Depressiv mit Kind

Persönliche Kontakte, Forentreffen, lokale Stammtische
Antworten
amanda
Beiträge: 13
Registriert: 1. Aug 2005, 14:24

Depressiv mit Kind

Beitrag von amanda »

Hallo ! Ich bin ganz neu hier und leide schon länger unter Depressionen. Ich nehme Medikamente und mache derzeit eine Psychotherapie. Meinen Alltag schaffe ich noch irgendwie, ich muss auch, denn ich habe eine kleine Tochter. Und um sie mache ich mir große Sorgen. Sie soll glücklich aufwachsen und ich frage mich oft, ob sie das mit einer depressiven Mutter überhaupt kann. Ihr Papa hat uns letztes Jahr verlassen, das ist der Grund für die jetzt noch anhaltende Depression. Wer hat ähnliches erlebt und aus der Krise wieder heraus gefunden ?? Ich freue mich über jede Zuschrift. Danke.
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von fish »

Hallo Helga,
ich bin "nur" Angehörige. Bis dir Betroffene oder Mütter antworten, geh mal zwischenzeitlich ins Archiv oder in ältere Threads, da gibts einen Thread, wie man als Depressiver mit Kind umgeht und wie es den Kindern dabei geht, warn schöner Austausch. Verwende auch die Suchfunktion. Gute Funde beim Stöbern.

Vielleicht erzählst du ein bisschen mehr von dir, das erleichtert den Menschen hier zu antworten. Dann sind da mehr "things, who ring a bell".

(Für die Anderen: KANN HIER MAL IRJENDJEMAND ANTWORTEN, MANN? Statt sich im Philosophie-Threads zu verwurschteln?, *sag ja bloss*)

Liebe Grüße

die Wanda
BeAk

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von BeAk »

Liebe Helga,

bin zweifache Mutter, aber noch mitten drin in den Depris. Meine Kinder sind auch schon recht groß/ ausgewachsen.

Aber erzähl mal, wo drückt der Schuh denn besonders?
BeAk

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von BeAk »

Liebe Helga,

ich bin mit einem depressiven Vater und einer depressiven Oma (mütterlicherseits) und Mutter, Großvater und Brüdern aufgewachsen.
Meinen Vater habe ich oft gehaßt, da er uns grundlos oder aus nichtigem Anlaß schlug, uns häufig entwüdigte, uns vorfühte, nie mit uns spielte, uns nie in den Arm nahm, die Ehe meiner Eltern war ensprechend schlecht. Ich bin als Jugendliche, gerade 18 Jährige, aus meinem Elternhaus geflohen, habe bis heute kein gutes Verhältnis zu meinem Vater. Meine Oma habe ich geliebt, Sie war oft still, irgendwie traurig, aber auch liebevoll und konnte mit uns Kindern gut umgehen.

Liebe Helga,

es hängt also sehr davon ab, wie Du mit Deiner Tochter in Deiner Depression umgehst. Eher die männliche/agressive Variante oder die stille/einfühlsamme Art. Bei der letzten Art von Depressionen brauchst Du Dir um deine Tochter keine Sorgen machen.
oktober

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von oktober »

Hallo Helga

- nein, aus meiner eigenen Krise herausgefunden habe ich noch nicht. Aber die Sorgen um meine Tochter sind kleiner geworden!!!

Ich bin mit ihr alleine, seitdem sie drei Jahre alt ist. Heute ist sie neun - und ein selbstsicheres, fröhliches Mädchen, das mit beiden Beinen fest im Leben steht. Etwas sensibler vielleicht als andere Kinder - aber auch unglaublich fähig, ihre eigenen und die Gefühle anderer wahrzunehmen und zu reflektieren.
... Kleine Lobeshymne auf mein Kind, sorry, das musste jetzt mal sein...

In den ersten zwei Jahren alleine hab ich mit ihr in Berlin gewohnt, habe nicht gearbeitet, kannte keine Sau - und war sehr depressiv.
Ich bin fast umgekommen vor Sorge um mein Kind. Sie war damals unauffällig, machte keinerlei "Probleme" - und ich hab mir einen Kopf gemacht: Denkt sie, dass sie funktionieren muss, dass sie mir keinen Ärger machen darf, dass ich sonst zusammenbrechen würde? Hat sie das Gefühl, die Verantwortung für mich übernehmen zu müssen??? Weil da sonst in meinem Leben so wenig ist, was mich "hochhält"?
Ich war überaufmerksam...

Was in dieser Zeit sehr wichtig war, war die Kita. Lea war dort bis in den Nachmittag hinein, im ehemaligen Osten üblich, und für sie und mich wirklich sehr wichtig.
Daneben haben wir die Kontakte zu ihren Freunden gehegt und gepflegt und waren nach der Kita fast täglich mit ihrer besten Freundin auf dem Spielplatz.
Wie sieht es da bei dir/euch aus? Geht deine Kleine in die Kita?

Wir sind dann in eine andere Stadt gezogen und wohnen heute ganz in der Nähe ihres Vaters. Eine bewusste Entscheidung von uns beiden (nicht wegen meiner Depressionen...) - und auch das ist wichtig für mich und meine Tochter.
Wie ist der Kontakt zu deinem Ex? Was gibt es ansonsten für Kontakte, die dich ab und zu entlasten und für dein Kind weitere Bezugspersonen sein könnten?

Ich bin mir sicher, dass ich im Umgang mit meiner Tochter vieles richtig gemacht habe. Aber ich weiß, dass eine Zweierkonstellation sowieso und in diesem Fall erst recht schwierig sein kann, egal wie gut man mit seinem Kind umgeht.
Ich habe deshalb IMMER den Kontakt meiner Tochter zu anderen Menschen unterstützt und gefördert, obwohl es mir schwer fiel, das Monopol aufzugeben. Denn zeitweise dachte ich, nur ich wisse, was mein Kind braucht und wie ihm was zu vermitteln sei...

Deshalb freue ich mich erstmal, mehr von dir zu erfahren...
Ach ja, mittlerweile macht meine Tochter auch öfter mal Unsinn - und als neulich nach der ersten Klassenfahrt sogar die Lehrerin bei mir anrief, musste ich mich beherrschen, nicht laut loszulachen...

Für`s erste liebe Grüße von
Petra
amanda
Beiträge: 13
Registriert: 1. Aug 2005, 14:24

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von amanda »

Liebe Bea, danke für deine Antwort. Ich versuche liebevoll mit meinem Kind umzugehen, bin aber auch oft überfordert und könnte heulen, wenn ich in ihre unschuldigen Augen sehe. Ihr zuliebe versuche ich alles mitzumachen und sie abzulenken, wie z. B. Spielplatz, Zoobesuch, Besuche bei Freundinnen mit kleinen Kindern, Spielgruppe usw. Sie kommt bald in den Kindergarten und ich hoffe, dass ich dadurch etwas entlastet werde. Sie ist ein liebes Kind und ich möchte eine gute Mutter sein.
Helga
amanda
Beiträge: 13
Registriert: 1. Aug 2005, 14:24

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von amanda »

Liebe Wanda, danke für den Hinweis, ich werde mal im Archiv nachsehen. Das Problem bei mir ist, dass das meine dritte depressive Phase ist. Die erste vor ca. 14 Jahren wurde nicht erkannt und auch nicht behandelt. Damals floh ich aus allem und kroch wieder bei meinen Eltern unter. Der Druck war weg und mir ging es wieder gut. Auch heute noch ist das so, dass ich nach unten absacke, sobald der Druck zu groß wird. Seit Ende letzten Jahres bin ich alleine mit meiner Tochter, ihr Vater hat uns verlasse. Plötzlich stand ich da alleine mit kleinem Kind, depressiv und nicht fähig auch nur an die Zukunft zu denken. Ich war dann erstmal 5 Wochen stationär in einer Klinik. Ich bin zu früh raus dort, aber ich wollte unbedingt vor Weihnachten wieder bei meinem Kind sein. Jeder Tag war eine Qual und erst abends, wenn in mein Bett ging und meine Kleine da schon friedlich schlief kam ich zur Ruhe. Dieses Kind ist ein absolutes Wunschkind gewesen, 10 Jahre haben wir auf sie gewartet. Deshalb traf es mich umso härter als mein Noch-Ehemann plötzlich von Freiheit und Druck der Verantwortung sprach und eine Auszeit wollte. Die Auszeit bestand dann aus einer Freundin, die er sich schnellstens anschaffte und zu der er nun mein Kind immer hinschleppt. Unsere Tochter verbindet uns und ich muss ihn weiter ertragen und kann nicht abschließen. Für die Kleine bemühe ich mich ihm neutral zu begegnen. Aber natürlich spürt sie es, dass da was nicht stimmt. Er wusste auch von meinen Depressionen, hat selbst eine ganz schlimme Phase mit mir durchgestanden. Man fühlt sich so weggeschmissen, wie ein alter Putzlappen. Und es ist so unfair der Kleinen gegenüber.
Ich denke das reicht erstmal. Es nimmt mich auch schon wieder mit, dass ich das hier so aufschreibe, aber es tut auch gut zu wissen, dass man nicht alleine ist. Danke.
Helga
amanda
Beiträge: 13
Registriert: 1. Aug 2005, 14:24

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von amanda »

Hallo Petra,

danke für deine Zeilen. Ich konnte viel darin wieder erkennen. Vor allem die Tatsache, dass ich auch denke nur ich weiß was mein Kind braucht. Von diesem Trip bin ich runter. Sie braucht den Kontakt zu anderen Kindern und ich lasse sie öfter mal bei Freunden um mal Zeit für mich zu haben. Meine Freunde sind klasse und wenn es mir schlecht geht sind sie hartnäckig und muntern mich wieder auf, oder entlasten mich mit dem Kind. Sie geht bald in den Kindergarten und die Zeit, die ich dann für mich habe werde ich nutzen. Zum Glück ist sie ganz lieb und ganz oft sagt sie einfach nur "Mama ich hab dich sehr lieb" und schon sieht die Welt nicht mehr so grau aus. Und welche Mutter macht schon alles richtig ?? Auch die "gesunden" machen Fehler. Ich versuche sie liebevoll zu erziehen und auch wenn es mich manchmal viel Kraft kostet gehe ich mit ihr zum schwimmen oder auf den Spielplatz. Oft gelingt es mir dann sogar abzuschalten.
Danke nochmal
Helga
Cordi
Beiträge: 321
Registriert: 30. Jul 2003, 09:08

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von Cordi »

Hallo Ihr.

ich war schon lange nicht mehr hier im Forum, bzw. habe schon lange nichts mehr geschrieben. Gelesen habe ich regelmäig.

Ich habe auch eine Tochter, die im nächsten Februar 9 Jahre alt wird.
Meine Depri hat vor 2-3 Jahren angefangen.

Ich habe lange versucht, ihr das Gefühl zu vermitteln, es sei alles in Ordnung. Aber Kinder spüren das. Sogar sehr möchte ich mal behaupten.
Es ist schwer, selber damit zurecht zu kommen, wenn die kleinen traurig sind, weil die Mama traurig ist.

Ich finde es schön, das das Thema mal aufgegriffen wird*Kind und Depressiv* Leider finden viele Menschen, das man erst gerade dann nicht depressiv sein sollte oder darf. Was ich persönlich wirklich quatsch finde. Das hört sich nämlich so an, als ob man selber wirklich steuern könnte, ob man depressiv ist oder nicht.
Und das kann man ja nicht.

Wie geht es euch heute so?

Wie versucht ihr damit umzugehen? Habt ihr euren Kinder gesagt, was los ist, bzw. habt ihr versucht ihnen das zu erklären? Wenn ich meine Tochter sagte.. Mama ist heute einfach *nur* traurig, hat sie sich viele Gedanken gemacht, und das in ihrem alter schon. laos, was sollte man am besten sagen? Das man krank ist? Hmm..und wie einem kleinen Kind erklären?

Lieben Gruß an Euch
Cordi
oktober

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von oktober »

Hallo Cordi,

es ist ein total schwieriges Thema...

Und ja, ich habe mit meiner Tochter darüber gesprochen - wäre sowieso nicht anders gegangen, da ich zwei Mal länger in einer Klinik war.
Ich studiere Grundschullehramt, und eines meiner Prinzipien lautet: Es ist nie zu früh, einem Kind etwas zu erklären, das es interessiert und vor allem so sehr betrifft! Man muss nur aufpassen, wie man es erklärt. Kinder wollen manchmal auch gar nicht mehr wissen, als sie zu verstehen in der Lage sind und spüren ganz genau, wann es zuviel wird.

Es ist aber echt schwer, man will das Kind ja auch nicht verunsichern und es vielleicht über Dinge aufklären, die es so nicht spürt und die nur ängstigen.
Aber du hast völlig Recht: Dein Kind spürt mehr, als du es dir vielleicht wünscht - aber es versteht auch eine Menge mehr, als du ihm vielleicht zutraust!
Ich habe meine Tochter über meine letzte schlimme Phase nicht aufgeklärt... Es ging für sie sehr "normal" zu. Ich habe zum ersten Mal die Verantwortung abgegeben und ihren Papa instruiert, vorsichtig abzutasten, was sie spürt und ob sie etwas bedrückt. Hatte das Gefühl, dass sie sich eher gegenüber einem anderen öffnen würde als gegenüber mir selbst. Das geht natürlich nur, weil sie prinzipiell Bescheid weiß.

Die erste "richtige" Aufklärung vor etwa zwei Jahren war total schwierig aber ziemlich wichtig. Ich schreibe dir gern nochmal dazu (unsere Kinder sind ja auch im selben Alter), wenn du magst. Heute bin ich zu müde...

Liebe Grüße erst einmal,

Petra
Cordi
Beiträge: 321
Registriert: 30. Jul 2003, 09:08

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von Cordi »

Hallo Petra.

Schön, das Du geantwortet hast

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe meiner Tochter *nur* gesagt, das Mama krank ist, das es ihr *also mir *;) nicht gut geht.
Aber ich habe ihr nicht gesagt was ich habe. Ich weiß nicht, ob sie es wirklich verstehen würde.

Ja, Du hast schon recht.. Kinder verstehen mehr, als wir denken. Nur möchte ich meine kleine auch nicht damit belasten. Denn wenn sie weiß, das ich krank bin, macht sie sich sorgen, ist traurig und so weiter.
Es ist wirklich schwierig, abzuwägen, was man am besten machen sollte..

Weil wie ich schon geschrieben habe.. Kinder merken mehr, als uns lieb ist, oder mehr als wir denken. So, wenn sie es merkt, macht sie sich auch Gedanken. Hmm.. Ich weiß auch nicht. Da steh ich dann da und hab Fragezeichen im Kopf.
Ich versuche immer und immer wieder, es vor ihr zu verheimlichen. Ich sage einfach mal.. das mir das eigentlich auch *immer* gelingt.
Nur sicher kann ich mir da auch nicht sein.
*das ist nen widerspruch in sich**weia*


Wie gehts Dir heute?

LG Cordi
oktober

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von oktober »

Hi Cordi!

Du hast gefragt, wie`s mir heute so geht... "Nicht schlecht" trifft es vielleicht am ehesten - aber so richtig wissen tue ich das nicht. Schwer zu erklären, und es sprengt vielleicht das Thema dieses Threads, wenn ich es versuchen würde. Das Leben plätschert zur Zeit recht ereignislos dahin und ich bin nie wirklich richtig scheiße drauf. Aber stelle mich dem Leben auch nicht wirklich.

Ich hab dem Kind (der Krankheit) übrigens einen Namen gegeben - aber ziemlich beiläufig, nach meinen Erklärungen. Ich glaube, meine Tochter wüsste jetzt schon nicht mehr, wie das nochmal hieß.
Aber dass deine Traurigkeit eine Ursache hat, die man sogar benennen kann, ist glaube ich einfacher zu verstehen als eine Traurigkeit, bei der das Kind die Ursachen selbst herauszufinden sucht und sich fragt, inwieweit es vielleicht selbst auch einen Anteil daran haben könnte. Sich vielleicht nicht mehr traut, selbst mal traurig, wütend oder was weiß ich was zu sein, um der Mama keinen weiteren Grund zum Traurigsein zu geben.

Ich "musste" meine Tochter ja damals aufklären, und hab ihr ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass sie selbst nichts falsch oder richtig machen könne. Ich glaube, dass war ziemlich wichtig.

Liebe Grüße,

Petra
amanda
Beiträge: 13
Registriert: 1. Aug 2005, 14:24

Re: Depressiv mit Kind

Beitrag von amanda »

Hallo Cordi, hallo Petra !!
Danke für eure Beiträge. Meine Tochter ist noch klein, aber sie versteht ganz genau was los ist. Sie merkt wenn ich schlecht drauf bin und kommt und drückt mich, will mich aufmuntern. In der ganz schlimmen Phase hat sie leider mitbekommen, dass ich hin und wieder geweint habe und darauf reagiert sie auch heute noch ganz erschrocken. Ich vermeide es jetzt vor ihr zu weinen. Aber natürlich spürt sie es, wenn es Mama nicht gut geht. Ich versuche auch ihr alles zu erklären, bei der Wahrheit zu bleiben, denn anlügen kann ich sie sowieso nicht. Oft kommt sie zwischendurch, legt die Arme um mich und sagt: Mama, ich hab dich sehr lieb!! Oft sind das Momente, wo sie mich davor bewahrt wieder in Grübeleien abzutauchen. Der Alltag alleine mit ihr ist schwer, aber ihre Liebe belohnt mich für die Belastungen und den Kummer. Sie zeigt mir oft kleine Dinge, die man als Erwachsener schon gar nicht mehr sieht. Und ihr Lachen ist ansteckend, wer kann einem Kinderlachen schon widerstehen ?? Ich wünsche euch und euren Kindern alles Gute !!
Liebe Grüße
Helga
Antworten