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Ingrid2
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Ingrid2 »

Liebe Kroki,

du schreibst, dass viele Referendarinnen und Lehrerinnen es trotz Depri schaffen, während dir dies nicht gelingt.

Hierbei übersiehst du, dass es viele eben nicht mehr schaffen (ich kenne einige und gehöre selbst auch dazu).

Ich lese schon seit einiger Zeit in deinem Thread und bewundere es, dass du es trotz der SEHR ungünstigen Bedinungen immer wieder schaffst, in die Schule zu gehen. Selbst gesunde Menschen hätten damit Probleme.

Übrigens, wenn du irgendeine körperliche Krankheit hättest, würdest du auch nicht in die Schule gehen.

Ich kann mir vorstellen, dass du das selber weißt, aber dieser Gedanke deine Gefühlsebene nicht erreicht. Mir selber geht es übrigens ebenso, ich weiß vieles, was ich aber leider auch nicht umsetzen kann.

Liebe Kroki, raff dich auf und beschließe JETZT, morgen Abend deinen Wecker so zu stellen, dass du am Montag vor der ersten Stunde an der Schule anrufst und dich krank meldest.

Ich wünsche dir, dass du dies umsetzen kannst

Ingrid
Birgit49
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Birgit49 »

Hallo Kroki,

schade, dass die "neue" Rechtschreibereform gerade verabschiedet wurde, sonst hätte ich den Antrag gestellt, einige Worte aus dem Sprachschatz von Depressiven zu streichen. Dazu würden z.B. warum ich, ich muss, schlechtes Gewissen, Unfähigkeit etc. gehören.

Du weißt es selber, Du kannst alles, was Du meinst nicht zu können, es ist Dir im Moment krankheitsbedingt nur nicht möglich.

Ich denke mir gerade, dass es Deinen Schülern wohl ähnlich geht wie Dir, Null-Bock auf Montag, auf Lehrer (Schüler), die nur dazu da sind, zu nerven.

Was ich Dir aber von ganzen Herzen wünsche, ist, dass es Dir möglich wird, etwas gelassener zu werden, zuerst nur ein klitze-kleines Bisschen.

Und, wenn alles nichts nützt, singe ganz laut die bayerische Rhapsodie .....am Oarsch leckt mi. (Sorry, nicht sehr damenhaft, aber ne Dame wollt ich nie sein/werden)

Liebe Grüße

Birgit
Die Fähigkeit das Wort “Nein“ auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.
(Nicolas Sebastién Chamfort)
Kroki
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Beitrag von Kroki »

ghana
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstie

Beitrag von ghana »

Liebe Kroki,

es tut mir leid zu hören, dass es dir wieder nicht gut geht. Ich weiß jetzt auch nicht richtig, was schreiben, denn einen klaren Rat pro / contra in die Schule gehen, kann ich dir nicht geben.

Mir sind bei Lesen nur paar Fragen gekommen, die du dir auch stellen könntest, um einer Entscheidung näher zu kommen:
1. Hast du das Allernötigste für den Unterricht morgen vorbereitet (dazu zählen NICHT die Korrekturen!)? Und falls nicht, hast du Hoffnung, das noch zu schaffen?
2. Was hältst du für wahrscheinlicher? Dass du, wenn du dich morgen zur Schule quälst
a) das Schuljahr noch durchhältst oder
b) irgendwann für länger ausfällst
oder wenn du morgen nicht zur Schule gehst, dass du
c) dich wieder so weit erholen kannst, dass du den Rest des Schuljahres noch packst oder d) trotz der Auszeit das Schuljahr nicht schaffst?
3. Du hast dich dafür entschieden, dem Lehrberuf den Rücken zu kehren, weil er dich krank macht oder zumindest krank hält. Warum ist es wichtig, dass du deine Kollegen jetzt nicht enttäuschst?
4. Wenn du Krebs hättest, Kroki, und eine Chemo-Therapie mit längerem Krankenhausaufenthalt stünde an - würdest du sie machen lassen, auch wenn du dafür deine Schüler und Kollegen sitzen lassen müsstest?

Ich persönlich glaube ganz fest, dass du deinen (Berufs-)weg findest. Genau das selbe hat mir übrigens im Oktober eine Freundin auch gesagt - damals hab ich ihr nicht glauben können ...

Liebe Grüße

Stefanie
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Kroki
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Beitrag von Kroki »

Lioness
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstie

Beitrag von Lioness »

Liebe Kroki, liebe Stefanie (mit f, so sorry...)

Bin zurück aus dem Kloster, es war wie immer ein Balsam für die Seel! Lieben Dank für Eure aufmunternden Postings!

Kroki, es tut mir so leid, dass Du Dich so derart mies fühlst, und ich weiß auch nicht, was ich Dir noch raten könnte. Mein erster Gedanke war auch der des VT-Therpapeuten, weil er bei mir fast jedesmal wirkt. Aber ich möchte mich Stefanies Gedanken voll und ganz anschließen. Ich denke fest an Dich und wünsche Dir für die Entscheidungsfindung morgen Früh alles Gute!

Liebe Stefanie,

ganz lieben Dank für die positive Rückmeldung * freu * und für die Denkanstöße (die mir zum Teil auch schon selber gekommenn sind.

So, ich logge mich erstmal aus, muss mit Volldampf an die Arbeit

LG

Lioness
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ghana
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstie

Beitrag von ghana »

Liebe Lioness,

es freut mich, dass du wohl tatsächlich als gestärkte Löwin aus dem Kloster zurück gekommen bist.
So stark, dass du dich "mit Volldampf" an die Arbeit machen willst *bewunder*!
Ich hoffe, du hast Erfolg bei deiner Arbeit.
Hast du denn schon Antworten auf deine / meine Denkanstöße gefunden?


Liebe Kroki,

gibt es denn niemand (z. B. dein Psychiater, Therapeut), der dich bei deiner Entscheidung, wie du mit deiner Arbeitskraft umgehen sollst, sinnvoll beraten könnte? Klar, letztendlich musst du die Entscheidungen treffen, aber du kannst ja auch nicht hellsehen.

Wenn du morgen zu Hause bleibst, dann IST DAS HALT SO. Bitte, versuch wenigstens was Gutes draus zu machen. Damit meine ich NICHT, den Korrekturberg abzutragen. Was tut dir denn gut? Wo kannst du Energie tanken?

Liebe Grüße

Stefanie
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Paola
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Paola »

Liebe Kroki,

eine Freundin hat vor ein paar Jahren fuer eine begrenzte Zeit eine Lehrerin dafuer "angestellt" und natuerlich bezahlt, dass sie die Korrekturen fuer sie uebernahm. Vielleicht war es sogar eine Lehrerin im Ruhestand. Sie (meine Freundin) hatte damals eine mittelschwere Depression, Migraene und eine Augengeschichte, konnte aber aus finanziellen Gruenden weder fehlen noch aussetzen, weil sie sonst "zwangsweise fruehpensioniert worden waere. (Inzwischen ist sie aus dem Schuldienst ausgeschieden, aber damals sah sie keinen anderen Weg als durchzuhalten).

Diese "Hilfs"-Lehrerin hat mit Rot R- und Z-Fehler unterstrichen, notwendige kritische Bemerkungen duenn mit Bleistift am Rand vermerkt und fuer jede Arbeit einen Kommentar geschrieben. Fuer meine Freundin war das eine enorme Entlastung. Problematische Arbeiten haben sie gesondert besprochen und ueber die Note diskutiert, vor allem, wenn sie im unteren Bereich lag.

Vielleicht waere das ja auch fuer dich eine Moeglichkeit, die vier bis fuenf Monate bis zu den Sommerferien durchzuhalten?

Ausserdem wuerde ich nicht so streng benoten zur Zeit, dann wird sich auch so schnell niemand beschweren.

Und es gibt doch im Internet oder kaeuflich erwerbbar ausgearbeitete Unterrichtsplaene und -modelle. Ich weiss natuerlich nicht, wie umfangreich das Angebot fuer deine Faecher ist.

Mein Vorschlag: Mach es dir so leicht wie nur eben moeglich und sichere dich gleichzeitig gegen Kritik ab.

Du weisst selbst, dass der Unterricht der meisten deiner Kolleginnen und Kollegen auch nicht immer vom Feinsten ist. Dass du gut und sehr gut unterrichten kannst, hast du schon unter Beweis gestellt, jetzt gibts eben mal eine Weile "Hausmannskost".

Wichtig ist m. E., dass du einigermassen entspannt in die Schule kommst, und dafuer ist es wichtiger, Spaziergaenge zu machen, Beruhigungsbaeder zu nehmen, Entspannungstechniken anzuwenden etc... (weisst du ja alles selber!) als supervorbereitet in jede Unterrichtsstunde zu kommen, was ohnehin nicht moeglich ist.

Liebe Kroki, hoffentlich nerve ich dich nicht allzusehr mit meinen Ideen.

Ich kann deine grosse Sorge nicht so wegwischen, ploetzlich vor dem finanziellen Nichts zu stehen, da dein Fall mit meinem nicht total vergleichbar ist. Ich habe zwar eine grosse finanzielle Einbusse zur normalen Pension, weil mir etliche Berufsjahre fehlen, und vor allem klafft eine enorme Luecke zwischen meinem Aktiven-Gehalt und meiner monatlichen Pension. Aber ich stehe nicht ohne jeden Euro da.

Bist du dir sicher, dass du GAR NICHTS bekommst im Falle einer Zurruhesetzung? Hast du dich da ausreichend informiert und bist du weiter im Kontakt mit dem Personalrat oder dem VdK oder einem Berufsverband?

Ich meine, es waere wichtig, an irgendeiner Stelle den Druck rauszunehmen. Ich hoffe, ich habe mich irgendwie klar ausgedrueckt. Ich lerne gerade in meiner Therapie: 'Informieren nimmt mir die Angst und entlastet mich'.

Vielleicht koenntest du ja morgen die erste Stunde hingehen und dich dann nach Hause schicken lassen (Kopf- oder Zahnschmerzen). Dass niemand auf die Idee kommt, es habe etwas mit Depression zu tun.

Liebe, liebe Kroki, schade, dass ich nicht in deiner Naehe wohne. Ich wuerde dir gerne beim Korrigieren usw. helfen, bis du dich wieder gefangen hast.

Ich wuensche dir alles Liebe und eine Gute Nacht!

Herzliche Gruesse von

Paola
Lioness
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstie

Beitrag von Lioness »

Liebe Kroki,

einen guten Morgen wünsche ich Dir! Wie auch immer Du Dich entschieden hast, ob Krankmeldung oder Schule, ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen für den heutigen Tag!

Alles Liebe

Lioness
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Paola
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Paola »

Liebe Kroki,

wie geht es dir heute?

Ich denke fest an dich und wuensche dir alles Liebe und Gute und zumindest soviel Kraft, wie du zur Zeit benoetigst.

Herzliche Gruesse

Paola
Ingrid2
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Ingrid2 »

Liebe Kroki,

ich schaue immer wieder in deinen Thread, um zu sehen, wie es dir geht.

Wie auch immer du dich entschieden hast: Hier gibt es viele Leute, die dir alles,alles Gute wünschen.

Liebe Grüße

Ingrid
Kroki
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Beitrag von Kroki »

Ingrid2
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Ingrid2 »

Liebe Kroki,

fünf Stunden sind auch ganz schön viel. Eine Kollegin sagte mal, dass man da irgendwie "durchrutscht" (ich selber habe das aber nie so leicht empfunden).
Ich habe übrigens heute Bescheid bekommen, dass ich auch in der nächsten Woche zum Amtsarzt muss, uns zwar am Montag um 9.30 Uhr.

Liebe Grüße

Ingrid
Paola
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Paola »

Liebe Ingrid,

bist du schon laenger krank geschrieben?


LG Paola
Lioness
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstie

Beitrag von Lioness »

Liebe Kroki,

es tat mir so leid, von Deiner neuerlichen Absage zu lesen. Ich kenne das Gefühl noch zu gut, wenn wieder ein brauner DIN-A-4 Umschlag im Kasten liegt...... Nicht aufgeben! (Gut gesagt, ich weiß....)

Wie hast Du heute die 5 Stunden überstanden? Oder hast Du Dich entschieden, dich krank zu melden? Falls ja, hoffe ich, dass Du Dich etwas pflegen konntest.

Liebe Grüße und einen guten Freitag wünscht

Lioness
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Ingrid2
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Ingrid2 »

Liebe Paola,

ich bin jetzt seit über 4 Monaten krank geschrieben.

Liebe Kroki,

ich wünsche dir viel Kraft, das Richtige für DICH zu tun und denke mal nicht an die Kollegen, die für dich Vertretung machen müssen.

Liebe Grüße an euch beide

Ingrid
Kroki
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Beitrag von Kroki »

Kroki
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Beitrag von Kroki »

Birgit49
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Birgit49 »

Liebe Kroki,

was nicht geht, geht nicht und schämen brauchst Du Dich schon gar nicht.

Das ist ja die Krux an der Krankheit, man will, aber kann nicht, nur sieht man uns äußerlich unsere Krankheit nicht an.

Wie oft habe ich von den Ärzten gehört, wenn es mir wieder einmal so schlecht ging wie Dir jetzt, wenn ich funktionieren wollte und nicht konnte, vergessen sie bitte nicht, sie sind krank, schwer krank.

Ich kann Dir jetzt nur schreiben,was ich in Deinem Falle machen würde, sofort zur Ärztin und mir mit der Ärztin überlegen, wo mir man mir schnell und effektiv helfen kann, ohne Rücksicht, auf egal wen.

Für Dich sollte Deine Person und Deine Gesundheit das Einzige sein, was jetzt wichtig ist.

Liebe Grüße

Birgit,

die an Deiner Stelle schon lange in der Klinik wäre.
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(Nicolas Sebastién Chamfort)
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Antje »

Liebe Kroki,

ich kann mich Birgit nur anschließen. Es gibt keinen Grund, daß Du Dich schämen müsstest. Ganz im Gegenteil, es ist gut, daß Du Dich krank gemeldet hast. Dies besch.. Krankheit ist so hinterhältig und gemein.

Klar macht es einem zu schaffen, wenn einem die Schulleiterin sagt, Du solltest Dir einen anderen Arbeitsplatz suchen. Aber das absolut wichtigste ist, daß Du wieder gesund wirst und es Dir schnell wieder besser geht. Und das wird wohl erst sein, wenn Du nicht mehr an der Schule arbeitest.

Ich drücke Dich ganz fest.

Ganz lieber Gruß

Antje
Clown
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von Clown »

Guten Morgen Kroki, und an Birgit und Antje

du schämst dich... ich überlege gerade, was genau eigentlich die Scham bei dir auslöst. Meine Ideen dazu sind die Folgenden:
(bitte behalte du bei dem, was ich schreibe, das Heft in der Hand...welches Heft eigentlich?...ich glaube, das eines Schwertes...mit dem Schwert trennt man Dinge voneinander...)

Mappen nicht benotet, das bedeutet, du hast die Leistung, für die du bezahlt wirst, nicht gebracht. Da du die berechtigten Erwartungen deiner Arbeitgeber natürlich anerkennst, machst du dir Vorwürfe, bist ärgerlich auf dich selbst, lehnst dich ab.

Angst vor den Schülern, die du als schwierig im Verhalten erlebst und denen du auch noch Ärger auf dich zugestehst.

Mmh...keinen Dompteur dürfte man mit so einer Gefühlslage, inneren Verfassung in den Tigerkäfig lassen, das wäre sein Todesurteil.

In den 80er Jahren (glaub ich) gab es mal eine medizinische Studie, in der man untersuchte, welchen körperlichen und seelisch-geistigen Anforderungen LehrerInnen bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind.

Ergebnis: Es sind die eines Dompteurs. Sehr hohe geistige Präsenz, die Konzentration, die Wahrnehmung auf allen Ebenen und die Schnelligkeit der Reaktionen muss sehr hoch sein. Gefühle von Angst, Unsicherheit dürfen nicht vorhanden sein, man muss (im Tigerkäfig) den Raubtieren
jede Sekunde beweisen, dass man sie dominiert.

Ich finde, das Einzige, was du dir eventuell vorwerfen könntest, ist, dass du noch nicht endgültig für Klarheit gesorgt hast. Aber auch dafür gibt es gute Gründe, du hast das Recht, noch nicht genau zu wissen, ob du dem Beruf gewachsen bist oder nicht. Du hast das Recht auf mehrere Versuche.

Klarheit ist das, was du deiner Schule noch geben kannst und solltest, finde ich. Damit übernimmst du dann auch die Verantwortung für dein Kranksein, und das ist der erste Schritt zur Heilung.

Kroki, empfindest du es nicht so, dass es dein Weg ist, den Lehrerberuf aufzugeben? Kannst du diese Frage für dich beantworten, ohne gleich danach zu schielen, wie du dann dein Leben verdienen sollst?

Weißt du, ich glaube, wenn du richtig die Verantwortung für dein Nichtkönnen übernimmst, dann hört auch die Scham auf. Was musst du tun, um zu deinem Nichtkönnen zu stehen?

Ich hoffe, ich habe dir nicht weh getan mit meinen Gedanken.

Lieben Gruß,
Clown

PS: Ich habe dieses Schuljahr freitags immer frei, deshalb bin ich schon hier. Wie ich dir ganz zu Anfang schon mal schrieb, habe ich immer nur mit reduziertem Deputat gearbeitet, damit ich Mensch bleiben kann. Mein Rente wird dann zwar sehr, sehr schmal, aber ich lebe jetzt.

PS.PS: Data, siehst du, wie fein ich jetzt immer fett schreiben kann? Ich esse zwar keine fettigen Hähnchen, aber Nüsse... Lieben Gruß an dich!
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von albert »

Hallo Kroki,

die Wahrheit ist brutal. So hat die Schulleiterin dich all die Zeit beobachtet und darauf gewartet, dass du dich krank meldest, um dir endlich sagen zu können, dass du dich nach beruflichen Alternativen umsehen sollst.

Mich erinnert das an meine eigene Situation..
Auch in meinem Fall ist die Wahrheit brutal. Als ich gerade 30 Jahre alt war, 1978, habe ich Abschied genommen von meiner Wunschkarriere und neu angefangen. Danach kam mehr als ein Bruch und so ähnlich wie Clown es beschrieben hat in der Situation des Raubtierdompteurs. Meine Raubtiere waren Angelvereine und es war die unausgesprochene Erwartung der Behörden, dass ich mit meiner Arbeit vor Ort mithelfe, für Ruhe draußen zu sorgen - bitte keine Skandale in den Zeitungen. Und dann soll der Sachverständige davon leben. Das schafft nur jemand, der mit einer vollen Portion Skrupellosigkeit begabt ist, war nicht meine Sache. Ich weiß von einem ehemaligen Studienkollegen, der heute in einer Landesbehörde arbeitet, dass er seinen Angelvereinen geschrieben hat, er könne sie doch nicht kontrollieren, so können sie machen was sie wollen. Frustration.

Ich verstand meine Aufgabe völlig anders, nämlich nach fachlichen Lösungen zu suchen und hab mich damit unbeliebt gemacht. Es tat sich eine Kluft auf, wie der Unterschied zwischen Tag und Nacht. Mehr als einmal habe ich den Abgabetermin für Untersuchungsberichte überzogen. Aber heute kann ich zurückblicken und kann sagen, dass mein Zeitaufwand sich gelohnt hat – trotz der damit verbundenen finanziellen Katastrophe. Ich kann mich mit herausragenden Arbeitsergebnissen sehen lassen, solche die nicht erwünscht sind.
Und ich habe längst aufgehört, mich für meine Arbeitsweise zu schämen, sondern stelle jetzt meine Ergebnisse nach außen.

Nur mit dem Unterschied, dass nicht mir solch ein Satz gesagt wurde wie von deiner Schulleiterin, sondern dass ich einen ähnlichen Satz an einen Repräsentanten des öffentlichen Lebens geschrieben habe, garniert mit Aussagen über die Funktionsmechanismen der menschlichen Gesellschaft. Vielleicht begreifen es jetzt einige Personen, das ich für Teilbereiche in der menschlichen Gesellschaft nicht geeignet bin.

So bin ich immer noch auf der Suche nach einem Bereich, wo ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten anwenden kann, und wo ich mit meiner Auffassung von Arbeit willkommen bin.
Meine Familie und das übrige Umfeld haben sich längst daran gewöhnt; sie stehen dem hilflos gegenüber. Das ist für mich ein Teil des Lebens. Ich kann nicht an das Morgen denken, ich hab in Zeitabständen von Jahrzehnten und Generationen zu denken.

Bitte versteh mich nicht falsch. Trotz aller Benachteiligungen in diesem Leben weiß ich, was ich zu tun habe. Vor kurzem war ich wieder starkem Stress ausgesetzt, in einer Situation mit sehr verwirrenden Eindrücken, die mich in die Depression fallen ließen.

Es wäre falsch gewesen, den Kopf hinzuhalten und kämpfen zu wollen, wie das üblich ist. Dafür bin ich nicht gemacht.

Ich habe mich zunächst in Deckung begeben, habe abgewartet, bis ich die Lage übersehen kann und meine Kräfte neu gesammelt. Heute kann ich mit neuen Depri-Schüben umgehen. Und jetzt kann ich meinen Teil tun, wie bisher gehabt:
Gründlich, rücksichtslos gegen mich selbst und in einer Weise, die nicht erwartet wird.

Ich kann hier nur von meinen Erlebnissen berichten. Denn jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Als meine Tochter mit dem Examen fertig war, habe ich ihr nur einen Satz als Rat mitgegeben: "Tue recht und scheue niemand."
Es war ein langer Weg, um dahin zu kommen, das in den Mund zu nehmen.

Dir alles Gute auf deinem weiteren Weg.

Herzlichen Gruß
Albert
ghana
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstie

Beitrag von ghana »

Liebe Kroki,

wie meine Vorposter denke auch ich, dass du wirklich keinen Grund hast, dich zu schämen. Das müsstest du nur, wenn es dir völlig egal wäre, wie du mit deinem Umfeld umgehst und was deine Handlungen für Auswirkungen haben, z. B. wenn du aus reiner Faulheit nicht arbeiten würdest und statt dessen entspannt auf der Couch rumgammeln würdest.
Das ist bei dir aber überhaupt nicht der Fall. Schon allein, dass du es nach deinem Klinikaufenthalt wieder versucht hast zu arbeiten, zeigt doch, dass du dir Mühe gibst.

Wenn es nicht geht, dann liegt es wohl wirklich daran, dass du krank bist und nicht nur "ein bisschen".

Meine Vorposter haben alle die Aussage deiner Schulleiterin als Vorwurf und Abwertung deiner Person interpretiert. Ich weiß ja nicht, in welchem Ton sie es gesagt hat, aber vielleicht macht sie sich auch Sorgen wegen deines Zustandes, sieht, dass Schule dir nicht gut tut und wollte dir einen hilfreichen Ratschlag geben?!
Sie schlägt dir vor, dich nach einer berufl. Alternative umzusehen. Das heißt doch zumindest, dass sie dir die Ausübung IRGENDEINES Berufes durchaus zutraut.

Ich denke aber wie die anderen: Es ist wichtig, dass es dir erstmal wieder besser geht, bevor du weiterkämpfst.
Noch eine Frage: Was für Konsequenzen (finanziell, beruflich) hätte es denn, wenn dich der Amtsarzt als dienstunfähig erklärt? Bzw., wenn du wirklich wieder für mehrere Wochen in eine (Tages)klinik gehen würdest? Kommst du dann in finanzielle Schwierigkeiten?

Ich wünsch dir endlich mal wieder Sonne in deinem Leben!


Liebe Grüße

Stefanie
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tomroerich
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Re: Wiedereingliederung in den Lehrerberuf, berufliche Neuorientierung + Stimmungstiefs 4

Beitrag von tomroerich »

Liebe Kroki,

Du schämst Dich? Schäm Dich!

Ich glaube, Du bist so ein klassischer Fall, wo die Depr. kein Ende nehmen will weil sie immer und immer wieder genährt wird.
Jetzt ist auch die Schulleiterin am Ende mit ihrer Geduld- aus ihrer Sicht ist das verständlich und Deine Sicht kann sie nicht haben. Du wirst das nicht mehr lange mitmachen können, dann musst Du ohnehin die Segel streichen. Nach dieser langen Zeit des Zusammenreißens und immer wieder neue Anläufe zu machen brauchst Du Dich nun allerdings wirklich nicht zu schämen es sei denn dafür, dass Du Dich noch immer so quälst Willst Du nicht lieber einen Schlussstrich ziehen und Dich endgültig krank schreiben lassen?

Meint Thomas, der natürlich weiß, dass das ne schwere Entscheidung ist.
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Kroki
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Beitrag von Kroki »

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