Hilflosigkeit als Partner

Anki
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo!

Klara
Dein Beitrag hat mich neugierig über Dich und Deine GEschichte gemacht. Ich werde doch gleich mal im ARchiv nachsehen.

Erst nach zweimal lesen habe ich kapiert, dass Du Johanniskraut nimmst, weil es auch für Dich viel wird. Johanniskraut hat er vor ien paar Jahren genommen und ich hatte das Gefühl, dass es ihm etwas geholfen hat. Was sagst Du zu Deinen KIndern wenn es "los" geht? Wie gehen sie denn damit um?

Bea: Echt, Dein Mann nimmt genau das Medikament und das SExualleben wurde besser? na da bin ich ja mal gespannt was da auf mich zukommt.

Ich habe heute nochmal einen TErmin für mich bei der Ärztin ausgemacht. Ich hab doch noch viele Fragen, die sie viel mir vielleicht doch noch beantworten kann. Mal sehen.

Viele Grüsse Anke
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Anke,
du schriebst:

"Muss gestehen, so ganz verstehe ich gerade die Disskusion nicht - werde dazu auch nicht viel sagen. ausser dass ich diese Seite als Möglichkeit gesehen habe, sich als Angehöriger "auszukotzen" und um Hilfe zu rufen."

Muss gestehen, mir geht es haargenau so.


"KLar kann ich keinen Depressiven in seinen Handlungen wirklich vestehen, aber kann ein Depressiver auch wirklich unsere Ängste, Gefühle und GEdanken wirklich verstehen?"

Nein, er versteht ja oft oder manchmal seine eigenen Gefühle nicht. (jetzt bitte an die Anderen: nicht schon wieder kommen mit "Generalverurteilungen", ihr schreibt das doch selber so.)


"Kann nicht jede SEite versuchen so weit wie möglich sich etwas zu nähern ohne dabei den anderen anzukreifen, weil er es eben nicht ganz nachvollziehen kann wie sich der andere TEil eventuell verhält und fühlt???"

Das mit dem Annähern, weiss ich nicht ob das einem Forum wie diesem immer so toll gelingen kann. Es geht ja schon los mit der schriftlichen Form, sie ist anscheinend für alle Arten von Missverständnissen vorprogrammiert.

An alle:
Ich versteh nicht ganz, warum meine Meinung, sich doch mal zu überlegen, wo man als Angehöriger sich zu sehr um den Depressiven dreht, oder die Aussage, dass viele Angehörige hier sich zu sehr um den Depressiven drehen, und dass das auch noch durch die spezifische Art des Forums zu sehr unterstützt wird, gleich eine "Generalverurteilung" Angehöriger ist.

Ich schreibe nicht, um jemanden zu ärgern, sondern weil es meine eigenen Erfahrungen sind: Wenn man nicht aufhört als Angehöriger mit dem Drehkreisel, wird es oft auch dem Depressiven nach wie vor nicht gelingen, aus seinen Mustern rauszukommen.

Nein, natürlich ist das nicht das Forum für Hundezucht odder Klavierspielen, oder andere stärkende Freuden. Ich denke, diesen Thread hätten wir Angehörige jedoch besser nutzen können, indem wir uns gegenseitig mitteilen, WIE wir es schaffen können, uns nicht dauernd um den Kranken zu drehen und wieder "zu sich" zu kommen.
Viele Depressive schaffen es mühelos, in unserem Leben die Hauptrolle zu spielen; nach meiner eigenen Meinung sollte er das NICHT, denn wir gehen dabei unter und können DANN dem Kranken gar keine Stütze mehr sein.

@ Bea

Ich schrieb mir doch schon die Finger wund und sage "oft" und "manche" oder auch "viele". Das sind eingrenzende Wörter, die eben ständig sich bemühen, eben nicht alle Angehörigen damit zu erwischen. Aber man kann das natürlich auch überlesen, wenn man will, dagegen sind Texte eben nicht gefeit

Es ist schwer.

Grüße Wanda
deep
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von deep »

Hallo,

ich möchte mich mal als Betroffene einklinken.

Liebe Wanda,

Du hast für mein Verständnis und meine Erfahrung mit meiner Krankheit in fast Allem was Du sagst, völlig recht.

Ich habe ja an anderer Stelle schon erzählt, wie es mir mit meinem Mann gegangen ist.
Auch wir hatten eine Phase, in der er sich völlig um mich drehte - es war furchtbar für ihn und auch für mich. Einerseits habe ich die Aufmerksamkeit sicher gefordert, andererseits war es nur nervig, weil eigentlich bin ich doch nicht blöd, fühlte mich aber dazu degradiert. Und manchmal kamen mir auch so Gedanken "Wie blöd ist der eigentlich, dass der das Alles mit sich machen lässt"
Eine Motivation, endlich etwas zu tun, um wieder auf eigenen Beinen gemeinsam zu gehen, war das nicht, im Gegenteil. Es war Gift für uns Beide und für unsere Ehe. Nur sagen konnte ich das nicht, eskalieren musste er es.

Es war hart, auf die Aufmerksamkeit seinerseits zeitweise verzichten zu müssen, aber irgendwann habe ich begriffen, dass das für mich (uns) richtig und wichtig war. Er hätte mir nie helfen können, wenn er nur versucht hätte mir zu helfen. Weil, das kann kein Aussenstehender leisten, die Arbeit mit Krankheit habe wir Erkrankten schlussendlich selber, das Umfeld kann nur unterstützend wirken.

Die Frage als als Angehöriger sollte nach meiner Meinung nicht sein "Was kann ich tun, damit es ihm/ihr besser geht?" sondern "Wie kann ich ihn/sie darin unterstützen, aus dem Teufelskreis aus eigener Kraft heraus zu kommen?"
Das sind für mich zwei völlig verschiedene Dinge, die ich zu unterscheiden für wichtig halte. Helfen ist gefährlich, weil es den Kranken aus seiner Verantwortung lässt (man übernimmt sie praktisch), Unterstützung gesteht ihm eigenen Spielraum zu - und erlaubt Angehörigen auch, an sich zu denken.

Ich glaube allerdings auch, dass es gerade für Frauen sehr schwierig ist, von der Helferin zur Unterstützerin zu werden. Da spielt weibliches Selbstverständnis, Erziehung, Gesellschaft und was sonst noch Alles eine Rolle - und die Kerle lassen das oft auch nicht zu, geholfen zu werden

Und dieser Punkt ist es nach meinem Gefühl auch, der hier zu Missverständnissen führt - Deine Forderung ist sehr hart formuliert und solche Härte ist für Frauen oftmals ein Problem, noch dazu, wenn sie von einer Frau formuliert wird. Und manchmal, liebe Wanda, kommst Du in Deiner Härte sehr gnadenlos rüber. Die Schriftform verstärkt das noch, aber dass das so ist, liegt nicht zuletzt am Medium. Ich will Dich damit nicht angreifen, ich glaube, das weißt Du auch, aber vielleicht wären manchmal "?" einfach freundlicher als "!"? Weil, im Grunde hast Du ja Recht

Viele liebe Grüße
Karin

P.S. Übrigens hat meine Therapeutin meinen Mann in dieser Hinsicht unterstützt. Als ich mich bei ihr darüber beschwerte, habe ich kein schlechtes Wort über ihn gehört, im Gegenteil!
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Karin,
die von dir empfundene Härte kommt davon, dass ich mich lieber prägnant ausdrücke als zu verschwommen, wenn ich die Wahl habe. (Selbst das führt noch zu Missverständnissen, was will man machen).

Denn: Mit abschwächenden und "netten" Formulierungen habe ich weder im Forum noch privat wenig zielführende Erfahrungen machen können. Gerade bei meinem Mann musste oft ein sogenanntes "hartes" Wort her, damit wieder Klarheit aufgebaut werden konnte.

Ich muss sogar sagen, immer wenn ich meine Anliegen oder Meinungen einfühlsam formulierte, war es als hätte ich sie nie gesagt. Ich hatte verschiedene Varianten probiert, um mich bemerkbar zu machen, die bei anderen Leuten sofort gewirkt hätten, nicht bei ihm. Es war sogar so, dass ich das Äußerste ankündigen musste (Trennung, Scheidung) und durchziehen musste, damit sich was tat (Arztbesuch, Therapie-Anmeldung, Einsicht, dass er eine Suchtpersönlichkeit ist, besseres Feedback statt dauerbeleidigter Haltung, mehr Respekt, etc.). Es war mühsam und ich habe es gehasst, weil es bei MIR viel kaputt gemacht hat. Denn ich habe immer gedacht: es kann doch nicht wahr sein, was hier passiert...und welchen Ton ich anschlagen muss. Ich ahbe ihn stelleweise auch gehasst dafür, dass er mich zwingt, solch harsche Töne anzuschlagen.

Mittlerweile bin ich froh darum, dass ich über die Maßen energisch war und nicht darauf reingefallen bin auf "man soll doch keinen Druck aufbauen". Das kann bei manchen Depressiven stimmen, bei meinem Mann war das bulshit.

Dass Härte und Prägnanz das bei manchen im Forum nicht sonderlich sympathisch rüberkommt, nehm ich in Kauf; ich will ja hier nicht den Wattebäuschchen-Weitwurf oder den Beliebtheitswettbewerb gewinnen.

Wenn einer dann hier sagt, aber wir sind doch nicht wie dein Stutzkopf von Mann, was soll das, dann sind da sicher einige, die keine Stutzköpfe sind. Klar.
Aber manche doch

Grüße aus dem fischreichen Dänemark

Wanda
Edeltraud
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Wanda,

"Härte und Prägnanz"
Ich empfinde deine Posting als verletzend, provokativ, aggressiv.
Ein wertschätzender und respektvoller Ton wäre angebracht. siehe Netiquette des Forums
Respekt und Wertschätzung hat nichts mit Wattebäuschchen und dergleichen zu tun.

manche - viele - alle - keiner
das sind alles Verallgemeinerungen.
Wäre es nicht besser?: so ist es bei mir, bei meinem Mann.

Viele Grüße
Edeltraud
fish
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Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Ach Edeltraut,

verallgemeinernd wäre, wenn ich sagte "alle", oder die "meisten".

Unter "viele" oder "manche" ist für mich noch keine unzulässige Verallgemeinerung. Aber das mögen Sprachseminaristen entscheiden.

Ich erzähle sehr oft von mir, meinen Mann, etc. Möchte das - wenn es gestattet ist - nicht immer in allen Details ausführen. Es gibt Dinge, die ich nicht erzählen will und muss, wir sind ja hier nicht die yellow press und hoffentlich auch auch keine Spanner.

Soviel ich mitgekriegt habe, waren es hier in diesem Thread nur wenige, die den Mut hatten, über Sex zu reden..., darunter auch ich.
Aber alles hat eine gewisse Grenze. Dann muss man sich etwas distanzierter ausdrücken.

Und wenn ich Beobachtungen mache über Tendenzen im Forum, dann mache ich die halt. Die sind meine persönliche Meinung. Andere müssen die nicht teilen, oder mögen gern andere Tendenzen ausgemacht haben.

Wo habe ich dich beleidigt, Edeltraut? Es ist zudem hier ein Angehörigen-Thread, oder nicht? Jedem kann ich es nicht recht machen. Das wird nicht gelingen. Und in einem Angehörigen-Thread muss man Klartext reden dürfen. Angehörige vertragen einiges, das wissen wir mittlerweile

Ich finde es zudem weit hergeholt, von einem Verstoß gegen die Netiquette zu reden, findest du nicht?

Wanda
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Wanda,

weiter oben schreibst du:
"Ich bezieh mich z.B. hier laufend mutig auf das Problem Sex, andere schweifen gern ins generelle "Wir sind Depressive" ab, ist wohl zu peinlich"

Wieso spukt dauernd das Thema Sex in deinem Kopf herum? Irgendwie scheint es mir als würdest du ein Problem damit haben. Mein Eindruck kann allerdings auch täuschen.
Anke erhielt doch bereits mehrere hilfreiche Beiträge zu diesem Punkt. Und wenn sie noch Fragen dazu hat, dann wird sie diese sicherlich stellen.

Wanda, von Beleidigung sprach ich nicht.

Viele Grüße
Edeltraud
deep
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Registriert: 27. Sep 2004, 12:13

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von deep »

Hallo Wanda,

für ich ist es in Ordnung, ich finde klare Worte auch immer besser als Watteweitwurf. Von daher habe ich persönlich mit Deiner Schreibe kein Problem, kann aber auch die "andere" Seite verstehen.
Und es ist einfach schade, dass Du so gerne missverstanden wirst deswegen, weil Du sehr viel Gutes und Wahres zu sagen hast.

Lieben Gruß nach Dänemark

Karin

Hallo Edeltraud,

ich habe das Gefühl, Du übertreibst es gerade ein Bisschen. Es ist Deine Interpretation, zu sagen "Ein wertschätzender und respektvoller Ton wäre angebracht.", Andere sehen das möglicherweise anders.
Wanda ist hart, das ist richtig, aber ich habe sie noch nie als beleidigend empfunden.
Es ist halt immer eine Frage des Empfängers, wie wie eine Botschaft ankommt.

Lieben Gruß auch an Dich
Karin
Anki
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo!

Wanda - schreib so wie bisher - ich fand Deine Beiträge für mich meistens sehr treffend und gut. Weil sie mir u.a. gezeigt haben, dass auch andere das kaum aushalten können, und auch eine ziemlich grosse Wut entwickeln gegen den Partner und seinen "Launen" (auch wenn die Launen durch eine Depression kommen, sind sie ja schwer auszuhalten - wohl für alle beteiligten) Es tut gut, antworten zu lesen, die nicht sagen, dass ich mich noch mehr in ihn hineinfühlen muss, sondern die Klartext reden. Was für mich zutrifft kann ich ja selber selektieren. Ich glaube nicht, dass wir hier im Angehörigen Forum uns gegen die Depressiven stellen wollen, sonder es soll doch hier den Angehörigen der WEg mit seinem Partner vielleicht ein Stück leichter gemacht werden???

Ich kann meine GEdanken leider nicht so gut in Worte fassen, und besonders das Medium schreiben macht es nicht leichter. Ich hoffe, dass ich diesesmal nicht in einen FEttnapf getreten bin.

Ich war am Freitag bei unserer Hausärztin. ich kam mit ienem Zettel mit Fragen an, worauf sie meinte, ich sitze hier wie eine Mutter! Das Ende war, dass sie mich ausfragte, an meine Wunden stellen kam und ich das heulen anfing. Der Erfolg des Gesprächs war einige Zeit grosses Ausweinen zuhause und viele Gedanken die in meinem Kopf schwirren. Zum einen, sie sagte mir am Schluss ganz klar, dass er krank ist, und dass wenn wir noch länger gewartet hätten es imer schlimmer gekommen wäre. Irgendwie beruhigend für mich, dass meine Beobachtungen, dass es immer schlimemr wird richtig waren, jedoch natürlich auch sehr ängstigend.
Zum anderen machte sie mir klar, dass wir ein perfektes Paar sind. Ich habe eigentlich schon immer gekämpft ums Glücklich sein - konnte mir viel Traurigkeit und durchhänger nicht leisten und versuche dabei anderen zu helfen. ES muss ja immer weitergehen. Er ist jemand der liebevoll und "schwach" ist. D.h. ich habe ihm immer mehr abgenommen je schlechter es ihm ging, gestehe mir aber keine kaputten Zeiten zu (Äh, wann und wie soll das gehen) Und nun wäre er mein 3. Kind und auf dem Stand der Verantwortungsübernahme bei einem Kleinkind! Poh, das waren sehr harte Worte. Ich würde meinen Kindern mehr zutrauen als ihm. Ja, ich habe immer mehr übernommen, ja ich bin die "starke" hier, aber wie soll es sonst anders sein? (habe es gerade nochmal durchgelesen und merke dass es schwer verständlich ist, hoffe ihr steigt da durch. sorry)

Ich muss nun lernen ihm mehr zuzutrauen, und wenn es sein muss mit dem HOlzhammer. Wem geht es ähnlich???

Übrigens, Tabletten nimmt er nun seit Freitag Nebenwirkung kaum und gestern war er verbal so gefühlsvoll dass ich wiedermal das heulen anfing. Das war wie Nahrung auf einer ausgehungerten Seele. DA habe ich so rfichtig gemerkt, was ich immer mehr verloren habe.

Die Ärztin meinte noch, ich könne im nicht helfen, ich trage keine VErantwortung, die Deprression hat er und nicht ich.

Aber wird man nicht als Angehöriger irgendwann "hart" und stark? Macht man nicht irgendwann sein leben zum grössten Teil selber wenn man spürt, dass wenig INteresse an manchen Dingen besteht? Ist wohl falsch, aber ist es nicht normal?

Nachdenkliche und grübelnde Grüsse
Anke
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Jede Beziehung ist wohl anders, so wie jeder Mensch anders ist. Ich kann sehr gut verstehen was Du schreibst, nur liefen bei meinem Mann und mir die Dinge anders, da ich hart um meine eigenen Interessen gekämpft habe.
Es stimmt was Eure Terapeutin sagt, die Krankheit wird sich nur bessern, wenn ER die Verantwortung dafür übernimmt.
Versuche soweit wie möglich (Ausnahme nur wenn die Depression ihn lähmt) eine normale Beziehung zu führen, mit den ganz normalen Pflichten und Aufgaben eines Vaters und Ehemanns.
Ich persöhnlich lass mich auch verbal nicht fertig machen, gebe konta. Allerdings ist mein Mann mittlerweile auch in diesen Situationen wieder beeinflußbar und sie kommen nur noch selten vor.
Ich kann Dir nur raten, Dein Interesse an anderen Dingen wieder aufzunehmen und nicht nur um deinen Mann zu kreisen, das ist nicht gut für Euch beide.
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Ach Edeltraut,
du schriebst:

"Wieso spukt dauernd das Thema Sex in deinem Kopf herum? Irgendwie scheint es mir als würdest du ein Problem damit haben."

Vorsicht. Bitte um Fairplay.

Das Thema Sex war Bestandteil - und ein nicht ganz unwichtiger, das sie Missbrauchserfahrung hat - von Ankis Haupt-Posting, das diesen Thread eröffnete. Nicht mehr und nicht weniger.


"Anke erhielt doch bereits mehrere hilfreiche Beiträge zu diesem Punkt."

Wo waren die?

"Und wenn sie noch Fragen dazu hat, dann wird sie diese sicherlich stellen."

Mein persönlicher Eindruck war, dass Anki in der Mitte dieses Threads deutlich das Gefühl zum Ausdruck brachte, es gehe nicht mehr um ihr Eingangsanliegen. Da wird sie möglicherweise nicht mehr recht an eine Fortführung oder Behandlung ihrer Fragen geglaubt haben.


Du schriebst weiterhin:
"Wanda, von Beleidigung sprach ich nicht."

Nein. Dann andere Frage an dich:
Wo habe ich dich verletzt oder provoziert?

Grüße

Wanda
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Anki,
danke für dein Feedback.

Ja, es ist oder war eine große Wut, Zorn oder irgendwas in der Richtung in mir.

Gar nicht so oft wie es jetzt klingt gegen den depressiven Mann - zwar auch manchmal schon - aber eher ein abstrakter Zorn gegen DIE DEPRESSION (wieso gibt es sowas, kann bis heute keinen höheren, edlen Sinn drin entdecken), was es aber auch nicht leichter machte.

Mein Hauptzorn aber war langsam der gegen mein Umfeld (welches ich heute mit anderen Augen betrachte als vorher, gottseidank), was bestand aus Verwandten/weiteren Angehörigen, Freunden und auch manchmal den sogenannten professionellen Helfern.

Es gibt und gab in meinem speziellen Umfeld (ich hoffe, dass das bei anderen nicht ganz so krass ist) einen grossen blinden Fleck gegenüber meinen Bedürfnissen und dass ich fast draufging dabei. Man ging locker drüber hinweg wie nix. Was ich nicht alles sollte, noch mehr arbeiten, noch mehr planen, noch mehr organisieren, ihm noch mehr abnehmen..., die Wohnung alleine weiterrenovieren, noch mehr stark sein... (ganz schlimm das).

Heute bin ich froh, von Anfang an nicht darauf gehört zu haben. Es ist eher wichtig, eine eignen innere Stimme zu haben, sie wertzuschätzen und auf sie auch zu hören, einfach seinen Weg zu gehen. Aber es war schwer. Ich fühlte mich einfach nirgendwo unterstützt, obwohl ich mich öffnete. Einziger Lichtblick war eine alte Freundin, die schnell kapiert hat (schon mal was).

Was ich sagen will: Es ist schon schwer genug, verständlich mitzuteilen, was Depression ist. Mitzuteilen, wie es einem als Angehörigen dabei geht, schien mir fast nicht möglich. Eher "verstanden" die anderen meinen Mann denn mich. Das war bitter.

Seitdem wehre ich mich - mit langsam wachsendem Erfolg übrigens - gegen die ständig gepflegte Darstellung, ich wäre "stark", ich würde das schon "wuppen". Wenn Angehörige das hier jetzt lesen und feststellen, dass ihnen auch sehr häufig "Stärke" zugeschrieben wird, sollten sie aufhorchen... Vorsicht.

Wichtig ist eher, das ehrliche und deutliche Eingeständnis des Angehörigen: Ich komme nicht mehr weiter, mir wird das zuviel. Helft mir bitte. Und nicht zuzulassen, dass man mit der - in meinen Augen manchmal faulen - Ausrede kommt: Wieso? Du bist doch so stark. Das verlangt Selbstbewusstsein und eine gewisse Grund-Energie, die man oft in dieser Situation nicht mehr hat.: Man ist einfach nur ausgelaugt.

Wenn der Angehörige das aber nicht schafft, wird er selber möglicherweise krank. Ich jedenfalls war kurz davor, nach allen Regeln der Kunst durchzudrehen - auch aus existenziellen und finanziellen Gründen (von der Familie meines Mannes kam null mentale und finanzielle Unterstützung, für sie war ich die, die wenn sie sich Katzenfutter leisten kann, auch sonst genug Geld hätte... und tschüss) - was meinem Mann in einer seiner sehr schlechten Phasen dazu veranlasste zu sagen, ICH gehörte statt seiner in die "Klapse"...

Da ballte ich schon oft die Faust, sah mich schon ohne Flachs in einem Zeitungsartikel: "Familientragödie: Geldsorgen. Frau brannte plötzlich Haus nieder..."

Es hat wirklich nicht mehr viel gefehlt.

Anki, du schriebst:
"Es tut gut, antworten zu lesen, die nicht sagen, dass ich mich noch mehr in ihn hineinfühlen muss, sondern die Klartext reden."

Danke, tut mir auch gut, das von dir zu lesen.

"Ich kann meine GEdanken leider nicht so gut in Worte fassen,..."

Aber hallo kannst du das. Versteh jedenfalls haargenau was du meinst.

Das "dritte Kind" und das "Mutter"-Thema:
Das ist in meinen Augen ja das Perfide an der Depression, dass sie unsichtbare, latent ungesunde Verhältnisse deutlich sichtbar auf die Spitze treibt: Vielleicht hat man schon immer zu wenig Selbstbewustsein gehabt, eigenen Defizite durch den "schwachen" Partner überdekct, den Partner etwas zu sehr behätschelt oder geschont, vielleicht ist es auch mehr ein gesellschaftliches Anliegen, dass die Frau dem Manne auch die Krankenschwester sein soll..., vielleicht ein un_heimliches und bösartiges Konglomerat aus allem...

"...ja ich bin die "starke" hier, aber wie soll es sonst anders sein?..."

Dies ist eine Falle. Und diese Falle galt es für mich aufzulösen. Auf der einen Seite MUSSTE ich zwangsweise als Ehefrau (gibt Pflichten, die auch im BGB stehen, shit happens mehr für den Partner tun, er war zum Teil nicht einmal mehr geschäftsfähig, arbeitslos eh, und ich schulterte notgedrungenermaßen lästigen Kram und Finanzielles für ihn, weil es sonst keiner für ihn tat. Mit der Aussicht, dass, wenn ich es nicht allein tue, gehen wir beide unter.

Die Augen gingen mir auf, als ich in der Angehörigengruppe erfuhr, was andere Frauen so treiben: die eine konnte es nicht lassen, ihm immer sein Lieblingsmineralwasser (er hatte wegen der Medikamente immer starken Durst), zu besorgen, obwohl er das auch selber konnte. Es hätte ihm im Gegenteil gutgetan, mal selber aus dem Haus zu müssen. Es war sogar Bestandteil einer Therapie, der sie sich unterzog als Angehörige (sie bekam oder hatte selber Depressionen) und eine Hausaufgabe des Therapeuten: "Kaufe deinem Mann nicht das Mineralwasser." Sie tat es wie unter Zwang trotzdem...

Das hat sie nicht geschafft!!

Ich hoffe, Anki, dass es bei uns beiden nicht ganz so wild ist, wir sind auch vermute ich, eine andere, selbstbewusstere Generation , die besagte Frau war 50. Und dass wir das aufgezwungen Mutterhafte gegenüber unseren Männern aber fix abstreifen können, diese Haut passt uns nicht, das sind wir nicht. Die ist für unser Kinder da, und selbst die können mit 4 oder früher selber aufs Töpfchen...

Eher sind wir die, die auch mal gehätschelt werden müssten. Uns hätschelt aber keiner, wenn man uns unwissend dauernd für "stark" hält oder mit Gewalt aus anderen Motiven heraus für "stark" halten will. (Bei mir was es das letztere und in meinen Augen auch das Allerletzte.)

Ich habe übrigens die Angehörigengruppe nach einem Jahr verlassen, weil ich das Gluckenhafte der meisten Frauen da nicht mehr ertragen habe. Versuche, ganz nett und freundlich (ja , das kann ich auch...) das Thema ganz überzogene, falsch verstandenene Mütterlichkeit oder auch Co-Abhängigkeit auf die Agenda zu setzen, schlugen fehl. Es fand kein Verstehen. Da gab ich es auf.

Nicht jede Angehörigengruppe ist gleich, es sind nur meine persönlich gefärbten Beobachtungen. Vielleicht hast du mehr Glück. Am Anfang bringt es jedoch auf alle Fälle was, weil man sich "ausheulen" kann und verstanden fühlt. Und wie, und wie schnell, man sich dann weiter entwicklen will, ist ja jedem selber überlassen.

Liebe Grüße
Wanda

"Aber wird man nicht als Angehöriger irgendwann "hart" und stark?"
Bloss nicht.
Härte ist nicht Stärke. Echte Stärke ist was ganz anderes. Echte Stärke ist, sagen zu dürfen und zu können, du ich brauche deinen Unterstützung, ich kann das nicht alleine.

Falsche Stärke ist, die Dinge mit sich selber ausmachen, "hart" zu werden und zu versuchen, alleine zu können und auch noch anderen zu "hefen" mit falschverstandener Hilfe, statt der besseren Hilfe zur Selbsthilfe. Das ist Selbstüberforderung aus falschen Lebenssätzen heraus und führt uns ins Nirgendwo.
Lichtsuche
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Lichtsuche »

Alle Achtung Wanda,

wenn mir Threads zu lang sind, um sie von vorne anzufangen, beginne ich schon mal hinten.

Dein Erleben deckt sich derart mit dem meinem. Ich werde beschrieben, dass ich wirke, wie ein Fels in der Brandung, wage ich zu sagen, dass es mir nicht gut geht, kriegt das kaum einer auf die Reihe.

Ich merke, dass ich immer rigoroser darin werde, mich von Menschen fern zu halten, wo ich spüre, dass da Erwartungen an mich gerichtet sind, denen ich weder entsprechen will noch kann.

Ich brauche meine ganze Kraft für mich, für meine Arbeit, für mein Kind, mehr ist nicht herauszuholen. Ich liebe die Menschen, die nicht jegliche Initiative mir überlassen, mit denen sich einfach gute Stunden verbringen lassen, wo ich mich nicht verstellen muss, weil man mir mein wahres Befinden nicht abnimmt usw.

Mir erlauben schwach, erschöpft zu sein und wer damit nicht klar kommt, braucht sich ja nicht mit mir abgeben.

Ich verstehe sehr gut, was Dich auf die Palme bringt, wenn Menschen davon sprechen, wie stark sie doch jemanden finden. Wir haben uns zwar selbst zu sehr diese Rolle auch angezogen, aus Kompensationsgründen, aber es ist vorbei.

DAS mag ich nicht mehr, in aller Konsequenz.

Ja, auch ich will mich mal anlehnen können, Verständnis, Hilfe oder Wohltaten empfangen können, statt für andere die darzustellen, die alles schafft. Ich weiß auch nicht, wozu andere das brauchen, so jemanden in mir sehen zu wollen.

Liebe Grüße
Lichtsuche
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Lichtsuche,
du schreibst:

"Ich werde beschrieben, dass ich wirke, wie ein Fels in der Brandung, wage ich zu sagen, dass es mir nicht gut geht, kriegt das kaum einer auf die Reihe."

Wie ein Fels in der Brandung, das sagt man in meiner Umgebung nicht direkt (man sagt überhaupt nix direkt, eher nur schwammig, wodurch es noch mehr Kraft bekommt, wenn man sich das freiwillig reinzieht und nix genaues dagegen sagen kann), man hebt eher gern ab auf, wie und wie gut ich doch Einfluss auf meinen Mann haben könnte, wenn ich wollte. So Sachen.

Die Liste: Ich soll.
Ich solle ihm das Rauchen abgewöhnen, ihm die "Faulheit" austreiben, ihm Ziele vermitteln, ihm Jobs verschaffen... Und wenn ich an seinen "Bällchen" spielen würde (ohne Sch***, Originalzitat meines Schwiegervaters, eine klare Grenzüberschreitung der Dritten Art mir gegenüber und eine Respektlosigkeit), dann wäre er auch nicht depressiv. Es wäre quasi alles meine Schuld. Aber dass er depressiv sei, wurde interessanterweise von beiden Schwiegereltern im Grunde dann wieder doch geleugnet. Und Hilfe bräuchte ich daher nicht, basta.

Die Liste von meiner Mum und teilweise meiner restlichen Verwandtschaft, wenn ich um Hilfe ersuchte: Du wolltest es doch so (Hinweis auf emien allereinzigste Verantwortung, von der meines Mannes, der ebenfalls den Kaufvertrag unterschrieb, keine Rede..., uninteressant). Ach das bisschen Trinken ( Verharmlosung). Fahr doch mal in Urlaub, du siehst fertig aus (Verweisen). Immerhin gekam ich etwas finanzielle Unterstützung von dieser Seite (Schuldgefühl?).

Dieses nicht-auf-die-Reihe-kriegen hat in meinem Umfeld also verschiedene Ursachen (eine weitere kommt ganz unten als Post Skriptum, die wichtigste...). Bei uns war das so, dass man sehr wohl sah, was mich fertigmachte, aber man flüchtete sich aus Hilflosigkeit in wohlbekannte Sprüche, an die man auch selber glaubte. Also falsche oder krankmachende Lebensleitsätze und vor allem die Auffassung, was man als hilfreiches Frauchen seinem Manne doch machen müsse. Also nicht zu unterschätzender gesellschaftlicher Einfluss auch.

Das empfand ich schnell als das, was es war: eine gewisse Oberflächlickeit, Schwammigkeit, Angst und auch Wegschieben, nicht Hinschauen wollen. Auch ein nicht ganz gesundes Familiensystem, eher ein eigenartiges. Ich sehe das immer deutlicher. "Geholfen" wurde sehr oft dem, dem man die Hilfe aufdrängen konnte oder musste (meine Mutter zum Beispiel setzte sich vehement und mit langen Gesprächen und Zeitaufwand bei einem bekannte Paar ein, wo er die Mithilfe am gemeinsamen Hausrenovieren verweigerte, bei mir war meine Mum deswegen kein einziges Mal, nicht dass ich es wollte...); wer um Hilfe ersuchte, bei dem war es aber augenscheinlich nicht dringend, der wurde klar oder auch mit wohlmeinenden Kalendersprüchen oder gar Ausreden abgewiesen.

Daher mache ich das Gleiche wie du, Lichtsucher, ich halte mich mittlerweile von denen fern, die nicht verstehen können oder wollen. Ich bin nicht verantwortlich für ihre Lebensleitsätze.

Für mich sind es nicht die richtigen. Wer das immer noch unterläuft und trotz freundlichen Hinweises die alten Muster durchzusetzen versucht, bekommt erst einen etwas kantigeren Satz und wenn gar nix geht einen kräftigen Anschnauzeroder Kontaktabbruch. Das ist bei manchen "Musterstrickern" die einzige unhöfliche Möglichkeit, Klarheit und Grenzen zu zeigen. Das strengt natürlich immens an, deswegen meide ich solche Kontakte. Muss ich nicht haben. Bei einer gemeinsamen "Freundin des Hauses" leider so passiert.

Und gehe natürlich auf zeitliche und räumliche Distanz. Und die Erfahrung ist toll und entspannend, dass es Menschen gibt, die diese krankmachenden Muster nicht haben, sondern einfach anders sind.

Bad idea wäre für mich, an dem erhofften Verständnis von Freunden oder der Ursprungsfamilie festzuklammern und ständig zu versuchen, mich kognitiv zu erklären, und um Verstehen zu betteln. Dieses Wissen, dass das wirklich nichts bringt, dass ich auch gottseidank nicht so allmächtig bin, das zu bewirken, macht mich zum Glück frei für neue Dinge.

Es ist schön und sehr entspannend, dass es Menschen gibt, wo ich nicht dauerrigoros sein muss. Alles andere wäre Dauerstress.

Liebe Grüße

Wanda


"Ich weiß auch nicht, wozu andere das brauchen, so jemanden in mir sehen zu wollen."

Man kann sich fragen: Was haben sie davon? Und: Was habe ich bis jetzt davon gehabt?

Und vielleicht auch, dass das, was man sagt ("ich brauche Hilfe") auch ein bisschen mit Mimik, Gestik und Tonlage übereinstimmen muss, sonst wird es schon hundertmal nicht geglaubt. Ein festes, kerniges "Ich brauche Hilfe", (die Augen schauen dabei abweisend weg, da Schamgefühl), mit anschließender hochintellektueller Sofortanalyse warum und wie dann die Lösung aussieht, wird weniger Erfolg haben, als wenn es ernsthaft, ruhig, mit in die Augen schauen, leiserer Stimme und ratloser Körperhaltung passiert. Das ist jetzt keine Aufforderung, seine eigene Körpersprache zu manipulieren, das geht auch nicht. Es muss echt, von innen so sein.

Das Perfide ist, dass Menschen, die darauf getrimmt sind, immer Lösungen parat zu haben, halt selten eine ein deutlich hilfesuchende Körperhaltung oder entsprechenden Ton in der Stimme haben. Sie wirken nicht "stimmig", oder gar unglaubwürdig, das spüren die anderen so, obwohl sie tatsächlich Hilfe dringend brauchen, deswegen bekommen sie keine, nicht einmal von Leuten mit ausgeprägtem Helfersyndrom wie in meiner Familie der Fall.

Ds habe ich für mich herausgefunden. Im Grunde schon brutal, oder? Daran würde ich mal ansetzen: Kopf und Bauch müssen im Idealfall das Gleiche sagen. Sonst klingt es widersprüchlich (wir kommunizieren auf drei Ebenen), und die Umgebung fasst es so auf, wie es ihr taugt. Aber nicht so, wie vom Sender der Botschaft gemeint.
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Kann Dir Wanda in allem nur zustimmen, habe es genau so erlebt. Nur Hilfe habe ich auch keine gefunden. Nicht beim Psychiater meines Mannes, denn ich bin ja nicht krank. Nicht beim den Beratungsstellen der Charitas 2 Monate Wartezeit und dann abgespeist worden mit kulturellen Problemen und wieder 6 Wochen Wartezeit bis zu nächsten Termin. Medizinischer Dienst des Gesundheitsamtes hat mich als krank eingestuft und meinen Mann per Ferndiagnose gesund und die Chefin machte daraus wieder ein kulturelles Problem. Das ich seit 20 Jahren mit dem Mann verheiratet bin, ihn und seine kulturellen Wurzel kenne, haben alle ignoriert.
Es blieb mir nichts anders übrig als mich allein durchzuwursteln, mich auf mein Bauchgefühl zu verlassen und meinen persöhnlichen Interessen auserhalb der Partnerschaft nach zu gehen um Kraft und Klarheit im Kopf zu gewinnen.
Anki
Beiträge: 29
Registriert: 4. Mai 2005, 23:12

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Anki »

Hallo Wanda, hallo Lichtsuche!

Wie man nach aussen wirkt und nach innen sich fühlt sind oft zwei voll veschiedene Dinge. So langsam verstehe ich ersteinmal auch mich kennen. Eigentlich verrückt, durch die Krankheit von ihm denke ich mehr über mich nach. (Will ich das eigentlich?)

Ich habe unsere "neue" Lebenssituation bisher nur wenigen Menschen erzählt. Das wunderschöne und seltsame war bisher das von den meisten vollkommenes Verständnis und Hilfeangebote zurückkam. Doch, irgendwie weiss ich noch nicht so recht, wie ich ihre HIlfe annehmen kann. Denn was brauche ich jetzt? Was tut mir gut? Ich weiss es irgendwie selber nicht. Nein, ich bin wohl noch nicht so weit Hilfe anzunehmen. Irgendwie werde ich es schon schaffen. (und sei es die Planungen und Vorbereitungen für mein FEst morgen.) Warum nur? Habe ich mich so gut in die Situatuion "ich schaff das auch alleine" wieder reingelebt dass es mir schwer fällt HIlfe anzunehmen? (Kurzerklärung ich bin mit 16 von zuhause ausgezogen udn stand dann doch einige Zeit auf einsamen, alleinigen Füssen. Bis er kam, dann eben kurzzeitiges Abgeben um dann doch wieder sagen zu müssen, ich schaff das schon, na her mit all den Problemen. Meine Umwelt reagiert eigentlich eher possitiv, mensch, was Du alles machst, Anke braucht halt viele Kinder um sich (hatte TAgeskinder etc.) Bis auf Schwiegermutter. Sie erklärte mir beim Hausbauen ich soll ihn nicht mit meinen Problemen belasten, er hätte genügend eigene. Hä??? Bitte.

Wanda und Lichtsuche, ihr seit wohl schon weiter, offener!? Ich kämpfe vielleicht noch damit nicht mehr als kkleine gesehen zu werden. Und damit wären wir wieder dabei wie leichter es dann anscheinend ist auch dem Partner seine Defizite mit zu übernehmen.

Wanda, schade jedoch, dass es bei Dir keinen gibt, der Deine Arbeit Und Leistung anerkennt. Von der Familie erhofft man sich oft viel. Und wird dann manchmal wohl am meisten enttäuscht. Meien Schwester ihr kOmmentar, als ich es ihr von der Depression erzählen wollte war auch sehr ernüchternd. Gut, ihr werde ich wohl nichts merh erzählen und weiterhin sagen, dass doch alles in Ordnung ist.

Oh, wie hasse ich die schnell dahin gesagte Frage: Na, alles in Ordnung bei Euch?

(Übrigens, Katzenfutter kaufen ist gut!!! Das sagen zumindest auch meine zwei "Tiger")

Und was mir noch auffällt, dass Depression wirklich nichts ist, was kaum wen trifft. Jetzt, wo ich da etwas mehr inhöre höre ich immer mehr: ich habe auch schon mal Medikamente genommmen. .... Und ich habe es damals warscheinich erzählt bekommen und konnte damit nix anfangen.

Ich habe gerade den TExt nochmal überflogen da stellte ich mir die Frage: " Wer braucht eigentlich mehr HIlfe, er oder ich? Mache ich mir jetzt so viele GEdanken dass ich alles verdrehe? Verflixgt komplizert das Seelenleben von gesunden und kranken.

Es grüsst Euch herzlich - ich muss weiteraufräumen und putzen, und Kuchenbacken....
Anke
Lichtsuche
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Lichtsuche »

Schmunzel

> Bad idea wäre für mich, an dem erhofften Verständnis von Freunden oder der Ursprungsfamilie festzuklammern und ständig zu versuchen, mich kognitiv zu erklären, und um Verstehen zu betteln. Dieses Wissen, dass das wirklich nichts bringt, dass ich auch gottseidank nicht so allmächtig bin, das zu bewirken, macht mich zum Glück frei für neue Dinge.

Liebe Wanda,

da sagst Du was, ich meinte auch immer reden hilft ... nein, nicht immer ... dann hilft nur noch handeln im eigenen Interesse.

Wie man selbst rüberkommt, wenn man schon mal selbst etwas rausläßt? Ich neige zum aggressiv werden, was ja auch nicht als Schwäche gedeutet wird.

Letztes Beispiel: der Vergleich, wie andere etwas schaffen, wie andere in schlechteren Situationen stecken ... Hallo? Es ist mir völlig wurscht, wie ich im Vergleich zu anderen abschneide, es ist mir auch völlig wurscht, ob man mich im Vergleich zu anderen ungerecht findet.

Ich hab also in genervtem Tonfall gesagt "Ist gut, lass sein, mir geht's im Vergleich zu anderen hervorragend. Zufrieden?" Schweigen am anderen Ende "Ich meinte doch nur ...", abgewürgt "Das nutzt mir null." und hab das Thema gewechselt.

Ich hab darauf noch weniger Nerv. Das ist dann so das, wo ich den Rückzug antrete, ich leide darunter weniger, als mich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen.

Das Bedürfnis einfach nur ernst genommen zu werden und das tun Menschen nicht, die einen vergleichen. Im Grunde sagen sie "Es ist anders, als Du es empfindest, wahrnimmst. Trau dir selbst nicht, andere wissen und sehen das besser als Du."

Es lebe die Subjektivität, die sich nun mal nicht vergleichen und bewerten läßt.

Liebe Grüße
Lichtsuche
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Bea,
Lektüre zur systemischen Familientherapie hat mir am besten geholfen. Auch Watzlawik. Und der altmodische Eric Berne. Auch die altbekannte Transaktionsanalyse (TA). Gibt recht gute, lesbare und begreifbare Bücher dazu.

Ich habe begriffen, welche Handlungsmuster hinter manchen Sachen stecken. Oder stecken könnten. Und wo man sich an die eigene Nase fassen muss.

Und das "Geheimnis", warum manche anscheinend im Übermaß "Hilfe" kriegen, und andere nicht. Warum manche professionellen Helfer auch darin verstrickt sind (Das Spiel: "Holzbein", oder "Ich wollte Ihnen doch nur helfen" aus "Spiele der Erwachsenen" von Eric Berne.

Aus welchem Kulturkreis kommt dein Mann, warum war das bei den Profi-Helfern ein oer kein Thema?

Liebe Grüße

Wanda
Lichtsuche
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Lichtsuche »

Liebe Anke,

weiter als letztes Jahr bin ich. Aber erst vor wenigen Tagen, kam mir, dass die Depression mir gut sein will. Ja, es stimmt. Dieser Zustand war und ist ein völliges "die Bremse anziehen".

Vergangenes Jahr war ich ausgebrannt mit psychosomatischen Symptomen. Hab eine Beziehung beendet und doch unter dieser Entscheidung gelitten, "Ich hätte es doch schaffen müssen." wiederkehrende Gedanken, um das, was ich falsch gemacht habe usw. Und der Oberwitz, Angst davor depressiv zu werden. Witz, denn ich war's da schon. Agitiertheit aus Angst vor Depression. Hab zig Dinge angefangen, von denen ich mir versprach herausgerissen zu werden, aber eigentlich keine Energie dafür übrig haben.

...

Das ist vorbei. Wo ich stecke, beschreibe ich für mich ungefähr so. 44 Jahre lang habe ich eine Lebenskonstruktion aufrecht erhalten, die mich nicht mehr trägt, ja, eine Konstruktion, die in der Depression gipfeln mußte. Äußere Ereignisse haben den Prozeß nur beschleunigt und waren irgendwo auch zu viel auf einmal neben der Tatsache in der gesamten Zeit weiter gearbeitet und mein Kind versorgt zu haben.

Ich weiß nur eines: die, die ich 44 Jahre lang gewesen bin, wird es nicht mehr geben. Es ist irgendwie, wie am Anfang zu stehen.

Worunter ich am stärksten leide, das ist Antriebsschwäche, meint ich fange etwas für mich an, und dann kommt's wieder zum Erliegen.

Ich setze jetzt zum einen auf Medikamente, zum anderen auf Therapie gegen meinen inneren Saboteur. Ein Gefühl von, ich funktioniere, aber so richtige Freude, richtiger Spaß, richtige Lust kommt nicht auf.

Liebe Grüße
Lichtsuche
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

"Wanda und Lichtsuche, ihr seit wohl schon weiter, offener!?

Nene, für mich gesprochen hatte ich einfach ein anderes Umfeld als du.

Hallo Anki,

du schriebst zudem:
"Ich kämpfe vielleicht noch damit, nicht mehr als Kleine gesehen zu werden."

Das scheint eine deutlich andere "Rollenzuweisung" zu sein.


"Und damit wären wir wieder dabei wie leichter es dann anscheinend ist auch dem Partner seine Defizite mit zu übernehmen."

Sowieso.
Mir würde es besser gefallen, mich über die Posi_zite zu orientieren zu dürfen, um dann meinem Mann eine positive Ergänzung zu sein. Un vice versa.

Solange er noch als inzwischen angeblich Nicht-Depressiver (für mich) provokative Sätze krachen lässt wie: "Es ist doch eh alles sinnlos", beiße ich weiterhin in die Tischkante.

Aber diesmal heimlich, damit er nicht mehr in sein Muster kommt, dadurch erst den Ehrgeiz zu entwickeln, mir "Ungläubiger" diese von ihm durch negative Erfahrung hart erworbenene Leitsätze weiterhin philsophisch und praktisch zu beweisen...

Das war nämlich sein Trip. Also ganz ist er noch nicht aus dem Schneider.

Liebe Grüße

Wanda
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Lichtsuche,

das mit dem Vergleichen:

Kennst du das häufig aus deiner Kindheit: "Stell dich nicht so an, der oder der hat das auch geschafft und nicht so herumgejammert" oder "Was hast du nur und weinst, da war doch gar nichts, schau die anderen spielen"?

Ich denke, wenn das häufig der Fall war (ab und zu rutscht das jedem "Elter" mal raus), dann ist das problematisch. Ärgerlich ist, wenn befreundete Erwachsene das machen, einem die eigene Wahrnehmung abzusprechen. Nur ist das nicht mehr so schlimm wie als Kind. Denn als Erwachsener kann man das reflektieren und auf verschiedene Art (nett oder grob) zurückweisen. Ein Kind kann das eher nicht, weil es seine Gefühlsabsprecher und Wettbewerbsbefürworter liebt, sie aus Selbsterhaltungsgründen nicht in Frage stellt und allmählich den Zugang zu seinen Gefühlen oder seiner Intuition verliert. Und nur noch Liebe = Anerkennung glaubt zu finden, wenn es "besser" oder "stärker" ist als andere.

Manchmal denke ich über einen Elternführerschein nach...

Liebe Grüße

Wanda
Lichtsuche
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Lichtsuche »

Ja, Wanda,

das kenne ich in abgewandelter Form. Z.B. "Es kann doch nicht sein, daß du deinen Vater vermißt, nach allem, was er mir (Mutter) angetan hat." oder "Du traust dir zu, deine schulischen Defizite aufzuholen (sie waren umzugsbedingt und ich wollte um keinen Preis sitzenbleiben, hab die Nachprüfung sogar bestanden), wir (Lehrerkollegium) wissen es aber besser, du wiederholst die Klasse."

Kinder haben schon ganz schöne Anmaßungen und reine Willkür wehrlos hinzunehmen. Der Satz, der mich am meisten auf die Palme bringen kann, ist: "Ich/wir meinen es doch nur gut mit dir."

> Ärgerlich ist, wenn befreundete Erwachsene das machen, einem die eigene Wahrnehmung abzusprechen. Nur ist das nicht mehr so schlimm wie als Kind. Denn als Erwachsener kann man das reflektieren und auf verschiedene Art (nett oder grob) zurückweisen.

Das kommt darauf an. Mir ist das noch nicht lange selbstverständlich, dass meine Wahrnehmung zählt. Solange Selbstzweifel wirken in einem selbst, wird auch leicht von außen der Zweifel angenommen.

Wenn ich an die Zeiten denke, wo ich mir selbst Vorwürfe gemacht habe "Sei nicht so empfindlich. Du musst das besser wegstecken können" usw. Da war ich schon sehr geneigt, anderen eher zuzugestehen, besser durchzublicken als ich, anderen eher zu glauben als mir selbst ... ist noch nicht lange her.

Irgendwo ist das schon ein Hammer, wenn ich auf mich selbst zurückschaue ... und ich hab's nicht gemerkt bzw. nicht merken wollen, warnende Gefühle waren da, aber schwach und chancenlos damals.

Liebe Grüße
Lichtsuche
fish
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von fish »

Hallo Lichtsuche,
"Wahrnehmung" ist ein guter Anker um wieder zum Thema "Hilflosigkeit als Partner" zurückzukommen.

Ich weiß nicht, wie es Anki jetzt damit geht mit der Hilflosigkeit, die entsteht, wenn wir unserer alten Wahrnehmung nicht mehr glauben trauen zu dürfen.

Da ist ein Partner, der plötzlich ganz anders agiert oder reagiert als gewohnt. Mich hat das in finstere Täler gehauen, keine gute Fee weit und breit, die sagt, in drei Monden wirst du... wasweißich wieder in Glück und Frieden leben, bla.

Obwohl ich mir einbildete, eine gute Wahrnehmung zu haben, war das alles ganz neu und verunsicherte mich stark. Die alten Ideen, ihm einfach Verständnis und Zuneigung zu zeigen und zu schauen, was dann passiert, funktionierten nicht. Ich musste zum ersten Mal die Erfahrung machen, dass ihm anscheinend alles egal war und dass er nicht zuhörte, dass er auch kaum merkliche Unterstützung oder Zuwendung mit den Augen ablehnte. Merkwürdige Erlebnisse wie das unvermittelte und nicht mehr enden wollende Weinen, weil ihm das relativ kleine und reparable Missgeschick passierte, dass ihm der Hausschlüssel abbrach und er in Kanons von "ich bin schuld" versank.

Das kam in meinem Erfahrungshorizont beim besten Willen nicht vor und ich suchte recht rasch Hilfe und Orientierung bei Fachleuten. Wo ich mich etwas verdaddelte, war meine naive Annahme nach etwas (zu?) optimistischen Zeitungsartikeln, dass Ärzte und Therapeuten das gut und vor allem schnell wieder in den Griff bekämen. Nicht die Spur, mein Mann ging fremdgesteuert - er hielt nichts davon - zur Therapie, zum Arzt, erzählte ihnen womöglich nur wenig (typisch).

Während dieser Zeit verlor er zwei Jobs und er wurde wechselnd aggressiver oder versteinerter trotz Medikamente. Ich durfte bald überhaupt nichts mehr sagen, es wurde alles als bösartig ausgelegt. Statt sich mit mir zu besprechen, oder bei mir Zuwendung zu suchen, suchte er grenzenlose Bewunderung bei zum Teil minderjährigen Mädchen im Net.

Es wurde immer übler statt besser. Kaum durfte er das Trevilor ausschleichen, begriff er das als Start, um ordentlich Bier und Schnaps zu konsumieren. Wenn ich am Rechner saß und mich wegen irgendwelcher Zahlen konzentrieren musste, schmiss er ganz laut Musik an mit irgendwelchem Neue Deutsche Welle-Gesang. Als ich mir das verbat, wurde ich angerempelt: Böse Menschen mögen keine Lieder.

Ich hatte das Gefühl, in einem nicht ganz fertig renovierten Irrenhaus zu wohnen und absolut rücksichtslos behandelt zu werden. Es war ein Alptraum. Und ich beschloss, trotz oder wegen der üblichen Verhaltensmaßregeln, sie zu durchbrechen, meiner alten Wahrnehmung nachzugehen (die mir unterschwellig immer schon sagte, das alles hier WILL ich nicht und mir ist superegal, was die Ärzte oder irgendwelche Verhaltensregeln sagen) und zu rufen: BIS HIERHER UND NICHT WEITER, AUCH WENN DU DEPRESSIV BIST!! SCHEIDUNG!

Erst das brachte eine langsame Wende. Wir sind aber noch lange nicht durch. Es ist immer noch oft eine Sch***stimmung. Mein Hauptprob ist seine depressive Denke, die er immer noch nicht bereit ist, abzulegen - er steht sogar drauf - und seine fehlende Initiative, absolut fehlende Zuwendung mir gegenüber (außer Sex; Edeltraut, obacht, ich rede wieder von Sex...).

Ich denke/nehme wahr, dass solange seine Denkmuster und Bewältigungsstrategien noch die gleichen sind, kann es jeden Moment wieder losgehen mit Depressionsschüben. Er braucht nur wieder den Job verlieren oder anderes Ungemach. Was mich also beschäftigt, ist die Frage, ob ich das nochmal mitmache.

Meine deutliche Wahrnehmung sagt mir: nein, das packst du nicht noch mal. Und ich glaube, genau das sollte ich meinem Mann glaubhaft sagen. Nicht als Drohung, sondern, damit er endlich aufhört damit, mich als unendlich belastbar zu begreifen. Vielleicht denkt er dann mal drüber nach, was er mit seiner depressiv ausgerichteten Denke sich und mir antut. Das muss in seinen Kopp hinein, es ist noch nicht drin. Das hat nix mit Therapieren zu tun, ohne das sollte ich unsere Ehe beenden, wenn ich gut zu mir sein will.

Liebe Grüße

Wanda
Lichtsuche
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Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von Lichtsuche »

Liebe Wanda,

ich habe lange Zeit nach der Trennung meine Partnerin verflucht. Ich bin so noch nicht behandelt worden, ich schreibe das jetzt, weil mich heute vorrangig beschäftigt, dass ich mich so habe behandeln lassen. Dennoch müssen eigentlich die Anteile beider Personen auf den Tisch, denn eine Beziehung ist ein dynamischer Prozeß, eine Wechselwirkung.

Aus der Sicht der Depressiven zu schreiben im Forum "Angehörige", warum nicht.

Ja, Wanda, ich glaube in Deinem, wie in meinem Fall sind wir als bereits Kranke unsere jeweiligen Beziehungen eingegangen. Ich hab mich bis vor nicht allzu langer Zeit dagegen gewehrt, womöglich depressiv zu sein.Ich hab eine tierische Angst davor gehabt, weil wenig informiert habe ich mit Depression "nicht mehr leben wollen" assoziert.

Eines meiner Muster, das mich relativ gut an depressiven Symptomen herumsegeln ließ, lautete "Herausforderungen suchen, mich Herausforderungen stellen". Beruflich und praktisch kann das okay sein, einem tatsächlich ein gewisses Selbstvertrauen und Zuversicht schenken, die Herausforderungen auch zu packen. Ich hab schon Mobbing überstanden, weil mir die Arbeit selbst es wert war, mit Happy-End, die Mobber hatten schließlich die Größe sich Entschuldigen zu können. (Ich hatte sie nicht hängen lassen, was ich hätte tun können)

Aber genau das wirkte auch in der Partnerschaft. Es ging nicht mehr um meine aktuellen Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche. Ich hatte den Ehrgeiz alles in meiner Macht und Kraft stehende zu tun, um nicht schon wieder eine Beziehung zu beenden. Diesem Ziel opferte ich mich. Es nicht zu erreichen, ja, ich habe damit verbunden, dann wirklich niemand zu sein, mit dem ein anderer gern leben möchte. Es war wie "mein letzter Versuch, weil ansonsten meine Unfähigkeit zur Partnerschaft nicht mehr zu widerlegen ist."

Andere, gerade Partner, spüren das und wenn ebenfalls krank beginnen die Eskalationen. Wir lassen es zu, rücksichtslos behandelt zu werden und das läßt zugleich die Achtung vor uns schwinden. Wo die eine Person sich selbst in seinen Bedürfnissen immer mehr mehr zurücknimmt, nimmt die andere Person den frei gewordenen Raum in Besitz, testet weiter Grenzen aus, es kommt keine Grenze, wieder Raumgewinn und so weiter und so fort. Es mag jetzt blöd klingen, aber es ist wie mit Kindern, denen keine Grenze gesetzt wird. Im Grunde wollen sie Grenzen.

...

Ja, Wanda, Du bist kein Selbstbedienungsladen ohne Preisschilder und ohne Kasse. Raten, wo und wann Deine persönliche Grenze erreicht ist, das ist so individuell, wie bei allen Ähnlichkeiten unter Depris, keiner wie der andere ist. Ich halte es sogar für zu spät erst dann das Handtuch zu werfen, wenn man nicht mehr kann. Sich wieder aufzustellen, wenn man erst mal völlig ausgelutscht ist, ist verdammt schwer. Ich war völlig ausgelutscht vergangenes Jahr und bin immer noch nicht genesen. Seine Depression (die Deines Partners) sehe ich nicht als abschließend erfolgreich behandelt, wenn er nun meint Dir keine Achtung und keinen Respekt zollen zu müssen. Er muss es ja tatsächlich nicht, nur sind das dann keine Voraussetzungen mehr, die Beziehung fortzusetzen. Für ihn vielleicht, für Dich nicht.

Ja, ich glaube auch Depris brauchen klare Ansagen und klare Grenzen. Läßt sich auch nicht pauschal formulieren, daher lese ich jetzt erst einmal diesen Thread endlich von vorne, weil ich sonst nicht weiß, worum es Anke geht.

Bis später mit liebem Gruß
Lichtsuche
BeAk

Re: Hilflosigkeit als Partner

Beitrag von BeAk »

Hallo Wanda,

mein Mann stammt aus dem Orient, hat als Jugendlicher sein Vaterland verlassen und ist in der Westlichen Welt heimisch geworden, hat aus Überzeugung einen Teil der Werte der hiesigen Kultur übernommen und ist Deutscher Staatsbürger seit sehr vielen Jahren.
Der Psychiater zu dem ich meinen Mann geschickt hatte, versteht sein Handwerk und hat die Krankheit, wie bei jeden anderen Patienten auch, diagnostiziert. Die Damen von der Caritas haben keine psychiaterische Ausbildung und haben sich durch die offensichtlich orientalische Abstammung blenden lassen, haben nur von den Kulturellen Unterschieden geredet und mich zu Bumann gemacht, da ich diese nicht respektiere, dem hat mein Mann voll zugestimmt, da ich für ihn zu diesem Zeitpunkt die Schuldige war an der ganzen Situation. Das mein Mann diese kulturellen Unterschiede selbst nicht lebt, hat er natürlich verschwiegen.
Der Psychiaterisch Medizienische Dienst hat meinen Mann nie gesehn, sie hatten auch kein interesse darann. Die erste Dame hielt mich für krank, ich stand kurz vor der Einreichung des Scheidungsantrages und für sie war das alles wirres Zeugs das ich von mir gab. Ihre Vorgesezte, beim zweiten Termin, interessierte sich auch nur wieder für den kulturellen Unterschied. Sagte aber das sie mir glaube das mein Mann krank ist, da der Psychiater einen guten Ruf habe.
Ehrlich gesagt, hatte ich keine Lust weiter als Existenberichtigung für diese Leute zu dienen. Ich war dreimal auf den Flur dieser Behörde und habe nicht einmal einen Ratsuchenden dort angetroffen. Aber in den psychiatrischen Arztpraxen sind Wartezeiten von 3 Wochen die Regel. Das der Medinische Dienst nichts zu tun hat liegt nicht an der Gesundheit der Leute.
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