Ist das eine Depression - bitte um hilfe

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matthias
Beiträge: 27
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Ist das eine Depression - bitte um hilfe

Beitrag von matthias »

Hallo, den folgenden Text habe ich vor einiger Zeit schon in einem anderen Forum gepostet und auch in einem Forum für Soziale Phobie. Ich hab an einem Tag das Gefühl, daß ich mir doch wieder eine Perspektive für mein LEben zusammengeschustert hab und dann holt mich jedesmal wieder ein Abend wie gestern in die tiefste Lustlosigkeit hinein. Ich war mit Freuden beim Rollenspiel und habe mich innerlich ggü. ihnen so weit entfernt, leer und unmenschlich.kalt gefühlt, daß ich in ein Riesen-Loch gefallen bin. Es gab aber auch schon solche Rollenspielabende, wo ich etwas Freude hatte. Es verstärkt sich immer ein bischen mehr, das Gefühl, nebendran zu sein und ein kalter berechnender gefühlloser Klotz zu sein. Ich hab das auch nicht seit 3 Wochen oder so sondern es wird seit ich 15 bin (jetzt 20, Student) immer stärker..... Da ich jetzt überlege ob ich soziale Phobie oder evtl. Depression habe oder beides würde ich euch bitten, meinen Text zu lesen und mir zu schreiben was ihr denkt.... Ok, hier der Text: "Ich bin heut, da ich mal wieder in einer unbekannten Umgebung war, wieder auf dieses komische Gefühl gestossen ,daß mich immer umgibt, sobald ich aus dem Haus gehe. Am krassesten ist es eben immer in neuen Umgebungen. Aber es kommt auch so gut wie immer in vertrauten Umgebungen, manchmal sogar bei Freunden vor. Mir ist so, als wäre die Aussenwelt mein Feind. Ich werde unsicher, sobald ein Auto an mir vorbeifährt weil ich überlege, ob ich jetzt gerade eine unsichere Pose einnehme und wie ich diese verbessern könnte, ich werde unsicher, wenn ich neue Leute treffe, weil ich nicht weis, wie ich mit ihnen so, wie ein normaler Mensch es tun würde, in Kommunikation treten soll... aber dann merke ich, daß ich, sobald erste zögerliche Kommunikationsversuche meinerseits gelingen, sich eine Abkanzelung meinerseits von den anderen und grosse Unsicherheit in mir breitmacht. Ich möchte nur noch weg und sehe in dem Gegnüber einen Unsicherheitsfaktor. Dabei spielt es keine grosse Rolle, ob der andere freundlich ist oder auf mich zugeht. Selbst heute, die Leute waren sehr freundlich, sehe ich mich in der unterlegenen Position, ich komm mir so klein vor. Gefangen in der Welt der Ansprüche, der Verhaltensnormen, dem was normal ist und dem was ich nicht bieten kann/will. Ich denke am laufenden Band (wirklich ANDAUERND, selbst wenn ich mit der Person rede) darüber nach was ich sagen soll, wie ich wirke, wie ich Verletzungen durch andere vermeiden kann, wie ich ein halbwegs solides Selbstbild von mir vermittlen kann, ob Lachen jetzt angebracht ist oder in dieser Situation des Kennenlernens erlaubt ist (wobei ich dann oft das Gefühl habe, das Lachen kommt mehr durch Unsicherheit oder um mich locker darzustellen). All dies, dieses Nachdenken, nicht dabei sein, was das Gegenüber gesagt hat, nicht am Gesagten sondern an der Person kleben (was u a auch dazu führt ,dass meine Meinung auf der Strecke bleibt, weil ich soviel auf aussen achte), vermittelt mir das Gefühl, ich sei unter einer Art Käseglocke gefangen. ICh rede zwar mit den anderen, aber komme mir nur eingeschränkt handlungsfähig vor. So wie in einem Interaktiven Computerspiel. Und die Stimmen sind laut. Und es macht keinen Spass. Ich sende Ablehnung aus. Das klappt,selbst wenn ich es nicht will- Sollte ich diese Ablehnung einmal schaffen zu überwinden (ich strenge mich nur selten dafür an, aber anstrengen hat auch keinen Sinn, dann bin ich nur noch mehr zu) habe ich das Gefühl, ich sende sofort Unsicherheit und Verwundbarkeit aus. Weil ich so bin wie ich bin. Und Langeweile und Weicheiigkeit sende ich dann aus. Somit kann dann werder eine Frau (Unsicherheit ist wohl keine beliebte Eigenschaft) noch ein Mann (ich bin etwas memmenhaft, brache lange um aufzutauen und für einen Spass zu haben zu sein) wirklich zu "gebrauchen". Meine Unsicherheit, wie ich SEIN SOLL; legt spontanes Verhalten lahm und somit können mich Menschen, zu denen ich passen würde nur schwer als einen solchen wahrnehmen. Im schlimmsten Fall verhalte ich mich in dem Moment, wo ich in ihrer Nähe bin gerade andersrum als ich es eigentlich gut finde und somit denken sie dann "der passt eh nicht zu mir" Mir wird irgendwie immer mehr klar, daß die Zeit für eine Freundin für mich noch in weiter Ferne liegt. Weil ich in meinen tiefsten inneren eigentlich garkeine will- Für mich existiert nicht direkt das "keine Freundin"-Problem, sondern ein Problem mit mir selbst, was dazu führt, daß ich eben u.a. im Endeffekt auch keine Freundin habe. Ich würde die psychische Belastung, weder die des Kennenlernens, noch der Ungewissheit, noch den Ansprüche in einer Beziehung, die an mich gestellt werden (Liebe zeigen *ohgott, erstmal empfinden können*, sich nett unterhalten.....) standhalten. Ich würde unter meinen eigenen Gedanken zusammenbrechen. Die Gedanken würden mich wieder erschlagen und so mattlegen, daß ich so unspontan und ungesprächig werde, daß sich irgendwann die Prophezeiung, daß sie einen besseren als mich findet, erfüllen MUSS..... Dazu kommen riesige Kopfschmerzen und schnellerer Puls. Und das Bild, daß meine Augen mir vermittlen, wird zittrig. Ich kann mich nicht annehmen und genausowenig kann ich die Aussenwelt annehmen. Ich kann Glück und Humor anderer nur schwer respektieren und ehrlich gesagt fühle ich mich nicht schlecht wenn ich sehe, daß ein Abend anderer jetzt nicht so toll war. Wenn er nämlich toll war werde ich wieder mit meinem mich einsperrenden Denken ("So einen Abend hättest du niemals erleben können, du wärst nur dumm rumgesessen") und meiner selbsterschaffenen, aber irgendwie unüberwindbaren Einsamkeit konfrontiert. Wenn ich sehe, wie es mit meiner Schwester und ihrem Freund läuft und höre, wie sie sich 5 Stunden ununterbrochen in ihrem Zimmer unterhalten, fühle ich, wie dadurch erdrückt werde. Die Erwartungen an mich selbst und die Unerreichbarkeit, ein spontanes, selbstbestimmtes Leben zu führen, treiben mich so zur Wut, daß ich meine Anlage soweit aufdrehe, daß ich mich selbst nur schwer schreien hören würde. Aber jetzt bin ich abgekommen. Jedenfalls prüfe ich ständig, daß kein Grund für Personen gegeben ist, mich lächerlich machen zu können, mich auszulachen, mich als unselbstbewusst zu erkennen. Und da ich das nur sehr schwer schaffe, fühle ich mich einsam oft am Wohlsten. Es ist sicher nicht supertoll (früher war ich jeden Tag weg, als Grundschüler) aber ich halts auf Festen oder unter vielen unbekannten Menschen nicht lang aus. Und im Studium wird das keinen Deut besser. Ein paar Worte, rausgepresst werden kommen, dann reden nur noch die anderen, ich nicke immer dumm, lach hier und da mal unsicher und schon steh ich nach 1 Woche mit grosser Wahrscheinlichkeit im Abseits. Ich weis nicht was ich tun soll. Manchmal hab ich keine Lust mehr, weiterzuleben (ich werd mich 100%ig NICHT umbringen), weil ich irgendwie keinen Sinn, keine echte Freude, keine Liebe in mir sehe. Was könnte es schöneres geben als Gefühle in mir. Zu denen ich selbstsicher stehen kann. Aber das ist Utopie. Das Gefühl hat mich fest in der Umklammerung. Ich hoffe trotzdem, daß mir jemand was dazu schreiben mag. So wie ichs geschrieben hab, ists die reine Wahrheit, so wies in mir aussieht. Viele Gr&uuml
;ße an euch, Matthias"
waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von waltraut »

Lieber Matthias,alles was du beschreibst,sich nicht annehmen können,abgeschnitten sein von allem,gefühllos sein,Angst haben vor Begegnungen und Beziehungen,das alles sind charakteristische Merkmale einer Depression. Du brauchst Hilfe. Lies mal im thread "Depression vs.normale Tiefs",da geht es um dieses Thema. Du mußt dich einem Arzt oder Psychologen anvertrauen. Es scheint bei dir recht tief zu sitzen und das kannst du nicht mit ein paar Gesprächen aus der Welt schaffen. Aber du kannst es schaffen mit der richtigen Hilfe. Such dir einen Psychotherapeuten (notfalls Branchenverzeichnis),aber achte darauf,daß der Arzt sympathisch und einfühlsam ist. Du mußt nicht beim erstbesten bleiben. Vielleicht kann dir auch dein Hausarzt dabei helfen,jemand zu finden. Du bist mit deinen Gefühlen nicht allein. Alles Liebe, Waltraut
edi
Beiträge: 5
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von edi »

Hallo Mathias, gelungener Beitrag, mir sind viele Dinge die du beschreibst bekannt. Ich habe lange Zeit mit dem Gefühl gelebt, vom Leben abgeschnitten zu sein, verursacht durch meine Unsicherheits- und Minderwertigkeitsgefühle. Als ob ich eine Schlinge um den Hals tragen würde, die sich bei jeder Bewegung zuzieht. Mein Rezept dagegen war lange Zeit: Verstellung. Ich glaube ich war ziemlich gut dabei (hab es manchmal sogar selbst geglaubt); das Problem dabei war, daß es mich ausgehöhlt hat: keine 'echte' Persönlichkeit, nur eine mühevolle Anpassungsfähigkeit, die gerade für oberflächliche Kontakte taugt. Auf meine Depression vor drei Jahren war ich aus diesem Grund eigentlich seit meiner Pubertät abonniert. So schlimm diese dann war, so hat sie jedenfalls auch eines bewirkt: einen Tritt in den Hintern, dass es so einfach nicht weitergeht. Immerhin weißt du schon ziemlich gut über dein Problem bescheid und deckst es nicht mit irgendeinem Unsinn zu, das ist schon etwas wert. Eines interessiert mich aber noch: Wie kommt diese Problematik zustande? Meine Hypothese zur Zeit ist mein familiärer Hintergrund(was sonst? ;-): Alkoholmißbrauch und familiäre Gewalt. Magst du dich dazu äußern? Gruß, Edi
matthias
Beiträge: 27
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von matthias »

Danke für eure Beiträge, ich bin mir echt null sicher was es ist-. Ich denke es ist vieleicht eine Mischung aus einer gewissen Sozialen Phobie und Depression und ein paar Komplexen..... Waltraut, ich war schon in PT Behandlung, aber so eine Gesprächstherapie, die nichts bewirkt hat. Du hast recht, daß ein paar Gespräche fast nix bringen. Ich bin eher therapieresistent geworden (leicht), da ich die Mechanismen gern durchschaue die der Psychologe anwendet (ich hab schon viel gelesen richtung Psychobücher). Deswegen muss ich mich schon etwas öffnen und von meinen durchschauenden Gedanken distanzieren damit ich mehr geistig "da" bin. Edi, mit dem Verstellen, da hast du (leider, ich hasse es) vollkommen recht. "das Problem dabei war, daß es mich ausgehöhlt hat: keine 'echte' Persönlichkeit, nur eine mühevolle Anpassungsfähigkeit, die gerade für oberflächliche Kontakte taugt. " Joo. So ist es haargenau auch bei mir. Meine Persönlichkeit......wie sollte ich sie beschreiben. Sie ist von einem Tag zum anderen immer verschieden. Wie soll ich auch frei eine Persönlichkeit entwickeln dürfen (kännen), wenn ich andauenrnd mich absolut kontrolliere und sogar im Gespräch über mein Wirken auf andere nachdenke. Wie soll ich mich da auf das Gespräch einlassen?? Ich hasse es, keine feste Persönlichkeit zu haben. Ich sehe die anderen wie sie Eigenschaften haben, die teils liebenswert, teils komisch sind, aber sie gehören zu ihnen. Ich hab eigentlich keine Lust mehr, aalglatt (im sinne von Nicht greifbar), unangreifbar und immer in diesen Gedanken gefangen zu sein. Ich hab mittlerweile auch immer oberflächlichere Kontakte, meine Freunde haben mit der Zeit eine immer losere Beziehung zu mir. Das liegt würde ich sagen zu 75% immer an mir. WEnn ich das Wochenende halt mit 8 Stunden Computern verbringe......am Tag..... Zu den Ursachen: Ich habe Nichts vorzuweisen. Gute Kindheit, die letzte Ohrfeige mit 6, naja, zuhause etwas unsexuelle Beziehung meiner Eltern, mein Vater ist kontaktmässig nicht der Fähigste, auch ein Einzelgänger und Familientyp eher, meine Mutter ist fröhlicher aber hockt auch manchmal rum. Naja, Ciao, Matthias
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Hallo Matthias, ich finds schön, dass du dich wieder meldest, männliche Verstärkung tut diesem Forum gut. Nur ganz kurz: Du gehst nach meinem Eindruck sehr "männlich" um mit deinen Problemen-sprich: denken, lesen, analysieren, wieder nachdenken, einordnen. Kann ich nachvollziehen- das machen Männer gerne und denken dann, so bekommen sie es in den Griff . Aber letztlich ist es doch wurscht, wie das Problem heißt, ob Soziale Phobie oder Depression, das sind Begriffe für Mediziner, damit sie was zum Kategorisieren haben. Ich will dich nur ermutigen, deine Gefühle zu äußern- es kommt nicht darauf an, dass du etwas vorweisen kannst, du fühlst was du fühlst und brauchst dazu keine Erlaubnis. Herzlicher Gruß Thomas
edi
Beiträge: 5
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von edi »

Hallo, ich hab jetzt doch 'ne Weile gebraucht um zu antworten. Aber vielleicht interessiert es ja noch jemanden... Ich hab mich mal im Netz umgeschaut, und da gibt es in der Tat eine große Community ;-) zu sozialer Phobie. Vor allem die Amis sind da engagiert, mit der üblichen SSRI Euphorie. Es gibt inzwischen auch einige Literatur zu diesem Thema, sowohl englisch als auch deutsch (als Anregung). Matthias, du hast geschrieben, daß du jetzt im Studium bist. Daher möchte ich erwähnen daß die Universitäten üblicherweise psychologische Beratung für Studenten anbieten. Ich selbst habe diesen Dienst in Anspruch genommen und habe eigentlich gute Erfahrungen gemacht. Dorthin zu gehen fiel mir jedenfalls leichter als der Weg direkt zu einem Facharzt oder praktischen Arzt (taugen diese eigentlich was bei der psychologischen Versorgung der Bevölkerung?). Ich bin dann in der Folge zu einer psychoanalytischen Behandlung gekommen, wobei ich inzwischen der Meinung bin, eine mehr zielorientierte (sprich: verhaltenstherapeutische) Behandlung hätte mich weitergebracht (dies nur als Hinweis daß auch Psychologen nicht Halbgötter in Weiss bzw. Birkenstock sind). Zur Zeit ist mein Rezept gegen meinen Hang zur Unechtheit: gezieltes Gegensteuern. Das soll heißen, daß ich nicht immer freundlich bin, daß ich nicht immer für alles zu haben bin (kein 'Klasse, noch eine bierselige Party wo ich irgendwann nur noch verängstigt in der Ecke stehe, während um mich herum alle immer enthemmter werden' mehr). Dies war eine Lektion meiner Depression, denn dort ging das gar nicht mehr. Meine kognitiven Fähigkeiten waren zeitweise so sehr eingeschränkt, daß ich bei einem Gespräch nicht mehr wußte, was meine Frage war, auf die ich gerade eben die Antwort bekommen habe. Ganz schlechte Voraussetzungen für einen Schauspieler! Ich habe mich in dieser Zeit sehr zurückgezogen, ich habe auch viele Bekanntschaften eingebüßt. Ich versuche zur Zeit wieder einen Freundeskreis aufzubauen, bei dem ich aber (so gut es geht) klare Signale gebe, was ich mag und was nicht. Ich werde langsam besser dabei, und ich merke, daß ich öfter 'bei der Sache' bin. Ich bin aber auch oft einsam und deprimiert, ich weiß deshalb noch nicht, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Was Thomas geschrieben hat, Gefühle einfach zu äußern, ohne Begründung von außen, nun, dies würde ich als Fernziel für mich sehen, denn oft muß ich feststellen, daß ich nicht weiß, was ich fühle, oder ob ich überhaupt etwas fühle (und an der Stelle kommt dann eben die Unechtheit ins Spiel). Gruß, Edi
Monika 44

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Beitrag von Monika 44 »

Hallo edi, wenn man sich aber von kindheit an so viel verstellt und angepasst hat um nicht einsam zu sein wie soll man dann wissen wer man selbst ist? Gruss MOMO
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