklich dazu? Welche Therapieart bietet sie dir an?

Lieben Gruß

rajo
triste
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von triste »

Hallo Nene,

dass Deine Sucht, alles im Vorfeld durchzuplanen, nicht "normal" ist, fällt Dir ja schon selbst auf, Du machst sogar schon Witze darüber...wenn auch wohl eher bittere...
Der erste Gedanke, der mir einfiel, war: Wovor hat sie Angst? Wovor schützt sie diese Planerei?

Ich will jetzt nicht in Laien-Therapeuten-Gewäsch abdriften, aber ich kenne das mit dem im Voraus-Planen sehr gut.
Mir fehlt es eindeutig und noch immer an: Spontaneität, Flexibilität, Gelassenheit und einem ausreichend wohlgenährten Selbstwert, der es mir erlaubt, auch mal untätig zu sein und NICHTS zu leisten. In diesen Zustand des nichts-mehr-tun- Können werde ich nur durch eines versetzt: Die Depression und meine Körpersymptome (Migräne u.a.). Da hat dann die Seele über den Kopf gesiegt...

Du kommst mir vor wie ein heissgelaufener Motor...
Das Planen hat den entscheidenden Vorteil, dass man alles unter Kontrolle hat. Das gibt Sicherheit...
Was passieren würde, wenn mal alles ausser Kontrolle gerät, ist eine spannende Frage, die Du Dir ja selber mal stellen kannst.
Oder: Lass´doch mal Deine Familie das WE planen und Dich überraschen, während Du auf dem Sofa liegst und NICHTS machst.
Und vor einer Arbeit zu sitzen, Hunger zu haben und nichts zu kochen ist definitiv ein alarmierendes Signal, denn neben Anspannung und Leistung müssen auch Entspannung und dem Körper Gutes tun in einem stetigen Wechsel sein. Sonst geht der Motor irgendwann kaputt.

Tja, liebe Nene, mein Tipp: Fahr´die Planung mal ein Stück `runter und wende Dich der Stille, der Ruhe und dem Nichtstun zu...ich weiß, es ist schwer. Man kann es aber stückchenweise üben.

Beste Grüße!
Virginia
heute
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von heute »

Liebe rajo, liebe Virginia,

danke für eure Gedanken!

Wie erklär ich's denn am besten? Das Planen ist wohl meine Art, für mich zu SORGEN. Und das Planen ist bei dieser Sorge wichtiger als Essen oder Schlaf...

Meine Erfahrung mit mir selbst ist, was meinem KOPF hilft, geschäftig vor sich hin zu rattern (naja, zurzeit etwas "überhitzt"), erscheint auf jeden Fall gut und wichtig und hat Priorität vor anderen Bedürfnissen.

Vielleicht so: Die Batterien sind leer. Aber das Planen soll die Batterien wieder aufladen. Damit der Motor wieder "anspringt"...

Wovor ich Angst habe, sagte ich weiter oben mal, Virginia: Vor der Vergänglichkeit (die Zeit läuft unerbittlich und ich schaffe nichts!) und der Einsamkeit. Davor, mit leeren Händen dazustehen. Davor, dass ich tatsächlich NICHTS bin. Mit Plänen im Kopf kann ich mir immer wieder zumindest ein bisschen vorgaukeln, dass ich doch was bin.

Durch unseren Austausch kommt mir grade... dass ich jetzt so EXTREM plane, könnte daher kommen, dass ich spüre, so richtig HILFT diese Strategie nicht (mehr), dass ich aber keine andere Strategie habe und deshalb mich mit aller Macht an die (ehemals bewährte) Strategie klammere!

Außerdem leben zwei meiner Kinder momentan völlig "planlos". Vielleicht muss ich meine Verzweiflung darüber durch forciertere Planungen meinerseits "kompensieren". Beeinflussen kann ich die beiden sowieso nicht. (Erkenntnis nach vielen, vielen, vielen Versuchen... nicht einfach so dahingesagt.)

Ach ja, und solange ich Pläne schmiede, habe ich ein bisschen "Macht". Habe in so vielen Bereichen in den letzten Monaten erfahren, dass ich NULL Einfluss und Macht (bitte nicht negativ verstehen... nur als die Fähigkeit, etwas nach den eigenen Vorstellungen verändern/gestalten zu können) habe. NULL. Beim "Planen" habe ich zumindest theoretisch doch wieder ein bisschen Macht. Ja, das ist der Vorteil des Planens gegenüber der Umsetzung... Man hat noch jede (gedankliche) Freiheit und Gestaltungsmacht.

Der Nachteil: Dieses permanente Abwägen und Entscheiden-Müssen bei all den Unwägbarkeiten und Unsicherheiten.

Ihr hattet noch manches Bedenkenswerte geschrieben. Muss ich mir gleich noch mal durchlesen.

Liebe Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
rajo1
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von rajo1 »

Hallo Nene,

mein PC ist abgestürzt und es wird wohl ein Weilchen dauern bis alles wieder in Ordnung ist und mich melden kann.
Ich merke, wie abhängig, gar "süchtig" ich geworden bin.
Nun bin ich einem Internetcafe, das geht, alles kein Problem für mich, wenn ich will.Werde noch irgendwohin Abendbrotessen gehen, ein Glas Wein trinken.
Schade, es wäre schon interessant gewesen, weiter uns gegeseitig zu ermuntern und voranzubringen.

Pass auf dich auf und sprich nochmals mit deiner Therapeutin.
Ich gehe morgen zur Thera und habe mein Konzept.
Lass bitte von Dir hören, ab und an finde ich einen PC.

Frohen Gruß

von rajo
heute
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von heute »

Hallo rajo,

na, hattest du gestern noch ein feines Abendessen?

Und warst du heute schon bei deiner Therapeutin? Sprecht ihr über deinen bevorstehenden Klinikaufenthalt oder habt ihr ganz andere Themen?

Auf jeden Fall wünsche ich dir, dass du auch ohne PC und Internet (oder nur mit gelegentlichen Internet-Café-Besuchen) gut über die Runden kommst! Alles Gute!

Ja, schade, dass wir auf diese Weise nicht mehr so oft voneinander "hören" (oder besser gesagt "lesen") werden. Ich habe den Austausch mit dir geschätzt!

Schöne Grüße

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
rajo1
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von rajo1 »

Hallo Nene,

bin hierher geradelt zum nächsten Internetcafe, ca. 6 km von zu Hause. Wozu eine schwache Sucht und Neugier doch gut ist. Schon die Atmosphäre ist "berauschend", neue Eindrücke, lauter junge Leute und entsprechende Musik im Hintergrund. Abwechslung!

Ich bin bei der Thera gewesen. Es war gut. Ich habe "das Wort" geführt, d.h., ich wusste, was ich wollter bei der Thera.
Sie hat mich bestärkt in meinem Sinne. Es gibt selbst dort Dinge, die mich beleben könnten. Warum nicht die angenehmen und schönen Seiten genießen? Das ist doch bei jedem anders. Wer kennt mein Leben, meine psych. Belastungen, mein Inneres, meine Gefühle?

Wir hatten noch andere Dinge zu besprechen, die ich klären möchte, bevor ich hier meine Gefilde verlasse:
nämlich meine Schwester zu einem "Befriedungsgespräch" einladen und wie ich den Dialog führe,
und anderes.

Insgesamt gut und ich habe Kompromisse in einer anderen Angelegenheit angeboten.
Ich fühlte mich gut, sicher und verstanden.


Gestern war ich noch allein beim "Giechen", auch Wein getrunken. Es war gut. Es ist besser, als allein zu Hause rumsitzen. Ich bin eine gute Beobachterin und genieße die Einrichtung und die leise Hintergrundsmusik. Geschmeckt hat es auch!
Noch habe ich hier ein umfangreiches Programm, bevor ich fahren kann. Davor graut mir, weil es mir schwer fällt, das alles abzuarbeiten.
Also, es ist längst nicht alles in Butter, es fällt mir vieles schwer. Aber, wenn das Radeln ins Internetcafe geht, dann müsste sich das andere auch allmählich packen lassen.Oder?

Nene, was hat sich bei dir getan?
Welche Richtung vertritt deine Therapeutin?
Ich hoffe, es geht dir einigermaßen und es bewegt sich etwas.
Denke auch mal an dich und fühle dich dabei gut.

rajo
heute
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von heute »

Hallo rajo,

prima, dass dein Gespräch mit der Therapeutin so gut abgelaufen ist! Du hast dir ja noch was Anspruchsvolles vorgenommen, bevor du in die Klinik fährst... die Sache mit deiner Schwester...!

Ansonsten, ja, das glaube ich dir gerne, dass es noch manches zu regeln, organisieren und vorbereiten gibt, bevor du dich ins Auto oder in den Zug setzen kannst. Und ich glaube dir auch, dass es anstrengend ist und immer wieder neuer Energie bedarf, um alles abzuarbeiten. Vielleicht kannst du dir für jeden Tag ein, zwei kleine Schritte vornehmen, so dass der Berg an Aufgaben allmählich kleiner wird und abgetragen wird. (Ähemm, das schreibt nun eine, die Berge immerzu vor sich herschiebt und entweder davor kapituliert oder im letzten Moment in einem Riesenkraftakt zum "Befreiungsschlag" ausholt - und dann muss natürlich alles gleichzeitig passieren, wird die Zeit zu knapp, wird alles konfus... naja, darum: das mit den kleinen, besonnenen Schritten zum richtigen Zeitpunkt hätte schon was... )

Hey, 6 km bist du geradelt? Stark! Ja, find ich wirklich... Schön, dass du die Atmosphäre im Internet-Café und die Abwechslung dort dann auch genießen konntest! Und auch das Essen im griechischen Restaurant.

Mein Mann und ich waren am Feiertag in einem Café. Der Milchkaffee und das Stückchen Kuchen waren ja ganz gut... aber, was soll ich sagen, ich war dennoch traurig und wurde noch trauriger, als mein Mann sagte: "Ja, nimm dir dein Stück Kuchen!", einen Satz, den er sich von meiner Therapeutin "abgeschaut" hat. Es ist so dieses durchdringende Gefühl, den Kuchen (im konkreten ebenso wie im übertragenen Sinne) nicht zu verdienen.

Was sich getan hat? In dem Sinne, den du meinst, NICHTS. Ich sitze hier und recherchiere und plane, vergleiche und überlege den ganzen Tag... viele Tage lang. Heute habe ich zum Beispiel zusammengetragen, welche Sprachzertifikate es für welche Sprachen auf welchen Niveaustufen gibt, wo und wann die jeweiligen Prüfungen stattfinden, welche Vorbereitungsmaterialien auf dem Markt sind (und natürlich... wichtig, wichtig, welche Qualität diese haben)... Ich habe dieser Tage den Spleen, dass ich unbedingt AKTUELLE Nachweise für meine Sprachkenntnisse benötige. (Wofür? Frag mich das jetzt bitte nicht, es reicht, wenn mir mein Mann diese "gemeine" Frage stellt. Sie leitet mich nämlich sofort zu der Frage: Ja, ok, wofür bin ich überhaupt? Wofür brauch ich überhaupt IRGENDWELCHE Fähigkeiten und Kenntnisse oder IRGENDWELCHE Zeugnisse und Zertifikate? Alles, was ich bisher gelernt und absolviert habe, ist ja wohl bei Licht betrachtet nutzlos und überflüssig. Die Frage "Wofür?" ist also ein veritabler ANGRIFF auf meine Person...)

Mein Mann meint grundsätzlich (das hab ich schon mal in irgendeinem Thread geschrieben), dass ich nur mal wieder eine umfassende berufliche Aufgabe bräuchte, dann wäre diese Spinnerei genauso weg wie alle depressiven Verstimmungen. Gestern sagte er mir aber, dass ich psychisch ja sowas durch den Wind wäre, dass ich wohl momentan gar keinen beruflichen Anforderungen und Belastungen standhalten könnte.

Ob und inwiefern ich "arbeitsfähig" bin, weiß ich selbst nicht. Ja, vielleicht ginge es doch, vielleicht könnte ich mich voller Engagement in eine Aufgabe stürzen, viele Stunden täglich daran arbeiten und alles andere weit weg schieben.

Als Freiberuflerin muss ich mich ja auch selber dranhalten, um Aufträge zu bekommen. Wenn ich mich zurückziehe, hab ich (so wie im Moment) auch kaum Arbeit. Verdiene natürlich auch kein Geld (und muss mir irgendwann vom Finanzamt "mangelnde Gewinnerzielungsabsicht" unterstellen lassen... das belastet mich ungemein... ich würde ja gern, ich KANN nur momentan so schlecht acquirieren, werben, nachhaken und nachfragen).

Ach, ich weiß es nicht. Neulich hab ich auch schon was (Kleines) abgelehnt... kein so gutes Zeichen. Meine Seele mag und kann halt doch nicht auf alles wieder voller Elan und Ehrgeiz "aufspringen" und die Schwere, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hinter sich lassen. Das hat im Sommer noch geklappt... jetzt grade nicht mehr. Aber vielleicht (denke ich mir) darf ich mich bloß nicht so hängenlassen... mein Gott, fürs Recherchieren nach Sprachzertifikaten hatte ich heute (so ca. 8 Stunden... ja, ich bin so verbohrt... grabe immer weiter und weiter) ja auch genügend Energie.

Und bei der Thera habe ich immer noch Angst, sie könne gekränkt sein, wenn ich sie auf stationäre Therapie (statt wie bisher nur ambulante Therapie) anspreche. Bisher habe ich mich jedenfalls nicht getraut.

So, das ist der status quo.

Gut, dass du Hoffnung hast!

Schöne Grüße

Nene
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rajo1
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von rajo1 »

Hallo Nene,

aha, du hast einen neuen Spruch. Schön.

Also, wenn du dich bei deiner Thera nicht traust, wo traust du dir denn dann?
Dort kann und darf man auch etwas probieren.

Du kannst doch nicht Rücksicht auf deine Therapeutin nehmen, wenn es um dich geht. Die wird wohl hoffentlich die Frage verkraften, ansonsten hat sie den verkehrten Beruf.
Und wie ich Nene hier lese, wirst sie wohl freundlich anfragen. Es ist doch eine Überlegung wert. Bespreche doch gemeinsam mit ihr, die Für und Wider. Da musst du natürlich starke Argumente haben.
Hast du diese oder möchtestdu die haben?

Wie verstehe ich das mit dem Kuchen. Du lässt dir zuteilen, was dir andere freiwillig geben?

Ist das vielleicht ein Kommunikationsproblem?
Du interpretierst die Aussage deines Mannes mit deinen Gedanken und Gefühlen?
Es wird wohl Zeit, dass du etwas für deine Psyche tust. Du hast wie die meisten Depressiven "verdrehte" Denkansätze.
Auch ich habe durch die VT mein Denken und mein Verhalten geändert.

Und eine erfüllende Aufgabe, eine Tätigkeit mit Erfolgserlebnissen und Kontakt mit Menschen ist schon sehr wichtig. Nur , wenn man in einer depressiven Phase hängt, dann kann man nicht jede Arbeit gut schaffen.

Das war alles nur kurz.
Bin heute viel geradelt und jetzt ab in die Sauna,. Es geht mir bißchen besser.
Ja, ich plane auch in kleinen Schritten meine Vorbereitungen.

Ich fahre wahrscheinlich mit dem Nachtzug in die Klinik.

Schönen Abend

rajo
ghana
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von ghana »

Hallo Nene,

ich war auch im Mozart-Musical und habe die CD.
Ich will nicht den Besserwisser spielen, aber deine Signatur stimmt nicht ganz. Wahrscheinlich hast du es dem Hören nach aufgeschrieben? Verhören kann man sich da ja leicht.
Es heißt eigentlich "Wie kann man frei sein, wenn man seinem eignen Schatten nie entgeht?"

Mozart hadert dabei mit der Beziehung zu seinem Vater, der ihm zeitlebens mächtig Leistungsdruck gemacht hat, mit seinen Schuldgefühlen wegen des Todes seiner Mutter - und vielleicht auch mit seinem gedankenlos-verschwenderischem Selbst?

Hast du auch solche Schatten?

LG
Stefanie
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von heute »

Hallo Stefanie,

oh, wie super-peinlich! Ja, du hast Recht, ich habe falsch zitiert. Ich hatte aus dem Gedächtnis zitiert, ohne mir das Textheft (zur CD) zur Hand zu nehmen.

Na, du siehst, jetzt habe ich die Signatur geändert... (und dieses Mal abgetippt aus dem Textheft) und du weißt ja wahrscheinlich auch, wie das Zitat an dieser Stelle weitergeht. Aber mir war das für das Forum hier zu "derb".

Liebe Stefanie, ich weiß, worum es im Musical geht (habe es zweimal gesehen, die CD unzählige Male gehört und habe "natürlich" auch das Begleitheft zum Musical...). Und ich würde mir nie anmaßen wollen, mich mit Mozart zu vergleichen.

Aber: Lieder und Liedtexte können ja manches Mal "trotzdem" (also, obwohl sie einen anderen Hintergrund bzw. einen anderen Zusammenhang haben) zu den eigenen Gefühlen und Stimmungen passen. Geht es dir nicht auch manchmal so?

Insgesamt finde ich aber auch, dass das Mozart-Musical über die Person Mozart und ihre ganz eigene und individuelle Geschichte doch auch viele "allgemein-menschliche" Themen enthält... Beziehung Vater - Sohn, Erwartungshaltungen aneinander, Erwartungen an sich selbst, existentielle Ängste... Kannst du mir da zustimmen?

Mir gehen jedenfalls die Lieder immer wieder sehr nahe. (Besonders: "Was für ein grausames Leben", "Wie wird man seinen Schatten los?", "Warum kannst du mich nicht lieben wie ich bin?")

Schöne Grüße

Nene
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von heute »

Hallo rajo,

danke für deine Antwort! Muss gleich aus dem Haus, aber wollte mich noch kurz melden...

Wieder ist eine Therapiestunde vorbei und wieder habe ich es nicht geschafft, die Sache anzusprechen.

Überhaupt ist die letzte Therapiestunde ziemlich "in die Hose gegangen". Zu Hause hatte ich dann Kopfschmerzen und grüble seitdem immer, was schief gelaufen ist (naja, das habe ich eigentlich ziemlich schnell erkannt), wie ich diesem "Schief-Laufen" das nächste Mal vorbeugen könnte und wie ich der Therapeutin ERKLÄREN könnte, was so schief gelaufen ist und warum ich mich so unwohl fühlte.

Aber momentan NEIGE ich eher zum Rückzug und dazu, die Stunde nächste Woche abzusagen. Denn so, wie das gestern lief, ist es NUR frustrierend.

Schöne Grüße

Nene
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von heute »

Hallo rajo,

du hattest gefragt, wie du das mit dem "Kuchen" verstehen sollst. Also:

Mein Mann war mal bei einer Therapiestunde dabei und da sagte die Therapeutin zu mir den Satz: "Nehmen Sie sich doch Ihr Stück Kuchen!"

Interpretiere ich so: Jeder Mensch hat ein Anrecht auf "sein Stückchen Kuchen" (Leben?), muss diesen Kuchen aber auch NEHMEN, ergreifen, beanspruchen...

Der Satz hat meinem Mann sehr gut gefallen und er sagt ihn mir nun immer wieder... Naja, und eben auch in dem Café... dort meinte er ihn sowohl KONKRET als auch (augenzwinkernd) im übertragenen Sinne.

Mehr haben wir dann nicht gesprochen (schließlich waren wir in der "Öffentlichkeit"), aber wir wussten ja beide, was gemeint war.

Schöne Grüße

Nene, die dir jetzt im Herbst noch viele sonnige Radl-Stunden wünscht!
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rajo1
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Re: Unterschied REHA/Kur oder akute Klinikeinweisung

Beitrag von rajo1 »

Hallo Nene,
aha, jetzt habe ich es verstanden, wie der Satz mit dem Kuchen gemeint war.
Und?
Wäre doch auch eine Variante gewesen, wenn du gesagt hättest:

Hallo, ich nehme mir den Kuchen und ich habe mir den auch verdient.....oder was weiß ich...wenigtens in dem Sinne.

Eine frustrierene Therastunde. Ja, das muss wohl mal sein, obwohl ich dir das nicht wünsche. Ich kenne das auch.
Wohin mit dem Frust?
Nimm dir Zeit und sage die Stunde noch nicht ab. Du würdest es wahrscheinlich bereuen. Überlege dir lieber, wie du die nächste Stunde gestaltest und versuche etwas daraus zu machen.
Ich denke, dein Ärger wird im Laufe der Woche nachlassen.
Nimm dir die Stunde und nimm dir das Recht, das zu sagen, was dich bedrückt. Du hast die Wahl? Nehmen oder geben oder verzichten..

Wünsche dir eine gute Entscheidung

rajo

PS:
Danke für die guten Wünsche fürs Radeln.
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