Zukunftsängste verhindern Besserung

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pittromi
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Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von pittromi »

Seid gegrüßt,
viele von euch haben die gleichen oder ähnliche Probleme. Vielleicht eine kurze Vorstellung: es begann im Anfang 1999. Auf einmal, ohne Anlaß oder erkennbaren Grund versank die Welt in Angst, Panik und Freudlosigkeit. Ich verkroch mich auf meine Couch und las alte Kinderbücher, nur um nicht denken zu müssen, einfach um mich abzulenken. Ich wußte überhaupt nicht was passiert war. Starke körperliche Schmerzen kamen dazu. Der Hausarzt schickte mich von einer Untersuchung zur anderen. Dazu verschrieb er mir Johanniskrautdragees, danach ein einfach Antidressivum. Nichts half. Physisch wie psychisch ging es immer weiter bergab. Plötzlich stand ich allein in der Welt. Keine "Freunde" mehr, schließlich kaum noch Kontakte. Ab dem Jahr 2000 wurde ich zum Neurologen und Psychologen überwiesen. Nach ausführlichen Tests stand die Diagnose "Schwere Depression und Angst" fest. Ich erhielt Trevilor und einen Tranquilizer. Dazu noch drei weitere Sorten. Im Ruhezustand besserte sich durch die Medikamente der Allgemeinzustand, jedoch bei Streß half nur der völlige Rückzug. Mittlerweile, nach fast 7 Jahren sind die Depressionen chronifiziert. Ich selber bin nach den Erfahrungen mit Krankenkassen, Arbeitsämtern (wegen Aussteuerung), Kompetenzverlust auf der Arbeitsstelle nach langer Fehlzeit, ziemlich hoffnungslos und resigniert. Vollschichtig arbeiten kann ich nicht mehr und eine Rente reicht finanziell nicht zum leben. Was bleibt mir also noch....? Warten auf ein Wunder ?
pittromi
www.peter-imort.de
Servus, Toni

zweifler
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von zweifler »

Hallo Peter !


Habe deinen Thread gerade erst entdeckt als ich dir schon auf deine Anfrage geantwortet hatte.
Mir geht es ähnlich wie dir.Ohne den Stress durch den Arbeitsplatz komme ich sehr viel besser zu recht.Ich bin durch meine Depri sehr unbeweglich und kaum belastbar geworden.Leider wurde ich in dem Amt in dem ich schaffen mußte auch ziemlich herumgeschubst.Dabei habe ich früher in meinem erlernten Beruf (Feimechanik/Elekronik) mit Herzblut gearbeitet.Mein Notjob als Verwaltungsangestellter in einem Amt nach einem Personalabbau vor acht Jahren hat mir seelisch das Kreuz gebrochen.Nirgends wird so intensiv gemobbt wie im oeffentlichem Dienst.Das ist denen ihr Hobby weil sie Arbeitsmäßig nicht ausgelastet sind.

Wenn es dir ohne diese Belastungsstressoren soviel besser geht erscheint mir eine Zeitrente für dich als zwingend.Doch ein Rentenantrag ist leider kein Selbstläufer und geschenkt bekommt man gar nichts.
Die zu erwartende Rente wird so hoch gerechnet als hättest du bis 60 gearbeitet.Hast du schon eine Berechnung von deinem Rententräger?

mfg herbert
pittromi
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von pittromi »

Hallo Herbert,
danke für deine Antwort. Zuerst mal dein Fall: ich verstehe dich voll und ganz. Unter diesen Umständen wäre eine weitere berufliche Beschäftigung nicht möglich. Das Thema Mobbing ist mir auch bekannt. Vor meiner Erkrankung konnte ich mich gut dagegen wehren, so das die Attacken aus Angst vor einer entsprechenden Gegenmaßnahme sich in Grenzen hielten. Doch jetzt, das heißt seit einigen Jahren schon, fehlt mir die mentale Kraft dazu. In erster Linie ist es bei mir aber nicht das Mobbing, sondern die, durch technische Veränderungen immer uninteressanter gewordene Arbeitswelt.Die Belastung über eine ganze Schicht hinweg. Also acht Stunden. Diese Zeitspanne ist nicht mehr zu schaffen und führt zwangsläufig zu erneuten Krankschreibungen. Renteninformationen...ja ich habe letztes Jahr eine Aufstellung erhalten. Vor zwanzig Jahren, als es noch Freibeträge gab und nur geringfügige Abzüge, also die Bruttorente fast der Nettorente entsprach, hätte es gerade noch gereicht. Nach den neuen Maßstäben wird aber zu viel abgezogen. Auch fehlen mir die noch etwa 4 bis 6 Jahre die ich regulär im Bergbau noch tätig wäre. Durch die langen Krankfeierzeiten und ständige Kürzungen bei den Zulagen seitens des Arbeitgebers (der Bergbau ist ja bekannterweise auf einem sterbenden Ast), fehlen mir die Reserven. Du siehst also: wie es auch immer entschieden wird, ich bin stets der Verlierer. Ich weiß das es vielen genauso oder ähnlich geht, aber leider ist das für niemandem ein Trost. Im Gegenteil.
Trotz allem wünsche ich dir alles Gute.
Bis dann, Peter (pittromi)
Servus, Toni

zweifler
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von zweifler »

Hallo Peter!


Ich kann gut verstehen was in dir vorgeht.
Auf einmal macht sich die pure Zukunftsangst breit und egal wie man seine Situation dreht und wendet, es bleibt unsicher.
Da mir jede Form von Abhängigkeit wie ein Mühlstein am Hals zu hängen scheint und ich damit überhaupt nicht klarkomme, wird es dich auch nicht wundern,dass ich im wahren Leben viele Probleme habe.Fressen oder sterben ist heute mehr denn je angesagt und der Spielraum für mich als Individum ist fast null.Der Preis für das überleben in dieser Gesellschaft entpuppt sich immer mehr als Zwangsjacke. Das wird vermutlich für die ganz jungen noch viel schlimmer werden....

Kein Wunder,dass die Kids schon depressiv sind ehe sie in dieser Tretmühle Platz genommen haben.
Ich hoffe,dass du eine akzeptable Lösung für dein Problem findest und du dann eine reelle Chance hast wieder gesund zu werden.

mfg herbert
betina
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von betina »

HAllo Peter,

wir gings ebenso. !999 bekam ich starke Depris, warum, wieso? Habe 45 Jahre voll gearbeitet, in den letzten 5 Jahren meine sehr kranke Mutter nebenbei gepflegt usw. Dann ging es los mit Antidepressiva, immer wieder neue Medis, weil ich viele nicht vertragen habe. Dann in Kliniken, in Rehas, Tageskliniken. Dann Ämter, da ich nach 78 Wochen ausgesteuert war, dann zum Arbeitsamt. Die stellten aufgrund der Berichte fest, daß ich zwar arbeiten könne, aber mit vielen Einschränkungen. Aufgrund der Einchränkungen sagte der Arbeitsvermittler wieder, so eine Arbeit gibt es nicht. Nun ja, wr mir erst einmal egal, ich bekam zumindest ALG I. Da ich keine Lösung sah, beantragte ich auch 2003 EU-Rente. Wurde abgelehnt, obwohl 2 Gutachter mir bestätigten, daß ich nur 2 Std. arbeiten kann. Da ging ich in Widerspruch. Es gab Verhandlung vor dem Sozialgericht. Wurde wieder in die Reha geschickt, Reha geht vor Rente. Das ich bereits mehrfach dort war, interessierte niemanden. In der Reha brach ich zusammen, wurde nach 2 Wochen nach Hause geschickt. Jetzt bekam ich Ende Dez. endlich Bescheid, daß meine EU-Rente bewilligt ist, rückwirkend ab April 2005.

Ja, es stimmt, ich habe zwar fast 45 Jahre gearbeitet, aber wenn ich sehe, was ich an Rente bekomme (owohl ich auch 60 % GdB habe), ist es gerade soviel, daß man igendwie leben kann. Für den Rest des Lebens bleibt nicht mehr viel. Dafür hat man 45 JAhre gestrammelt. Ich bin froh, daß ich überhaupt etwas bekomme, auch wenn es nicht viel ist, würde ich jetzt als ALG-II-Bezieher eingestuft, so wäre es noch schlimmer. Also was bleibt uns, unsere Krankheit und mit dem was man un zugesteht, fertig zu werden. Als ich den Rentenbescheid erhielt, war ich eigentlich nicht so sehr froh, als ich dachte. Ichrgendwie kam dann das Gefühl, daß man nunmehr nicht mehr dazugehört. Man steht abseits, man ist ausgemustert. Man muß lernen, auch damit noch zu leben. Euch alles Gute und hoffentlich nicht zu viel negatives. betina
Drucker
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von Drucker »

Hallo Peter,
die Empfehlung von Herbert - eine Zeitrente zur Erholung Deiner Probleme - finde ich in Deinem Fall ebenfalls sehr zwingend. Chronische Depressionen werden im Lauf der Zeit keinesfalls besser. Im Gegenteil. Ich war/bin in einer ähnlichen Lage wie Du und habe nach einer Reha-Maßnahme eine auf zwei Jahre befristete Rente bekommen. Ende dieses Jahres läuft diese Frist aus. Ich bin momentan wieder heftig im Stress mit Befundesammeln und Anträgestellen. Spätestens sechs Monate vor Ablauf der Zeitrente sollte der Antrag auf eine eventuelle Verlängerung gestellt werden. Wie sich der damit verbundene Stress auf die Genesung auswirkt, kann sich jeder denken, der schonmal damit zu tun hatte. Wenn ich aber ehrlich sein darf: diese sogenannten zwei Jahre Erholung waren nichts anderes als ein Warten darauf, was nach der Rente mit einem weiter geschieht. Um ehrlich zu sein: mir geht's momentan sehr viel schlechter als zu Anfang meiner Auszeit. Natürlich sieht das persönliche Umfeld und der Anspruch, den jeder an eine Erholung stellt, individuell verschieden aus:
- wie alt bin ich (sehr wichtig)
- wie komm ich an meiner Arbeitsstelle klar
- wie soll/muss es anschließend weiter gehn
Schlechte Zeiten - unsere Zeiten. Aber eins ist sicher, besser wird's nicht. Mit unseren momentanen Mess-Dienern pro Kapital in Berlin auf keinen Fall.
Mein heißer Tipp: werde Mitglied in einem Sozialverband (VdK)!
Ich wünsch Dir viel Erfolg, bei Deinen Entscheidungen.
Simon
pittromi
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von pittromi »

Hallo Simon,
habe gerade, nachdem ich meine Mail an dich abgeschickt habe, deine neue Nachricht erhalten. Es stimmt, besser wird es nicht. Warum und wo die Gründe dafür liegen würde den Rahmen dieses Forums sprengen.
Übrigens, ich bin Mitglied im VDK. Ein Mit-Patient bei der letzten REHA hat mir dazu geraten. Aber, wenn ich ehrlich bin, bis jetzt habe ich mich dort noch nicht gemeldet. Ich weiß gar nicht in welcher Weise dieser Verein mir helfen sollte. Gibt es da aus deiner Erfahrung einige Beispiele? Bis dann, Peter
Servus, Toni

steppenwolf1

Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von steppenwolf1 »

Hat nicht so richtig gepasst, was ich geschrieben hatte.
pittromi
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von pittromi »

Hallo Bettina,
deine ausführliche Mail läßt erahnen wieviel du schon durchgemacht hast. Nach 45 Jahren Berufstätigkeit nur eine den Arbeitsjahren nach nicht entsprechende Rente zu bekommen, ist ziemlich entmutigend. Dann, wenn die Rente nach langem Kampf endlich gewährt wird, dieses Gefühl...was kommt jetzt...war es das nun? Wird es mir jetzt besser gehen, oder ist die Kombination "fehlende Arbeit/geringeres Einkommen" auf die Dauer sogar eine grosse Belastung? Auch ich habe gerade vor dieser Kombination Angst. Deshalb versuche ich den Rentenversicherungsträger davon zu überzeugen, das er den Zuspruch für eine halbe Rente gibt. Vier Stunden arbeiten müßte ich vielleicht noch schaffen. Zumindest wäre dieses Halb/Halb - Modell vielleicht besser als der "Absturz" in die Vollrente. Dann, nach drei Jahren, wieder die ganze Prozedur von vorne. Bei mir gibt es soviel Alternativen auch nicht mehr. Ich arbeite im Steinkohlenbergbau. Wie allgemein bekannt ist befindet sich dieser Bereich auf einem sterbenden Ast. Sofern sich die politische Lage nicht ändert, müsste ich zwangsweise in drei bis fünf Jahren in vorzeitigem Ruhestand gehen. Aber, nun genug von mir. Hast du noch die gesundheitliche Möglichkeit etwas neben deiner Rente hinzu zuverdienen? Nur damit du das Gefühl hast...hallo...ich bin noch da! Auch finanziell wäre das ja ein willkommenener Zuschuss. Aber das hängt natürlich von deinen Möglichkeiten ab. Jedenfalls wünsche ich dir das Beste. Lass wieder von dir hören (lesen). Bis dann, Peter
Servus, Toni

pittromi
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von pittromi »

Grüss dich Herbert,
ja, dein Beispiel mit der Zwangsjacke ist ziemlich passend. Depressionen/Angst gab es zwar immer schon, aber die hohe Anzahl an Betroffenen wohl nicht. Die Gründe hast du richtigerweise schon aufgezählt. Durch die zunehmende Automatisierung am Arbeitsplatz, von Verwaltung bis Werkshalle, wird die Gefühlsleere bei Vielen bis zum Ausbruch einer Depression gesteigert. Auch Kinder und Jugendliche sind davon betroffen. Nur haben diese jungen Menschen noch die Möglichkeit frühzeitig darauf zu reagieren. Sie werden sozusagen damit groß. Für sie ist das kein Werteverlust, weil sie es nie kennengelernt haben. Allerdings möchte ich keine 20 mehr sein. Heutzutage, in dieser Welt...nein danke. Lieber wäre ich 2o Jahre älter als 20 Jahre jünger. Hört sich dumm an. Ist sicherlich auch dumm. Aber ich sehe in der Zukunft keinen Silberstreif. Die Lebenslust ist schon lange verloren gegangen. Irgendwann ist die Energie zur Bekämpfung von Enttäuschungen verbraucht. Selbst gute Nachrichten werden dann nicht mehr als solche wahrgenommen. Das Empfinden, das Aufnehmen von guten und schlechten Ereignissen, ist verloren gegangen. Übrig bleibt nur noch ein Gefühl der Leere und des fehlenden Vertrauens auf Besserung. Aber nun habe ich dich genug genervt. Ich hoffe jedenfalls das du noch genügend Kraft aufbringst das gute Gefühl zu erkennen und auszunutzen. Bis dann, Peter.
Servus, Toni

zweifler
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von zweifler »

Hallo Peter!


Keine Sorge du nervst mich nicht.
Ich frage mich wohin das noch alles führen söll.Die Aussichten für die jungen künftig nur noch ein Leben im Überlebensstress als Dauerzustand zu führen nimmt denen doch die Freude am Leben.Solchermaßen kranke taugen fürs System erst recht nicht weil sie als Konsument ein Totalausfall sind.
In meiner alten Firma kannte ich einige die noch schwer ihr Häuserl abstotterten und noch jede Menge Schulden hatten.Als die Firma anfing Personalabbau zu betreiben waren diese die ersten welche einer Änderungskündigung zustimmen mußten.Schlimm wenn man so geknebelt auch noch jeden Tag hochmotiviert einlaufen muß.
Da muß man sich nicht wundern wenn die Depression so auf dem Vormarsch ist.Das kann der Volkswirtschaft noch teuer zu stehen kommen.Andere verdienen daran.
Wills aber jetzt gut sein lassen...

mfg herbert
Drucker
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von Drucker »

Hallo Peter,
der VdK hat mich sehr fundiert in Sachen Rente, bzw. EU-Rente beraten und die Anträge für mich organisiert. Bei einem eventuellen Sozialstreit vor Gericht hab ich einen kompetenten Beistand und Berater. Allein durch die Instanzen zu irren könnte ich mir nicht vorstellen.
Meine Großmutter und mein Vater waren als Kriegsopfer zeitlebens Mitglied beim VdK. Somit bin ich mit dem Verein aufgewachsen. Meine Mutter ist für den VdK aktiv im Ortsverein tätig. Da war für mich in meiner jetzigen Situation der Schritt zum Beitritt nicht schwer.
Schöne Grüße
Simon
Drucker
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von Drucker »

Hallo Herbert,
Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. Wie sollen sich unsere jungen Menschen (ich habe einen Sohn und eine Tochter) noch auf die Zukunft verlassen können? Die müssen doch täglich mit jeder Willkür rechnen. Ganz zu schweigen vom Nachwuchs, die die sich nicht anschaffen werden. Das ist meines Erachtens der wahre Hintergrund unseres - von den Politikern eingeredeten - Überalterungs-Problems. Unsere Regierungsbonzen aus Berlin sind schlicht unfähig. Unfähig eine Makropolitik auf die Reihe zu bekommen. Umverteilung von unten nach oben - da sind sie schnell dabei. Gesetze dazu werden rücksichtslos und in Rekordzeit durch den Bundestag geboxt. Und den wirtschaftsnahen Besserwissern (z.B. Professor (Un)Sinn vom IFO-Institut) gehen die Gemeinheiten noch nicht weit genug. So sitzen sie gedrängt bei Christine Sabineansen und fordern erneute Reformen. Auf Kosten wessen - das wird wohl jedem hier klar sein. Mensch! Der Ausdruck Reform war in meinem Verständnis immer positiv besetzt ... oder irre ich mich da?
Wer die Seite noch nicht kennt: http://www.nachdenkseiten.de
Kritische Recherche im politischen Sumpf. Sehr empfehlenswert.
Liebe Grüße
Simon
pittromi
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von pittromi »

Hallo Simon, hallo Herbert und alle anderen!
Reformen......ja Simon, das stimmt. Früher, das heißt vor 15 Jahren und mehr, da waren Reformen positiv zu sehen. Etwas unsoziales mußte reformiert werden, zum Besseren der Bürger/innen. Heute heißt aber Reformen nichts anderes als das, wofür früher jahrzehntelang gekämpft wurde, wieder rückgängig zu machen. Mit dem Hinweis: wir haben kein Geld. Eine glatte Lüge. Dieses Land hat genug Geld. Aber wir zahlen ja Milliarden in die EU-Kasse und bekommen nur einen Teil davon zurück. Allein die Einführung des völlig überflüssigen Euro hat Milliarden gekostet. Für nichts. Da werden Milliarden an Schulden dem Ausland erlassen, sozusagen geschenkt und dem eigenen Volk der letzte Cent aus der Tasche gezogen. Diese Politiker, wie sie auch immer heißen, haben ihr eigenes Volk verraten und verkauft. Damit sind sie meineidig geworden und müßten in das Gefängnis. Meineidig, weil sie zu Beginn ihrer Amtszeit geschworen haben jedweden Schaden vom eigenen Volk abzuwenden. Hierzu gibt es nur noch eines zu sagen: Deutschland ist das einzige Land in Europa, meines Wissens nach, dessen Bürger/innen nicht frei wählen durften ob sie in die EU wollen oder nicht. Das Gleiche trifft auf den Euro zu. Da wurde von oben herab bestimmt. Diese Globalisierung und diese EU-Verherrlichung sind die Hauptschuldigen daran, das es dem Normalbürger schlechter geht. Dadurch auch die Zahl der Depressionen steigt und der Glaube an die Zukunft zerstört wird. Doch solange die Großkonzerne von dieser Politik profitieren, wird sich auch nichts ändern. Von daher gibt es also keine Unterstützung für psychisch Kranke. Wie auch immer, alles Gute, bis bald, Peter.
Servus, Toni

Drucker
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von Drucker »

Ich danke euch allen, dass ich mir meinen Frust (nur zum klitze kleinen Teil) von der Seele schreiben durfte.

Fast im Sinne von

Der Panther
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden,daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke

Ich vergleich diese Zeilen mit meinem/unserem Zustand - gefangen in den Gedanken. Denn: man kommt sich mit seiner psychischen Macke sooo schäbig vor, wenn man die Worthülsen unserer (Ver)Führer ernst nimmt. Unsinnigerweise nehm ich sie ernst - schon aus einer ehrlich-erzieherischen Wurzel heraus. Ich trau mich schon lange nicht mehr aus dem Haus. Sitz am liebsten im Dunkeln. Sonne ist ein unerträgliches Gift ... stopp! - es führt in die Unendlichkeit ...
Danke nochmal.
Simon
pittromi
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Re: Zukunftsängste verhindern Besserung

Beitrag von pittromi »

Hallo Simon,
ein schönes und leider auch trauriges Gedicht von Rilke. Aber es beschreibt schon unsere Situation. Früher waren diese sinnbildlichen Gitterstäbe nicht da. Man hatte einen freien Blick. Ich meine damit, ich konnte trotz der vielen kleinen wie großen Probleme des Alltages, durchaus auch die Lichtblicke erkennen. Mich also auf künftige Ereignisse freuen oder das ganze mit Humor nehmen. Es stimmt. Auch ich gehe nicht mehr gerne nach draußen. Ich fühle mich dort nicht wohl und so kehre ich schon nach kurzer Zeit zurück nach Hause. Doch...immer nur zu Hause sitzen...hilft mir auch nicht. Ich habe dann das Verlangen das sich was ändern muß. Genau da beginnt dann der Teufelskreis. Die Energie etwas zu ändern fehlt. Ja, ich weiß nicht mal wie ich überhaupt anfangen sollte etwas zu ändern. Wie sollte das aussehen? Klar, mit viel Geld im Rücken wäre auch viele Möglichkeiten da. Umziehen, eine andere Gegend, andere Menschen. Alles "Alte" hinter sich lassen. Einfach neu anzufangen. Aber von grundauf. Aber wer kann das? Nur, darin liegt nach meiner bisherigen Erfahrung die einzige Möglichkeit etwas zu ändern. Heraus zu kommen aus dem Dunkeln. Auch mich stört manchmal die Sonne, obwohl ich auch das Licht schätze und gut finde. Das widerspricht sich irgendwie. Aber für mich ist das ganze Leben widersprüchlich. Letztlich hilft kein Therapeut/in. Letztlich helfen vielleicht die richtigen Medikamente, doch die müssen erst gefunden werdenn. Ich meine, nicht jeder reagiert auf ein Medikament gleich. Mir hilft mittlerweile z.B. Trevilor und sogar ein Tranqulizer kaum noch. Nur starke Schmerzmittel die aus dem Bereich der Opiate kommen, können durch ihre einschläfernde Wirkung noch einen günstigen Einfluß auf die Stimmung haben. Mein Neurologe will daher in der Zukunft die Therapie ändern. Nur wie das hat er mir noch nicht gesagt. Aber unsere Stimmung vergleiche ich mit einer Berg- und Talfahrt. Wie eine Fieberkurve...rauf und runter. Ohne jedoch richtig "rauf" zu kommen. Aber ich bin schon froh wenn ich zumindest nicht ganz unten bin. Auf Dauer würde ich das nicht mehr aushalten. Also der Griff zu stärkeren Medikamenten. Obwohl das bestimmt keine Lösung ist. Nur...was soll sonst getan werden. Irgendwann hängt einem alles zum Halse raus, aber gründlich. Sieben Jahre...lange geht das so nicht weiter. Alles Gute, Peter
Servus, Toni

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