Tja. Back again.

anna17
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Tja. Back again.

Beitrag von anna17 »

Grüß Euch.
Ein paar kennen mich ja vielleicht noch, deswegen....

Naja, hier bin ich wieder. Ich bin aus dem Studium geflogen, nach zähem Ringen und allem und jetzt sitz ich da und weiß wieder weder wer ich bin noch was ich soll noch wo ich hin soll. Ich bin in guten Händen, und eigentlich auch dabei, meine Krisen ohne Forum zu meistern, immerhin saß ich bis vor ein paar Tagen bedeutend öfter in Kneipen als vorm PC, aber ich schreibs Euch jetzt doch. Weil ich es ein paar Leuten erzählen will, die ich nicht anmailen oder anrufen mag grad, weil ich es Euch erzählen will, und ich gebs zu, weil ich ein bisschen jammern will. Ich kann einfach nicht mehr. Neinnein, das ist KEINE Suizidandrohung. Ich kann nur eben einfach nicht mehr. Und weil ich ein egozentrisches Schwein bin, sag ich gleich dazu, daß ich nicht weiß, ob ich überhaupt noch mehr hier schreibe. Und vielleicht, ach ich weiß nicht. Vielleicht brauch ich auch nur wieder ein Forum für mein ach so schreckliches Leid. Aber nicht drücken und keine Kraft-Tüten, bitte.
Anna.
Emily
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von Emily »

Hallo Anna,

wir haben uns zwar nie direkt geschrieben, aber ich kenne dich trotzdem noch. Du hast eine neue Krise. Aber du hast die vorhergehende geschafft, du wirst auch diese schaffen, und zwar aus eigener Kraft. Wenn dir nach Jammern zumute ist, dann jammere ruhig. Das Jammern ist manchmal auch eine Möglichkeit, sich selbst Kraft zu geben, wenn man von anderen gar keine haben will.

Welcome back again.
Emily.
tomroerich
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von tomroerich »

Hi Anna,

also erst mal ne dicke, saftige Krafttüte für dich, damit du wieder zu Kräften kommst Nun hast du ja Zeit und kannst vielleicht doch noch zum Sommertreffen kommen? Es würde dir gefallen, da bin ich mir fast sicher. War jetzt am WE erst dort, ist himmlisch und es kommen gaaaanz viele kluge Leute, die dir genau sagen können, wie es jetzt weitergeht Und du wärst zweifellos eine Bereicherung. Aber ich will dich nicht überreden, das heißt doch, will ich aber du musst dich ja nicht lassen. Hauptsache, du kommst.

Anna, das tut mir Leid, wirklich. Welcher Idiot, welcher Ignorant kickt dich denn aus dem Studium? Was haste denn angestellt? Also die Geschichte würde mich schon interessieren. Und nun hängst du natürlich durch und fragst dich, was aus dir werden soll.... Hast du dazu eine Idee, irgendwelche Fantasien oder ist es zappenduster gerade?

Habe mich gefreut, dass du wieder autauchst hier.

Hach ist das wieder heiß und schwül heute, alles klebt an einem. Da drück ich dich erst mal feste und halt dich gaaanz lange fest, hi hi.

Thomas
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Paulii
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von Paulii »

Moin Anna,
ich glaube nicht, dass du die erste bist, die so ein Studiumrausschmiss erfährt. Welche Möglichkeiten der Schadensbegrenzung hast du? Jetzt erst mal jammer, dass ist klar. Und dann: was willst du? wobei fühlst du dich wohl? könnte es nicht auch eine neue Herausforderung sein? endlich mal was neues oder anderes ausprobieren usw..
Anna, hab grad nicht so viel Zeit - muss noch arbeiten. Kannst dich aber auch in den Zug setzen und vorbei kommen, Platz haben wir.
Gruß Pauli
malin
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von malin »

Hallo Anna,
Du wirst mich wahrscheinlich nicht kennen, denn ich schreibe hier erst seit ein paar Tagen, aber ich habe sehr lange still mitgelesen und erinnere mich daher gut an Dich.
Es tut mir für Dich sehr leid, daß es Dir schlechter geht und daß es Probleme mit dem Studium gibt. Ich hätte Dir gewünscht, daß es Dir besser geht und Du keine Krisen mehr erleben mußt, aber wenn es nun mal so ist, dann finde ich es gut, daß Du wieder hier bist.
Ich erinnere mich an Dich, weil ich ebenfalls eine PTBS habe und viel aus Deinen Postings mitgenehmen konnte, weil Du immer sehr nett und kompetent geschrieben hast.
Außerdem habe ich vor meiner Krise freiberuflich als Orchestermusikerin gearbeitet und war völlig verzweifelt, daß ich seitdem keine Musik mehr machen kann. Da tat es mir gut zu hören, daß Du noch musizieren kannst und daß es nicht unmöglich zu sein scheint.
Ich hoffe, es geht Dir bald besser!
Liebe Grüße
Nele
Caroline1
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von Caroline1 »

Liebe Anna

Sooooo schlimm ist es ja nicht, dass du wieder mal hier vorbeischaust , auch wenn der Anlass nicht positiv ist, so möcht ich schon sagen, dass es mich freut, wieder von dir zu hören.

Hm, Studienrausschmiss, hast du so falsch gespielt? Nein im Ernst, wie ist es denn dazu gekommen? Hattest du dich irgendwie zu sicher und "geheilt" gefühlt, dass du in welcher Weise auch immer, zu hoch gepokert hast?

Ich bin seit 10 Tagen umgezogen, aber ganz so einfach, wie ich mir das alles vorgestellt hatte, ist es nun auch nicht. Aber immerhin. Wenn aber irgendwelche Leute gerade Krafttüten verteilen, will ich auch, am liebsten Lakritze.....

Anna, ganz lieben Gruß an dich, und Wiedersehen im wortwörtlichen Sinn wär wirklich klasse, obwohl ich mir vorstellen kann, dass das dich unter Druck setzten würde, oder hast du vielleicht jetzt sooooo viel Zeit, die du sinnvoll *gg* investieren könntest??

Caroline
anna17
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von anna17 »

Wow. Danke. Da kann ich ja gar nicht zum egozentrischen Jammerschwein werden, wenn Ihr so lieb seid.

Aber der Reihe nach. Warum, ich rausgeflogen bin, das ist nicht so leicht zu beantworten. Aber um es auf eine Formel zu bringen: Der Wind ist kalt, und es hat eben nicht gereicht. Mit einem anderen Prof. als meinem würde ich höchstwahrscheinlich weiterstudieren können, aber er hat eben seinen Weggang genutzt um mich auch gleich noch loszuwerden. Ich kann nicht anders, als ihm irgendwo, ganz heimlich, recht zu geben, denn Tatsache, ich hab nicht das geleistet, was ich hätte leisten müssen, unabhängig von Talent, das hat selbst er zugegeben. Und, honorig wie er in hiesigen Fachkreisen ist: Das wars. Zwar haben andere Hochschulen auch hübsche Lehrer, aber sie haben eben auch alle ein Telefon.
Was das Treffen angeht, Thom. Ich werde nicht kommen - können. Zu viel, was jetzt passieren muss, organisatorisch, und ich bin grad nicht so auf eye-to-eye-Kommunikation. Vielleicht in allerletzter Sekunde, aber rechne nicht mit mir. Wie's mir jetzt geht, mei. Ich hab sofort angefangen, zu überlegen, wie es weitergeht, um wenigstens ein kleines bisschen Struktur zurückzugewinnen, aber es ist zappenduster. Ich atme und warte auf den nächsten Tag. Und wenn ich mich ans Atmen besser gewöhnt hab, dann kann ich wieder anfangen zu denken, so in etwa.

Pauli,
danke Dir fürs Angebot, wirklich. Es geht nicht, alles zu viel, zu sehr auf einmal und so. Aber zu wissen, dass ich könnte, tut gut.

Emily,
ja, könnte sein. Obwohl ich ja eigentlich eine Abneigung gegens Jammern hab, vor allem bei mir selbst. Ich hab da so einen "Hart wie Kruppstahl"-Anspruch an mich und, ich bin ehrlich, manchmal auch an andere.

Nele,
auhören zu musizieren, um Gottes Willen. Ein Freund hat zu mir gesagt: Musiker bleibst immer, egal, was Du machst. Im Moment mag ich mein Cello lieber nicht anfassen, aber irgendwann demnächst... Und dann mach ich ein Muckenorchester auf.

Caro,
Thom hat ja Kraft mitgebracht. Lakritze mag ich eh nicht, also... Vielleicht hatte ich zu hoch gepokert, ja. Oder vergessen, das Image mit dem Innen abzugleichen oder so. All das gilt es herauszufinden, wenn das mit dem Atmen klappt.

Seid alle lieb gegrüßt,
Anna.
neodym
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von neodym »

Hallo,

da ich erst recht kurz in diesem Forum verweile, kenne ich Dich und Deine Postings natürlich nicht. Aber vielleicht kann ich ein paar Tips geben.

Das Studium geschmissen; Eigentlich gar nicht so wild, wenn man auf die Zukunft schaut. Meiner Schwester ist das gleiche passiert. Irgendwo die dritte Prüfung verrissen und weg war sie. Aber es war gut so. Anschließend hat sie eine Fortbildung für Studienabbrecher absolviert (aktuelle Infos bei Siemens oder dem Arbeitsamt) und heute einen guten Job.

Also, jammern tut gut (mache ich häufig) aber nicht aufgeben. Garantiert ergibt sich was neues.

Viele Grüße

Ralf
artemis
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von artemis »

Hallo Anna,
hier noch mal eben schrifftlich:
Ich hab dich als Menschen lieb gewonnen!!!
Egal, ob du Cello spielst, oder nicht. Ob das dein Beruf wird, oder nicht.
Auch wenn du das zur Zeit nicht immer sehen kannst, das Leben geht immer weiter und es tun sich immer wieder neue Möglichkeiten auf.
Kleine-Große-Schwester, ich bin für dich da, so gut ich kann. Ich hab dich sehr, sehr lieb für das was du bist und nicht für das was du kannst oder darstellst.
Arte
anna17
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von anna17 »

Es ist alles so unsicher. Irgendwie wissen alle in meinem Umfeld, was zu tun ist. Klar, ich weiß das auch, ist ja nicht die erste Krise. Aber ich bin so hin und her zwischen Möglichkeiten. Hier schreiben oder nicht hier schreiben. Ist es richtig oder falsch. Es ist falsch, aber es ist auch richtig. Anrufen oder nicht anrufen. Ich weiß, ich muss anrufen aber ich kann es nicht. Kämpfen oder nicht kämpfen. Ich weiß, ich werde wieder kämpfen müssen, und ich weiß, dass es ein harter Kampf wird. Ich weiß, ich komme nicht daran vorbei. Aber ich will nicht mehr kämpfen.
Gestern im Gespräch mit meiner Mutter: Kälte. Liebevolle Kälte. Pläne, die sie für mich hat. Aber eigentlich nicht für mich, sondern für sich. Mit meinem Vater: Wärme. Liebevolle Wärme. Zu liebevolle Wärme. Er liebt mich, aber eben nicht mich, sondern die Anna, die ER liebt. Es geht nicht um mich. Aber stop. Das ist kein Kriseninterventionsforum.
malin
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von malin »

Hallo Anna,
es klingt so, als ob Du und Deine Seele eigentlich erst mal Luft holen müssen und Ruhe brauchen, bevor Du spüren kannst, was Du machen kannst und möchtest.
Manchmal muß man eine Weile stehen bleiben und sich ausruhen, um neue Kraft zu schöpfen, bevor man weitermachen kann.
Ist doch völlig in Ordnung, aber es fühlt sich immer so an, als ob man im Gegensatz zu allen anderen total unfähig wäre.
Aber gönn Dir eine Auszeit und versuche, Dich nicht so sehr unter Druck zu setzen.
Ich weiß, es klingt unheimlich toll, und ich kann mir das selber auch nicht zugestehen, wenn es mir schlecht geht, aber hinterher sehe ich immer, daß es wohl so am Besten wäre.
Liebe Grüße
Nele
anna17
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von anna17 »

Ja, da dürftest Du Recht haben, Nele.
Aber Du sagst es selber, es ist nicht so leicht. Das Ganze hier nimmt Dimensionen an, die ich nie abgesehen habe und die Situation schreit nach Entscheidungen. Ich versuche, mir selbst mehr Zeit zu geben, aber ich hab so Angst, dass ich falsch entscheide, dass sie mich wieder einfangen, wenn ich zu lange warte. Alles ein bisschen viel im Moment, selbst objektiv und selbst für mich.

Lieben Gruß,
Anna.
malin
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von malin »

Hallo Anna,
stimmt, am besten wäre es in solchen Situationen, wenn man die Zeit anhalten könnte. Ich wünsche mir oft, daß das Leben einfach mal stehenbleibt, damit ich in Ruhe verschnaufen kann, ohne daß ich sehe, wie das Leben immer schneller an mir vorbeirennt und alle möglichen Entscheidungen und Anforderungen an mich stellt, wo ich doch gerade gar nicht in der lage bin zu entscheiden was ich frühstücken soll geschweige denn größere Entscheidungen zu treffen.
Ach, so eine Art Winterschlaf wäre toll oder so wie Dornröschen schlafen, ohne daß man etwas verpaßt - das wär`s doch, oder?
Magst Du erzählen, worum es geht?
Und wer soll Dich wieder einfangen?
Liebe Grüße
Nele
tomroerich
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von tomroerich »

Liebe Anna,

du klingst regelrecht paralysiert, unter enormen Druck. Du stellst auch Verbindungen zu deinen Eltern her. Du klingst, als habe das alles nichts mit dir zu tun sondern mit Erwartungen, die man an dich hat, Erwartungen, die dir den Atem nehmen. Richtig atmen kann man ja nur, wenn man gut bei sich selbst ist.
Ich habe das Gefühl, dir fehlt Vertrauen und die Bereitschaft, dich ein Stück weit mitnehmen zu lassen von dem, was passiert. Du möchtest nichts falsch machen aber auf welcher Grundlage sollst du denn das entscheiden? Du stehst ja vor Weichenstellungen und natürlich muss man da auch mit dem Kopf ran aber die Entscheidung muss doch in der Herzgegend getroffen werden. Vielleicht hast du dort ja zu wenig Platz für dich selbst, weil deine Eltern zu viel Raum einnehmen *spekulier*

LG

Thomas
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anna17
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von anna17 »

Liebe Nele,
ich würde gern die Zeit anhalten, ja. Aber in gewisser Hinsicht bleibt sie sowieso grad stehen, also...
Es geht um mich und meine Familie, das ist ein kompliziertes Ding. Da ist viel passiert, was mich nicht loslässt, und vor allem gibt es Rollenverteilungen, die ungeheuer starr sind und aus denen ich nicht rauskomme, so ungefähr.
Sei lieb gegrüßt. Magst ne Tasse Tee?

Anna.
anna17
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von anna17 »

Ach Thom.
Da hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen, genau darum geht es. Dass ich Entscheidungen so treffe, dass sie zu mir gehören und nicht in dieses Familienskript.
Ich hatte gestern Therapiestunde. Mein Therapeut hat die Familienbeziehungen bei uns auf einen Block gemalt, auf einen anderen meine Rollen, Opfer und Überlebende. Und mir gezeigt, warum ich nicht aus meinen Rollen komme, warum ein Studium, das mir am Herzen liegt, scheitern musste, weil es mich in Loyalitätskonflikte bringt. Ich muss doch meinen Vater retten, wie soll ich dann das tun, was ich will? Ich glaube, Du verstehst, was ich meine, oder? Dieses Zerrissensein, das gibt es in meiner Familie, seit mein Großvater im Krieg untertauchen musste. Mein Vater hat es von seinem Vater, ich hab es von meinem Vater. Meine Mutter hat sich rausgehalten, getrunken, und jetzt, wo sie nicht mehr trinkt, versucht sie mit aller zur Verfügung stehenden Gewalt, mich in diese Familie zurückzupressen, weil sie spürt, dass sie sonst das tun muss, was ich immer getan habe: Meinen Vater schützen und seine Bedürfnisse und ihn befriedigen, im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist es, was mich so paralysiert, mich so einengt, dass ich kaum Luft bekomme. Deswegen hab ich so panische Angst vor der Diskussion über meine Zukunft. Aber all das ist letztlich wurscht. Denn es geht um mich, und ich muss anfangen, dafür zu kämpfen. Ich bin in der Therapie nicht so ehrlich wie hier, soll heißen: Ich erzähle so vieles nicht, was ich erlebe. Aus lauter Angst, jemand viertes in mein Leben zu holen, jemandem das zu zeigen, was niemand sehen darf, wie damals, als Kind, als ich niemanden nach Hause eingeladen hab, damit keiner weiß, was los ist. Hier konnte ich ehrlich sein, weil keiner von Euch nah genug war, als dass er wirklich in mein Leben hätte schauen können. Mich erschreckt das, dass es so ist, aber es ist so. Ich habe meinem Therapeuten gestern einen Brief geschrieben, mit vielem von dem, was ich nicht sagen kann, als Anfang, vielleicht. Und ich habe beschlossen, ihm diesen Brief auch zu geben. Mein Gott, die Therapie ist knapp davor, zu scheitern, ich weiß noch nicht mal, wo ich in drei Monaten lebe. Aber jetzt fange ich an, zu kämpfen.
Sei lieb gegrüßt, Thom.

Anna.
malin
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von malin »

Hallo Anna,
oh ja, Tee wäre prima, würde auch genau zum Wetter passen, das wir heute hatten, zeitweise sah es aus wie im Oktober, viel Wind und strömender Regen...
Mit komplizierten Familien habe ich leider auch so manche Erfahrungen und meine Eltern -sind zum Glück geschieden- haben auch ganz genaue Vorstellungen davon, wie sie ihre Tochter haben wollen und was ich für sie zu tun habe. Ist nur überhaupt nicht das, was ich will. Ich habe auch lange gebraucht, bis ich mich einigermaßen davon abgenabelt habe und ein bißchen einfacher ist es, seit ich meine eigene Familie habe, aber ich habe auch in der Therapie gelernt, daß ich kaputt gehe, wenn ich mich nach meinen Eltern richte. Meine Mutter hat vor langer langer Zeit mal eine große Entscheidung wegen der Familie getroffen und war damit aber nie sehr glücklich. Anstatt sich aber damit auseinanderzusetzen oder etwas zu ändern, hatten wir Kinder plötzlich die Aufgabe, für sie dazusein und ihre Bedürfnisse zu erfüllen, da sie ja für uns alles aufgegeben hatte. Tolle Logik, oder?
Und wenn man damit schon als kleines Kind aufwächst, kommt man da auch nur schwer wieder runter.
Aber ich habe gelernt, daß meine Eltern viel von mir erwarten, aber nichts von dem an mich geben können, wenn ich sie brauche. Sie sehen mich nicht als Person, sondern als diejenige, die die Pflicht hat, ihnen ihr Leben zu erleichtern. Es klingt hart, aber grob gesehen stimmt es leider. Im Prinzip bin ich die Mutter und meine Mutter das Kleinkind. Scheiß Position (entschuldigung, mußte mal sein!), denn so habe ich nie das Gefühl gehabt zu wissen wie es ist, wenn man selber Eltern hat, die hinter einem stehen.
Geht es Dir ähnlich?
Liebe Grüße
Nele
tomroerich
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von tomroerich »

Liebe Anna,

ich musste mir einfach ein wenig Zeit lassen mit meiner Antwort. Ich habe deinen Text immer wieder gelesen und ließ ihn auf mich wirken, mit dem Ergebnis, dass ich nun ebenfalls so etwas wie Zerrissenheit fühle, keine klaren Gedanken. Du weißt sicher wie du es zu bewerten hast wenn ich sage, dass ich wegen deines Textes so etwas empfinde- es ist meine Weise, mich zu nähern und zu erfassen, was eigentlich unfasslich ist. Ich nehme dann an, dass sich etwas von dem, was der andere empfindet, sich in mir spiegelt. Ich stamme ja auch nicht aus einfachen Verhältnissen aber die Strukturen, die du andeutest, sind trotzdem eine ganz andere Dimension. Jetzt verstehe ich auch, warum du auf mich immer so überdurchschnittlich wirkst für dein Alter. Ich meine z.B. deine Einsichten in Lebensprobleme. Du hattest eben jede Menge Anlass, dich damit auseinanderzusetzen.

Was wird nun passieren, wenn dein Therapeut den "Rest" erfährt, was meinst du? Das Geheimnis zu lüften bei einer Person, die dich tatsächlich erreichen kann ist ein großer Schritt, das verstehe ich genau. Du hast es hier geübt, denke ich, hast vielleicht erfahren, dass die Welt tatsächlich nicht zusammenbricht sondern tragfähig bleibt, wenn sie das Geheimnis erfährt. Und nun der nächste Schritt. Welche müssen noch kommen? Die Eltern konfrontieren, das liegt noch in weiter Ferne denke ich, dazu musst du ganz schön fest im Sattel sitzen. Es ist ja nun schon 2 Tage her, dass du geschrieben hast, gibt es schon eine Reaktion des Therapeuten? Und warum ist die Therapie gefährdet?


Ich grüße dich auch lieb, Anna.

Thom
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Xenia
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von Xenia »

Liebe Anna,
"schön", daß Du wieder da bist. Vielleicht können wir uns hier ja unterhalten. Ich denke, es gibt so einige Überschneidungen in unserem Leben... könnte zumindest sein.
Tja, was soll ich sonst noch schreiben? Ich bin gerade in der Psych., wegen einer recht schweren Depr. Mir geht es meistens schlecht und ich habe auch das Gefühl, einfach keine Kraft mehr zu haben, um weiterzukämpfen. Vor allem habe ich kein Ziel... Da Du aus dem Studium rausgeflogen bist, ist natürlich echt scheiße. Mir ist es vor einigen Jahren ähnlich ergangen. War gerade in der Examensvorbereitung, als die Depr. und die BPS voll zugeschlagen haben. Ich mußte schließlich das Studium aufgeben. Das ist heute noch immer nicht so einfach für mich, mir das einzugestehen.
Ich glaube, daß ich Dich ein wenig verstehen kann. Zumindest diese innere Zerrissenheit kenne ich nur allzu gut. Und daß Du jetzt in einer totalen Umbruchsphase bist, nicht weißt wohin und so. Mir geht das genauso.
Hast Du Angst vor der Reaktion des Therapeuten, weil Du sicher bist, daß er Dir nicht glauben wird? Falls er ein guter ist wird er Dir glauben. Wenn nicht, dann kannst Du ihn sowieso über den Harz kicken! WEnn ich unsicher bin, ob meine beiden Therapeuten etwas glauben oder nicht, frage ich direkt nach. Anfangs war mir das unangenehm. Ich dachte, daß sie mir erst recht nicht glauben, wenn ich so direkt nachfrage. Ist völliger Quatsch. Frage nach, auch wenn es das tausendste Mal ist!
Laß' was von Dir hören, okay?
Grüße, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
anna17
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von anna17 »

Lieber Thom,
ja, ich hab im Forum ziemlich fleißig geübt, das stimmt. Manchmal denke ich, zu fleißig, aber das ist egal.
Dass die Therapie gefährdet ist, hat genau damit zu tun, dass ich mich nicht drauf einlassen kann, konnte, vielleicht wirds ja jetzt. Ich hätte die Therapie fast beendet und wär blind nach München zurück, an Heim und Herd, sozusagen. Mann. Ich weiß nicht, ob ich das noch retten kann. Aber ich merke es jetzt und ganz leise regt sich die Stimme in mir, die sagt: Rette es, Anna.
Ich hab meinem Therapeuten tatsächlich diesen Brief gegeben, also, die Diskette, auf der er gespeichert war, weil mein Drucker nicht geht. Mann, das klingt so einfach, schreibst halt nen Brief und gibst ihn ab. Wie oft ich diesen Rat hier schon gegeben hab. Aber ich hab gezittert. Den Brief erst daheim liegenlassen, dann kurze Konferenz mit meinem Unbewussten, dann wieder zurück, das Teil geholt, losgefahren. Dann in der Praxis Jacke aufgehängt, Diskette drin. Nochmal Konferenz, wieder raus, Diskette rausgeholt und ihm dann als allererstes in die Hand gedrückt, vor Begrüßung und allem. Und ich hab gedacht, ich sterbe jetzt gleich. Aber ich bin noch da. Ich hatte keine Ahnung, wie schwer das ist, ehrlich zu sein. Mann. Aber ich habs geschafft. Wovor ich eigentlich Angst hab, ist schwer zu erklären. Daß jemand hinter die Fassade sehen kann, vermutlich. Daß jemand merkt, daß ich nicht halb so stark und tapfer bin, wie man meinen könnte und wie viele auch meinen.
Dann, in der Stunde, gings erstmal um ein mögliches Gespräch mit meinen Eltern. Nicht einfach so, wenn, dann nur in einem therapeutischen Rahmen, und auch da wird mir schlecht bei dem Gedanken. Aber es könnte eine Chance sein, da hat mein Therapeut recht, und ich denke mir: Wahrscheinlich ist es die einzige. Puh. Aber erstmal Stunden zählen. Meine Mutter hat mich heute früh aus dem Bett geklingelt. Mit zittriger Stimme. „Ich weiß, es ist noch so früh und Du schläfst noch, aber ich hab furchtbar geträumt, daß Du Dich umbringst, ich wollte nur wissen, daß Du noch da bist.“ Bin ich, Mama. Aber ich will nicht wissen, was Du träumst. Mach Dir ruhig Sorgen, jetzt, endlich, erwischst Du den richtigen Moment, um Dir wirklich Sorgen machen zu können. Sie kotzt mich an.
Gestern nachmittag, ein paar Stunden nach der Briefübergabe, war mein Therapeut auf dem Anrufbeantworter. Hat sich für den Brief bedankt, gesagt, daß er ihn berührt hat und ihm sehr hilft. Daß er am Dienstag, in der nächsten Stunde, näher drauf eingeht. Und dann noch die Nummer, die er raussuchen wollte. Er hat einen Arztbrief an die Krisenintervention hier an der Psychiatrie geschickt, so daß ich nur noch anrufen und hingehen muss, wenn der Boden zu heiß wird, nicht mehr viel erklären und so. By the way hat er noch dafür gesorgt, daß die mich nicht mit Haldol vollpumpen, wenn ich anfange, zu erzählen, was in mir grad vorgeht. Nett von ihm, sehr nett.
Danke, Thom. Kommt nicht so oft vor, daß jemand sich so auf mich einlässt.
Lieben Gruß,
Anna.
anna17
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Tja. Back again.

Beitrag von anna17 »

Liebe Nele,
ja, mir gehts ähnlich und auch wieder nicht oder doch oder nicht? Jede Geschichte ist eigen, und eigentlich keine mit der anderen zu vergleichen, glaube ich. Aber es erinnert mich an meine, ja.
Verzeih, wenn ich so kurz bin. Aber ich kann nicht alles nochmal aufrollen, will es auch nicht. Du kannst nach Beiträgen von mir suchen, wenn Du magst, da steht so ziemlich alles drin. Aber Vorsicht, sind ziemlich viele.
Lieben Gruß,
Anna.
anna17
Beiträge: 209
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Tja. Back again.

Beitrag von anna17 »

Hey Xenia,
auch ziemlich kurz, aber:
Lass Dir gut gehen da. Hat mich gefreut, von Dir zu hören. Und so.
Lieben Gruß,
Anna.
Larry
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von Larry »

Hallo Anne
Na da drüc ich dir die Daumen das du ganz schnell wiedr aus dem Loch rauskommst
Gruß
vom
Schwob *g*
era

Re: Tja. Back again.

Beitrag von era »

Hallo und guten Abend an Alle!

Soeben nach langer Zeit wieder online gegangen, dabei Betriebssystem gewechselt und was sehe ich? Unter Windows tummeln sich dieselben Leute im Forum wie damals unter MAC OS. Wahnsinn, alle multikompatibel! Melde mich demnächst wieder öfters!

Bis dahin liebe Grüsse von

Erasmus (Windows XP - Bezwinger
Caroline1
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Re: Tja. Back again.

Beitrag von Caroline1 »

Tja, sowas aber auch *STAUN*

Bis bald und lieben Gruß von Caro
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