Brauche dringend Hilfe und Rat!!!!

[hamb]

Hallo!

Bin total verzweifelt und weiss nicht mehr weiter. Ich fange mal an, von vorne zu erzählen.
Mein Mann kommt am Montag nach Hause und erzählt mir weinend, dass er nicht mehr kann. Er hätte sich seit 1 1/2 Monaten vor allen verstellt. Er fühlt sich so leer, lustlos und emotionslos. Er kann nicht mehr richtig schlafen, hat Albträume, die er auch tagsüber wiedererlebt. Zudem guckt er sich manchmal im Spiegel an und erkennt sich kaum selbst. Er ist innerlich total nervös und unruhig.
Ich habe ihn ersteinmal beruhigt und bin mit ihm zum Hausarzt. Die Ärztin hat ihm eine Überweisung zum Psycho-Therapeuten gegeben.
Er ist dann eingeschlafen. Er sagte, dass er mich liebt.
Dienstag mittag kommt er früher nach Hause und weint wieder und sagt: Ich glaub, wir brauchen eine Eheberatung. Ich : ???
Er: Ja, mir ist schon viel wohler, jetzt, wo ich es dir gesagt habe. Wir haben dann darüber gesprochen und es wurde immer komischer. Er sagte, dass er mich zwar noch umarmen mag, aber nicht mehr küssen. Er mag meine Nähe, aber manchmal auch nicht. Er weiß nicht mehr, ob er mich noch liebt. Manchmal hat er ganz kurze Momente, wo alles so ist wie früher. ER meinte dann auch, dass er jetzt schon viel ruhiger ist. Zwei Stunden später war er wieder total unruhig. Wir waren ganz lange spazieren. Er hat teilweise mit mir ganz normal geredet, dann wieder hat er geweint (ich auch) und wusste irgendwie garnichts mehr.
Er hatte am Mittwoch vormittag (heute) gleich einen Termin bekommen. Da war das Hauptthema unsere Beziehung und das er oft nicht gesagt hat, was er wirklich will. Das er einen geplanten Urlaub garnicht wollte, und das er die Hochzeit auch nicht richtig wollte (vor einem Jahr). Unsere Hochzeit war direkt nach einer für ihn wichtigen Prüfung, bei der er eine Woche lang unter totalem Druck stand und innerhalb einer Woche 5 kg abgenommen hat. Mein Mann ist eh teilweise nicht so stabil wie ich.
Naja, ich hab das Gefühl, dass das der Therapeut gerne aufgenommen hat und es dann eher um meine angebliche Dominanz ging, als um die anderen Symptome.
Nach der Therapie haben wir lange gesprochen. Er hat gesagt, dass er erstmal alleine sein will (er fährt zu einem Kumpel, wo er auch übernachten kann)). Er hat gesagt, wenn er nächste Woche Mittwoch (sein nächster Gesprächstermin) immer noch diese innere Unruhe hat, dann weiss er ja, dass es nicht an der Beziehung liegt.
Und jetzt bin ich hier zu Hause, er ist weg und ich komm überhaupt nicht klar damit. Wie kann denn innerhalb von drei Tagen alles zusammenbrechen? Und ist er krank oder will er mir nur nicht sagen, dass er mich nicht mehr liebt. Er sagt immer, er weiß einfach nicht, ob er mich noch liebt, aber er schmeißt 7 1/2 Jahre Beziehung auch nicht einfach so weg. Und er sagt, dass er mich gerne berührt, auch würde er mit mir schlafn können. Andererseits küsst er mich nicht. Er kann das momentan nicht, sagt er...Ich hab Angst, dass er krank ist. Das alles passt irgendwie nicht zusammen, wenn es nur die Beziehung sein soll. Warum hat er die Unruhe denn auch, wenn ich nicht bei ihm bin. Warumn fühlt er sich so emotionslos und leer und hat Albträume?
...Zusatz: Gerade hat sein Kumpel angerufen, bei dem er übernachtet... Sein Kumpel sagt, dass er sich Sorgen um mich macht, weil ich allein zu Hause bin (Hab aber schon mit meiner Ma telefoniert). Will er Schluß machen und traut sich nicht, weil ihm das selbst zu weh tut?? Oder ist er krank und weiss das selbst nicht so genau?
Ich bin jedenfalls total hilflos und vielleicht kennt ja jemand von euch die Symptome und/oder hat ähnliches erlebt?
Danke fürs Zu"hören"!

[winnie]

Hallo Urg,

Du sagst, Du hättest Angst, daß Dein Mann krank sei.

Ja. Er IST krank.

So wie sich das Deinem Bericht zufolge anhört, hat Dein Mann eine akute Depression.
Depressionen sind eine Krankheit, da kann er selbst weder etwas dafür noch wird er es durch bloßes "Zusammenreißen" schaffen, da wieder raus zu kommen.

Ich würde Dir empfehlen - les Dich einfach mal ein bißchen hier im Forum ein. Hier findest Du einen Haufen Informationen und Erfahrungsberichte, sowohl von Betroffenen als auch von Angehörigen. Du wirst Dich bzw. Deinen Mann da bestimmt sehr oft wiedererkennen - und sowohl Verständnis und Trost als auch sehr gute Tipps finden.

Also lies mal los - und dann frag!

Grüße von
Winnie

[hamb]

Danke schonmal für die Antwort!
Das mit der Depression habe ich bereits am Dienstag vermutet und dachte nun, dass der Therapeut das bestätigt. Aber anscheinend ist der Arzt da anderer Meinung. Ich denke es trotzdem weiterhin!Auch meine Ma ist fix und fertig und meinte, dass sie nicht glauben kann, dass er mich nicht mehr liebt, sondern wirklich krank ist. Ich hab ihr alles geschildert (mündlich besser als im Internet) und sie denkt dasselbe wie ich. Ich habe jetzt hier schon einiges gelesen (lenkt mich auch ein bißchen ab). Trotz alledem hab ich solche Angst ihn zu verlieren. Ich komme nicht mehr an ihn ran. Und wenn er Depressionen hat: warum redet er dann mit seinem Kumpel? Ich dachte, dass sich Depressive total abschotten. Und das tut er nicht. Er will sogar weiter zur Arbeit (er macht momentan einen wichtigen Lehrgang). Nur mich will er nicht sehen...

[hamb]

Jemand da zum Reden?

[feuerfisch]

Hai urg

bin grad selbst nicht so gut drauf, aber ich versuchs mal wenn alle anderen schlafen.

Depris äussern sich praktisch von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es gibt ein paar Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unterschiede. Der Eine zieht sich komplett zurück, der Andere verfällt in Rastlosigkeit.....

Gut möglich das er dich (vor sich) schützen will.
Gut möglich das du ihm im Moment zu nahe stehst, andererseits braucht er jemand dem er vertrauen kann.
Gut möglich das er im Moment einfach nicht weiß was er will, nicht weiß wie er mit sich selber umgehen kann.
Gut möglich das....

Winnie hat schon recht, lies dich ein wenig ein, lerne die Krankheit zu verstehen, dann fällt auch dir der Umgang leichter.

Hilft nix wenn du morgen total ko bist.....schnapp dir ein buch und leg dich wenigstens hin, versuch zu lesen, dich abzulenken. Die Nacht ist ein schlechter Ratgeber.

feuerfisch

[BeAk]

Liebe Urg,

Seinen Kumpel liebt er nicht, den mag er blos. Dem braucht er auch nicht zu sagen, ich liebe Dich, der möchte auch keine Zärtlichkeit von ihm. Also kann er sich seinem Kumpel gegenüber auch normal verhalten.

Liebe Urg, das Verhalten Deines Mannes ist depressionsbedingt und wird sich, mit abklingen der Depression, auch wieder normalisieren. Er wird Dich genau so lieben wie vor dieser Episode.

Dein Mann gehört in fachärztliche Behandlung, wenn Sein Hausarzt mit der Pharmacotherapie überfordert ist. Antidepressiva sind der schnellste Weg Besserung zu erreichen. Wenn Der Hausarzt ihm keine verodnet, sollte Dein Mann einen Psychiater aufsuchen. Aber in jedemfall die Psychotherapie fort setzen.

[martin-hh]

hallo urg,

es ist immer schwer, von der ferne und als aussenstehender eine diagnose zu stellen. ich finde, du solltest die ferndiagnosen der anderen hier richtig einzuordnen wissen. die symptome können doch vielles bedeuten. es gibt ja noch burn-out syndrome, anderen psychische störungen bzw. erkrankungen oder sonstige seelische krisen, die nicht unbedingt die diagnose depression erhalten. klar wird die dir in einem depressionsforum zu allererst für ihn mit auf den weg gegeben, doch fachlich kompetent sollte dies nur ein psychologe bzw. psychiater diagnostizieren können. also mach dich doch da erstmal nicht verrückt und versuche ihn zu einer ordentlichen psychodiagnostik zu bewägen. dann siehst du weiter.

vielleicht schämt er sich ja auch vor dir für seine probleme und braucht emotionalen abstand und somit irgendwie sicherheit.

vielleicht aber stimmt für ihn wirklich etwas nicht mit der beziehung - dann ist es doch aber gut, dass er den vorschlag mit der eheberatung gemacht oder?

ich würde ihn jetzt nicht zu sehr unter druck setzen, du weisst ja nicht genau was (mit ihm) los ist (also von wegen: "du musst zum psychiater - alle sagen das!").

gib ihm etwas raum und biete deine hilfe an...

viele grüße aus hamburg
martin

[tommi]

Liebe Urg,

für dich kommt das alles aus heiterem Himmel, du bist total verwirrt, kannst es nicht begreifen. Das ist voll verständlich.

Als erstes musst du begreifen, dass er krank ist und sein Handeln und seine Äußerungen daraus resultieren.
Ihm geht es schlecht, und er ist genauso verwirrt wie du. Er versucht einen Grund zu finden, warum es so ist. Seine Gedanken keisen und darüber gerät er in Panik.

Ich sehe es wie Bea. Sein Rückzug hat nicht in erster Linie was mit dir zu tun. Er fühlt sich leer, alles ist grau und er kann seine Emotionen nicht einordnen. Sein Freund emotional weit weg und deswegen kann er mit ihm umgehen und sich mit ihm gut unterhalten.

Was jetzt wichtig ist, dass du ihm zeigst, dass du für ihn da bist und den Rückzug respektierst, damit er Zeit hat, sich zu finden. Versuche mit ihm in Kontakt zu bleiben, aber nicht unter Druck zu setzten.

Auch ich empfehle dir, dass du dich gründlich über die Krankheit informiertst. Denn helfen kannst du ihm nicht, dass muss er selbst erledigen und die Therapie ist schon ein guter Schritt dahin. Vielleicht kannst du ihn ja auch bewegen, dass er zum Fachartz geht, denn auch ich meine, dass die Diagnose ermittelt werden muss und er medikamentös behandelt wird.

Vor allem musst du jetzt dafür sorgen, dass es dir einigermaßen gut geht, um aus deiner Grübelei herauszufinden. Nur wenn du Kraft auftanken kannst, wird sie dir nicht ausgehen und nur so, kannst du eine Hilfe für deinen Mann sein.

Pass gut auf dich auf.
Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld.

lieben Gruß
Tom

[hamb]

Bin erstmal zu meinen Eltern, damit ich reden kann und jemand bei mir ist.
Dann hab ich heute mittag mit meinem Mann telefoniert.
Er ist wieder vom Lehrgang früher gegangen, denn er konnte es nicht ertragen, mit so vielen Leuten in einem Raum zu sein (dieses Gefühl hate er schon öfters zuvor, z.Bsp. auf dem WM-Fest in Hamburg). Seine innere Unruhe ist immer noch da. Er hat außerdem eine Liste angefangen, wo er aufschreibt, was er nicht mag.
Z.B. mag er Leute nicht, die ihn anlügen.
Er hat gesgt, dass er mir vertraut und sich bei mir sicher fühlt. Trotzdem braucht er noch Zeit alleine. Die will ich ihm auch geben.
Ich habe ihm gesagt, dass ich glaube, dass er krank ist. Und ich finde, dass die Gesprächstherapie bei dem Therapeuten von Mittwoch nicht reicht, weil er erstmal eine viel schnellere Hilfe benötigt, um aus seinem Loch rauszukommen. Er hat gesagt, das er nicht mehr glaubt, dass die Beziehung der Grund ist (Höchstens einer der vielen Gründe), warum es ihm schlecht geht, sondern dass er wirklich krank ist.
Ich habe ihm gesagt, er soll sich einmal überlegen, ob er nicht in ein Krankenhaus (UKE in Hamburg z.Bsp.) gehen möchte, um sich dort erstmal helfen zu lassen.
Er will sich das überlegen. Morgen will er alline zum Alstervergnügen in Hamburg und sehen, ob er mit den Menschenmassen fertig wird.
Dann hat er gesagt, dass er gerne SMS von mir bekommt, aber erstmal nicht so gerne telefonieren möchte mit mir. Er will bis Montag warten und wenn es ihm dann nicht besser geht, will er reagieren (wie, weiß er wohl selbst noch nicht).
So, dass erstmal zum neuesten Stand.
Hab ich das richtig gemacht? Meint ihr, dass eine Aufnahme im UKE erstmal das richtige wäre (falls er freiwillig mitgeht). Dort gibt es eine Psychatrische Station. Sein Therapeut scheint nicht erkannt zu haben, dass nicht nur die Beziehung ein Problem ist, sondern dass mein Mann krank ist. Er hat auch keine Medikamente oder Beruhigungsmitel bekommen. Oder sollte er beim Therapeuten noch mal anrufen und früher hingehen (nächste Woche mittwoh erst nächster Termin)?Oder soll ich den Therapeuten mal nrufen?Ich weiß, dass er alles freiwillig machen muss, aber er hat auch gesagt, dass er meine Hilfe braucht, weil er nicht mehr weiter weiß...
Fragen über Fragen

[martin-hh]

hallo nochmal,

durch mein studium kenne ich das uke gut. wenn es wirklich akut ist, könnt ihr jederzeit dorthin und werdet auch rangenommen. wie ich schon sagte, dass allerwichtigste ist jetzt eine fundierte und professionelle psychogiagnostik!! das kann sonst niemand, weder die forumsteilnehmer hier noch du. du kannst ja gerne schonmal dort anrufen und von akuten problemen berichten, häufig kann man erste hilfsansätze schon telefonisch finden...

ich würde dir auch raten dort in eigenregie anzurufen und das feld sozusagen erstmal abzustecken...viele patienten haben ja hemmungen vor der psychiatrie und werden durch angehörige dort angemeldet...ob er dann dort hin geht, ist ja dann immernoch seine sache...

stigmatisiere ihn doch bitte auch nicht so (von wegen du bist krank etc.) - sondern dränge ihn darauf, dass erstmal professionell abzuklären (DIAGNOSTIK!!!) krankheit bzw. symptome sind ja oft in wirklich ein zeichen für die gesundheit bzw. den bewältigungsmechanimus eines organismus (siehe fieber) und damit oft auch eine chance!

[BeAk]

Liebe Urg,

die Krankheit Depression kann gut amulant behandelt werden. Dein Mann braucht möglicherweise keinen stationären Aufenthalt. In goßen Psychiatrien gibt es Institusambulanzen. Niedergelassenen Psychiater sind meist auch ganz gut. Sie findest du im Örtlichen Telefonbuch.
Wichtig ist jetzt, wie Martin schon schrieb, eine ordentliche Diagnose, damit die Behandlung geplant werden kann.
Beruhigungsmittel sind bei der Depression nicht angesagt, ganz gleich ob burn-out oder eine andere Depression, sondern Antidepressiva.