Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Julia57
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Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Hi,
lese schon eine Zeitlang hier mit und finde euch alle sehr kompetent und hilfreich. Nun muß ich aber auch einmal etwas loswerden.
Es geht um meinen Ex-Freund. Wir haben uns vor 6 1/2 Jahren auf der Arbeit kennengelernt und ich habe mich ziemlich schnell in ihn verliebt. Er war auch in mich verliebt, hat mir das aber nie gesagt, weil er der Ansicht war, das würde in diesem Zeitraum nicht gutgehen. Wir beide hatten dann andere Beziehungen und mal ein kollegiales, mal ein freundschaftliches Verhältnis. Dabei haben wir regen Kontakt gehalten und kennen uns mittlerweile sehr gut.
Ca. vor einem Jahr stand ich vor den Scherben meiner Beziehung und habe mich ihm anvertraut. Unser Verhältnis wurde schnell wieder sehr innig und es kam heraus, daß auch seine Beziehung kaputt war. In vielen Gesprächen haben wir den Mut gefunden, mit unserem jeweiligen Partner Schluß zu machen. Dabei kamen wir uns auf einer Ebene näher, die man schon nicht mehr als freundschaftlich bezeichnen konnte.
Kaum war ich solo, stürzte ich mich in eine Affäre. Als er davon erfuhr, tat ihm das sehr weh - und er gestand mir, daß er sich wieder in mich verliebt habe. Die folgende Zeit war geprägt von meiner innerlichen Zerissenheit. Einerseits war mir tief im Innersten klar, daß ich ihn auch liebe und wir ein optimales Paar wären, andererseits hatte ich zu große Angst, mich darauf einzulassen. Ich pflegte also weiter einerseits meine Affäre und andererseits nährte ich seine Hoffnung (wobei zu dieser Zeit nichts lief), was für ihn eine harte Zeit war, weil er das nicht verstehen konnte, was ich tat und seine Gefühle sehr sehr tief waren.
Als ich soweit war, kamen wir schließlich endlich zusammen - und wir waren wirklich ein optimales Paar. Es war wie nach Hause kommen, es stimmte alles - 3 Wochen lang... Dann kam eine Situation, wo ich heute noch nicht weiß, wie ich sie einordnen soll.
Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon massive Probleme. Laut ihm hielt seine Familie nicht so zusammen wie er sich das wünschte und seine Ex-Freundin hatte sich nach der Trennung zurückgezogen und wollte ihn nicht mehr sehen, obwohl die Trennung aus beider Sicht wohl das vernünftigtste war. Auf der Arbeit
Wir waren bei meiner Familie zu Besuch und da wurde ihm vor Augen geführt, wie der Zusammenhalt in einer Familie sein kann. Das machte ihn den ganzen Tag ziemlich niedergeschlagen. Ich habe falsch reagiert und ihm dies vorgehalten, weil es mich an meinen Ex erinnert hat - und mein Verhalten hat ihn an seine Ex erinnert... Mit meinem bescheidenen psychologischen Wissen schlußfolgere ich, er fühlte sich dabei von seiner letzten Stütze, nämlich mir, verlassen und ihm wurde quasi der Boden unter den Füßen weggezogen.
Es folgten unzählige Tränen und schlußendlich das Geständnis: "ich weiß nicht, ob ich dich noch liebe". Ich war und bin mir sicher, daß solche Gefühle wie er für mich hat nicht einfach weg sein können, aber er schilderte es so.
Ein paar Wochen schlugen wir uns noch so durch. Mal lief es gut und ich hatte das Gefühl, daß wir es schaffen könnten. Mal zeigte er genau die Anzeichen, die für eine Depression typisch sind: er wachte auf und konnte nicht mehr einschlafen, ihm war alles egal, er wollte keine Entscheidungen treffen, er verkroch sich unter die Bettdecke und hatte Angst vor dem Aufstehen, nichts machte ihm mehr Spaß oder konnte ihn aufheitern.
Schon damals meinte er, er müsse mal einen Psychologen aufsuchen deswegen. Davor kam es aber zum Showdown: er meinte, er könne nicht mehr mit mir zusammen sein, er könne mir nichts zurückgeben und das mache ihn fertig. Wir trennten uns also, um nicht alles total kaputt zu machen.
Das ist jetzt 2 1/2 Monate her. Er ist seit 6 Wochen in psychologischer Behandlung, nachdem auch sein Hausarzt ihm dazu geraten hatte, weil es Depressionen sein können. In mancherlei Hinsicht hat sich etwas geändert - er fühlt sich nicht mehr für alles verantwortlich und an allem schuld. Andererseits zeigt seine Familie nicht die Anteilnahme an der Therapie, die er sich wünscht, und dabei sind noch viele Dinge unausgesprochen. Jede Nachricht von ihnen frustriert ihn so sehr, daß er wieder zwei Tage lang total schlecht drauf und niedergeschlafen ist.
Unser Verhältnis ist seltsam. Ich weiß über alles Bescheid, er hält mich über seine Therapie auf dem Laufenden. Ich habe versucht, mich mit ihm auf der freundschaftlichen Ebene zu bewegen. Mal treffen, ansonsten telefonischen Kontakt halten und auf der Arbeit sehen wir uns ja auch noch regelmäßig. Das ist für mich natürlich nicht leicht, denn meine Gefühle sind nach wie vor da, und ich nehme an, das weiß er auch.
Zunehmend habe ich Probleme damit. Ich habe erwartet, daß von ihm mehr zurückkommt. Ich würde gerne einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont sehen, daß wir wieder zusammen kommen. Allerdings weiß ich nicht, ob ich mich in der Sache falsch verhalte, und habe folgende Fragen, wo ihr mir vielleicht aus eurer reichhaltigen Erfahrung erzählen könntet:

- soll ich ihm sagen oder zeigen, daß ich ihn nach wie vor liebe?
- soll ich den Kontakt mit ihm um jeden Preis intensivieren? Also jeden Tag anrufen, einfach so und fragen, wie es ihm geht? Zeigen, daß er mir wichtig ist und ich zu ihm halte? Oder nervt das?
- soll ich ihn dazu ermutigen, sich mit seiner Familie auseinander zu setzen? Dann darin liegt m.E. das Hauptproblem
- ich kenne seine Eltern nicht gut, aber in der kurzen Zeit haben wir uns gut verstanden. Soll ich auf sie zugehen und ihnen sagen, daß sie sich falsch verhalten? Andererseits, als Ex-Freundin fühle ich mich sazu nicht unbedingt "befugt"

Ihr seht, ich bin momentan sehr unsicher, wie es weitergeht. Ich kann auch nicht pausenlos geben, weil ich gerade im Moment auch Probleme habe. Andererseits würde ich diese sofort zurückstellen, wenn ich wüßte, daß ihm meine Zuneigung und das Für-Ihn-Dasein hilft. Ich versuche, mir zwischendurch genug Zeit für mich selbst zu nehmen, aber komme immer wieder zu dem Punkt, wo mir etwas fehlt.

Ich hoffe, euch ist jetzt nicht langweilig vom Lesen und ihr könnt mich verstehen. Nachfragen beantworte ich natürlich gerne!!

Liebe Grüße,
Julia
BeAk

Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von BeAk »

Liebe Julia,

erhöhe den Druck auf Deinen Freund nicht, er würde sich sonst von Dir zurückziehen.
Habe Geduld, er ist in Therapie, es wird langsam besser werden und dann könnt ihr wieder langsam aufeinander zugehn.
Und in zwischen Zeit versucht er gesund zu werden und Du regelst Deine Probleme selber und kümmerst Dich um Dein Leben.
Melde Dich aber regelmäßig bei ihn, frage ihn am besten wie oft er Nachricht von Dir möchte.

Mische Dich nicht in das Verhältnis zu seinen Eltern ein, das muß er selber regeln wenn er sich stark genung dazu fühlt, noch ist die Zeit nicht reif dafür.
chrigu
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von chrigu »

Hallo Julia,

sag ihm ruhig, dass Du ihn noch liebst, dass Du viel an ihn denkst und ihm gerne helfen würdest, wenn Du könntest.

Am meisten kannst Du ihm aber im Moment helfen, wenn Du ihn nicht unter Druck setzt. Er soll nicht das Gefühl haben, Du wartest auf ein Signal von ihm. Ich weiß, das ist höllenschwer, weil Du gerne ein bisschen Hoffnung haben willst. Aber depressive Menschen können schlecht Entscheidungen fällen und ihren Gefühlen überhaupt nicht über den Weg trauen. Im Moment wird er also selber nicht wissen, was er eigentlich will. Wenn Du es aber wissen willst, dann setzt Du ihn nur zusätzlich unter Druck - und den hat er im Moment schon genug.

Sag ihm also, wie Du fühlst, sag ihm aber auch, dass Du Rücksicht auf ihn nimmst und Dich erstmal zurückhälst (sag ihm auch ruhig, wie schwer Dir das fällt, falsches Schonen ist auch nicht gut). Gib ihm Zeit. Es dauert, bis man aus dem Loch herausgekrabbelt ist und alles wieder sortiert hat.

Es tut mir leid, dass ich Dir keinen anderen Rat geben kann. Aber am besten ist wirklich, Du kümmerst Dich jetzt erstmal um Dich und drehst Dich nicht dauernd um ihn. Versuche, Dein Leben zu regeln, rechne damit, dass es auch ohne ihn laufen muss. Es bringt Euch beiden nichts, wenn Du jetzt auch noch versinkst. Und dann warte einfach ab.

Meld Dich mal, wie es Dir geht!

Chrigu
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Liebe Bea, liebe(r?) chrigu,
danke für eure Worte! Der Punkt Geduld fällt mir sehr schwer, das gebe ich zu, aber ich arbeite daran.

Aber setze ich ihn noch mehr unter Druck, wenn ich ihm sage, daß ich ihn liebe und auch manchmal, daß mir das schwer fällt? Fühlt er sich dann erst recht genötigt, auf Teufel komm raus eine Entscheidung zu treffen?

Heute geht es mir übrigens wieder besser, wir hatten eine wunderschöne Mittagspause; er hat sich mir gegenüber geöffnet und tatsächlich ging es ihm nachher besser. Das hat mir Mut gemacht.

Was mich selbst betrifft: ich versuche das zu beherzigen. Klappt eben nicht immer. Ist aber ein generelles Problem, weswegen ich auch in psychologischer Behandlung bin.

Ich habe hier schon viel mitgelesen und frage mich, ob es eine Art "leichte Depression" gibt. Mir erscheint es nämlich so, als ginge es ihm immer noch hundertmal besser als so manchen anderen, von denen hier die Rede ist. Was meint ihr?

Liebe Grüße,
Julia
chrigu
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von chrigu »

Hallo Julia,

natürlich gibt es auch leichte Depressionen. Oder depressive Verstimmungen. Wenn Du meinst, solche Symptome an Dir beobachtet zu haben, solltest Du das Deinem Therapeuten sagen. Da kann Dir sicher weitergeholfen haben.

Ich weiß nicht, ob Du ihn unter Druck setzt, wenn Du ihm das sagst, was ich vorgeschlagen habe. Aber nur, weil er depressiv ist, ist er ja nicht blöd. Deshalb soll er ruhig wissen, wie es um Dich steht. Ist manchmal sogar ganz gut, wenn man sich nicht nur um sich selber dreht, sondern auch weiß, dass es da noch andere Menschen in der Umwelt gibt, die auch Gefühle haben.

Viele Grüße,
Chrigu
PS: Bin übrigens w
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Liebe chrigu

Das mit den leichten Depressionen habe ich jetzt wegen ihm gefragt, nicht wegen mir... falls ich Anzeichen an mir beobachten sollte, werde ich natürlich meine Therapeutin darauf ansprechen.

Für mich ein Problem ist auch dieses Für-Ihn-Dasein. Ich kann ja nun nicht jeden Abend zu Hause sitzen, nur um erreichbar zu sein, wenn er mich braucht. Andererseits möchte ich natürlich auch, daß er mich erreicht, wenn er mich braucht. Wie kriegt man diesen Spagat hin?

Noch eine persönliche Frage: inwiefern bist du betroffen?

Liebe Grüße,
Julia
chrigu
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von chrigu »

Hi Julia,

zu Deiner Frage: Ich bin selber depressiv und kenne Depressionen auch von anderen Menschen in meiner näheren Umgebung.

Für mich ist es natürlich wichtig, dass jemand da ist, wenn ich Hilfe brauche. Aber ich habe auch gelernt zu akzeptieren, dass ich zum Beispiel meinen Freund nicht total für mich beanspruchen und mit runterziehen kann. Für Angehörige ist es wichtig, dass sie sich einen eigenen Freiraum schaffen.
Lies doch mal auf der Hauptseite des Kompetenznetzes die Tipps für Angehörige durch!

Da steht unter anderem, dass man sich selbst nicht vergessen darf. Das gilt auch für Dich! Zumal ihr ja, wenn ich das richtig verstanden habe, immer noch getrennt seid. Er hat sich doch von Dir getrennt, da kann er nicht auf der anderen Seite verlangen, dass Du immer für ihn da bist! Und das sollte ihm auch klar sein.

Wie gesagt, falsches Schonen hilft auch nicht. Und da ihr getrennt seid, denke doch jetzt erstmal bitte an Dich. Mach, wonach Dir ist und versuche auch mal ein paar Stunden nicht an ihn zu denken. Du musst nicht immer für ihn erreichbar sein, Du bist schließlich noch nicht mal mehr seine Freundin. Und selbst als seine Freundin hättest Du das Recht, auf Dich Acht zu geben und müsstest Dich nicht immer mit ihm beschäftigen.

Deshalb: Mach ruhig, wonach Dir ist, auch wenn Du dann für ihn nicht erreichbar bist. Sag ihm, dass Du versuchst, immer für ihn da zu sein und dass er es nicht als Zeichen der Ablehnung verstehen soll, wenn Du etwa mal nicht ans Telefon gehst.

Ich weiß, dass ist alles nicht so einfach, aber auch hier hilft nur reden, reden, reden. Und dabei solltest Du auch an Dich denken!

Liebe Grüße,
Chrigu
PS: Schreib mal, ob das klappt und wie es Dir geht und so...
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Liebe chrigu,
danke für deine offene Antwort. Dann weißt du ja besser als jeder andere, was ich schildere...

Daß ich mich nicht selbst vergessen darf, ist mir bewußt und ich versuche auch danach zu handeln. Im Gegensatz zu der Zeit nach der Trennung ist er auch nicht mehr mein Lebensmittelpunkt und er verlangt auch nicht von mir, daß ich immer da bin, wenn er mal anruft.

Ich habe nach wie vor folgenden Gedanken und krieg ihn nicht raus: es ginge ihm besser, wenn wir noch zusammen wären, weil er sich an mir aufrichten könnte. Ich wäre ihm eine Stütze, denn mit mir persönlich haben seine Depressionen nichts zu tun.
Ich weiß, daß das Mist ist, denn wenn ich hier so die Beiträge richtig lese, ist es noch viel schlimmer, wenn man in einer Beziehung ist und glaubt, dem anderen dadurch zur Last zu fallen.

Tja, mir geht es mal gut, mal nicht. Ich habe ihm einige ehrliche Worte gesagt, darunter auch daß wir mehr reden sollten und daß ich ihn nach wie vor vermisse und auf ihn warte.
Das hat er sehr ehrlich beantwortet mit "das erzeugt Druck bzw. ich baue mir Druck auf". Über diese ehrliche Antwort war ich sehr froh, das hat er nie so ausformuliert und auch nie gesagt, daß er selbst sich den Druck aufbaut. Aber du hast recht - Geduld ist höllisch schwer. Er fehlt mir unendlich...

Wie lange weißt du von deiner Depression? Und bist du in einer Beziehung?

Liebe Grüße,
Julia
chrigu
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von chrigu »

Hallo Julia!

Von meiner Depression weiß ich so etwa seit anderthalb Jahren. Ich bin auch in einer Beziehung. Vermutlich willst Du jetzt wissen, wie das so funktioniert und so ?
Naja, mal so, mal so. Ich weiß, das ist keine befriedigende Antwort. Aber wenn der Partner einigermaßen verständnisvoll ist, dann klappt das schon irgendwie. Es gibt natürlich Phasen, wo Depressive sich ihrer Gefühle nicht mehr sicher sind und denken, sie lieben den anderen nicht mehr. Oder sie denken, sie fallen dem anderen nur zur Last. Oder sie fühlen sich unverstanden und sind sauer darüber. Oder sie ziehen sich zurück und wollen allein sein.

Ist doch super, dass er mal mit solchen Sachen rausgerückt hat! Ich finde ja wirklich, dass Reden in solchen Fällen oft Wunder wirkt. Weil man sich eben doch nie so gut in den anderen reinversetzen kann. Dann entstehen Missverständnisse, dann Streit usw.

Ich weiß nicht, ob es ihm besser ginge, wenn ihr zusammen wäret. Eine Depression kann man letztlich nur alleine durchstehen, das ist leider meistens so. Klar kann eine liebevolle Unterstützung helfen, aber manchmal eben auch nicht. Siehe oben.

Habt Ihr denn auch noch mal über eine Beziehung gesprochen? Wie geht es ihm denn jetzt überhaupt?

Liebe Grüße,
Chrigu
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Liebe chrigu!
Ich habe hier schon mehrere Threads gelesen und kann mir denken, daß es in einer Beziehung ganz schön schwierig ist. Warst du denn schon mit demjenigen zusammen, als du das entdeckt hast, oder hast du jemand kennengelernt und wußtest, daß du depressiv bist?

Ich bin absolut deiner Meinung, daß Reden sein muß, aber ich kann und will niemanden zwingen. Ich interessiere mich für sein Leben und er weiß auch, daß er mit mir über seine Therapie reden kann - was er auch schon getan hat.

Ansonsten ist die Situation insofern schwierig, daß wir nicht mehr zusammen sind. Bei der Trennung wußten wir noch nicht, daß es auch Depressionen sein können. Wir hatten dann ausgemacht, daß er versucht, seine Probleme zu regeln, und wir dann abwarten, ob er seine Gefühle für mich wieder findet.
Wenn wir damals gewußt hätten, daß solche Anzeichen typisch für eine Depression sind, auch daß man glaubt, den Partner nicht mehr zu lieben - vielleicht hätten wir dann anders reagiert. Bis dato wurde die Diagnose Depression noch nicht bestätigt, so oder so geht es ihm besser und man merkt, daß er sich in der Beziehung wirklich unglaublich unter Druck gesetzt fühlte. Letztendlich ist Geduld die einzige Lösung...

Liebe Grüße,
Julia
chrigu
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von chrigu »

Hallo Julia,

weiß gar nicht, ob Du noch im Forum unterwegs bist, wollte auch nur mal kurz bei Dir nachhören, wie es Dir geht. Also: Wie geht es Dir? Und was macht Dein Ex-Freund? Wie sieht denn jetzt Euer täglicher Umgang aus? Stelle ich mir nicht einfach vor...

So, das war es nur ganz kurz, aber ich wollte mich mal wieder bei Dir melden.

Liebe Grüße,
Chrigu
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Liebe chrigu,
danke für deine Meldung!

Na klar bin ich noch im Forum unterwegs, bin einer dieser Computerjunkies, die kaum einen Tag ohne Internet durchstehen

Mir geht es im Moment mal gut, mal schlecht, ein ständiges Wechselspiel. Was jetzt nicht nur mit ihm zu tun hat.
Wir sehen uns nach wie vor jeden Tag auf der Arbeit, manchmal telefonieren wir auch abends noch. So oder so bleibt Zeit zum Reden. Irgendwie ist es wie vor unserer Beziehung. Darüber reden wir nicht - momentan würde sich da eh nichts ändern, und bei mir festigt sich der Gedanke, daß seine Krankheit quasi mit mir Schluß gemacht hat.

Wie seid ihr damit umgegangen? Wie kommt er damit zurecht?

Liebe Grüße,
Julia
chrigu
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von chrigu »

Liebe Julia,

puh, schwierigen Fragen! Wie er damit zurechtkommt? Naja, mal mehr, oder mal weniger. Aber mich kriegt er eben nur so, wie ich bin . Auch wenn ich natürlich manchmal denke, dass er lieber eine andere hätte, eine ohne Depressionen. Dann habe ich auch ein bisschen die paranoide Vorstellung, dass ich eines Tages durch eine solche ersetzt werde.
Aber irgendwie gehen wir damit um. Ich muss die Krankheit ja auch in meinen Alltag integrieren, also warum nicht auch in die Beziehung.

Aber wenn man zusammenlebt, muss der Partner schon mit einkalkulieren, dass der Depri an seiner Seite nichts auf die Reihe kriegt, noch nicht mal die Spülmaschine anzuwerfen.

Du klingst, als hättest Du Hoffung, dass ihr irgendwann wieder zusammenkommt. Ist das so? Wie geht Ihr denn jetzt miteinander um, freundschaftlich? Oder enger? Wirken die Medikamente, die Therapie?

Liebe Grüße
Chrigu - auch ein Internet- und Forumsjunkie...
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Liebe chrigu,

ich kann mir vorstellen, daß es sehr schwierig ist, unter diesen Umständen eine Beziehung zu führen, aber ich habe auch hier von Beispielen gelesen, daß es geht, wenn man genügend Verständnis füreinander hat und eben auch viel redet.

Ja, ich habe Hoffnung. Aus vielerlei Gründen. Einige sind irrational, wie daß wir 6 Jahre lang einander irgendwie im Hinterkopf hatten oder daß wir so wunderbar miteinander umgehen, so viele gleiche Ansichten haben. Der andere ist, daß er damals so wahnsinnig starke Gefühle für mich hatte, die er mir oft beschrieben hat und die er seiner Meinung nach noch für keine Frau hatte. Da ich ihn kenne, weiß ich, daß das keine leeren Worte sind. Und die können nicht von einem auf den anderen Tag weg sein.
Wir haben die letzten Tage die Mittagspause zusammen verbracht und das war sehr schön. Wir haben wirklich ein gutes Verhältnis, momentan natürlich auf freundschaftlicher Ebene. Er ist jetzt nicht in der Lage, mehr zu geben, aber ich hoffe einen Weg gefunden zu haben, damit umzugehen und wirklich abzuwarten, bis es ihm besser geht und er sich seiner Gefühle klar ist.
Ich empfinde ihn als die große Liebe, und für die lohnt es sich zu warten.

Medikamente nimmt er derzeit noch keine, weiß auch nicht, ob das angedacht ist. Er sagt, daß er bei der Therapie schon einiges gelernt hat und sie ihm hilft. Auch wenn das natürlich ein langer, schwerer Weg ist.

Liebe Grüße,
Julia
tommi
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von tommi »

Liebe Julia,

ich finde es toll, wie du mit der Situation umgehst. Du nimmst ihm ungeheuer den Druck, so dass er die Möglichkeit hat, zu sich zu kommen.

Ich finde es auch schön zu lesen, dass es dir dabei relativ gut geht. Ich glaube auch, dass deine Hoffnungen begründet sind, weil ich schon seine Handlung auf die Krangheit zurückführen würde.

Wichtig ist in der Tat das Reden. Ich denke, es ist der Schlüssel für eine gute Beziehung.

Ich hoffe, dass du nicht mehr allzulange warten musst und wünsche allerseits schöne Ostern.

Gruß
Tom
Julia57
Beiträge: 35
Registriert: 3. Apr 2006, 18:47

Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Hallo Tom,
vielen Dank für deinen Zuspruch. Um ehrlich zu sein denke ich aber, daß ich noch lange warten muß. Es wird mir dabei noch manches Mal gut und manches Mal schlecht gehen...

Mir fehlt noch völlig die Einschätzung, wann ich ihm was sagen kann. Gestern z.B. bekam ich eine SMS mit Ostergrüßen und habe zurückgeschrieben, was er so macht. Es kam den ganzen Tag keine Antwort. Da so was öfter vorkommt, wollte ich ihn mal fragen, ob ihm das zu trivial ist, um zu antworten - aber ich weiß nicht, inwieweit er sich dann unter Druck gesetzt fühlt... Da muß ich irgendwie dahinter kommen.

Liebe Ostergrüße,
Julia
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Hey ihr Lieben,
ich bin gerade so verzweifelt, daß mir nichts anderes einfällt, als hier zu posten.

Wie soll man Geduld haben, wenn einen die Sehnsucht nach dem geliebten (depressiven?) Menschen fast kaputtmacht?
Wie soll man damit umgehen, ihn zu brauchen, ihm das aber nicht sagen zu können, weil es "Druck aufbaut"?
Hat es was zu bedeuten, und wenn ja was, wenn er Kontakt zu allen Menschen sucht, die ihm wehgetan (und damit letztendlich zur Depression geführt) haben, aber nicht zu der Frau, die er vor Einsetzen der selben so geliebt hat wie noch keine zuvor?

Manchmal weiß ich eben auch nicht weiter...

Liebe Grüße,
Julia
tommi
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von tommi »

Liebe Julia,

es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht.
Ich denke, dass du dir einen Schps geben solltest und zu ihm zu fahren. Auch wenn du meinst, dass könnte ihn unter Druck setzten. Ich bin der Meinung, dass er eigentlich sehen muss, was du für ihn tust und dass du ihm guttust. Deine Geduld, dein Einfühlungsvermögen helfen ihm so sehr, aber du darfst dich dabei nicht vergessen. Auch du hast wünsch und Bedurfnisse, die genauso wichtig sind, wie seine.
Zeige ihm, was du für ihn empfindest und sage ihm auch, dass du für ihn da sein willst. Ich denke, dass ihr miteinander über euch reden solltet und einen Weg finden solltet, der es zulässt eure Liebe (denn davon gehe ich auch bei ihm aus) zu leben.

Manchmal ist es tatsächlich so, dass beide eigentlich den gleichen Gedanken haben, aber beide Angst haben ihn auszusprechen, bei dir, weil du ihn nicht unter Druck setzten willst, bei ihm, weil er Angst hat, dich zu verletzen.

Lieben Gruß
Tom
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Lieber Tom,
es ist so unterschiedlich, heute geht es wieder ganz gut...
Ich weiß nicht, ob dein Vorschlag was bringen würde. Er fühlt sich bei der bloßen Erwähnung meiner Gefühle unter Druck gesetzt - wie soll das erst sein, wenn ich vor ihm stehe? Ich weiß nicht, ob er sieht, was ich für ihn tue... und ich weiß nicht, ob er mittlerweile seine Gefühle für mich wieder entdeckt hat. Ich glaube es nicht, sonst würde er doch etwas sagen - und wieso sollte er Angst haben, mich zu verletzen, wenn er mir das sagt??

Liebe Grüße,
Julia
tommi
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von tommi »

Liebe Julia,

durch seine Rückzüge, seine Äußerungen... hat er dich verletzt. Um das nicht zu wiederholen, lässt er es lieber bei dieser Situation. Ausdedem kann noch das schlechte Gewissen dazukommen und die Angst, dass du ihn nicht mehr willst.

Genau das ist häufig ein großes Problem für die Betroffenen, den ersten Schritt zu wagen. Wenn du ihn also nicht tust, wird es so bleiben, wie es ist.

Woher sollte er auch wissen, was du für ihn empfindest, wenn du es ihm nicht sagst? Vielleicht hat er genau die gleichen Probleme, wie du.

Du setzt ihn nur unter Druck, wenn du von ihm etwas forderst. Wenn du ihm aber sagst, dass du ihn liebst und vermisst, forderst du dann schon was?

Lieben Gruß
Tom
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Lieber Tom,
was ich dir unbedingt noch einmal sagen will: vielen Dank für deinen Zuspruch, aber auch die Fragen, die du aufwirfst.

Ja, er hat mich verletzt, das stimmt. Daß er Angst hat, daß ich nicht mehr will, glaube ich nicht - dazu kennen wir uns eigentlich gut genug.
So oder so werde ich aber in nächster Zeit das Gespräch mit ihm suchen und ihm auch sagen, was ich über sein Verhalten denke.

Über die Druck-Frage bin ich mir noch nicht im Klaren - ist es nicht so, daß ein Mensch, der sagt "ich liebe dich", auch zurückgeliebt werden will? (Denn sonst würde man es ja nicht sagen. Man sagt das niemandem, von dem man weiß, daß man bei ihm keine Chance hat.) Und ist es nicht das, was ihn unter Druck setzt? Daß ich fordere, von ihm zurückgeliebt zu werden?

Im übrigen habe ich mir ein Buch zum Thema Depressionen und Angehörige gekauft und versuche, ihn besser zu verstehen und ihm eine wirkliche Hilfe zu sein.

Liebe Grüße,
Julia
tommi
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von tommi »

Liebe Julia,

und weil ihn das unter Druck setzten könnte, sollst du es nicht sagen dürfen? Heißa, ich meine, dass ist der falsche Ansatz. Druck baut er sich dann selbst auf. Du kannst auch nicht vermeiden, allem Druck aus dem Wege zu gehen. Das Leben ist ein einziger Druck, aber mit viel Spaß zwischendrin .

Ich finde es gut, dass du dich dazu entschieden hast, mit ihm über deine Gefühle zu reden.
Denke daran, es geht auch um dich und nicht nr um Ihn.

Lieben Gruß
Tom
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Lieber Tom,
wir haben heute geredet... nicht über meine Gefühle, da hält mich ein Bauchgefühl nach wie vor von ab. Aber über unser Verhalten. Es sind einige Dinge nach oben geschwemmt, und darüber bin ich froh.

Er meinte, er wäre ganz froh, wenn er nicht immer über seine Krankheit reden müßte, denn das tut ihm weh, und letztlich muß er damit alleine fertig werden. Ich weiß nicht genau, wie ich das einzuordnen habe... du vielleicht?

Liebe Grüße,
Julia
tommi
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von tommi »

Liebe Julia,

er hat recht damit, dass er mit seiner Krankheit alleine zurechtkommen muss. Auch ist es verständlich, dass er nicht jedes Gespräch über seine Krankheit führen möchte. Das wäre so, als würdest du mit einem Krebskranken immer nur vom Krebs und vom Tod reden und das demotiviert.

Genau darauf will auch ich in meinen Beiträgen immer wieder hinaus. Die Krankheit darf nicht im Fokus der Beziehung stehen! Es ist wichtig, sich über die Gefühle auszutauschen, aber das heißt nicht, dass man das andauernd tun soll.

Meine Frau und ich reden eigentlich sehr wenig über die Krankheit, sondern unsere Gespräche verlaufen eigentlich so wie in jeder Beziehung auch. Nur wenn ich merke, dass es ihr anfängt schlechter zu gehen, versuchen wir das zu ergründen. Wenn die Phase da ist, ist es meistens für ein Gespräch zu spät. Erst danach können wir die gemachten Gefühle austauschen. Dann jedoch wird die Beziehung wie jedea andere auch geführt und genossen.
Seit nun mehr als zwei Monaten ist meine Frau depressionsfrei und wir genießen es in vollen Zügen .

Ich denke, du solltest das beherzigen, was er sagt und versuchen, eure Beziehung wieder zu normalisieren. Es wäre eigentlich der richtige Zeitpunkt gewesen, oder nicht?

Lieben Gruß
Tom
Julia57
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Re: Ex-Freund - wie beurteilt ihr die Lage? (Achtung lang!)

Beitrag von Julia57 »

Lieber Tom,

ja, du hast recht, das kann ich auch nachvollziehen, daß er nicht immer darüber reden will.

Ich weiß nicht, ob ich gerade selbst eine Ausrede kreiere - aber er hat ja damals gesagt, er weiß nicht, ob er mich noch liebt, und deswegen haben wir uns getrennt und ich habe versucht, ihm Zeit zu geben, darüber nachzudenken. Ich bin der Ansicht, daß er es sein sollte, der kommt und sagt: "Ich möchte wieder mit dir zusammen sein". Ich denke ja auch, daß das mit der Krankheit zusammenhängt, daß er plötzlich nichts mehr gefühlt hat - aber ich kann ihm das ja nicht einreden, das muß er auch selbst erkennen.

Klingt irgendwie doch nach Ausrede... Abgesehen davon habe ich selbst die Zügel schleifen lassen und unsere Freundschaft vernachlässigt, das weiß ich.

Liebe Grüße,
Julia
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