Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

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tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von tommi »

Ihr Lieben,

da der Originalthread schon recht voll ist, eröffne ich den 2. Teil.

Abnehmende Gefühle bei Depressionen?http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1129963410
von soraya8

Letzter Beitrag von Tine:

Hallo Zusammen,

das Thema um das es hier geht ist unglaublich vielschichtig.
Ich habe es nun selbst schon aus den verschiedensten Positionen heraus erlebt. Grundsätzlich gibt es ganz viele verschiedene Antwortmöglichkeiten und welche in der jeweiligen Situation die richtige ist, kann nur im Gespräch herausgefunden werden. Wenn man dann ein solches Gespräch anstrebt, macht es allerdings wenig Sinn, wenn man schon vorher eine Antwort beschlossen hat und dann nicht mehr darauf hört, was der andere sagt.

Wenn nun ein Mensch zu einem anderen sagt: Ich liebe dich nicht mehr.
Und er sagt dies deutlich und mehrfach, dann muss man das zunächst so annehmen.
Warum er nicht mehr liebt, ist auch für den äußeren Rahmen sekundär. Natürlich ist es für mich als Partnerin leichter, die Krankheit dahinter anzunehmen, weil ich damit von meiner eigenen Person absehen kann und eine größere Hoffnung auf Rückkehr pflegen kann, aber für den Moment bleibt sich die Sache gleich. Er liebt dann wirklich nicht mehr und zieht sich zurück.
Für mich gibt es dann nur die Möglichkeit zu warten oder eben auch nicht zu warten.
Eine Garantie, ob sich dieses Warten lohnt, gibt es nicht.
Als Partnerin eines depressiven Angehörigen habe ich in diesen Zeiten keine Beziehungsgespräche gesucht (meistens hatte er dann ohnehin die Trennung ausgesprochen und danach waren Gespräche zunächst zwecklos), eben weil mein Partner gefühlsmäßig vereist war. Ich habe versucht für ihn dazusein, meine Hilfe angeboten und regelmäßigen Kontakt gehalten.
Wenn man das schafft, ohne selbst Schaden zu nehmen, ist das nach meinem Dafürhalten der richtige Weg.

Aus der umgekehrten Rolle, also aus der der Betroffenen heraus, habe ich auch schon verschiedene Varianten kennen gelernt.
In meiner Ehe wurde ich depressiv, weil ich meinen Mann nicht mehr liebte, aber keinen Ausweg gefunden habe, mich aus der Ehe zu lösen. Die Depression kam also als Symptom der verschwundenen Liebe, es war eindeutig nicht umgekehrt. Nachdem ich es dann geschafft hatte, konnte ich endlich wieder atmen, obwohl ich natürlich auch um die Ehe getrauert habe.
Im Moment hänge ich wieder in einer argen Depression und kann nur sagen, dass ich wenig an Gefühl und Wärme vermitteln kann. Im Grunde nur gegenüber meinen Kindern, alles andere kann mich nicht positiv berühren und strengt mich unglaublich an. Jetzt noch ernsthafte Gespräch zu führen, die zukunftsweisend sein sollten, wäre mir unmöglich, da würde ich lieber gleich alles hinschmeißen.

Viele Grüße
Tine
monks
Beiträge: 13
Registriert: 25. Okt 2005, 13:31

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von monks »

wir Ihr seht, beschäftig mich das Thema ungemein.
Warum regagiert sie bei manchen Fragen so aggressiv? Wenn ich sie z. B. darauf anspreche, dass es keiner von unseren und auch ihren engen freunden vorher gesehen hat - sie gestern bald ausgetickt mit den worten: was interresieren mich die anderen.

Grüße
Bertan
BeAk

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von BeAk »

Lieber Bertan,

sie fühlt sich von Dir nicht ernst genommen.
monks
Beiträge: 13
Registriert: 25. Okt 2005, 13:31

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von monks »

Hi Bea,

wie kommst du darauf, dass sie sich von mir nicht ernst genommen fühlt?
Ich meine, ich habe mich ihr dermassen weit geöffnet wie noch keinem menschen zuvor und dass weiss sie. und ich habe immer offen und ehrlich alles gesagt was ich denke und das auch jetzt. Warum sollte sie sich nicht ernst genommen fühlen? weil ich hinterfrage vielleicht?

Liebe Grüße
BeAk

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von BeAk »

Lieber Bertan,

Sie sagt: "Es ist Schluß."

Und Du sagst: "Das glaube ich dir nicht, das Du mich nicht mehr willst. Wir passen doch so gut zusammen. usw"

In einer akuten Phase ist mit logischen Agumenten das denken des Depris nicht zu beeinflussen. Alles was Du tun kannst, ist die Situation erstmal so zu akzeptieren und ihr mehr Raum und Distanz geben und auf das Ende der akuten Phase hoffen.
Erst dann wirst Du sie wieder erreichen können.
Birgit49
Beiträge: 452
Registriert: 22. Jun 2005, 17:19

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von Birgit49 »

Hallo Bertran und alle anderen Angehörige,

ich wundere mich und erschrecke gleichzeitig immer wieder, welche Verhaltensweisen Deiner/Eurer Angehörige/n der "reinen" Depression zugeschrieben werden. Viele der von Dir/Euch beschrieben Symptome sind mir und sicher auch vielen anderen Depressiven völlig fremd.

Es gibt nicht nur psychische Störungen sondern auch krankhafte Verhaltensstörungen.

Die International Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD) ist eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebene internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen. Diese Klassifizierung ist die Grundlage zur Erstellung von Diagnosen.

http://icd.web.med.uni-muenchen.de/ALL/ ... html#F41.2

Vielleicht findest Du/findet Ihr in diesem link, nähere Beschreibungen der Verhaltensweisen Deiner/Eurer Angehörige/n, krank ist nicht gleich krank.

Liebe Grüße

Birgit
(zwar depressiv, aber "klar im Koppe")
Die Fähigkeit das Wort “Nein“ auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.
(Nicolas Sebastién Chamfort)
soraya8
Beiträge: 147
Registriert: 22. Okt 2005, 07:42

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von soraya8 »

Hallo MissMarple,

meinst Du jemand speziellen hier in diesem Thread, der alles nur auf die Depressionen "schiebt" oder ist Dir das nur generell aufgefallen?

Deuten wir zu viel?

LG; Soraya
BeAk

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von BeAk »

Liebe MissMarpel,

könntest Du das näher erläutern?
monks
Beiträge: 13
Registriert: 25. Okt 2005, 13:31

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von monks »

Hallo Zusammen,

um dass noch einmal klar zu stellen: ich weiss nicht, ob das ganze etwas mit einer Depression zu tun hat. Es ist sicherlich nur eine Möglichkeit.
Aber ist gibt so viele Anzeichen die auch in vielen Fachlinks beschrieben werden, dass ich mir einfach auch sorgen mache. Anzeichen wie z.B.: schlagartiges Hoch, Aggressivität, der ganze wechsel, die Kraft die sie jetzt hat, Kuafrauschverhalten, verweigern der Krankheit, abbruch der Therapie usw.
Natürlich muss das nicht heißen, dass es etwas mit einer Depression zu tun aber man kann es doch auch nicht außer acht lassen oder?
Zu mal ich mich auch mit anderen Depressiven unterhalten habe. Und die sagten mir, dass kein Arzt von heute auf morgen (nach 1 Jahr der Depression) sagt: Sie sind gesund.
Also ich versuche nur zu verstehen und diese möglichkeit nich außer acht zu lassen. Den wenn es so ist, muss doch jemand da sein wenn der große Fall kommt, oder?

Viele Grüße
Bertan
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Bertan,

Diagnosen können/dürfen wir hier nicht stellen. Diagnosen stellen Ärzte.
Das Spektrum an psychischen Erkrankungen ist sehr groß wie man an Birgits Link sehen kann.

Vor allem aufgrund deiner Beschreibungen im letzten Posting könnte es sein, dass sich deine Partnerin in einer (hypo)manen Phase befindet. Falls dem so ist wie du vermutest, so ist es tatsächlich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nur eine Frage der Zeit bis der große Fall kommt.
(Hypo)-Manien können auch durch Antidepressiva ausgelöst werden.

Viele Grüße
Edeltraud
monks
Beiträge: 13
Registriert: 25. Okt 2005, 13:31

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von monks »

Hallo Edeltraut,

ich weiss, dass mit der Diagnose so eine Sache. Zu mal ich nicht weiss, wie objektive ich das Thema sehen kann.
Aber Anzeichen sind doch nun mal da oder? Und wie soll ich mich verhalten? Soll ich sie fallen lassen und dann für sie da sein. Oder soll ich vorher alles versuchen, damit sie wieder zum Arzt geht?
Ich weiss es einfach nicht!

Liebe Grüße
Birgit49
Beiträge: 452
Registriert: 22. Jun 2005, 17:19

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von Birgit49 »

Hallo Bertran,

so viele verschiedene psychische Erkrankungen es gibt, so viele verschiedene Wege gibt es, wie man als Angehöriger damit umgehen sollte.

Das Einzige, was meines Erachtens für alle Krankheiten gleich gilt, ist, dass Angehörige dem Erkrankten das Gefühl vermitteln können, im „Notfall“ für ihn da zu sein.

Ich kann aus meiner „Erfahrung“ in der Psychiatrie nur sagen, dass z. B. Menschen, die gerade in einer Manie sind, durch nichts und niemandem zu stoppen sind. Ein Mitpatient „zauberte“ in seiner Manie aus dem Raucherraum im Krankenhaus, frag mich nicht mit was alles, eine „plüschige Bar“ und wehe, man hatte etwas dagegen, dann wurde er mehr als ungemütlich. Natürlich lehnte er alle Medikamente ab, seiner Meinung nach war er ja völlig gesund. Manische Menschen sind in ihrer Hochphase grundsätzlich krankheitsuneinsichtig und durch nichts zu bremsen, schon gar nicht durch Gespräche und/oder Verständnis. Da half uns anderen Patienten nur Ruhe zu bewahren und auf die Wirkung der Medikamente hoffen, die er dann doch irgendwann nehmen musste.

Oft wird hier im Forum das Beispiel gebracht, bei einem Beinbruch geht man sofort zum Arzt, warum bei Depressionen nicht, ja, warum nicht? Bei einem Beinbruch käme kein Angehöriger auf die Idee, seinen Partner zu verlassen, sondern hilft, wo er kann. Warum sollte dies bei Depressionen anders sein? Wenn der Depressive krankheitseinsichtig ist und sich von Ärzten/Therapeuten etc. immer wieder helfen lässt, dann ist sicher nichts anders.

Bei auf längere Zeit krankheitsuneinsichtigen Partnern sehe ich es allerdings nicht so, ihnen kann man als Angehöriger kaum helfen, weder durch Gespräche noch durch Verständnis oder gar Mitgefühl. Um beim Beispiel des Beinbruches zu bleiben, ist in diesem Fall der Kranke uneinsichtig und lässt sich nicht behandeln, macht keine Physiotherapie etc. wird damit dann eventuell nicht mehr laufen können, käme man dann als Angehöriger auf die Idee, den Kranken die ganze Zeit herum zu tragen, egal, wann und wo er hin will? Ich jedenfalls nicht.

Ich selber bin depressiv und finde es furchtbar, wenn man mich bemitleidet, in Watte packt, versucht zu viel Rücksicht zu nehmen, alles versteht und toleriert, mich wie ein rohes Ei behandelt oder als wenn ich „ne Schraube locker“ hätte. Noch schlimmer finde ich es, wenn man laufend nachfragt, wie es mir geht oder wie ich mich denn fühle (dann wünsche mich in die Zeit ohne Telefon, Handy und Internet, in die Zeit, in der man nicht dauernd erreichbar sein musste, zurück). Ich habe es mir allerdings inzwischen angewöhnt, kurz etwas zu meinem „Gemütszustand“ zu sagen und damit hat sich das Thema für mich erschöpft.

Mein Problem in der Depression ist, ich bekomme meinen Verstand und meine Gefühle nicht ins Gleichgewicht. Mein Verstand weiß um die Realitäten, meine Gefühle „sagen“ mir aber etwas ganz anderes und nehmen mich dann meistens auf eine „rasende“ Talfahrt mit. Manchmal tut mir allerdings ein symbolischer Tritt in den Allerwertesten besser als alles andere, na ja.

Meine Art mit meinen Depressionen umzugehen ist ausschließlich meine Art, jede Depression ist anders und somit auch jeder Depressive.

Ich hoffe, ich konnte meine Gedanken zu meinem obigen posting etwas verständlicher machen.

Liebe Grüße

Birgit
Die Fähigkeit das Wort “Nein“ auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.
(Nicolas Sebastién Chamfort)
monks
Beiträge: 13
Registriert: 25. Okt 2005, 13:31

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von monks »

Hallo MissMarple!

ich denke, ich habe es schon verstanden was du meins. Es ist ja auch nicht so, dass ich sie mit samthandschuhen angefasst habe und auch nicht werde. Und es ist auch nicht so, dass ich ihr gegenüber meine bedenken bzgl ihrer Krankheit äußere. Aber kann man als (fast)angehöriger gar nichts machen als zu schauen?
Ich meine es betrifft ja nicht nur ihr leben, sondern auch meines und dass von vielen anderen.

Liebe Grüße
Bertan
Birgit49
Beiträge: 452
Registriert: 22. Jun 2005, 17:19

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von Birgit49 »

Hallo Bertran,

es ist wirklich nicht schön, die "Auswirkungen" der Krankheit letztendlich tatenlos mit ansehen zu müssen.

Man muss sogar aufpassen, dass man nicht aus Hilflosigkeit und damit verbundenen Gedankenkreise selber in eine Depression gleitet.

Wenn z. B. manische Menschen unsinnig viel Geld ausgeben, das sie nicht haben, Verträge abschließen, die nicht haltbar sind, etc. dann gibt es noch die Möglichkeit, sich an den Sozial psychiatrischen Dienst der jeweiligen Stadt(oft dem Gesundheitsamt angegliedert)zu wenden und dort nach Hilfe zu fragen.

Wie heißt es doch so schön, die beste Krankheit taugt nichts.

Liebe Grüße

Birgit
Die Fähigkeit das Wort “Nein“ auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.
(Nicolas Sebastién Chamfort)
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Bertam,

wie du schon schreibst, du weißt nicht inwiefern du das objektiv siehst. Zumal die Trennung für dich scheinbar aus dem Nichts kommt und du dies erstmal akzeptieren musst. Gabs wirklich vorher keinerlei Anzeichen von Trennungsabsicht und auch anderweitige Pläne. Darüber solltest du vielleicht nachdenken.

Spekulation:
Vielleicht schießt sie derzeit auch nur etwas über nach der langen Zeit der Depression, da sie nun endlich wieder ganz alleine "gehen" kann und nun sozusagen dahin geht wo sie hin will.

Falls sie derzeit an (Hypo)-Manie erkrankt sein sollte:
Ein Maniker lässt sich nicht stoppen, wehe dem der sich hindernd in den Weg stellt.
Sofern sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt gerät und/oder sie eine Gefahr für andere darstellt.

Alles nur Spekulationen...

Viele Grüße
Edeltraud
soraya8
Beiträge: 147
Registriert: 22. Okt 2005, 07:42

Re: Abnehmende Liebesgefühle bei Depression? II

Beitrag von soraya8 »

Hallo alle zusammen,

wollte mich mal wieder kurz melden.
Nach einer Abstands-Pause hat er sich gestern bei mir gemeldet... Jetzt geht es mir wieder richtig schlecht...

Er wollte eigentlich einen Monat nichts von sich hören lassen, hielt dies aber nur 2 Wochen und 1 Tag aus. Er vermißt mich - aber nur als Menschen an sich - als platonische Freundin quasi. Er wollte wissen, wie es mir geht - aber zu viel unangenehme Dinge sollten es dann doch nicht sein - denn sein schlechtes Gewissen ist ja auch noch da. Es wurde ihm dann wieder alles zu viel.

Naja, evtl. meld ich mich später noch mal ausführlicher.
Ne Freundin kommt zum Trösten vorbei.

LG an alle,
Soraya
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