Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

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Trulla
Beiträge: 80
Registriert: 31. Okt 2005, 12:39

Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

Beitrag von Trulla »

Hallo alle zusammen,
jetzt wage ich auch mal einen eigenen Beitrag.

Ich (55) seit einem halben Jahr krank (Depression und Angststörung)geschrieben, Bürotätigkeit, und nicht das erste mal so lange krank. Auf eigenen Wunsch mache ich jetzt eine Wiedereingliederung und fange mit ganz wenig an. Zuerst eine Zeitlang 2 Stunden, danach 4 Stunden und dann voll.

Gleichzeit mache ich gerade eine Verhaltenstherapie.
Mich verunsichern z. Z. meine eigenen Gedanken. Ich bin ständig am Grübeln, ob meine Entscheidung richtig war, ich mache Fehler bei der Arbeit, ich habe die Angst, es nicht mehr zu schaffen, usw.
Ich habe mit meinem Thera zwar Entspannungen geübt, aber seit ich wieder arbeite, vergesse ich das einfach. Wenn ich am Donnerstag wieder hingehe, muß ich ihm wieder sagen, dass ich unsere Verabredungen nicht eingehalten habe.

Hat das vielleicht jemand ähnlich erlebt und wie ist es dann weiter gegangen. Die jetzige Unsicherzeit macht mich langsam fertig.
Ich hoffe auf Antworten.
Danke im voraus
Trulla
hubsia
Beiträge: 639
Registriert: 19. Mär 2003, 16:33

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

Beitrag von hubsia »

Hallo Trulla!
Mein Krankheitsverlauf ist Deinem ähnlich.
Meine Wiedereingliederung dauerte Neun Wochen,
an den beiden letzten Tagen fragte ich einige male nach wie es dann aussehe mit meiner Übernahme?, man konnte mir jedoch nichts sagen.
Fünf Minuten vor beändigung der Frist sagte man mir dann das sie mich nicht mehr brauchen. Vorher war ich gut genug den Karren wieder flott zu machen und dann das, ein neuer Nervenzusammenbruch folgte und es fing alles von Vorne an. Ich bin dann zum AA um mich Arbeitslos zu melden und sollte dann aber gleich die Rente einreichen, die wurde auch sehr schnell bewilligt. Ich habe jetzt sogar schon einmal verlängert für Zwei Jahre.
Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen und stehe bei weiteren Fragen gerne zur Verfügung. Alles liebe Hubert.
Trulla
Beiträge: 80
Registriert: 31. Okt 2005, 12:39

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

Beitrag von Trulla »

Hallo Hubert,
danke für Deine Antwort.
Das ist ja schade, dass Du dann nicht übernommen wurdest, aber leider muß man heutzutage mit solchen Dingen rechnen, evtl. sogar, dass sie einen von vornherein gar nicht nehmen wollen.
Bei mir ist es etwas anders, ich habe eine feste Stelle und auch einigermaßen sicher. Da bin ich auch froh drüber. Ich mache so eine Wiedereingliederung als Arbeitsversuch, um zu sehen, ob ich wieder voll arbeiten kann. Und ich bekomme in der Zeit weiter Krankengeld.
Ich wünsche viel Glück, dass Du noch einmal eine richtige Chance bekommst.
Liebe Grüße
Trulla
Glühwürmchen
Beiträge: 213
Registriert: 21. Feb 2005, 17:16

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung? - AN TRULLA

Beitrag von Glühwürmchen »

Hallo Trulla,

Deine Entscheidung ist richtig … nur Du kannst diese Entscheidung treffen, kein anderer. Du entscheidest, was für Dich aktuell jetzt anliegt und sollte Deine Entscheidung später revidiert werden, ist das auch nicht weiter schlimm.
Ich bin 43 Jahre jung und leide seit einigen Jahren unter Depressionen, Ängsten und zeitweise Panikattacken. Bin seit Januar d. J. krankgeschrieben. War mehrmals stationär in der Klinik und teilstationär in einer Tagesklinik.

Habe mittlerweile drei Wiedereingliederungsversuche hinter mir, die alle gescheitert sind. Ich bin im öffentlichen Dienst beschäftigt, mittlerweile habe ich auch eine feste Anstellung. War ich seinerzeit bei 5 bis 6 Stunden angelangt, ließ meine Konzentration merklich nach. Daneben wiederum Zeiten des Rückzugs und sehr negativer Gedanken. Jetzt bin ich seit mittlerweile 5 Wochen erneut in der Wiedereingliederung, die dieses Mal ein wenig „gestreckt“ wird, d. h. ich werde eine längere Wiedereingliederungsphase vor mir haben. Das ist auch im Sinne meines Arztes.

Trotz einer mittlerweile stabileren Ausgangslage und guten Voraussetzungen betr. ambulanter Therapie pp. kommt immer wieder die Angst auf … und die Frage, wie soll ich bloß irgendwann 8 Std. täglich arbeiten können. Bei all dieser Angst, Unruhe und Unsicherheit in mir, verliere ich das Gefühl fürs „Positive“, z. B. dass ich mir sage, es klappt doch schon ganz gut mit dem, was ich jetzt leiste. Alles Weitere wird die Zeit mit sich bringen, wird sich zeigen.

Dir alles Gute und ...
liebe Grüße
Gabi Müller
(Glühwürmchen)
Trulla
Beiträge: 80
Registriert: 31. Okt 2005, 12:39

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

Beitrag von Trulla »

Hallo Glühwürmchen,
danke für Deine Antwort.
Ja genau, es ist die eigene Angst, mit der ich mich unter Druck setze. Ich bin z. Z. schon nach 2 Stunden so geschafft, als hätte ich 8 Stunden gearbeitet. Und da mach ich mir natürlich Sorgen, wie es weiter wird. Die Arbeit, die ich vorher gut erledigt habe, kommt mir jetzt so kompliziert und gewaltig vor, dass ich denke, ich schaffe es nie.
Aber Hauptsache ist glaube ich, dass ich überhaupt erst mal hingehe. Andererseits schützt der Kontakt mit den Kollegen ja auch vor Einsamkeitsgefühle. Und der Wunsch nach Rückzug, der bei mir ganz stark ist, hat weniger Chancen.
Danke noch mal für euer Mitgefühl.
Grüße
Trulla
Glühwürmchen
Beiträge: 213
Registriert: 21. Feb 2005, 17:16

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung? - AN TRULLA

Beitrag von Glühwürmchen »

Hallo Trulla,

Du sprichst mir "aus der Seele" ... genauso empfinde ich es auch. Arbeite zurzeit 3,5 Stunden täglich und bin danach ausgepowert und müde. Dann stelle ich mir auch die Frage, wie soll ich irgendwann wieder 8 Std. schaffen, wenn ich jetzt schon SO reagiere. Versuche jedoch dagegen anzusteuern, indem ich mir halt sage "klappt doch schon ganz gut". Mich lenkt die Arbeit auf jeden Fall ab ... ab von all den Grübeleien, Ängsten und negativen Gedanken. Es kommen auch hin und wieder schon Erfolgserlebnisse vor, die mich zusätzlich aufbauen ... mehr kann ich im Moment nicht erwarten.

Liebe Grüße
Gabi Müller
(Glühwürmchen)
Trulla
Beiträge: 80
Registriert: 31. Okt 2005, 12:39

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

Beitrag von Trulla »

Hallo zusammen,
hallo Glühwürmchen,

es ist aber auch gut, wenn ich dann Fortschritte bemerke. Nachdem ich die ersten Tage so kaputt war, dass ich für den Rest des Tages nichts mehr gemacht habe, nicht mal für mich selbst Teekochen, geht es jetzt etwas besser. Das Grübeln bleibt mir wohl erhalten. Meine Ärztin meinte heute auch, dass ich ruhig weiter machen sollte, nachdem ich von meinen Schwierigkeiten erzählt habe. Diese Grübeleien, dass ich mich ständig vor mir selbst rechtfertige und gleich mit dem Verlassen des Gebäudes ganz schwarze Gedanken habe, wäre typisch für mich. Von weiß nach schwarz sehen in einem Schwenk.

Den morgigen Freitag werden wir auch noch überstehen. Dir alles Gute. (Ich bin jetzt ein paar Mal bei diesem schönen Wetter ein großes Stück zu Fuß nach Hause gegangen, das hilft.)

liebe Grüße
Trulla
Thuja
Beiträge: 444
Registriert: 16. Mär 2004, 20:59

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

Beitrag von Thuja »

Hallo Ihr!

Vielleicht gibt's ja auch noch die Entscheidung, daß Ihr nach der Wiedereingliederung, wenn Ihr merkt, es geht nicht, nicht 8 Std./Tag arbeitet, sondern, vielleicht erst mal auf ein Jahr oder so befristet, Eure Arbeitsverträge etwas zeitlich zurückregulieren könnt, z. B. auf 5 Std./Tag, eben was für Euch verträglich ist... und wenn das wieder o.k. läuft, kann man ja aufstocken.
Ich arbeite schon seit vielen Jahren nicht mehr voll, weil ich gemerkt habe, es geht mir besser damit, wenn ich nicht den vollen Druck habe... und ich wär' sonst sicher noch viel öfter krankgeschrieben...gut, finanziell ist's viel enger, aber ich komm' hin...

Viele Grüße
Annette
Trulla
Beiträge: 80
Registriert: 31. Okt 2005, 12:39

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

Beitrag von Trulla »

Hallo Annette,
danke für Deinen Beitrag. An so eine Arbeitszeitverkürzung habe ich schon öfter gedacht. Bei uns wäre es auch möglich, zeitlich befristet weniger zu arbeiten (hat der Arbeitgeber sogar ganz gern).
Das muss ich noch überlegen und sehen wie sich jetzt erst mal die Wiedereingliederung macht. Seit dem gestrigen Gespräch mit der Ärztin habe ich wieder ein wenig Hoffnung, dass ich das schaffe. Ich werde ja merken, wenn ich auf 4 Stunden aufstocke, wie es dann wird.
Danke nochmal
Trulla
deary
Beiträge: 424
Registriert: 17. Jun 2005, 13:05

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

Beitrag von deary »

Liebe Trulla,

demnächst werde ich eine medizinische Reha machen, hatte jetzt große Schwierigkeiten mit der Krankenkasse und dem Antrag , weil diese Form der ambulanten Rehabilitation bei der KK noch relativ unbekannt ist.

Ich werde auch mit wenigen Stunden beginnen.
Vorher habe ich voll 8 Stunden gearbeitet und dann hatte dann eine zeitlang eine Stelle für psychische Kranke in einer entsprechenden Einrichtung.( als die Krankheit wieder mit voller Wucht auftrat).
Bei mir haben sowohl Psychologin als auch Arzt prognostiziert, dass ich auf Dauer wohl nur halbe Zeit arbeiten kann, sonst ist die Gefahr einer neuerlichen Erkrankung zu groß.

Von daher kann ich mich Annette nur anschließen.
Vielleicht wird sich das mit den Stunden bei Dir auch so herauskristallisieren, dass Du auf Dauer nicht voll belastbar bist, für 8 Stunden.
Wenn es finanziell geht, Du Einbußen in Kauf nehmen kannst, und Du dafür aber ein ansonsten normales Leben führen kannst, das wär doch eine Perspektive, oder?

Liebe Grüße
deary
Trulla
Beiträge: 80
Registriert: 31. Okt 2005, 12:39

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

Beitrag von Trulla »

Hallo Deary,
danke für Deine Gedanken.
Als ich heute mit dem Bus nach Hause fuhr, habe ich mir ausgemalt, wie das wäre, wenn ich nur 6 Stunden arbeite, das wäre ja auch eine Möglichkeit.
Ich bekomme dann 1/4 ungefähr weniger. Eigentlich wollte ich nächstes Jahr, wenn ich 57 werde, Altersteilzeit machen. 3 Jahre weniger Gehalt aber voll arbeiten + 3 Jahre weniger Gehalt ohne Arbeit und dann mit 63 in die vorgezogene Altersrente (das bedeutet, glaub ich, auch einen saftigen Abzug von der Rente auf Dauer)
Da muß ich jetzt wirklich eine Lösung finden. Ich könnte aufgrund meines Jahrganges auch arbeiten ( auch reduziert auf 6 h) und dann Rente aber minus 18 %, das ist auch eine Menge weniger, wo ich sowieso nicht immer gearbeitet haben.

Aber wir haben ja noch das Altersteilzeitgehalt meines Mannes und danach seine Rente. Also knapp würde es dann nicht, nur hat ein bißchen enger und es wären nicht mehr so viel gute Taten für Kind und Enkelkinder möglich.

Ich werde das noch ein paar Nächte überschlafen. Aber mir ist schon klar, dass ich demnächst eine Entscheidung treffen muß. Im Moment finde ich die Vorstellung, 8 Stunden voll zu arbeiten und dann wieder den ganzen Stress, das kommt mir einfach im Moment grauenhaft vor.

Noch bin ich in der Eingliederung, da bin ich auch froh drüber.
Danke nochmal
Trulla
Trulla
Beiträge: 80
Registriert: 31. Okt 2005, 12:39

Re: Wiedereingliederung - richtige Entscheidung?

Beitrag von Trulla »

Hallo,
wollte nur noch kurz schreiben, dass ich meine Wiedereingliederung verlängert habe bis 20.01. Den Dezember noch mit 4 Stunden und danach 6.
Ich habe mit meiner Ärztin über die mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Vergeßlich gesprochen. Obwohl wir beide denken, dass es mit der Depri zusammen hängt, hat sie eine Computertomografie verordnet.
Im Januar habe ich dort einen Termin. Ist aber nur zur Sicherheit.
Ich hoffe, dass ich die Wiedereingliederung durchhalte. Am liebsten würde ich jetzt Urlaub nehmen, was natürlich nicht geht. Mein Thera ist der Meinung, wenn ich für meine Freizeit einige angenehme Erlebnisse plane und durchführe, dass würde es mir besser gehen.
Also wieder Wochenplan machen.

Trulla
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