Worin besteht der Unterschied zwischen der Beziehung zum Vater und Der zur Mutter?

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future
Beiträge: 31
Registriert: 20. Jun 2003, 14:57

Worin besteht der Unterschied zwischen der Beziehung zum Vater und Der zur Mutter?

Beitrag von future »

Ich habe bis zu meinem 36. Lebensjahr meiner Mutter nachgeweint. Mich nach ihrer Liebe und Zuneigung, die ich nur ganz, ganz selten erhalten habe, gesehnt. Ich sehne mich immernoch danach, aber ich weine nicht mehr darum.
Von meinm leiblichen Vater wußte ich lange Zeit nichts. Irgendwann hat sich meine Mutter dann doch mal durchgerungen etwas von Ihm zu erzählen. Da erfuhr ich das er ein Engländer ist und als Soldat hier stationiert war. Ich erfuhr auch seinen Namen, mehr aber nicht.
Am Anfang habe ich Ihn gehasst, weil er uns in Stich gelassen hat. Später, als ich in der Lage war zu differenzieren, dachte ich anders darüber. Die Situation, in der er war, hatte dafür gesorgt das er nicht mehr bei uns sein konnte. Ich fing an Verständnis für ihn zu haben. Das ging soweit, das ich mir vornahm, sollte ich ihn jemals kennenlernen, ich ihn auf keinem Fall zur Last fallen wollte.
Nun, ich habe ihn nie gefunden. Das einzige was ich von ihm habe ist ein Bild.
Meinen Stiefvater habe ich früher gehasst. Er war ein Trinker und Schläger daheim. Das ging solange, bis meine Mutter mal mit einem Messer vor ihm stand, danach war ruhe.Dann, in meiner Jugend kam das Verständnis für ihn und später hat er mir nur noch leid getan. Inzwischen ist er gestorben. Ob mein leiblicher Vater noch lebt, weiß ich nicht.
Meine Frage ist die:
Warum tut es so weh, wenn ich an meine Mutter denke, aber nicht so sehr wenn meine Gedanken zu den Vätern wandern?
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Worin besteht der Unterschied zwischen der Beziehung zum Vater und Der zur Mutter?

Beitrag von C. »

Liebe Heike,

ich finde es ein sehr interessantes thema (auch die andere frage/thread von dir), und wichtig.

aber auch sehr sehr schweres thema zum drüber nachdenken finde ich.

habe ein paar gedanken dazu, in meinem kopf rumschwirren, aber momentan kaum kraft irgendwonach zu gucken. alles momentan sehr ungeordnet in mir.

mehr an feedback dazu kann ich im moment leider nicht geben.
habe auch deine anderen beiträge gelesen. ich finde grad keine worte. finde es toll dass du hier schreibst.

liebe grüsse,
Clara
future
Beiträge: 31
Registriert: 20. Jun 2003, 14:57

Re: Worin besteht der Unterschied zwischen der Beziehung zum Vater und Der zur Mutter?

Beitrag von future »

Liebe Lea; liebe Clara

Ich danke für eure Antwort.

Lea, du hast recht was die Übersichtlichkeit dieses Forums angeht. Auch das es Depressionen verstärken kann. Wenn man all die Sorgen und Ängste der Menschen plötzlich vor Augen hat, dann kann man im ersten Moment richtig verzweifeln.
Ich war zuerst äußerst interessiert, sah eine Möglichkeit mir Alles von der Seele zu schreiben, doch dann bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich dachte nicht mehr über mich nach, sondern fing wieder an mir die Sorgen anderer " aufzuhalsen". Ich hatte wieder den Drang für alle Menschen eine Ideallösung zu suchen, eins meiner Leiden aus der Vergangenheit.
Ich muss ebenfalls sehr vorsichtig sein, etwas Abstand nehmen und dann dosiert vorgehen.
Jede Medizin ist gut, solange man nicht zuviel davon nimmt.

Clara, das Thema ist schwer. Ich muss zugeben, nicht ganz fair von mir. Ich wage mich mittlerweile gerne an schwierige Themen heran. Die meisten Menschen haben Angst vor Veränderungen und deswegen wagen sie sich nicht, sich mit solchen Dingen auseinander zu setzen. Doch wenn ich nicht bereit bin darüber nach zudenken, dann wird das Leiden nie ein Ende haben.
LG
Heike
Emily
Beiträge: 1217
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Worin besteht der Unterschied zwischen der Beziehung zum Vater und Der zur Mutter?

Beitrag von Emily »

Liebe Lea,

es tut mir echt leid, dass du dich hier so untergebuttert fühlst, aber das ist ganz sicher keine Absicht. Vielleicht machst du auch einen eigenen Thread auf mit einer Thematik, die du gerne besprechen möchtest? Ich glaube nicht, dass du ausgeschaltet bist. Schreibe dir doch einfach deinen Kummer von der Seele, sofern dir danach ist. Am Anfang ist es schwer, ich weiß, aber es wird zunehmend leichter, weil man sich einfach auch an dieses neue Medium Internet gewöhnt. Ich denke schon, dass es hilfreich ist, wenn man auch bereit ist, über sich selbst zu schreiben, denn für die anderen ist man halt am Anfang ein völlig Fremder. Schalte doch den Knopf der Kommunikation einfach immer wieder selbst ein und beteilige dich hier öfters, wenn du magst. Versuche es! Du wirst sehen, dass ein Gespräch in Gang kommt. Lass dich von den ersten Eindrücken, die du hattest, nicht entmutigen.

Liebe Heike,
zu deiner Frage: Ich denke, einer der Unterschiede in dieser Beziehung besteht in der Verschiedenheit der inneren Beziehung, die Mutter und Vater zu dem Kind von Anfang an aufbauen können. Und hier gibt es in vielen Familien wohl erhebliche Unterschiede. Wir sind noch in einer Generation großgeworden, in der die meisten Kinder über den Tag hinweg überwiegend von der Mutter betreut wurden. Und das Kind holt sich in der Regel den größten Anteil an Liebe eben bei der zentralen Bezugsperson, die es die meiste Zeit betreut. Wenn das Liebesbedürfnis des Kindes von dieser Person nicht (ausreichend) befriedigt wird, bedeutet das für ein Kind dann nicht Schmerz ohne Ende? Und deinen trinkenden und schlagenden Stiefvater konntest du gar nicht lieben, oder? So manches Kind hört auch einfach auf, sich von so einem Mann noch irgendetwas zu erwarten.
Hmmm, schwierige Frage ...

Liebe Grüße,
Emily.
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Worin besteht der Unterschied zwischen der Beziehung zum Vater und Der zur Mutter?

Beitrag von C. »

Liebe Heike,

ob die meisten Menschen so sind weiss ich nicht, ja, könnte sein. Ob sie sich dann deswegen nicht wagen...weiss ich noch weniger.

<Doch wenn ich nicht bereit bin darüber nach zudenken, dann wird das Leiden nie ein Ende haben> Wenn das dein Weg ist, deinem Leiden ein Ende zu bereiten, und das "einfach so" funktioniert, dann ist es für dich sicher sinnvoll, darüber nachzudenken.

Offen bleibt dabei, finde ich, die Frage nach dem Zeitpunkt des bereit seins.
Da muss wohl jeder für sich selbst die Antwort finden, wann die richtige Zeit dafür ist.

Eine andere Seite ist die, dass es auch sehr viel Schaden anrichten kann, wenn man - völlig ohne Kraft - anfängt, wie wild alles rauszuzerren was da noch so alles nicht in Ordnung sein könnte, aber im Moment nicht vorrangig konkret Probleme macht. Sich so schwierige Themen, die eigentlich angegangen werden wollen / sollten, auf den Teller zu packen, sollte wohlüberlegt sein, denke ich.

<Ich muss ebenfalls sehr vorsichtig sein, etwas Abstand nehmen und dann dosiert vorgehen.>
Dieses finde ich eine sehr gute und hilfreiche Überlegung.

<Jede Medizin ist gut, solange man nicht zuviel davon nimmt.>
Wie wahr...

Liebe Grüsse,
Clara
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Worin besteht der Unterschied zwischen der Beziehung zum Vater und Der zur Mutter?

Beitrag von C. »

Liebe Lea,

<Wenn man nicht gleich reagiert, ist man für immer ausgeschaltet>
das denke ich nicht. Es ist wohl nicht ganz so einfach/schnell, einen bestimmten thread nach längerer Zeit wiederzufinden, aber auch nach längerer Zeit kann man doch noch etwas dazu sagen(wenn man den thread denn wiederfindet). Reagieren. Antworten.
Klar, es kann sein dass in der Zwischenzeit auch schon andere was dazu gesagt haben. Aber man kann doch auch Gedanken und Fragen von "weiter oben im Text" nochmal aufgreifen.

Ich würd jedenfalls gern mehr von dir hören (lesen) - wenn du magst - aber ich bin auch nicht immer sehr schnell was das "Antworten" angeht...

Liebe Grüsse,
Clara
malin
Beiträge: 454
Registriert: 27. Jun 2003, 22:57

Re: Worin besteht der Unterschied zwischen der Beziehung zum Vater und Der zur Mutter?

Beitrag von malin »

Hallo,
die Liebe zu einem Menschen -auch zum eigenen Kind- ist doch nicht von einer auf die andere Minute da, Liebe muß doch immer wachsen, denn man muß doch erst mal denjenigen kennenlernen, den man lieben kann. Ich kann doch nicht etwas lieben, daß ich gar nicht kenne.
Und so denke ich, funktioniert es auch mit Eltern und Kindern. Da die Mütter durch die Schwangerschaft aber einen "Vorsprung" haben und hinterher durch das Stillen angeblich unentbehrlich sind, meinen viele, daß Mutterliebe gleich bei der Geburt da ist und keine Schattenseiten da sein können.
Aber ich habe das so nicht erlebt. Natürlich hatte ich eine Beziehung zu meiner Tochter in der Schwangerschaft, denn sie wuchs ja in mir heran. Aber ich habe sie nach der Geburt erstmal drei Wochen gar nicht gesehen, so daß von Mutterliebe keine Rede mehr war, denn als ich sie kennenlernte, kannte mein Mann sie schon drei Wochen intensiv, so daß die Beiden schon ein tolle Beziehung hatten.
Vaterliebe kann also genauso entstehen wie Mutterliebe und ist genauso wertvoll, oder?
Abgesehen davon, daß mein Mann und ich unterschiedliche Menschen sind, d.h. verschiedene Charaktere und Vorgeschichten mitbringen, sehe ich aber keinen so großen Unterschied in unserer Liebe zu unserer Tochter.
Klingt das jezt sehr wirr??
Liebe Grüße
Nele
future
Beiträge: 31
Registriert: 20. Jun 2003, 14:57

Re: Worin besteht der Unterschied zwischen der Beziehung zum Vater und Der zur Mutter?

Beitrag von future »


Liebe Nele,
an deinem Beitrag ist überhaupt nichts wirres, im Gegenteil ich stimme dir voll und ganz zu.
Liebe muß wachsen, langsam aber stetig. Man kann sie nicht erzwingen.
Ich kenne das selbst.
Die Geburt meines ersten Kindes, einer Tochter, war für mich das schönste Erlebnis überhaupt.( Bis heute habe ich nichts ähnliches erlebt). Es war aber auch eine "Enttäuschung" für mich. Ich hatte mich von meinem Mann anstecken lassen und wollte Ihm unbedingt zuerst einen Sohn gebären. Natürlich total töricht von mir, ich weiß, doch ich war so in meinen Wunschdenken verstrickt ( erst Junge, dann Mädchen ), das meine Tochter ersteinmal eine Entäuschung für mich war. Die Liebe hat sich dann sehr bald eingestellt.
Ich habe in meine jetzige Beziehung einen Sohn mitgebracht. Er war damals sieben und kannte keinen Mann an meiner Seite. Mein Lebensgefährte und mein Sohn hatten in den ersten Jahren große Probleme miteinander.Und stets, wenn ich mal wieder schlichten mußte, bekam ich die Worte zu hören: " Natürlich hört er auf Dich. Du bist ja seine Mutter. Ist doch klar das er Dich mehr liebt wie mich." Alles was ich dazu sagen konnte, ist: " Ich habe mir seine Liebe verdient. Sie ist mir nicht einfach zu geflogen.Ich mußte schwer dafür arbeiten, um sie zu erhalten."
Liebe bedeutet arbeiten. Es ist wie bei Freunden. Wenn man seine Freunde vernachlässigt, dann sie sie irgendwann nicht mehr für einen da. So ist es auch mit der Liebe der Kinder, oder der Liebe zum Partner, der Liebe zu den Eltern. Egal welche Art von Liebe, ja, auch der Tierliebe. Wenn wir uns nicht darum bemühen, dann schläft die Liebe irgendwann ein.
Dazu gehört Zuneigung; Toleranz; Nachsicht; Geduld; Verständnis und Verzeihen. Nichts von dem läßt sich erzwingen, deshalb kann man auch die Liebe nicht erzwingen.
Was nun die " Vater- bzw. Mutterliebe " angeht, nun, wir Frauen können schon während der Schwangerschaft viel tun um den werdenden Vätern zu helfen. Wenn ich meinen Partner, in Allem was mit der Schwangerschaft zu tun hat, mit einbeziehe, dann kann auch er schon eine Beziehung zum Kind aufbauen. Das Männer sich so oft zurück ziehen hat auch oft mit der " Angst vor dem Unbekannten " zu tun. Viele Frauen machen dann auch noch den Fehler das Kind als ihr Eigentum zu betrachten. ( Da ist etwas, das ich ganz für mich alleine habe ). Doch irgendwann ist die Schwangerschaft vorbei und dann?
Ein Vater, der keine Chance hatte sich dem Ungeborenen zu nähern, soll sich jetzt für ein schreiendes Bündel mit aufopfern!
Die Frauen haben ja schon schwer zu kämpfen, wie schwer muß es da erst einem Mann fallen.
Ja, und dann auch noch die Stillzeit:
Mein Sohn und mein Lebensgefährte haben sich grundsätzlich in dieser Zeit gestritten. Das hat erst aufgehört, als nicht mehr gestillt habe. Sie waren eifersüchtig! Auf mich und auf unsere Kleine.

LG
Heike

(Das Ziel ist der Weg und der Weg ist das Ziel.)
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