Depression und die schlimmen Folgen

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wuddly
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Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von wuddly »

Hallo zusammen,

würde mich freuen wenn einige mir ihre erfahrungen zu meiner geschichte schreiben könnten. es ist unheimlich hart wegen dieser schlimmen krankheit depression alles zu verlieren woran man geglaubt hat. nun zu meiner geschichte, sage aber gleich es dauert:

es fing damit an das meine frau (36) im jahr 2002 erfahren hat, daß sie gebärmutterhalskrebs hat. nach der schlimmen diagnose fuhr ich (39) sofort von der arbeit nach hause, um ihr beizustehen. damals schon wunderte ich mich, als sie mich mit den worten empfang: was willst du denn hier, du kannst mir jetzt auch nicht helfen. ich sagte ihr ich möchte nur bei ihr sein und sie unterstützen so gut es geht. ich konnte mir gut vorstellen wie es in ihr drinnen aussehen mag. stattdessen zog sie sich immer weiter zurück und ich wusste einfach nicht wie ich an sie gefühlsmäßig rankomme. da meine frau eine nicht so leichte kindheit hinter sich hatte, und über gefühle nicht so gut reden konnte, habe ich versucht so gut wie möglich sie zu unterstützen. zum glück ging es glimpflich aus, außer das ihr die gebärmutter entfernt worden ist, was schon schlimm genug für eine frau ist. da wir beide aber keine kinder mehr haben wollten, überlies ich ihr die entscheidung, da es um ihren körper gegangen ist. ich stand aber voll hinter ihrer entscheidung, egal wie sie auch aussehen mag. danach wurde sie des öfteren noch untersucht und der krebs war zum glück besiegt. leider hinterließ dies alles in ihrer psyche eine große angst. frühjahr 2003 fuhr sie auf mutterkindkur mit unseren beiden kindern. wir waren das erste mal in unserem leben längere zeit voneinander getrennt. (sind seit 16 Jahren zusammen und seit 12 jahren verheiratet) schon damals merkte ich, daß ihre gefühle zu mir nicht mehr die gleichen waren wie früher. als ich sie anrief und fragte, ob sie mich ein bißchen vermisst, sagte sie eigentlich nicht. nach der rückkehr aus der kur erfuhr ich das es ihr viel schlechter geht und sie sich einer therapeutin anvertraut hat. das etwas mit ihr nicht stimmt habe ich sofort gemerkt, konnte aber gefühlsmäßig nicht an sie rankommen. da sie bemerkt hat wie sehr ich mich um sie sorge, fing sie an mir was vorzuspielen. sie nahm immer mehr ab, und ich sagte ihr warum sie nicht mit mir mehr redet, was eigentlich füher immer unsere stärke war. ich sehe doch wie sehr du dich veränderst. heute weiß ich das sie mich und die kinder nicht mit ihren problemen belasten wollte, und uns zu liebe etwas vorgespielt hat. sie nannte es mit ihren worten bedingungslose liebe. das unheil nahm ihren lauf und sie verfiel, trotz einer angefangenen therapie im mai 2003, in schwere depressionen. anfang november 2003 rief sie mich in der arbeit an und sagte: ich habe noch nie in meinem leben was von dir verlangt, aber bitte komme sofort nach hause. ich erfuhr von ihr das sie sich umbringen wollte. ich mach mir noch heute die größten vorwürfe, da ich gefühlsmäßig nicht mehr an sie herangekommen bin und ihr in dieser schweren zeit einfach nicht helfen konnte, obwohl ich es immer wieder versucht habe. heute sagt sie selber zu mir es war der größte fehler das ich dir nicht früher etwas gesagt habe. nicht einmal ihre besten freundinnen oder verwandten, vorallem ihre großmutter, wo sie groß geworden ist und abgöttisch liebt, hat sie über ihre probleme gesprochen. sie wurde daraufhin ins bkh nach ansbach eingewiesen. wie sich später herausstellte einer der größten fehler war. als ich sie am ersten tag nach der einweisung besuchte, habe ich sie kaum wieder erkannt. was für eine kraft die ganze vorspielerei ihr gekostet hat, kann sich glaube ich keiner vorstellen. sie wollte immer perfekt sein, weil sie glaubte nur deshalb haben sie die menschen gern. sie hat alles für mich, die kinder, verwandte und freunde getan, aber dabei viel zu wenig an sich selber gedacht. ich habe ihr öfters gesagt, das sie es nicht jeden recht machen muß, da sie auch so von jedem gemocht und geliebt wird. ihre gefühle zu mir und den kindern waren gleich null in dieser zeit. dort hat sie nach 5 wochen aufenthalt ein verhältnis mit einem anderen mann angefangen. an weihnachten 2003 habe ich sie darauf angesprochen, da ich merkte das etwas nicht stimmte. zuerst hat sie es abgestritten, aber irgendwann kam sie doch mit der wahrheit heraus. für mich ist eine welt zusammen gebrochen. die angst um sie und wie ich alles mit unseren beiden kindern schaffe, der harte job, und dann noch der ausfall meines arbeitskollegen wegen burnoutsyndrom. das alles war auf einmal zuviel. am 2. weihnachtsfeiertag habe ich ein gespräch mit ihrer psychologin gesucht, die mir auf meine frage: das kann doch nicht für den heilungsprozess meiner frau gut sein, antwortete: immerhin hat ihre frau wieder gefühle, auch wenn sie für einen anderen mann sind. außerdem ist ihre frau ein erwachsener mensch, den wir nicht andauernd beobachten können. was ich in dieser klinik erlebt habe ist kaum zu glauben. es geht den ärzten im bkh ansbach einzig und allein um die patienten, was mit den angehörigen und ihren ängsten und unwissen über diese teuflische krankheit depression ist, ist denen gelinde gesagt scheiß egal. sie haben meine frau einer gehirnwäsche unterzogen. das sie mehr an sich und nicht an andere denken soll. von meiner frau erfuhr ich das es wie sodom und gomorra in dieser klinik zugeht. mehrere paare habe sich dort gefunden und ihre ehefrauen und -männer betrogen. ich habe wie ein löwe um ihre liebe gekämpft und zuerst den krieg gewonnen dachte ich. ein guter freund hat mir dabei geholfen meine frau davon zu überzeugen, das es mit ihrer krankheit zu tun hat. sie hat eingesehen, das es ein großer fehler war. kurz vor der rückkehr aus dem krankenhaus habe ich von meiner frau durch eine list und ich gebe offen zu, durch kontrolle (mein vertrauen zu ihr war gleich null) meinerseits erfahren, das sie nach der entlassung ihrer heute besten freundin, die sie im bkh kennen gelernt hatte, in einem cafe nach deren fortgang, mit deren bekanntschaft aus dem bkh (hat auch ihren mann betrogen) rum geknutscht hat. ich verstand die welt nicht mehr. ich machte ihr vorwürfe, was aus heutiger sicht wahrscheinlich absolut verkehrt war, ich weiß es einfach nicht. ich sagte ihr, ob ich angst haben müsste und sie nach rückkehr mit unserem nachbarn ein verhältnis anfängt oder lust hat mit ihm rumzuknutschen, oder ob sie eher in der midlifecrisis wäre anstatt depressionen zu haben. ich stellte ihr ein ultimatum und sagte ihr, daß sie nur zurückkommen sollte wenn sie ab sofort ehrlich und treu zu mir ist. sie hat es sogar geschafft, daß ich ins bkh gefahren bin und mich mit meinem sogenannten nebenbuhler unterhalten habe wie das alles passieren konnte. er würde es mir erklären sagte sie mir. stattdessen war er sich keiner schuld bewusst, und fing an mich wüst zu beschimpfen. ich sollte meiner frau mehr freiräume geben und sie nicht andauernd kontrollieren. nach der rückkehr meiner frau aus dem bkh (ende januar 2004) war alles so kompliziert geworden, ich habe sie kontrolliert, da ich kein vertrauen mehr zu ihr gehabt habe. sie wollte mit dem zweiten mann weiterhin eine freundschaft aufrecht erhalten. ihre neue beste freundin rief jeden tag mehrmals an. am anfang konnte ich ja noch verstehen, daß sie menschen kennengelernt hatte, die ihr sehr wichtig geworden sind in dieser zeit. aber bei dem zweiten mann (übrigens manisch depressiv, wollte sich das letzte jahr 3 mal das leben nehmen) war meine geduld am ende. ich sagte ihr entweder er oder ich. 2-3 monate hat sie jeglichen kontakt abgebrochen, und ich habe langsam wieder vertrauen zu ihr aufgebaut. doch der schein trügte. zuerst erfuhr sie von ihrer besten freundin, daß er wieder im bkh gelandet war, weil er sich wieder umbringen wollte. dann rief sie ihn an und hinterließ eine nachricht auf der mailbox. später erfuhr ich das sie sich mehrmals heimlich getroffen haben. im juli 2004 platzte die bombe und meine frau sagte mir das sie mich verlassen möchte, da sie keine gefühle mehr für mich hat und die dauernden kontollen satt hat. oktober 2004 verließ sie unser gemeinsames haus mit den kindern. ich hatte keine möglichkeit ihr die kinder nicht mit zu geben. 2 wochen nach ihrem auszug sagte sie mir dann, daß sie mit dem versteckspiel aufhören möchte und den 2. Mann liebt. beim jugendamt habe ich dann durchgebracht, daß ich
jeglichen kontakt meiner kinder mit diesem menschen ablehne, da er eine gefahr für sie darstellen könnte. im februar 2005 fing dann der krieg mit ihrem anwalt an. sie wollte aufeinmal auch für sich unterhalt haben, obwohl sie auf eigenen beinen stehen wollte. ich habe ihr immer wieder gesagt sie muß mit allen konsequenzen die aus ihrem handeln entstehen, auch leben können. sie haben im bkh ansbach aus einer wirklich gutmütigen, ehrlichen, liebevollen, verständnisvollen, treuen und viel zu wenig an sich denkenden Frau, eine absolut egoistische frau gemacht. im juni 05 gelang endlich der durchbruch und wir haben uns finanziell geeinigt. ob ihr es jetzt glaubt oder nicht ich liebe meine frau trotz aller demütigungen die ich durch sie erfahren habe immer noch. sie war eine so herzensgute und liebe ehefrau und mutter und ich will einfach nicht wahr haben, daß solche idioten es fertig gebracht haben, so einen menschen aus ihr zu machen. ich weiß einfach nicht mehr weiter, und erhoffe mir irgendwelche diskussionsbeiträge oder gute ratschläge wie ich mich verhalten soll. bin sehr gespannt auf eure beiträge. lg
wuddly
Schnarchi
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Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von Schnarchi »

Hey Olli,

krasse Story.
Das mit der Gehirnwäsche...joahh, ...das scheint wohl seinen Teil zu allem beigetragen zu haben.
Aber, es ist wie es ist.
Wenn Du sie tatsächlich liebst, dann lässt Du sie. Dann bleibt Dir wenigstens der Triumph über Dich selbst, denn je mehr Du erzwingen willst, desto mehr Schaden wirst Du anrichten, der Dir möglicherweise einmal schwer zu schaffen machen könnte, und nichts auf der Welt kann es rückgangig machen.
Deine Frau ist das liebste auf Erden für Deine Kinder. Alles was Du ihr gutes tust, das tust Du auch für "die Kurzen".
Ihr müsst halt zusehen, dass ihr für Eure Kinder Mama und Papa bleibt. Alles andere ist zweitrangig.
Und jetzt nehm' mal einen riiiiiiiiiesigen Anlauf und spring über Deinen eigenen Schatten, auch wenn es der grösste Sprung Deines Lebens ist und sich in Dir alles dagegen weigert.

Wer weiss, vielleicht kommt alles eines Tages sowieso anders als Du denkst und Ihr bekommt eine neue Chance ? .....Aber halte Dich daran nicht fest.

Halt die Ohren steif OLLI.........und alles Gute
fish
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Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von fish »

Hallo Wuddly,
ich bin Angehörige. Mein Mann war die letzten 2 Jahre depressiv. Zur Info für dich.

Puh, war schwierig zu lesen, du machst kaum Absätze. Ist wohl auch in deinen Leben so, dass die Dinge bei dir eher ineinanderfließen und kaum sortiert sind, hm?

Ich hoffe, ich habe nix wichtiges übersehen beim Lesen. Ich fass das mal zusammen:

1.) Die körperlichen Veränderungen bei deiner Frau haben starke psychische nach sich gezogen: Nach einer Gebärmutterentfernung kann es so starken emotionalen Schwankungen und Depressionen kommen (hast ja auch erlebt), oft, weil nicht richtig hormonell eingestellt wurde, auch oft, weil das Entfernen der Gebärmutter psychisch wie eine Kastration wirkt. Das ist bei Medizinern bekannt, dass die Komplettentfernung kein Pappenstiel ist, wird aber gerne den Patientinnen und ihren Partnern gegenüber verharmlost. Die überstandene Krebserkrankung ist aber als positiv zu werten, tolle Leistung auch deiner Frau, der ganzen Familie; das ist nicht nichts, Hut ab. Nimmt deine Frau Hormone? Ist sie, was das betrifft, hormonell gut eingestellt?

2.)Ich denke, ist nur mein persönliche Ansicht, dass sie mit einer schwierigen Kindheit oder Jugend versehen, noch zusätzlich um ihre emotionale Stabilität zu kämpfen hat(te).

3.)Ihr seid ein altes Ehegemäuer, da kann sich einer vom anderen wegentwickeln, muss nicht unbedingt 1.) und 2.) passieren. Geht auch ohne das ich bin auch zum zweiten Mal verheiratet. Ich habe meinen ersten Mann verlassen, weil ich ihn nicht liebte.

4.) Viele Frauen unterdrücken aus falscher Harmoniesucht (auch möglich: Co-Abhängigkeit, weibliche Übersozialisation, erlernte Hilfsbedürftigkeit) lange Jahre ihre wahren Bedürfnisse ihrem Mann gegenüber (Bedürfnisse nach Eigenständigkeit, liebevollerer Kommunikation, mehr Zärtlichkeit, weniger Fußball , mehr Essengehen, mehr Interesse, weniger Langweiligkeit, weniger Kontrolle, weniger Dominanz, Wünsche nach egalitärerer Kommunikation, oder überhaupt nach Kommunikation; ich zähl einfach mal auf, was mir so einfällt, was Frauen bei ihren Männern fehlen kann; ich weiß nicht, was auch euch zutrifft und will auch nicht in Wunden stochern). Das ist ganz deutlich in der Verantwortung der Frau, denn sie hätte ja liebevoll sagen könne, was sie möchte. Wenn er sie schon fragt. Der Mann ist dann oft wie vor den Kopf geschlagen, wenn sie sich - für ihn plötzlich - komplett verändert, oder mit einem Lover durchbrennt.

5.) Deine Frau neigt einem vermutlich emotional labilen Mann zu. Fühlt sich ihm seelenverwandt, weil er auch zu Depressionen neigt, oder emotional labil ist, was auch immer. Durch ihn erfährt sie sich zum ersten mal als stark.

6.) Du vermutest, die Klinik habe sie zu einer ego-bezogenen Frau gemacht, vorher sei sie warmherzig und (zu) lieb gewesen. du sagst es jedoch selber, vorher war es einen Hauch zuviel liebsein. Dafür ist sie in einem Gegenpendelausschlag jetzt "zu" eigensüchtig.

Es klingt blöd, aber vermutlich - ist nur meine Meinung - muss sie diese starke Gegenbewegung, diese Phase des "übertriebenen" auf sich Achtens durchmachen, um zur Mitte zu finden. Das Klinikpersonal ist in meinen Augen gar nicht so sehr dran "schuld": es war unausweichlich. Ohne Klinik hätte es aber evtl. länger gedauert, bis es so weit ist. Sie fördern halt erstmal die Eigenständigkeit ihrer Klienten und ich finde das vom Grundansatz her gut. Was die Klienten dann draus machen, ob sie ihr Leben draußen mit Krawumm umschmeißen oder ob sie ihr Leben behutsamer ändern, das ist nicht im Einfluss des Klinikpersonals.

Du hast all die Jahre zu ihr gehalten, das machen statistisch nicht viele Männer. Ich finde das toll. Du liebst sie sogar noch, das finde ich heldenhaft (keine Ironie).

Das einzige, was du machen kannst, ist zu versuchen, ihr klar aufzuzeigen, dass du sie liebst, dass du Fehler gemacht hast (Kontrolle), und möchtest, dass sie dir glaubt, dass du dein Verhalten geändert hast.
Das musss in ruhiger Atmosphäre geschehen, nicht zwischen Tür und Angel. Dieses Gespräch braucht Bedeutung; also muss der äußere Rahmen angemessen sein. Verlange nicht sofort eine Antwort von ihr und eine sofortige Entscheidung, aber eine baldige. Wie lange, muss benannt werden. Über den andern würde ich eher nicht reden. Ziehe aber in Betracht, dass sie aus Mitleid mit ihm oder Schuldgefühl länger zögert, als deine Geduld es zulässt. Ich schätze, in ihrem Inneren ist sie schon noch die Weiche, Melancholische, so schnell gibt sich das nicht. Und sie wird daher mit Schuldgefühlen kämpfen. Auch dir gegenüber. Ziehe aber auch in Betracht, dass sie sich für ein Leben ohne dich entscheidet*. Vermutlich hat sie das nämlich schon. Aber ich würde sie nochmal wirklich klar und ernst fragen. Aber dann das Ergebnis respektieren.


Wenn sie es sich danach überlegt, und sie sich für dich entscheidet, dann ist noch nicht alles in trockenen Tüchern. Beginnt beide eine Paartherapie. Tom ist hier Experte (er macht mit seiner Frau Paartherapie und seine Ehe hat sich nach seinen Angaben sehr positiv verändert)und kann dir sicher gute Möglichkeiten aufzeigen und Rat geben.

Bis es soweit ist und dich doch wegen letztendlichen negativer Entscheidungen von ihr die *Verzweiflung übermannt, zögere nicht und suche für dich selbst seelischen Beistand. Ich denke, eine krebskranke Frau, Depression, Trennung und anderer Liebhaber, das zehrt an der Seele und stark am Ego. Werde du nicht auch noch krank.

Liebe Grüße und viel Erfolg wünscht

die Wanda
wuddly
Beiträge: 5
Registriert: 12. Aug 2005, 22:21

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von wuddly »

Hey Michael,

vielen Dank für Deine Zeilen. Weißt Du egal was ich auch versuche, mein Verstand sagt mir das gleiche wie Du es beschrieben hast, aber gegen meine Gefühle andauernd anzukämpfen ist nicht so leicht. Du hast schon Recht mit den überspringen des eigenen Schattens. Ich ertappe mich selber dabei, dass ich denke es endlich getan zu haben, und mach mir letztendlich aber selber was vor.

Ich muss die Vergangenheit hinter mir lassen und endlich in die Zukunft blicken. Du glaubst nicht wie oft ich das gehört und selber mir gesagt habe. Ich habe ein schlechtes Gewissen, ob gegenüber meinen Eltern, die es wirklich gut meinen, oder guten Freunden die mich sehr unterstützen. Es gelingt mir nur einfach nicht loszulassen.

Das einzig positive an dem ganzen ist das innige Verhältnis zu meinen Kindern. Ich muss zugeben früher nicht immer so für unsere Kinder da gewesen zu sein, wie ich es heute tue. Sie geben mir unheimlich Kraft das ganze durchzustehen. Sogar hierbei hat meine Frau es geschafft mir noch Vorwürfe zu machen. Warum hast Du jetzt auf einmal die Zeit für Deine Kinder? Du willst Sie mir nur wegnehmen usw. usw.

Die Kinder lehnen den neuen Partner meiner Frau total ab. Wofür ich natürlich auch Schuld daran bin, weil ich in den Augen meiner Frau sie beeinflussen würde. Dies habe und werde ich niemals tun, da der Schuß nur nach hinten gehen kann. Sie lehnen ihn deshalb ab, weil Ihrer Meinung nach er daran Schuld ist, dass Mama und Papa nicht mehr zusammen sind.

Wir haben es dennoch gemeinsam geschafft für die Kinder da zu sein, um es Ihnen so leicht wie möglich zu machen. Ich sage zu beiden: Der einzige Unterschied ist das Mama und Papa nicht mehr zusammen wohnen, wir aber immer für Sie da sein werden.

Danke noch mal für Deine Zeilen und alles Gute auch für Dich.
wuddly
Beiträge: 5
Registriert: 12. Aug 2005, 22:21

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von wuddly »

Liebe Wanda,

ich habe mir alles von der Seele geschrieben ohne groß nachzudenken was dabei rauskommt. Sicherlich hab ich große Probleme mein Leben in geregelte Bahnen wieder zu lenken. Ich grüble und grüble was ich nur falsch gemacht habe. Ist nicht immer das beste nach einer Schuld oder sonstigem zu suchen. Ich stelle mir selber soviele Fragen die ich wahrscheinlich nie beantwortet bekommen werde, da Sie nur meine Frau beantworten könnte.

zu 1)
Nach der Entfernung der Gebärmutter bei meiner Frau hat sie nie Hormone oder sonst etwas bekommen zur Einstellung. Ihr Arzt sagte es wäre nicht nötig, da ihre Eierstöcke nicht mit entfernt worden sind.

zu 2)
Dies wird bestimmt so gewesen sein, da Sie ihre leibliche Mutter sehr früh bei einem Autounfall verloren hat. Ihre Eltern waren zu dieser Zeit schon geschieden. Ihr Vater hat ihre leibliche Mutter danach tot geschwiegen. Die neue Frau von Ihrem Vater hat ein eigenes Kind mit in die 2. Ehe gebracht. Beide haben meine Frau nur schikaniert und sie hat alles geschluckt ohne aufzubegehren oder sich zu wehren.

zu 3)
Auch hierbei muss ich Dir recht geben. Ich bin gefühlsmäßig nicht mehr an Sie ran gekommen. Sie hat sich immer mehr zurückgezogen. Es war noch nie eine stärke meiner Frau über Gefühle reden zu können. Sie war aber nicht gefühlskalt, im Gegenteil, zeigen konnte sie Gefühle nur nicht darüber reden.

zu 4)
Ich habe Sie oft gefragt, ob Sie mit ihrem Leben zufrieden ist. Es lag daran, da Sie nie eigene Meinungen kund getan hatte und alles mich entscheiden ließ, ob ich wollte oder nicht. Ich denke hat auch viel mit ihrer Kindheit zu tun. Lieber alles schlucken, um ja nicht jemanden zu verletzen oder dann zu verlieren. Ich selber war eher der konservativ denkende Typ, der Mann geht in die Arbeit und kümmert sich um das Geld verdienen, die Frau ist für die Kindererziehung und Heim zuständig. Sie war immer mit dieser Rollenaufteilung zufrieden, dachte ich zumindestens.

Was ich besonders schlimm fand war die Tatsache, dass sie glaubte mich bedingungslos lieben zu müssen ohne wenn und aber. Ich sagte ihr damals das Sie allein schon deshalb in eine Depression verfallen könnte. Sie hatte jegliche Freiräume für sich, leider aber nie genutzt. Nach Ihrer Rückkehr aus dem BKH Ansbach war ich deshalb froh, als sie endlich eigene Meinungen hatte.

Kannst du dir vorstellen was Sie mir alles vorgeworfen hatte: Ich muß nicht die Musik gut finden die du hörst, nicht die Politik, nicht die Freunde, das Fernsehprogramm usw. usw. Sie sagte ich muß für alles eine eigene Meinung bekommen, nicht nur aber für vieles.

Ich habe ihr zu verstehen gegeben das sie es auch darf und ich sie nicht daran hindern werde. Das Problem war nur das Sie mich das erste Mal in ihrem Leben betrogen hatte und ich damals nicht verstanden habe warum. Nach dem ich erfahren habe, dass sie mit den 2. Mann rumgeknutscht hatte in einem öffentlichen Cafe, wollte sie zu ihm trotz allem was vorgefallen ist noch Kontakt und eine Freundschaft aufrecht erhalten.

Dies ist und war der Knackpunkt aus meiner heutigen Sicht. Ich konnte nach dem was passiert war im BKH nicht sofort Vertrauen wieder haben, und Sie wollte für alles eine eigene Meinung haben. Du kannst Dir vorstellen wohin das geführt hat. Es sind soviel unglückliche Zusammenhänge und Probleme aufgetaucht, wo wir beide es wahrscheinlich nicht besser haben machen können.

zu 5)
Dies ist mir heute auch absolut klar geworden. Was ich nur so verwerflich finde ist, dass dieser labile Mann sich immer Frauen aus solchen Krankenhäuser gesucht hat, genauso wie der erste vom BKH. Ihm war es scheiß egal ob er eine Familie damit zerstört oder sonst was. Schon bei Ihrer heute besten Freundin hat er gewußt, dass sie eine Familie hat. Nur war meine Frau eine bessere Wahl gewesen. Das beste daran war, dass er nicht besseres zu tun hatte es gleich seinem Bekannten im BKH zu erzählen und der eine Woche später das gleiche bei meiner Frau versucht hatte. Erst ein bisschen Alkohol miteinander trinken und dann ja so verständnisvoll zu sein, um zu seinem Ziel zu gelangen. Wie dreckig ist das denn. Der einzige der es nicht bemerkt hat war meine Frau.

Kannst Du Dir vorstellen das ich für ihn Sachen aus der Reinigung geholt habe, weil meine Frau es gewünscht hatte. Ich habe ihm sogar die Chance gegeben (was im Cafe passiert war) mir zu erklären, weil meine Frau der Ansicht war, ich es so besser verstehen würde.

zu 6)
Genau das ist der Punkt den ich immer und immer wieder versucht habe ihr zu erklären. Sie muß die goldene Mitte finden zwischen bedingungsloser Liebe und totalem Egoismus. Ich bin aber genau derjenige der es ihr m wenigsten sagen und erklären darf. Sie ist der Meinung gewesen das ich daran Schuld bin, dass sie nur meinetwegen nie etwas gesagt oder aufbegehrt hatte.

Komischerweise sagt Sie heute selber ich hätte Dir viel früher was sagen müssen, dann wäre alles nicht passiert. Wie kann ich sie nur davon überzeugen, dass es heute noch immer nicht zu spät ist, damit endlich anzufangen.

Was Du wegen dem Klinikpersonal sagst bin ich etwas anderer Meinung. Sichrlich ist es richtig den Patienten rst einmal wieder aufzubauen und Selbstvertrauen zu schenken. Was es mit dem behutsamen Umgang anbetrifft, bin ich der Meinung, gerade bei Familien ist es unabdingbar nicht nur eine Seite der Medaille anzusehen und zu hören, sondern auch die andere. Es könnten hinsichtlich der Therapie auch gewisse andere Perspektiven mit einbezogen werden. Was bringt es nur auf den Patienten zu hören, ohne sein Umfeld mit zu betrachten.

Am Anfang des Klinikaufenthaltes meiner Fau im BKH Ansbach schrieb sie einen 9 seitigen Lebenslauf. Darin stand das sie einen lieben Mann, 2 gut erzogene Kinder, ein Haus, keine Geldsorgen habe und sie nicht weiß was sie hier eigentlich soll. Daraus wurde dann, wir haben große Eheprobleme, ich wär ein schlechter und viel zu dominanter Mann, usw. usw. Mich hat damals nie einer gefragt.

Wir haben zwar ein Dreiergespräch gehabt, bei diesem Gspräch hat nur ihre Psychologin und ich gesprochen. Anstatt das Gespräch zwischen mir und meiner Frau in Gang zu bringen, antwortete die Psychologin für meine Frau! Diese Frau mach ich für sovieles verantwortlich. Was hat bei einer Therapie zu suchen, dass die Psychologin ihr erzählt sie wäre auch geschieden? Ich habe oft überlegt, ob ich nicht etwas gegen diese Psychologin unternehmen sollte. Habe es mir aber ausreden lassen, weil es nichts gebracht hätte, außer nur noch mehr Kraft zu verlieren.

Es ist alles so unheimlich ungerecht. Ich würde so gerne eine wirkliche Chance bekommen, um ihr zu beweisen, dass ich nicht dieser Mensch bin den sie in mir sieht. Wie kann ich es ihr bloss klarmachen. sie lässt mich nicht an sich ran.

Mit der Paartherapie habe ich es ja versucht, aber sie hat nach dem zeiten Mal alles abgebrochen und gesagt sie möchte sich trennen. Heute glaube ich, es war damals einfach zu früh, da sie noch nicht die Kraft dafür aufbringen konnte.

Nun steht ein anderer Mann zwischen uns und ich weiß nicht wie ich es anfangen soll. Ich brauche jetzt diese Klarheit die Du angesprochen hast für mich. Sie ist heute aus dem Urlaub mit den Kindern zurückgekommen. Ich werde am Donerstag mit den Kindern 2 Wochen nach Mallorca in den Urlaub fliegen. Ich wollte vorher noch einmal mit ihr sprechen, und ihr klar und deutlich sagen, was ich für sie empfinde.

Ich möchte ihr sagen das wir beide sehr viel falsch gemacht haben, es aber den besonderen Umständen zu verdanken ist, und wir beide versuchen sollten es besser zu machen, da wir beide sehr viel dazu gelernt haben.

Ach Wanda es tut so gut alles sich von der Seele zu schreiben, und einen Menschen wie dich und hoffentlich noch andere kennenzulernen, die sich in einen rein versetzen können, da sie das ähnlich mitgemacht haben. Vielen Dank nochmal für deine Hilfe.

Übrigens bin ich bei der Diakonie in therapeutischer Behandlung, da ich selber gemerkt habe, dass ich nicht alleine daraus komme. So richtig geholfen hat es mir aber auch nicht, wenn ich bedenke alle 4-6 Wochen einen Termin zu bekommen.

Liebe Grüße Olli
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von fish »

Hallo Wuddly oder Olli,

du sagst:
"Was bringt es nur auf den Patienten zu hören, ohne sein Umfeld mit zu betrachten."

Schwierige Frage. Normalerweise würde ich es bejahen: jawohl, die Famile und/oder der Partner sollen einbezogen, zumindest mit angeschaut werden. Hinterher wird der Klient nämlich sowieso wieder zurückgetopft in seine Umgebung. Manche Klinikpatienten kommen tatsächlich hinterher zuhause nicht gut zurecht, sei es, dass sie vorher schon allein wohnten und dann wiederum allein den schützenden Rhythmus und die Menschen in der Klinik vermissen, sei es, dass die Angehörigen um sie herum ihre durchaus positiven Veränderungen nicht verstehen und sie wieder als "die alten" haben wollen.

So ein Zurück ins alte ziehende Umfeld ist sehr mächtig. Das Umfeld entscheidet unbewusst mit, ob eine Behandlung gut anschlägt und das Positive bleibt. Daher kann ich auch verstehen, dass am Anfang der Behandlung das Umfeld außen vor bleibt.
Dann aber sollten die Partner auch betreut werden, nicht nur einmal angehört werden.
Der Angehörige ist oft voller Furcht, auch Schuldgefühlen, was denn so ohne ihn dauernd gemacht oder besprochen wird.

Das ist in meinen Augen vielerorts nicht optimal gelöst. Aber: der Angehörige muss auch dringend lernen, sein Kontrollbedürfnis aufzugeben.

Ich kann und will die Psychologin nicht verteidigen, dass sie anstelle der Frau sprach, finde ich nicht ganz korrekt. Wohl fand das Gespräch in einer recht frühen Phase statt, in der deine Frau nicht gefestigt gegenüber dir war, und das wollte die Dame wohl ausgleichen. OK finde ich das nicht. Dann hätte die Besprechung besser später stattgefunden.


"Daraus wurde dann, wir haben große Eheprobleme,..."

Das kann jedoch durchaus sein, dass hinter einer Depression Beziehungsprobleme stecken und sich das später erst rausschält. Aber du solltest aufhören, dich dadurch angegriffen zu fühlen. Sie ist genauso dran beteiligt gewesen, weil sie nie ihren Mund aufgemacht hat und dir die ganze Verantwortung übertragen hat. Daher kommt ja das überraschende Ergebnis, das dich umhaute. So ein Mensch wie deine Frau ist ein wandelnder Vulkan, außen ruhig, innen weiß kein Mensch, was los ist. Sie selber am wenigsten.

Ich wüßte nicht, wie ich als Mann mit so jemandem wie deiner Frau auf Dauer eine Beziehung führen sollte. Wieso willst das wieder haben? (Kernfrage. Bitte beantworten!!) Kommt ja kaum ein Echo zurück. Das ist keine Beziehung, Beziehung ist Echo.

"Was hat bei einer Therapie zu suchen, dass die Psychologin ihr erzählt sie wäre auch geschieden?"

Es kann alles mögliche bedeuten, vielleicht wollte die Psychologin damit erzählen, dass sie auch Leid erfahren hat und auch nicht immer sonnig durchs Leben schreiten konnte, das ist oft ein door opener für angespannte Patienten. Vielleicht hat aber die Dame auch tatsächlich ihre Kompetenzen überschritten und war voreingenommen. Das liegt jedoch außerhalb unserer Kontrolle als Angehörige und wir sollten da auch endlich Kontrolle ABGEBEN.

Ich glaube nicht, dass erst da euere Ehe "zerstört wurde". Außer, du unterstellst deiner Frau, dass sie auch nach der Klinik keine eigene Meinung hat, extrem beeinflussbar ist.

Die Sache mit dem anderen Mann. Kann sein, dass sie keinen Bestand hat, kann sein, dass es hält. Solange sie frisch verliebt ist, wird sie dir bei einer klaren Aussprache einen Korb geben.

Arbeite zuerst an dir, jetzt kannst du sowieso noch nichts machen.

Lerne Kontrolle abzugeben (du bist noch nicht soweit, weil du immer noch rumhirnst, was alles in der Therapie gewesen sein könnte, wer was falsch gemacht haben könnte undundund, warum wer mit wem rumknutscht und Gomorrha rauf und runter. Das weist auf Kontrollbedürfnis hin. Kontrollbedürfnis weist auf Angst hin.)


"...wenn ich bedenke alle 4-6 Wochen einen Termin zu bekommen."

Geht nicht öfter?
Außerdem könnte dir ein bisschen "Gomorrha" auch nicht schaden *zwinker*

Herzliche Grüße

die Wanda
20870
Beiträge: 0
Registriert: 6. Aug 2004, 10:15

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von 20870 »

hallo olli

ziemlich krass ,was du so mitgemacht hast.
ich kann dich nur bestätigen,das du als angehöriger bei einer therapie nicht viel zählst,obwohl das leben mit euch vieren ja irgendwie vernünftig weitergehen muss.

habe mich damals auch gefragt,was ich alles falsch gemacht habe in unserer beziehung.doch irgendwann musst du einfach aufhören dich selbst fertig zu machen.
den egoismus ,den du angesprochen hast,empfand ich damals genau sowie du,doch glaube ich mittlerweile, das es für meine frau einfach wichtig war nur an sich zu denken.(was mit sicherheit nicht so war,aber so habe ich es gesehen).
mir blieb und bleibt bis heute nur übrig, möglichst "cool"zu bleiben.lass sie laufen , sei nur für dich und deine kinder da.
wenn es noch mal was werden soll mit deiner frau , kannst du das wieso nicht erzwingen.

ich habe immer das gefühl ,das die neuen freunde aus der klinik die "einzigen wahren freunde sind" die sie verstehen können , da könnte ich soviel reden wie ich will

war jetzt alles ein wenig konfuß von mir,
aber deine story ist mir echt nahe gegangen,da sie meiner doch sehr gleicht.

gruss teddy
BeAk

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von BeAk »

Hallo lieber Olli,

zu Deiner information, ich bin sowohl Angehöhrige wie Betroffene.
Deine Geschichte ist ziehmlich krass. Ich habe sie mir lange durch den Kopf gehen lassen. Im Grunde genommen ist eure Ehe nicht an der Depression zerbrochen, sondern an einer Ehekrise, die ihr beide nicht bewältigt habt. Diese Krise bestand bereits als die Depressionen bei Deiner Frau ausbrachen, warscheinlich auch mit ein Grund für ihre Depressionen. Die Klink ist nur der Grund, warum es offenkundig wurde, was vorher im Verborgenen brodelte. Durch die Klinik wurde deine Frau fähig, das einzige was für sie noch möglich war zuleben, eigenständig zu sein.

Olli Du hast keinen Fehler gemacht, als Du Deine Frau in die Klinik brachtest. Es was der einize Weg, Deinen Kindern die Mutter zu erhalten.
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von fish »

Schönen guten Morgen,
habe mit nem Humpen grünen Tee (in München is Feiertag) die Postings von Teddy und Bea jetzt auch noch mal gelesen. Eigentlich wollte ich mit posten warten, bis Olli sich meldet.

Stell mir und uns aber zwischenzeitlich mal die Frage, WARUM wir uns denn in Menschen verlieben, die über sich selbst so wenig sagen, sich selbst so wenig mögen (oft auch ihre Bedürfnisse gar nicht kennen), wohl auch oft eine schwierige Familiengeschichte haben. Die uns meist bekannt ist.

Warum tun wir das? Kann das nicht auch an uns liegen, weil wir anscheinend Leute um uns brauchen, die willfährig sind und nur "nett" sind, weil wir mit Widerspruch ein Problem haben, weil wir selber in unsere eigenen Familie ein Problem haben, weil wir kontrollieren wollen, unsere (Lebens-)Ängste auf sie projezieren, damit wir sie nicht haben, alldas? WARUM heiraten wir dann auch noch und zementieren es und wiederholen Familiengeschichte(en)? Ich habe mir damals eingeredet, mir gefalle es, dass mein Mann so geistvoll ist, in sich selbst ruht (Typ literarischer Denker, wie die Monroe den Henry Miller). Mein vorheriger Lebensgefährte war einer der quirligen, sportlichen Sorte, den ich verlassen hatte, wir hatten leider wenig geistige Gemeinsamkeiten.

Aber mein Mann ruhte gar nicht in sich selbst, er verschloss und verkapselte seine Bedürfnisse nur. Wieso hab ich Dummschädel das nicht gemerkt? Jetzt musste ich nicht nur mit seiner Depression klarkommen (Auslöser: Crash der Turnschuh-AG und nachfolgend Arbeitslosigkeit), die am Schluss mit ausgeprägten aggressiven Ausfällen "geschmückt" war, sondern auch mit der Tatsache, dass er in seinem Alter noch mal richtig durchpubertierte, weil er es sich mit seiner eigenen Mutter und seinem Vater nicht traute. Nein, er ist erst 37, also noch nicht in der Midlifekrise (wenn's die überhaupt gibt).

Mit Pubertieren meine ich: unangemessene unreife Dinge machen und durchprobieren, die reife Menschen in gewissen Situationen anders lösen: Planlosigkeit, Weigerung, auch zu planen, Trotz, Regression, Wutanfälle, dann wieder Hilflosigkeit, kindliches Liebsein oder jugendliche Flausen situativ unangemessen. Oder generelle Unreife und Angst in der Beurteilung von "Erwachsenendingen", und wenn's nur eine Anweisung eines Chefs ist oder der Brief vom Finanzamt. Kommt noch hinzu: Flirten im Internet und SMSe mit jungen Damen, die so ganz langsam seine Töchter sein könnten.

Ich fühlte mich verraten und verkauft an einen unreifen Menschen, den ich für reif hielt. Es ließ mich an meiner Klugheit zweifeln. Nicht nur, dass Therapeuten einen Angehörigen oft behandeln wie einen Pickel am Allerwertesten (ich sag mal, wie ICH mich gefühlt haben, andere mögen das gern anders erlebt haben ). Aber, nein, erst muss die Frau (ich) ihn zur Behandlung "tragen", gut zureden, alles aushalten, alles wuppen, natürlich immer schon brav und vorschriftsmäßig "auch an sich selber denken" *evilgrin*, das volle Programm, und nebenher gucken, dass nicht der Kuckuckskleber das Heim verziert und super ausschauen & die smarte Geschäftsfrau mimen *kotz*.
Über Scheidung denke ich schon die ganze Zeit nach, ob ich ihn jetzt liebe oder nicht spielt in dieser Hinsicht keine Rolle, es schadet mir so wie es jetzt - noch - ist (wenig Gespräch, Abkapseln, autark sein ist ja ganz nett, aber huhu! ich bin auch noch da..., da is lehm aufm Mars, ähm auf der Venus). Gemeinsames Eigentum will aufgedröselt sein, tue ich das zum jetzigen Zeitpunkt, werde ich das Geschäft verlieren...

Aber: Wie A**loch geht noch? Musste das noch sein mit den jungen Dingern das Ego aufmanteln. Das war der Mega-Schlag ins Gesicht. Nicht, dass ich Dank für das Verständnis und die Unterstützung während der Depression erwartet hätte, darüber war ich ja schon milde *eigenironie* hinaus... (Ach die Alkausfälle hätte ich beinahe vergessen; ich sagte ihm, nein ich brüllte es ihm hin , dass es mir wurstegal ist, mit was und mit wieviel er sich zukippt, hier in der Wohnung und im Büro und am Rechner will ich das Gelalle aber nicht sehen, zudem kann es ein Grund sein, weshalb mir das Abwarten eines Trennungjahres nicht zugemutet wird (Alkoholimus mus eine Ehefrau auch rechtlich nicht tolerieren). Eat it!!. Seit dieser kräftigen Ansage ist er trocken und geht zu den AA. Ob wegen mir oder damit er nicht die Wohnung verliert...? Wir_wissen_es_nicht. Seien wahre Motivtion behält er für sich. Er sagt mir zwar, er will mich nicht verlieren, vielleicht will er aber auch die Bequemlichkeit nicht verlieren, so das ich mir da keine klare Antwort mehr erhoffe. Die Unklarheit ist systemimmanent in ihm, er ist ja erst drüber zu erfahren, wer er selber ist und hat eine Analyse begonnen.

Das mit den Weibern tut nicht nur weh, ich wollte nicht dauerhaft im Schmerz suhlen, das brachte mich nicht weiter (ich hatte schon Nervenzuckungen im Gesicht und fuhr wegen jedem leisen Geräusch zusammen, so fertig war ich, als ich es erfuhr).

Das alles ließ mich nachdenken. Und mittlerweile habe ich meine Einstellung über das was Liebe ist, und warum wir uns in gerade den oder die verlieben, ziemlich revidiert. Seitdem geht es mit um 180° Grad besser, wenn man das überhaupt in Zahlen ausdrücken kann.

Wen's interessiert, der möge sich gerne rühren. Schicke ihm gerne meine Erkenntnisse. Hier im Forum bin ich aufgelaufen damit und als gefühlskalt abgestempelt worden.

so long

die Wanda

als Pausenfüller ein kleines Tao (Nr. 64):


Das, was ruht, kann leicht gehalten werden;
Das, was noch nicht eindeutig ist, kann leicht behandelt werden.
Das Spröde wird leicht zerbrochen;
Das Kleine wird leicht zerstreut.

Befasse dich mit dem Problem, bevor es sich entfaltet.
Bringe die Dinge in Ordnung, bevor Unordnung herrscht.

Ein Baum so dick wie eine Armspanne,
entsprießt einem winzigen Samenkorn.
Eine Terrasse mit neun Stufen,
beginnt mit einem Erdhaufen;
Eine Reise von tausend Meilen,
fängt mit einem Schritt an.

Wer eingreift, scheitert;
Wer festhält, verliert.
Die Weisen greifen nicht ein, somit scheitern sie nicht.
Sie halten nicht fest, somit verlieren sie nicht.

[...]
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von Tine »

Hallo Wanda,
hartes Brot. Die eigene Situation so schonungslos zu betrachten, nicht leicht. Ging bestimmmt auch nicht einfach mal eben so.
Im letzten Abschnitt deines posts schreibst du, dass sich deine Einstellung zur Liebe geändert hat. Klar wird das was wir Liebe nennen aus verschiedenen Quellen gespeist. Solange alles funktioniert muss man das auch nicht weiter hinterfragen. Ich nehme einmal an, dass auch die Lektüre des Buches 'Liebe und Abhängigkeit' dazu beigetragen haben.
Mit der Lektüre bin ich noch nicht ganz durch, in vielem finde ich mich wieder, in allem muss ja auch nicht sein. Manchmal betrachte ich das Buch wie einen Feind. Wie kann es sich erlauben, mir so etwas zu sagen?
Du scheinst in der Verarbeitung der Thematik schon weiter zu sein. Analyse - Erkenntnis - Veränderung. Ich hänge noch in Phase 1, oder 1-2.
Jedenfalls würde ich gerne an deinen Erkenntnissen partizipieren.
Gruß
Tine
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von fish »

Hallo Tine,
doch, es ging leicht.

Aber erst ab da, wo ich erkannt habe, an was es lag, und was Liebe wirklich ist und sein kann (nicht, was die Medien und Hollywood uns erzählen).

Das Buch Liebe und Abhängigkeit hat zwar dazu beigetragen zu klären. Mein break even point war aber schon vorher, genau ab da, wo mein persönliches Leid zu stark war.

Ich mail dir was. Dein Profil ist ja offen.

Herzliche Grüße

die Wanda
bersch0507
Beiträge: 52
Registriert: 12. Jan 2005, 15:31

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von bersch0507 »

Hallo lieber Olli,

du hast schon sehr viele gute Beiträge bekommen. Die Logik des Ablaufes zu verstehen, warum so vieles Standard ist und nicht etwas Außergewöhnliches darstellt, zu erfahren das es vielen von uns so ergeht kann dir helfen innerlich etwas zur Ruhe, einen Anker zu finden. Wenn du auch in anderen Beiträgen liest, wirst du immer wieder feststellen, das wir Angehörige nie perfekte Partner waren, wir aber aufhören müssen, uns mit Selbstbeschuldigungen nieder zu machen. Diese Krankheit hat eine bösartige, sehr verdeckte Logik und der „Depri-Tanz“, auf den wir uns unbewußt eingelassen haben, beeinflusst die Betroffene UND den Partner. Diese „wir verstehen unsere Partnerin in ihrem paradoxen Verhalten nicht“ und die Flut von „seltsamen“ Vorwürfen können wir erst verstehen, wenn wir etwas von dieser Krankheit begriffen haben, wenn wir hier von Betroffenen erfahren, was wirklich in ihnen vorgeht (Logik verstehen ja, wie es den Kranken geht, nein). Wer kann so etwas schon ohne Wissen erahnen. Darum, hast du keine dir vorzuwerfenden Fehler gemacht!

Was in euerer Ehe nicht „rund“ lief, welchen Charakter du und welchen deine Frau hat, warum das Fremdgehen Thema wurde, alles das kann ich nicht beurteilen. Selbst du wirst das nur schwer ergründen können. Darum lasse ich diesen, natürlich für dich wichtigen Teil, weg.

Ich will nur zum Krankheitsbild Stellung nehmen. Erst als ich begriffen habe, das die Depression ihr Eigenleben hat habe ich sie als eigenständig „logisch“ handelnd begriffen.

>>sie nannte es mit ihren worten bedingungslose liebe<<
>>sie wollte immer perfekt sein, weil sie glaubte nur deshalb haben sie die menschen gern<<
>>Lieber alles schlucken, um ja nicht jemanden zu verletzen<<
Diese Menschen sind eine „ideale“ Beute für die Depression. Wenn sie dann noch introvertiert sind und nur implodieren als aus der Haut zufahren, dann kann sich die Krankheit gut ernähren, sprich sie wird von Tag zu Tag fetter und das im Verborgenen. Du bekommst da nichts mit, du wunderst dich nur über das seltsame Verhalten deiner Frau.

>>um ihr zu beweisen, dass ich nicht dieser Mensch bin den sie in mir sieht<<
Lasse es bleiben, du hast keine Chance! Mit allem was du machst oder lässt, es wird dir immer negativ ausgelegt. Ein Standard scheint zu sein, das sehr oft die Partner die Gegner sind und die Depression dafür sorgt, das jedes Signal von dir bei deiner Frau negativ verdreht im Kopf ankommt. Du bist ja schließlich die beste Nahrungsquelle für die Krankheit.

>>allein um die patienten, was mit den angehörigen und ihren ängsten und unwissen über diese teuflische krankheit depression ist, ist denen gelinde gesagt scheiß egal<<
Das ist leider auch eine Tatsache. Sicher, eine Depression zeichnet sich aus, das die Kranke keinerlei Selbstbewusstsein mehr hat. Sie drückt die Kranke auch weiter nach unten, indem alle Leistungen der Vergangenheit, auf die sie stolz sein könnte, negativ umgeformt werden. Aus jeder Leistung wird im nachhinein ein Fehler. Darum soll sie jetzt alles anders machen, egoistisch die emanzipierte Frauenrolle annehmen, von der Sklavin zur „Herrin“. Da ist für dich kein Platz, denn du bist dann, mit dem ganzen normalen Umfeld, selbst zum Fehler geworden. Aus der aktuellen Krisensituation handeln die Psychologen verständlich, denn deine Frau muss ja wieder aufgebaut werden. Was ist aber wenn sie die Tiefs überwunden hat, ihr soziales Umfeld der aufgebauten Familie ist dann weg. Aus einigen Beiträgen der Betroffen weiß ich, das diese Situation dann für die Kranken auch belastend ist. Diese vielleicht notwendige radikale Kur des „Trennen von allem alten“ hat später einen Preis.

>>Warum hast Du jetzt auf einmal die Zeit für Deine Kinder? Du willst Sie mir nur wegnehmen<<
Vorwürfe, Unterstellungen und Angst sind eine explosive Mischung für dich. An solchen Aussprüchen kannst du unschwer erkennen, was die Depression aus deiner Frau gemacht hat.

>>aber gegen meine Gefühle andauernd anzukämpfen ist nicht so leicht<<
Lasse bitte deine Gefühle zu! Je mehr du dagegen angehst, desto stärker werden sie. Lasse sie zu, sie verlieren dann zunehmend an Luft und dann lege sie wieder beiseite, ab in die Kiste und dann durchschnaufen. Es gibt eine Zeit zum berechtigten heulen und jammern, lebe es ruhig aus. Wie bei einer Trauer, man muss sie zulassen um sie zuerst akzeptieren und dann überwinden zu können.

Zum Schluss muss ich dir leider sagen, das du dir über eine gemeinsame Zukunft keine Gedanken machen solltest. Die Chance ist sicher sehr klein. Je früher du los lässt, je früher du wieder auf DEINEN sicheren Beinen stehst, desto früher kannst du dich mit dem Jetzt und der Zukunft befassen. Es wird Zeit, das du lernst mehr an morgen als an gestern (was wäre wenn) zu denken. Es wird auch oft beschrieben, das eine endgültige Trennung der Betroffenen helfen kann, auch neu zu beginnen. Nach meiner Philosophie ist dann die Nahrungskette der Depression unterbrochen und die Krankheit wird schwächer.

Ich wünsche dir die Kraft an dich zu denken und das deine berechtigte Wut auf das Geschehene der Einsicht weicht, das es bei dieser Krankheit nicht um Schuld geht.
Liebe Grüße Bernd
bersch0507
Beiträge: 52
Registriert: 12. Jan 2005, 15:31

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von bersch0507 »

Hallo Wanda,
du hast da einiges Aufschlussreiches geschrieben. Habe meine Mail freigegeben und freue mich auf deine Erfahrungen.
Bis dann & Gruß
Bernd
wuddly
Beiträge: 5
Registriert: 12. Aug 2005, 22:21

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von wuddly »

Hey liebe Wanda, Teddy, Bea und Bernd,

erst einmal vielen Dank für Eure Zeilen. Hilft mir immer mehr ein Stück weit zu verstehen.

Wanda:

ich bin auch Deiner Meinung das es am Anfang am besten ist den "Anhang" nicht sofort mit einzubeziehen, da der "Patient" erst einmal ein eigenes Vertrauen aufbauen muß zu seinem Arzt, ohne Angst zu haben es werden gewisse Sachen weitererzählt.

Nur so kannst Du dich absolut öffnen, ohne die Angst zu haben es bekommt gleich einer mit. Das fatale nur daran ist, daß die Ärzte bei vielen im trüben fischen oder einen Verdacht haben ohne zu wissen ob es so oder so ist. Ich gebe offen zu wie sollen sie auch die Zeit dafür aufbringen. Nur der "kranke" wird aufgeklärt was mit ihm los sein könnte, der Angehörige wird im ungewissen gelassen.

Für mich ist das Umfeld auch sehr wichtig mit zu betrachten, es kann doch auch wie in meinem Fall sein, gar nicht zu wissen, was oder weshalb sie dies oder jenes gestört hat. Wie sollst Du etwas ändern können, wenn der Partner nicht sagt was ihn eigentlich stört. Gut ich gebe zu es kommt auch vor das ein Mann nicht immer sich daran erinnern kann, das die Frau versteckte Hinweise gegeben hat. Aber wenn Du sie offen danach fragst, und das mehrmals ob sie mit ihrem Leben zufrieden ist, und jedesmal die Antwort ist ja, warum fragst Du. Was soll ich dann noch machen. Bitte glaube mir, nicht umsonst habe ich diese Frage gestellt, da ich mich schon sehr gewundert habe, wie lieb und nett sie zu allen immer war.

Wegen dem Kontrollbedürfnis sage ich Dir folgendes. Erst nach dem ich erfahren habe, daß sie mich im BKH betrogen hat, habe ich mit den Kontrollen angefangen. Sagen wir es einmal so, ich hatte unheimliche Verlustängste. Ist dies so schwer zu verstehen? Vorher hatte ich es auch nicht nötig oder dieses Bedürfnis der Kontrolle gehabt, da ich ihr voll und ganz vertraut habe. Leider habe ich ja auch so erst einiges erfahren.

Hinsichtlich der Psychologin kann ich nur folgendes sagen. Beim ersten Gespräch nach 5 Wochen, konnte ich endlich die lang ersehnten Fragen stellen, die mir auf der Seele brannten. Was für eine Art der Depression hat meine Frau, wie läuft die Behandlung ab, welche Medikamente nimmt sie ein und was verursachen sie usw. usw.
Ich habe erfahren das 1/3 ihre Kindheit, 1/3 ihre Krankheit und 1/3 genetisch bedingt bei meiner Frau die Ursachen wären. Kein Wort von Eheproblemen oder sonstigem. Was daraus geworden ist hab ich ja schon erklärt.

Beim zweiten Gespräch ging es nur um ihre „neuen Freunde“, und das trotz was vorgefallen war, ich gute Miene zum bösen Spiel machen soll. Damals habe ich es nicht verstanden, diese Leute haben Sie gedeckt wenn ich angerufen habe, waren noch unheimlich nett zu einem und taten so, als ob sie von nichts wüssten. Wie sollte ich solchen Menschen überhaupt noch vertrauen können. Ich war der Volltrottel der Nation, wenn ich mit den Kindern sie besucht habe, und alle einen angeschaut haben, mit dem Gefühl der arme Kerl, weiss von allem nichts.
Alle haben es gewusst nur ich nicht. Sie hat es in ihrer Depressionsgruppe offen diskutiert.

Nun zur Kernfrage. Ich gebe Dir recht wenn Du sagst „wieso willst das wieder haben“. Ich versuche es Dir so einmal zu erklären. Ich habe, und tue es wahrscheinlich noch heute, alles immer auf diese schreckliche Krankheit geschoben. Es ist nicht nur die Gewohnheit oder das frühere Leben nach dem ich nachtrauere, nein vieles neue nach ihrer Rückkehr hat mir sogar gefallen. Sie hat endlich aufbegehrt oder ihre Meinung gesagt zu diesem und jenem. Leider hat sie jegliches Gefühl für die sog. Mitte zwischen bedingungsloser Liebe und totalem Egoismus nicht gefunden. Ich wollte gar nicht mehr die Frau zurück haben die zu allem ja und Amen sagte. Mit dem Echo ist das so eine Sache. Wenn beide Partner unterschiedliche Sprachen sprechen, wie willst Du miteinander dann kommunizieren. Es ist alles so unheimlich schwierig geworden. Jedes Wort musste ich mir gut überlegen, damit sie nicht gleich das Gefühl hatte, ich möchte ihre Meinung ihr nehmen. Wenn Du einen Menschen so sehr liebst, gehst Du bis an Deine Grenzen. Die Gefahr selbst in eine Depression zu fallen, war mir sehr bewusst. Daher habe ich auch nach gewisser Zeit die Reisleine gezogen, trotz des Wissens das ich alles was ich behutsam aufgebaut habe wieder zu zerstören.

Dieses Kontrollbedürfnis von dem du immer sprichst hat etwas mit Verlustangst zu tun. Ihre Therapeutin nach dem BKH hat ihr gesagt „Ich glaube ihr Mann hat große Angst sie zu verlieren….“ Sie hat mich danach gefragt und ich habe es ihr gestanden, dass es so wäre.

Teddy:

Meine Frau hat zu mir wortwörtlich gesagt: „Mein Wohlergehen geht mir vor alles andere…
Damals habe ich es nicht verstanden, da ich sie fragte …auch vor dem Wohlergehen Deiner Kinder? Sie antwortete mit ja! Heute weiß ich was sie hiermit wirklich gemeint hat. Erst wenn Sie selber wieder auf der Höhe ist und mehr an sich denkt, hat Sie auch die Kraft für die Kinder oder andere, um für Sie wieder da zu sein.
Wegen den neuen Freunden aus der Klinik nur soviel was meiner Meinung entspricht:
Sie haben in der Zeit in dieser Klinik für nichts und niemandem eine Verantwortung zu tragen, außer für sich selber. Ich sag mal so, wenn Menschen eine sehr lange Zeit zusammen, ich nenn es „Laborsituation“ sind, passieren Dinge die nicht immer erklärbar sind. Schau doch nur bei Big Brother einige Verhaltensmuster an, dann verstehst Du was ich meine….
Dies möchten die Patienten am liebsten mit nach draußen nehmen, damit Ihnen der Anfang leichter fällt. Ob Du es glaubst oder nicht, es hängt viel damit zusammen, dass es für sie eine fremde Welt, die neu zu erforschen, ist. Daher wird nach geraumer Zeit ja auch der Patient langsam wieder an das Leben „draussen“ gewöhnt. (WE-Besuche, Tagesbesuch usw. usw.)

Bea:

Ich weiss zwar nicht wie Du so schnell zu solch einem Urteil kommen kannst, aber bin Dir deswegen nicht böse oder sonst was. Würde nur gerne näher von Dir erfahren, wie Du darauf kommst. Versteh mich bitte nicht falsch, es interessiert mich wirklich, da es ein neuer Aspekt ist, und ich gerne wissen möchte auf was Du es beziehst? Bitte antworten, wäre wichtig für mich…

Bernd:

Ich danke Dir besonders. Habe durch deinen Beitrag vieles gar nicht besser beschreiben können und mir sind sogar die Tränen gekommen, so nah ist es mir gegangen.

Eine Frage an alle:
Mein größtes Problem ist zur Zeit dieses ewige Katz und Maus Spiel. Gehe ich ein wenig auf meine Frau zu, geht sie sofort in die entgegen gesetzte Richtung. Lass ich längere Zeit nichts von mir hören oder beachte Sie kaum (in dieser Zeit geht es mir immer am besten) kommt Sie mit irgendwelchen Fadenscheinigen Gründen auf mich wieder zu….
Mir kommt es so vor, dass Sie nur raus finden möchte, na habe ich ihn noch in meiner Hand….Sie hat bei mir damit ein leichtes Spiel, da ich ihr nichts vormachen kann. Auf Dauer halt ich es aber nicht mehr aus…

Deshalb habe ich mir gestern endlich Klarheit verschafft, und Sie direkt angesprochen, ob Sie es überhaupt noch in Erwägung ziehen könnte einen Neuanfang zu wagen. Die Antwort war mir in vornherein eigentlich schon klar, bloß gestern war vieles anders… Zum ersten Mal habe ich gespürt das es endgültig vorbei ist und ich Sie loslassen werde. Wir konnten über vieles nicht ausgesprochene endlich einmal in Ruhe miteinander reden. Warum wer was getan, gesagt oder verstanden hatte. Ich habe endlich verstanden warum sie an einen Neuanfang nicht mehr glauben kann und will.

Die Gründe:

1. Es ist kein Vertrauen mehr da bei ihr
2. Sie Angst hat wieder in das gleiche Muster wie früher zurück zu fallen.
3. Sie jegliches Gefühl zu mir verloren hat, es ist überhaupt nichts mehr da.
4. Es nicht allein an den anderen neuen Partner liegt, sondern Sie ihre neu gewonnene Freiheit geniest.
5. Sie an ein zurück bis zum heutigen Tage nicht gedacht hat
6. Sie sagt das ich machen könnte was ich wollte es hätte keinen Sinn mehr
7. Ich jetzt erst erkannt habe wie wenig ich ihr noch bedeute

Es ist zwar unheimlich hart, aber die beste Medizin für mich um endlich loslassen zu können und ein Leben ohne Sie in Angriff zu nehmen. Ich freue mich jetzt erst mal auf den Urlaub mit meinen Kindern. Möchte mich ganz besonders bei Euch allen bedanken und werde Euch auf den laufenden halten wie es weitergeht.

Ganz liebe Grüße Olli

Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist Sie die demütigste, die man sich vorstellen kann. (Mahatma Gandhi)
BeAk

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von BeAk »

Lieber Olli,

mein Mann, mit dem ich jetzt 21 Jahre verheiratet bin, ist in den vergangenen Jahren an Depressionen erkrankt, er ist heute wieder stabiel.

Ein typisches Krankheitszeichen ist das der Depri seine Gefühle nicht mehr warnehmen kann, er also Gefühlkalt gegen seine Liebsten erscheint. Du hast diese Situation nach der Krebserkrankung deiner Frau beschrieben. Zu diesem Zeitpunkt etwa begann ihre Depression. Sie hat sich dann für Euch (Mann u. Kinder) aufgeopfert, noch mehr als vorher, warscheinlich fühlte sie sich schuldig, Euch nicht mehr zu lieben. Das ging bis zur suizidgefährdung.
Dann kamen die Fähigkeit zu fühlen zurück, sie liebt ihre Kinder aber Dich nicht mehr, sonst würde sie sich nicht so sehr für andere interessieren, ist meine Vermutung.
Ich habe bei meinem Mann erlebt, das er seine Gefühle für mich und seine Kinder nicht mehr warnehmen konnte, sie aber mit Abklingen der Depression wieder so empfand wie vor der Erkrankung.
Das veranlaßte mich zu den Vermutung das deine Frau schon vor der Erkrankung in einer Ehekise steckte und Du unweissenderweise mit.

Aber, egal ob ich nun recht habe oder nicht, Ihr beide habt Euch ausgesprochen. Sie hat Dir klar gesagt, was sie empfindet und warum. Du hast es verstanden und brauchst nicht mehr zu rätseln. Wende jetzt Deinen Blick nach vorne, versuche ein guter Vater zu sein. Und schau was Du aus Deinem Leben für Dich machen kannst.

Ich wünsche Dir alles Gute dafür.
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von fish »

"Frage an alle" (Dein letztes Posting)

Hallo Olli,
ganz klar ist mir jetzt nicht, was denn nun deine Frage an alle ist. Ich konnte das nicht herauslesen.

Grüße

die Wanda
wuddly
Beiträge: 5
Registriert: 12. Aug 2005, 22:21

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von wuddly »

Hallo Wanda,

bin zurück aus dem Urlaub. Tut mir leid wenn ich mich erst jetzt melde. War alles etwas stressig wegen den Urlaubsvorbereitungen.

Wegen meiner Frage an alle war gemeint wie ich mich Verhalten soll wenn sie nach längerer Zeit selber wieder Kontakt aufnimmt.
Ein Besipiel: Nach dem sie mir unmissverständlich klar gemacht hat, daß sie unserer Ehe keine Chance mehr einräumt, rief sie mich 1 Tag vor Urlaubsbeginn an und wollte mir die Koffer der Kinder vorbeibringen. Ich hatte ihr vorher aber gesagt, daß ich sie bei ihr abholen werde, wenn ich die Kinder hole. Danach rief sie noch zweimal an wegen fadenscheinigen Gründen.
Einen Tag nach dem sie mir gesagt hatte, daß es keinen Sinn mehr hat, schrieb ich ihr ein sog. Abschieds sms wo ich mich für die Klarheit der Worte bei ihr bedankte und endgültig loslassen werde. Meines erachtens ist es auch die einzige Lösung gewesen, um ein neues Leben zu beginnen. Nur sie läßt mich nicht los bzw. wenn ich wieder angedackelt komme, geht sie stiften und zeigt mir die kalte Schulter. Das brachte mich vorher fast immer zum wahnsinn.

Als ich eine kurze Liasion hatte und sie es durch die Nachbarin erfahren hatte, kam sie auch wieder auf mich zu. Wie soll ich das ganze nur verstehen. Mach ich mir die ganze Zeit nur selber was vor und deute die Zeichen nur einfach falsch? Sei es drum ich bin jetzt soweit endgültig loszulassen und es tut unheimlich gut. Ganz vergessen werde ich sie nie, und ganz aus dem Weg gehen kann ich ihr allein der Kinder wegen schon nicht. Möchte nur nicht mehr der Spielball für ihre Spielchen mehr sein. Hoffe Du hast jetzt verstanden wo mein Problem liegt.
Liebe Grüsse Olli
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von tommi »

Lieber Olli,

kann es sein, dass deine Frau eifersüchtig ist? Es geht ihr vielleicht immer noch nicht so gut und sieht, dass es dir ohne sie besser geht.
Es muss nicht sein, kann aber.

Gruß
Tom
BeAk

Re: Depression und die schlimmen Folgen

Beitrag von BeAk »

Lieber Olli,

Du tust gut daran auf deine Gefühle zu höhren. Dir geht es gut ohne sie, Du willst ihre Spielchen nicht mehr. Das ist eine klare Richtung, bleib dabei.
Antworten