Hallo, ich bin neu hier und habe dieses Forum gestern gefunden.
Mein Name ist Kari, ich bin 30 Jahre alt und von Beruf bin ich Call Center Agent im technischen Support bei einem Internetprovider (Schichtdienst).
Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr depressiv.
Damals hab ich noch in meiner Heimat Essen gelebt und war dort beim Psychiater, weil mir immer schwindelig war.Und ich immer weinen musste.
Immer wieder gab es diese "LOch" Phasen, wie ich sie nenne. Tief reingefallen und alles ist schwarz, schlecht,ich bin ein schlechter Mensch und schuld an allem, was um mich herum passiert. Das zieht mich natürlich noch mehr herunter.
Diverse Panikattacken kamen im Laufe der Zeit dazu, soziale Phobien und einige andere Dinge, die mein eigentlich sehr schönes Leben einschränken.
Eigentlich habe ich alles, was ich zum Leben brauche, doch fall ich immer wieder in dieses Loch rein.
Letzte woche sogar so stark, dass ich ans aufhören, an Selbstmord gedacht habe.
Da war mir klar, dass was passieren muss.
Heute war ich dann beim Psychiater.
Dieser hat mir 5 minuten zugehört, mir Novoprotect und Clomipramin verschrieben und mich weinenderweise wieder entlassen.
Und mich für diese Woche krankgeschrieben.
In psychotherapuetischer Behandlung bin ich auch,wegen meiner Ängste, aber ich merke,das ein Termin pro woche oder sogar alle zwei wochen zu wenig sind.
Soll ich die Medis nehmen? Ich hab mehr Angst davor als dass sie mir HOffnung machen müssten
Liebe Grüße,Kari
Ich habe Angst
Re: Ich habe Angst
Hallo Kari,
willkommen im Forum, auch wenn der Anlass kein angenehmer ist. Woher meinst Du, dass Deine Depressionen kommen ? Wurde das schon herausgearbeitet ?
Zu den Medikamenten: Ich habe mich 10 Jahre mit Haenden und Fuessen dagegen gestraeubt, inzwischen nahm ich Fluoxetin und Trevilor. Die modernen ADs sind wesentlich patientenfreundlicher als diejenigen, die man aus Aussenstehender so kennt. Gerade in den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich da viel getan. Die heutigen Antidepressiva machen nicht mehr abhaengig. Okay, es gibt noch die harten Sachen (oft als "Benzos" bezeichnet), aber die werden nur in Krisensituationen unter Aufsicht verabreicht. Vielleicht findest Du unter "Medikamente" etwas ueber Deine Medis, oder eine Suche unter Google hilft. Oft ist die Wirkung der modernen Medis eine Aenderung des Gehirnstoffwechsels, z.B. die Wiederaufnahmehemmung von Serotonin. Das ist ueberhaupt nichts Schlimmes, und wenn Dir das Medikament nicht hilft kann man es bedenkenlos absetzen ("ausschleichen" wie das hier heisst). Ein Problem gibt es allerdings - Deine Medis werden nicht sofort wirken, die Wirkung wird um meist 2-4 Wochen zeitverzoegert. Schon deswegen solltest Du bald damit anfangen, wenn Du Dich so schlecht fuehlst.
Was mir noch auffaellt, ist Dein Schichtdienst im Callcenter. Kann es sein, dass dieser Beruf einen Anteil an Deinen Depris hat ? Dass Du aufgrund des Schichtdienstes einen gestoerten Schlafrythmus hast, und weniger Sozialkontakte ? Und vielleicht noch Stress mit Anrufern dazukommt, die einen als Blitzableiter missbrauchen ? Nur so Gedanken ...
Hoffentlich wirken die Medis, und hoffentlich hast Du Menschen um Dich herum, denen Du Dich anvertrauen kannst, die Dir zuhoeren. Wir hier hoeren auch zu ...
Alles Gute ...
Faustus
willkommen im Forum, auch wenn der Anlass kein angenehmer ist. Woher meinst Du, dass Deine Depressionen kommen ? Wurde das schon herausgearbeitet ?
Zu den Medikamenten: Ich habe mich 10 Jahre mit Haenden und Fuessen dagegen gestraeubt, inzwischen nahm ich Fluoxetin und Trevilor. Die modernen ADs sind wesentlich patientenfreundlicher als diejenigen, die man aus Aussenstehender so kennt. Gerade in den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich da viel getan. Die heutigen Antidepressiva machen nicht mehr abhaengig. Okay, es gibt noch die harten Sachen (oft als "Benzos" bezeichnet), aber die werden nur in Krisensituationen unter Aufsicht verabreicht. Vielleicht findest Du unter "Medikamente" etwas ueber Deine Medis, oder eine Suche unter Google hilft. Oft ist die Wirkung der modernen Medis eine Aenderung des Gehirnstoffwechsels, z.B. die Wiederaufnahmehemmung von Serotonin. Das ist ueberhaupt nichts Schlimmes, und wenn Dir das Medikament nicht hilft kann man es bedenkenlos absetzen ("ausschleichen" wie das hier heisst). Ein Problem gibt es allerdings - Deine Medis werden nicht sofort wirken, die Wirkung wird um meist 2-4 Wochen zeitverzoegert. Schon deswegen solltest Du bald damit anfangen, wenn Du Dich so schlecht fuehlst.
Was mir noch auffaellt, ist Dein Schichtdienst im Callcenter. Kann es sein, dass dieser Beruf einen Anteil an Deinen Depris hat ? Dass Du aufgrund des Schichtdienstes einen gestoerten Schlafrythmus hast, und weniger Sozialkontakte ? Und vielleicht noch Stress mit Anrufern dazukommt, die einen als Blitzableiter missbrauchen ? Nur so Gedanken ...
Hoffentlich wirken die Medis, und hoffentlich hast Du Menschen um Dich herum, denen Du Dich anvertrauen kannst, die Dir zuhoeren. Wir hier hoeren auch zu ...
Alles Gute ...
Faustus
-
kleinesita
- Beiträge: 7
- Registriert: 7. Jul 2003, 17:14
Re: Ich habe Angst
Vielen Dank lieber Faustus für die lieben Worte
Ja, ich denke die Arbeit trägt dazu bei, auch dass ich hier im Saarland nach 2 1/2 Jahren immer noch keine Bezugspunkte habe, ausser einen Freund, der unter der Woche allerdings in Hamburg arbeitet und nur am Wochenende bei mir ist.
Aber die Arbeit mache ich schon seit bald 4 Jahren und es gab Momente, die teilweise um einiges stressiger waren als die derzeitige Situation.Und heutzutage MUSS man froh sein, einen guten Job zu haben (bis auf die Schichten und die Unterforderung)
Mir werden auch keine Sonderaufgaben mehr zugeteilt, weil ich wohl nicht mehr belastbar genug bin....denken die sich vielleicht.
Bei den Medis hab ich Angst, dass ich dadurch müde werde und meine Reaktion dadurch nachlässt.
Bin eh schon dauernd müde *g*.
Ich werde mich diese woche erst mal mit meiner PT treffen um einen Plan für die Zukunft zu machen.Mal sehen, was dabei herauskommt.
Ja, ich denke die Arbeit trägt dazu bei, auch dass ich hier im Saarland nach 2 1/2 Jahren immer noch keine Bezugspunkte habe, ausser einen Freund, der unter der Woche allerdings in Hamburg arbeitet und nur am Wochenende bei mir ist.
Aber die Arbeit mache ich schon seit bald 4 Jahren und es gab Momente, die teilweise um einiges stressiger waren als die derzeitige Situation.Und heutzutage MUSS man froh sein, einen guten Job zu haben (bis auf die Schichten und die Unterforderung)
Mir werden auch keine Sonderaufgaben mehr zugeteilt, weil ich wohl nicht mehr belastbar genug bin....denken die sich vielleicht.
Bei den Medis hab ich Angst, dass ich dadurch müde werde und meine Reaktion dadurch nachlässt.
Bin eh schon dauernd müde *g*.
Ich werde mich diese woche erst mal mit meiner PT treffen um einen Plan für die Zukunft zu machen.Mal sehen, was dabei herauskommt.
Re: Ich habe Angst
Hallo Sita !
Wenn Du nach 2 1/2 Jahren immer noch keine Bezugspunkte im fremden Umfeld hast, und Dein Partner dazu nur am Wochenende da ist, dann ist das fuer Depression und Angst ein perfekter Naehrboden. Kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung (seit 2 1/2 Jahren "Englaender", Sozialisierung erst seit ein paar Monaten) bestaetigen.
Zum Job: Klar, besser ein belastender Job als gar keiner. Aber was ist mit Umstieg - ich meine, sich einfach mal woanders bewerben und gegebenenfalls kuendigen ? Oder eine Abendschule besuchen - okay, Schichtdienst, vielleicht einen Fernstudiengang belegen, um irgendwie wieder ein Ziel zu haben ? Oder Dich in einem Ehrenamt engagieren, um Anschluss zu bekommen ? Das Problem bei uns "Fremdlingen" ist ja, dass niemand an die Tuer kommt um einen aus seiner Einsamkeit herauszuholen ...
Zu den Medis: Ich habe jetzt zwei verschiedene genommen und ich konnte keinen Verlust meiner Reaktionszeit feststellen. Die Nebenwirkungen sind ein bisschen Mundtrockenheit und reduzierter Appetit beim Fluoxetin (=Prozac), dagegen eher leichte Gewichtszunahme beim Venlafaxin (=Trevilor). Nichts wirklich Schlimmes. Dauernd muede war ich auch schon vorher, durch Depression und einen Herzfehler bedingt. Brauchst Du in Deinem Job eine erhoehte Reaktionszeit ?
Dass Du jetzt anfaengst, Weichen fuer die Zukunft zu stellen, weil es so nicht weitergehen kann, finde ich ausgezeichnet. Ich hoffe, bald findest Du den roten Faden !
Alles Gute,
Faustus
Wenn Du nach 2 1/2 Jahren immer noch keine Bezugspunkte im fremden Umfeld hast, und Dein Partner dazu nur am Wochenende da ist, dann ist das fuer Depression und Angst ein perfekter Naehrboden. Kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung (seit 2 1/2 Jahren "Englaender", Sozialisierung erst seit ein paar Monaten) bestaetigen.
Zum Job: Klar, besser ein belastender Job als gar keiner. Aber was ist mit Umstieg - ich meine, sich einfach mal woanders bewerben und gegebenenfalls kuendigen ? Oder eine Abendschule besuchen - okay, Schichtdienst, vielleicht einen Fernstudiengang belegen, um irgendwie wieder ein Ziel zu haben ? Oder Dich in einem Ehrenamt engagieren, um Anschluss zu bekommen ? Das Problem bei uns "Fremdlingen" ist ja, dass niemand an die Tuer kommt um einen aus seiner Einsamkeit herauszuholen ...
Zu den Medis: Ich habe jetzt zwei verschiedene genommen und ich konnte keinen Verlust meiner Reaktionszeit feststellen. Die Nebenwirkungen sind ein bisschen Mundtrockenheit und reduzierter Appetit beim Fluoxetin (=Prozac), dagegen eher leichte Gewichtszunahme beim Venlafaxin (=Trevilor). Nichts wirklich Schlimmes. Dauernd muede war ich auch schon vorher, durch Depression und einen Herzfehler bedingt. Brauchst Du in Deinem Job eine erhoehte Reaktionszeit ?
Dass Du jetzt anfaengst, Weichen fuer die Zukunft zu stellen, weil es so nicht weitergehen kann, finde ich ausgezeichnet. Ich hoffe, bald findest Du den roten Faden !
Alles Gute,
Faustus
Re: Ich habe Angst
Hallo Kari (sorry, nicht Sita ),
wie gehts Dir so ? Hattest Du schon das Gespraech beim Therapeuten ?
Hoffentlich hast Du meine oben genannten Loesungsansaetze nicht als zu radikal empfunden.
Alles Gute,
Faustus
wie gehts Dir so ? Hattest Du schon das Gespraech beim Therapeuten ?
Hoffentlich hast Du meine oben genannten Loesungsansaetze nicht als zu radikal empfunden.
Alles Gute,
Faustus