"Ich kann nicht"... V

tommi
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Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von tommi »

Liebe Tine,

danke für deine Worte.
Woher die Angst kommt ist mir schleierhaft. Meine Frau arbeitet gerade in der Thera daran. Eine Antwort hat sie auch noch nicht gefunden.
Ich habe auch keine großen Worte gemacht. Diese wären sinnlos. Der Satz: Du brauchst keine Angst zu haben, habe ich aus meinem Sprachschatz gestrichen, da es nichts nützt - sie hat sie trotzdem. Ich habe ihr lediglich aufgezählt, wo er sein könnte, was sich dann ja auch bestätigte.

Ich wünsche dir einen dich aufbauenden Tag

Liebe Grüße
Tom
tommi
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Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von tommi »

Lieber Manni,

ob es einen Ausweg gib, ist schwer zu beantworten.
Ich glaube es ist Einstellungssache, wie man mit diesem Problem umgeht.
Ich kann ihr nicht helfen, aus ihrem Tief herauszukommen. Das muss sie selbst schaffen. Also kann ich nur versuchen Gespräche zu führen oder ihn zuzuhören - was oftmals schwerfällt, da sie mit Angriffen bespickt sind. Es belastet mich, dass die Gespräche nicht die Wirkung haben, die sie sonst haben. Also Ruhe bewahren, auch mal auf den Tisch hauen, Ruhe bewahren. Weiter mit ihr sprechen, bis die Worte wieder ankommen. Dann haben wir es geschafft und können alles wieder Aufarbeiten, was in den letzten Wochen sich angesammelt hat. Das Glück kehrt wieder ein und dauert hoffentlich lange an.

So war es bisher bei uns. Manchmal denke ich, dass sie die Krankheit überwunden hat, da die gute Phase sich über Monate hielt. Was an Innigkeit dann zusammenkommt ist total schön und zeigt, wie meine Frau wirklich ist.

Mit diesem Bewußtsein, finde ich den Ausweg und tue in der Zwischenzeit viel meine Kinder und mich.

Gruß
Tom
Leni2
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Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von Leni2 »

Hallo,

nur mal kurz aus Betroffenensicht:
Ich kenne diese Ängste auch und das mit dem Anker finde ich sehr gut getroffen. Mir hilft es auch am meisten, wenn mein Freund dann keine großen Worte macht, sondern einfach da ist und sozusagen die Brücke zur Realität bildet, an der ich mich festhalten kann.
Und statt zu sagen, hab keine Angst, hilft es wirklich, die Angstquellen systematisch auszuschließen, so wie du das gemacht hast, tom, aufzählen, wo das Kind sein könnte und das abchecken. Damit man der Angst etwas von ihrem Boden nimmt.

Ich hatte vor einer Weile so Schmerzen auf der Brust und total Panik, weil mein Onkel an Lungenkrebs gestorben ist. Und ich fand es so super, dass die Ärztin nicht einfach gesagt hat, ja, das kommt von den Angstzuständen, sondern sie hat mich zum Röntgen, Lungentest etc. geschickt, um meine Ängste gezielt zu widerlegen. Ich fühlte mich von ihr so ernstgenommen und das hat wirklich gut getan.

Die Ängste sind ja real in dem Moment, auch wenn sie total unrealistisch erscheinen. Man muss sie ernst nehmen und darf sie nicht einfach abtun, dann werden sie noch schlimmer. Um die Angst zu überwinden, muss man die "Erfahrung" machen, dass sie unbegründet ist. Wenn ich also Panik habe, weil mein Freund zu spät kommt, muss ich ihn anrufen können, um zu hören, dass es ihm gut geht. Wenn ich Angst habe, dass er im Krankenhaus ist, rufe ich das KH an, um mich zu vergewissern. Und irgendwann lehrt mich die Erfahrung, dass vermutlich nichts schlimmes passiert ist.

Übrigens hat man beim Lungentest tatsächlich festgestellt, dass ich nicht genug Luft kriege, es wird eine Allergie vermutet. Aber ich bin jetzt viel ruhiger, weil ich mich bei meiner Ärztin so gut aufgehoben fühle.

Liebe Grüße,

Lena
Alles, was man über das Leben lernen kann, ist in drei Worte zu fassen: Es geht weiter!

1957
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Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von 1957 »

Hallo Tom,

wie ich zwischen den Zeilen lese ( meine Vermutung, ich bin mit meiner Meinung in diesem Forum sehr vorsichtig geworden !!)
Geht es dir in etwa so wie mir !?

Mal eine persönliche Frage :
Sieht deine Frau in einer Depri-Phase ihre Kinder als Schmarotzer an (wollen Essen, machen in die Windeln, ....)
-Wenn die Depri-Phase vorbei ist, dann ist alles wieder normal.-
Ist es bei mir ein Einzelfall, oder ist das normal ?

Gruß Manni
1957
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Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von 1957 »

Hallo Bea,

ich denke, man bekommt einen großen Anteil am gesunden Selbstbewußtsein von einem Depri genommen. - Meine persönliche Ansicht !!

Wenn das Selbsbewußtsein fehlt, dann wird man vielleicht daran krank. Kann sein, muß nicht sein.

Also ich in meiner Lage (20 Jahre zusamen mit Partnerin die depressiv ist), würde mal sagen - so nach meinem Bauchgefühl -, wenn unser kleinster Sohn selbständig ist, brauche ich eine Auszeit !!

Gruß Manni
Prinzessin-Horst
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Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von Prinzessin-Horst »

Hallo Tine, Nasy und Tom

Die ganze Woche war bei mir reinstes Gefühlschaos angesagt. Ich hab ihn so oft verflucht und mir aufgrund früherer Verletzungen immer wieder ins Bewussstsein gerufen, dass ich froh sein kann, ihn los zu sein. Dazwischen gab es immer wieder Phasen, in denen ich ihn so sehr vermisst habe, dass der Seelen-Schmerz sich in körperlichen Schmerz umgewandelt hat. Ich war gestern Abend mal wieder raus und hatte da irgendwie ganz besonders das Gefühl, unvollständig zu sein...
Es besteht immer noch ein wenig Hoffnung für uns, doch sie wird von Tag zu Tag geringer.
Bei diesem Mal hab ich den Eindruck, dass die Zeit nicht für, sondern gegen uns arbeitet...manchmal spüre ich seinen Schmerz noch, aber es ist anders als die male davor. Ich befürchte unsere "Verbindung" reißt langsam ab.

Ach, ich hoffe, dass ich einfach nur verwirrt bin bezüglich der ganzen Sache...

Wie geht es Euch denn?
Nasy, hast du ihn in dem Club getroffen?

Tine, noch immer kein Lebenszeichen von ihm?

Und Tom, wie lange halten diese Phasen denn in der Regel bei deiner Frau an?
Ich habe wirklich Respekt vor dir, wie gelassen du mit eurer Situation umgehst..und vor allem, dass ihr anscheinend einen Weg gefunden habt, auf Dauer eine Beziehung mit der Krankheit zu führen...das läßt doch wirklich noch hoffen

Ich wünsche Euch noch einen schönen Samstag mit wenigen traurigen Momenten und hoffe, dass jeder von euch seinem Seelenfreieden ein bisschen näher kommt...

Es drückt Euch

Flo
Tine
Beiträge: 214
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Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von Tine »

Liebe Flo und alle anderen,

nachdem mein innerer Zustand sich so verschlechtert hat, dass ich ihn als wirklich bedrohlich empfunden habe und selbst Freunde wirkliche Angst um mich hatten, musste ich handeln.

Ich habe meinem Liebsten einen Brief geschrieben und auch schon weggeschickt. In diesem Brief bin ich noch einmal auf sein verhalten eingegangen, das ich als unmenschlich und unmöglich empfinde und das mich sehr schmerzt. Auf der Suche nach Gründen wurde mir klar, dass er unter einem Druck steht, der ihn so handeln lässt und mir ist auch klar, dass er sich selber dafür verabscheut. (Habe ich auch so ähnlich geschrieben) Ich habe von meinem Schmerz geschrieben und von der Bedeutung, die die Beziehung für mich hatte. Ich habe aber auch geschrieben, dass ich sehen musste, dass es ihm nicht gelungen ist, mir den Platz einzuräumen, den ich gebraucht hätte. Da ich nun seit drei Wochen kein Zeichen von ihm bekommen hätte, das zumindest die Aussicht auf ein Gespräch eröffnet, bat ich ihn, mir in einer Woche zu einem festgelegten Zeitpunkt meine Sachen vor die Tür zu stellen. Im letzten Satz äußere ich die Hoffnung, dass es ihm mit der Trennung besser gehen möge, so dass sich der SChmerz in irgendeiner Form gelohnt hat.
In dem Brief wird klar, wie sehr ich unter der Trennung leide, wie verletzend ich sein Verhalten finde und dass ich dessen ungeachtet auch seine Situation erkenne. Irgendwo schwingt in diesem Brief die Hoffnung mit, es möge uns wieder gelingen, zusammen zu kommen, es zeigt sich darin aber auch der Wunsch, Klarheit zu bekommen.

Ich habe jetzt einfach Angst. Angst, der Endgültigkeit ins Auge blicken zu müssen. Ich liebe ihn von ganzem Herzen, aber das alleine reicht nicht für eine Beziehung. Selbst gesetzt den Fall er liebte mich so wie ich ihn, würde dies immer noch nicht reichen, wenn diese Liebe nicht gelebt werden kann. Es tut entsetzlich weh und ich habe wirkliche Angst davor, wieder krank zu werden.

@ Flo,
was du in deinem Brief beschreibst, kann ich gut nachempfinden. An manchen Tagen habe ich noch das Gefühl der starken Verbundenheit und habe regelrecht den Eindruck, dass er gedanklich an mir zieht. Und manchmal ist er schon ganz weit weg. Es tut einfach nur weh.

Liebe Grüße
Tine
nasy
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Registriert: 16. Jun 2005, 10:46

Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von nasy »

liebe tine, liebe flo,

ich schaffe es nicht mehr!!!
mein kraft geht dem völligem ende entgegen. seit nun 4 monaten fühle ich mich so wie jetzt. und "ich kann nicht mehr", jetzt benutze ich auch mal lars´ seine worte.
das ist doch alles irrsinn.
wann hört denn das endlich auf?
das ist doch nicht erste mann, den ich mir aus dem kopf schlagen muss, warum bekomme ich das nicht hin?
da klebe ich mir schon zettel mit schlechten aussagen über ihn, in meine wohnung und es bringt mir einfach nichts.
einen brief habe ich auch schon verfasst, den werde ich wohl nächste woche abschicken, wollte abwarten, liebe flo, ob ich ihn im club sehe. aber das war gestern abend so voll, dass ich ihn nicht gesehen habe, ob er nun auch wirklich da war, das weiß ich gar nicht.
heute morgen bin ich aufgestanden und wollte ihm unbedingt mitteilen, dass ich da war und wie ich den abend fand, weil es sein lieblings dj ist. möchte ihn fragen, ob er da war, wie er es fand usw.

ich weiß einfach nicht weiter, auch ich habe das lähmende gefühl, dass wenn jetzt nichts mehr passiert, ich ihn verloren habe.
obwohl er ja eigentlich verloren hat, mich oder uns verloren hat, weil er mit sich einfach nicht im reinen ist.
ob er auch nur im geringsten weiter leben kann, so als wäre nicht geschehen?
irgendwie wünsche ich mir, dass es ihm schlecht geht, dass auch er abends oder nachts wach liegt und grübelt, ob das leben jetzt so ist, wie er es sich wünscht?!
er fühlt, dass ich ihm fehle.

ich habe das bedürfnis etwas zu unternehmen, weil ich es doch nicht will, dass wir uns verlieren. das will ich nicht und er bestimmt auch nicht. aber dann bin ich ja wieder die jenige, die kontakt aufnimmt und das wollte ich ja nicht.

ich sitze auf dem fahrrad, auf dem weg zur arbeit und fange an zu weinen, einfach so. und das muss aufhören.
manchmal überlege ich auch, ob ich mir die gefühle zu ihm nur einrede, ich nur die schönen zeiten vermisse..., aber je länger ich darüber nachdenke, desto unsinniger ist schon die frage, die ich mir da gestellt habe.
ich liebe ihn.
ich habe das gefühl, ich bin nicht vollständig.

ob man sich irgendwo hilfe suchen kann, um eine trennung durch zu ziehen? ich glaube nämlich, dass ich das alleine nicht schaffe.

ich drück euch zurück!
nasy
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von Tine »

Ooochh mannnooo nasy,

sei ganz lieb gedrückt.
Kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Schicke dir gleich eine mail, dein Profil ist ja offen.

Liebe Grüße
Tine
nasy
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Registriert: 16. Jun 2005, 10:46

Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von nasy »

tine,
ich danke dir!!!
aus tiefsten herzen!

lg
nasy
Dendrit
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Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
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Re: "Ich kann nicht"... V

Beitrag von Dendrit »

Hallo Zusammen,

weil's doch schon ziemlich lang ist, habe ich einen neuen Thread aufgemacht: http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1126984087

LG, Manuela
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